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(Vermeintlicher) Betrugsfall wird zum bizarren Rechtsstreit

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(causasport / red./ 23. Oktober 2022) Der (vermeintliche) Betrugsfall um den US-amerikanischen Schach-Spieler Hans Moke Niemann erreicht die nächste Eskalations-Stufe. Der 19jährige Grossmeister will die Verdächtigungen, Verleumdungen und Angriffe auf seine Person und seine Integrität nicht weiter dulden und bemüht die Justiz. Ein Gericht im US-Bundesstaat Missouri muss sich mit einer 100 Millionen-Klage, die sich gegen den besten Schachspieler der Welt, Magnus Carlsen und dessen Unternehmen «Play Magnus» richtet, befassen. Betroffen, bzw. beklagt, sind auch die beiden US-Schachspieler Danny Rensch und Hikaru Nakamura, denen, wie dem Weltmeister Magnus Carlsen, vorgeworfen wird, falsche (Betrugs-)Vorwürfe erhoben (und teils verbreitet) zu haben. Der bald 32jährige Norweger Magnus Carlsen hat die Verdächtigungen unlauteren Verhaltens gegen Hans Moke Niemann zumindest ins Rollen gebracht (vgl. auch causasportnews vom 9. Oktober 2022). Weitere Spieler, wie nun die ebenfalls verklagten Amerikaner, haben nach Auffassung des Klägers Hans Moke Niemann diese zumindest (mit-)verbreitet. Seit geraumer Zeit halten sich die Vorwürfe des Betrugs am Brett durch den US-Grossmeister, für die es bis anhin allerdings keine Beweise gibt, hartnäckig (so gilt für alle involvierten Protagonisten die Unschuldvermutung). Das amerikanische Gericht wird letztlich, falls es zu keiner Einigung zwischen den Betroffenen und Verfahrensparteien kommt, vorweg zu klären haben, ob Hans Moke Niemann in über 100 Schach-Partien betrogen hat, darunter auch an Turnieren, an denen Preisgelder geflossen sind; oder ob die Anwürfe der Niemann-Gegner in der Tat Verleumdungen sind. Eine Klage vor einem amerikanischen Gericht kann zwar in der Regel rein juristisch nicht so ernst genommen werden, ist aber in den Auswirkungen grundsätzlich nicht zu unterschätzen, weil das Rechtssystem einigermassen verschoben ist. In der «Micky Maus-Justiz» in den USA muss deshalb mit allem gerechnet werden – auch mit Überraschungen. Das ist auch in diesem bizarren Rechtsstreit, in dem es unter anderem um eine gewaltige Streitsummen geht, nicht anders. Wie sich die Justiz mit diesem Hauen und Stechen der Schach-Heroen schlagen wird, dürfe auch eine breite Öffentlichkeit interessieren. Die Vorgänge aus dem Schach-Sport, dessen Protagonisten oft krude und verschoben wirken, sind in dieser Form auch für die Justiz ohne Beispiel.

Gipfel-Betrug? Schach-Betrug? Segel-Betrug? Und was noch?

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(causasportnews / red. / 9. Oktober 2022) Derzeit wird der Sport von einer Betrugs-Welle erfasst. Um die Verdächtigungen im Bergsport, die vor allem immer wieder und regelmässig in den Sommermonaten vom Berg-Chronisten Eberhard Jurgalski erhoben werden (vgl. causasportnews vom 29. Juli 2022), ist es derzeit wieder still(er) geworden; stattdessen bebt die Erde im Schachsport, seit der erfolgreichste Spieler der Gegenwart und fünffache Weltmeister Magnus Carlsen massive Betrugsverdächtigungen gegen den 19jährigen US-amerikanischen Schachspieler Hans Moke Niemann geäussert hat (vgl. causasportnews vom 29. September 2022); direkt hat er Vorwürfe allerdings nicht erhoben, jedoch zielgerichtet eine entsprechende Diskussion entfacht. Die Annahmen betreffen nicht Live-Spiele, sondern Online-Partien des Amerikaners, der in jedem Fall über Ausnahmefähigkeiten verfügt und in einem Live-Wettkampf den mehrmaligen Weltmeister immerhin niedergerungen hat. Im Zusammenhang mit Online-Spielen werden allgemein immer wieder Manipulations- und Betrugsverdächtigungen bekannt; die «Causa Hans Moke Niemann» sorgt wohl deshalb für derzeit permanente Schlagzeilen, weil das digitale Schachspiel eher Betrügereien ermöglicht als das Live-Duell der Kontrahenten am Brett. Aber auch im Online-Wettkampf stellt sich vorab die Definitionsfrage, was unter «Betrug» zu verstehen ist und wie er zu bewerkstelligen ist oder wäre. In dem aktuellen, auf höchster Ebene anzusiedelnden, in den Raum gestellten Betrugsfall streiten sich nun die Experten im Rahmen des in jedem Fall unschönen Vorgangs. Die Online-Schach-Seite «chess.com» hat die Spiele von Hans Moke Niemann analysiert und kommt in einem «The Hans Niemann Report» zum Resultat, dass der Amerikaner möglicherweise in mehr als hundert Spielen betrogen habe. Die «Möglichkeit» eines Betrugs ist selbstverständlich alles andere als ein Beweis. Experten, welche die Vorgänge ebenfalls untersucht haben, weisen darauf hin, dass dem 19jährigen Talent nichts nachzuweisen sei. Die Debatte um diesen möglichen Betrugsfall wird nicht nur die Schachwelt weiter im Atem halten. Für Hans Moke Niemann gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Seine Glaubwürdigkeit ist durch den ganzen Rummel in jedem Fall angeschlagen. So rasch wird dieser Vorgang nicht zu klären sein – wenn überhaupt.

