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Nun fühlt Gianni Infantino mit den Fussballerinnen

causasportnews / Nr. 1016/05/2023, 12. Mai 2023

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(causasportnews / red. / 12. Mai 2023) FIFA-Präsident Gianni Infantino ist oft so unberechenbar wie der Fussball selber. Nicht selten sind seine Äusserungen sibyllinisch oder nicht authentisch einzuordnen; oder ab und zu hat er «es» zumindest richtig gedacht, wenn er sich artikuliert. In bester oder schlechter Erinnerung ist sein skurriles Statement, das er im Rahmen der Fussball-WM-Endrunde letztes Jahr in Katar abgab. Danach fühlte er sich unter anderem als Katarer, als Araber, als Afrikaner, als Wanderarbeiter und als Homosexueller (vgl. auch causasportnews vom 18. Dezember 2022). Nun legt er nach und fühlt zumindest mit den Fussballerinnen, die im Sommer die WM-Endrunde in Australien und Neuseeland bestreiten werden. Das WM-Finale der Frauen, das vom 20. Juli bis 20. August 2023 von 32 Mannschaften bestritten werden soll und mit 64 Spielen eine bisher nie dagewesene Intensität erleben wird, hat nur ein Problem: Die Veranstaltung interessiert lediglich marginal. Deshalb fühlt sich Gianni Infantino nun auch als Frau. Dafür setzt er sich vehement für diese WM-Endrunde der Fussballerinnen ein; insbesondere mit Blick auf die Vermarktung des Wettbewerbs. Die Rechnung des 53jährigen Wallisers gestaltet sich einfach: Mehr WM-Spiele werfen mehr Vermarktungsgelder ab. Doch wenn es um das Geld, sprich um die Vermarktung im Fussball, geht, zählen nur die harten Fakten. Das heisst mit Blick auf das anstehende WM-Endrundenturnier der Frauen, dass die Nachfrage nach dem WM-Frauenfussball ziemlich lau ist. Was den FIFA-Präsidenten in Rage versetzt. Weil die Rechtevermarktung harzt, vor allem die TV-Stationen für den Frauenfussball nicht soviel bezahlen wollen, wie es sich Gianni Infantino wünscht, poltert der FIFA-Präsident aus dem Home of FIFA in Zürich, dass die WM-Endrunde der Frauen in Australien/Neuseeland nicht unter Wert veräussert werden dürfe. Das war vor kurzer Zeit noch anders, als die Vermarkter die Rechte am Frauen-Fussball als Geschenk für die einträgliche Vermarktung des WM-Turniers der Männer dazugaben. Im Moment droht dem Weltfussballverband die Quersubventionierung, wie sie bis dato in etwa üblich war: Das Filetstück der WM der Männer warf soviel Geld ab, dass u.a. auf diese Weise auch die Minus-Rechnungen des Frauenfussball ausgeglichen werden konnten. FIFA-Insider munkeln nun, dass die WM-Endrunde der Frauen trotz neu 32 teilnehmenden Frauen-Mannschaften und insgesamt 64 Spielen zum wirtschaftlichen Flop werden könnte. Da hilft nicht, dass sich Gianni Infantino nun zwar nicht gerade als Frau fühlt, aber gezwungenermassen mit diesen fühlt; schliesslich hat er verordnet, dass die Welt den Frauenfussball zu begehren hat. Man hat also den Frauenfussball gut zu finden. Vor allem muss der FIFA-Präsident erkennen, dass es auch Menschen auf dem Planeten Erde gibt, welche schlicht keinen Spass am Frauenfussball haben und sich diese Sparte nicht einfach ideologisch verkaufen lässt. Die geringe(re) Verwertungs-Nachfrage nach dem Frauenfussball drückt somit auf den Preis des Angebots (Frauenfussball im TV, Vermarktungswert, usw.). So einfach, wie sich der Fussball präsentiert, sind auch die Regeln der Ökonomie im Spitzenfussball. Ungeachtet der Gefühlsebene des FIFA-Präsidenten.

In den «Darkräumen» des Weltfussballs

causasportnews, Nr. 1004/04/2023, 8. April 2023

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(causasportnews / red. / 8. April 2023) Obwohl der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter längst (2016) das höchste Amt im Weltfussball verloren hat, seine Würde jedoch keineswegs, hält der Rachefeldzug seines Antipoden aus dem Wallis und Nachfolgers auf dem FIFA-Thron, Gianni Infantino, unvermindert an. Weshalb auch immer – echte Gründe gibt es sichtbarerweise keine –, wird weiter aus dem «Home of FIFA», vom Zürichberg aus allen, auch juristischen Rohren gegen den Ex-Präsidenten und seine frühere Entourage «geschossen». Eine Armada willfähriger Anwälte und PR-Menschen aller Art werden immer wieder in Marsch gesetzt, um Blatter & Co. zu brüskieren und um diesen zu plagen – koste es (den Weltverband!), was es wolle. Apropos Pekuniäres: Es werden von Infantino & Co. weder Kosten noch Aufwendungen gescheut, um das Kesseltreiben gegen den jetzt immerhin 87jährigen Blatter nicht abflauen zu lassen. Mit Fug darf dabei die Frage gestellt werden, ob derartige Angriffe auf die Integrität von unbescholtenen Menschen mit den Idealvorstellungen des von der Funktionärskaste glorifizierten Weltfussballs zu vereinbaren sind; allerdings werden durch diese Agitationen vom Zürichberg aus auch immer wieder die öffentliche Hand und die Steuerzahlenden belastet.

