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Die FIFA als Regulierungsbehörde für Spieleragenten

causasportnews, Nr. 1006/04/2023, 13. April 2023

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(causasportnews / red. / 13. April 2023) Das Thema gehört zu den «Klassikern» im kommerziellen Fussball und ähnelt dem auf der ganzen Welt tobenden Klassenkampf, bei dem es um die Verteilung, bzw. Umverteilung von pekuniären Ressourcen geht. Der globale Fussball funktioniert vor allem dann und deshalb, wenn die Player (auch ausserhalb des Spiels) bestrebt sind, den geschlossenen Finanzkreislauf des Systems ungestört aufrechtzuerhalten und Dritte ausserhalb dieses Kreislaufes auszuschalten oder im Griff zu halten bestrebt sind. Unter diesen Prämissen zählen die Spieleragenten (Spielervermittler und -berater) ausserhalb dieses Systems nicht nur zu den schwarzen Schafen des Fussballgeschäfts, sondern sie sind auch Feindbilder der Protagonisten, welche vom geschlossenen Fussballkreislauf (gut) leben und bestrebt sind, diesen so beizubehalten. Es entspricht deshalb nicht nur der Neidkultur im Fussball, dass die Organisatoren und Schirmherren des Fussballspiels, dazu gehört auch der Internationale Fussballverband (FIFA), alles daran setzen, um die Spielervermittler aus dem Transfergeschäft zu verbannen, wenigstens, soweit als möglich. Die Spielervermittler als «Störer» der Fussball-Harmonie sind auch dem Fussball-Weltverband seit jeher ein Dorn im Auge, und seit Jahrzehnten werden immer wieder Versuche unternommen, den Spielervermittler-Markt zu regulieren. Ein neuer Anlauf hat die FIFA anfangs Januar dieses Jahres unternommen, als die Spielervermittler-Regularien (wieder einmal) revidiert und am 9. Januar 2023 in der aktuellen Form erlassen und in Kraft gesetzt wurden. Kernstück des neusten Streichs aus dem Home of FIFA am Zürichberg bildet die Festlegung der Provisions-Obergrenzen. So soll verhindert werden, dass Spielervermittler bei Transfers unanständig viel verdienen und so eben dem geschlossenen Fussball-Wirtschaftskreislauf Ressourcen entziehen. Die Einführung von Vergütungs-Obergrenzen im Spielervermittler-Markt ist allerdings etwa so sinnlos wie ein Verbot von Boni für Irrlichter im Banken-Business. Geradezu grotesk mutet die Kontroll-Normierung an, dass Zahlungsabwicklungen im Agentengewerbe über die FIFA erfolgen müssen («FIFA Clearing House»).

Ob diese revidierte Regelung auch rechtskonform ist, scheint zumindest zweifelshaft zu sein, bzw. es kann mit guten Gründen konstatiert werden: Eine solche Regulierung eines privaten Schweizer (Monopol-)Vereins für einen ganzen, global tätigen Berufszweig geht nicht an. Im Moment ist deswegen eine Anzeige bei der Schweizerischen Wettbewerbskommission pendent. Spielervermittler verlangen von dieser Behörde, dass die FIFA-Spielervermittler-Regularien ausser Kraft gesetzt werden. Ob das der richtige Weg ist, um die Regulierung der Branche durch die FIFA zu kippen, wird sich zeigen. Wahrscheinlich ist diese juristische Aktion eher des Guten zuviel, und die Wettbewerbskommission dürfte etwa so hilflos agieren wie die derzeit in der Diskussion stehende Finanzmarktaufsicht (FINMA); effizienter und zielführender wäre es wohl, wenn die Spielervermittler die FIFA-Regulierung einfach ignorieren und sich gegen allfällige Attacken des Weltverbandes in diesem Bereich schützen würden. Jedoch ist es bei diesen sog. «Spieleragenten», bei denen Neid und Missgunst gegenüber Berufskollegen ebenso an der Tagesordnung sind wie anderswo, eben auch so, dass Solidarität höchstens im Grundsatz spielt, sich die Konkurrenten im Geschäft sonst aber mehrheitlich spinnefeind sind. Faktisch besteht nun, auch wenn die Wettbewerbskommission den Vorgang überhaupt behandeln sollte, ein Zustand, der wohl als rechtswidrig zu qualifizieren ist, jedoch zufolge Uneinigkeit im Handling seitens der Betroffenen dennoch einigermassen hochgehalten wird. Dass die FIFA, ein Schweizer Verein mit Sitz in Zürich, als Regulierungsbehörde für einen global tätigen Fussball-Geschäftszweig aktiv ist, gehört zweifellos in den Bereich juristischer Kuriosa.

