Archiv für den Monat September 2022

Betrug im Umfeld der 64 Felder?

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(causasportnews / red. / 29. September 2022) Wo Sport betrieben wird, wird getrickst, gelogen und betrogen. Diesbezüglich bildet das Schachspiel keine Ausnahme. Jedenfalls hält diese Sparte derzeit mehr als nur die Schach-Welt in Atem. Kein Wunder, denn betroffen (und wohl geschädigt) ist der Welt bester Schachspieler, Magnus Carlsen. Der Norweger, der bald zehn Jahre überlegener, mundialer Titelträger ist, wirft dem erst 19jährigen amerikanischen Wunderkind und Szene-Newcomer, Hans Moke Nieman, immerhin Betrug im Spier vor. Dies, nachdem der Grossmeister anlässlich des Sinquefield-Cups in Missouri den Weltmeister grandios niedergerungen hatte. Magnus Carlsen zog sich in der Folge vom Turnier zurück. Eine zweite (online-)Partie gegen den Amerikaner am Generation Cup brach der 31jährige Norweger nach dem zweiten Zug kommentarlos ab. Der Weltmeister hatte offenbar Gründe für untypisches, verdächtiges Verhalten seines Gegners ausgemacht und erklärte, nachdem Hans Moke Nieman den Betrugsgerüchten nicht entgegentrat, er gehe davon aus, dass der junge Amerikaner öfter betrogen habe, als es derzeit den Anschein mache. Jetzt steht die Schachwelt Kopf und auch die Öffentlichkeit ist sensibilisiert. Es wird nicht nur in Fachkreisen gemutmasst und gerätselt, wie sich die Betrügereien durch den Amerikaner zugetragen haben könnten. Es wird unter anderem vermutet, dass Computerhilfe im Spiel war. Seit der IBM-Schachcomputer «Deep Blue» 1996 den ehemaligen Weltmeister Garri Kasparow schlug, bilden Computer in dieser Sparte Segen und Fluch zugleich. Der Sieg der Maschine über einen der besten Schachspieler der Welt vor über einem Vierteljahrhundert hat dazu geführt, dass der Mensch gegenüber dem Computer zumindest demütig geworden ist. Ob Hans Moke Nieman mit (unerlaubter) technischer Hilfe in der Vergangenheit Top-Erfolge am Brett feierte, wird sich wohl in absehbarer Zeit weisen. Affaire à suivre also auch hier.

IOK vor dem nächsten Sündenfall

(causasportnews / red. / 28. September 2022) Die Bestrebungen, russische Sportlerinnen und Sportler (wieder) am internationalen Sportgeschehen teilnehmen zu lassen, nehmen Formen an und werden konkret: Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), Thomas Bach, befeuert die Diskussion mit der Aussage, es müsse angedacht werden, Athletinnen und Athleten aus dem Kriegstreiberland Russland sowie aus dem russischen Vasallenstaat Weissrussland nun wieder in den Sport zu integrieren. Wenn der 62jährige Deutsche, ein opportunistischer Sport-Apparatschik alter Funktionärs-Schule, denkt und ihm die Sportwelt dabei zuschauen darf, sind die Schritte in der Regel bereits unternommen. So auch in der «Causa Russland». Diesbezüglich steht das IOK, das sich auch in dieser mehr als unappetitlichen Angelegenheit in geradezu einfältiger und durchsichtiger Weise auf die Apolizität des organisierten Sports beruft, vor einem erneuten Sündenfall (es gab in der Vergangenheit deren viele). Der Verein nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Lausanne, dem vorwiegend ältere Herren als Mitglieder angehören, schert sich mit diesem Schritt einen Deut um die in der westlichen Welt gegen Russland aufgebaute Front zur Isolation des Landes, das einen barbarischen Zerstörungs- und Vernichtungs-Krieg gegen ein anderes Land führt und auch die übrige Welt drangsaliert. Dabei ist die sportliche Isolation von Russland und russischer Sportlerinnen und Sportler ein wichtiges Element, um den Wahnsinn, den das totalitäre Kreml-Regime angezettelt hat, zu stoppen. Seit Russland die Teilmobilmachung der Streitkräfte angeordnet hat und das Land mit seinen Bürgerinnen und Bürgern die Aggression Russlands offenkundig billigt, ist die Kreml-Sprachregelung mit der «Spezialoperation» gegen die Ukraine zum Treppenwitz verkommen. Wie die Elimination und Isolation von Oligarchen und Claqueuren Russlands in der westlichen Welt, wäre es wichtig, den Ausschluss des russischen Sports aus der globalen Welt mit aller Konsequenz voranzutreiben; auch was Einzelsportlerinnen und Sportler aus diesem Land anbelangt. Es geschieht nun aber geradezu das Gegenteil, orchestriert durch das IOK. Vor allem zum Skisport sollen die Russinnen und Russen zügig wieder zugelassen werden. Obwohl diese Sparte das IOK nicht direkt betrifft, wird bereits das Terrain dafür geebnet, dass die Angehörigen dieser kriegsführenden Nation im Schnee oder Kunstschnee bald wieder mittun dürfen. Dass russische Funktionäre im organisatorischen Sport weiterhin und je länger (wieder) desto intensiver mitwirken (können), ist eine andere Baustelle im globalen Sport (so ist kürzlich ein Russe wiederum zum Präsidenten des Internationalen Schachverbandes, FIDE, gewählt worden: Vgl. causasportnews vom 19. August 2022). Somit dürfte auch der Weg vorgezeichnet sein, dass die Sport-Justiz künftig auf generelle Zulassung zur Sportausübung angehobene Klagen von Russinnen und Russen gutheissen wird; immerhin ist der sog. Internationale Sport-Schiedsgerichtshof TAS (Tribunal Arbitral du Sport) nichts anderes als ein verlängerter Arm des IOK, das eher selten juristisch, sondern meistens sport-politisch entscheidet.

