Schlagwort-Archive: Japan

Die «Corona-Spiele» in Tokio in den Entscheidungsfallen

Photo by Frans Van Heerden on Pexels.com

(causasportnews / red. / 20. Juli 2021) Die Fussball-Europameisterschaft ist vor etwas mehr als einer Woche glücklich beendet bzw. bis zum Abschluss durchgezittert worden. «Corona» schwebte wie ein Damoklesschwert über der Veranstaltung, und der organisierende Kontinentalverband UEFA zwang letztlich die Austragungsorte dazu, sekundiert von Impf-Unwilligen, Querulanten und Querdenkern, die Stadien zu öffnen – zuletzt das «Wembley»-Stadion in London. Der «Corona»-Ignorant, Boris Johnson, glaubte, dank 60’000 Engländerinnen und Engländern, der Mannschaft von der Insel auf diese Weise zu Europameister-Ehren verhelfen zu können. Wie bekannt, ohne finalen Erfolg. Der nicht gerade mit intelligenter Weitsicht gesegnete Polit-Haudegen, der im Zuge seiner «Corona»-Ignoranz alle Schutz- und Vorsichtsmassnahmen auf der Insel über Bord geworfen hat(te), befindet sich derzeit wieder einmal selber in Quarantäne; seine Infektion hat er schon vor Monaten eingezogen.

Nur knapp zwei Wochen nach dem Europameisterschafts-Erfolg Italiens steht der zweite Sport-Grossanlass dieses Jahres vor der Türe: Die Olympischen Spiele in Tokio. Diese sollen ohne Zuschauerinnen und Zuschauer durchgeführt werden. «Corona» wütet allerdings unvermindert im Lande der aufgehenden Sonne und wird immer schlimmer. Trotzdem verlangt IOK-Präsident Thomas Bach nun Spiele mit Publikum. Ohne Zuschauerinnen und Zuschauer sind Sportanlässe weniger lustig als jedes Begräbnis. Es könnte jedoch durchaus sein, dass die höflichen Japaner zuletzt vor der Geldmaschinerie IOK und den geldgierigen Funktionären einknicken werden, denn «Tokio» muss stattfinden! Das wäre ihnen teils wohl auch willkommen, denn wegen der Publikums-Sperre gehen ihnen gewaltige Zuschauer-Einnahmen verloren. Nach Tokio werden, Stand heute, lediglich 100’000 Sportlerinnen und Sportler, Funktionäre und Medienschaffende reisen. Wegen «Corona» verkommen die Sommerspiele zu einer Einheit der Gegensätze. Thomas Bach möchte aus finanziellen Gründen Publikum in den Sportstätten; Premier-Minister Yoshihide Suga will aus politischen Gründen die Spiele durchführen, steht aber unter dem Druck seines (Wahl-)Volkes, das den Grossanlass aus Angst vor «Corona» am liebsten gar nicht möchte; gleichzeitig ist er ein Opfer seiner Prestige-Gehabe: Wie würde Japan dastehen, wenn die Spiele nicht stattfinden und in einem halben Jahr im Lande des Rivalen China die Olympischen Winterspiele eröffnet werden! Eine verzwickte Situation also, bestückt mit diversen Entscheidungsfallen, vor allem für die bemitleidenswerten Japaner, die kaum mehr anders können, als wohl zu guter Letzt auch noch die Sportstätten für das Publikum zu öffnen. Darauf, dass die Gross-Veranstaltung am Wochenende nicht beginnen wird, wettet niemand (mehr) einen Rappen. Schliesslich soll Japan mit den Spielen auch Stärke demonstrieren und die Nation das Fukushima-Trauma überwinden; exakt von dort aus wurde das Olympische Feuer nach Tokio getragen – das sagt alles. Ob der interdisziplinäre Anlass zum stets beschworenen, grandiosen Sportfest 2021 für die Menschheit auf diesem Globus werden wird, dürfte sich bald weisen. Wahrscheinlicher ist, dass die im letzten Jahr um ein Jahr verschobenen Sommerspiele als «Corona-Spiele», die aus verschiedenen Gründen durchgezwängt werden müssen, in die Sport-Geschichte eingehen werden. Libido, gepaart mit Kalkül, statt Ratio, könnte die allgemeine Lage kurz vor Beginn des Grossanlasses zusammengefasst werden.