Nach der WM-Endrunde ist vor der WM-Endrunde

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(causasportnews / red. / 22. Dezember 2022) Es ist im Nationalmannschafts-Fussball wie sonst im Sport im Allgemeinen: Nach der Fussball-WM-Endrunde in Katar schaut die (Fussball-)Welt auf ein durchwegs positives Sport-Event im Wüstenstaat zurück, blickt aber nun vor allem in die Zukunft. In Richtung USA, Mexiko und Kanada; in diesen drei Ländern wird die Fussball-WM-Endrunde 2026 ausgetragen werden. Nach der WM ist immer vor der WM.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Ausrichter-Länder der WM-Endrunde, 2026 erstmals mit 48 Nationalmannschaften (in Katar waren es 32), was fast ein Viertel aller FIFA-Mitgliedsverbände (211) ausmacht, nun in die Kritik geraten, wie dies bei Katar seit dem Vergabeevent im Dezember 2010 der Fall war. Die USA 2026 – das war ein Vergabeentscheid, der es (politisch) in sich hatte, gleichsam eine Hommage an die Vereinigten Staaten, welche die Wahl Katars 2010 nicht verdaut hatten. Die Todesstrafe in den USA, Rassendiskriminierungen sowie Grenzbauprojekte gegenüber dem Mit-Ausrichter Mexiko sind nichts Neues; die Gefahr, dass Donald Trump zusammen mit FIFA-Präsident Gianni Infantino im Juni 2026 die WM-Endrunde eröffnen wird, ist relativ gering, weil dann wohl nur der FIFA-Präsident im Amt sein wird (causasportnews vom 18. Dezember 2022). Bis jetzt ist von Empörung vor allem aus Europa wegen der Austragung der WM-Endrunde in den USA und den dort herrschenden Missständen nichts zu hören und nichts zu spüren. Das kann sich ja nun ändern, weil das Feindbild Katar definitiv ausgedient hat; wird es aber wohl nicht.

Von Wichtigkeit ist es trotzdem und auf jeden Fall, dass sich der Fussball in den Schlagzeilen hält, auch nach Katar 2022 und vor den USA, Mexiko und Kanada 2026. Dafür sorgt aktuell der FIFA-Präsident, der sich anlässlich der Pokalübergabe-Zeremonie an Weltmeister Argentinien hartnäckig im Vordergrund und im Fernsehbild hielt. Er und sein Freund, der Emir, konnten vor dem weltweiten TV-Publikum die Hände von Superstar Lionel Messi nicht lassen und zerrten ihn vor der Pokalübergabe herum, obwohl es dieser auch ohne Hilfe von Gianni Infantino und von Katars Emir geschafft hatte, Argentinien zum Weltmeistertitel zu führen. Wenigstens gelang es dem Duo Infantino/Emir, dem irritierten Argentinier im Wüstenstaat in skurriler Weise den WM-Mantel («Bischt») umzuhängen – ein Akt wider mehrere FIFA-Regeln; aber was soll’s. Nun versucht sich der FIFA-Präsident nur wenige Tage nach dem Abschluss der WM-Endrunde in Katar sport-politisch in den Schlagzeilen zu halten. Aber auch dieser Versuch hat sich bis jetzt als relativ untauglich erwiesen. «Präsident peinlich», wie er vor allem in Deutschland genannt wird, reiht Misstritt an Misstritt. Die Vorweihnachtszeit in den christlichen Ländern ist auch geradezu prädestiniert, um Unfug aller Art zu verbreiten. So will Gianni Infantino wieder einmal den WM-Zyklus verringern. WM-Endrunde nun alle zwei oder als Kompromiss (gegenüber Europa) alle drei Jahre? Mehr WM = mehr Erträge. So einfach wie unrealistisch ist diese Rechnung des FIFA-Oberhauptes. Aufgebläht wird auch die Klub-Weltmeisterschaft. 32 Klub-Mannschaften werden künftig diesen Wettbewerb bestreiten, obwohl dieses Turnier der besten und auserwählten Klubs auf der Welt noch nie in das FIFA-Sport-Konglomerat gepasst hat (die FIFA ist traditionell für Nationalmannschafts-Wettbewerbe zuständig). Mehr Spiele = mehr Erträge. Mehr Erträge = mehr Mittel, auch für die 211 Nationalverbände der FIFA, welche jeweils alle vier Jahre den Präsidenten des Weltverbandes wählen – und das möglichst lange, solange sich der schnöde Mammon über die «FIFA-Familie» regnen lässt. Allmählich gerät Gianni Infantino unter Zugzwang. Seit er 2016 zum FIFA-Präsidenten gewählt worden ist, hat er einige Aktivitäten im Fussball entfaltet, doch etwas Zählbares kann er bis heute nicht vorweisen. Was im Moment um den FIFA-Präsidenten geschieht, ereignet sich immer auf diese Art und Weise wohl auch künftig und traditionell alle vier Jahre nach einer WM-Endrunde. Das war schon unter Joseph Blatter so. Eben, nach der WM-Endrunde ist vor der WM-Endrunde.