Eine Dosis an Gutmenschentum wird dann, quasi zur Beruhigung der Massen, aus Lausanne dennoch verabreicht. Bei Entscheidungen bezüglich Vergabe von Olympischen Spielen soll die Einhaltung der Menschenrechte künftig besser berücksichtigt werden, wie der apolitisch denkende Thomas Bach verlauten liess. Will e contrario allerdings heissen, dass dies bis dato offenbar nicht ausreichend geschah…

Keine Fast Food- und keine Glücksspiel-Werbung mit Kylian Mbappé Lottin

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(causasportnews / red. / 26. September 2022) Es gibt Menschen und Sportler, die in ihrem eigenen Universum leben und wie eigene Planeten in einer Parallelwelt um sich selbst kreisen. Zu diesen gehört etwa der Super-Spieler von Paris Saint-Germain, der 23jährige Kylian Mbappé Lottin, kurz und ergreifend «Mbappé» genannt. Bei ihm zählt vor allem, wieviel er als potentieller Milliardär in kurzen Hosen verdient. Aber er scheint das Geld, welches quantitativ gar nicht mehr beziffert werden kann, auch wert zu sein. Wenn er im Klub der Katari in Paris antritt oder im französischen Nationalteam die eigenen und die gegnerischen Akteure schwindlig spielt, hat er bezüglich seiner Tätigkeit im Nationalteam in diesem Jahr ein erklärtes Ziel: Die WM-Endrunde 2022, die in rund zwei Monaten beginnen wird. Deshalb sind im Moment insbesondere die meisten Blicke der globalen Fussball-Betrachter auf Titelverteidiger Frankreich gerichtet. Mit erst 19 Jahren errang Mbappé mit seinem Team 2018 in Russland, als dieses Land noch friedlich war, die WM-Krone, die er sich am kommenden 18. Dezember 2022 in Katar, nach gewonnenem Finalspiel, erneut aufsetzen will. Er würde sich dann zwei Tage vor seinem 24. Geburtstag am 20. Dezember 2022 gleich sein schönstes Geschenk in diesem Jahr machen.