Da fühlt es sich geradezu anachronistisch-zynisch an, wenn von der neusten, juristisch krass fehlgeschlagenen Attacke vom Zürichberg und aus dem Zürcher Enge-Quartier auf Blatter & Co. zu berichten ist. Dabei steht das moderne und luxuriöse Fussball-Museum («FIFA-World») im Zentrum, das Gianni Infantino und seinen Getreuen seit jeher ein Dorn im Auge ist; das war schliesslich auch nicht deren Idee. Nach einem teuren Mieterausbau und immensen Investitionen werden seit dem Abschluss des Mietvertrages zwischen der FIFA und der Eigentümerschaft, Swiss Life AG, bis 2045 jährlich 8,9 Millionen Franken an Mietzinsen an den Versicherungskonzern überwiesen. Das müsse zumindest als ungetreue Geschäftsbesorgung qualifiziert werden, wurde in einer Strafanzeige Ende 2020 der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich vermeldet. Verzeigt wurden von der FIFA und der FIFA Museum AG nebst dem Urheber des Museums-Projekts, Joseph Blatter, der damalige Generalsekretär Jérôme Valcke, der Finanzchef Markus Kattner sowie der damalige FIFA-Hausarchitekt Karl Botta. Von einer ungetreuen Geschäftsbesorgung könne keine Rede sein, fasste die Staatsanwaltschaft des Kanton Zürich nun verfahrensbeendend zusammen, wobei der Mietzins für die Museumsnutzung nicht zu beanstanden sei. Letztlich sei die FIFA mit der Swiss Life AG in seriöse Verkaufsverhandlung getreten, und es sei der Museums-Deal auch nach sorgfältiger Evaluation des Museums-Standortes und des Gebäudes (Mietobjektes) sowie nach der Festlegung der Gesamtkosten durch die FIFA-Finanzkommission und das FIFA-Exekutivkomitee (das Exekutivorgan der FIFA) abgesegnet worden. Mit Datum vom 22. März 2023 stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen Joseph Blatter und Jérôme Valcke ein, gegen Markus Kattner und Karl Botta wurde es sogar nicht einmal an die Hand genommen. Ärgerlich ist es für die Steuerzahlenden, dass die Verfahrenskosten mangels gesetzlicher Grundlagen auf die Staatskasse genommen werden (müssen) und dem ehemaligen FIFA-Präsidenten eine Entschädigung für seine Anwaltskosten ausgerichtet wird.

Bemerkenswert muten die Ausführungen der Staatsanwaltschaft mit Blick auf das von den Anzeigeerstattern Vorgebrachte an. Die Anwälte von FIFA und FIFA-Museum haben den Untersuchungsbehörden geradezu Skurriles aufgetischt, etwa, zwischen Joseph Blatter und Exponenten der Museums-Vermieterschaft seien in einem «abhörsicheren Raum» im Kloster Einsiedeln konspirative Treffen, auch zum Thema Museums-Mietzinskosten, usw. abgehalten worden. Die FIFA-Anwälte, mit dem sinnigen Namen «Klein», scheuten keine, auch keine grossen Kosten (zu Lasten des Weltfussballs) und reichten im Verfahren zur Untermauerung der Thesen der Absprachen von Beteiligten rund um das Kloster Einsiedeln den Bericht einer sog. «Spezialfirma» ein, die sich mit den Besonderheiten des Klosterwesens befasste; konkret gab das Kloster Einsiedeln demnach die Kulisse für die «Darkräume» des Weltfussballs ab – gleichsam im Namen des Sportes. Für einmal ging es im traditionellen Welttheater im Klosterdorf um die «schrägen» Seiten des Weltfussballs. In diesem Bericht wird auch von mystischen Treffen Joseph Blatters mit (schwarzen) Übersee-Fussballfunktionären berichtet, wobei wahrscheinlich die von der FIFA beauftragten Forensiker die wohl teils dunkelhäutigen Fussball-Funktionäre mit der «schwarzen Madonna» in der Klosterkirche Einsiedeln vermengt haben…Eine geradezu mystische, grossartige «Darkraum»-Saga bildet das Kernstück der Darlegungen der «Klein»-Anwälte im Auftrag des Verbandes. Dass dieser Unsinn nun von den Strafverfolgungsbehörden vom Tisch gefegt wurde, hat aber auch dargelegte, durchaus juristische Gründe, welche der FIFA jedoch von der Staatsanwaltschaft erläutert, werden mussten: Ein Museums-Projekt eines gemäss Art. 60 ff. des Zivilgesetzbuches (ZGB) organisierten Sportverbandes ist grundsätzlich selbstverständlich konform und mit dem Zweck der FIFA (Art. 2 der FIFA-Statuten) zu vereinbaren. Damit hängt auch zusammen, dass eben ein Verband zur Verfolgung des idealen Zweckes wirtschaftliche Mittel einsetzen darf. Ein Verein oder Verband unterliegt schliesslich nicht den Gesetzmässigkeiten und Ausrichtungen von Kapitalgesellschaften.

So endet wohl auch diese juristische Attacke des Weltfussball-Verbandes gegen Blatter & Co. mit einem veritablen, juristischen Debakel, auf Kosten der Allgemeinheit sowie zu Lasten der FIFA-Kasse. Die Verzeigung belegt in jedem Fall, dass der Begriff der ungetreuen Geschäftsbesorgung durchaus auch schillernd-vielseitig interpretierbar ist.

Auch in diesem Fall wäre die FIFA nicht die FIFA, wenn sie gegen die Einstellung, bzw. die Nichtanhandnahme und zur Abwendung dieser neusten Justiz-Pleite nicht noch mit Beschwerde an das Zürcher Obergericht gelangen würde. Was dann heissen würde: Affaire à suivre…

Weissrussland-Spiel der Schweizer in Serbien?

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(causasportnews / red. / 21. März 2023) Ziemlich oder sogar ganz sicher wird die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ihr nächstes EM-Qualifikationsspiel gegen Weissrussland am kommenden Samstagabend austragen, aber wohl nicht, wie es an sich vorgesehen wäre, in Minsk, sondern offenbar in Serbien. In Serbien? Hierzu kann man nur sagen: Ein Unglück kommt selten alleine…

Dass sich das mit Russland verbündete Weissrussland überhaupt an den Ausscheidungsspielen zur Fussball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland beteiligen darf, ist eigentlich schon einigermassen degoutant. Wie Russland müsste auch Weissrussland vom internationalen Sportgeschehen ausgeschlossen werden. Aber weil der Sport den Aggressoren im Krieg gegen die Ukraine nicht geschlossen und entschieden entgegentritt, verwundert es nicht, dass der willfährige, Europäische Fussball-Kontinentalverband (UEFA) auch diesbezüglich schwächelt. So soll das Ausscheidungsspiel vom kommenden Wochenende halt nicht in Weissrussland, sondern eben in Serbien ausgetragen werden. Wahrscheinlich ist es eher der Einfältigkeit und der mangelnden Empathie der UEFA-Funktionäre zuzuschreiben, dass diese delikate Partie ausgerechnet in Serbien gespielt werden soll. Immerhin gehört Serbien zu den Gesinnungsländern, die sich auf die Seite des verbrecherischen Kreml-Regimes und des windigen Weissrussischen Diktators Alexander Lukaschenko gestellt haben. Derzeit rebellieren Gutmenschen-Vereinigungen, Pharisäer und Politiker dagegen, dass die Schweiz überhaupt gegen Weissrussland antritt. Das wird natürlich vergeblich sein, weil die UEFA als berechnend und opportunistisch bekannt ist und das Qualifikationsprogramm für die EM 2024 unbedingt durchdrücken will. Schliesslich ist der Sport apolitisch, und die Moral kommt auch hier nach dem «Fressen» (gemäss Bertolt Brecht aus der «Dreigroschenoper»). Allerdings bereitet die Qualifikationsgruppe der Schweizer, die nun gegen die Equipe aus dem Schurkenstaat Belarus antreten müssen, auch allgemein wenig Freude: Andorra, Kosovo, Rumänien und Israel setzen in der Regel nicht gerade fussballerische Glanzlichter.