Und endlich rollt der Ball…

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(causasportnews / red. / 21. November 2022) Nun hat sie also begonnen, die Fussball-WM-Endrunde 2022 in Katar. Es ist so etwas wie die Reinkarnation des Bösen, die am 2. Dezember 2010, als die WM-Endrunden an Russland (2018) und eben an Katar (2022) im FIFA-Hauptquartier in Zürich vergeben wurden, ihren Anfang genommen hat und sich nun die düsteren Prophezeiungen im Wüstenstaat erfüllen. Russland vor mehr als vier Jahren war selbstverständlich kein Problem, die WM-Endrunde war «die Beste aller Zeiten» (so sagte es der FIFA-Präsident damals zu seinem Freund Wladimir Putin); die Schergen im Kreml hatten die Krim 2014 lediglich elegant annektiert und auch sonst mit ihren menschenfreundlichen Aktivitäten rund um den Globus nicht viel Unfug in der Welt angerichtet. Aber nun Katar – das menschgewordene Feindbild der übrigen Welt! Was seit 12 Jahren bekannt ist und beschlossen wurde (und längst hätte korrigiert werden können: vgl. etwa causasportnews vom 11. November 2022), hat kurz vor dem Eröffnungsspiel und ein paar Wochen vorher zunehmend Argumente für die Empörungs- und Moralistengesellschaft abgegeben. Vor allem die modernen Schriftgelehrten (Journalistinnen und Journalisten) und Pharisäer auf der ganzen Welt können sich seit einiger Zeit kaum mehr erholen und triefen vor Selbstgerechtigkeit und moralisieren in unerträglicher Weise gegen den Wüstenstaat und diesen Teil der arabischen Welt. Fussball in Katar – geht gar nicht; das Geld der Katari einheimsen (nicht nur in Frankreich) – geht; um Energieressourcen betteln, wie insbesondere die Deutsche Regierung in Katar – geht; sich verlustieren im arabischen Luxus – geht; Urlaub in Dubai und Katar machen – geht; mit Blattgold überzogene Steaks essen wie Franck Ribéry in Dubai – geht natürlich; im Reichtum in Doha mitschwelgen – geht auch; nur Fussball soll nicht gehen.
Was nicht mehr abzuwenden ist, muss angenommen werden. So einfach ist das. Also wird jetzt in Katar Fussball gespielt. Man wünscht sich das Pharisäertum und die Doppelmoral um die WM-Endrunde in Katar nun einfach weg. So muss für den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino sogar Verständnis aufgebracht werden, wenn er sich wegen des mundialen Trommelfeuers gegen Katar enerviert. Bei einem solchen Fait accompli, wie wir es derzeit haben, bleibt in Gottes Namen nur noch die Gefühlsebene. Da ist der FIFA-Präsident nahe zu Lothar Matthäus gerückt, der die Welt einmal wissen liess, dass er vom Feeling her ein gutes Gefühl habe. Gianni Infantino hat es wohl richtig gedacht, als er sich kurz vor dem Katar-Event den Balanceakt mit den Gefühlen wagte und sich gemäss seinen Worten sogar als Homosexueller fühlte. Bizarr findet die Weltpresse, seien die Artikulationen des obersten Fussballers gewesen, Zweifel an der geistigen Fitness des Nachfolgers von Joseph Blatter auf dem FIFA-Thron wurden geäussert. Loriot hätte jedenfalls seine helle Freude am bemitleidenswerten Schweiz-Einwanderer aus Italien gehabt. Dass dem 52jährigen Walliser das ewige Genörgel der modernen Schriftgelehrten und Pharisäer (die aktuell perpetuieren, was der andere Matthäus in seinem Evangelium festhielt) um den Austragungsort Katar zuviel wurde, ist irgendwie verständlich. Nicht gut kommt es in der Empörungs- und Neidgesellschaft an, wenn an sich Evidentes von einem eh schon umstrittenen und unbeliebten Fussball-Präsidenten mit fliegenbeinschwacher Artikulation verbreitet wird.
Doch nun rollt der Ball – und nicht nur die Sport-Welt wird sich während vier Wochen mit dem abfinden (müssen), was unabänderlich ist, jedoch durchaus hätte abwenden können – auch nach dem Vergabeentscheid am 2. Dezember 2010 in Zürich. On verra. Eines hat das Gerangel um den WM-Endrunden-Austragungsort bewiesen und das ist ein Gütesiegel für diese Sportart: Der Fussball ist wohl das Wichtigste auf dem in letzter Zeit arg durchgeschüttelten Planeten.

Spionage im Weltfussball – jetzt hilft nur noch der Fussball-Schutzpatron

Der Heilige Luigi Scrosoppi ist der Schutzpatron des Fussballs («franziskus 4/2021»)

