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Die definitive Ankunft des (Fussball-)Sports im globalen Öko-System

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(causasportnews / red. / 19. Dezember 2022) Das war sie also, die Fussball-WM-Endrunde in Katar. Was mit einem auch ausserhalb des Sportes speziellen Turnier in der Wüste begann, wurde am Finaltag zum absoluten Sport-Knaller der letzten Jahrzehnte. Kaum je war ein Fussballspiel in jeglicher Hinsicht derart herausragend wie die Finalissima zwischen Argentinien und Frankreich. Das Endspiel war der Abschluss einer grossen Party während rund eines Monats, zu der viele nicht hingehen wollten und dann doch gingen – und sich teils gezwungenermassen frühzeitig wieder verabschiedeten (Deutschland, die Schweiz, England, Spanien, Portugal, usw. Italien umging den moralischen Elchtest aus sportlichen Gründen). Hingehen, obwohl man nicht wollte. Auch im Sport ist Inkonsequenz ebenso erlaubt wie Scheinheiligkeit und das Setzen von Moralspritzen, wie die Endlos-Diskussionen von in Katar Beteiligten und Nicht-Beteiligten belegten. Am Schluss, am Finaltag, ging es nur noch um den Sport; und das war gut so. Und wie! Die Superlativen bezüglich der Qualität des Finalspiels überschlagen sich zu Recht. Was wäre gewesen, wenn sich Argentinien zum Weltmeister gemogelt hätte? Nein, Lionel Messi & Co. zeigten, dass ein Fussballspiel die höchste Potenz sportlicher Qualität erreichen kann, wenn man nur will; und wenn man es kann. Besser geht Fussball kaum mehr. War das so etwas wie Gerechtigkeit, die Katar und dem Weltfussball widerfahren ist, was sich in Doha zum Schluss der WM-Endrunde 2022 ereignet hat? Letztlich zählt eben doch der Sport, und an einer Fussball-WM-Endrunde soll letztlich der Sport prävalieren, obwohl in Katar unübersehbar war, dass die Fussball-Marketingmaschinerie den schlagenden Beweis erbracht hat: Der organisierte Sport auf diesem Niveau ist vollumfänglich im globalen Öko-System angekommen.

Fussball, Fernsehen, Flaschenbier – das war einmal die Trias der modernen Sportvermarktung. Heute ist der Fussball global geworden, und Europa ist auch nicht mehr der Fussball-«Nabel» der Welt. Die Globalität prägt den Sport, ebenso bilden die Wirtschaft und die Medien aller Art Pfeiler des globalen Sport-Establishments. In Katar setzte sich diese neu aufgestellte Trilogie im organisierten Sport durch.

Nun steht der neue Weltmeister fest. Mittelmass und Peinlichkeiten ereigneten sich lediglich nach dem Elfmeterschiessen, in dem der Weltmeister ermittelt wurde, als es endlos dauerte, bis Argentinien mit dem herausragenden Lionel Messi die Trophäe in die Höhe stemmen konnte. Die WM-Pokalübergabe war seit jeher insbesondere die Inszenierungsplattform des jeweils amtierenden FIFA-Präsidenten. Aktuell durfte sich der Walliser Gianni Infantino in Szene setzen. Er war Hauptverantwortlicher für die zähflüssige, sich mühsam dahinziehende Siegerehrung, da sich der FIFA-Herrscher, wie ein Deutscher Kommentator meinte, einfach nicht aus dem Bild drängen lassen wollte. Bis der Emir von Katar und Gianni Infantino den Pokal (zusammen!) den neuen Weltmeistern überreichten, mussten die Fussballanhängerinnen und -anhänger im Stadion und auf der ganzen Welt endlos warten. Ein geradezu peinliche FIFA-Choreographie wurde, je länger sie dauerte, zum Ärgernis. Die geschlagenen Franzosen wurden auf einem Fussball-Laufsteg regelrecht vorgeführt, der bemitleidenswert Kylian Mbappé als ausgezeichneter Spieler öffentlich regelrecht gegrillt und Funktionärs-Kitsch killten zwischenzeitlich die tolle Stimmung im Stadion. In einem dümmlichen Harry Potter-Mäntelchen musste dann Lionel Messi, allerdings erst nach der Pokalübergabe, als zum Fussball-Messias gewordenen Neo-Weltmeister auftreten; nichts war der FIFA zu einfältig, um sich in und bei Katar anzubiedern.

Nach dem grandiosen Fussballfest war diese Präsidenten- und FIFA-Selbstinszenierung auch ein Beweis dafür, dass der Weltverband mit seinen Funktionärs-Apparatschiks aus vergangenen Sport-Zeiten die Interdependenzen im modernen Sports noch nicht verstanden haben. Nämlich, was sich aus dem globalisierten Fussball herausholen liesse, nicht nur mit Blick auf die moderne Fussball-Trilogie. «Football, for the game, for the world, for the future», lautete vor Jahren ähnlich ein Slogan des Weltfussballverbandes. Und jetzt?

WM-Endrunde Katar: Schuld ist (fast) immer der Trainer

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(causasportnews / red. 7. Dezember 2022) Da soll noch jemand behaupten, die Fussball-WM-Endrunde in Katar sei langweilig! Es ist das Turnier der Überraschungen, Dramen und Enttäuschungen; die Proteste gegen Katar und die FIFA sind längst versiegt. Sie ist jetzt auch die WM-Endrunde, in der Europa nicht mehr der unbestrittene Nabel der Fussballwelt darstellt; was Fussball-Globalisierung genannt wird, die mit dem Austragungsort in der Wüste von Katar ihren Anfang genommen hat. Letztlich ist es auch die Endrunde der Trainer (nein, Trainerinnen gibt es keine), die, wenn es nicht läuft oder die Erwartungen von wem auch immer nicht erfüllt werden, (fast) immer die Schuldigen sind.

