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Wenn der Teufel in der Formel 1 Fliegen frisst

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(causasportnews / red. / 7. März 2023) Mit dem Rennen in Bahrain hat am Wochenende die Formel 1-Saison 2023 begonnen. Von den Resultaten her, mit Überraschungen (Altmeister Fernando Alonso, der auf Platz 3 fuhr), nichts Neues im Vergleich zum vergangenen Jahr, als Max Verstappen im «Red Bull» (wiederum) überlegen Weltmeister wurde: Der Weg über den Titel in diesem Jahr wird zweifellos erneut über den 25jährigen Niederländer führen. Trotz der zementierten Fahrer-Hierarchie in der Formel 1 sind beim Saison- Start auch in diesem Jahr Neuerungen und Neuigkeiten zu vermelden. Eine dieser Motorsport-News betraf und betrifft das Schweizer, von Rennsport-Legende Peter Sauber gegründete und seit 1993 geführte Formel 1-Team, das aktuell und letztmals in dieser Saison unter dem Namen «Alfa Romeo» antritt. Der Rennstall aus dem beschaulichen Zürcher Oberländer Ort Hinwil fährt in der Königsklasse des Automobil-Rennsports seit Jahren leidlich mit; bis dato resultierte immerhin ein Grand Prix-Sieg, eingefahren 2008 für das damalige «BMW Sauber-Team» vom Polen Robert Kubica. Zum Saisonstart heuer in Bahrain fuhr das Zürcher Team einen schönen achten Platz (durch Valtteri Bottas) heraus.

Dass die Formel 1 eine Geldvernichtungs-Maschine ist oder sein kann, dürfte einer notorischen Tatsache entsprechen. Vor allem die «Mitfahrer-Teams», zu denen «Alfa Romeo» gehört, hat in den letzten Jahren zufolge des immensen Kapitalbedarfs in der Automobilsport-Königsklasse in finanzieller Hinsicht Höhen und Tiefen erlebt und auch unangenehme Erfahrungen mit «Investoren» und «Sponsoren» aller Art gemacht. Die Formel 1 ist eben (auch) für viele Selbstdarsteller, Hochstapler und schillernde Persönlichkeiten die gesuchte Plattform, um sich im medialen Rampenlicht in Szene zu setzen. Bei der Präsentation des neuen Autos für die nun begonnene Formel 1-Saison fiel ein Sponsor auf dem «Alfa Romeo» auf, der zumindest als speziell zu qualifizieren ist. Die Rede ist vom Hauptsponsor «Stake», was soviel heisst wie «Einsatz». Mit diesem Einsatz im höchsten Motorsport-Segment ist nicht etwa ein sportlicher Einsatz, der zur Erzielung von Erfolg unabdingbar ist, gemeint, sondern der Wetteinsatz, wie er im Rahmen etwa von Sportwetten erforderlich ist. «Alfa Romeo» bewirbt demnach eine Sportwetten-Unternehmung, die sich im online-Casino-Business (Stake.com) bewegt. Die Gesellschaft, die Milliarden welcher Währung auch immer umsetzen soll (eingesetzt werden dabei im Casiono-Geschäft insbesondere Crypto-coins), firmiert unter «Stake Crypto Casino & Sports Betting» und soll vom kroatischen Geschäftsmann Mladen Vuckovic geführt werden, der als CEO tätigt ist und als Schlüsselperson des Projektes gilt. Das Unternehmen ist gesellschaftlich u.a. implementiert in Serbien, in den Niederlanden, in Australien, auf Zypern und auf Malta und verfügt über Ableger weltweit. Mit dem Angebot von Sportwetten im Internet und mit dem Betrieb von online-Casinos agiert der neue «Alfa Romeo»-Titelsponsor «Stake» auch teils im juristischen Graubereich. So ist es beispielsweise eher unsicher, ob diese Form der «Stake»-Werbung, welche anlässlich der Formel 1-Rennen rund um den Globus auch in den Schweizer Stuben mitverfolgt werden kann, gemäss dem aktuellen Geldspielgesetz zulässig ist. Zumindest unschön mutet zweifelsfrei die auf den Formel 1-Boliden aus Hinwil angebrachten Schriftzüge «CryptoDATA» an. Die Einsätze im online-Casino-Geschäft erfolgen eben vor allem in der umstrittenen Krypto-Währung.