(causasportnews / red. / 2. November 2022) In wenigen Tagen, am 20. November, wird in Katar die Fussball-WM-Endrunde 2022 mit dem Auftaktspiel Katar gegen Ecuador angepfiffen. Das Fussball-Ereignis (erstmals) im Winter, in einem allgemein eher unbeliebten Land (Katar) und eine WM-Endrundenvergabe, die von übelsten Gerüchten und negativen Gegebenheiten aller Art begleitet wurde. Wurde? Es ist offenbar alles viel schlimmer, was das Austragungsland Katar anbelangt. Soeben ist bekannt geworden, dass offenbar der Staat Katar verschiedenste Aktivitäten (Spionagen, Überwachungen, fragwürdiges Lobbying, Druck auf Personen, welche in der Politik, in der Wirtschaft und im Sport etwas zu sagen haben) seit Jahren finanziert hat, um die Gefährdung der WM-Endrundenaustragung im Wüstenstaat abzuwenden. Unter dem Projektnamen «Gnadenlos» (sic!) sollen Bespitzelungen, nicht nur von hochrangigen Fussball-Funktionären, stattgefunden haben und Entscheidträger aller Art entsprechend «gefügig» gemacht worden sein. Generell wurden offenbar Kritiker der WM-Endrunde und des Austragungsortes Katar beeinflusst. Das Ausmass des «Projektes Gnadenlos» ist zur Zeit noch unklar; und wird es wohl weitgehend auch bleiben. An Geld fehlt es in Katar bekanntlich nicht, sonst wäre der Zuschlag für die WM-Endrunde in diesem Staat auch ausgeblieben. Gegen 400 Millionen Dollar soll Katar in den letzten Jahren ausgegeben haben, um mit allen erdenklichen Mitteln die Gefahr zu bannen, dass dem weitgehend ungeliebten Wüstenstaat die WM-Endrunde wieder entzogen werden könnte. Das alles scheint gefruchtet zu haben, denn in etwas mehr als zwei Wochen wird die WM-Endrunde, die am 18. Dezember mit dem Finalspiel beendet werden soll, in jedem Fall beginnen. Ziel erreicht also, darf in Katar bilanziert werden.

Doch vor dem Beginn des wichtigsten internationalen Sport-Events, der WM-Endrunde, fehlt es vor allem an einem: An der Vorfreude auf den Anlass, der sonst zum Fussballfest mutiert. Nach dem Bekanntwerden des «Projektes Gnadenlos» wünscht sich ein Teil nicht nur der Fussballwelt, dass der Anlass baldmöglichst (Fussball-)Geschichte werde. Es ist umgekehrt mit Blick auf das Weihnachtsfest, das von den Christen in aller Welt nur eine Woche nach Abschluss der WM-Endrunde in Katar gefeiert wird: Auf Weihnachten freut man sich meistens; die Pleiten folgen dann in der Regel unter den Christbäumen. Bezüglich der WM-Endrunde im Wüstenstaat ist die Vorfreude kaum feststellbar, aber vielleicht ändert sich das mit dem Anpfiff zum Eröffnungsspiel. In der modernen TV- und Digital-Welt ist es an sich irrelevant, wo ein grosses Sportereignis ausgetragen wird.

Die WM-Endrunde in Katar lässt sich nicht mehr ungeschehen machen, aber vielleicht hilft der Schutzpatron des Fussballs, der für gute Stimmung und ein schönes Fussballfest sorgen könnte. Diesen gibt es in der Tat, wie der Zeitschrift «franziskus» der Franziskaner-Minoriten zu entnehmen ist (Heft 4/21). Vor der WM-Endrunde 2010 in Südafrika recherchierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ethikinstituts der Universität Jena unter 13 000 Heiligen, wer als Schutzpatron des Fussballs in Frage kommen könnte. Im Vordergrund stand bald einmal ein Heiliger, der in seinem Leben (1804 – 1884) in Udine sozial engagiert und, positiv zu verstehen, ein Kinderfreund war. Fündig wurden die Forscher bei Luigi Scrosoppi, der am 22. August 2010 mit einer in Pörtschach aufgebauten Statue mit allen notwendigen, kirchlichen Autorisationen zum Schutzpatron des Fussballs ernannt wurde. Seine Heiligsprechung erfolgte 2001.

Schauen wir mal, was dieser Heilige der katholischen Kirche als Schutzpatron des Fussballs im Land, in dem der Islam die Staatsreligion ist, bewirken kann…

SFL-Klubs bezogen ungerechtfertigterweise «Corona»-Millionen

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(causasportnews / red. / 7. Oktober 2022) Kaum bildete «Corona» 2020 das dominierende Thema auch in der Schweiz, prasselten aus den Staatskassen Milliarden auf die von der Pandemie betroffene Wirtschaft nieder; auch auf das Eventsegment «Sport». Der helvetische Finanzminister, der soeben seinen Rücktritt angekündigt hat, brüstete sich auf dem Höhepunkt der Krise mit der Heldentat, dass notleidende Unternehmen bereits innerhalb einer halben Stunde nach Antragstellung über teils horrende Beträge an Hilfsgeldern des Bundes verfügen könnten. Das geschah auch. Jedoch erfolgte die Verteilung des Geldsegens ziemlich kopflos, willkürlich, blauäugig und völlig unkontrolliert. Gelder wurden aber nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone verteilt. Viele Unternehmen liessen sich auf diese Weise beglücken, obwohl ihnen etwa die Hilfsgelder des Bundes gar nicht zustanden, weil die skizzierten Bedingungen und Voraussetzungen nicht erfüllt waren. Auch der organisierte Sport profitierte von den pekuniären Geschenken, welche den Staat noch über Jahre belasten werden. Seit kurzer Zeit passiert nun das, was voraussehbar war: Die öffentliche Hand macht sich daran, zumindest «Corona»-Missbräuche seitens der damals beglückten Wirtschaft rückgängig zu machen; will bezüglich des Sportes heissen: Zu Unrecht beantragt und entsprechend durch den Bund ausbezahlte «Hilfsgelder» müssen durch die ungerechtfertigterweise begünstigten Sportklubs wohl zumindest teilweise zurückbezahlt werden.