Zum Beispiel Hans-Dieter «Hansi» Flick: Der Deutsche Trainer hat seine Unschuld verloren, als er zu stark in Opportunismus machte, zum Verbandsfunktionär mutierte und zum nationalen Interessenvertreter etwa des FC Bayern-München wurde sowie letztlich das Wunschdenken den Realitäten unterzuordnen begann. Deutschland zerbrach letztlich an Japan, als die «Deutsche Nationalmannschaft» die von DFB-Management-Direktor Oliver Bierhoff verordnete Gehirnwäsche, welche die Nationalmannschaft zur «Mannschaft» werden liess, über sich ergehen liess und zur Fussball-Makulatur wurde. Nach dem Ausscheiden Deutschlands aus dem Turnier in Katar wurde die Schuld, wie (fast) immer, beim Trainer gesucht und gefunden. Hansi Flick zu entlassen geht natürlich im Moment politisch nicht, da der Kurzzeit-Bundestrainer in dieser Phase nicht geopfert werden kann. Der Volks-Zorn wurde jedoch mit der überfälligen Absetzung von Oliver Bierhoff beschwichtigt, der Mann, der in den letzten Jahren wesentlichen Anteil an den Irrungen und Wirrungen im Deutschen Nationalmannschafts-Fussball hatte.

Zum Beispiel Murat Yakin: Der Schweizer Nationaltrainer genoss bis zum Abschluss der Gruppenspiele viel Kredit und machte (fast) alles richtig. Im Achtelfinale gegen Portugal kam es allerdings knüppeldick. Der ehemalige Top-Spieler vergeigte mit Organisations- und Coaching-Fehlern das Spiel gegen Portugal. Die Schweizer wollten nach dem Spiel gegen Serbien, bei dem sie offensichtlich alles für Sonderleistungen erforderliche Adrenalin ausgeschüttet hatten, die Fussball-Sterne vom Himmel holen und landeten krachend auf dem Fussballboden der Realitäten. Murat Yakin musste als Trainer-Novize eineinhalb Lehrstunden von seinem Portugiesischen Kollegen Fernando Santos über sich ergehen lassen, bis klar war, dass er gegen diesen Gegner, der sich im Achtelfinale gegen die Schweiz mit Cristiano Ronaldo den teuersten Bankdrücker der Welt leistete, nicht nur keine Chance hatte, sondern regelrecht deklassiert wurde. Die Schweizer spielten letztlich schlicht und ergreifend minimal, die Portugiesen maximal. Es war in Katar ein Freudentag für Portugal, zumal Spanien nach der Niederlage gegen Marokko Nordafrika in kollektive Ekstase versetzte. Schuld an dieser Niederlage war nicht einmal Spaniens Trainer Luis Enrique, der nach dem Ausscheiden natürlich dennoch unter Druck geriet. Primär für dieses Debakel verantwortlich waren vielmehr die Spieler selber.

Wo gewonnen wird, haben in der Regel die Trainer alles richtig gemacht, wo Niederlagen zu verkraften sind, gehört der Trainer (fast) immer zu den Schuldigen. Die Schuldzuweisungen sind im Fussball jedenfalls nie so einfach wie etwa in der Oper oder in der Operette, zum Beispiel in der «Fledermaus», wo es keine Zweifel gab, dass an allem nur der Champagner Schuld war…

Nach den Gruppenspielen in Katar: Fussball ist eben doch mehr als «ding»

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(causasportnews / red. / 4. Dezember 2022) Noch 16 Mannschaften bleiben nach den Gruppenspielen an der WM-Endrunde in Katar im Turnier; die besten 16 der Welt machen nun den WM-Titel 2022 unter sich aus. Wer es werden wird, steht derzeit nicht im Vordergrund. Die Spiele in den acht Gruppen hatten es in sich und rückten die Diskussionen um den Austragungsort Katar endlich in den Hintergrund. In diesem von Moral triefenden, wichtigsten Sportevent in diesem Jahr war das Tragen oder Nicht-Tragen der «Regenbogen-Binde» spätestens kein Thema mehr, als der mehrfache Weltmeister Deutschland krachend aus dem Turnier flog und, wie 2018, die Gruppenphase nicht überstand. Nun herrscht in Deutschland Heulen und Zähneknirschen, und die «Grande Nation» im Norden macht in Trauerbewältigung, wobei es sogar dem Leader dieser Sparte, dem rührigen Verfechter von Moral und Gutmenschentum im «Schloss Bellevue», Frank-Walter Steinmeier, die Sprache verschlagen hat; gar nicht zu sprechen vom hilflosen Bundeskanzler Olaf Scholz, der nur noch «Baustellen» anderer Art um sich sieht. Das war unter Angela Merkel schon noch anders. Ihr Engagement endete jeweils auch nicht vor der Kabinentüre.

