Schlagwort-Archive: Angriff

Ausschluss Russlands aus dem Sport rechtskonform

Photo by CAS

(causasportnews / red. / 20. Juli 2022) Das war vorauszusehen: Grundsätzlich ist der Ausschluss Russlands bzw. der Sportverbände und -vereine wegen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine aus dem organisierten Sport möglich und demnach rechtskonform (vgl. dazu auch causasportnews vom 12. Juli 2022). In diesem Sinne hat sich der Internationale Sportschiedsgerichtshof CAS in Lausanne in ersten Entscheidungen geäussert. Es ging dabei um die Sparte Fussball. Relativ zügig nach Kriegsbeginn haben der Kontinentalverband Europas (UEFA) sowie der Internationale Fussballverband (FIFA) den Fussballverband Russlands (RFS), der seit 1912 Mitglied des Weltfussballverbandes und seit 1992 des Europäischen Verbandes UEFA ist (Anmerkung: Die Kontinentalverbände sind selbständige FIFA-Sektionen und damit Vereine nach schweizerischem Recht; auch die FIFA ist ein Verein nach schweizerischem Recht mit Sitz in Zürich) aus dem internationalen Fussballgeschehen ausgeschlossen; dabei handelt es sich formell wohl um Suspendierungen, die dereinst auch wieder aufgehoben werden können. Auch Klubs und Einzelsportler trafen die Massnahmen von UEFA und FIFA. So gelangten die ausgeschlossenen Klubs (St. Petersburg, Sotschi, ZSKA Moskau und Dynamo Moskau) an das Schiedsgericht und blitzen ab. Entscheide bezüglich Individualsportler und -sportlerinnen wurden noch nicht bekannt. Am einschneidendsten war für den Verband Russlands die Elimination aus der Qualifikation für die Fussball-WM-Endrunde zum Jahresende in Katar.

Der CAS begründete die Bestätigung der Suspensionen mit noch nie dagewesenen Umständen aufgrund des von Russland losgetretenen Krieges. Die Reaktionen hierauf seitens der FIFA und der UEFA verhielten sich innerhalb der Statuten, verhiess es aus Lausanne. Das völkerrechtswidrige Vorgehen gegen die Ukraine zeitige u.a. einschneidende Konsequenzen auf den organisierten Sport, der aus Gründen der Sicherheit und der ordnungsgemässen Abläufe des Sportbetriebes zu diesen Mitteln greifen dürfe.

Bezüglich der von den Suspensionen mittelbar betroffenen Sportlern und Sportlerinnen äusserte sich der CAS in einem obiter dictum dahingehend, dass die einzelnen Sporttreibenden an sich nichts dafür könnten und hierfür keine Verantwortung tragen würden, wie sich ihr Land (Russland) verhalte. Was natürlich unzutreffend ist, solange diese Athleten und Athletinnen einen direkten oder indirekten Bezug zu ihrem Heimatland aufweisen, etwa durch die Nationalität. Diese Verständnisäusserungen seitens des CAS mit Bezug auf die Individualsportlerinnen und -sportler legt die Einschätzung nahe, dass russische Sportlerinnen und Sportler durchaus Chancen haben, beim CAS die Zulassung zum organisierten Sport zu erstreiten, was natürlich verheerend wäre; dem in der Regel opportunistisch und weniger juristisch als politisch entscheidenden CAS ist jedoch auch diese Fehlleistung zuzutrauen. So, wie es die Teilnahme russischer Sportlerinnen und Sportler nach dem Staats-Doping-Skandal in Russland gebilligt hat. Diese durften, obwohl sie ein Teil des Systems waren und sind, als «neutrale» Teilnehmende weiterhin im internationalen Sport mitwirken. Dieser «Sündenfall» des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) und des CAS vor Russland wirkt bis heute nach.

Der Unterschied zwischen FIFA-Präsident und Papst in Kriegswirren

Photo by Laura The Explaura on Pexels.com

(causasportnews / red. / 7. Mai 2022) Bis vor dem Ausbruch des immer noch schrecklich tobenden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 war «Katar» in vielerlei Hinsicht ein Reizwort. Mit Blick auf die Fussball-WM-Endrunde in diesem Jahr ab 21. November hat sich die Lage allerdings schlagartig geändert. Katar ist wegen des Erdgases begehrt, und jedes von Russland abhängige Land hütet sich, die Katari in jeglicher Hinsicht zu reizen. Sogar der grüne Wirtschafts- und Klimaminister und Vizekanzler Deutschlands, Robert Habeck, flog, natürlich klimaneutral, nach Doha und warf sich vor den Scheichs in den Wüstenstaub, um den drohenden Versorgungsengpass für Deutschland wegen des Russlandkriegs abzuwenden. Seit dem 24. Februar 2022 ist Katar in der Welt zwangsläufig «salonfähig» geworden. Dass der Kleinstaat mit unermesslichem Reichtum noch «salonfähiger» wird, ist ein besonderes Anliegen von Katar-Freund Gianni Infantino, FIFA-Präsident mit derzeit unbekanntem Wohnsitz (ist es allenfalls doch Katar?). Der FIFA-Lenker vom «Zürichberg» ist jedenfalls kaum mehr in Zürich zu sehen, sondern macht sich ein schönes Leben in …Katar. Das wird so bleiben bis zum Beginn der WM-Endrunde in der Vorweihnachtszeit. Grund genug also für den durchwegs dödlig agierenden FIFA-Präsidenten, um bei den Scheichs im Wüstenstaat zu antichambrieren. Dass solche Aktionen schief gehen müssen, hat Gianni Infantino soeben erneut bewiesen. Öffentlich hat er einer Version von «Amnesty International» mit Blick auf die WM-Baustellen widersprochen. Die Organisation spricht von mehreren tausend Arbeitern, die während des Baus der WM-Stadien bisher umgekommen sein sollen. Dass diese wie Sklaven gehalten wurden und werden, ist wieder ein anderes Thema. Und was meint der FIFA-Präsident dazu? Er spricht von drei (!) toten Arbeitern; die andern könnten auch anderweitig zu Tode gekommen sein, hält der 52jährige, Walliser mit Augureneigenschaften den Ball zugunsten des WM-Endrunden-Austragungslandes flach. «Die FIFA ist nicht die Polizei der Welt oder verantwortlich für alles, was auf der Welt passiert», äusserte er sich zudem generell. Dass seine Tollpatschigkeit noch steigerungsfähig ist, bewies er mit der Aussage: «Wenn man jemandem Arbeit gibt, selbst unter schwierigen Bedingungen, gibt man ihm Würde und Stolz.». Das Statement des FIFA-Obersten empört nicht nur «Human Rights Watch»: «Der FIFA-Präsident verhöhnt Arbeiter in Katar», titeln auch die Gazetten weltweit.