Der neue Sauber-Hauptsponsor für 2023 aus der schillernden online-Casino-Branche mit Krypto-Einsätzen hat vor dem Formel 1-Saisonstart nicht nur für juristische und ausser-juristische Diskussionen und Kontroversen gesorgt. Vielmehr dürften nun auch die Schweizer Spielbankenkommission aktiv werden und den «Alfa Romeo»-Sponsor genauer unter die Lupe nehmen. Irgendwie widersprüchlich mutet jedenfalls auch der Umstand an, dass das Schweizer Team mit einem Gross-Sponsor paktiert, für den in einigen Ländern, in denen Formel 1-Rennen ausgetragen werden, nicht geworben werden darf. So ist es auf der britischen Insel nicht erlaubt, für Glücksspiele zu werben und in online-Casinos mit Krypto-Währungen zu spielen. Ob die Team-Verantwortlichem mit diesem Deal wohl dem Sprichwort nachleben wollten, dass der Teufel in der Not Fliegen frisst? Affaire à suivre jedenfalls…

Vom Wert von Sanktionen im Sport

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(causasportnews / red. / 31. Oktober 2022) Nur wenige Tage nach dem Tod des Österreichischen Milliardärs, Unternehmers und «Red Bull»-Eigners Dietrich Mateschitz (vgl. auch causasportnews vom 23. Oktober 2022) gab es gute Nachrichten für das Team des Verstorbenen, «Red Bull Racing»: Wegen Verstössen gegen die Budgetobergrenzen im Jahr 2021, als Max Verstappen souverän den Fahrer-Weltmeistertitel in der Formel 1 im «Red Bull» holte, wurde das Team von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) in Paris mit sieben Millionen US-Dollar gebüsst. Sieben Millionen sind natürlich auch in diesem Sport, in dem gesamthaft pro Saison Milliarden umgesetzt werden, nicht nichts. Aber «Red Bull» dürfte diese Busse mit einem Augenzwinkern aus der Portokasse bezahlen. Bis zur FIA-Entscheidung war man sich bei «Red Bull» noch nicht ganz sicher, dass der Titel im letzten Jahr auf sicher sei. Die Sanktion hätte auch massiver ausfallen und das sportliche Ergebnis des letzten Jahres tangieren können. Allerdings war es realistischerweise unvorstellbar, dass das sportliche Resultat durch eine Sanktion wegen Missachtung der Budgetobergrenze noch umgestossen würde. Immerhin holte Max Verstappen im Auto dieses Teams erstmals den WM-Titel; den Triumph wiederholt er in dieser Saison und brillierte soeben im Rennen vom Wochenende in Mexiko mit dem 14. Laufsieg (!) in dieser Saison. Doch nun ist alles paletti. Die FIA erkannte, dass der Dietrich Mateschitz’ Rennstall die Budget-Obergrenze von erlaubten 148,6 Millionen nicht einmal um 5% überschritten habe, nämlich um 2,15 Millionen. Ein solches Vergehen wird als «geringfügig» qualifiziert. Die ausgefällte Sanktion durfte demnach als durchaus angemessen gewertet werden. Neben der Busse von sieben Millionen wird «Red Bull Racing» im Sinnen einer Zusatzsanktion mit zehn Prozent weniger aerodynamischen Entwicklungsressourcen auskommen müssen. Auch das dürfte für das auch heuer überlegene Renn-Team verschmerzbar sein, auch wenn die Aerodynamik die Grundlage für sportliche Erfolge in der Königsklasse des Automobilrennsports bildet. Diese den Sport tangierende Strafe dürfte grundsätzlich eher schmerzen als die auferlegte Millionen-Busse. Die FIA-Entscheidung hat (vor allem bei der «Red Bull»-Konkurrenz) die Diskussionen um den Wert von (Geld-)Sanktionen mit Blick auf deren Art und Ausfällung befeuert und auch Kritiken ausgelöst. Vor allem im Milliardengeschäft Formel 1 dürfte die Devise lauten: «Was mit Geld zu regeln ist, tangiert den Sport nicht und ist mit Geld zu regeln». Und ebenso gilt zweifelsfrei auch der immer wieder bemühte Rechtsgrundsatz: «Geld hat man zu haben». Das trifft für die Formel 1 zweifelsfrei zu. Wohl auch für das natürlich nicht so begüterte Team Aston Martin: Wegen des gleichen Vergehens wurde der Rennstall von Sebastian Vettel ebenfalls gebüsst.