In einer dürren Meldung verlautete aus Bern, dass mehrere Klubs der Swiss Football League (SFL) «Corona»-Gelder zurückzuerstatten haben. Angeblich geht es insgesamt um rund vier Millionen Schweizer Franken. Diese Zahl mutet bei 500 Millionen Franken an «Corona»-Hilfen durch den Bund zugunsten des gesamten Sportes, relativ bescheiden an. In Tat und Wahrheit dürfte der Betrag, der durch den organisierten Fussball-Sport unrechtmässig bezogen wurde, massiv höher zu veranschlagen sein. Wie dem auch sei: Auch diesbezüglich scheint es an jeglicher Kontrolle seitens des Staates und an der an sich erforderlichen Transparenz in den Vorgängen zu fehlen, und es dürfte wohl nie schlüssig eruiert werden können, ob die «Corona»-Hilfsgelder auf dem Höhepunkt der Pandemie und danach zu Recht oder zu Unrecht ausbezahlt worden sind. Bei den entdeckten Unkorrektheiten im Rahmen des professionellen Fussballs soll es zu «Überschneidungen» gekommen sein (wohl im «Wettkampf» um Verteilung von Geldern durch Bund und Kantone), verlautete aus der Bundeshauptstadt. Immerhin ist dies eine gelungene Sprachregelung zur Vertuschung auch dieses «Corona»-Finanzdebakels.

Der Kampf um den Ball einmal anders

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(causasportnews / red. 30. August 2022) Es war eine Szene, wie sie sich immer wieder ereignet, wenn Fussball in verdichteten Gefilden gespielt wird. Ein Mann im Raum Zürich weigerte sich, einen vom nahen Fussballplatz auf sein Grundstück gespielten Ball herauszugeben. Der von den Amateur-Fussballern herbeigerufene Gemeindepolizist forderte den Mann vergeblich auf, den Ball herauszurücken, und falls er dies nicht tue, habe er sich wegen Widerstands gegen eine polizeiliche Anordnung zu verantworten. Er berief sich später darauf, dass der Polizist ihn ohne ausreichende Rechtsgrundlage aufgefordert habe, den Ball unter Sanktionsandrohung und somit amtsmissbräuchlich zur Herausgabe anzuhalten.

Dieser Kampf um den Ball endete für den offensichtlich wenig sport-affinen Nachbarn im juristischen Desaster. Der offenbar alles andere als Fussball begeisterte Mann zeigte die Amateur-Spieler wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung an; gegen den Gemeindepolizisten beantragte der Fussball-geplagte Nachbar die Eröffnung eines Strafverfahrens wegen Amtsmissbrauchs. Die Zürcher Justiz verweigerte jedoch die Eröffnung eines derartigen Strafverfahrens, letztlich und grundsätzlich, um den Polizisten vor unangebrachten prozessualen Schritten zu schützen. Deswegen rief der Mann – ohne Erfolg allerdings – das Bundesgericht an, doch dieses stützte die Zürcher Vorinstanz. Der Ortspolizist habe letztlich mit seiner Aufforderung die Besitzesverhältnisse wiederhergestellt, die öffentliche Ordnung geschützt und somit seine Pflicht als Amtsperson erfüllt. Von einem Amtsmissbrauch können also nicht gesprochen werden.

Damit ist wieder einmal bestätigt worden, dass Fussball mitunter durchaus die Weiterführung des Kampfes um das runde Leder mit anderen Mitteln, hier mit den Mitteln des Rechts, bedeutet.

(Quelle: Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts vom 14. Juli 2022; 1C_32/2022)