Mit Blick auf die WM-Endrunde im Wüstenstaat, der eben auch den Klub und Arbeitgeber des französischen Super-Stars stützt und dirigiert, stehen derzeit die Test- und Vorbereitungsspiele der Franzosen besonders im Fokus. Tendenz: Frankreich schiesst sich derzeit in WM-Laune. So etwa vor ein paar Tagen, als die Mannschaft um Mbappé Österreich im Rahmen der Nations League (ein zur Turnierform aufgedunsene Freundschaftsspiel-Veranstaltung des Kontinentalverbandes UEFA) bezwang – (auch) dank eines Treffers von Mbappé natürlich. Für Gesprächsstoff sorgte der Star vom eigenen Planeten allerdings auch vor dem Spiel: Beim Zusammenzug der Nationalmannschaft weigerte sich Mbappé, für Nationalmannschafts-Bilder zu posieren. Mit den Fotos sollte Werbung für Partner des Teams aus der Fast Food- und Glücksspiel-Branche gemacht werden. Dafür war der Spieler nicht zu haben. Das war nicht nur in persönlicher Hinsicht konsequent. Vor allem das Glücksspiel ist in Katar verboten, und offensichtlich wollte es sich Mbappé als Arbeitnehmer des Katar-Klubs Paris Saint-Germain mit diesem Land nicht verscherzen und stand für die Glücksspiel-Werbung nicht zur Verfügung, ebenso nicht für Fast Food-Promotion. Diese Form der Ernährung findet angepasst zwar im Wüstenstaat statt, man kann zu ihr jedoch durchaus ein heterogenes Verhältnis haben; vgl. die Haltung von Kylian Mbappé Lottin. Apropos Nations League und Launen aller Art: Im Spiel vom Wochenende tauchte Frankreich mit Mbappé & Co. gleich 0:2 gegen Dänemark und gab mit diesem Resultat eine unmissverständliche Antwort auf den Stellenwert dieses Wettbewerbs ohne Wert; auch nach diesem Resultat steigen die Franzosen nicht ab.

Der Krieg Russlands vor der nächsten Eskalationsstufe

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(causasportnews / red. / 22. September 2022) Die Kriegstreiber im Kreml haben mit der soeben angeordneten Teilmobilmachung der russischen Streitkräfte die nächste Eskalationsstufe im Krieg gegen die Ukraine eingeläutet. Je länger desto mehr wird nun manifest, dass sich diese von Russland angezettelte Auseinandersetzung zu einem globalen Flächenbrand entwickeln könnte. Die Wahnsinnigen an den Schalthebeln der Macht in Moskau scheuen weder gegnerische noch eigene Verluste, um die Vernichtung der Ukraine und der dort lebenden Menschen zu einem Ende zu führen. Es wird nun auch der Einsatz von Atomwaffen nicht mehr ausgeschlossen – eine Folge der Misserfolge der russischen «Steinzeit-Armee», deren Befehlshaber deshalb unberechenbarer denn je geworden sind. Auch der «Wirtschaftskrieg» gegen den Westen bringt nicht den erwarteten Erfolg. Dass sich wenigstens Teile des russischen Volkes gegen den Wahnsinn auflehnen, ist ein gutes Zeichen, obwohl nur ein Ausschalten der Diktatoren im Kreml ein Ende der unsinnigen Gewalt und Vernichtung in der Ukraine bringen würde. Russland ist mit seiner Aggression, die auch im eigenen Land kaum mehr jemand als «Spezialoperation» bezeichnet, diversen Fehleinschätzungen erlegen. Vor allem das entschlossene Verhalten der westlichen Welt gegen diese Barbarei war nicht abzusehen. Ausgenommen von ein paar Schurkenstaaten ausserhalb Russlands stösst das totalitäre Regime in Russland auf strikte Ablehnung. Der Krieg gegen die Ukraine ist zur «Schlacht» gegen die westliche Weltordnung geworden. Die Ukraine führt gegen die russische Aggressoren einen klassischen Stellvertreterkrieg.