Derweil ist im Zusammenhang mit einem Strafverfahren in Frankreich, in dem es um Vorwürfe der Lüge geht, eine angebliche Schummelei im Segelsport bekannt geworden. Betroffen ist der erfahrene und erfolgreiche Schweizer Hochsee-Segler Yvan Bourgnon. Der 53jährige Abenteurer will vor ein paar Jahren die berühmte Nordwestpassage (ein etwa 6000 Kilometer langer Seeweg, der den Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean verbindet) mit einem Sport-Katamaran ohne Kajüte und Assistenz durchquert haben, was so offenbar nicht den Tatsachen entspricht. Eine Seglerin, die Deutsche Susanne Huber-Curphey, hat erklärt, Yvan Bourgnon habe auf seiner Durchquerung mehrfach fremde Hilfe in Anspruch genommen, unter anderem auch von ihr. Es dürfte noch einige Zeit vergehen, bis auch dieser Vorgang geklärt sein wird.

Womit das Bonmot von Franz Beckenbauer wieder einmal bestätigt wäre: «Bschissen worden ist immer». Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Und es fragt sich allenfalls wann, wo und warum?

Betrug im Umfeld der 64 Felder?

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(causasportnews / red. / 29. September 2022) Wo Sport betrieben wird, wird getrickst, gelogen und betrogen. Diesbezüglich bildet das Schachspiel keine Ausnahme. Jedenfalls hält diese Sparte derzeit mehr als nur die Schach-Welt in Atem. Kein Wunder, denn betroffen (und wohl geschädigt) ist der Welt bester Schachspieler, Magnus Carlsen. Der Norweger, der bald zehn Jahre überlegener, mundialer Titelträger ist, wirft dem erst 19jährigen amerikanischen Wunderkind und Szene-Newcomer, Hans Moke Nieman, immerhin Betrug im Spier vor. Dies, nachdem der Grossmeister anlässlich des Sinquefield-Cups in Missouri den Weltmeister grandios niedergerungen hatte. Magnus Carlsen zog sich in der Folge vom Turnier zurück. Eine zweite (online-)Partie gegen den Amerikaner am Generation Cup brach der 31jährige Norweger nach dem zweiten Zug kommentarlos ab. Der Weltmeister hatte offenbar Gründe für untypisches, verdächtiges Verhalten seines Gegners ausgemacht und erklärte, nachdem Hans Moke Nieman den Betrugsgerüchten nicht entgegentrat, er gehe davon aus, dass der junge Amerikaner öfter betrogen habe, als es derzeit den Anschein mache. Jetzt steht die Schachwelt Kopf und auch die Öffentlichkeit ist sensibilisiert. Es wird nicht nur in Fachkreisen gemutmasst und gerätselt, wie sich die Betrügereien durch den Amerikaner zugetragen haben könnten. Es wird unter anderem vermutet, dass Computerhilfe im Spiel war. Seit der IBM-Schachcomputer «Deep Blue» 1996 den ehemaligen Weltmeister Garri Kasparow schlug, bilden Computer in dieser Sparte Segen und Fluch zugleich. Der Sieg der Maschine über einen der besten Schachspieler der Welt vor über einem Vierteljahrhundert hat dazu geführt, dass der Mensch gegenüber dem Computer zumindest demütig geworden ist. Ob Hans Moke Nieman mit (unerlaubter) technischer Hilfe in der Vergangenheit Top-Erfolge am Brett feierte, wird sich wohl in absehbarer Zeit weisen. Affaire à suivre also auch hier.