Somit bietet die Empörungsgesellschaft, die sich für einmal in Schockstarre befindet, wenn das Nationalgut Nummer 1 vom Untergang bedroht ist, alles. Was, wenn ein derartiges, sportliches Debakel aufgearbeitet werden muss – und vor allem durch wen?, Das ist nun die Frage. Eine schwierige Situation also, vor allem deshalb, weil die Fakten (das WM-Aus) dem Wunschdenken (wir sind die Besten) diametral gegenüberstehen. Somit heisst es nun für’s Erste: Wer trägt Schuld? Klar, die Spieler hätten vielleicht mehr gekonnt – aber sie haben spielerisch mit ihren Mitteln die aktuelle Fussballrealitäten bestätigt. Klar, der Trainer, der nun in den Augen der 80 Millionen Bundestrainerinnen und -trainer in Deutschland alles falsch gemacht hat. Klar, der nicht gerade als intellektueller Höhenflieger bekannte Manager der Mannschaft, die nun wieder «Nationalmannschaft» heisst. Klar, der Präsident aus dem Amateur-Fussball, der den modernen Professional-Fussball nur aus den Medien kennt. Klar, die Funktionärs-Seilschaften im Deutschen Fussball, die den Interessen der Fussball-Hochburg aus München fast alles unterordnen. Klar, eine Bundesliga mit ausländischer Beteiligung (auch aus der Schweiz), bei der die zentrale Frage ist, mit wieviel Punkten Vorsprung der FC Bayern-München wieder nationaler Fussballmeister wird, usw. Also ist Frustbewältigung angesagt, die sich in Deutschland mit den Mitteln der modernen Empörungsgesellschaft manifestiert. Die Spieler, die in Katar in Einsatz waren, werden beschimpft und niedergemacht, unglaubliche Flegeleien erleben dank sozialer Netzwerke, deren Niveau so stark abgesunken ist, dass sie sich neben dem Fertigmachertum eines revitalisierten, flegelhaften Dieter Bohlen und anderer dümmlicher Komödiantinnen und Komödianten in schlechtester Gesellschaft befindet. Nicht besser ist es um die mehr oder weniger konventionellen Medien als immer noch beachtete Sprachrohre der modernen Empörungs- und Moralistengesellschaft bestellt. «Zu schlecht, zu lieb, zu blöd», titelt etwa «Bild», die Zeitung mit den grossen Buchstaben und dem geringen Sachverstand; der Anstand bleibt natürlich ausgeklammert. Das Elend von Katar wird in perfider Art personifiziert und gefordert, wer nun «weg» muss – vor allem gewisse Spieler, der Trainer, der Manager, der DFB-Präsident – und wer kommen muss – gewisse Spieler, ein Trainer als eierlegende Wollmilchsau, andere Funktionäre, und wohl auch andere Gegner in künftigen, internationalen Turnieren und Wettbewerben der Nationalmannschaften. Nur noch peinlich und unempathisch machten die Fernseh-Moderatorinnen und -Moderatoren ihrer Enttäuschung Luft. Die Frage des Abends, zehn Minuten nach dem WM-Aus an Hansi Flick: «Haben Sie eine Zukunft als Bundestrainer?». Und so weiter.

Von Fussball, und wie er allenfalls besser, also erfolgreicher werden könnte, spricht in dieser Hexenjagd auf die Schuldigen am WM-Aus Deutschlands nach den Gruppenspielen niemand. Vielleicht würde es sich lohnen, sich wieder einmal der Worte von Trainer-Legende Giovanni Trapattoni, der es einst richtig dachte, zu erinnern: «Im Fussball gibt es nicht nur ‘ding’; Fussball ist ‘ding, dang, dong’». Der Auftritt der Deutschen in Katar war eben nur «ding». Ein Trost für die gebeutelte Fussballnation bildet die Schweiz (ein in den Augen der Deutschen merkwürdiges Bergvolk mit acht Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern), welche nach heldenhaftem Kampf gegen die mehr als unbequemen Serben die Achtelfinal-Qualifikation schafften. Das war eben «ding, dang, dong», was die kleinen und kleingeredeten Eidgenossen in der Wüste ablieferten. Derweil freut sich Japan nach den glanzvollen Leistungen der eigenen Mannschaft, nämlich diszipliniert, respektvoll, würdig und anständig. Die Japaner, welche in Katar den Deutschen den Turnier-Todesstoss versetzt haben, verhalten sich allerdings auch nach Niederlagen so. Von ihnen könnte das morsche und entartete Europa lernen, nicht nur im Fussball.