Noch nicht konkret geäussert zu Katar und zum Los der Arbeiter auf den WM-Baustellen hat sich Papst Franziskus, der sich aber generell in einem Formtief zu befinden scheint. Mit Blick auf den Krieg Russlands schob das 86jährige Oberhaupt der Katholischen Kirche dem Nordatlantikpakt eine Mitschuld an den von Russland entfesselten Zerstörungs- und Vernichtungskrieg zu. Die NATO habe die russische Aggression erleichtert, gab der nun mehr greise statt weise Mann im Vatikan zum besten; statt Russland in aller Schärfe zu verurteilen. FIFA-Präsident und Papst tun seit jeher relativ viel dafür, um ja kein Fettnäpfchen auszulassen. Sie sind wiederum derzeit bemüht, um der Bezeichnung «PPP» (Präsident und Papst peinlich) gerecht zu werden. A propos Papst und FIFA-Präsident: Da feiert das Bonmot, das zur Zeit von Joseph Blatter als FIFA-Präsident eine Hochkonjunktur erlebte, eine Wiederauferstehung. Wie manifestiert sich der Unterschied zwischen FIFA-Präsident und Papst?-

Antwort: Der Papst meint nicht, er sei FIFA-Präsident.

Das kann wohl auch als besondere Art eines Investiturstreits bezeichnet werden…

Die Engländer zeigen (wieder einmal) Flagge

Photo by David Jakab on Pexels.com

(causasportnews / red. / 28. April 2022) Es ist nicht nur in der Sportwelt teils penibel, wie weltweit auf die russische Brutalität im Krieg gegen die Ukraine reagiert wird; das Faktum, dass es ein einzelner Mann, sekundiert von einem Heer von Claqueuren, gelingt, praktisch die ganze Welt zu terrorisieren, ist ein Novum in der modernen Geschichte. Grundsätzlich sind derzeit bezüglich des Verhaltens gegenüber den Aggressoren drei Reaktionsebenen festzustellen: Man ignoriert oder beschönigt (wie etwa Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder und die westeuropäische Sozialdemokratie), man hält den Ball flach (wie die meisten westlichen Länder, welche vor allem aus wirtschaftlichen Gründen und Eigennutz vor dem Brutalo-Regime in Moskau kuschen) oder es wird Entschlossenheit demonstriert, wie etwa durch die Engländer, welche der Ukraine auch militärisch effizient und ohne Dauerdiskussionen unter die Arme greifen. Die Haltung der Briten, die (wieder einmal) Flagge zeigen, ist nicht neu. Man muss in den Geschichtsbüchern nicht allzuweit zurückblättern, um Beispiele zu finden, die belegen, dass Mutlosigkeit und Feigheit nie das Ding der Menschen des Vereinigten Königreichs war.

Es verwundert deshalb nicht, dass nun gerade in Wimbledon der grosse Tennis-Streit ausgebrochen ist (vgl. auch causasportnews vom 23. April 2022). Nicht innerhalb Englands, sondern international. Dass weder russische noch weissrussische Spielerinnen und Spieler am prestigeträchtigen Turnier in London teilnehmen dürfen, hat die Sportwelt aufgewühlt und breitgefächerte, verbale Auseinandersetzungen heraufbeschworen. Selbstverständlich wird der organisierende, private Verein im Londoner Vorort Wimbledon von seiner Ausschluss-Entscheidung nicht abrücken und seine Sonderstellung, wie Kritiker bemängeln, in jedem Fall (aus)nützen. Das geht an, weil die drei anderen Grand-Slam-Turniere in Melbourne, Paris und New York von den Spielergewerkschaften organisiert wird, das Turnier in Wimbledon jedoch eben von einer Privatorganisation (vom Verein All England Lawn Tennis and Croquet Club). Es ist ein bisschen wie ein alternativer Klassenkampf, der zum derzeitigen Tennis-Streit um Wimbledon im Zuge des Ukraine-Krieges geführt hat. Die Organisatoren im Londoner Vorort werden sich aber, was die Ausschliessung der Spielerinnen und Spieler aus Russland und Weissrussland anbelangt, gegen die ausserhalb des Vereinigten Königreichs gewichtigen Spieler-Gewerkschaften im Tennis durchsetzen. Die gutverdienende Tennisgilde ist im Kerngehalt auch nicht typischerweise «links» anzusiedeln. Millionärinnen in Sport-Röckchen und Millionäre in kurzen Hosen auf den Tennis-Wettkampfstätten der Welt müssen schliesslich sozial anderweitig geschützt und gestützt werden etwa im Vergleich zu Wirtschaftskoryphäen jedwelcher Couleur.