Nicht nur die UEFA, ein Schweizer Verein mit Sitz in Nyon bei Lausanne, setzt Diplomatie und Opportunismus grundsätzlich über Moral und Gradlinigkeit. Diesbezüglich steht der Weltfussballverband FIFA mit Sitz in Zürich der Kontinentalföderation in nichts nach. Das geschieht bereits an höchster Stelle, sprich: Unter anderem bei der soeben vollzogenen Wahl des FIFA-Präsidenten. Obwohl vor der Präsidentenwahl in Kigali (Ruanda) Opposition gegen den amtierenden FIFA-Präsidenten angekündigt wurde (vor allem seitens des norwegischen Verbandes) drückte Gianni Infantino die Wahl opportunistisch mit «Akklamation» (zustimmender Beifall) durch, was an sich in einem Verein gemäss Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches nur möglich ist, wenn eine Personalie unbestritten ist. Das kümmert den FIFA-Präsidenten des Vereins, der intensiver an seinem Sessel klebt wie die Klima-Terroristen an den Strassen, allerdings nicht; letztere werden jeweils entfernt. Machterhalt und ein ungestörter, weiterer Zugang zu den Honigtöpfen der FIFA ist alles. Nur am Rande sei erwähnt, dass nach dem FIFA-Kongress am 16. März im Osten Afrikas der Weltverband jetzt doch mit dem Thema «Entschädigung der Arbeiter», welche in den WM-Stadien in Katar gewirkt und dort teils Schaden genommen haben, weiterkommen will – auf sanften Druck hin. Das ist letztlich verständlich, die WM-Endrunde in Katar zum Jahresende 2022 ist längst Geschichte, und was kümmert die FIFA und deren Exponenten schon das Geschwätz von gestern (frei nach Konrad Adenauer)?

Wenn sich zwei Walliser streiten, leidet der Sport

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(causasportnews / red. / 10. März 2023) Es ist ein offenes Geheimnis auch ausserhalb des Welt-Fussballverbandes (FIFA), dass der ehemalige Präsident des in Zürich domizilierten, internationalen Verbandes, Joseph Blatter, und der aktuelle Präsident, Gianni Infantino, nicht gerade Freunde sind. Die Frage ist überdies, ob sie es jemals waren. Seit dem mehr oder weniger durch äussere Umstände erzwungenen Abgang des heute 87 Jahre alten Joseph Blatter als Präsident im Jahr 2016 sind sich der aus Visp stammende Ex-Präsident und der aktuelle Präsident aus dem benachbarten Brig immer spinnefeinder geworden. Die Gründe hierfür seien an dieser Stelle offen gelassen. Die andauernden Gehässigkeiten und Streitereien zwischen den beiden Wallisern haben nicht dafür gesorgt, dass die FIFA immer mehr in ein noch schlechteres Licht gerückt wird als dies seit geraumer Zeit der Fall ist. Das miese Verhältnis zwischen dem ehemaligen und dem aktuellen Präsidenten manifestiert sich in vielerlei Hinsicht, so gehören seit Jahren juristische Streitigkeiten und Gerichtsverfahren, die teils mit der Fehde der beiden Walliser zusammenhängen, zum Alltag und schaden letztlich dem organisierten Sport im Allgemeinen und dem Image der FIFA im Besonderen. Die Entwicklungen und Vorkommnisse spalten auch den Kanton Wallis. Hier ist Joseph Blatter der Platzhirsch, Gianni Infantino, der Immigrant aus Italien, gilt als Aussenseiter. Man vergisst im zweisprachigen Kanton nicht, dass der aktuelle FIFA-Präsident jede Gelegenheit wahrnimmt, um seinen Vorgänger im höchsten Fussball-Amt zu demontieren. Ein «Leserbrief» im gewichtigen Lokalmedium «Walliser Boten» unter der Überschrift «Sepp Blatter unser Ehrenburger» sagt zwar nicht alles aus, aber doch vieles: «Seit in der FIFA einiges drunter und drüber geht und auch Sepp Blatter nicht zuletzt aufgrund der Intrigen seines zweifelhaften Nachfolgers sein Fett abkriegt, …, bleibt Sepp Blatter ein Burger, ein Ehrenburger». («Walliser Bote» vom 7. März 2023). Dies zum Thema «Sympathieverteilung» in der Causa Joseph Blatter gegen Gianni Infantino – und umgekehrt.
Das Leben geht für beide Walliser weiter. Für Joseph Blatter, geboren am 10. März 1936 in Visp, der heute seinen 87.Geburtstag feiert, altersbedingt wohl ziemlich entspannt. Etwas anders in jedem Fall für Gianni Infantino, der in der kommenden Woche, anlässlich des FIFA-Kongresses am 17. März in Rwanda, für weitere vier Jahre zum FIFA-Präsidenten gewählt werden wird. Es ist gemäss FIFA-Statuten an sich die letzte Amtsperiode für den Walliser aus Brig, der in zwei Wochen seinen 53. Geburtstag feiert. Gemäss FIFA-Statuten wäre das die dritte und letzte Amtsperiode (die Amtsdauer für den FIFA-Präsidenten beträgt gesamthaft höchstens zwölf Jahre), doch Gianni Infantino hat kürzlich schon einmal verlauten lassen, dass er ab 2027 nochmals für vier Jahre FIFA-Präsident bleiben wolle. Wie dem auch sei. Just vor der FIFA-Generalversammlung in einer Woche wurde bekannt, dass die Schweizerische Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen Gianni Infantino wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung und Betrugs eingestellt habe. Der Privatjet-Flug des FIFA-Präsidenten am 11. April 2017 von Surinam nach Genf sei strafrechtlich nicht zu beanstanden (Anmerkung: Die Strafverfolgung der Bundesanwaltschaft, wegen der nicht protokollierten Treffen mit der Strafverfolgungs- und Anklagebehörde des Bundes wird fortgesetzt).
So werden die weiteren Lebensjahre des Ex-FIFA-Präsidenten und des aktuellen Verbands-Oberen die FIFA und die Öffentlichkeit wohl weiterhin beschäftigen – alles zweifellos nicht immer zum Wohle des Fussballsports – und auch nicht gemäss dem FIFA-Motto: «for the good oft the game».