Und endlich rollt der Ball…

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(causasportnews / red. / 21. November 2022) Nun hat sie also begonnen, die Fussball-WM-Endrunde 2022 in Katar. Es ist so etwas wie die Reinkarnation des Bösen, die am 2. Dezember 2010, als die WM-Endrunden an Russland (2018) und eben an Katar (2022) im FIFA-Hauptquartier in Zürich vergeben wurden, ihren Anfang genommen hat und sich nun die düsteren Prophezeiungen im Wüstenstaat erfüllen. Russland vor mehr als vier Jahren war selbstverständlich kein Problem, die WM-Endrunde war «die Beste aller Zeiten» (so sagte es der FIFA-Präsident damals zu seinem Freund Wladimir Putin); die Schergen im Kreml hatten die Krim 2014 lediglich elegant annektiert und auch sonst mit ihren menschenfreundlichen Aktivitäten rund um den Globus nicht viel Unfug in der Welt angerichtet. Aber nun Katar – das menschgewordene Feindbild der übrigen Welt! Was seit 12 Jahren bekannt ist und beschlossen wurde (und längst hätte korrigiert werden können: vgl. etwa causasportnews vom 11. November 2022), hat kurz vor dem Eröffnungsspiel und ein paar Wochen vorher zunehmend Argumente für die Empörungs- und Moralistengesellschaft abgegeben. Vor allem die modernen Schriftgelehrten (Journalistinnen und Journalisten) und Pharisäer auf der ganzen Welt können sich seit einiger Zeit kaum mehr erholen und triefen vor Selbstgerechtigkeit und moralisieren in unerträglicher Weise gegen den Wüstenstaat und diesen Teil der arabischen Welt. Fussball in Katar – geht gar nicht; das Geld der Katari einheimsen (nicht nur in Frankreich) – geht; um Energieressourcen betteln, wie insbesondere die Deutsche Regierung in Katar – geht; sich verlustieren im arabischen Luxus – geht; Urlaub in Dubai und Katar machen – geht; mit Blattgold überzogene Steaks essen wie Franck Ribéry in Dubai – geht natürlich; im Reichtum in Doha mitschwelgen – geht auch; nur Fussball soll nicht gehen.
Was nicht mehr abzuwenden ist, muss angenommen werden. So einfach ist das. Also wird jetzt in Katar Fussball gespielt. Man wünscht sich das Pharisäertum und die Doppelmoral um die WM-Endrunde in Katar nun einfach weg. So muss für den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino sogar Verständnis aufgebracht werden, wenn er sich wegen des mundialen Trommelfeuers gegen Katar enerviert. Bei einem solchen Fait accompli, wie wir es derzeit haben, bleibt in Gottes Namen nur noch die Gefühlsebene. Da ist der FIFA-Präsident nahe zu Lothar Matthäus gerückt, der die Welt einmal wissen liess, dass er vom Feeling her ein gutes Gefühl habe. Gianni Infantino hat es wohl richtig gedacht, als er sich kurz vor dem Katar-Event den Balanceakt mit den Gefühlen wagte und sich gemäss seinen Worten sogar als Homosexueller fühlte. Bizarr findet die Weltpresse, seien die Artikulationen des obersten Fussballers gewesen, Zweifel an der geistigen Fitness des Nachfolgers von Joseph Blatter auf dem FIFA-Thron wurden geäussert. Loriot hätte jedenfalls seine helle Freude am bemitleidenswerten Schweiz-Einwanderer aus Italien gehabt. Dass dem 52jährigen Walliser das ewige Genörgel der modernen Schriftgelehrten und Pharisäer (die aktuell perpetuieren, was der andere Matthäus in seinem Evangelium festhielt) um den Austragungsort Katar zuviel wurde, ist irgendwie verständlich. Nicht gut kommt es in der Empörungs- und Neidgesellschaft an, wenn an sich Evidentes von einem eh schon umstrittenen und unbeliebten Fussball-Präsidenten mit fliegenbeinschwacher Artikulation verbreitet wird.
Doch nun rollt der Ball – und nicht nur die Sport-Welt wird sich während vier Wochen mit dem abfinden (müssen), was unabänderlich ist, jedoch durchaus hätte abwenden können – auch nach dem Vergabeentscheid am 2. Dezember 2010 in Zürich. On verra. Eines hat das Gerangel um den WM-Endrunden-Austragungsort bewiesen und das ist ein Gütesiegel für diese Sportart: Der Fussball ist wohl das Wichtigste auf dem in letzter Zeit arg durchgeschüttelten Planeten.

Frauen statt Männer und Bettler sponsert weiterhin Tennis-Krösus

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(causasportnews / red. / 14. November 2022) Wer am Boden liegt, muss damit rechnen, dass weiterhin auf ihm herumgetrampelt wird. So ergeht es derzeit der Bank «Credit Suisse» (CS), die arg ramponiert ist. Was sie derzeit macht, macht sie falsch. Nicht nur die CS-Aktien dümpeln gegen null, die Bank als ehemaliges Flaggschiff des Schweizer Bankenplatzes gehe, so wird hinter vorgehaltener Hand analysiert, angeschlagen am Bettelstab. Aber wohl nicht deshalb muss die ehemals so stolze Bank CS Hohn und Spott ernten, und das ausgerechnet bezüglich ihres Werbeengagements im Zusammenhang mit der in ein paar Tagen beginnenden Fussball-WM-Endrunde in Katar; diesen Event wird CS nicht speziell nutzen, was kaum jemand versteht, ausser, es werde die finanzielle Situation entsprechend gewichtet. Die Bank setzt seit Jahrzehnten auf verschiedene Sportarten als Werbeplattformen. Insbesondere im Fussball engagiert sie sich kontinuierlich mit gewaltigen Beträgen. Nun aber nicht im Rahmen des bevorstehenden Grossereignisses im Wüstenstaat. Dass sich die CS diesbezüglich, wie andere Unternehmen auch, werblich vornehm zurückhält, ist an sich erstaunlich, denn immerhin ist der Katar-Staatsfonds mit 5% am Schweizer Geldinstitut beteiligt. Es kann nur spekuliert werden, ob es am Geld liegt, oder ob der aktuelle, prekäre pekuniäre Zustand der Bank den Entscheid, im Zusammenhang mit der WM-Endrunde 2022 inaktiv zu bleiben, nicht ganz unwillkommen, befeuert hat. Das wird natürlich ebenfalls hinter vorgehaltener Hand gemunkelt. Einigermassen bedeckt zu diesem Thema äusserte sich die CS selber auf Anfrage von «causasportnews»: «Unser Fokus liegt auf dem Frauenfussball-Nationalteam». Frauen statt Männer – lautet also die Devise der Bank, die es offenbar hält wie die Sozialdemokratische Partei der Schweiz bezüglich der Bundesrats-Kandidatinnen. Aus Imagegründen halten sich viele Unternehmen werblich bedeckt, wenn es um die ungeliebte WM-Endrunde in Katar geht. Das führt logischerweise zu Werbeeinbrüchen. Keine Berührungsängste weisen die grossen Sponsoren des Weltfussballverbandes FIFA auf, die auch in diese Werbeschlacht um einen Grossanlass ziehen wie seit jeher. Ihnen ist wichtig, global in Erscheinung zu treten, ob das positiv oder negativ wahrgenommen wird, ist ihnen ziemlich egal. Hauptsache, sie sind präsent; das Kesseltreiben um Katar berührt sich in keiner Weise. Zum Spannungsfeld, in dem sich die CS durch die werbliche Nichtaktivität im Zusammenhang mit der Männer-WM-Endrunde befindet (keine besondere werbliche Nutzung des Katar-Events trotz Beteiligung der Katari an der Schweizer Bank), bleibt die CS eine Antwort schuldig.