Ist Schach Sport? Oder (nur) diesmal nicht?

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(causasportnews / red. / 19. August 2022) Die Diskussion, ob Schach als Sport zu qualifizieren sei (was gemeinhin so angenommen wird), ist zumindest nicht neu. Sie gewinnt jedoch derzeit aus einem traurigen Grund an Aktualität und flammt wieder auf. Seit Russland die Ukraine überfallen hat und einen blutigen Krieg, unter Verletzung aller denkbarer Völkerrechtsnormen, führt, ist auch der Sport gefordert. Soll Russland aus dem organisierten Sport ausgeschlossen werden? Allenfalls auch die russischen Athletinnen und Athleten? Haben russische Sportfunktionäre im organisierten Sport noch irgendetwas verloren? – Klar, der Sport in der zivilisierten Welt darf durch die Verbrecher-Clique im Kreml, welche sich des Rückhalts in der Bevölkerung sicher ist, keine Propaganda-Plattform erhalten. Der Sport ist, wie die Historie zeigt, grundsätzlich das ideale Medium, um durch üble Gesellen als Propagandamittel missbraucht zu werden. Dafür müssen nicht nur die Beispiele der Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und in Berlin bemüht werden. Es wäre ja aktuell noch schöner, nun dieser kriegstreibenden Nation zusätzlich eine Propagandabühne mit und im Sport zu bieten! Was die Sache noch schlimmer macht, ist der Umstand, dass das russische Volk diesen Krieg mehrheitlich stützt und billigt. «Fake News» also, welche die «Einzeltäter-Theorie» verbreiten, wenn es um die aktuelle Kriegs-Urheberschaft geht. Bereits kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ergriff der organisierte Sport Sanktionen gegen russische Sportverbände, Teams und auch gegen Individual-Sportlerinnen und Sportler. Auch von im Sport aktiven und viel Geld zahlenden russischen Sponsoren verabschiedete sich der Sport zügig. So wurde etwa der Energie-Konzern «Gazprom» durchwegs als Sponsor im Sport in die Wüste geschickt. Rigoros verhielt sich der Fussball, der durch die Verbände FIFA und UEFA ein starkes Zeichen setzte. Russland wurde die Austragung des Champions League-Finals in St. Petersburg umgehend entzogen, und die russische Nationalmannschaft wurde aus dem Qualifikationsrennen um die Teilnahme an der WM-Endrunde Ende Jahr in Katar eliminiert. In anderen Sportarten war die Haltung in der «Russland-Frage» heterogen. Die eher liberale Tennis-Community musste jedenfalls zur Kenntnis nehmen, dass die (privaten) Wimbledon-Organisatoren des All England Lawn Tennis and Croquet Club russische Spielerinnen und Spieler heuer flugs vom heiligen Rasen verbannten; dass die eher auf Harmonie bedachten Professional-Tourorganisationen dem Turnier in Wimbledon die Weltranglistenpunkte versagten (mit dem Argument, die russischen Einzelathletinnen und -athleten könnten ja nichts für den Krieg), war nicht gerade ein mutiges Zeichen gegen Russlands Aggression (vgl. auch causasportnews vom 29. Mai 2022 und vom 12. Juli 2022).

Jetzt sorgt der Weltschachverband (FIDE) für Schlagzeilen und Stirnerunzeln. Mit grosser Mehrheit (157 von 179 abgegeben Stimmen) wurde der 50jährige Russe Arkadi Wladimirowitsch Dworkowitsch vom Verbands-Kongress für eine weitere Amtsperiode zum FIDE-Präsidenten gewählt. Es spielte für die organisierte Schachwelt also keine Rolle, dass der Mann ein enger Vertrauter des Kreml-Herrschers ist und während Jahren einer seiner führenden Berater war! Die unterlegene Kongress-Minderheit war konsterniert. Zu dieser gehörte nicht etwa die Schweiz, welche ebenfalls für den ehemaligen Regime-Berater stimmte. Sofort wurde in Russland aus dieser Wahl politisches Kapital geschlagen: Das Wahlergebnis zeige, dass Russland in der Welt nicht isoliert sei, verlautete aus Moskau. Thematisiert wurde die Welt, nicht etwa die Sport-Welt. Beide Welten werden von Russen zumindest geprägt. Schach war stets auch eine starke Domäne der Russen. Kann demnach der Sport die Peinlichkeit der FIDE-Präsidentschaftswahl und der erneuten Installierung des Kreml-Freundes Arkadi Wladimirowitsch Dworkowitsch damit relativieren, indem es dem Schachsport die Qualifikation als Sport abspricht? Dann ginge es lediglich um Politik. Darum geht es aber in jedem Fall.