Der «Fall Marius Müller» – oder wenn der «Stammtisch» Recht spricht

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(causasportnews / red. / 26. August 2022) Das war in der Tat nicht gut, was der Torhüter des FC Luzern, Marius Müller, nach der Niederlage seines Klubs in St. Gallen, dass ihm «das schwule Wegdrehen tierisch auf den Sack» gehe, vor den TV-Kameras gesagt hat. Gemeint waren seine Vorderleute, welcher seiner Meinung nach nicht konsequent genug und engagiert in den Kampf um den Ball und um die eigene Lufthoheit im Strafraum steigen würden. Seit dieser Aussage in den Medien, eine sog. «homophobe Entgleisung», ist der Schlussmann der Luzerner einem regelrechten «Shitstorm» aus der üblichen «Ecke» ausgesetzt. Derartige Praktiken auf einem Fussballplatz mit homosexuellem Verhalten gleichzusetzen gehe gar nicht, sind die Lautsprecher in der Öffentlichkeit überzeugt. Das geht in der Tat nicht. Wer solches sagt, macht sich vor allem diejenigen Menschen, welche auf der moralisch richtigen Seite des Lebens stehen, zum Feind. Aber soll dennoch nicht auch bei derartigen Artikulationen, die in der Hitze des Gefechts geschehen können und dem «Mainstream» zuwiderlaufen, die Verhältnismässigkeit gewahrt bleiben? Gehört der Schlussmann der Innerschweizer wirklich gleich auf den Scheiterhaufen, weil er das Wort «schwul» in diesem sportlichen Zusammenhang verwendet hat? Hätte Marius Müller den Begriff etwa durch «pomadig» ersetzt, wäre alles keine Aufregung wert. Der Torhüter, der mit seiner Artikulation seine Vorderleute kritisierte und nicht gegen Homosexuelle hetzte, ist geständig und hat den Fehler eingesehen, sich entschuldigt; sein Klub hat mit seinem Angestellten Abbitte geleistet, doch es braucht offenbar noch mehr an Rache und Sühne für diese zweifelsfrei unüberlegte und deplatzierte Redewendung. Aber ein «Schwulenhasser» oder ein «Hetzer» ist Marius Müller zweifelsfrei nicht. Er beabsichtigte mit seiner Artikulation keine Schmähung Homosexuellen gegenüber. Seine Tat war effektiv eine «homophobe Entgleisung». Das ist rechtlich zu werten.

Der Disziplinarrichter der Swiss Football League (SFL) hat den 29jährigen Torhüter sanktioniert, ihn mit einem Verweis bedacht und ihm eine Busse von 2000 Franken auferlegt. Eine zweifelsfrei angemessene Sanktion. Zuwenig für die noch verbliebenen «Stammtische» in diesem Land? Wohl eher nicht. Die Rolle der «Stammtische» hat zwischenzeitlich eh die Boulevard-Presse übernommen. Doch diese Form von «Stammtisch» kann kaum als Perpetuierung des traditionellen Zirkels in Restaurants bei Wein und Bier bezeichnet werden. So poltert der «Stammtisch» der Moderne, in der Schweiz die Zeitung «Blick», nach diesem Sanktionsentscheid der Liga – nicht gegen den Täter, sondern pöbelt gegen die Richter. Und wie! «Das ist ein feiges Urteil», überschreibt die Sport-Chefredaktorin ihren Kommentar (24. August 2022). Dass sie aufgrund ihrer fehlenden, juristischen und anderen Fachkenntnisse nicht verstanden hat, dass in einem solchen Fall das Sanktionsrecht anzuwenden und kein Racheentscheid gefragt ist, ist eine Sache. Die andere Sache ist, dass im Rahmen der Rechtsanwendung die Moral, bezüglich derer die Redaktorin meint, sie stehe hier selbstverständlich auf der «richtigen» Seite und müsse das den Unmoralischen auch entgegenwerfen, mit Rechtsanwendung verwechselt wird. «Humbug» sei ein solches Urteil, und das Reglement verkomme so zur Farce, sind nur zwei Aussagen, die in einem an Absurditäten nicht mehr zu überbietenden Kontext stehen. Letztlich ist dieser Text, der besser nie geschrieben worden wäre, eine reine Hetze gegen die Sanktions-Rechtsanwender der SFL; Fertigmacher-Journalismus ist für dieses Blatt, mit dem vor allem linke Politiker bis hinauf zur Landesregierung kungeln, ein probates, jedoch je länger desto mehr untaugliches Mittel, um die serbelnde Auflage aufzufangen. Mit Verlaub: Das war kein «feiges Urteil», wie diese Redaktorin ohne jegliche berufliche Qualifikationen in den Raum stellt, sondern der Kommentar ein dümmliches, rein hetzerisches Elaborat. Die SFL-Entscheidung ist eine korrekte Anwendung des Sanktionsrechts mit der Ausfällung einer angemessenen Strafe für den sanktionierten Torhüter. Aber so ist die Welt heute und hat sich grundsätzlich im Verlaufe der Jahrhunderte nur wenig verändert. «Kreuzigt ihn», wurde früher auch schon gefordert; und gleich nochmals erging die gleiche Forderung, als die Frage des «Weshalb» gestellt wurde. Die Kampagne der Zeitung gegen die, welche das Recht korrekt angewendet haben, ist widerlich, passt jedoch zum journalistischen Zeitgeist. Aber man darf den Aussaggehalt aus dieser Ecke auch nicht zu hoch werten; zu schwach ist diese Zeitung geworden. Die Redaktorin will nun die Feigheit der Rechtsanwender vor dem «Mainstream» ihrer sechsjährigen Tochter erklären, wie sie schreibt. Es lässt sich leicht ausmalen, welche Ideologie hier aufgetischt wird. Immerhin: Auf dass die Lautsprecher in der Gesellschaft auch künftig nicht aussterben!