Prozessniederlagen für FIFA / Gianni Infantino, für den FC Sion / Christian Constantin und für Paul Estermann

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(causasportnews / red. / 18. Januar 2023) Derzeit hagelt es Gerichtsentscheide in teils brisanten Vorgängen im Sport: Der Weltfussballverband mit Gianni Infantino als Präsident an der Spitze verliert einen prestige-trächtigen Arbeitsrechts-Fall gegen den ehemaligen Generalsekretär und Finanzchef, Dr. Markus Kattner, am Zürcher Obergericht; der FC Sion mit dem streitbaren Präsidenten Christian Constantin taucht am Bezirksgericht Martigny gegen den ehemaligen Trainer und aktuellen Nationalcoach Murat Yakin, und der Springreiter Paul Estermann wird offenbar demnächst wegen mehrfacher, vorsätzlicher Tierquälerei rechtskräftig verurteilt sein (bis dann gilt für ihn die Unschuldsvermutung). In den beiden Vorgängen aus dem Fussball dürfte es bis zur rechtskräftigen Erledigung noch eine gewisse Zeit dauern: Gegen den Beschluss des Obergerichts Zürich hat die FIFA in der Forderungssache von Markus Kattner am Bundesgericht Beschwerde eingereicht; in der Angelegenheit des FC Sion (Olympique des Alpes SA) scheint es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass Christian Constantin diese besondere Schmach einer Prozessniederlage nicht auf sich sitzen lassen wird.

«Causa Markus Kattner / FIFA»: Seit der fristlosen Entlassung des damaligen Generalsekretärs und Finanzchefs durch die FIFA 2016 liefern sich die beiden Parteien einen erbitterten Rechtsstreit. Es geht dabei darum, ob die Entlassung der Nummer 2 der FIFA damals zu Recht oder Zu Unrecht erfolgte. Zur Rechtfertigung der sofortigen Trennung machte die FIFA teils krude Gründe geltend; die gerichtliche Auseinandersetzung wird teils als persönlicher Rachefeldzug des amtierenden FIFA-Präsidenten, Gianni Infantino, angesehen. Nachdem das Arbeitsgericht Zürich Jahre brauchte, um festzustellen, dass die FIFA Gründe gehabt hätte, um das Arbeitsvertragsverhältnis mit Markus Kattner per sofort und gerechtfertigterweise zu beenden, drehte das Zürcher Obergericht den Entscheid und wies den Fall zur Festlegung der Folgen der nicht-gerechtfertigten Entlassung an das Arbeitsgericht Zürich zurück. Dieser Rückweisungsbeschluss der zweiten Zürcher Instanz wurde nun vom Weltfussballverband mit Beschwerde an das Bundesgericht gezogen, wo der Vorgang seit einigen Wochen pendent ist. Die Chancen der FIFA, den Rückweisungsbeschluss des Obergerichts Zürich noch abzuwenden, werden als eher gering angesehen. In diesem Fall der ungerechtfertigt erfolgten Entlassung müsste dann das Arbeitsgericht die (finanziellen) Folgen der ungerechtfertigten Entlassung des heute 52jährigen Markus Kattner festlegen. Es geht dabei um eine Entschädigung in der Höhe von rund zehn Millionen Schweizer Franken. Affaire à suivre also.

«Causa Murat Yakin / FC Sion»: Im Moment scheint der Präsident des FC Sion, Christian Constantin, vom juristischen Fortune verlassen worden zu sein. Auf die Gerichte in «seinem» Kanton kann er sich jedenfalls offenbar nicht mehr verlassen. Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass der 66jährige Unternehmer in den Fussangeln eines steuerlichen Sponsoring-Tricks hängen geblieben ist (vgl. causasportnews vom 16. Januar 2023). Nun ging vor Weihnachten des letzten Jahres beim FC Sion (Olympique des Alpes SA) knüppeldicke Gerichts-Post im Entlassungsfall Murat Yakin ein. Der aktuelle Nationaltrainer wurde als Klubtrainer des FC Sion 2019 nach einem Zerwürfnis mit dem Klub-Präsidenten regelrecht unmöglich gemacht, was sich der Trainer nicht gefallen liess. Er beendigte den Trainervertrag per sofort und aus wichtigen Gründen. Das Vorliegen dieser Gründe wurden vom Klub bestritten. Das Bezirksgericht Martigny folgte jedoch den Argumenten von Murat Yakin. Im Gerichtsurteil wird u.a. von einem damals «bösartigen Klima» im Klub gesprochen. Die Folgen dieser aus der Sicht des damaligen Klub-Trainers gerechtfertigten, ausserordentlichen Vertragsbeendigung sind für den FC Sion finanziell einschneidend und bedeuten eine Schmach vor allem für Christian Constantin. Der Klub muss Murat Yakin fast 1,2 Millionen Schweizer Franken bezahlen. Diese frohe Botschaft erreichte den 48jährigen Nationalcoach Ende Dezember, nur ein paar Tage, nachdem die Schweizer Nationalmannschaft an der WM-Endrunde in Katar nicht gerade brilliert hatte und mit einer Kanterniederlage gegen Portugal (1:6) aus dem WM-Endrunden-Turnier flog. Das Urteil des Bezirksgerichts Martigny ist noch nicht rechtskräftig. Affaire à suivre also auch hier.

