(causasportnews / red. / 29. November 2016) Dass Uli Hoeness wiederum zum Präsidenten des FC Bayern München gewählt werden würde, war seit Monaten klar (vgl. auch Causa Sport News vom 13. Oktober 2016). Am vergangenen Freitag war es dann auch formell soweit: In der Jahreshauptversammlung des Münchner Top-Klubs wurde der ehemalige Spitzen-Fussballer mit über 7000 Stimmen bei nur 108 Gegenstimmen und 58 Enthaltungen zum obersten Repräsentanten des FC Bayern München nicht nur gewählt, sondern regelrecht gekrönt. Die jüngste, juristisch geprägte Vergangenheit hat Uli Hoeness in keinster Weise geschadet. Im Gegenteil. Die Massen haben ihm verziehen und seine neu aufgelegte missionarische Sendung mit einem überwältigenden Wahlergebnis legitimiert. Müssig zu hinterfragen, wie das kommen konnte. Weshalb verzeiht zum Beispiel das Fuss(ball)volk dem einen (juristisch) gefallenen Helden (Uli Hoeness) alles, dem andern (Franz Beckenbauer, der in keiner Weise strafrechtlich beschädigt ist) nichts (mehr)? Die Antwort scheint klar: Uli Hoeness hat seinen Kredit beim Fussballvolk (noch) keineswegs aufgebraucht, Franz Beckenbauer, ebenfalls im Münchner Fussball während Jahrzehnten ein Monument, offensichtlich schon. Der Grund für Sympathie und Antipathie weist immer die selbe Ursache auf: Auch einem Kaiser, der mehr für sich als für seine Untertanen wirkt, verzeiht das Volk nicht. Uli Hoeness hat es bis dato geschafft, das Volk zu überzeugen, dass er sich für Brot und Spiele verwendet, aber sein persönliches Wohl nicht im Vordergrund sieht.
Wenige Stunden vor der Wahl von Uli Hoeness zum Bayern-Präsidenten erfolgte auch in der Schweiz eine Wahl, die keinen Staub aufwirbelte, sondern erwartet wurde.

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Der bürgerliche Politiker Jürg Stahl, gestern vom Parlament zum Nationalratspräsidenten, zum „höchsten“ Schweizer, gewählt, schaffte an der Generalversammlung von „Swiss Olympic“, dem Dachverband des schweizer Sports (Zusammenschluss aller Sport-Fachverbände), die Wahl zum Präsidenten bereits im ersten Wahlgang. Festzuhalten bleibt, dass Jürg Stahl bei der Wahl zum obersten Sportfunktionär noch zwei (chancenlose) Gegenkandidaten hatte, als Nationalratspräsident war er aber gleichsam „gesetzt“. – Da unterlässt der organisierte schweizer Sport nichts, um zu unterstreichen, dass er u.a. politisch „neutral“ sei, so steht es auch ausdrücklich im ersten Artikel der Statuten von „Swiss Olympic“, um dann den höchsten Politiker der Schweiz zum obersten Sport-Funktionär des Verbandes zu küren. Wobei das Prozedere konkret umgekehrt verlief: Zuerst Wahl zum höchsten Sportfunktionär, danach die nur noch pro forma-Ernennung zum höchsten Politiker. Verhältnisse wie im vielgescholtenen Russland? Nun, der Sport sorgt bisweilen für Überraschungen, vor allem, wenn es um Personalien geht. Da fallen hehre Grundsätze auch einmal ausser Rang und Traktanden. Wie im „Fall“ von Jürg Stahl. Kaum jemand, auch nicht die sonst ethisch aufgeladenen Medien, fragt sich, wie der Sport auf höchster Ebene politisch neutral bleiben kann, wenn der oberste Sportfunktionär zugleich der höchste Politiker der Schweiz ist. Dass die Politik seit jeher den Sport für eigene Zwecke einsetzt, ist allerdings kein Novum, wie es die Geschichte immer wieder zeigt.