WM-Endrunde in Katar mit Fussball, Fernsehen – aber mit wenig Flaschenbier

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(causasportnews / red. / 15. August 2022) Die am 20. November 2022 mit dem Eröffnungsspiel beginnende Fussball-WM-Endrunde in Katar wird in vielerlei Hinsicht anders sein als WM-Endrunden zuvor. Das Turnier, das am 18. Dezember 2022 mit dem Finalspiel abgeschlossen wird, ist seit 1978 (in Argentinien) das kürzeste WM-Endrundenevent; innerhalb von lediglich 29 Tagen soll der Weltmeister gekürt werden. Als einmalig ist der Umstand zu werten, dass die beste Mannschaft der Welt nun aktuell in der Winterzeit ermittelt wird. Katar ist in vielerlei Hinsicht speziell. Vor allem wird im Wüstenstaat an der traditionellen Fussball-«Drei F– Trilogie» gerüttelt, die da seit jeher lautet: Insbesondere eine WM-Endrunde basiert auf drei Pfeilern: Auf Fussball, Fernsehen und Flaschenbier. Mit dem Bier ist es in diesem muslimisch geprägten Land nun allerdings so eine Sache. Das Fussball-Traditionsgetränk wird wohl während der WM-Endrunde grundsätzlich verboten werden. Damit dürften sich vor allem die englischen Fans, inklusive «Hooligans», schwertun. Aus Kreisen des WM-Gesamtorganisators FIFA verlautete, dass das Alkoholverbot während der WM-Endrunde nicht absolut gelten soll. In speziellen Fan-Bereichen wird der Alkoholkonsum wohl eingeschränkt möglich werden, und in den VIP-Logen der WM-Stadien sollen Bier, Champagner, Wein und Spirituosen zumindest moderat ausgeschenkt werden können. Das ist wohl insbesondere auch als Entgegenkommen gegenüber einem grossen FIFA-Biersponsor zu qualifizieren.

Verbote stossen selten auf Begeisterung. Vielleicht ist es jedoch gar nicht so schlecht, dass an einem solchen Anlass für einmal Alkohol-Fanexzesse zufolge religiöser Gepflogenheiten schon im Ansatz erstickt werden.

Den Frauenfussball «auf Teufel komm’ raus» fördern?

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(causasportnews / red. / 3. Juli 2022) Unvergessen sind die Worte des ehemaligen Präsidenten des Weltfussballverbandes FIFA, Joseph Blatter, der vor der Frauen-Fussball-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland die Förderung des Frauenfussballs zum sportlichen «Credo» des Weltverbandes machte. Mehr noch: «Auf Teufel komm’ raus» sollte der Stellenwert der Kickerinnen rund um den Erdball gestärkt und optimiert werden. Der Walliser, der in den nächsten Tagen, zusammen mit Michel Platini, einem Strafurteil des Schweizerischen Bundessstrafgerichts entgegenblickt (vgl. auch causasportnews vom 12. Juni 2022) stand damals unter dem Einfluss des grandiosen «Sommermärchens» anlässlich der WM-Endrunde der Männer 2006 in Deutschland. Was bei den Männern möglich sei, müsse sich auch bei den Frauen bewerkstelligen lassen, meinte Joseph Blatter, und legte gleich nach: «Die Zukunft des Fussballs ist weiblich». Einerseits erkannte der Ex-FIFA-Präsident im Frauenfussball ein Marketingpotential, immerhin leben auf dem Erdball mehr Frauen als Männer, anderseits galt und gilt der Charmeur mit dem Sport-Vermarktungsinstinkt zumindest stets als Frauen-Versteher. Doch der verordnete Frauen-Fussball-Boom wollte damals nicht so recht in Schwung kommen, weshalb Joseph Blatter vor der Frauen-WM 2011 alle Kräfte in der FIFA-Zentrale mobilisierte, um die Stadien in Deutschland einigermassen zu füllen. Nachdem es die Mannschaft Deutschlands nicht in den Final schuf (dort schlug im Endspiel Japan die USA dramatisch), blieb die Neuaufläge des «Sommer-Märchens» aus, und die Attraktivität des Frauen-Fussballs bewegte sich künftig auf bescheidenem Niveau.

Jetzt stehen die Europameisterschaften der Frauen-Fussballerinnen vor der Tür. In England werden demnächst 16 Nationalteams um den EM-Titel kämpfen. Der diesjährige Kontinental-Wettbewerb wird in sportlicher Hinsicht kaum grosse Wellen werfen, obwohl die Gleichberechtigungs-Bemühungen an allen Fronten und auf allen Ebenen ins Unermessliche steigen und somit auch der Frauen-Fussball von diesem Sog erfasst ist. In einigen Ländern sind schon einmal die EM-Prämien der Frauen denjenigen der Männer angeglichen worden. In der kommunistisch beherrschten Stadt Zürich sollen die Spiele der Europameisterschaft in den Aussenbereichen der Gastronomie gezeigt werden können; so, wie in solchen Fällen bei den Männern. «Stadt Zürich behandelt Frauenfussball erstmals gleichwertig», frohlockt das Zürcher Links-Blatt «Tages-Anzeiger» (2. Juli 2022) erwartungsfroh.

