Archiv für den Monat Mai 2021

Ein Eigentor des FIFA-Präsidenten?

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(causasportnews / red. / 31. Mai 2021) Der kürzlich ergangene Entscheid des Bundessstrafgerichts in Bellinzona wurde im Lager des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino als grosser Sieg gefeiert, als der seit ein paar Monaten im Amt befindliche, ausserordentliche Staatsanwalt des Bundes, Dr. Stefan Keller, in den Ausstand, das heisst, ins juristische Offside, versetzt wurde. Der schwatzhafte Jurist und Obergerichtspräsident aus dem Kanton Obwalden hatte gemäss Urteil aus Bellinzona den FIFA-Präsidenten vorverurteilt und Unwahrheiten verbreitet, weshalb Gianni Infantinos Begehren – nach Auffassung von Rechtsexperten völlig zurecht – gestützt wurde (vgl. auch causasportnews vom 5. Mai 2021). Da sich der peinliche Sonderermittler, der die Vorwürfe gegen Gianni Infantino und den abgetretenen Bundesanwalt Michael Lauber wegen undurchsichtiger, gemeinsamer Treffen hätte untersuchen müssen, nach der Gutheissung des Ausstandsbegehrens vor allem in Richterschelte übte, sich öffentlich zu Rundumschlägen gegen das Gericht hinreissen liess und sich völlig uneinsichtig zeigte, waren die Tage des Sonderermittlers aus der Innerschweiz gezählt. Schon bald nach der Ernennung von Stefan Keller zum ausserordentlichen Staatsanwalt des Bundes im Juli 2020 wurde manifest, dass in der «Causa Geheimtreffen FIFA/Bundesanwalt Lauber» ein selbstverliebter Egoman als Ermittler am Werk war. Oder eben nicht am Werk. Der Jurist, der sich wohl zu Unrecht als ausserordentlicher Bundesanwalt» (richtig: Ausserordentlicher Staatsanwalt des Bundes) bezeichnete, war eher mit Medienarbeit in eigener Sache, denn mit dem Fall «Gianni Infantino / Michael Lauber» beschäftigt. Dabei hätten schon bei der Ernennung des Gerichtspräsidenten aus Obwalden alle Warnlampen leuchten sollen: Die Justiz in Ob- und Nidwalden gilt fachlich als äusserst schwach, wegen der Kleinheit der Halbkantone personell verfilzt, politisch durchdrungen und dennoch weitgehend undurchsichtig. In Anlehnung an das Evangelium könnte etwa adaptiert werden: «Was kann denn schon juristisch Gutes aus Unterwalden kommen?».

Nach dem Abgang von Stefan Keller werden die Ermittlungen ab sofort von einem neuen Mann aus dem Kanton Zürich fortgeführt: Der 70jährige ehemalige Zürcher Staatsanwalt Ulrich Weder soll nun richten, was der Obwaldner Gerichtspräsident als Sonderermittler versiebt hat: Nämlich in diesem FIFA-Komplex zu Ende zu untersuchen. Vor allem die Links-Presse überbietet sich in Vorschusslorbeeren bezüglich des reaktivierten Justiz-Rentners, der sich ideologisch als strammes SP-Mitglied dem sozialistischen Gedankengut verpflichtet fühlt und derzeit von einer satten Pension lebt. Dass in derartigen Fällen ehemalige Spezialisten aus dem Ruhestand beordert werden müssen, zeigt vor allem, dass es um valable, personelle Alternativen im Justiz-Land Schweiz schlecht bestellt ist. Seilschaften, Verfilzungen und zumindest Kungeleien sind in einem kleinen Land, wie es die Schweiz präsentiert, aber wohl unvermeidbar. Das alles hat der ehemalige Präsident des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) und Jurist, Dr. Theo Zwanziger im Zusammenhang mit den Ermittlungen der Schweizer Justiz in der «Sommermärchen-Affäre» (auch gegen ihn) in Rage gebracht; der Ausdruck «Bananenrepublik» war noch die anständigste Qualifikation für die Schweiz aus dem Mund des blitzgescheiten Juristen.

Wie dem auch sei: Die Ernennung von Ulrich Weder ist für Gianni Infantino letztlich wohl eher kein verfahrensmässiger Vorteil. In Stefan Keller hatte er einen leichten «Gegner», bezüglich des Zürchers Ulrich Weder ist davon auszugehen, dass dieser sein Metier versteht und während seiner Aktivzeit als Staatsanwalt als klug und hart, aber dennoch als fair galt. Ob sich die Wegbeförderung des schwachen und peinlichen Stefan Keller und die deshalb erfolgte Einsetzung des «starken» Ulrich Weder letztlich als juristisches «Eigentor» erweisen wird, dürfte sich bald zeigen.

Der kaum bemerkte Tod eines ehemaligen Sportlers

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(causasportnews / red. / 29. Mai 2021) Mit den Sportlerinnen und Sportlern ist es nicht anders als mit «normal Sterblichen»: Sie gehen in der Regel, trotz besonderer, früherer Erfolge, meistens leise und ohne Aufsehen. Nur wer früh stirbt, möglichst bei der Sportausübung, sorgt für Schlagzeilen und Betroffenheit. So ist es allerdings auch etwa bei jung ablebenden Menschen: Diese füllen bei den Abdankungen immer die sonst leer gewordenen Kirchen.