Monza: Die Antwort auf Indianapolis wird 100 Jahre alt

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(causasportnews / red. / 10. September 2022) Der Formel 1-Grand-Prix in Monza ist immer etwas Spezielles, In diesem Jahr ist alles noch spezieller, denn der Hochgeschwindigkeitskurs in einem Aussenbezirk von Monza in der Lombardei wird heuer 100 Jahre alt. Die Strecke, auf der Juan Pablo Montoya mit einem BMW-Motor und 19 000 Umdrehungen 2005 in einem «Williams» mit 372,6 km/h einen immer noch gültigen Top-Speed-Rekord schaffte, war die Antwort Europas vor allem auf die «Nudeltopf»-Strecke von Indianapolis. Ausgedacht hatte sich diese Variante des Strassenkurses mit Steilkurven als Abkehr von den Rennstrecken-Ovals in USA und in England der Architekt Alfredo Rosselli. Der Kurs mit 11 Kurven, welche bekannte Namen wie «Lesmo», «Parabolica» und «Curva Grande» tragen, beträgt heute noch 5,793 Kilometer. Bald bildete sich um Monza Mythen in vielerlei Hinsicht; dies vermehrt, seit ab 1950 der Formel 1-Grand-Prix von Italien auf diesem Kurs ausgetragen wird. Gewinnt Ferrari in Monza, läuten in diversen Kirchen Italiens noch immer die Kirchenglocken. A propos Ferrari: Seit 75 Jahre ist Ferrari als Renommier-Marke im Formel 1-Rennsport dabei. Wenn ein Fahrer mit einem Ferrari-Boliden Weltmeister wird, ist vor allem Ferrari Weltmeister, obwohl der Wettbewerb offiziell «Fahrer-Weltmeister» genannt wird. Es ist die einzige Marke, bei der diese alles zählt, der Fahrer eher weniger. Das war selbst bei Michael Schumacher so, als dieser dem Werk in Maranello von 2000 bis 2004 fünf Weltmeistertitel in Serie bescherte. Es kristallisierte sich das Bonmot heraus, dass selbst ein Schimpanse in einem Ferrari Weltmeister werden könne – Hauptsache, und nur das zählt, er sitzt in einem Ferrari. Derzeit lahmt das springende Pferd aus Maranello (wieder einmal). Unbedeutend ist dabei, dass aktuell kein Fahrer aus Italien in einem Ferrari-Cockpit sitzt. Max Verstappen im «Red Bull» wird auch in diesem Jahr nicht beizukommen sein. Der «Autodromo Nazionale di Monza» hat in seiner 100jährigen Geschichte Sensationen, Dramen und Tragödien erlebt. Aber auch viel Unerwartetes. So ist es durchaus möglich, dass an diesem Renn-Wochenende auf dieser Geschwindigkeitsstrecke, welche mutige Spätbremser klar bevorteilt, trotz der nicht optimalen Ausgangslage ein Ferrari als erster die Ziellinie kreuzen wird. «Niente è impossibile» (nichts ist unmöglich) wird das Prinzip Hoffnung in Monza genannt.