Wohl strafrechtlich erledigt dürfte hingegen die «Causa Paul Estermann» sein. In diesem unappetitlichen Fall von Tierquälerei hat sich der bald 60jährige Springreiter offenbar mit der Verurteilung abgefunden und will das letzte Urteil des Kantonsgerichts Luzern von Ende 2022 gemäss aktuellen Verlautbarungen nicht mehr an das Bundesgericht weiterziehen (vgl. insbesondere auch causasportnews vom 21. Dezember 2020, vom 22. Januar 2021 und vom 23. Juni 2021). Vom Schweizerischen Verband für Pferdesport (SVPS) soll der Reiter nun umgehend vorläufig gesperrt werden. Bis zum Entscheid einer definitiv verhängten Sperre (Vereinsstrafe) dürfte es dann allerdings noch einige Zeit dauern.

Wer oder was stoppt den «Präsidenten peinlich»?

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(causasportnews / red. / 5. Januar 2023) Seit seinem denkwürdigen Auftritt anlässlich der Fussball-WM-Endrunde 2022 zur persönlichen Gefühlslage ist FIFA-Präsident Gianni Infantino zum weltweiten Gespött geworden (vgl. auch causasportnews vom 18. Dezember 2022), à la Andreas Möller, ebenfalls eine allerdings erst 55jährige Fussball-Legende («Vom Feeling her hatte ich ein gutes Gefühl»). Seit der Offenlegung seiner Gefühlsstruktur in Katar gilt der oberste Repräsentant des Weltfussball-Verbandes als «Präsident peinlich». Nach dem Tod der brasilianischen Ikone Pelé ist es allerdings erwiesen, dass es noch peinlicher gehen kann. Nur Stunden nach dem Tod der Fussball-Legende eilte Gianni Infantino an die Aufbahrungs-Stätte in Brasilien und nahm vor Ort Abschied von dem im Alter von 82 Jahren verstorbenen Fussball-Sonderkönner und dreimaligem Weltmeister. Dazu muss vermerkt werden: Seit dem Amtsantritt von Gianni Infantino als FIFA-Präsident setzt er marketinggerecht auf Fussball-Legenden, frei nach dem Motto: «Die Fussball-Zukunft gehört der Jugend und den Frauen». Allerdings kommen dem FIFA-Oberen nach und nach die Fussball-Legenden abhanden, zuletzt eben Pelé. Diese Umstände animierten den 52jährigen Walliser, der sich grundsätzlich als Italiener fühlt, offensichtlich, neben dem Leichnam Pelés Selfies zu machen! Was offenbar Bilder für die Ewigkeit werden sollten, mutierten eben zur aktuellsten Peinlichkeit des FIFA-Präsidenten, der pietätlos und unempathisch mit diesen Selfies wohl Pelés und seine eigene Unsterblichkeit dokumentieren wollte.

Diese neuste Gefühls-Entgleisung des FIFA-Präsidenten wirft verschiedene Fragen auf: Einmal, ob Gianni Infantino für den Welt-Fussballverband nicht verstärkt zum Reputationsrisiko wird und als Grossverdiener für diese Institution, einem Verein nach Schweizerischem Recht mit ideeller Zweckausrichtung, überhaupt noch tragbar ist (gemunkelt wird, Gianni Infantino generiere derzeit ein Jahresgehalt von fast 5 Millionen Schweizer Franken). In der Tat wäre dies, sollte dem so sein, ein gigantisches Salär im Rahmen eines ideell ausgerichteten, globalen Sportverbandes. Hierzu drängt sich ein Blick in die FIFA-Statuten auf. Art. 35 der FIFA-Verfassung sieht explizit vor, dass der Präsident ein positives Image der FIFA zu verbreiten hat; mit seinen Aktionen in Katar und in Brasilien ist dies Gianni Infantino wohl fast gelungen. Etwas unverbindlicher heisst es in der zitierten Statuten-Bestimmung: Er (der Präsident) «vertritt die FIFA im Allgemeinen». Darunter lassen sich zweifelsfrei auch Entgleisungen aller Art subsumieren. Schon aufgrund der Statuten und Regularien des Weltverbandes ist offensichtlich klar, dass niemand und nichts diesen «Präsidenten peinlich» stoppen kann.

Die definitive Ankunft des (Fussball-)Sports im globalen Öko-System

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(causasportnews / red. / 19. Dezember 2022) Das war sie also, die Fussball-WM-Endrunde in Katar. Was mit einem auch ausserhalb des Sportes speziellen Turnier in der Wüste begann, wurde am Finaltag zum absoluten Sport-Knaller der letzten Jahrzehnte. Kaum je war ein Fussballspiel in jeglicher Hinsicht derart herausragend wie die Finalissima zwischen Argentinien und Frankreich. Das Endspiel war der Abschluss einer grossen Party während rund eines Monats, zu der viele nicht hingehen wollten und dann doch gingen – und sich teils gezwungenermassen frühzeitig wieder verabschiedeten (Deutschland, die Schweiz, England, Spanien, Portugal, usw. Italien umging den moralischen Elchtest aus sportlichen Gründen). Hingehen, obwohl man nicht wollte. Auch im Sport ist Inkonsequenz ebenso erlaubt wie Scheinheiligkeit und das Setzen von Moralspritzen, wie die Endlos-Diskussionen von in Katar Beteiligten und Nicht-Beteiligten belegten. Am Schluss, am Finaltag, ging es nur noch um den Sport; und das war gut so. Und wie! Die Superlativen bezüglich der Qualität des Finalspiels überschlagen sich zu Recht. Was wäre gewesen, wenn sich Argentinien zum Weltmeister gemogelt hätte? Nein, Lionel Messi & Co. zeigten, dass ein Fussballspiel die höchste Potenz sportlicher Qualität erreichen kann, wenn man nur will; und wenn man es kann. Besser geht Fussball kaum mehr. War das so etwas wie Gerechtigkeit, die Katar und dem Weltfussball widerfahren ist, was sich in Doha zum Schluss der WM-Endrunde 2022 ereignet hat? Letztlich zählt eben doch der Sport, und an einer Fussball-WM-Endrunde soll letztlich der Sport prävalieren, obwohl in Katar unübersehbar war, dass die Fussball-Marketingmaschinerie den schlagenden Beweis erbracht hat: Der organisierte Sport auf diesem Niveau ist vollumfänglich im globalen Öko-System angekommen.

Fussball, Fernsehen, Flaschenbier – das war einmal die Trias der modernen Sportvermarktung. Heute ist der Fussball global geworden, und Europa ist auch nicht mehr der Fussball-«Nabel» der Welt. Die Globalität prägt den Sport, ebenso bilden die Wirtschaft und die Medien aller Art Pfeiler des globalen Sport-Establishments. In Katar setzte sich diese neu aufgestellte Trilogie im organisierten Sport durch.