Es war den Medien nur eine Randnotiz wert, dass vor einigen Tagen ein bekannter, ehemaliger Sportler und noch bekannterer, späterer Sport-Funktionär, Max Mosley, im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Der gelernte Jurist und Physiker aus London war in seinen Jugendjahren ein zwar durchschnittlicher Automobil-Sportler und später langjähriger Präsident des Internationalen Automobilsport-Verbandes (FIA; Fédération Internationale de l’Automobilisme) mit Sitz an vornehmster Adresse (Place de la Concorde) in Paris. Die Verdienste des Funktionärs für den Motorsport sind unbestritten. Als FIA-Präsident kämpfte Max Mosley permanent für mehr Sicherheit in dieser Sportart, die nicht nur aus ökologischen Gründen immer grösserem Druck ausgesetzt war und teils immer noch ist. Mit seinem langjährigen Mit-Streiter, dem bald 91jährigen Bernie Ecclestone, machte der smarte Brite insbesondere aus der Formel 1 ein Milliarden-Unternehmen. Sowohl die FIA als auch der aktuelle Präsident des Weltverbandes, der ehemalige Ferrari-Teamchef Jean Todt, würdigten in ersten Stellungnahmen nach dem Bekanntwerden des Todes von Max Mosley dessen Vermächtnis für Sicherheit im Motorsport, das «Generationen überdauern» werde sowie dessen bedeutende Persönlichkeit.

Diese Persönlichkeit von Max Mosley darf aber auch durchaus als schillernd gewertet werden. Als Sohn des Gründers der faschistischen Partei Grossbritanniens, Sir Oswald Mosley, stand er wegen seiner Herkunft und seinem familiären Umfeld immer wieder in der Kritik; «Sippenhaftung» existiert eben auch auf der Insel. Schlagzeilen machte Max Mosley vor etwas mehr als zehn Jahren, als Bilder einer Sexparty mit dem Londoner Geschäftsmann veröffentlicht wurden. Gegen Print- und elektronische Medien nahm Max Mosley danach einen Kampf insbesondere gegen die Medien in aller Welt auf und stritt aussergerichtlich und gerichtlich für sein Recht auf Privatsphäre. Diese juristischen Interventionen, vor allem unterstützt von der renommierten Medienanwältin Tanja Irion aus Hamburg, gestaltete Max Mosley sehr erfolgreich. Die juristischen Auseinandersetzungen mit den Medien kosteten den Briten zwar einiges an Geld, obwohl er diese Auseinandersetzungen recht erfolgreich führte, doch Geld war im Leben des Max Mosley nie ein Problem: Davon besass er genug, wie er einmal salopp gesagt haben soll, als er auf die Rechtskosten im Kampf um seine Privatsphäre angesprochen wurde. Nun hat eine Krebserkrankung einem bewegten und spannenden Leben ein rasches Ende gesetzt – kaum bemerkt von der Sportöffentlichkeit.

Ende einer grossen Trainer-Rochade

(causasportnews / red. 27. Mai 2021) Es war zu erwarten, und nun ging auch formell alles ganz schnell: Der neue deutsche Bundestrainer heisst Hansi Flick. Er wird am 2. September 2021 die Mannschaft Deutschlands auswärts gegen Liechtenstein führen, selbstverständlich zum Sieg. So gesehen darf von einem geglückten Einstands-Timing für den 56jährigen Top-Trainer gesprochen werden. Mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag beim Deutschen Fussball-Bund (DFB), der bis 2024 dauern soll, ist die wohl spektakulärste Trianer-Rochade im deutschen Fussball mit den erwarteten Ergebnissen beendet worden (wie causasportnews berichtete: 4. Mai 2021).

Der FC Bayern München hat den Jung-Trainer Julian Nagelsmann für offenbar 25 Millionen Euro aus dem Arbeitsvertrag mit RB Leipzig herausgekauft. In München soll der neue Hoffnungsträger der Münchner jährlich etwa 7,5 Millionen Euro verdienen. Nach dem erfolgten Vertragsauskauf von Julian Nagelsmann, dem 33jährigen Coach (bis anhin) ohne Titelerfolg, werden die Zahlen an sich mit etwas Verwunderung zur Kenntnis genommen. Dieser Umstand wird beim Kapital bezogenen FC Bayern München jedoch kaum bemerkenswerten Gesprächsstoff abgeben. Bei Hansi Flick mutet die Vertragsauskaufs-Konstellation etwas spezieller an, weil bei ihm ein Vertragsauskauf durch einen Sportverband zu regeln war, der an sich ideal, nicht-wirtschaftlich ausgerichtet ist. Ist es also zu verantworten, dass ein nicht-kommerzieller Sportverband einen Fussball-Trainer für eine im konkreten Fall wohl ansprechende Summe aus einem Arbeitsvertrag (Hansi Flick war Arbeitnehmer bei den Bayern) herauskauft? Oder war es das dann doch nicht? Jedenfalls liess der DFB über die Höhe der an sich zu bezahlenden Vertragsauskaufssumme an Bayern München nichts verlauten. Wen wundert’s? Dr. Rainer Koch, nach dem Abgang des Kurzzeit-Präsidenten Fritz Keller einmal mehr der grosse Macher im deutschen Fussball, lässt sich in der Medienmitteilung des DFB nach der Vertragsunterzeichnung mit Hansi Flick wie folgt zitieren: «Wir danken dem FC Bayern München und seiner Führungsspitze, die sehr kooperativ den DFB dabei unterstützt hat, den Weg für den Bundestrainer Hansi Flick freizumachen.». – Diplomatischer geht es kaum – sibyllinisch auch nicht. Vielleicht ist dann im Verlaufe des kommenden Jahres diese Zahl dem DFB-Finanzbericht 2021 zu entnehmen. Aber wen wird das dann noch interessieren im WM-Jahr, wenn die deutsche Nationalmannschaft gegen Ende 2022 in Katar einen erneuten WM-Titelgewinn anstrebt? Der DFB ist eben ein Sportverband und keine Kapitalgesellschaft (so wie die Bayern).