Der beste Schachspieler der Welt im Ausnahmezustand

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(causasportnews / red. / 1. August 2022) Die Genies der Schachwelt leben in einer anderen Sphäre, die weit über uns Sterblichen zu orten ist. Manchmal befinden sich allerdings auch sie, allzu menschlich, in Ausnahmezuständen. Das kommt in dieser Sparte immer wieder vor, wie die Schach-Historie zeigt. Die Liste der in unseren Augen teils durchgeknallten Schachspieler auf höchstem Niveau ist lang, Namen dieser Genies, die oft auch durch Skurrilität und Kauzhaftigkeit auf sich aufmerksam machten, seien höflichst verschwiegen. Nun steckt der aktuell beste Schachspieler der Welt, Magnus Carlsen, im Ausnahmezustand, offiziell befindet er sich in einer Motivationskrise. Der noch nicht 32jährige Weltmeister aus Norwegen mag nicht mehr; vor allem ist er gewillt, den Weltmeistertitel, den er seit 2013 mehrmals verteidigt hat, kampflos abzugeben. Er sei zu müde, um immerfort zu gewinnen, sagt der junge Norweger. Der Mann meint es ernst, und mit Arroganz hat seine Ausstiegsbegründung aus dem WM-Zirkus der Schachspieler (Spielerinnen?) rein gar nichts zu tun. Im Klartext: Es sind dem jugendlichen Weltmeister die Gegner ausgegangen. Die Aussicht, den Titel nun (erneut) gegen den offiziellen Herausforderer, den Russen Jan Nepomnjaschtschi, verteidigen zu müssen, lässt den Wunderspieler, der seit dem fünften Lebensjahr im Banne der 64 Felder befindet, geradezu in eine Depression sinken. Das alles hat nichts mit der Nationalität des Herausforderers und mit dem barbarischen Krieg, das dessen Land seit Monaten gegen die Ukraine führt und die Welt terrorisiert, zu tun. Der Russe habe ihn schlicht schon beim letzten WM-Kampf gelangweilt, liess Magnus Carlsen verlauten (vgl. auch causasportnews vom 14. Dezember 2021). Einen solchen Fight will sich der Weltmeister, der seine Krone freiwillig bald verlieren wird, also nicht mehr antun. Gegen das französisch-iranisch Wunderkind Alireza Firouzja würde Magnus Carlsen an sich noch gern antreten, doch der 19jährig Grossmeister und Newcomer in dieser Sportart ist eben nicht der offizielle Herausforderer. Eine Zeit ist allerdings nicht alle Zeit. Es darf drauf gewettet werden, dass Magnus Carlsen, wenn er seine vor allem mental bedingte Sieges-Müdigkeit überwunden hat, wieder ins Schach-Geschehen eingreifen wird. Es mag für ihn wohl ein «Kick» sein, auszuloten, ob sich auf dieser Welt doch noch ein Spieler finden wird, der ihn besiegen könnte.

Magnus Carlsen, der König bleibt König der 64 Felder

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(causasportnews / red. / 14. Dezember 2021) Schneller als nach der längsten Denk-Schlacht in der Schachgeschichte gedacht und erwartet, die sechste Partie ging während fast acht Stunden über 136 Züge (causasportnews vom 7. Dezember 2021), machte der amtierende Weltmeister, Magnus Carlsen, vorzeitig alles klar und setzte sich nach elf Runden erneut die Weltmeister-Krone, die er seit 2013 trägt, auf (Endstand 7,5:3,5). Seit jener denkwürdigen Partie Nummer 6 im Turnier in Dubai vor etwas mehr als einer Woche schickte der 31jährige Norweger in der 11. des auf 14 Runden angesetzten Weltmeisterschafts-Fights den Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi (Russland) endgültig auf die Verliererstrasse. Von der spektakulären Niederlage nach 136 Zügen erholte sich der Herausforderer nicht mehr, Magnus Carlsen zermürbte ihn in der Folge regelrecht, so dass die letzten drei Spiele in diesem Kampf nun nicht mehr ausgetragen werden mussten. Der alte und neue Weltmeister zeigte sich schon bereits in den ersten Partien des WM-Turniers vor allem mental stärker als sein gleichaltriger Gegner und lief nie Gefahr, als Verlierer aus Dubai abreisen zu müssen.