Keine Hemmungen hat die CS in der aktuellen, wirtschaftlich angespannten Situation, wenn es um die Tennis-Legende Roger Federer geht. Die CS äussert sich nicht im Detail zur seit 2010 eingeläuteten Partnerschaft mit dem zurückgetretenen Super-Sportler. In der Werbebranche wird kolportiert, dass sich die CS den sog. «Markenbotschafter» und Werbepartner Roger Federer eine satte Million Schweizer Franken jährlich kosten lässt. Auch jetzt, nach dem Rücktritt des Tennis-Krösus. Offiziell verlautete aus der CS-Zentrale in Zürich, dass sich die Bank am Bettelstab auf die Fortsetzung der langjährigen Partnerschaft mit Roger Federer freue. Das wird vor allem einen der besten Sportler, den die Schweiz je hatte, glücklich stimmen. Weniger amused dürften einige CS-Kunden und Aktionäre sein, die um die Existenz und die Zukunft der Bank bangen, sowie Mitarbeitende, welche aus Gründen der Kostenersparnis ihre Arbeitsplätze verlieren werden. Nun, was ist schon eine Million Franken jährlich bei derartigen Schuldenbergen! Werbung und Banking sind eh zwei unkonventionelle Ebenen und passen wohl deshalb auch nicht zusammen.

Wie Katar die WM-Endrunde hätte verlieren können

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(causasportnews / red. / 11. November 2022) Es sind unmögliche Zustände im Wüstenstaat Katar: Frauen werden wie Sklavinnen gehalten, auch was nicht mit Geld geregelt werden darf, wird mit Geld erledigt, Schwule und Lesben werden diskriminiert, Arbeiter (wohl keine Arbeiterinnen) werden ausgebeutet, wer Katar gefährlich werden könnte, wird ausspioniert und tagtäglich wird neuer Unsinn aus dem Land am Persischen Golf verbreitet, wie soeben durch den katarischen WM-Botschafter und Ex-Nationalspieler Khalid Salman, der Homosexualität als «geistigen Schaden» (was auch immer darunter zu verstehen sein könnte) gebrandmarkt hat. Nicht einmal englische Hooligans dürfen sich im islamischen, arabischen Staat öffentlich betrinken; eine Bankrotterklärung für den Fussball also. Das Ausmass der Vergabetragödie mit Korruption und anderen, negativen Begleiterscheinungen an Katar wird, obwohl teils bekannt, sichtbar und sichtbarer, je näher der 20. November rückt, der Tag, an dem die Fussball-WM-Endrunde, von der man wünschen würde, sie sei bereits vorbei, mit dem Eröffnungsspiel beginnt.

Im Zuge der aktuellsten Disharmonien im Zusammenhang mit der Vergabe der WM-Endrunde an Katar durch das Exekutivkomitee des Weltfussballverbandes (FIFA) im Jahr 2010 (Zweifach-Vergabe an Russland 2018 und an Katar 2022) ist nicht nur Seufzen und Wehklagen zu hören, sondern auch der Ausspruch: Wie konnte man nur! Und: Hätte man die Entscheide der FIFA-Regierung am 2. Dezember 2010, an diesem schwarzen Tag für den organisierten Weltfussball, an dem der Fussball seine Unschuld durch die Vergabe an das ungeliebte Katar definitiv verloren hat, nicht rückgängig machen können? Hätte man; jedoch nun ist es natürlich zu spät. Das hätte bald einmal, um etwa Schadenersatzforderungen abzublocken, nach der Vergabe an jenem 2. Dezember 2010 geschehen müssen und wäre juristisch praktikabel gewesen.