Nun steht der neue Weltmeister fest. Mittelmass und Peinlichkeiten ereigneten sich lediglich nach dem Elfmeterschiessen, in dem der Weltmeister ermittelt wurde, als es endlos dauerte, bis Argentinien mit dem herausragenden Lionel Messi die Trophäe in die Höhe stemmen konnte. Die WM-Pokalübergabe war seit jeher insbesondere die Inszenierungsplattform des jeweils amtierenden FIFA-Präsidenten. Aktuell durfte sich der Walliser Gianni Infantino in Szene setzen. Er war Hauptverantwortlicher für die zähflüssige, sich mühsam dahinziehende Siegerehrung, da sich der FIFA-Herrscher, wie ein Deutscher Kommentator meinte, einfach nicht aus dem Bild drängen lassen wollte. Bis der Emir von Katar und Gianni Infantino den Pokal (zusammen!) den neuen Weltmeistern überreichten, mussten die Fussballanhängerinnen und -anhänger im Stadion und auf der ganzen Welt endlos warten. Ein geradezu peinliche FIFA-Choreographie wurde, je länger sie dauerte, zum Ärgernis. Die geschlagenen Franzosen wurden auf einem Fussball-Laufsteg regelrecht vorgeführt, der bemitleidenswert Kylian Mbappé als ausgezeichneter Spieler öffentlich regelrecht gegrillt und Funktionärs-Kitsch killten zwischenzeitlich die tolle Stimmung im Stadion. In einem dümmlichen Harry Potter-Mäntelchen musste dann Lionel Messi, allerdings erst nach der Pokalübergabe, als zum Fussball-Messias gewordenen Neo-Weltmeister auftreten; nichts war der FIFA zu einfältig, um sich in und bei Katar anzubiedern.

Nach dem grandiosen Fussballfest war diese Präsidenten- und FIFA-Selbstinszenierung auch ein Beweis dafür, dass der Weltverband mit seinen Funktionärs-Apparatschiks aus vergangenen Sport-Zeiten die Interdependenzen im modernen Sports noch nicht verstanden haben. Nämlich, was sich aus dem globalisierten Fussball herausholen liesse, nicht nur mit Blick auf die moderne Fussball-Trilogie. «Football, for the game, for the world, for the future», lautete vor Jahren ähnlich ein Slogan des Weltfussballverbandes. Und jetzt?

P-Verlängerung für Gianni Infantino?

Home of FIFA, Zürich, © Ed Coyle

(causasportnews / red. / 18. Dezember 2022) Zuerst fühlte er sich gemäss seinem skurrilen Auftritt in Katar unter anderem als Homosexueller, nun befasst sich der 52jährige Gianni Infantino mit der Zukunft, vor allem mit seiner eigenen, die für ihn nur heissen kann: «Wie lange bleibe ich noch FIFA-Präsident»?.- Möglichst lange natürlich. Mit der Länge ist es in vielerlei Hinsicht halt so eine Sache, auch mit der Länge der Präsidentschaft im Welt-Fussballverband. Drei Amtsperioden oder 3 x 4 Jahre darf der allseits ungeliebte Walliser als FIFA-Präsident (Kürzel «P» genannt) amten. So sehen es die FIFA-Statuten vor, die unter dem Vorgänger von Gianni Infantino, Joseph Blatter, gleichsam als Instrumentarium gegen das Sesselklebertum im Fussball-Verbandswesen, eingeführt worden ist. Gianni Infantino gehörte damals zu den treibenden Kräften, um die Präsidentschaft von Joseph Blatter zeitlich nicht ausufern zu lassen. Nach 17 Jahren FIFA-Präsidentschaft wurde der Vorgänger von Gianni Infantino regelrecht aus Amt und Würde gejagt. Es erbte eben Gianni Infantino. Männiglich ging davon aus, dass der aktuelle FIFA-Präsident bei der Wahl im kommenden Jahr letztmals für vier Jahre zum FIFA-Präsidenten gewählt würde. Wie von Insidern erwartet, würde Gianni Infantino alles unternehmen, um diese Amtszeitbeschränkung zu umgehen. Vermutet wurde, dass er die für ihn hindernde Statutenbestimmung bald einmal kippen lassen würde (causasportnews vom 28. November 2022). Nun versucht es der gelernte Anwalt mit einem juristischen «Bubentrick», wie er vor dem WM-Endspiel der nicht wahnsinnig erstaunten Fussballwelt und seinen Fussball-Kollegen mitteilte: Weil er 2016 lediglich das Amt von Joseph Blatter übernommen habe, befinde er sich nun in der ersten Amtsperiode (und nicht schon in der zweiten), was bedeute, dass seine dritte Amtsdauer dann bis 2031 dauern würde. Diese selbstverständlich nicht als Drohung zu verstehende Ankündigung wird vor allem in den Nationalverbänden, welche den Präsidenten jeweils zu wählen haben, keine grossen Wellen werfen. Gianni Infantino versucht permanent, den zu verteilenden «Fussball-Kuchen» grösser, lukrativer, zu machen, und bei den Verbänden zählt letztlich das, was auf deren Konti fliesst. Also gibt es keine Gründe, dem durchwegs bizarr auftretenden FIFA-Präsidenten aus dem Wallis künftig die Gefolgschaft zu verweigern oder sogar einen Gegenkandidaten in Stellung zu bringen. Wie kündigte und bekräftigte es Gianni Infantino doch in Doha? Mehr Teilnehmer an der WM-Endrunde, eine Aufblähung der Klub-Weltmeisterschaft, Schaffung einer FIFA World Series (ein alle zwei Jahre stattfindendes Mini-Turnier mit Teams aus unterschiedlichen Kontinenten); also mehr Spiele = mehr Erlöse aus der Vermarktung, also mehr Geld, das an die Nationalverbände verteilt werden kann. So funktioniert heute das Prinzip Fussball auf höchster Ebene. Zum Wohle des Sportes und vor allem zum Wohle der Funktionäre, die bestrebt sind, möglichst lange an den Fussball-Honigtöpfen zu kleben.