Olympia 2021 auf der Kippe

Photo by Pixabay on Pexels.com

(causasportnews / red. / 19. Mai 2021) Der Termin für den Beginn der geplanten Olympischen Spiele vom 23. Juli bis zum 8. August in Tokio rückt näher und näher. Ebenso wächst der Widerstand gegen den grössten Sportanlass der Welt in diesem Jahr im ganzen Land. Obwohl die Wettkämpfe ohne ausländische Gäste ausgetragen werden sollen, beginnt das Volk immer mehr zu rebellieren. Auch Vereinigungen, welche nicht einfach ignoriert werden können, verlangen nun eine Absage des Anlasses, wie jetzt der einflussreiche Ärzteverband in Tokio. In Japan präsentieren sich die Auswirkungen des «Corona»-Virus dramatisch, obwohl der japanischen Bevölkerung durchwegs Disziplin attestiert werden kann, auch wenn es um die Bekämpfung des Virus geht. Jedoch haben hohe Fallzahlen, laue Impferfolge und überbelegte Spitäler dazu geführt, dass eine Absage des Anlasses immer mehr befürwortet wird. Immer mehr Politikerinnen und vor allem Politiker distanzieren sich von den Spielen im Land der aufgehenden Sonne. Ob die Wettkämpfe, deren Durchführung im Moment auf der Kippe steht, letztlich durchgedrückt werden oder nicht, wird letztlich von der Politik abhängen; der Einfluss des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) wird letztlich kaum ausschlaggebend sein. Wenn sich die Politik vollends auf die Seite des fordernden Volkes geschlagen haben wird, sind die Spiele nicht mehr zu halten. Dass das geschehen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. In Japan gilt die Polit-Kaste als noch windiger als etwa in Europa. Wer in Japan wiedergewählt werden will, unterschätze die Macht des Volkes nicht! Und sich gegen die Meinung des Volkes zu stellen, bedeutet politischer Selbstmord.

Apropos Politik: Derzeit machen Äusserungen des Unternehmers Dr. Markus Elsässer zur aktuellen, politischen Lage die Runde. In knapp zwei Minuten erklärt er, wie es sich heute mit dem Mittelmass in der Politik und mit dem angefeindeten Unternehmertum verhält. Neben der Politik bekommen auch die Medien als willfährige Multiplikatoren einer desolaten Politik ihr Fett ab, weshalb das Statement des 65jährigen Düsseldorfers medial geflissentlich ignoriert wird. Was hier knapp und knackig gesagt wird, eben so, wie es ist, vermag das Spannungsfeld zwischen Politik und Sport in Japan im Zeitalter von «Corona» mit Blick auf die vorgesehen Olympischen Spiele aufzeigen.

Olympia im Allgemeinen, und nicht nur die Frage bezüglich der Durchführung oder Nicht-Durchführung der Spiele im Sommer, gerät auch allgemein immer mehr in eine Negativ-Spirale. Bezüglich der mehr als zum Modewort gewordenen «Nachhaltigkeit» jagen sich auch mit Blick auf die grassierende Pandemie Einschätzungen, Analysen und Studien. Dabei geht es um weit mehr als um die Sinnfrage, etwa, wie es zu rechtfertigen ist, dass für einen Event von gut zwei Wochen hunderttausende von Menschen um den Globus herumfliegen. «Corona» befeuert vor allem derartige Fragestellungen, ist es doch evident, dass die Mobilität der Massen Pandemien, wie die jetzige, massiv begünstig (was derzeit aber vor allem etwa in Deutschland ignoriert wird, geht es doch jetzt dann um die Themen «Urlaub» und «Reisen» rund um die Welt; diesbezüglich verstehen die Deutschen keinen Spass! Jeder Politiker wird sich hüten, dieses Thema kritisch einzuschätzen). Bezüglich Nachhaltigkeit schneidet Olympia grundsätzlich schlecht ab. Untersuchungen an der Universität in Lausanne haben ergeben, dass die derzeitige Art, Grossveranstaltungen zu vergeben, zu planen und auszurichten systematisch zu negativen Folgen für Städte und deren Bewohnende führen, heisst es in der Studie, in der ökonomische, ökologische und soziale Faktoren gewichtet wurden. Aus dieser Sicht der Nachhaltigkeit wäre die Absage der Spiele in Tokio kein Schaden – wohl insbesondere für das IOK in wirtschaftlicher Hinsicht natürlich schon.

Olympia 2021 in Tokio: 2021 oder gar nicht?

(causasportnews / red. / 27. August 2020) Mit gequältem Gesichtsausdruck und als ob ihm ein schwergewichtiger Sumo-Ringer auf den Füssen stehen würde, teilte Japans Premierminister Shinzo Abe vor genau fünf Monaten der Stadt Tokio, seinem Land und der Welt mit, dass „Olympia Tokio 2020“ genau ein Jahr später stattfinden würde. Lange liessen sich im Frühjahr das Internationale Olympische Komitee (IOK) und die japanische Metropole Zeit, um die längst überfällige Entscheidung bezüglich Verschiebung der Olympischen Spiele um ein Jahr zu kommunizieren. Als im März der „Corona“-Tsunami die Welt mit voller Wucht erfasste, liess sich das „Projekt Tokio 2020“ trotz Beteuerungen und Durchhalteparolen seitens des IOK nicht mehr halten. IOK-Präsident Thomas Bach legte damals erläuternd nach und erklärte überdies, dass Olympische Spiele ohne Zuschauer undenkbar seien (vgl. dazu auch causasportnews vom 23. Juli 2020).