Der Vergabeentscheid des FIFA-Exekutivkomitees war ein sog. Verbandsbeschluss des nach Schweizerischem Zivilrecht (ZGB; Art. 60 ff.) organisierten Vereins FIFA, der seinen Sitz in Zürich hat. Ein derartiger Beschluss erwächst nicht, wie etwa ein Gerichtsurteil, in materielle Rechtskraft, sondern kann auch wieder geändert werden. So wäre es möglich gewesen, den Vergabeentscheid zugunsten von Katar zu korrigieren, indem die FIFA-Generalversammlung, der sog. Kongress, den Vergabeentscheid des Exekutivkomitees vom 2. Dezember 2010 aufgehoben und einen neuen Beschluss bezüglich der Vergabe, z.B. an die USA, gefasst hätte (die USA, welche auf die WM-Endrunde 2022 gehofft hatten, wurden dann mit der Vergabe der WM-Endrunde 2026 etwas schadlos gehalten; die Vergabebehörde der FIFA war 2010 die Exekutive des Verbandes, später wurde die Vergabekompetenz an die Generalversammlung übertragen). Eine derartige, korrigierende Beschlussfassung hätte nicht einmal gross begründet werden müssen. Im Vereinsrecht kann nämlich ein Beschluss durchaus durch einen anderen Beschluss ersetzt werden. Da das Desaster mit Blick auf Katar erst allmählich sichtbar wurde, blieb das Anfechtungsrecht (Art. 75 ZGB) bezüglich des Exekutivkomitee-Beschlusses eine rechts-theoretische Spielwiese. Die Anfechtung hätte innerhalb eines Monats erfolgen müssen; zudem hätten Gesetzes- oder Satzungsverletzungen (der FIFA) geltend gemacht und bewiesen werden müssen. Somit bleibt einzig das a posteriori zu ziehende Fazit, dass man Katar die WM relativ locker wieder hätte entziehen können. Das FIFA-Parlament (der Kongress) wusste aber wohl nicht einmal von dieser Möglichkeit. Stimmt die Kasse für die FIFA-Mitglieder (Nationalverbände), will sich niemand exponieren. Resigniert könnte kurz vor dem Anpfiff zur WM-Endrunde im Mini-Staat Katar zusammengefasst werden: Nun spielen und spielen lassen! – Damit der Sport nun doch die zunehmende Frustration verdrängen möge.

Vor der unbeliebtesten Fussball-WM-Endrunde

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(causasportnews / red. / 10. November 2022) Bald geht’s los in Katar mit der in den Winter gelegten Fussball-WM-Endrunde 2022. Seit der Vergabe der Turniere an Russland (2018) und Katar (2022) im Jahr 2010 sind die Filet-Stücke des internationalen Fussball-Marketings 2018 und 2022 zur Ungeniessbarkeit verkommen. Russland 2018 ist noch einigermassen passabel über die Fussball-Bühne gebracht worden (das dortige Regime hat sein wahres Gesicht erst später gezeigt), doch bezüglich Katar, der Wüstenstaat, in dem ab dem 20. November unwiderruflich der Sport dominieren wird, herrscht auf diesen Austragungsort gemünzt ein mundiales Heulen und Zähneknirschen. Kurz vor dem Turnier-Start in der Vorweihnachtszeit wird es immer grotesker, was «Katar» anbelangt. Es sei an dieser Stelle nicht mehr wiederholt, was derzeit und immer heftiger gegen den Wüstenstaat als Ausrichter des wichtigsten Sport-Events auf dem Planeten vorgebracht wird. Bis zum WM-Endrundenstart in ein paar Tagen werden sich die Kritiken in ihrer Heftigkeit noch steigern und die Negativ-Spirale wird sich immer noch heftiger drehen. Insbesondere in den Medien wird derzeit alles mobilisiert, was geeignet ist, die herannahende Sport-Katastrophe zu erklären und zu werten. Die moderne Empörungsgesellschaft ist empfänglich für solche News.

Zum Beispiel der ehemalige Präsident des Internationalen Fussballverbandes (FIFA), Joseph Blatter. Nach seinem Freispruch im Strafverfahren um frühere FIFA-Zahlungen an den ehemaligen UEFA-Präsidenten (und FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied), Michel Platini (vgl. etwa causasportnews vom 8. Juli 2022) , wittert der 86jährige Walliser vor allem emotionale Morgenluft und äussert sich zu Katar engagiert und sarkastisch wie zu Themen aller Art in seinen besten Zeiten. Den Medien hat er verraten, dass er die Vergabe des Top-Ereignisses als «Irrtum» und als Machwerk des mit Katar verbandelten Michel Platini qualifiziere; dieser habe den Austragungsort USA auch aus Eigennutz verhindert. Der Vorgänger des ungeliebten, aktuellen FIFA-Präsidenten hätte die WM-Endrunde 2022 lieber den USA zur Durchführung übertragen, dies vor allem auch aus sport- und verbandspolitischen Gründen (Amerika wird die Endrunde nun 2026 zusammen mit Kanada und Mexiko durchführen). Insbesondere echauffiert sich Joseph Blatter bezüglich des Umstandes, dass die französische Politik (damals mit dem Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy) schwergewichtig über Michel Platini die Weichen zugunsten von Katar stellte. Die Beziehungen zwischen Katar und Frankreich sind auf verschiedenen Ebenen derart intensiv, dass etwa der französische Spitzenklub Paris Saint-Germain massgeblich von den Katari dominiert, beherrscht und finanziert wird. Wieder einmal schiesst Geld eben doch Tore.

Das mediale und sonstige Kesseltreiben gegen den Austragungsort in der Wüste wird nun wohl bis zum Anpfiff des Eröffnungsspiels zwischen Katar und Ecuador anhalten. Joseph Blatter zeigt sich (wohl zurecht) zuversichtlich, dass ab dem 20. November dann nur noch der Ball im Zentrum des globalen Interesses stehen oder gespielt wird. Nach dem Finalspiel am 18. Dezember dürfte das «Kapitel Katar» dann zu Ende geschrieben sein, die Probleme um den Austragungsort werden kaum mehr jemanden interessieren, die Welt dürfte sich mit Katar arrangieren, und FIFA-Präsident Gianni Infantino wird am Sonntagabend des 18. Dezembers verlauten lassen, dass die WM-Endrunde in Katar die Beste war, welche die Welt je gesehen hat.

