causasportnews, Nr. 1008/04/2023, 19. April 2023

(causasportnews / red. / 19. April 2023) Wenn’s nicht läuft, läuft’s nicht. So liesse sich derzeit die Situation an der Münchner Säbener Strasse, unmittelbar neben dem Machtzentrum des FC Bayern München, bilanzieren. Das derzeitige Elend der 1. Mannschaft beginnt auf dem Trainerposten. Zwar hat der Fussball-Globetrotter und -Heilsbringer Thomas Tuchel das unglücklich agierende Trainer-Wunderkind Julian Nagelsmann, das man unbedingt haben wollte und schliesslich mit Blick auf den Saisonstart 2021/22 teuer verpflichtete, abgelöst und gleich die beiden aktuellen Chancen auf einen Pokalsieg und den Champions League-Titel in kürzester Zeit versiebt (was Julian Nagelsmann sicher auch geschafft hätte; nun bezahlt man dem Ex-Leipziger ohne Gegenleistung das Salär noch bis zum 30. Juni 2026), und im Kampf um den elften Meistertitel in Serie tun sich die Bayern heuer schwer. War es so, dass die Millionäre in kurzen Hosen von der Säbener Strasse in dieser Saison einfach kein Glück haben und nun auch noch Pech dazugekommen ist? Die Bayern-Krise hat allerdings mehr endogene als exogene Ursachen. Da wurde schon einmal der unersetzbare Torjäger Robert Lewandowski ersetzt, und dann kam Manuel Neuers Fehltritt mit Verletzungsfolgen im Schnee dazu. Dessen unfallbedingter Ausfall machte das sofortige Engagement des Schweizer Nationaltorhüters Yann Sommer, notwendig, der im Moment dafür den Kopf hinhalten muss, dass der Bayern-Sturm nach dem Abgang von Robert Lewandowski so zahnlos wie ein frischgeborenes Kind wirkt. Wie lautet doch eine andere Fussball-Weisheit: Wer die Tore nicht schiesst, bekommt sie halt. Oder anders: Wenn die Bayern-Offensive gegen den TSG 1899 Hoffenheim lediglich ein Tor zustande bringt, sind die Vorwürfe gegenüber Yann Sommer, der einen haltbaren Ball passieren liess, ziemlich ungerecht. Obwohl die Stürmer des Münchner Klubs regelmässig versagen, werden die Rufe zunehmend lauter, den Schweizer Nationaltorhüter, der auch für die Fehler seiner Vorderleute verantwortlich zeichnet, aus dem Münchner Tor zu nehmen. Das fordern bereits ehemalige Fussballer, die heute als TV-Kommentatoren im Einsatz sind (etwa Dietmar Hamann: «Mir ist Wurst, was er sonst an Bällen hält. Er muss einfach sein Tor rein halten.»). Wetten, dass der Schweizer die laufende Saison beim FC Bayern nicht überleben wird, obwohl er an der Misere weder Schuld trägt noch etwas dafür kann, dass die Kollegen im Sturm zwar verschiedentlich auffallen, aber weniger durch genügende Leistungen auf dem Spielfeld? So wird dann das Urgestein des FC Bayern München, Manuel Neuer mit grosser Wahrscheinlichkeit Ende Saison den Torhüter-Job in München von Yann Sommer wieder übernehmen. Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen, so lautet derzeit ein weiteres Motto in der Isar-Stadt («mia san mia»). Geradezu krude wird derzeit erklärt, weshalb ein Trainer keine Tore schiessen kann und dennoch ausgewechselt wird – und weshalb Geld keine Tore schiesst. So verhält es sich mit der Fussball-Soziologie an der Münchner Säbener Strasse. Man macht falsch, was man kann, und Gutes, das auch getan wird, wird zumindest schlecht kommuniziert…Das alles wird unter den Begriff des Zusammenwirkens von Menschen im Fussball-München subsumiert. Das zur Fussball-Soziologie, gelebt, gehegt und gepflegt an der Isar.