Statt vom 23. Juli bis 8. August 2020 soll nun also das grösste Sportfest der Welt vom 23. Juli bis 8. August 2021 stattfinden. Doch daran mögen, obwohl es bis zur in Aussicht gestellten Eröffnung der Spiele am 23. Juli 2021 kaum mehr ein Jahr dauert, immer weniger Menschen glauben; COVID-19 hat den Globus fest im Griff – und ein Ende des epidemischen Spuks ist nicht in Sicht. Der japanischen Bevölkerung ist die Lust auf Olympia längst abhanden gekommen. Im Juli sprachen sich gemäss Umfragen weniger als 25 Prozent der Bevölkerung für eine Verschiebung der Gross-Veranstaltung auf den Sommer 2021 aus. Gegen 40 Prozent traten für eine weitere Verschiebung ein, und fast ebensoviele Japanerinnen und Japaner sprachen sich für eine endgültige Absage der Sommerspiele in der 10 Millionen-Metropole aus. Der langjährige Premierminister Shinzo Abe dürfte man kaum mehr am eingangs wiedergegebenen Statement gemessen werden: Er kämpft seit geraumer Zeit mit gesundheitlichen Problemen, und es käme keiner Überraschung gleich, wenn bald einmal sein Nachfolger auch die Spiele von 2021 als abgesagt erklären würde. Realistischerweise wird sich die Menschheit auf diesem Planeten wohl auf eine Langzeit-Pandemie einrichten müssen. Grosse Sportveranstaltungen werden nicht mehr so, wie vor „Corona“ üblich, auszutragen sein. Das gilt wohl auch für die vom 21. November bis 18. Dezember 2022 vorgesehene WM-Endrunde der Fussballer in Katar und weitere, bedeutende Sport-Grossanlässe.

Irrtümer um Olympia

WhatsApp Image 2019-11-30 at 11.52.16

NZZ vom 22. November 2019

(causasportnews / red. / 30. November 2019) In etwas mehr als einem Jahr, am 24. Juli 2020, beginnt in Tokio einer der grössten Sportanlässe der Welt, die Olympischen Sommerspiele (bis zum 9. August 2020). Dieses Ereignis wirft seine Schatten voraus – in jeder Hinsicht, also auch medial. Wird über diesen Anlass berichtet, ist dies oft mit insbesondere terminologischen Fehlleistungen verbunden. Fokussieren etwa Journalisten diese Sportwettkämpfe, sprechen sie meistens und zutreffend von „Olympischen Spielen“; aber es sind durchaus auch Divergenzen feststellbar, getreu nach dem Motto: Man meint es zwar richtig, sagt es aber falsch. Im konkreten Fall sprechen Medienschaffende, auch der Sportredaktionen, immer wieder von der „Olympiade“, meinen aber die regelmässig ausgetragenen Sportwettkämpfe unter der Schirmherrschaft des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), einem Verein nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Lausanne. Sogar in den Intelligenzblättern herrscht diesbezüglich ein Begriffswirrwarr. So auch kürzlich in der „Neuen Zürcher Zeitung“, die (im Wirtschaftsteil!) einen Beitrag so betitelte: „Japan will eine Olympiade ohne Hürden“. Die Titelsetzer sind einem weit verbreiteten Irrtum erlegen. „Olympiade“ bedeutet einen (mehrjährigen) Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. Der Terminus „Olympische Spiele“ steht für die regelmässig ausgetragenen Sportwettkämpfe unter der Ägide des IOK. Wer sich in der griechischen Historie auskennt, ist sich dieser Unterschiede bewusst. Nach neueren, edukativen Meinungen ist die Geschichte generell allerdings eh ein Auslaufmodell, weshalb solche Feinheiten offenbar zu vernachlässigen sind. Aber dennoch sei’s festgehalten: „Olympiade“ bedeutet ein Zeitraum; mit „Olympischen Spielen“ sind die konkreten Wettkämpfe gemeint. 2016 fanden die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang (Korea) statt, die Olympischen Sommerspiele im gleichen Jahr in Rio (Brasilien). Im kommenden Jahr werden also die Olympischen Sommerspiele in Tokio ausgetragen, die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking (vom 4. bis 20. Februar); Peking war (zusammen mit Hongkong) bereits Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2008 – ein Unikum, dass im selben Austragungsort (Peking) sowohl Sommer- als auch Winterspiele stattfanden oder stattfinden.- Ein anderer, weit verbreiteter Irrtum um Olympia: Olympische Spiele werden vom IOK nicht an ein Land vergeben, bestimmt wird ein Austragungsort (in der Regel eine Stadt). So finden die Olympischen Sommerspiele 2020 nicht in Japan, sondern eben in Tokio statt.

Das allerdings sind die kleineren Sorgen, mit denen die Olympioniken derzeit (wieder) zu kämpfen haben. Mehr Kummer bereitet der Umstand, dass der Fussball dem olympischen Sport immer mehr den Rang abläuft, was sich letztlich negativ auf die Vermarktung der Olympische Spiele auswirkt.