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Investoren-Einstieg im Deutschen Professional-Fussball?

causasportnews / Nr. 1018/05/2023, 19. Mai 2023

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(causasportnews / red. / 19. Mai 2023) Die Entscheidung um den Deutschen Fussball-Meister naht, doch das ist nicht nur das derzeit alles dominierende Gesprächsthema im Land einer der besten Fussball-Ligen Europas. Demnächst wird in Deutschland darüber befunden, ob ein privates Investment-Unternehmen 12,5% an der Medienvermarktung der DFL Deutsche Fussball Liga GmbH (DFL) erwerben soll und darf. Eine Bejahung durch die Liga würde eine kleine Revolution im professionellen Fussball-Geschäft bedeuten. Entsprechend sind die Ansichten geteilt, ob die Professional-Liga die Türen erstmals in ihrer Geschichte für Investoren öffnen soll.

Die DFL, der Zusammenschluss der 36 Klubs, welche das operative Geschäft der Liga mit ihren Klubs der Bundesliga sowie der 2. Bundesliga betreibt, kann beim Einstieg des zur Diskussion stehenden Private-Equity-Unternehmens für den Verkauf von 12,5% an den Medien-Vermarktungsrechten der Liga mit einem Finanzschub von zwei Milliarden Euro rechnen. 300 Millionen gingen an die Klubs der DFL, der Restbetrag würde gemäss DFL-Planung zur Verbesserung der Auslandsvermarktung und für infrastrukturelle Fussball-Projekte verwendet werden.

Ein Investoren-Einstieg im Deutschen Professional-Fussball würde zweifelsfrei das Gesicht und den Charakter der DFL (etwas?) verändern. Das ist im Sport ein Phänomen, das sich immer wieder zeigt. So war es etwa in der Formel 1, als 2016 das amerikanische Medienunternehmen «Liberty Media Corporation» die globale Rennserie im Vollpaket übernahm. Was die Amerikaner reich und die Formel 1 steril machte. Doch die Rennserie boomt seither ungebremst. Doch ein Unterschied zwischen Fussball und dem Automobilrennsport ist signifikant: Im Fussball dominieren Menschen und spielen Emotionen die Hauptrolle, im Automobilrennsport steht das komplexe Sportgerät Auto im Zentrum; es könnte die Behauptung aufgestellt werden, dass im «Red Bull» wohl auch ein Schimpanse Weltmeister würde; die Formel 1 ist immer noch eine Fahrer-Weltmeisterschaft, auch wenn eine Konstrukteuren-Wertung geführt wird.

Zurück zum Fussball und zu den Fans, welche in Deutschland mehrheitlich gegen das zur Diskussion stehende Investoren-Modell sind: Beim Einstieg von Investoren in den Fussball wird eine Fussball-Entfremdung des Publikums im Zuge dieser Neuerung befürchtet. Zudem wird auf die Gefahr hingewiesen, dass Investoren im Fussball auf den sportlichen Wettbewerb und die Spielpläne Einfluss nehmen könnten. Diese Befürchtung kann allerdings wieder relativiert werden, weil z.B. schon seit geraumer Zeit aus wirtschaftlichen Gründen auf gleiche Anspielzeiten im Bundesliga-Fussball (die «heilige» Anspielzeit am Samstag, 15:30 Uhr, für alle Partien ist längst Geschichte) verzichtet wird.

Am 24. Mai 2023 soll nun im Rahmen einer DFL-Versammlung darüber befunden werden. Für die Annahme der Vorlage müssten zwei Drittel der Klubs stimmen; dann erst könnten die finalen Verhandlungen zwischen der DFL und dem Investor beginnen. Gemäss Medienberichten sollen sich aus der Bundesliga zwei Klubs gegen das Unterfangen geäussert haben (der 1. FC Köln und der FC Augsburg, wie die BILD-Zeitung vermeldet); dafür wird selbstverständlich der «Red Bull»-Klub RB Leipzig votieren. Sagen neben Köln und Augsburg noch genügend weitere Klubs der 2. Bundesliga Nein zur Vorlage, ist das Thema «Investoren» in der DFL (einstweilen) vom Tisch. Es käme dann im Rahmen der DFL allenfalls sogar zu einem Bruch zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga.

Nervensägen

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(causasportnews / red. / 17. September 2021) Protagonisten des Sportes weisen durchwegs einen besonderen Stellenwert auf und bewegen sich in besonderen Sphären, doch ab und zu nehmen sie auch sehr menschliche Züge an: Beispielsweise wenn sie nerven.