Spionage im Weltfussball – jetzt hilft nur noch der Fussball-Schutzpatron

Der Heilige Luigi Scrosoppi ist der Schutzpatron des Fussballs («franziskus 4/2021»)

(causasportnews / red. / 2. November 2022) In wenigen Tagen, am 20. November, wird in Katar die Fussball-WM-Endrunde 2022 mit dem Auftaktspiel Katar gegen Ecuador angepfiffen. Das Fussball-Ereignis (erstmals) im Winter, in einem allgemein eher unbeliebten Land (Katar) und eine WM-Endrundenvergabe, die von übelsten Gerüchten und negativen Gegebenheiten aller Art begleitet wurde. Wurde? Es ist offenbar alles viel schlimmer, was das Austragungsland Katar anbelangt. Soeben ist bekannt geworden, dass offenbar der Staat Katar verschiedenste Aktivitäten (Spionagen, Überwachungen, fragwürdiges Lobbying, Druck auf Personen, welche in der Politik, in der Wirtschaft und im Sport etwas zu sagen haben) seit Jahren finanziert hat, um die Gefährdung der WM-Endrundenaustragung im Wüstenstaat abzuwenden. Unter dem Projektnamen «Gnadenlos» (sic!) sollen Bespitzelungen, nicht nur von hochrangigen Fussball-Funktionären, stattgefunden haben und Entscheidträger aller Art entsprechend «gefügig» gemacht worden sein. Generell wurden offenbar Kritiker der WM-Endrunde und des Austragungsortes Katar beeinflusst. Das Ausmass des «Projektes Gnadenlos» ist zur Zeit noch unklar; und wird es wohl weitgehend auch bleiben. An Geld fehlt es in Katar bekanntlich nicht, sonst wäre der Zuschlag für die WM-Endrunde in diesem Staat auch ausgeblieben. Gegen 400 Millionen Dollar soll Katar in den letzten Jahren ausgegeben haben, um mit allen erdenklichen Mitteln die Gefahr zu bannen, dass dem weitgehend ungeliebten Wüstenstaat die WM-Endrunde wieder entzogen werden könnte. Das alles scheint gefruchtet zu haben, denn in etwas mehr als zwei Wochen wird die WM-Endrunde, die am 18. Dezember mit dem Finalspiel beendet werden soll, in jedem Fall beginnen. Ziel erreicht also, darf in Katar bilanziert werden.

Doch vor dem Beginn des wichtigsten internationalen Sport-Events, der WM-Endrunde, fehlt es vor allem an einem: An der Vorfreude auf den Anlass, der sonst zum Fussballfest mutiert. Nach dem Bekanntwerden des «Projektes Gnadenlos» wünscht sich ein Teil nicht nur der Fussballwelt, dass der Anlass baldmöglichst (Fussball-)Geschichte werde. Es ist umgekehrt mit Blick auf das Weihnachtsfest, das von den Christen in aller Welt nur eine Woche nach Abschluss der WM-Endrunde in Katar gefeiert wird: Auf Weihnachten freut man sich meistens; die Pleiten folgen dann in der Regel unter den Christbäumen. Bezüglich der WM-Endrunde im Wüstenstaat ist die Vorfreude kaum feststellbar, aber vielleicht ändert sich das mit dem Anpfiff zum Eröffnungsspiel. In der modernen TV- und Digital-Welt ist es an sich irrelevant, wo ein grosses Sportereignis ausgetragen wird.

Die WM-Endrunde in Katar lässt sich nicht mehr ungeschehen machen, aber vielleicht hilft der Schutzpatron des Fussballs, der für gute Stimmung und ein schönes Fussballfest sorgen könnte. Diesen gibt es in der Tat, wie der Zeitschrift «franziskus» der Franziskaner-Minoriten zu entnehmen ist (Heft 4/21). Vor der WM-Endrunde 2010 in Südafrika recherchierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ethikinstituts der Universität Jena unter 13 000 Heiligen, wer als Schutzpatron des Fussballs in Frage kommen könnte. Im Vordergrund stand bald einmal ein Heiliger, der in seinem Leben (1804 – 1884) in Udine sozial engagiert und, positiv zu verstehen, ein Kinderfreund war. Fündig wurden die Forscher bei Luigi Scrosoppi, der am 22. August 2010 mit einer in Pörtschach aufgebauten Statue mit allen notwendigen, kirchlichen Autorisationen zum Schutzpatron des Fussballs ernannt wurde. Seine Heiligsprechung erfolgte 2001.