Die hehre Parallelwelt des Internationalen Olympischen Komitees (IOK)

(causasportnews / red. / 24. April 2022) Es war schon lange so und hat sich jetzt wegen des von Russland losgetretenen Zerstörungs- und Vernichtungskrieges, der nun seit genau zwei Monaten tobt, akzentuiert: Das Internationale Olympische Komitee (IOK), ein Verein nach schweizerischem Recht (Art. 60 ff. des Zivilgesetzbuches, ZGB) und mit weitgehend im Greisenalter befindlichen natürlichen Personen als Mitglieder, pocht auf seine Vollautonomie. So hat sich das IOK zu Beginn des russischen Gemetzels in der Ukraine noch dafür ausgesprochen, russische und weissrussische Sportlerinnen weltweit vom organisierten Sport auszuschliessen. Aber Konsequenz im eigenen Haus ist nicht die Stärke des derzeit etwas mehr als 100 Personen zählenden Gremiums, das aus Männern und Frauen besteht, über deren vor allem geistige Fitness immer wieder räsoniert wird. Es ist eine Funktionärskaste, die sich an den Honigtöpfen des organisierten Sportes gütlich tut und für den Sport und seine Ideale mehr Fluch als Segen ist. Die wackeren Frauen und Männer leben ein Funktionärsleben, wie es für den Sport schlechter nicht sein könnte; jedoch ist das IOK eine Gruppierung, die sich unantastbar und über allem erhaben in der Welt des Sportes bewegt und vor allem davon profitiert. Nirgends im Sport sind die Abhängigkeiten und Verfilzungen derart, wie im Verein IOK, der sich grundsätzlich in einer Parallelwelt bewegt. Vor allem die Politik soll sich aus den IOK-Belangen heraushalten, sobald der absolute Machtanspruch und die Autonomie im Allgemeinen negativ tangiert werden könnte.

Für die Schweiz ist es eine immer wieder erklärte Ehre, dem IOK einen feudalen (Vereins-)Sitz im beschaulichen Lausanne zu gewähren. 2015 erklärte der damalige Sportminister Ueli Maurer anlässlich der 100 Jahr-Feier seit der Sitznahme des IOK in der Schweiz: «Ich danke Thomas Bach für alles, was er für den Sport tut».- Weder dieses Statement des immer noch in der Landesregierung dahinvegetierenden, im IOK-Mitglieds-Alter stehenden Ministers an sich noch dessen Inhalt nahm irgendein vernünftiger Mensch ernst. Seit langem ist bekannt, dass der Deutsche Thomas Bach und seine Gefolgsleute vor allem ihr persönliches Wohl im Auge haben. Vom Filz in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft profitieren, sich jedoch sonst in der selbsterbauten Parallelwelt nicht behelligen lassen – das ist die Philosophie des IOK in Lausanne. Dieses hält zusammen wie Pech und Schwefel, und ein derartiger «Korpsgeist» wie in der Lausanner Gruppierung findet sich nicht einmal bei amerikanischen Feuerwehrleuten. Nun hat sich die aktuelle Schweizer Sportministerin erlaubt, das Sport-Komitee aufzufordern, Funktionäre aus Russland und aus Weissrussland aus dem organisierten Sport fernzuhalten. Da das Begehren seitens der Schweizer Regierung von über 30 weiteren Sportministerinnen und -ministern unterstützt wurde, musste das IOK Farbe bekennen und tat dies so, wie erwartet. Natürlich, so IOK-Präsident und Putin-Versteher Thomas Bach, werde das IOK keine Funktionäre aus Russland und Weissrussland ausschliessen (vgl. auch causasportnews vom 19. April 2022). Die IOK-Funktionäre seien keine Vertreter eines Landes, sondern würden ihre Funktion im IOK unabhängig, eben als natürliche Personen, wahrnehmen. So brüskierte das IOK nicht nur die Schweiz und unmittelbar die unbedarfte Sportministerin Viola Amherd, die seit der Abfuhr aus Lausanne vor Schreck verstummt ist. Zwischenzeitlich machen sich Politikerinnen und Politiker Sorgen um den Reputationsschaden, welcher der Schweiz aktuell vom IOK in dieser «Causa» in einer Brutalität, die zur Kriegsführung Russlands passt, zugefügt worden ist. Die Reaktion von Thomas Bach und seinem Clan ist weit mehr als eine monierte Einmischung der Politik in die Belange des Sportes und des IOK. Am liebsten würde man in der Schweiz jetzt das IOK in ein anderes Land wünschen, zumindest ins Pfefferland. Doch, das ist nicht so einfach. Einen privaten Verein wird man auch in der Schweiz nicht so leicht los, und das IOK hat es sich in der Schweiz auch wohlig eingerichtet. Die Parallelwelt in Lausanne ist stringenter als jedes Dogma der katholischen Kirche und in allen Belangen von Staat, Gesellschaft, und Wirtschaft und überdies ideologisch breit abgestützt. Dazu gehört auch die Justiz. So konnte sich der Weltsport, dirigiert durch das IOK, in der Schweiz eine relativ autonome, weltweit geltende und respektierte Gerichtsbarkeit einrichten. Durch die Schaffung des vom IOK mittelbar finanzierten Internationalen Sport-Schiedsgerichts (Tribunal Arbitral du Sport, TAS), zufälligerweise auch in Lausanne domiziliert, verfügt der Weltsport über eine quasi-eigene Gerichtsbarkeit, weitgehend unbehelligt von staatlichen Gerichten (so auch vom Bundesgericht, das TAS-Urteile im Extremfall aufheben kann, aber in seinen Opportunitäts-Entscheiden im Zusammenhang mit dem TAS immer wieder die Unabhängigkeit des Schiedsgerichts unterstreicht). Zufälligerweise hat auch das Schweizerische Bundesgericht seinen Sitz in … Lausanne. Ein Schelm, der Böses denkt!

Wimbledon 2022 ohne Russinnen und Russen

(causaspoprtnews / red. / 23. April 2022) Die Sportwelt ist sich seit dem von Russland gegen die Ukraine losgetretenen Zerstörungs- und Vernichtungskrieg gegen die Ukraine und gegen das ukrainische Volk ziemlich einig, dass Russinnen und Russen, welche kraft ihrer Nationalität eine Mitverantwortung an diesem brutalsten Gemetzel in der Geschichte der Menschheit seit dem 2. Weltkrieg haben, im organisierten Sport nichts (mehr) zu suchen haben und ausgeschlossen gehören. Es dürfte sogar die Kriegstreiber im Kreml erstaunt haben, dass die Sportwelt ausserhalb Russlands relativ konsequent Personen, die sich von diesem menschenverachtenden Regime nicht abwenden, beispielsweise durch die Rückgabe ihrer Pässe, vom Sport fernhält. Es ist dies ein Boykott auf sportlicher Ebene, der in anderen Segmenten, vor allem in der Wirtschaft, ähnlich funktioniert. Seit Kriegsbeginn und seit sich die zivilisierte Welt gegen diese barbarische Aggression stemmt, gibt der Sport in punkto konsequentes Verhalten gegenüber Russland ein heterogenes Bild ab: Allgemein sind weitgehend solidarische Konsequenz und Einigkeit feststellbar, jedoch bildet etwa das professionelle Tennis, die Sportart der Individuen und vor allem auch der Egoistinnen und Egoisten, eine traurige Ausnahme. Das hängt wohl eher nicht mit dem Status der aktuellen Nummer 2 im Herren-Tennis, dem Russen Daniil Medwedew, zusammen. What ever.