Die von Russland nicht zu erwartende Front der zivilisierten Länder gegen die Aggressoren wird auch vom organisierten Sport breitflächig mitgetragen, was im Zuge des Kriegsbeginns am 24. Februar 2022 nicht unbedingt zu erwarten war. Der Sport setzt mit der Fernhaltung russischer Sportverbände und -organisationen, von Klubs sowie Sportlerinnen und Sportlern ein starkes Zeichen. Heterogen präsentiert sich die Lage bei den Funktionären, welche, wie die Oligarchen ausserhalb Russlands in der Wirtschaft, weiterhin mehr oder weniger ungestört im globalen Sport ihr Unwesen treiben. Eine ganz üble Rolle spielt dabei das Internationale Olympische Komitee (IOK), ein Verein nach schweizerischem Recht mit Sitz in Lausanne. Unter einem opportunistischen Präsidenten werden nach wie vor russische Funktionäre im Weltsport protegiert (dies nicht nur im Schachsport, in dem kürzlich ein Russe zum Präsidenten des Welt-Schachverbandes, FIDE, gewählt wurde! Vgl. dazu auch causasportnews vom 19. August 2022 sowie der Beitrag «Die Welt und der Sport im Krisenmodus» im neusten Heft «Causa Sport», 2/2022).

Seit dem Ausbruch des Krieges vor rund sieben Monaten ist vor allem die Europäische Fussball-Konföderation (UEFA) durch Konsequenz gegenüber dem russischen Sport aufgefallen. Vom Sponsor «Gazprom» hat man sich trotz Millionen-Einbussen umgehend getrennt. Nun ist bekannt geworden, dass der russische Fussballverband (RFS) nicht an der Auslosung der Qualifikation zur Fussball-Europameisterschaft 2024 teilnehmen kann. Dabei ist natürlich der definitive Ausschluss Russlands von der in Deutschland ausgetragenen Kontinental-Europameisterschaft noch nicht besiegelt. Es könnte auch sein, dass der von Russland angezettelte Krieg bis dann beendet sein wird und eine neue Lagebeurteilung der Fussball-Strategen im UEFA-Hauptquartier in Nyon vorgenommen werden muss…

Atypisches oder positives Resultat? Das ist hier die Frage!

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(causasportnews / red. / 17. September 2022) In welchem Bereich wird zwischen «atypischem» und «positivem» Resultat unterschieden?- In der Dopingbekämpfung selbstverständlich. Und hierzu existiert seit einigen Wochen ein praktischer Fall, die Dopingsache des Schweizer Top-Mountainbikers Mathias Flückiger (vgl. auch causasportnews vom 23. August 2022). Die Dopingkontrolle zu Beginn dieses Falles wurde anfangs Juni 2022 genommen, vom positiven Resultat der Dopingprobe vernahm die Öffentlichkeit einen Tag vor den Kontinentaltitelkämpfen am 19. August 2022; der 33jährig Aargauer wurde umgehend provisorisch gesperrt. Seither herrscht Konfusion in der «Causa Flückiger». Der Athlet hat zwischenzeitlich seine «Unschuld» (so wörtlich) beteuert und erklärt, Zeranol nicht wissentlich zu sich genommen zu haben (Zeranol ist eine xenobiotische Substanz mit anabolen Eigenschaften). Eine Erklärung, wie die Substanz in seinen Körper gelangt sein könnte, lieferte der Sportler nicht. Dafür erhebt Mathias Flückiger Vorwürf gegen die Schweizer Dopingbehörden, denen er vorhält, die verhängnisvolle Probe vom 5. Juni 2022 hätte nur als atypisches, und nicht als positives Doping-Resultat bezeichnet werden dürfen. In der Tat bedeutet es einen grossen Unterschied, ob eine Dopingprobe als positiv zu werten ist oder nur ein atypisches Resultat zeitigt. Die Schweizer Anti-Doping-Agentur verteidigt sich gegen diesen Vorwurf des Vorhalts eines Dopingvorwurfes gegenüber Mathias Flückiger mit der generellen Erklärung, sie habe in dieser Sache nie von einem positiven Dopingbefund gesprochen. Es sei offen, ob ein Dopingbefund oder in atypisches Resultat vorliege. Diese Grundsatzfrage wird also zentral zu beantworten sein, wenn es gilt, allenfalls Sanktionen wegen eines positiven Ergbnisses oder eben eines atypischen Resultats gegen den Athleten auszufällen. Mathias Flückiger und seine Berater gehen offenbar davon aus, dass die in den Raum gestellte, anzunehmende Atypizität allenfalls auf die Konsumtion von mit Zeranol verunreinigtem Fleisch zurückgeführt werden könnte. Befand sich diese Substanz im Körper des Sportlers, wird er, falls auch eine B-Probe gleich wie die A-Probe ausfallen sollte, den Beweis erbringen müssen, dass Zeranol (in tiefer Konzentration) ohne seinen Willen in den Körper gelangt sei und allenfalls auf welche Art und Weise. Soweit ist es allerding noch nicht. Vielmehr ist in den kommenden Wochen und Monaten ein juristisches Hickhack vorgezeichnet. Der Sportler, bzw. seine Berater sprechen zudem u.a. von formellen Fehlern, die bei der Dopingkontrolle und danach begangen worden seien. Affaire à suivre also, und die grundsätzliche Fragestellung bleibt: Zeitigte die Dopingprobe von anfangs Juni (nur) ein atypisches oder doch ein (gravierenderes) positives Resultat?