Formel 1 ausser Rand und Band: Tolles im Tollhaus

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(causasportnews / red. / 24. Juli 2022) In den Sommermonaten erreicht die Formel 1 meistens ihre Höhepunkte, auf und neben den Rennpisten. Seit der Niederländer Max Verstappen den Dauer-Weltmeister Lewis Hamilton als Champion abgelöst hat, ist auch eines klar geworden: Die Formel 1 hat ein Fan-Problem. Es sind dies die Holländer, die seit dem Titelgewinn ihres Landsmannes 2021 aus dem Häuschen sind und die Formel 1-Austragungsorte in ein Meer von Orange verwandeln. Soweit – sogut. Die Kehrseite dieser Medaille: Die Niederländer pflegen nicht nur eine konventionelle Fan-Kultur, sondern haben die Formel 1 und ihr Umfeld entdeckt, um so richtig die «Sau» herauszulassen. Sie verwandeln anlässlich der Renn-Wochenende einen immer noch tollen Sport in ein Event-Tollhaus. Das ginge auch noch, wenn hier nicht eine Negativ-Seite offenkundig würde. Vor allem am GP im österreichischen Spiegelberg (10. Juli 2022) wurde es manifest, dass das Fan-Problem der Formel 1 nicht nur im überbordenden Alkohol-Konsum des enthusiastischen Publikums zu orten ist, sondern vor allem dieser dazu führt, dass sich Frauen immer weniger an die Rennstrecken wagen. In Spiegelberg ging es auch ausserhalb des Renngeländes derart dramatisch zu und her, dass Übergriffe auf Frauen fast zum Normalfall wurden. Sexismus und Frauenfeindliches sowie diskriminierendes Verhalten männlicher «Fans» gegenüber Frauen bildeten den Rahmen dieses Rennsport-Festes. Es wurde gepöbelt, gegrabscht und gedemütigt. Weil dieses von den Holländern geprägte Fan-Verhalten eine neue Tendenz im Umfeld der Formel 1 zu sein scheint und das erträgliche Mass krass überschritten worden ist, wollen sich die Organisatoren der Rennen nach den flächendeckenden Klagen gegen diese gegen Frauen gerichtete Fan-Unkultur etwas einfallen lassen, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Das wird relativ schwierig werden, zumal gerade der Motorsport immer eine Trilogie von Sport, Show und Sex abgab, auch wenn die Nummerngirls bei den Rennstarts längst der Geschichte angehören. Da wird es auch wenig nützen, dass sich die Formel 1-Fahrer schockiert und angewidert ob dem Treiben der Fans gegen die Frauen im Rahmen der Rennen zeigen. Es entspricht eher dem Mainstream, dass die Formel 1 im Besonderen und der Motorsport im Allgemeinen zum «Ballermann-Mekka» des Sportes verkommen ist; dagegen lässt sich wohl gar nichts unternehmen. So wenig, wie etwa gegen den sexistischen und frauenverachtenden Exzess auf Mallorca. Dass der «Puffmama-Song» «Layla» derzeit die Hitparadenspitzen Deutschlands stürmt, sagt wohl alles. Und dass private TV-Sender aus der Schmuddel-Ecke mit der Formel 1 seit Jahrzehnten gigantische Zuschauerquoten erreichen, ist auch kein Zufall. Sport und Erotik als Symbiose verkauft sich eben stets gut. Das alles sei hier lediglich im Sinne des konventionellen Journalismus’ festgehalten und aufgezeigt nach dem Grundsatz: «Sagen, was ist» (gemäss dem «Spiegel»-Gründer Rudolf Augstein).

So bleibt, von diesen Phänomen empört Kenntnis zu nehmen (Empörungsgesellschaft), Betroffenheit zu mimen (Betroffenheitsgesellschaft) und die aus dem Ruder gelaufene Fan-Kultur in der Formel 1 anzuprangern (Verurteilungsgesellschaft). Ändern wird sich deshalb auch hier nichts, wie auch sonst nicht in der Eventbranche. So musste das Publikum soeben empört und schockiert zur Kenntnis nehmen, dass der Sexismus sogar bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth ausartet. Körperliche Übergriffe, sexistisches Gehabe und perverse SMS-Praktiken soll es hinter den Kulissen der Festspiele auf dem «Grünen Hügel» geben, eher nicht praktiziert durch Tristan und Isolde auf der Bühne. Auch in der Filmbranche soll es allenthalben hoch zu und hergehen. Viele Details hierzu wird die Öffentlichkeit nie (mehr) erfahren, denn der schillernde Regisseur und Frauenversteher Dieter Wedel hat alle Geheimnisse hierzu soeben ins Grab mitgenommen.

Demnach halten es die Philosophen letztlich auch mit diesem Thema sibyllinisch und stellen resigniert fest: «So ist die Welt, und müsste nicht so sein».