Nun greifen die Wimbledon-Organisatoren zu drastischen Massnahmen: In Wimbledon 2022 (Wimbledon Championship vom 27. Juni bis zum 10. Juli) werden weder russische noch weissrussische Spielerinnen und Spieler den als «heiligen Rasen» bekannten Platz betreten dürfen. Damit setzt der All England Lawn Tennis and Croquet Club, ein Verein, der das Turnier verantwortet und durchführt, ein starkes Zeichen im Sinne der Menschlichkeit gegen die russische Aggression. Zweifelsfrei erfolgt diese extraordinäre, erstmalige Massnahme in Abstimmung mit der britischen Regierung, welche sich im Westen am konsequentesten gegen den von Russland ausgehenden Terror, der das Leben in der ganzen westlichen Welt berührt, stemmt. Selbstverständlich soll mit diesem Ausschluss der Sportlerinnen und Sportler verhindert werden, dass Russland allfällige Erfolge der russischen Akteure zu Propagandazwecken nutzt. In der bekannten Arroganz verlautete aus dem Kreml, dass dieser Ausschluss dem Turnier letztlich selber schaden würde. Es war in der Tat nicht auszumalen, was geschehen würde, falls Daniil Medwedew dieses Turnier gewinnen würde! Dass der ergebene Claqueuren-Staat Russlands, Weissrussland, von der Massnahme ebenfalls betroffen ist, muss wohl als folgerichtig qualifiziert werden.

Mit dieser rigorosen Massnahme des Ausschlusses der russischen und weissrussischen Sportlerinnen und Sportler steht Wimbledon in der Tenniswelt ziemlich einsam da. Dass andere Turnier-Organisatoren diesen Boykott eher säuerlich zur Kenntnis nehmen und ihn entsprechend kommentieren, verwundert nicht. So räsoniert etwa der Direktor des Stuttgarter Tennis-Turniers, Markus Günthardt (65), vor sich hin und bemüht die Leier von der Autonomie des Sportes. Der nicht mehr taufrische Tennis-Organisator findet es im Interview mit dem Zürcher «Tages-Anzeiger» (22. April 2022) etwa unzulässig, dass politische Instanzen entscheiden dürfen, wer spielen dürfe und wer nicht. Dass Politik und Krieg miteinander vermengt werden, ist denn vor allem in dieser Ego-Branche nichts ausserordentliches. Der Stuttgarter Turnierchef, übrigens der Bruder der Schweizer Ex-Tennis-Legende Heinz Günthardt, liegt damit auf der Linie des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), das in solchen Fällen die Autonomie des Sportes hochhält und exogene Einflüsse jeglicher Couleur auf den Sport immer dann bestreitet, wenn Eigeninteressen (meistens wirtschaftlicher Art) betroffen sind. Wie dem auch sei, das wird den All England Lawn Tennis and Croquet Club nicht von der eingeschlagenen Linie abbringen. Sport ist in der modernen, globalen Welt eben eine interdisziplinäre Angelegenheit geworden.

Eine WM-Endrunde ohne Italien ist möglich, aber (ziemlich) sinnlos…

Photo by Davide Cacciatori on Pexels.com

(causasportnews / red. / 26. März 2022) Die Niederlage der Nationalmannschaft Italiens gegen Nordmazedonien war für Bella Italia ein sportlicher Super-GAU. Schon vor vier Jahren fehlte der aktuell amtierende Europameisterschaft in Russland, als die Barbarei durch diese Nation ziemlich weit weg war – und nun das! Dass das eigene Unglück immer stärker gewichtet wird als es in den Augen der übrigen Welt erscheinen mag, ist evident. Doch fühlt man sich nach dem «WM-Aus» der Italiener an Vicco von Bülow, alias Loriot, erinnert, der den Spruch, zwar auf seine geliebten, vierbeinigen Möpse gemünzt, zum Kult werden liess, dass eben ein Leben ohne Möpse möglich, aber sinnlos sei. So ist es nun wohl ein bisschen mit dem Land des Europameisters: Eine WM-Endrunde ohne Italien, der besten Nationalmannschaft auf dem Planeten, in diesem Jahr ist natürlich möglich, aber zumindest sportlich ein klein wenig sinnlos(er). Zumal der Anlass in Katar stattfinden wird, im Land, das vor fünf Wochen noch mit Spott und Häme überschüttet wurde und nun wegen der praktizierten Bestialitäten der Russen zum Rettungsanker der (Energie-)Welt mutierte. Sollen wir im nächsten Winter, wenn die WM-Endrunde in Katar über den Retorten-Rasen gehen wird, nicht frieren, so geht es nun offenbar nur mit den Rohstoffen aus Katar! Die Regierenden dieser Welt, welche sich derzeit für Gas und Öl aus alternativen Quellen geradezu prostituieren, sehen sich gezwungen, sich von den Herrschern in Katar in den Wüstenstaub zu werfen und um Gas und Öl zu betteln. Besonders peinlich exerziert diese Praxis der Deutsche, «grüne» Vizekanzler Robert Habeck vor, der seinen ersten, soeben erfolgten Bittgang zum Emir von Katar und zu seinem Gefolge noch ohne Ergebnis hinter sich hat; weitere Gänge nach Doha werden folgen. Die derzeitige Situation für die «Grünen» ist eh ein Desaster: Sie wagen es nicht einmal, die durch den Krieg inszenierte Umweltkatastrophe nur schon zu thematisieren. Aber wer kennt sie noch die Geschichte von «Boule de suif» («Fettklösschen») von Guy de Maupassant? Die Vorgänge wiederholen sich bekanntlich immer wieder. Weshalb denn die Historie bemühen?