«Causa Sport»: Die Welt und der Sport im Krisenmodus

(causasportnews / red. / 14. September 2022) Die Vielzahl von Krisen, in welchen die Welt derzeit steckt, beeinflusst naheliegenderweise auch den Sport – einmal mehr, einmal weniger. Kaum war «Corona» in den Hintergrund getreten, schockte der perfide Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 nicht nur das unmittelbar betroffene Land, sondern insbesondere die ganze westliche Welt. Vor allem Sanktionen des Westens gegen Russland waren die Antwort auf den Krieg, mit dem Russland das «ius ad bellum» (Recht zum Krieg) krass verletzte; fast müssig zu erwähnen, dass von der russischen Barbarei auch die völkerrechtliche Maxime des «ius in bello» (Recht im Krieg) vollends ignoriert wurde und immer noch wird. Wie sich der organisierte, westliche Sport sanktionsrechtlich gegen das kriegsführende Russland positioniert(e) und entsprechend handelt(e), ist u.a. ein Thema in der neusten Ausgabe der Sport-Fachzeitschrift «Causa Sport» (Heft 2/2022). Die Welt im Krisenmodus beschlägt auch den organisierten Sport, und in einem Grundsatzbeitrag wird die Konformität von Sanktionen gegenüber russischen Sportklubs, Sportverbänden und Individualsportlerinnen und -sportlern analysiert. Bezüglich der mit Vehemenz diskutierten Fernhaltung von Athletinnen und Athleten aus Russland vom organisierten Sport wird ein neuer, dogmatischer Ansatz vermittelt.

Wiedergegeben und behandelt wird überdies der Entscheid des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe in der «Causa Claudia Pechstein». Von Interesse ist dabei die Einschätzung zum «Wert» dieser erfolgreichen Verfassungsbeschwerde von Claudia Pechstein im Gesamtkontext der rechtlichen Auseinandersetzung der Eisschnellläuferin auch bezüglich des nun nach dem Karlsruher Entscheid weiterzuführenden Schadenersatzprozesses der 50jährigen Ausnahmesportlerin gegen die International Skating Union (ISU) und den Deutschen Verband.

Nebst weiteren, diversen Themen, stehen Facetten des Geld- und Glücksspielwesens im Zentrum, so auch Sportwetten mit dem Themen-Schwerpunkt «Sportwetten-Spielsucht».

(www.causasport.org)