Mit dieser nicht überraschenden Titelverteidigung festigte der Norweger den Nimbus seiner Überlegenheit; zu den Schach-Besten aller Zeiten gehört er nicht erst seit seinem jüngsten WM-Sieg. Magnus Carlsen wird oft im gleichen Zug genannt wie etwa der legendäre Mathematiker und Philosoph Emanuel Lasker (1894 – 1921), der während 27 Jahren der unbestrittene König der 64 Felder war. Obwohl der Norweger erst seit 2013 der Beste seines Faches ist und inzwischen den fünften WM-Titel erspielen konnte, werden dem 31jährigen Jung-Star durchaus Chancen eingeräumt, dereinst Manuel Lasker bezüglich Weltmeisterjahre abzulösen, zumal in der Schachwelt weit und breit kein Gegner auszumachen ist, der Magnus Carlsen vom Thron stürzen könnte. Nun, die weltbesten Schachspieler sind durchwegs genial und den irdischen Sphären entrückt, sie gelten jedoch oft als unberechenbar und exzentrisch; erinnert sei etwa an den Werdegang des amerikanischen Schach-Wunders Bobby Fischer, den das (Schach-)Leben in den Wahnsinn getrieben hatte und der 2008 erst 64jährig starb. Eine konventionelle Karriereplanung, wie sonst bei Spitzensportler üblich, funktioniert bei Schachspielern eben nicht.

Ausgelaugt zur Schach-WM-Titelverteidigung

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(causasportnews / red. 7. Dezember 2021) Da soll noch jemand behaupten, Schach sei kein Sport! Die derzeitige Schach-Weltmeisterschaft in Dubai (wo denn sonst? Allenfalls in Katar?) zwischen dem amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen) und dem Herausforderer mit dem schwierigen Namen Jan Nepomnjaschtschi (Russland) ist nach zwei Siegen von Magnus Carlsen in Folge wohl entschieden, auch wenn das Turnier maximal über 14 Runden gespielt wird.

Es fing im Emirat Dubai so an, wie Weltmeisterschaften in dieser Disziplin meistens beginnen: Mit einer Remis-Ansammlung. Fünfmal hintereinander spielten die beiden Schach-Genies unentschieden, bis die denkwürdige sechste Partie anstand. Zu beginn sah es nicht so aus, als dass diese Runde zur längsten Schach-Partie der WM-Geschichte werden würde, doch nach dem unspektakulären Beginn setzte sich die Klasse des Weltmeisters durch. In acht Stunden und nach 136 Zügen realisierte der soeben 31 Jahre alt gewordene Norweger den grandiosen Sieg, der den beiden Kontrahenten alles abverlangte – physisch und psychisch. Der Weltmeister und Titelverteidiger räumte nach der gewonnenen Schlacht auf und am Brett ein, er sei nach der geschichtsträchtigen Partie ausgelaugt gewesen. Wen wundert’s nach einem derartigen Fight auf höchstem, sportlichen Niveau. Was ihn allerdings nicht daran hinderte, in der nächsten Partie gleich nochmals zuzuschlagen; obwohl er sich, wie er danach sagte, auf ein weiteres, unspektakuläres Remis eingestellt hatte. Wohl auch nach den Anstrengungen in der Super-Partie patzerte der Herausforderer, wohl ebenfalls vom Schach-Duell gezeichnet, bald einmal, was der Titelverteidiger umgehend ausnützte.

Die Sportwelt und die Intelligenzia werden von der sechste Partie dieses WM-Kampfes unter der Ägide des Weltschachverbandes (FIDE; Fédération Internationale des Echecs) noch jahrelang sprechen. Auch Laien konnten sich bei diesem Match der Denk-Giganten dem Banne der 64 Felder nicht entziehen. Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi haben in ihrer Disziplin Sport in einer anderen Sphäre geboten. Apropos Schach und Sport: Das laufende WM-Turnier wird medial als Randsportart behandelt. In den meisten Gazetten wird die Auseinandersetzung aber zumindest auf den Sport-Seiten abgehandelt.