Apropos Katar: Im Retortenstaat wird am letzten Tag des laufenden Monats die Generalversammlung des Weltfussballverbandes (FIFA) stattfinden. Die Verbände Russlands und der Ukraine werden dann einträchtig im selben Tagungssaal in Doha zusammensitzen. Der Sport ist schliesslich apolitisch. So wird sich in diesem Rahmen auch der FIFA-Präsident Gianni Infantino nicht von seinem erklärten Freund und Schlächter im Kreml distanzieren müssen, und die Vorfreude auf die WM-Endrunde im kommenden Winter in Katar wird durch nichts mehr getrübt werden. Die aktuelle Weltlage macht es möglich; auch wenn Italien dann eben an der WM-Endrunde fehlen wird. Ob die Ukraine dabei sein kann, wird sich weisen. Sie hat sich sportlich noch zu bewähren. Sicher wird Russland fehlen. Die Russen erhalten so die Gelegenheit, in dieser Zeit vielleicht parallel zur WM-Endrunde ein Freundschaftsspiel für den Frieden und gegen den Frust – gegen Italien austragen…

Das die Momentaufnahme. Im Zuge des Russland-Feldzuges und der Luftschläge gegen die Ukraine haben u.a. die Sport-Funktionäre mit Gegenwind zu kämpfen. Der FIFA-Präsident muss sich zwar erst im kommenden Jahr zu Wiederwahl stellen. Ob aber demnächst ein Ethikverfahren gegen den Italo-Schweizer wegen seiner Putin-Nähe vorbereitet wird, ist ein gut gehütetes Geheimnis in der FIFA-Zentrale auf dem Zürcher «Sonnenberg». Müsste es eigentlich. Anders sieht es derzeit für einen anderen, allerdings ehemaligen Sport-Funktionär aus der Schweiz aus: René Fasel, der 25 Jahre den Internationalen Eishockey-Verband (IIHF) mit Sitz in Zürich geführt hat. Der unempathische Schwätzer aus dem Freiburgerland sprach nach dem Ausschluss von Russland und Weissrussland für die anstehende Eishockey-WM von einem «traurigen Moment in der IIHF-Geschichte». Diese Unsensibilität hängt wohl mit der (erklärten) Freundschaft des Alt-Funktionärs mit dem Weissrussischen Putin-Steigbügelhalter Alexander Lukaschenko zusammen. Fürwahr, auch hier wiederholt sich die Geschichte. Hinzu kommt das Bonmot: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr!

«Apocalypse now» – ein Desaster nach drei Wochen Krieg

Photo on Pexels.com

(causasportnews / red. / 17. März 2022) Seit drei Wochen tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Die Weltordnung ist innert kurzer Zeit mehr als durchgeschüttelt worden. Die Welt befindet sich in einem Desaster in jeder Hinsicht. Geht die Welt dem Ende entgegen? «Apocalypse now» in erneuter Auflage also? Man wäre nach der Pandemie, die von der Politik zu Unrecht für beendet erklärt worden ist, zu dieser Annahme geneigt. Wer mag bei dieser Entwicklung noch über den Sport sprechen? Jedoch ist der weltumspannende Sport eines der drei Segmente, neben der Politik und der Wirtschaft, das derzeit von Bedeutung ist, auch wenn klar sein dürfte, dass militärische Gewalt, wie sie derzeit von Russland in noch kaum je gesehener Brutalität und Skrupellosigkeit praktiziert wird, nur durch Gewalt beendet werden kann. Es ist auch nicht nur ein Wahnsinniger am Werk, sondern ein totalitäres Regime, leider mehrheitlich getragen von einem Volk, und begünstigt von Claqueuren, Profiteuren aller Art; nicht nur von Oligarchen, die sich auf der ganzen Welt tummeln und ihre dem russischen Volk abgestohlenen Reichtümer zur Schau stellen und widerlich prassen. Was kann also, wenn nicht mit militärischen Mitteln, getan werden auf den drei genannten Ebenen, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten, wenn überhaupt? Klar ist, dass innerhalb von drei Wochen Weltbilder und Ideologien zusammengekracht sind und etwa bei den Kommunisten und Sozialdemokraten in der westlichen Welt der Glaube an den übernommenen, historischen Kommunismus auf einen Schlag zertrümmert worden ist. Deshalb herrscht von dieser Seite auch vornehme Zurückhaltung, wenn es darum geht, die russische Barbarei zumindest zu verurteilen. In Zürich ist die Spiegelgasse 14, an der ein gewisser Wladimir, nein, nicht Putin, sondern Lenin, gewohnt hat, immer noch ein Wallfahrtsort, an welchem dem Kommunismus gehuldigt wird; getragen und gefördert von der Stadtregierung, die diese Ideologie seit Jahrzehnten lobt, preist und umzusetzen versucht. Deshalb wird in Zürich für den Frieden demonstriert und nicht gegen die russische Aggression. Auch die von den Linken vorgetragene Geschichtsklitterung, der aktuelle Krieg sei nur das Werk eines Einzelnen, verfängt so wenig wie die heuchlerischen Aktivitäten des SPD-Mitglieds Gerhard Schröder und seiner Frau in Moskau. Letztere liess sich in einem Luxushotel nah des Kreml in geradezu blasphemischer Art beim Gebet (für was und wen auch immer) ablichten. Solche Parteimitglieder, wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder, werden in der Deutschen Regierungspartei (!) SPD geduldet. Verstummt sind seit drei Wochen die Genossinnen und Genossen sowie die ihnen zugewandten, strammen Kommunisten, Grüne und andere Gesinnungsgenossen. Der Zusammenbruch ihrer bisherigen Ideal-Welt, wie bald die in Trümmern gebombten Metropolen der Ukraine, will zuerst verkraftet sein…