Monza: Die Antwort auf Indianapolis wird 100 Jahre alt

Photo by franzconde

(causasportnews / red. / 10. September 2022) Der Formel 1-Grand-Prix in Monza ist immer etwas Spezielles, In diesem Jahr ist alles noch spezieller, denn der Hochgeschwindigkeitskurs in einem Aussenbezirk von Monza in der Lombardei wird heuer 100 Jahre alt. Die Strecke, auf der Juan Pablo Montoya mit einem BMW-Motor und 19 000 Umdrehungen 2005 in einem «Williams» mit 372,6 km/h einen immer noch gültigen Top-Speed-Rekord schaffte, war die Antwort Europas vor allem auf die «Nudeltopf»-Strecke von Indianapolis. Ausgedacht hatte sich diese Variante des Strassenkurses mit Steilkurven als Abkehr von den Rennstrecken-Ovals in USA und in England der Architekt Alfredo Rosselli. Der Kurs mit 11 Kurven, welche bekannte Namen wie «Lesmo», «Parabolica» und «Curva Grande» tragen, beträgt heute noch 5,793 Kilometer. Bald bildete sich um Monza Mythen in vielerlei Hinsicht; dies vermehrt, seit ab 1950 der Formel 1-Grand-Prix von Italien auf diesem Kurs ausgetragen wird. Gewinnt Ferrari in Monza, läuten in diversen Kirchen Italiens noch immer die Kirchenglocken. A propos Ferrari: Seit 75 Jahre ist Ferrari als Renommier-Marke im Formel 1-Rennsport dabei. Wenn ein Fahrer mit einem Ferrari-Boliden Weltmeister wird, ist vor allem Ferrari Weltmeister, obwohl der Wettbewerb offiziell «Fahrer-Weltmeister» genannt wird. Es ist die einzige Marke, bei der diese alles zählt, der Fahrer eher weniger. Das war selbst bei Michael Schumacher so, als dieser dem Werk in Maranello von 2000 bis 2004 fünf Weltmeistertitel in Serie bescherte. Es kristallisierte sich das Bonmot heraus, dass selbst ein Schimpanse in einem Ferrari Weltmeister werden könne – Hauptsache, und nur das zählt, er sitzt in einem Ferrari. Derzeit lahmt das springende Pferd aus Maranello (wieder einmal). Unbedeutend ist dabei, dass aktuell kein Fahrer aus Italien in einem Ferrari-Cockpit sitzt. Max Verstappen im «Red Bull» wird auch in diesem Jahr nicht beizukommen sein. Der «Autodromo Nazionale di Monza» hat in seiner 100jährigen Geschichte Sensationen, Dramen und Tragödien erlebt. Aber auch viel Unerwartetes. So ist es durchaus möglich, dass an diesem Renn-Wochenende auf dieser Geschwindigkeitsstrecke, welche mutige Spätbremser klar bevorteilt, trotz der nicht optimalen Ausgangslage ein Ferrari als erster die Ziellinie kreuzen wird. «Niente è impossibile» (nichts ist unmöglich) wird das Prinzip Hoffnung in Monza genannt.

Und immer wieder: «The show must go on”

Photp by Allie_Caulfield

(causasportnews / red. / 7. September 2022) Seit jeher ist der Sport von Polit-Ganoven und -Verbrechern für dunkle und abscheuliche Ziele missbraucht worden. Die «Plattform Sport» eignet sich bestens dafür, um sich zu inszenieren und zu profilieren sowie Stärke z.B. mittels «Kraft durch Freude» (nationalsozialistische Gemeinschaft) zu manifestieren. So nutzten Adolf Hitler und seine Schergen die Olympischen Spiele in Garmisch-Partenkirchen und in Berlin (1936) zur Machtdemonstration der Nationalsozialisten; 1939 überfiel dann Deutschland Polen, und es wurde ein blutiger und schrecklicher Weltkrieg entfesselt. 2014, gleich nach den Olympischen Spielen in Sotschi, überfiel Russland die Halbinsel Krim und annektierten diese. Die Spiele am schwarzen Meer dienten der russischen Propaganda, entpuppten sich letztlich aber als «Doping-Spiele», weil sich Russland eines rigorosen Staatsdopings schuldig gemacht hatte; in der Folge wurde das Land, das seit über einem halben Jahr wieder Krieg führt, weitgehend vom Weltsport ausgeschlossen. Dennoch fand die WM-Endrunde im Fussball 2018 in Russland statt. Die Welt und der Weltfussballverband FIFA krochen mit der Durchführung dieser Spiele der russischen Propaganda einmal mehr auf den Leim. Unter Wahrung des «olympischen Friedens» wartete Russland das Ende der Olympischen Winterspiel in Peking 2022 ab, bevor am 4. Februar 2022 der grauenhafte Ukraine-Krieg begonnen wurde; letztlich wird bis heute auch die ganze Welt terrorisiert.