«Causa Sport» – alles neu im Mai

(causasportnews / red. / 24. Mai 2021) Das Print-Medium dieses Blogs, «Causa Sport», ist ab sofort erhältlich. In Heft 1/2021, nun vor den beiden grossen Sportveranstaltungen dieses Jahres erschienen: Fussball-Europameisterschaft und Olympische Spiele in Tokio (gemäss Cover visualisiert), haben namhafte Autorinnen und Autoren zehn aktuelle Aufsätze, teils mit internationalen Bezügen, veröffentlicht (so zur Berufsfussballer-Freizügigkeit nach dem «Brexit»; zu internationalen Fussballtransfers; zum Doping-Statut 2021; zum Welt Anti-Doping Code; zu diversen vereinsrechtlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit «Corona», usw.). Wiedergegeben werden zudem u.a. Gerichts-Urteile zu Auf- und Abstiegsstreitigkeiten im Zuge von «Corona» im Volleyballsport (Zivilurteil) sowie zu Tierquälereien im Pferdesport (Strafurteil). «Causa Sport» wartet nicht nur mit einer neuen Gliederung und Aufmachung der Publikation auf. Fokussiert wird überdies inhaltlich ab sofort speziell das Geld- und Glücksspielrecht. Zu diesem Themenbereich werden Länderbetrachtungen mit Blick auf Österreich, Deutschland, Liechtenstein und auf die Schweiz wiedergegeben. Die Zeitschrift wird ab dem aktuellen 18. Jahrgang dreimal jährlich erscheinen, jeweils mit den Erscheinungsdaten 30. April, 31. August und 31. Dezember. Der Jahres-Gesamtumfang des redaktionellen Teils bleibt im Vergleich zu den früheren Erscheinungsjahren unverändert (ca. 500 Seiten).

Es ist ein offenes Geheimnis, dass in der Verlagsbranche die Verluderung immer buntere Blüten treibt, was leider nicht nur mit der Digitalisierung der Publikationslandschaften zu tun hat. Das hat auch «Causa Sport» zu spüren bekommen. Da es notwendig wurde, sich anfangs Jahr nach nur einem Kooperationsjahr per sofort vom Verlagspartner in Deutschland zu trennen, versuchte dieser Verlag (jedoch erfolglos), die Weiterexistenz des Mediums zu verhindern; entsprechend wurde auch unser langjähriger Vertriebspartner in der Schweiz bezüglich der Distribution von «Causa Sport» von Deutschland aus instrumentalisiert (dieser Verlag in Zürich gehört zum selben Konzern wie der deutsche Verlag). Diese noch nicht erledigte Angelegenheit kann nun zu Verzögerungen, Unwegsamkeiten oder Schwierigkeiten bei der Distribution des Heftes in Deutschland und in der Schweiz führen (in Österreich sorgt ein von den anderen Verlagen unabhängiger Distributor für eine problemlose Verbreitung von «Causa Sport» 1/2021). Die geschätzten Bezügerinnen und Bezüger von «Causa Sport», welche von diesem Malaise bei der Distribution des neuen Heftes betroffen sind, haben die Möglichkeit, sich direkt an die Gesamtleitung von «Causa Sport» zu wenden:

Monika Frey: +41 (0)43 843 00 03; monika.frey@sport-science-scherrer.com

Urs Scherrer: +41 (0)43 843 00 03; urs.scherrer@sport-science-scherrer.com

Aktuelle Informationen zu «Causa Sport» sind über www.causasport.org abrufbar. Die digitale Zweitverwertung von «Causa Sport» erfolgt über «Swisslex» und über «Manz – rdb.at»