“…and the winner is …Katar”

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(causasportnewsw / red. / 12. Dezember 2022) So, wie in der Überschrift wiedergegeben, verkündete der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter am 2. Dezember 2010 das Resultat der Fussball-WM-Endrundenvergabe 2022 an Katar. Er tat dies leicht angesäuert, denn die USA, die nun in vier Jahren (mit Kanada und Mexiko) zum Zuge kommen, sollten das Turnier ausrichten; doch Katar grätschte dazwischen. Auch sonst sass der Vergabe-Schock tief, so tief, dass in den letzten zwölf Jahren niemand das Vergabe-Steuer noch herumreissen konnte und wollte (vgl. dazu auch causasportnews vom 11. November 2022). Vor allem dank der Hilfe Frankreichs, an der Spitze mit der ehemaligen Fussball-Ikone Michel Platini, nahm der Siegeszug Katars global und in Europa seinen Anfang. Katar gewann 2010 die Vergabe, und wird nun auch auf den Spielfeldern im Wüstenstaat zum Sieger. Zwar nicht gerade, was die Aktivitäten der Mannschaft Katars auf dem Spielfeld anbelangt, aber Katar wird als globaler Sieger der WM-Endrunde hervorgehen. Wer derzeit auf die Franzosen als alte und neue Weltmeister tippt, könnte goldrichtig liegen. In jedem Fall steht ein Freund Katars im Endspiel: Frankreich oder Marokko; ohne die seit Jahren praktizierte Unterstützung Frankreichs durch Katar wäre der französische Fussball wohl nicht derart herausragend. Apropos Marokko: Der Aussenseiter beschert Afrika und dem arabischen Raum vor dem Halbfinale ein unvorstellbares Glücks- und Bestätigungsgefühl. Nur in den Ländern, in denen es in Vergessenheit geraten zu sein scheint, dass Erfolg und Wohlstand vor allem durch Arbeit und/oder dank Bodenschätzen zu realisieren sind, werden die Wunden der missglückten WM-Expeditionen nach Katar geleckt.

Zum Beispiel in Deutschland: Die Deutschen machten keinen Hehl daraus, in Katar Weltmeister werden zu wollen. Der Abstecher in die Wüste misslang, und retrospektiv ist die Erkenntnis gereift, dass das, was gewollt und beabsichtigt war, eine «mission impossible» war (so der aktuelle «Spiegel» mit übergrossen Buchstaben). Wie hoffnungslos sich die Aufarbeitung der Tatsache gewordenen Verhältnisse in Deutschland präsentiert, belegt der Umstand, dass die Ursache am Scheitern Deutschlands immer noch vor allem in der «One Love»-Binde gesucht und gefunden wird. Dabei ist im Sport klar, dass solche Umwertungen aller Werte nur möglich sind, wenn die sportliche Leistung stimmt. Diese stimmt aktuell nur dann, wenn die Verschiebung der Machtverhältnisse im globalen Sport erkannt und anerkannt wird. Diese begann in punkto Katar akut an jenem 2. Dezember 2010, als es hiess: «an the winner is… Katar». Dass es auch im Rahmen der laufenden WM-Endrunde so bleiben wird, ist ein nicht mehr zu erschütterndes Faktum. Erkannt worden ist in Deutschland nun offensichtlich, dass die angestrebte, westliche Werteverschiebung in Richtung Katar und bezüglich des arabischen Raums gescheitert ist. Da hilft wohl nur noch eine Alternativbetätigung, sagte sich wohl Torhüter-Legende Manuel Neuer, der allerdings soeben auch im Skisport scheiterte. Wie sagten es die Marokkaner: «Unsere Erfolge sind die Frucht harter Arbeit». Ein zentraler Satz in einer Gesellschaft, welche Arbeit immer mehr als Sakrileg auffasst.

Zum Beispiel in der Schweiz: Auch die vom qualifizierten Sozialismus unterwanderte Gesellschaft in der Schweiz erlebte in Katar eine Enttäuschung. Dass Erfolge nur dann möglich ist, wenn man sich mit Akribie auf ein Ziel vorbereitet und dieses entsprechend anstrebt, steht ausser Diskussion. Obwohl die Schweiz so unnötig wie kläglich an Portugal gescheitert ist, beherrscht immer noch ein Thema die Diskussionen um die Schweizer Nationalmannschaft: Wie soll mit den gegenseitigen, unnötigen und dummen Provokationen im Zuge des Spiels Schweiz gegen Serbien (3:2) umgegangen werden? Im Moment beansprucht eine im Kosovo lebende Feministin Sicherheitsschutz, weil sie die Geste des Schweizer Captains Granit Xhaka (er fasste sich provokativ in den Schritt) öffentlich verurteilt hat. Auch die Schweiz hat nun im Zuge unüberwundener, ethnischer Konflikte auf und ausserhalb des Sportplatzes ihre «Binden»-Frage: Soll Granit Xhaka wegen seiner Unbeherrschtheit mit politischen Dimensionen weiterhin die Captain-Binde tragen dürfen oder nicht?- Auch das ist Vergangenheitsbewältigung, wenn auch keine zielführende; vgl. die sportlichen Ergebnisse.

Allenthalben wissen es nur die «Fussball-Götter», wie sich die Dinge im Sport oder nun eben in Katar entwickeln (können). Da half allerdings beim Englischen Trainer Gareth Southgate auch der Glaube, den er vor dem Frankreich-Spiel beschworen hatte, nicht mehr weiter (und der Fussball-Schutzpatron Luigi Scrosoppi war offensichtlich ebenfalls eher angetan vom Spiel der Franzosen; causasportnews vom 2. November 2022), als Harry Kane, der sonst todsichere Penalty-Schütze, den zweiten, zugesprochenen Elfmeter im Spiel gegen Frankreich in den Wüsten-Nachthimmel in Katar schlenzte. Sogar FIFA-Präsident Gianni Infantino dürfte sich nun auch noch «ungläubig», jedoch kaum unglücklich gefühlt haben.