Dieser Tag jährt sich ein Ereignis, das der Inbegriff des Missbrauchs des Sportes durch üble Gesellen darstellt, zum 50. Mal. Ausgerechnet in Deutschland schlug eine palästinensische Terrorgruppe («Schwarzer September») anlässlich der Olympischen Sommerspiel vom 26. August – 11. September 1972 zu und verursachte im Olympischen Dorf in München und ausserhalb des Olympia-Geländes den Tod von elf Mitgliedern der israelischen Olympiamannschaft. Die Welt verharrte in Schockstarre, und man konnte es einfach nicht glauben, dass das palästinensische Terrorkommando auf der Olympia-Weltbühne in München Sportler und Betreuer der israelischen Mannschaft angriff. Während der Attacke im Olympischen Dorf kamen zwei Israeli zu Tode, danach bei einer total missglückten Geiselbefreiungsaktion auf dem Flughafen «Fürstenfeldbruck» neun weitere Mitglieder des Israelischen Olympia-Teams. Der Sport wurde von den Palästinensischen Terroristen aufs schändlichste für politische und kriegerische Zwecke missbraucht.

Nach einer Trauerfeier nach dem Attentat während der Spiele tat der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), Avery Brundage, einen folgenschweren, heuchlerischen Ausspruch, der einzig dazu diente, die «Geldmaschine Olympia» am Leben zu erhalten, mit dem er aber untauglicherweise ein Zeichen gegen den Terror setzen wollte. «The games must go on», erklärt der Olympia-Greis als Vorsitzender des Greisen-Zirkels IOK. «Die Spiele müssen weitergehen», das gilt nun auch für die Fussball-WM-Endrunde in Katar Ende dieses Jahres. Katar hat zwischenzeitlich bekanntlich viel an Goodwill gewonnen. Immerhin erwartet der Westen nun einiges vom Wüstenstaat, nachdem Russland einen Teil der westlichen Welt nun durch Lieferstopps von Gas und Öl diesen Winter wohl etwas frieren lässt. Jetzt Katar durch Kritik an was auch immer zusätzlich zu brüskieren und missmutig zu stimmen, geht natürlich gar nicht. So lautet die Devise betreffend der Fussball-WM-Endrunde 2022 nun generell: «The show must go on”.

UEFA lässt Sanktions-Fallbeil auf acht Klubs niedersausen

(causasportnews / red. / 6. September 2022) Relativ hart hat die Europäische Fussball-Konföderation (UEFA) das Sanktions-Fallbeil auf acht europäisch Spitzenklubs niedersausen lassen. In Anwendung eines der umstrittensten Regularien im Klubfussball, dem sog. «Financial Fairplay-Reglement» (FFP), letztlich zur Sicherung der ungefähren Chancengleichheit im europäischen Top-Klubfussball vorgesehen, sind vom Kontinentalverband insgesamt 172 Millionen Euro an Bussen ausgefällt worden. Das Reglement, das vor allem bei der Lizenzierung von an europäischen Wettbewerben teilnehmenden Klubs von Bedeutung ist, gewährleistet, bzw. soll garantieren, dass die an europäischen Wettbewerben teilnehmenden Klubs aus verschiedenen Gründen, ihre finanziellen Verhältnisse im Gleichgewicht behalten: Sie sollen, vereinfacht gesagt, nicht mehr ausgeben als sie einnehmen. Schaffen sie das nicht und verletzen die reglementarischen Vorgaben, kann die UEFA zu Sanktionen greifen und vor allem Bussen verhängen. Wie jetzt wieder.

Von den 172 Millionen Euro ausgefällten Bussen wurden bis dato effektiv 26 Millionen Euro bezahlt. 10 Millionen Euro lieferte, nicht überraschend, der von Katar beherrschte Französische Spitzenklub Paris Saint-Germain (PSG) ab; 16 Millionen Euro wurden von anderen Top-Klubs in die UEFA-Kasse in Nyon bezahlt. Dem PSG droht derzeit eine Gesamtbusse von 65 Millionen Euro. Neben den Franzosen von PSG, welche derartige Zahlungen unaufgeregt und ohne Wimpernzucken aus der Portokasse zu leisten pflegen, sind folgende Klubs, insbesondere und sinnigerweise schwerpunktmässig aus Italien, von den UEFA-Sanktionen betroffen: AC Milan, Inter Mailand, AS Roma und Juventus Turin. Zudem im Weiteren, nebst PSG, Olympique Marseille, AS Monaco und Besiktas Istanbul.

Ein irregulärer Millionenschwung?