Olympia 2021 auf der Kippe

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(causasportnews / red. / 19. Mai 2021) Der Termin für den Beginn der geplanten Olympischen Spiele vom 23. Juli bis zum 8. August in Tokio rückt näher und näher. Ebenso wächst der Widerstand gegen den grössten Sportanlass der Welt in diesem Jahr im ganzen Land. Obwohl die Wettkämpfe ohne ausländische Gäste ausgetragen werden sollen, beginnt das Volk immer mehr zu rebellieren. Auch Vereinigungen, welche nicht einfach ignoriert werden können, verlangen nun eine Absage des Anlasses, wie jetzt der einflussreiche Ärzteverband in Tokio. In Japan präsentieren sich die Auswirkungen des «Corona»-Virus dramatisch, obwohl der japanischen Bevölkerung durchwegs Disziplin attestiert werden kann, auch wenn es um die Bekämpfung des Virus geht. Jedoch haben hohe Fallzahlen, laue Impferfolge und überbelegte Spitäler dazu geführt, dass eine Absage des Anlasses immer mehr befürwortet wird. Immer mehr Politikerinnen und vor allem Politiker distanzieren sich von den Spielen im Land der aufgehenden Sonne. Ob die Wettkämpfe, deren Durchführung im Moment auf der Kippe steht, letztlich durchgedrückt werden oder nicht, wird letztlich von der Politik abhängen; der Einfluss des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) wird letztlich kaum ausschlaggebend sein. Wenn sich die Politik vollends auf die Seite des fordernden Volkes geschlagen haben wird, sind die Spiele nicht mehr zu halten. Dass das geschehen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. In Japan gilt die Polit-Kaste als noch windiger als etwa in Europa. Wer in Japan wiedergewählt werden will, unterschätze die Macht des Volkes nicht! Und sich gegen die Meinung des Volkes zu stellen, bedeutet politischer Selbstmord.

Apropos Politik: Derzeit machen Äusserungen des Unternehmers Dr. Markus Elsässer zur aktuellen, politischen Lage die Runde. In knapp zwei Minuten erklärt er, wie es sich heute mit dem Mittelmass in der Politik und mit dem angefeindeten Unternehmertum verhält. Neben der Politik bekommen auch die Medien als willfährige Multiplikatoren einer desolaten Politik ihr Fett ab, weshalb das Statement des 65jährigen Düsseldorfers medial geflissentlich ignoriert wird. Was hier knapp und knackig gesagt wird, eben so, wie es ist, vermag das Spannungsfeld zwischen Politik und Sport in Japan im Zeitalter von «Corona» mit Blick auf die vorgesehen Olympischen Spiele aufzeigen.

Olympia im Allgemeinen, und nicht nur die Frage bezüglich der Durchführung oder Nicht-Durchführung der Spiele im Sommer, gerät auch allgemein immer mehr in eine Negativ-Spirale. Bezüglich der mehr als zum Modewort gewordenen «Nachhaltigkeit» jagen sich auch mit Blick auf die grassierende Pandemie Einschätzungen, Analysen und Studien. Dabei geht es um weit mehr als um die Sinnfrage, etwa, wie es zu rechtfertigen ist, dass für einen Event von gut zwei Wochen hunderttausende von Menschen um den Globus herumfliegen. «Corona» befeuert vor allem derartige Fragestellungen, ist es doch evident, dass die Mobilität der Massen Pandemien, wie die jetzige, massiv begünstig (was derzeit aber vor allem etwa in Deutschland ignoriert wird, geht es doch jetzt dann um die Themen «Urlaub» und «Reisen» rund um die Welt; diesbezüglich verstehen die Deutschen keinen Spass! Jeder Politiker wird sich hüten, dieses Thema kritisch einzuschätzen). Bezüglich Nachhaltigkeit schneidet Olympia grundsätzlich schlecht ab. Untersuchungen an der Universität in Lausanne haben ergeben, dass die derzeitige Art, Grossveranstaltungen zu vergeben, zu planen und auszurichten systematisch zu negativen Folgen für Städte und deren Bewohnende führen, heisst es in der Studie, in der ökonomische, ökologische und soziale Faktoren gewichtet wurden. Aus dieser Sicht der Nachhaltigkeit wäre die Absage der Spiele in Tokio kein Schaden – wohl insbesondere für das IOK in wirtschaftlicher Hinsicht natürlich schon.

DFB: Ein zerschlissener Präsident mehr

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(causasportnews / red. / 16. Mai 2021) Es kam, wie es in diesen Spalten skizziert worden ist (causasportnews vom 11. Mai 2021): Fritz Keller, seit September 2019 als Präsident des grössten Sportverbandes der Welt im Amt, hat unter dem immer stärker werdenden verbands-internen und externen Druck (der Medien und der Öffentlichkeit) sein Amt zur Verfügung gestellt. Nach nur gerade eineinhalb Jahren wurde die kürzeste Amtszeit eines Präsidenten des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) mit einem Paukenschlag beendet. Der Funktionärs-Quereinsteiger ist mit viel Elan und mit dem Versprechen, Filz und Ungemach im Verband zu bekämpfen und für einen sport-bezogenen Neu-Start ohne verbands-politische Ränkespiele einzustehen, angetreten. Dass der ehemalige Präsident des SC Freiburg seinen Vize-Präsidenten aus München (!), Dr. Rainer Koch, mit dem berüchtigten NS-Richter Roland Freisler verglichen hatte, wurde wohl nur zum unmittelbaren Anlass seitens des  Fussball-Establishments genommen, um Fritz Keller relativ zügig an der Verbandsspitze wieder los zu werden. Und wie es seit Jahren immer ist beim DFB, wird auch der vom jetzt abgetretenen Präsidenten gescholtene oder diffamierte Rainer Koch nun einmal mehr als Interims-Präsident wirken. Dieser hat wohl angekündigt, im kommenden Jahr seinen Funktionärs-Job im DFB zu quittieren, bzw. nicht mehr zu kandidieren; so richtig glauben mag das derzeit allerdings niemand. On verra.