Vor einer Aufhebung des Verbots von Rundstreckenrennen

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(causasportnews / red. / 22. Mai 2022) Die Schweiz ist nicht gerade ein Eldorado des Automobilrennsports, weil die kleinmassstäblichen Verhältnisse Rennsportaktivitäten eher weniger begünstigen, die Schweiz über keine Automobilindustrie und keine Rennstrecken verfügt und die Bevölkerung grundsätzlich nicht speziell «pro Automobilrennsport» im eigenen Land eingestellt ist. Zwar verzeichnen etwa die rund um die Welt ausgetragenen Formel 1-Rennen am Schweizer Fernsehen durchwegs hohe TV-Einschaltquoten, die Aktivitäten des einzigen helvetischen Rennstalls «Sauber/Alfa Romeo» (derzeitige Bezeichnung) in Hinwil im Zürcher Oberland werden seit 30 Jahren stark beachtet, doch ist der Wunsch des Schweizerischen Motorsport-Publikums, die Formel 1-Akteure im eigenen Land zu sehen, nicht allzu gross. Das ist wohl auch auf das normierte Faktum zurückzuführen, welches heisst, dass in der Schweiz Rundstreckenrennen verboten sind. So sieht es seit rund 70 Jahren das Strassenverkehrsgesetz (SVG) in Art. 52 (ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt, falls die Belange der Verkehrssicherheit und der Verkehrserziehung berücksichtigt werden) vor. Nun soll dieses gesetzliche Verbot allerdings fallen. Wie der Nationalrat befürwortet die zuständige Ständeratskommission des eidgenössischen Parlaments die Aufhebung des Verbots von Rundstreckenrennen. Das Aufkommen umweltfreundlicher Technologien und die aktuellen Sicherheitsstandards und -möglichkeiten sprechen für eine Aufhebung des Verbotes. Eine Minderheitenmeinung, die ins Feld führte, dass Rundstreckenrennen mit Verbrennungsmotoren aus ökologischen Gründen nicht mehr zeitgemäss seien und am Rundstreckenrennverbot festgehalten werden solle, unterlag in der Ständeratskommission.

Auch wenn das Verbot gemäss Art. 52 SVG in absehbarer Zeit aufgehoben werden dürfte, scheint die Wahrscheinlichkeit gering zu sein, dass demnächst die Formel 1-Boliden zu einem «Grand-Prix-Suisse» in der Schweiz starten werden. Denn wie kaum in einer Sparte wird im Motorsport immer wieder die Sinnfrage gestellt. Nicht alle halten es mit Peter Sauber, dem bald 80jährigen Doyen des Motorsports in der Schweiz, der jeweils auf die Frage nach dem Sinn der Formel 1 und seiner Rennsportaktivitäten mit der Gegenfrage konterte: «Soll denn alles, was Freud macht, sonst noch sinnvoll sein?».

Max Verstappens Weltmeistertitel 2021 auch juristisch definitiv

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(causasportnews / red. / 19. Dezember 2021) Nach manifest gewordener Wut und entsprechenden   Frustbewältigungsversuchen erfolgte die Einsicht: «Mercedes» verzichtet auf weitere, rechtliche Schritte gegen Max Verstappen nach dem «Herzschlag-Finale» zum Ende der Formel 1-Saison 2021 in Abu Dhabi. Diese wären so oder so aussichtslos gewesen (vgl. causasportnews vom 15. Dezember 2021) und hätten der Nobel-Marke aus Stuttgart letztlich nur noch grösseren Image-Schaden, den Makel des schlechten Verlierers, zugefügt. Es war vor allem die Wut über das eigene Unvermögen – insbesondere «Mercedes»-Motorsportchef Toto Wolff gab sich als schlechter Verlierer -, die dazu führte, dass das Team von Ex-Weltmeister Lewis Hamilton gleich nach Rennschluss in der Wüste alle möglichen Schritte gegen das Verdikt von Abu Dhabi ankündigte, vor allem mit Blick auf die ins Feld geführte, mangelhafte Renn-Schiedsrichterleistung von FIA-Funktionär Michael Masi (Australien). So wurde ein Gang vor das Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes (FIA) angekündigt und danach, falls notwendig, auch der Gang vor das Internationale Sport-Schiedsgericht in Lausanne (TAS, Tribunal Arbitral du Sport) erwogen. Nachdem sich nun die Wut gelegt hat und klares Denken an Stelle des Frustes getreten ist, verlautete jetzt seitens der Stuttgarter relativ kleinlaut, auf angedachte, rechtliche Schritte in der «Causa WM-Titel 2021» zu verzichten. Weitere Verfahren hätten wohl nur noch klarer manifest werden lassen, dass «Mercedes» die Weltmeisterschaft nicht im letzten Saisonrennen verloren hat und das Versagen der Rennstrategie in der Endphase des Rennens in Abu Dhabi nur noch peinlicher geworden wäre. «Red Bull» war 2021 in den entscheidenden Momenten einfach besser und agierte im entscheidenden Moment in Abu Dhabi cleverer als «Mercedes». Mit dem erklärten Verzicht auf weitere juristische Schritte hat «Mercedes» Max Verstappen nun auch juristisch zum neuen Formel 1-Weltmeister gemacht. 