Ob dadurch das Fussballfeuer für die kickenden Frauen entfacht werden kann, wird sich am 31. Juli 2022 zeigen, wenn der neue Europameister, für den es (noch) keine weibliche Bezeichnung gibt, im Finalspiel im Wembley-Stadion gekürt wird. Wie sich der Frauen-Fussball nun auch entwickeln und nachhaltig präsentieren soll, lässt sich weder verordnen noch herbeisehnen. Ob der Frauen-Fussball zum realen Pendant des Männer-Fussballs wird, dürften letztlich die Fussball-Konsumentinnen und -Konsumenten entscheiden, und zwar durch entsprechende TV-Einschaltquoten sowie durch Nutzung der neuen Medien. Obwohl es dem Zeitgeist der Gleichberechtigungs-Bestrebungen widerspricht, wird man dem Publikum den Entscheid überlassen müssen, den Frauen-Fussball nicht zu mögen und ihn folglich zu verschmähen. Wie sagte es kürzlich ein männlicher Sportfan: «Ich nehme mir das Recht heraus, den Frauen-Fussball zu verschmähen».

News von ausserhalb der Sportstätten bezüglich grosser und kleiner Bälle

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(causasportnews / red. / 6. Juni 2022) News ausserhalb der Sportstätten in England, die indirekt mit grossen und kleinen Bällen zu tun haben oder hatten, sind derzeit bemerkenswert.

Zum einen ist es nun als definitiv zu vermelden, dass der 86jährige Berner Multimilliardär Hansjörg Wyss, der bisher mit Fussball soviel am Hut hatte wie der Deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz mit der Aufrüstung der Bundeswehr, im Rahmen eines Finanz- und Investment-Konsortiums den berühmten Londoner Fussballklub FC Chelsea definitiv übernommen hat. Nicht ganz bedeutungslos ist diese Information insofern, als Verkäufer des Klubs der schillernde russische Oligarch Roman Abramowitsch ist. Der 55jährige (ebenfalls) Multimilliardär mit im Weiteren einem israelischen und einem portugiesischen Pass geriet ab Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 unter Druck, weil er zumindest in Teilbereichen dem engeren Umfeld des Russischen Diktators Wladimir Putin zugerechnet wird. Jedenfalls ist der Oligarch mit nicht ganz makellosen Ruf sein Prestige-Projekt in der berühmtesten und besten Fussball-Liga der Welt auf der Insel los – auch dank der britischen Regierung, welche zufolge der Sanktionen gegen Russland den Verkauf des FC Chelsea bewilligen musste. Das ist nun geschehen; das Konsortium um den US-Milliardär Todd Lawrence Boehly, u.a. ebenfalls ein Philanthrop wie Hansjörg Wyss, darf sich Eigentümer des Renommierklubs im Londoner Stadtteil Fulham nennen. Der erstaunliche Schweizer Hansjörg Wyss verkörpert auch die Geschichte eines Mannes, der von ganz unten kam und es sukzessive nach oben geschaffen hat. Und wohl für immer auch oben bleiben wird.

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Nach den Fussbällen ist die Welt der Milliardäre zu verlassen, und es sind die derzeitigen Niederungen eines ehemaligen Millionärs aus dem Bereich der kleineren Tennis-Bälle zu fokussieren. Dabei geht es um niemanden Geringeren als den früheren Tennis-Superstar Boris Becker, der vor etwas mehr als einem Monat, ebenfalls in London, wegen Insolvenzdelikten zu fast drei Jahren Haft verurteilt worden ist. Die Welt nahm einigermassen erstaunt zur Kenntnis, dass der Ex-Tennisspieler umgehend nach Urteilseröffnung in Haft gesetzt worden ist. Nun hat der 54jährige ehemalige Ball-Virtuose bekannt gegeben, das ausgefällte Strafurteil akzeptieren zu wollen; er wird somit wohl mehr als ein Jahr im Gefängnis wohnen statt in Luxus-Hotels. Dem «Fall Boris Becker» ist allerdings auch eine gewisse Tragik eigen: Berühmter Sportler, Millionär, das Leben eher nicht im Griff – und am Schluss ganz unten. Sogar sein Verteidiger qualifizierte ihn vor Gericht als naiv, aber unschuldig. Das sah das Gericht anderes. Da der Entscheid des Londoner Gerichts wohl auch teils politisch motiviert ist, dürfte es nicht unklug sein, die Gerichtssache nun auf sich beruhen zu lassen.

Hans Jörg Wyss (86) und Boris Becker (55), der eine neuerdings eine grosse Nummer in der Fussballwelt, der andere, der in der Welt der kleineren Filzbälle ganz oben war und nun unten angekommen ist, stehen für die Ausnahme bezüglich des vielzitierten Grundsatzes mit Bezug auf die kleinen Tennis- und die grösseren Fussbälle: «Je älter der Mann, desto kleiner der Ball». Die nächste Eskalationsstufe in dieser Sport-Trilogie wäre dann noch der Golfsport. Tiger Woods hat sich bekanntlich nach seinen sportlichen und privaten Abstürzen wieder aufgefangen.