Schauen wir mal, was dieser Heilige der katholischen Kirche als Schutzpatron des Fussballs im Land, in dem der Islam die Staatsreligion ist, bewirken kann…

Keine Fast Food- und keine Glücksspiel-Werbung mit Kylian Mbappé Lottin

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(causasportnews / red. / 26. September 2022) Es gibt Menschen und Sportler, die in ihrem eigenen Universum leben und wie eigene Planeten in einer Parallelwelt um sich selbst kreisen. Zu diesen gehört etwa der Super-Spieler von Paris Saint-Germain, der 23jährige Kylian Mbappé Lottin, kurz und ergreifend «Mbappé» genannt. Bei ihm zählt vor allem, wieviel er als potentieller Milliardär in kurzen Hosen verdient. Aber er scheint das Geld, welches quantitativ gar nicht mehr beziffert werden kann, auch wert zu sein. Wenn er im Klub der Katari in Paris antritt oder im französischen Nationalteam die eigenen und die gegnerischen Akteure schwindlig spielt, hat er bezüglich seiner Tätigkeit im Nationalteam in diesem Jahr ein erklärtes Ziel: Die WM-Endrunde 2022, die in rund zwei Monaten beginnen wird. Deshalb sind im Moment insbesondere die meisten Blicke der globalen Fussball-Betrachter auf Titelverteidiger Frankreich gerichtet. Mit erst 19 Jahren errang Mbappé mit seinem Team 2018 in Russland, als dieses Land noch friedlich war, die WM-Krone, die er sich am kommenden 18. Dezember 2022 in Katar, nach gewonnenem Finalspiel, erneut aufsetzen will. Er würde sich dann zwei Tage vor seinem 24. Geburtstag am 20. Dezember 2022 gleich sein schönstes Geschenk in diesem Jahr machen.

Mit Blick auf die WM-Endrunde im Wüstenstaat, der eben auch den Klub und Arbeitgeber des französischen Super-Stars stützt und dirigiert, stehen derzeit die Test- und Vorbereitungsspiele der Franzosen besonders im Fokus. Tendenz: Frankreich schiesst sich derzeit in WM-Laune. So etwa vor ein paar Tagen, als die Mannschaft um Mbappé Österreich im Rahmen der Nations League (ein zur Turnierform aufgedunsene Freundschaftsspiel-Veranstaltung des Kontinentalverbandes UEFA) bezwang – (auch) dank eines Treffers von Mbappé natürlich. Für Gesprächsstoff sorgte der Star vom eigenen Planeten allerdings auch vor dem Spiel: Beim Zusammenzug der Nationalmannschaft weigerte sich Mbappé, für Nationalmannschafts-Bilder zu posieren. Mit den Fotos sollte Werbung für Partner des Teams aus der Fast Food- und Glücksspiel-Branche gemacht werden. Dafür war der Spieler nicht zu haben. Das war nicht nur in persönlicher Hinsicht konsequent. Vor allem das Glücksspiel ist in Katar verboten, und offensichtlich wollte es sich Mbappé als Arbeitnehmer des Katar-Klubs Paris Saint-Germain mit diesem Land nicht verscherzen und stand für die Glücksspiel-Werbung nicht zur Verfügung, ebenso nicht für Fast Food-Promotion. Diese Form der Ernährung findet angepasst zwar im Wüstenstaat statt, man kann zu ihr jedoch durchaus ein heterogenes Verhältnis haben; vgl. die Haltung von Kylian Mbappé Lottin. Apropos Nations League und Launen aller Art: Im Spiel vom Wochenende tauchte Frankreich mit Mbappé & Co. gleich 0:2 gegen Dänemark und gab mit diesem Resultat eine unmissverständliche Antwort auf den Stellenwert dieses Wettbewerbs ohne Wert; auch nach diesem Resultat steigen die Franzosen nicht ab.

WM-Endrunde in Katar mit Fussball, Fernsehen – aber mit wenig Flaschenbier

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(causasportnews / red. / 15. August 2022) Die am 20. November 2022 mit dem Eröffnungsspiel beginnende Fussball-WM-Endrunde in Katar wird in vielerlei Hinsicht anders sein als WM-Endrunden zuvor. Das Turnier, das am 18. Dezember 2022 mit dem Finalspiel abgeschlossen wird, ist seit 1978 (in Argentinien) das kürzeste WM-Endrundenevent; innerhalb von lediglich 29 Tagen soll der Weltmeister gekürt werden. Als einmalig ist der Umstand zu werten, dass die beste Mannschaft der Welt nun aktuell in der Winterzeit ermittelt wird. Katar ist in vielerlei Hinsicht speziell. Vor allem wird im Wüstenstaat an der traditionellen Fussball-«Drei F– Trilogie» gerüttelt, die da seit jeher lautet: Insbesondere eine WM-Endrunde basiert auf drei Pfeilern: Auf Fussball, Fernsehen und Flaschenbier. Mit dem Bier ist es in diesem muslimisch geprägten Land nun allerdings so eine Sache. Das Fussball-Traditionsgetränk wird wohl während der WM-Endrunde grundsätzlich verboten werden. Damit dürften sich vor allem die englischen Fans, inklusive «Hooligans», schwertun. Aus Kreisen des WM-Gesamtorganisators FIFA verlautete, dass das Alkoholverbot während der WM-Endrunde nicht absolut gelten soll. In speziellen Fan-Bereichen wird der Alkoholkonsum wohl eingeschränkt möglich werden, und in den VIP-Logen der WM-Stadien sollen Bier, Champagner, Wein und Spirituosen zumindest moderat ausgeschenkt werden können. Das ist wohl insbesondere auch als Entgegenkommen gegenüber einem grossen FIFA-Biersponsor zu qualifizieren.

Verbote stossen selten auf Begeisterung. Vielleicht ist es jedoch gar nicht so schlecht, dass an einem solchen Anlass für einmal Alkohol-Fanexzesse zufolge religiöser Gepflogenheiten schon im Ansatz erstickt werden.