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(causasportnews / red. / 4. September 2022) Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln (BL) ist seit ein paar Tage Geschichte. Der bedeutendste Sportanlass der Schweiz, der alle drei Jahre stattfindet, wirkt nach; es handelt sich bei diesem Fest in dieser urschweizerischen Sportart «Schwingen» um den nachhaltigsten Sportevent der Schweiz. Zehntausende von Zuschauern vor Ort und Hunderttausende vor den Bildschirmen waren Zeugen, wie sich der Luzerner Wicki Joel zum Schwingerkönig 2022 krönte (für unsere Deutschen Freundinnen und Freunde im Norden und in der Schweiz: «schwingen» ist eine auf Sägemehl ausgetragene Variante des Freistilringens und hat nichts mit dem vor allem in Deutschland populäreren «swingen» zu tun). Es gab schon spektakulärere Schlussgänge als derjenige von Pratteln. Durchwegs herrschte jedoch die Meinung vor, dass der 25jährige Baumaschinenmechaniker und angehende Landwirt, der bei einer Körpergrösse von 183 Zentimetern stolze 110 Kilogramm auf die Waage bringt, ein würdiger und verdienter König in diesem Nationalsport ist.

Die Schweiz wäre jedoch nicht die Schweiz, wenn dieser Erfolg des «Bösen» aus der Innerschweiz einfach so hingenommen würde. «Joel Wickis Millionenschwung war irregulär», moserte etwa die linke Zeitung «Tages-Anzeiger» in Zürich herum; der Ausdruck «Millionenschwung» resultiert daher, weil ein Schwingerkönig mit Werbung schönes Geld generieren kann. Da sind auch die Neider rasch zur Stelle. Kein Wunder, kommen derartige Querschüsse aus diesem Lager. Immerhin ist der Schwingsport nicht nur quer durch alle Gesellschaftsschichten hindurch ein anerkannter, etablierter und beliebter helvetischer Sport, sondern er bedeutet insbesondere die Verkörperung ureigener Schweizer Traditionen, welche dem linken Lager seit jeher ein Dorn im Auge ist. Das Blatt sezierte nach dem Triumph des «Bösesten» aller «Bösen» den entscheidenden Schlussgang und ortet den Makel im entscheidenden Moment des Kampfes so: Wicki Joel hatte beide Hände an der Zwilchhose seines Schlussgang-Gegners Aeschbacher Matthias, dann lässt er diese zuerst mit der linken, dann mit der rechten Hand los und legte Aeschbacher Matthias auf den Rücken. Ein irregulärer Sieg also, weil Wicki Joel eine Reglementsbestimmung des Eidgenössischen Schwingerverbandes verletzt habe. Im technischen Reglement findet sich in der Tat der Passus: «Der schwungausführende oder der gewinnende Schwinger muss mindestens einen Griff an den Schwingerhosen oder am geschlossenen Teil des Ledergurtes des Gegners haben.». Ein irregulärer Sieg also, doch weshalb hat der Kampfrichter diese Reglementsverletzung nicht geahndet? Er hat sie schlicht übersehen und so entschieden aufgrund dessen, was er gesehen hat. In der Retrospektive wird sichtbar, dass die Reglementsverletzung marginal und auch nicht ausschlaggebend für den Sieg von Wicki Joel war. Eine Tatsachenentscheidung, wie sie im Sport immer wieder vorkommt, zufolge Verletzung einer Ordnungsvorschrift (und nicht einer Gültigkeitsvorschrift). In der Welt der Schwinger, die mehrheitlich noch in Ordnung ist, bildet diese Irregularität kein Thema. Hier ist Sport eben noch Sport, und eine Entscheidung auf dem Sportplatz ist eine hinzunehmende Entscheidung. Die in einem Teil der Medien aufgeworfene Frage, ob in diesem Nationalsport zur Aufdeckung derartiger Irregularitäten nicht ein Video Assistant Referee (VAR) als Sehhilfe für den Kampfrichter einzusetzen wäre, ist sich die unverdorbene, «gesunde» Schwinger-Community einig: Im Sport soll man auch mal fünf grad sein lassen. Logisch, dass sich auch der im Schlussgang unterlegene Aeschbacher Matthias keine Gedanken mit Blick auf solche juristischen Spitzfindigkeiten gemacht hat.