Der rasanteste Abgang eines DFB-Präsidenten nach 1945 wirft allerdings Fragen auf. Nicht primär diese, was Fritz Keller dazu bewogen hatte, Rainer Koch mit einem schlimmen NS-Rechtsbeuger zu vergleichen. Darüber ist, nicht unerwartet, der Mantel des Schweigens ausgebreitet worden. Fakt ist hingegen: Seit der Präsidentschaft von Egidius Braun (1992 bis 2001) werden die Amtszeiten der DFB-Vorsitzenden immer kürzer. Innerhalb von 20 Jahren hat der DFB nicht weniger als fünf Präsidenten zerschlissen. Wolfgang Niersbach (2012 bis 2015) und Reinhard Grindel (2016 bis 2019) blieben nur noch jeweils drei Jahre im Amt; in der Ära von Fritz Keller wurde die Amtsdauer des DFB-Präsidenten gleich halbiert. Über die realen Gründe für den raschen Abgang des Freiburger Unternehmers an der Spitze des Verbandes kann nur spekuliert werden. Offensichtlich ist die Zeit noch nicht reif dafür, den Wechsel vom klassischen Verband zum Unternehmen vorzunehmen. Das Geschacher um Posten und Pfründe scheint wichtiger als die «Causa Fussball». Hinzu kommt, dass sich unter dem Dach des DFB zwei Pole lokalisieren lassen. Auf der einen Seite gilt es, den Professional-Fussball zu hegen und zu pflegen – und was gibt es Schöneres für Verbands-Funktionäre, als sich in den Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft, die zwar auch nur noch als «Die Mannschaft» bezeichnet wird, zu sonnen; auf der anderen Seite ist der DFB zuständig für Millionen von Amateur-Kickern, deren Interessen irgendwie zu wahren sind. Eines scheint im DFB jedenfalls noch nicht angekommen zu sein – so, wie es der Dichter Ovid schon vor rund zweitausend Jahren angedacht hat: «Tempora mutantur, nos et mutamus in illis» (die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen). Im DFB wechseln zwar die Präsidenten immer rascher, die Strukturen und Probleme bleiben jedoch dieselben.

Zoff im DFB – und kein Ende des Hauens und Stechens

(causasportnews / red. / 11. Mai 2021) Er ist im September 2019 angetreten, um in dem von Streit, Machtkämpfen und der unsäglicher Sport-Politik in den letzten Jahren arg durchgeschüttelten, grössten Fussballverein der Welt, dem Deutschen Fussball-Bund (DFB), eine neue Führungs- und Organisationskultur zu schaffen. Derzeit ist es allerding unsicher, ob sich der rührige Unternehmer aus Freiburg im Breisgau, Fritz Keller, überhaupt nur schon zwei Jahre an der DFB-Spitze wird halten können. Derzeit ist in der Präsidialetage jedenfalls ein veritables Hauen und Stechen im Gang. Sportpolitik kommt vor dem Sport, und jeglicher Fehler und jede Ungeschicklichkeit des 64jährigen Präsidenten wird von den Gegnern des Freiburgers nach allen Kunst des klassischen Verbands-Funktionärstums ausgenützt. Frist Keller gilt als hemdsärmlig, der zwar sein Herz oft auf der Zunge trägt, aber nie als «Apparatschik» bezeichnet werden konnte. Als solcher gilt hingegen der DFB-Vizepräsident Dr. iur. Rainer Koch, der seine Funktionärskarriere im DFB 1996 mit der Einsitznahme in das Sportgericht des DFB begann. DFB-Präsidenten gehen und kommen – Rainer Koch bleibt. So könnte man die Positionierung des ehemaligen Münchner Richters als Langzeit-Vize des DFB zusammenfassen. Niemand weiss eigentlich, weshalb es der 62jährige Vollblut-Politiker nie ganz an die Spitze des Verbandes geschafft hat. Oder wollte er es so? Frei nach dem Motto: «Es ist mir egal, wer unter mir DFB-Präsident ist.». Es waren doch schon einige DFB-Präsidenten, welche Rainer Koch bis jetzt überlebt hat. Das könnt sich nun allerding ändern; und eben mit dem aktuellen DFB-Präsidenten Fritz Keller zusammenhängen, ein gradliniger Mann, der nicht dafür bekannt ist, sich verzwergen zu lassen und nicht aus dem traditionellen Funktionärs-Milieu stammt. Das nun in Machtkampf zwischen Fritz Keller und Rainer Koch ausgebrochen ist, hat sich der DFB-Präsident allerdings selber zuzuschreiben. Seinen Vize verglich er mit dem berüchtigten Volksgerichtshof-Präsidenten Roland Freisler. Mit diesem Vergleich hat Fritz Keller wohl in ein Wespennest gestochen und sich quasi eigenhändig zum Abschuss freigegeben. Aber eben, der DFB-Präsident ist nicht bekannt dafür, den Kopf in den Sand zu stecken. Ein Vergleich Rainer Koch – Roland Freisler – das geht natürlich beim DFB nicht. Fritz Keller hat sich für seine verbale Entgleisung zwar lauwarm entschuldigt, aktuell kämpft er aber gegen den mit allen Wassern gewaschenen Sport-Politiker Rainer Koch um den Verbleib an der DFB-Spitze. Er tut dies mit anwaltlichem Beistand und verlangt von der Ethikkommission des DFB einen Persilschein. Wie der Machtkampf zwischen dem Unternehmer Fritz Keller und dem Sportpolitiker Rainer Koch ausgehen wird, ist ungewiss. Gegen Rainer Koch spricht, dass er im Moment im Rahmen des DFB in eine dubiose Berater-Vertragsgeschichte verwickelt ist. Unklar ist derzeit aber auch das in dieser «Causa» wohl Wesentlichste: Was hat Fritz Keller letztlich dazu getrieben, seinen Vize mit dem berüchtigten Nazi-Richter Roland Freisler zu vergleichen? Hier steckt wohl mehr dahinter als eine Beschimpfung oder eine verbale Entgleisung, die natürlich in keinem Fall zu rechtfertigen ist. Wenn schon die deutsche Nationalmannschaft derzeit auf dem Spielfeld keine Strick zerreisst, ist wenigsten an der DFB-Spitze für öffentlich-wirksamen Zoff und Macht-Klamauk gesorgt. Affaire à suivre also (auch hier).