Die Politik kann und will Russland nicht stoppen. Das hat enttäuscht auch bald einmal die Regierung der Ukraine zur Kenntnis nehmen müssen. Die Angst vor einer Ausweitung des Krieges ist berechtigt, dass der Ukraine mit Solidaritätsbeteuerungen und Applaus (hatten wir doch schon am Anfang der Pandemie) nicht geholfen ist, scheint ebenso auf der Hand zu liegen. Allein mit einem Bekenntnis zur moralischen Unterstützung kann der Krieg nicht gestoppt werden, ebenso hat das Land wenig davon, wenn ihm die westliche Welt Flüchtlinge abnimmt und so etwas zur (eigenen!) Gewissensberuhigung beiträgt. Was geschieht mit den Menschen in der Ukraine, die nicht flüchten können oder wollen? Dass die Flüchtlinge im Westen aufgenommen werden, löst das Problem aber nicht einmal ansatzweise. Die Politik beschwört zu einem grossen Teil den Zusammenhalt in der Welt. Mehr als politische Isolation Russlands und Aufrufe zur Feuereinstellung erfolgen jedoch nicht. Das (Kriegs-)Völkerrecht entpuppt sich als das, was es immer war: Als ein Scherz. So wird der Chef-Kriegstreiber im Kreml wohl eher bald vor dem jüngsten, also vor einem weltlichen Gericht stehen.

Etwa gleich untauglich ist die Wirtschafts-Sanktionspraxis des Westens und der Welt Russland gegenüber; soweit sie für die Sanktionierenden schmerzlos sind, werden die Sanktionen Russland nicht zur Einstellung der Gewalttätigkeiten bewegen können. Es kommt hinzu, dass im Westen und in der ganzen Welt mit Repräsentanten Russlands aller Art (gemeint sind nicht nur die sog. «Oligarchen») pfleglich umgegangen wird; schliesslich soll weiterhin von ihnen profitiert werden. Dass diese Waffe der wirtschaftlichen Sanktionen stumpf bleibt, ist auch einer ureigenen Anlage des Menschen zuzuschreiben: Auch wenn es an sich opportun wäre, ist die Inkaufnahme von Einschränkungen und Verzicht nicht das oberste Kredo des Menschen als «Krone der Schöpfung».

Wie effizient ist die «Waffe Sport» gegen das russische Kriegstreiben? In noch nie dagewesener Einigkeit ist der organisierte Sport weltweit daran gegangen, den russischen Sport zu isolieren. Das ist allerdings noch nicht genug: Russisch Sportlerinnen und Sportler werden nicht konsequent aus den Sport- und Wettkampfstätten verbannt. Löchrig ist die Anti-Russland-Front etwa im Tennis. In dieser Sportart werden russisch Spielerinnen und Spieler immer noch zugelassen. Ein Sündenfall, der allerdings schon Jahre zurückliegt, sind die Sanktionen nach dem in Russland praktizierten Staatsdoping, das nach den Olympischen Spielen in Sotschi (2014) aufgeflogen ist: Das Internationale Olympischen Komitee (IOK) räumte russischen Sporttreibenden, auch solchen, die erklärte Putin-Anhänger sind, die Möglichkeit ein, ohne Bezug zu Russland, quasi neutral, am Sportgeschehen teilzunehmen, wie kürzlich an den Olympischen Spielen in Peking (Teilnahme der Russen als «ROC», Russisches Olympisches Komitee). Der Sport ist ein potenter Faktor, um die Isolierung Russlands in der Welt gesamthaft zu stützen und zu fördern. Solange aber Funktionäre, die sich gegenüber dem Russischen Machthaber nicht klar distanziert haben, im Sport mittun, wirkt dieser nicht kriegs-hemmend. Dass bspw. der FIFA-Präsident und erklärte Putin-Freund Gianni Infantino seit Wochen einfach abgetaucht ist und sich von diesem Kriegstreiber nicht distanziert, macht seine Abberufung als Präsident des Verbandes am nächsten FIFA-Kongress notwendig – was aber natürlich nicht geschehen wird. Der Sport ist im Kampf gegen Russland eine schnittige Waffe der zivilisierten Welt, auch deshalb, weil der Sport keine Insel mehr von Spiel und Spass ist, sondern beinharter Kommerz. Wer sich im Krieg befindet, hat im Sport nichts verloren; das ist die Perpetuierung des Gedankens des «Olympischen Friedens».

Diese Auslegordnung stimmt nicht gerade positiv mit Blick auf die Beendigung des Wahnsinns. «Apocalypse now» also in Neuauflage.

(mehr zu diesem Thema in der nächsten Ausgabe von «Causa Sport» 1/2022, erscheint am 30. April 2022).

Die (Sport-)Welt in Schockstarre

Photo by Matti on Pexels.com

(causasportnews / red / 3. März 2022) Wieder einmal geht ein Gespenst um in Europa. Es ist aktuell das Gespenst des Krieges, der vor über einer Woche von Russland entfesselt wurde und jetzt mit dem Angriff auf ein Atomkraftwerk in der Ukraine eine neue Eskalationsstufe erreicht hat. Russland ist zu allem fähig und wird nicht davor zurückschrecken, auch zum Preis der Selbstzerstörung, nicht nur die westliche Welt in Asche und Trümmer zu legen. Die Welt ist ratlos, wie dieser Aggression, die ein modernes Abbild dessen ist, was sich 1939 auf dem Kontinent und danach sukzessive in der Welt ereignet hat, begegnet werden könnte. Nachdem nun die Bedrohung auch Europa erfasst hat und der von Russland angezettelte Krieg keine innerstaatliche Angelegenheit des Angreifers und des Angegriffenen mehr ist, dürfte es abzusehen sein, dass dem mundialen Terror nur noch mit Gewalt beizukommen ist. Wer Gewalt sät, wird die Folgen dieses Tuns zu spüren bekommen. Das sieht nicht nur die Bibel so. Oder anders: Das Gespenst, das nun umgeht in Europa, ist in seiner Entfaltung durch diejenigen Kreise begünstigt worden, die sich das alles, auch das aktuelle Gespenst in Europa, so nicht vorgestellt haben und nun sogar kleinlaut und contre coeur verkünden müssen, Aufrüstung tue not – Frieden lässt sich bedauerlicherweise nicht dadurch realisieren, dass sich die Bedrohten zur Bildung von Lichterketten treffen und Abrüstung auf Kosten der Wehrbereitschaft erzwungen wird.