Die Angst des Rennsport-Schiedsrichters vor Fehlentscheidungen

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(causasportnews / red. / 15. Dezember 2021) Die Wogen sind nach dem WM-Finale in der Formel 1 in Abu Dhabi noch nicht geglättet; die Emotionen gehen immer noch hoch. Die Entscheidung nach einer spannenden Saison im letzten Rennen und auf den letzten Metern in den Emiraten war allerdings  spektakulärer als die Diskussionen, die nun immer noch anhalten. Eine Safety-Car-Phase ermöglichte es dem Niederländer Max Verstappen, seinen ersten WM-Titel ins Trockene zu bringen. Dank Cleverness, der neue Champion holte sich in dieser Renn-Neutralisationsphase umgehend frische Reifen, die es ermöglichten, den Rivalen um den Titel, Lewis Hamilton, zu überholen und definitiv zum Verlierer zu machen. Vor allem im «Mercedes»-Team herrschte nach der Niederlage des Titelverteidigers Heulen und Zähneknirschen, und «Mercedes»-Motorsportchef Toto Wolff wütete in seiner Rennleiter-Lounge wie ein Berserker. An sich hätte er über sich und seine Fehlstrategie in dieser Safety-Car-Phase erbost und frustriert sein müssen (Max Verstappen war und agierte einfach klüger), doch verlief alles nach dem hehren Motto: Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen.

Wie immer in solchen Momenten im Sport braucht es, um vom eigenen Versagen abzulenken , zumindest einen Schuldigen. Im Fussball ist es der Schiedsrichter, im entscheidenden Formel 1-Rennen der zu Ende gegangenen Saison fokussierte sich die Wut auf den Schiedsrichter des Rennens, den Australier Michael Masi. Diesem wurde von Mercedes-Seite vorgeworfen, bezüglich der Safety-Car-Phase und was damit zusammenhing, falsch entschieden zu haben, was adäquat kausal gewesen sei für den Coup des neuen Weltmeisters. Klar, Max Verstappen im «Red Bull» war vom Rennglück begünstigt, tat aber, im Gegensatz zu Lewis Hamilton, im richtigen Moment das Richtige. Zwar begleitet den Schiedsrichter auch im Rennsport die Angst vor Fehlentscheiden. Diese Angst ist allerdings relativiert zu betrachten in dieser technischen Sport-Disziplin, in der das Auto und nicht der Sportler an erster Stelle steht.

Dass die Titelverteidigung schief gehen könnte, konnte vor dem Saison-Finale nicht ausgeschlossen werden, schliesslich hatte Max Verstappen vor dem letzten Rennen vorgelegt und hatte während der Saison 2021 des öfteren von umstrittenen Rennentscheidungen von Michael Masi profitiert. «Mercedes» fuhr letztlich in die Schicksals-Falle. War dieses Ende einer spannenden WM-Saison also irgendwie vorauszusehen? Wohl schon, denn es ist bezeichnend, dass die beiden Teams «Red Bull» und «Mercedes» mit einer Armada von Anwälten zum letzten Saison-Rennen in Abu Dhabi einfuhren. Die Advokaten-Zunft wurde dann auf «Mercedes»-Seite nach dem Herzschlag-Finale auch aktiv. Was für das deutsche Werk auf der Rennstrecke verloren ging, sollte am grünen Tisch zurückerobert  werden. Erfolglos, wie es sich zeigte. «Mercedes» entpuppte sich vielmehr als schlechter Verlierer (was bezüglich Lewis Hamilton gar nicht gesagt werden kann), und erwägt allenfalls noch den Gang vor das Internationale Sport-Schiedsgericht (Tribunal Arbitral du Sport, TAS) in Lausanne. Auch eine solche, juristische Attacke würde das auf dem Sportplatz Versäumte nicht mehr ändern können. «Mercedes» arbeitet bekanntlich immer wieder daran, auch jetzt, das nicht allerbeste Image noch nachhaltig ein wenig mehr zu schädigen.