Die Spiel-, Spass-, Sport- und Freizeitgesellschaft entdeckt das Konventionelle




Wandern boomt. Wer allerdings beispielsweise eine der weltweit längsten Hängebrücken der Welt zwischen Grächen und Zermatt im Kanton Wallis begehen will, muss sich das Vergnügen mit einem steilen Aufstieg verdienen (Bild: Urs Scherrer).

(causasportnews / red. / 9. Mai 2021) Die weltweite «Corona»-Pandemie verändert nicht nur die Welt an sich, sondern beeinflusst auch das Verhalten der Spiel-, Spass-, Sport- und Freizeitgesellschaft im Allgemeinen. Wer hätte gedacht, dass innerhalb von nicht einmal zwei Jahren im Ranking der beliebtesten Freizeit- und Sportaktivitäten nicht etwa eine Trend-Sportart, sondern das konventionelle Wandern Platz 1 belegen würde! Wandern und Bergwandern boomen, gefolgt von Radfahren und Biken, Joggen, Skifahren sowie Schwimmen. Seit «Corona» die Welt beherrscht, stehen für viele Menschen zudem das Kraft- und Fitnesstraining sowie Yoga und Pilates im Zentrum der Freizeit- und Sportaktivitäten. Das kann einer Studie des schweizerischen Sportobservatoriums entnommen werden; die Untersuchung ist vom Bundesamt für Sport (BASPO) in Auftrag gegeben worden. Dass das Wandern und Bergwandern zu den beliebtesten Sportarten zählen, überrascht, vor allem in Zeiten der Pandemie mit den erzwungenen Einschränkungen, kaum. Gewandert werden kann mit wenig Aufwand; notwendig ist lediglich eine relativ einfache und günstig zu erwerbende Ausrüstung. Hinzu kommt, dass das Wandern zwischenzeitlich unangefochten als Sportart qualifiziert wird – ein nicht zu unterschätzender, psychologischer Aspekt.

Nicht nur eine Trendwende im Zuge von «Corona» bedeutet der Umstand, dass vor allem im Freizeitsport eine Abkehr von Mannschaftssportarten festzustellen ist. Die nun beliebt gewordenen Sportarten lassen sich jedenfalls individuell, so quasi nach Lust und Laune und überdies unabhängig betreiben.

Apropos (Wander-)Lust: Das Schreckensgespenst «Wandern» innerhalb der familiär verordneten Wochenend-Aktivitäten hat seine Negativ-Seite offensichtlich verloren. Das hängt allerding wohl auch mit der schwindenden Bedeutung des Familienlebens an sich zusammen; das Phänomen war schon vor Ausbruch der Pandemie festzustellen.

Dass die Sportvereine als traditionelle Institutionen seit eineinhalb Jahren massiv an Bedeutung verlieren, scheint evident zu sein. Erhebungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) haben ergeben, dass den deutschen Sportvereinen seit Beginn der Pandemie über eine Million Mitglieder abgesprungen sind. Das dürfte in der Schweiz trendmässig grundsätzlich nicht anders sein. Hier lassen sich allerding aufgrund der Strukturen des organisierten Sportes verlässliche Zahlen schwieriger erheben. Auch der Umstand, dass sich Sportvereine gemäss Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) nicht in jedem Fall in das Handelsregister eintragen lassen müssen, vermittelt auch nicht gerade eine überblickbare Transparenz mit Blick auf verlässliches Zahlenmaterial.