Die Ursache des aktuellen Übels ist beileibe nicht nur auf ein terroristisches Regime und auf einen einzigen Mann zurückzuführen, wie das dem Kommunismus nahe Kreise weltweit suggerieren. Eine Individualperson ist auch nicht in der Lage, eine solche Katastrophe anzurichten. Es braucht Regime-Treue, Sympathisanten, Claqueure, Parasiten und Gesinnungsgenossen und -täter innerhalb und ausserhalb einer kriegsführenden Nation. Diese bilden den Nährboden, vom dem aktuell die Gewalt aus Russland ausgeht. Es sind die Gesinnungsaktivisten aus Politik, Gesellschaft, Sport und Kultur, die sich aktuell vom Anführer im Kreml partout nicht einmal klar distanzieren wollen: Der Herrscher in Weissrussland, die von Russland durch permanenten Geldsegen bei Laune gehaltenen Regierungen, die Oligarchen, die ihre zusammengestohlenen Vermögen in der ganzen Welt verstecken (oder, um ihre Haut und die Privilegien im Westen weiterhin geniessen zu können, ihre Fussballklubs geradezu verschenken, wie etwa Roman Abramovich), es sind Stars und Künstler (wie diese Woche Anna Netrebko), es sind Sport-Funktionäre, wie Thomas Bach (IOK) oder Gianni Infantino (FIFA) oder der Ex-IIHF-Präsident René Fasel. Ein besonders penibles Bild bietet, nicht unerwartet, der ehemalige Deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ab, der von seinem SPD-Gesinnungsgenossen und aktuellen Bundeskanzler Olaf Scholz im staatlichen Fernsehen soeben geradezu angefleht wurde, sich vom Kreml-Herrscher und Kriegstreiber zu distanzieren und seine Partei-Mitgliedschaft abzugeben. Das macht er natürlich nicht, wobei ihm wohl zu Gute zu halten ist, dass er das Russen-Geld sicherlich braucht, um die pekuniären Folgen seiner vier gescheiterten Ehen zu mildern. Damit hängt wohl auch zusammen, dass sich der Schweizer Ringier-Medien-Konzern Gerhard Schröder immer noch als Berater (sic!) hält. Auf jährlich eine Million an Honoraren will der lustige Ex-Kanzler nicht einfach verzichten. Die Ringier-Medien, ideologisch pseudo-sozialistisch ausgerichtet, brüsten sich in der Schweiz damit, die Regierung am Gängelband zu führen. Staat, opportunistische und kungelnde Medien, zwielichtige Gestalten aus Wirtschaft und Politik bilden seit geraumer Zeit unheilige Allianzen. Apropos Sozialdemokratie: Diese verhält sich in Europa auffallend ruhig und zurückhaltend, wenn es um den Krieg, den Russland führt, geht. Ist ja auch alles mehr als peinlich, dass die Genossinnen und Genossen miterleben müssen, was ihre Genossinnen und Genossen derzeit in Russland und in der Ukraine so alles anstellen. Nach wie vor vereinen sich Gesinnungsgenossinnen und -genossen aller Länder. Die Sozialisten und die Linken im Allgemeinen äussern sich dann auch nicht entschieden gegen den von Russland angezettelten Krieg, sondern sie treten unverbindlich und feige lapidar für den Frieden ein. «Sprachregelung» wird so etwas genannt. Es ist eben Krieg, und man geht hin. Die Vorstellung, es sei Krieg und keiner würde hingehen, wäre zu ideal.

Die Welt befindet sich nach über einer Woche Krieg in Schockstarre und wird wohl bald eine Ausdehnung von Krieg, Leid und Elend erleben. Nach wie vor hält die zuvor nicht einmal ansatzweise feststellbare Solidarität der zivilisierten Staatengemeinschaft gegenüber dem Aggressor an. Nach einem Hin und Her werden die nun in Peking ausgetragenen Paralympics ohne die Mannschaften Russlands und Weissrusslands stattfinden. Na dann auf geht’s, nach Peking, ins Land des anderen idealisierten Kommunismus’. Der «Olympische Frieden» galt auch nur für die «richtigen» Winterspiele 2022. Nüchtern betrachtet lähmt der Krieg durchwegs den Sport, vor allem in seinen internationalen Dimensionen. Und das ist gut so, würden nicht nur die altbekannten Kreise sagen.

Es lebe der Sport!

Photo by Jedimentat44

causasportnews / red. / 1. März 2022) In Anbetracht des brutalen Aggressionskriegs, den Russland gegen die Ukraine führt, wird die Welt von einer Solidaritätswelle erfasst. Lichterketten, Friedenskundgebungen (durchwegs für den Frieden, nicht gegen den Krieg) und schöne Worte, vor allem durch die politische Garde, sind zwar gut und recht. Dennoch fühlt sich die Ukraine verständlicherweise im Stich gelassen. Wenn die Schweizer Regierung nach tagelangem Herumlavieren erst auf Druck der Europäischen Union halbherzige Sanktionen gegen russische Parasiten und Volksschädlinge beschliesst, obwohl die Schweiz zu einem grossen Teil von den Oligarchen und dubiosen Unternehmen aus Russland profitiert, ist das nur noch beschämend. Herausgeredet hat sich die Regierung mit einer längst antiquierter Neutralitätsduselei und beseelt vom Wunsch, im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln (wohl mit den gleichen Vermittlern und Vermittlerinnen, welche nicht einmal befähigt sind, mit der EU Abkommen auszuhandeln!).