Sich auf den Schiedsrichter einzuschiessen ist im Motorsport noch weniger erfolgsversprechend als beispielsweise im Fussball. Oft geht es bei Zwistigkeiten in der Vollgas-Branche um das «Sportgerät Auto» und seine Reglements-Konformitäten, selten um den Rennverlauf. Grundsätzlich ist zu konstatieren, dass das, was auf der Rennstrecke geschieht, letztlich auch die objektive Wahrheit bildet. Oder anders: Rennen werden mehrheitlich definitiv auf dem Sportplatz entschieden. Das wird auch in der «Causa Verstappen / Hamilton» nicht anders sein. Der Schiedsrichter am vergangenen Sonntagabend, Michael Masi, mag allenfalls im einen oder anderen Punkt diskutabel oder sogar umstritten entschieden haben; es waren jedoch Tatsachenentscheide, die er fällte, die nicht justiziabel sind. Das würde wohl sogar auch das TAS, eine bekanntermassen juristische Wundertüte, so sehen.

Letztlich kann niemand etwas dafür, dass sich «Mercedes», Fahrer und Motorsport-Chef, im Finale in Abu Dhabi einfach geistig und renn-sportlich zumindest etwas unbeweglich verhielten. Dafür kann der clevere, mit Renninstinkt versehene Max Verstappen allerdings reichlich wenig.

Der kaum bemerkte Tod eines ehemaligen Sportlers

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(causasportnews / red. / 29. Mai 2021) Mit den Sportlerinnen und Sportlern ist es nicht anders als mit «normal Sterblichen»: Sie gehen in der Regel, trotz besonderer, früherer Erfolge, meistens leise und ohne Aufsehen. Nur wer früh stirbt, möglichst bei der Sportausübung, sorgt für Schlagzeilen und Betroffenheit. So ist es allerdings auch etwa bei jung ablebenden Menschen: Diese füllen bei den Abdankungen immer die sonst leer gewordenen Kirchen.

Es war den Medien nur eine Randnotiz wert, dass vor einigen Tagen ein bekannter, ehemaliger Sportler und noch bekannterer, späterer Sport-Funktionär, Max Mosley, im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Der gelernte Jurist und Physiker aus London war in seinen Jugendjahren ein zwar durchschnittlicher Automobil-Sportler und später langjähriger Präsident des Internationalen Automobilsport-Verbandes (FIA; Fédération Internationale de l’Automobilisme) mit Sitz an vornehmster Adresse (Place de la Concorde) in Paris. Die Verdienste des Funktionärs für den Motorsport sind unbestritten. Als FIA-Präsident kämpfte Max Mosley permanent für mehr Sicherheit in dieser Sportart, die nicht nur aus ökologischen Gründen immer grösserem Druck ausgesetzt war und teils immer noch ist. Mit seinem langjährigen Mit-Streiter, dem bald 91jährigen Bernie Ecclestone, machte der smarte Brite insbesondere aus der Formel 1 ein Milliarden-Unternehmen. Sowohl die FIA als auch der aktuelle Präsident des Weltverbandes, der ehemalige Ferrari-Teamchef Jean Todt, würdigten in ersten Stellungnahmen nach dem Bekanntwerden des Todes von Max Mosley dessen Vermächtnis für Sicherheit im Motorsport, das «Generationen überdauern» werde sowie dessen bedeutende Persönlichkeit.

Diese Persönlichkeit von Max Mosley darf aber auch durchaus als schillernd gewertet werden. Als Sohn des Gründers der faschistischen Partei Grossbritanniens, Sir Oswald Mosley, stand er wegen seiner Herkunft und seinem familiären Umfeld immer wieder in der Kritik; «Sippenhaftung» existiert eben auch auf der Insel. Schlagzeilen machte Max Mosley vor etwas mehr als zehn Jahren, als Bilder einer Sexparty mit dem Londoner Geschäftsmann veröffentlicht wurden. Gegen Print- und elektronische Medien nahm Max Mosley danach einen Kampf insbesondere gegen die Medien in aller Welt auf und stritt aussergerichtlich und gerichtlich für sein Recht auf Privatsphäre. Diese juristischen Interventionen, vor allem unterstützt von der renommierten Medienanwältin Tanja Irion aus Hamburg, gestaltete Max Mosley sehr erfolgreich. Die juristischen Auseinandersetzungen mit den Medien kosteten den Briten zwar einiges an Geld, obwohl er diese Auseinandersetzungen recht erfolgreich führte, doch Geld war im Leben des Max Mosley nie ein Problem: Davon besass er genug, wie er einmal salopp gesagt haben soll, als er auf die Rechtskosten im Kampf um seine Privatsphäre angesprochen wurde. Nun hat eine Krebserkrankung einem bewegten und spannenden Leben ein rasches Ende gesetzt – kaum bemerkt von der Sportöffentlichkeit.