Somit steht vor dem Finalspiel der Fussball-WM-Endrunde am 18. Dezember 2022 fest: The winner ist Katar! Da helfen auch letzte Nadelstiche aus dem untergegangenen Europa nicht mehr. Der Kontinent im Würgegriff des Überhand nehmenden Sozialismus’ reklamiert soeben einen neuen Skandal, diesmal um die EU-Parlamentsabgeordnete Eva Kaili. Geld soll sie von Katar bekommen und genommen haben. Ein Vorgang, der in der Schweiz und in Deutschland als simpler «Lobbyismus» bezeichnet wird, im Zusammenhang mit Katar jedoch unter den Begriff «Korruption» fällt. Dumm nur, dass eine Sozialistin von diesem «Skandal» (Weltpresse) betroffen ist; immerhin geben diese Kollektivisten vor, was moralisch und was unmoralisch ist und welche Werteordnung gut zu sein hat…

Nach den Gruppenspielen in Katar: Fussball ist eben doch mehr als «ding»

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(causasportnews / red. / 4. Dezember 2022) Noch 16 Mannschaften bleiben nach den Gruppenspielen an der WM-Endrunde in Katar im Turnier; die besten 16 der Welt machen nun den WM-Titel 2022 unter sich aus. Wer es werden wird, steht derzeit nicht im Vordergrund. Die Spiele in den acht Gruppen hatten es in sich und rückten die Diskussionen um den Austragungsort Katar endlich in den Hintergrund. In diesem von Moral triefenden, wichtigsten Sportevent in diesem Jahr war das Tragen oder Nicht-Tragen der «Regenbogen-Binde» spätestens kein Thema mehr, als der mehrfache Weltmeister Deutschland krachend aus dem Turnier flog und, wie 2018, die Gruppenphase nicht überstand. Nun herrscht in Deutschland Heulen und Zähneknirschen, und die «Grande Nation» im Norden macht in Trauerbewältigung, wobei es sogar dem Leader dieser Sparte, dem rührigen Verfechter von Moral und Gutmenschentum im «Schloss Bellevue», Frank-Walter Steinmeier, die Sprache verschlagen hat; gar nicht zu sprechen vom hilflosen Bundeskanzler Olaf Scholz, der nur noch «Baustellen» anderer Art um sich sieht. Das war unter Angela Merkel schon noch anders. Ihr Engagement endete jeweils auch nicht vor der Kabinentüre.

Somit bietet die Empörungsgesellschaft, die sich für einmal in Schockstarre befindet, wenn das Nationalgut Nummer 1 vom Untergang bedroht ist, alles. Was, wenn ein derartiges, sportliches Debakel aufgearbeitet werden muss – und vor allem durch wen?, Das ist nun die Frage. Eine schwierige Situation also, vor allem deshalb, weil die Fakten (das WM-Aus) dem Wunschdenken (wir sind die Besten) diametral gegenüberstehen. Somit heisst es nun für’s Erste: Wer trägt Schuld? Klar, die Spieler hätten vielleicht mehr gekonnt – aber sie haben spielerisch mit ihren Mitteln die aktuelle Fussballrealitäten bestätigt. Klar, der Trainer, der nun in den Augen der 80 Millionen Bundestrainerinnen und -trainer in Deutschland alles falsch gemacht hat. Klar, der nicht gerade als intellektueller Höhenflieger bekannte Manager der Mannschaft, die nun wieder «Nationalmannschaft» heisst. Klar, der Präsident aus dem Amateur-Fussball, der den modernen Professional-Fussball nur aus den Medien kennt. Klar, die Funktionärs-Seilschaften im Deutschen Fussball, die den Interessen der Fussball-Hochburg aus München fast alles unterordnen. Klar, eine Bundesliga mit ausländischer Beteiligung (auch aus der Schweiz), bei der die zentrale Frage ist, mit wieviel Punkten Vorsprung der FC Bayern-München wieder nationaler Fussballmeister wird, usw. Also ist Frustbewältigung angesagt, die sich in Deutschland mit den Mitteln der modernen Empörungsgesellschaft manifestiert. Die Spieler, die in Katar in Einsatz waren, werden beschimpft und niedergemacht, unglaubliche Flegeleien erleben dank sozialer Netzwerke, deren Niveau so stark abgesunken ist, dass sie sich neben dem Fertigmachertum eines revitalisierten, flegelhaften Dieter Bohlen und anderer dümmlicher Komödiantinnen und Komödianten in schlechtester Gesellschaft befindet. Nicht besser ist es um die mehr oder weniger konventionellen Medien als immer noch beachtete Sprachrohre der modernen Empörungs- und Moralistengesellschaft bestellt. «Zu schlecht, zu lieb, zu blöd», titelt etwa «Bild», die Zeitung mit den grossen Buchstaben und dem geringen Sachverstand; der Anstand bleibt natürlich ausgeklammert. Das Elend von Katar wird in perfider Art personifiziert und gefordert, wer nun «weg» muss – vor allem gewisse Spieler, der Trainer, der Manager, der DFB-Präsident – und wer kommen muss – gewisse Spieler, ein Trainer als eierlegende Wollmilchsau, andere Funktionäre, und wohl auch andere Gegner in künftigen, internationalen Turnieren und Wettbewerben der Nationalmannschaften. Nur noch peinlich und unempathisch machten die Fernseh-Moderatorinnen und -Moderatoren ihrer Enttäuschung Luft. Die Frage des Abends, zehn Minuten nach dem WM-Aus an Hansi Flick: «Haben Sie eine Zukunft als Bundestrainer?». Und so weiter.

Von Fussball, und wie er allenfalls besser, also erfolgreicher werden könnte, spricht in dieser Hexenjagd auf die Schuldigen am WM-Aus Deutschlands nach den Gruppenspielen niemand. Vielleicht würde es sich lohnen, sich wieder einmal der Worte von Trainer-Legende Giovanni Trapattoni, der es einst richtig dachte, zu erinnern: «Im Fussball gibt es nicht nur ‘ding’; Fussball ist ‘ding, dang, dong’». Der Auftritt der Deutschen in Katar war eben nur «ding». Ein Trost für die gebeutelte Fussballnation bildet die Schweiz (ein in den Augen der Deutschen merkwürdiges Bergvolk mit acht Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern), welche nach heldenhaftem Kampf gegen die mehr als unbequemen Serben die Achtelfinal-Qualifikation schafften. Das war eben «ding, dang, dong», was die kleinen und kleingeredeten Eidgenossen in der Wüste ablieferten. Derweil freut sich Japan nach den glanzvollen Leistungen der eigenen Mannschaft, nämlich diszipliniert, respektvoll, würdig und anständig. Die Japaner, welche in Katar den Deutschen den Turnier-Todesstoss versetzt haben, verhalten sich allerdings auch nach Niederlagen so. Von ihnen könnte das morsche und entartete Europa lernen, nicht nur im Fussball.