Ein Opfer des Juristen-Geschwätzes

Home of FIFA, Zürich, © Ed Coyle

(causasportnews / red. / 5. Mai 2021) Es darf als notorische Tatsache qualifiziert werden, dass sich Juristinnen und Juristen (fast) aller Art und in den meisten Funktionen auf einem speziellen Jahrmarkt der Eitelkeit bewegen. Diese Menschen finden sich in der Regel unwiderstehlich und schwingen, je nach Standpunkt, den sie zu vertreten haben, gerne die Moralkeule für ihre Auftraggeber und sich selber. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Jurisprudenz eine Wertungs-Wissenschaft ist und nicht etwa mit Mathematik gleichgesetzt werden kann; dort ergeben 2 + 2 immer 4. Demut und Selbstkritik sind jedenfalls keine übermenschliche Tugenden, mit der sich Juristinnen und Juristen zu stark bekleckern würden. Mit allem hängt letztlich zusammen, dass sie sich gerne vor Ihrer Klientschaft oder vor Auftraggebern aufzuplustern pflegen. Und das vor allem in der Öffentlichkeit. Fragen Medienschaffende Juristinnen und Juristen nach ihren Meinungen, ist das für diese Gattung ein wahres Glücksgefühl, das bis zur Ekstase ausgekostet wird. Das Gefühl, von der Öffentlichkeit begehrt zu werden, lässt jedes andere Glücksgefühl marginal werden. Ist zudem die Plattform «Sport» betroffen, akzentuieren sich diese Eigenheiten insbesondere noch. Es ist fast wie bei den Sponsoren: Diese wären oft so unbedeutend wie die abgestellten Fahrräder in China, die ab und zu am Bahnhof in Peking umstürzen. Denn Sponsoren im Sport und deren Vertreterinnen und Vertreter werden fast so intensiv beachtet wie der Sport selber.

Schwatzhaftigkeit und Profilierungssucht sind soeben dem ausserordentlichen Staatsanwalt des Bundes, Stefan Keller, zum Verhängnis geworden. Dieser fiel nach seiner Bestellung als Ermittler insbesondere gegen den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino durch ein ausserordentliches Mitteilungsbedürfnis auf; für die Arbeit bleib dann offenbar kaum mehr Zeit, denn seit Monaten herrscht bezüglich der juristischen Aktivitäten des Ermittlers aus dem beschaulichen Kanton Nidwalden Schweigen. Soeben hat ihn die Beschwerdekammer des schweizerischen Bundesstrafgerichts ins «offside» befördert, das heisst in der Juristen-Sprache: Stefan Keller hat in der «Causa Gianni Infantino» in den Ausstand zu treten. Zum Verhängnis geworden sind dem Ermittler gemäss Begründung des Entscheids Aussagen in Medienmitteilungen und in einer juristischen Fachzeitschrift. Si tacuisses philosophus mansisses (hättest Du geschwiegen, wärst Du ein Philosoph geblieben) also, wäre man hier geneigt zu sagen. Zum Philosophieren wird Stefan Keller nun viel Zeit haben. Durch seine Kommunikationsbeflissenheit verschafft er dem FIFA-Präsidenten, der selber Jurist ist, zudem etwas Luft. Die bisherigen Ermittlungsarbeiten des nun abgesägten Untersuchungsrichters bleiben auch nach dem angeordneten Ausstand von Stefan Keller gültig.

Diese unschöne Konstellation im Segment «Juristerei» befeuert die negative Grundhaltung des Publikums gegenüber der Juristen-Zunft. Und die Vorurteile gegenüber einer Berufsgattung, für die beispielsweise Selbst-Reflexion so oder so ein Fremdwort darstellt. Einkehr, Demut und Selbstkritik sind Lebens-Attribute, welche für Juristinnen und Juristen offensichtlich erst nach dem Tod eine gewisse Bedeutung erlangen. Oder wie es ein Jurist retrospektiv auf seinen Grabstein eingravieren liess: «Er war Jurist und auch sonst bescheidenen Geistes.».

(PS: Der Schreibende gehört der Juristen-Zunft an)

Vom «Wert» der Fussball-Trainer

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(causasportnews / red. / 4. Mai 2021) «Geld schiesst keine Tore» (nach Dietmar Hopp, Eigentümer von TSG 1899 Hoffenheim); Trainer schiessen Tore natürlich auch nicht. Dennoch stehen Dietmar Hopp (immer) und Fussballtrainer im Allgemeinen im sportlich-kommerziellen «Fadenkreuz». Insbesondere zwei Fussball-Lehrer machen zur Zeit Schlagzeilen: Zum einen Hansi Flick, der sich der Strafaufgabe beim FC Bayern-München entledigen will und um Vertragsauflösung ersucht hat (dem Wunsch ist entsprochen worden); zum andern Julian Nagelsmann, der den Job von Hansi Flick in München übernehmen wird. Weshalb diese Trainer-Rochade für Schlagzeilen sorgt? Der Trainer vom RB Leipzig ist für nicht weniger als 25 Millionen Euro aus dem laufenden, befristeten Arbeitsvertrag beim Red Bull-Klub herausgekauft worden.