Schillernder Finanzmann der „grünen Hölle“ juristisch entronnen

(causasportnews / red. / 8. April 2020) Wenn es um Sport und Geld geht, gehören Skandale meistens ebenso dazu. So geschehen in der beschaulichen Eifel in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Seit 1927 werden dort, auf dem sog. „Nürburgring“ und während langer Zeit auf der fast 30 Kilometer langen, berühmt-berüchtigten Nordschleife, Automobilsport-Veranstaltungen ausgetragen; letztmals gastierte der Formel 1-Tross 2013 auf dem kurzen Streckenabschnitt in der Eifel; Sebastian Vettel feierte dabei einen vielbeachteten Sieg. In Erinnerung bleibt aber, wenn heute vom „Nürburgring“ die Rede ist, die Skandal-Geschichte um die obskure Finanzierung eines Freizeitparks am „Ring“, mit dem das Bundesland Rheinland-Pfalz als Eigentümerin der Betreibergesellschaft Nürburgring GmbH vor etwas mehr als zehn Jahren vor allem den Tourismus der Freundinnen und Freunde des vierrädrigen Vergnügens ankurbeln und so Devisen in die Eifel leiten wollte. Die Finanzierung des Förderungsprojektes sollte rein privat erfolgen, und wie üblich in solchen Fällen, ziehen solche Unterfangen auch halbseidene Möchtegerne, Finanzjongleure und Hochstapler an. Jedenfalls scheiterte die Privatfinanzierung des Nürburgring-Projektes kläglich und verursachte, weil das Land Rheinland-Pfalz einspringen musste und weitgehend für das 330 Millionen-Desaster einzustehen hatte, ein Erdbeben auf höchster Politiker-Ebene. Unter Beschuss geriet damals letztlich der damalige Ministerpräsident Kurt Beck, der immer wieder betont hatte, die Finanzierung des Nürburgring-Projektes koste die Steuerzahler keinen Euro. Eine unrühmliche Rolle beim Nürburgring-Desaster spielte der damalige Finanzminister des Bundeslandes, Ingolf Deubel, der später sogar strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen und wegen Untreue und uneidlicher Falschaussage verurteilt wurde. Dafür, dass die private Finanzierung des Projektes scheiterte, wurde ein Schweizer Finanzvermittler aus dem Kanton Graubünden (mit)verantwortlich gemacht. Es ging dabei um ungedeckte Checks eines angeblichen Investors in der Höhe von 100 Millionen Euro. Der vom schillernden Schweizer vermittelte Hochstapler verfügte allerdings nur über ein Konto, das einen Saldo von nicht einmal 100 Euro aufwies. Die „grüne Hölle“ forderte im Verlaufe der jahrzehntelangen, berühmten Renngeschichte nicht nur sportliche Opfer (der Österreicher Niki Lauda entkam bei seinem Feuerunfall 1976 nur mit Glück dem Tod), sondern eben auch solche im Zusammenhang mit dem geplatzten Finanzierungsprojekt auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. In dieser Hinsicht ist nun der Schweizer Finanzvermittler der „grünen Hölle“ zumindest juristisch entronnen; die erste grosse Strafkammer des Landgerichts Mainz sprach ihn vor ein paar Tagen von der Anklage wegen Urkundenfälschung (bezüglich der vom vermeintlichen Investor präsentierten Checks) frei. 2015 wurde der Nürburgring übrigens vom Automobilzulieferer „Capricorn“ übernommen; als Investor mit dabei soll auch ein russischer Milliardär sein – mit jedenfalls mehr als 100 Euro auf dem Konto…