Stolpert FIFA-Präsident Gianni Infantino über die Freundschaft mit Wladimir Putin?
Photo by Présidence de la République du Bénin

Mit Erstaunen hat die Welt erlebt, und sie erlebt es immer noch, wie der Sport in dieser Kriegssituation Flagge zeigt. Fussballmannschaften wollen nicht mehr gegen russische Teams antreten, Tennisspielerinnen und -spieler weigern sich, sich mit der Gegnerschaft aus dem kriegsführenden Land zu messen, und Funktionäre aus aller Welt, meistens nicht als überaus mutig bekannt, wollen sogar von ihren russischen Kollegen nichts mehr wissen. Noch eindrücklicher: Der Sport bietet dem russischen Geldadel im Westen keine Bühne mehr zur Präsentation. Kein russischer Sponsor-Stein bleibt auf dem andern. Im Sport hat sich eine Bewegung gegen die russische Aggression formiert, die so weder erwartet wurde noch erahnt werden konnte. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass es Sportlerinnen und Sportler gewohnt sind, bis an die physischen und psychischen Limiten zu gehen. Der Kampf, den die Gebrüder Wladimir und Vitali Klitschko derzeit in der Ukraine führen, ist nicht nur heldenhaft, sondern erfordert geradezu Demut seitens der westlichen Zivilisation. Der Sport steht derzeit für mehr ein als für laue Solidarität mit schönen Worten, die aus den politischen Lagern zu vernehmen sind; er will die totale Isolation alles Russischen. Dieser Schulterschluss war nicht zu erwarten. Auch wenn die russische Tötungsmaschinerie weiterhin alles niederwalzt, kann in der schönsten Hauptsache der Welt dennoch nur eines festgestellt werden: Es lebe der Sport! Nach den ersten Massnahmen aus der Welt des Sports gegen Russland wird nun wohl die zweite Widerstandswelle aus dieser Sparte auf das kriegsführende Land zukommen: Die formellen Ausschlüsse aus Verbänden und Organisationen. Trotz Verquickungen zwischen Sport, Wirtschaft und Politik dürfte der Sport weiterhin ein starkes Zeichen gegen die abscheuliche Aggression setzen und die Integrität des Sportes durch Player, die sich ausserhalb dieser Sparte unmöglich und menschenverachtend verhalten, nicht besudeln lassen. Der Weltfussballverband FIFA mit Sitz in Zürich dürfte Russland wohl demnächst formell aus der Fussball-Gemeinschaft ausschliessen, ebenso der Europäische Verband UEFA. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) wird wahrscheinlich Einzelmitglieder und Funktionäre aus Russland (Mitglieder des IOK sind nur natürliche Personen) in die Wüste schicken. Sport-Funktionäre, wie FIFA-Präsident Gianni Infantino, der sich seit Jahren mit der Freundschaft zu Wladimir Putin brüstet, werden Abbitte leisten müssen; sonst dürften sie von der politischen Bühne verbannt werden.

Immer wieder werden Sport und Kultur synonym genannt. Auch in der Kultur soll Russland weltweit isoliert werden, bis der rechtmässige Zustand in der Ukraine wieder hergestellt ist. So wird die Putin-Getreue Anna Netrebko Ende März nicht im Zürcher Opernhaus auftreten, wie soeben bekannt wurde. Die Star-Sopranistin will sich nicht vom Russen-Führer distanzieren. So etwas geht nicht einmal in der Stadt Zürich, die von Linken beherrscht wird. Die Kultur beginnt also auf den Spuren des Sportes zu wandeln.

Von der Vorfreude auf die WM-Endrunde 2018 in die Kriegswirren

Am 28. Februar 2018 blickte Joachim Löw erwartungsfroh in Richtung Russland (Cover «Causa Sport» 1/2018)

(causasportnews / red. / 28. Februar 2022) Heute vor genau vier Jahren fand in Zürich eine spezielle Veranstaltung des «Swiss Sport Forum» (www.swisssportforum.ch) statt. Die Fussball-WM-Endrunde stand vor der Türe, und es herrschte grosse Vorfreude auf den Grossanlass in Russland (vom 14. Juni bis 15. Juli 2018). Es waren die Verbandspräsidenten des Schweizerischen Fussball-Verbandes (SFV), Peter Gilliéron, und des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel, zugegen, zusammen mit ihren wichtigsten Angestellten: Vladimir Petkovic (SFV) und Joachim Löw (DFB). Daneben gab sich viel Prominenz ein Stelldichein, so etwa der Torhüter der Schweizer Nationalmannschaft, Yann Sommer, sodann Oliver Kahn, Reiner Calmund und weitere Persönlichkeiten. Die Veranstaltung fokussierte die WM-Endrunde in Russland, an der Deutschland den WM-Titel verteidigen wollte; ein Unterfangen, das allerdings ernüchternd scheiterte. Vorgesehen war die Fussball-Show am 28. Februar 2018 im Saal des FIFA-Museums in Zürich. Wegen des Publikums-Andrangs sahen sich die Forums-Verantwortlichen kurzfristig veranlasst, die Veranstaltung in den grossen Saal des nahegelegenen Kirchgemeindehauses Zürich-Enge zu verlegen. Dort fand vor 400 Gästen ein nachhaltig wirkender, vor-sportlicher Höhepunkt mit Blick auf «Russia 2018» statt

Die WM-Endrunde in Russland sollte ein Fussballfest werden – und wurde es weitgehend. Die Gastgebernation Russland trat einladend, freud- und friedvoll auf.

Vier Jahre später: Russland hat vor wenigen Tagen einen brutalen Aggressions-Krieg gegen die Ukraine losgetreten. Wladimir Putin und die kriegsführenden Russen zeigen aktuell ihr wahres Gesicht und stürzen derzeit Europa in traumatische Kriegswirren.

Im Jahr 2018 war offenbar in Russland alles nur Staffage. Heute riskiert Russland mit Kriegstreiber Wladimir Putin und mit seiner Entourage sowie seinen Claqueuren im In- und Ausland den Weltfrieden und setzt ihn jedenfalls ernsthaft auf die Probe – und auf’s Spiel. Diese Welt fragt sich heute, wie man Russland 2018 nur so auf den Leim kriechen konnte und die WM-Endrunde der Propaganda der Russen opferte. FIFA-Präsident Gianni Infantino nannte Wladimir Putin einen Freund und herzte diesen bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Es gibt jedoch offenbar auch falsche Freunde…Oder bedeutet einmal Freundschaft immer Freundschaft? Der FIFA-Präsident beobachtet nach eigenen Angaben die Lage (sic!). Auch von Wladimir Putin distanzieren sich die wahren Freunde eben nicht so schnell!