Wirtschaftlich kein Problem natürlich für den FC Bayern-München. Für Hansi Flick, der wohl Nachfolger seines früheren Chefs Joachim Löw als Trainer der deutschen Nationalmannschaft werden dürfte, gestaltet sich der Vertragsauskauf delikater. Dass ein Klub-Trainer von einem Sportverband aus einem Vertrag herausgekauft werden soll, mutet in vielerlei Hinsicht speziell an. Ein Verband soll das generierte Geld schliesslich für die Sportförderung einsetzen.

In der «Causa Julian Nagelsmann» hat die Höhe der Vertragsauskaufssumme für Diskussionen gesorgt. Nicht in München; der Nobel-Klub verfügt über unermesslich gewaltige, wirtschaftliche Potenz. Über den sportlichen Wert des so zu Stande gekommenen Engagements des 33jährigen Julian Nagelsmann, der bis jetzt keine Titel hat erringen können, divergieren die Meinungen allerdings – in München und auch sonst in Deutschland. Trainer schiessen eben auch keine Tore, aber sie können, vor allem, wenn es um diesen Job bei Bayern-München geht, als Heilsbringer in der Not gehandelt und qualifiziert werden. Das «Prinzip Hoffnung» ist beim Münchner Klub ausgeprägt und bildetet ein Dauerbrenner. Mehr als ein paar wenige Jahre bleibt kaum ein Fussball-Lehrer an der Säbener Strasse. Das wird auch bei Julian Nagelsmann, der im katholischen München als wahrer, neuer Messias gehandelt wird, nicht anders sein. Heilsbringer verfügen immer über einen (besonderen) Wert.

Weshalb aber Vertragsauskäufe, wie sie sonst nur beim kickenden Personal in der Fussballbranche üblich ist? Das hängt damit zusammen, dass Trainer, wie Fussballspieler, befristete Arbeitsverträge abschliessen (müssen). Will ein Trainer während eines laufenden Arbeitsvertrages aus dem laufenden Kontrakt aussteigen, ist von einem neuen Arbeitgeber (Klub) eine Vertragsbeendigungs-Entschädigung zu bezahlen; die Höhe dieser Entschädigung orientiert sich in der Regel an der befristeten Vertragslaufzeit. Es stellt sich nun überhaupt die Frage, weshalb Fussballtrainer mit meistens mehrjährigen, befristeten Arbeitsverträgen ausgestattet werden. Als Hauptargument wird hierfür vor allem der Vertrauensbeweis eines Klubs dem Trainer gegenüber genannt. Dieser schlägt sich in der Vertragsdauer nieder. Was natürlich abwegig ist. Es gibt an sich keine plausiblen Gründe, um mit Trainern nicht unbefristete Arbeitsverträge abzuschliessen. Sicherheit gibt es in diesem Business so oder so nicht. Trainer werden auch während einer laufenden Saison entlassen und eingestellt – nicht nur beim FC Sion im Wallis.

Sind also die horrenden Summen, die neuerdings bei Vertragsauskäufen im Trainer-Business bezahlt werden, gerechtfertigt? Es stellt sich also die Frage nach dem Wert von Fussball-Trainern. Dass die Diskussion jetzt entflammt ist, hängt wohl einzig mit den beiden Personalien Julian Nagelsmann und Hansi Flick zusammen. Dieser Wert von Trainern, die oft auswechselbar wie Glühbirnen sind, darf nicht allzu hoch eingestuft werden. Es sind immer noch die Spieler/innen, welche auf dem Platz Tore schiessen und Tore verhindern. Dem Trainer kommt zweifelsfrei eine wichtige Bedeutung zu, wie der «Fall Hansi Flick» zeigt. Sein Können konnte er erst richtig als Fussball-Dirigent im FC Bayern-München unter Beweis stellen. Apropos Dirigenten: Die «Wert»-Frage stellt sich auch ab und zu in den Opernhäusern dieser Welt, wenn die Bedeutung eines Dirigenten für ein Orchester hinterfragt wird. Bezüglich Trainer und Dirigenten kursiert dann auch oft das «Bonmot», dass in beiden Segmenten auch Schimpansen das Szepter übernehmen könnten. Das ist natürlich masslos übertrieben, aber, um etwa die deutsche Fussball-Nationalmannschaft mit diesen hochkarätigen Spielern führen zu können, kämen wohl 1000 Trainer-Kandidaten in Frage. Geradezu belustigend ist das Argument, ein hochbezahlter Trainer, der mit Millionen aus einem Vertrag herausgekauft werden musste, geniesse beim spielenden Personal einen höheren Stellenwert.

So bleibt dann wohl bezüglich der Frage, wie es sich mit dem «Wert» eines Fussballtrainers verhält, das eingangs erwähnte Fazit: «Ein Trainer schiesst keine Tore». Der Klamauk, der nun um Trainer, welche teuer aus Verträgen herausgekauft werden (müssen), veranstaltet wird, ist schlicht ein Teil des Entertainment-Segmentes «Fussball».