Etwa der FIFA-Präsident. Nein, nicht nur der amtierende Präsident des Weltfussball-Verbandes, Gianni Infantino, sondern schon früher sein Vorgänger aus dem Wallis, Joseph Blatter. Lief in «Sachen Fussball» nichts, versuchte sich der bald 86jährige anderweitig in die Schlagzeilen zu bringen oder sich in diesen zu halten. Nebst allen guten Dingen, die der 2015 mit Schimpf und Schande aus dem Amt gedrängte Joseph Blatter zum Wohle des Fussballs getan hat, waren Ideen, die der Mann aus dem Rhonetal vor allem in Flauten im Fussballgeschäft platzierte, oft Nebelpetarden, die sich rasch wieder verflüchtigten (Forderungen waren etwa: Grössere Tore, Spieldauer unterteilt in drei Drittel, Lösung des Palästina-Problems mit einem Fussballspiel, Einführung einer «Klub-WM» vor Weihnachten, usw.). Apropos «Klub-WM»: In der Tat schaffte es Joseph Blatter, dieses Turnier seit 2002 regelmässig im mundialen Spielkalender unterzubringen. Böse Zungen behaupten, es sei dem 1998 zum FIFA-Präsidenten gewählten Walliser mit der Einführung der «Klub-WM» insbesondere darum gegangen, seine persönliche Einsamkeit mit entsprechender Präsenz an den Austragungsorten in der Vorweihnachtszeit zu überbrücken. Die Klubs wünschen sich diese Veranstaltung seit der Implementierung des Turniers in den internationalen Spielkalender ins Pfefferland, doch der ungeliebte und kaum beachtete Wettbewerb ist irgendwie zum unkontrollierbaren Selbstläufer geworden; er soll sogar ausgebaut werden. Oft nervte Joseph Blatter mit kruden Vorschlägen und Ideen, vor allem dann, wenn sie dazu dienten, Medienflauten zu überbrücken. Der Joseph Blatter- Nachfolger knüpft immer wieder an diese Gepflogenheit an. Vor einigen Tagen liess er medienträchtig den Vorschlag in der Öffentlichkeit platzieren, die Fussball-Weltmeisterschaft der Männer alle zwei Jahre auszutragen. Sekundiert von Trainer-Legende Arsène Wenger, mit seinen bald 72 Jahren nun ebenfalls in der FIFA-Zentrale in Zürich angekommen, und abgehalfterten Fussball-Legenden liess Gianni Infantino die Vorzüge eines neuen WM-Rhythmus’ herausstreichen. Vor allem sollten dadurch die Erträge für die FIFA verdoppelt werden. Statt alle vier Jahre alle zwei Jahre also Fussball um die WM-Krone; das macht gemäss Rechnung des FIFA-Präsidenten in Abkehr vom Vierjahres-Zyklus Mehreinnahmen von 100% aus. Was der schlaue Rechner aus Brig nicht bedacht hat, bzw. offenbar nicht bedenken wollte: Werbe- und TV-Einnahmen lassen sich nicht beliebig mathematisch verdoppeln. Es kommt hinzu, dass mit dieser Schnaps-Idee durch eine Erhöhung des Angebotes die Nachfrage nach dem «Produkt Fussball» sinken könnte – und damit der Wert des Angebotenen. Gianni Infantinos neuste Idee ist durchschaubar und plump – im Gegensatz zu Vorgänger Joseph Blatter geht ihm jede Cleverness ab. Der Mann wird innerhalb und ausserhalb der FIFA immer mehr als selbstgefällige Nervensäge abqualifiziert.

Oder Roger Federer. Keine Frage, der 40jährige Basler ist ein Top-Sportler mit einem gigantischen Leitungsausweis. Allmählich neigt sich nun seine beispiellose Karriere dem Ende entgegen. Seit Monaten fällt er vor allem durch Werbeaktivitäten aller Art auf, neu mit einem Engagement, bzw. Invest beim Sportschuh-Unternehmen «On» – mit Börsengang. Kaum mehr ein Mensch auf diesem Planeten weiss, für was und für wen die Tennis-Ikone werblich in Erscheinung tritt. Dabei leidet Roger Federers Glaubwürdigkeit («Roger Federer ist kaum mehr greifbar. Dabei war er doch immer so authentisch»), beklagt der «Tages-Anzeiger» die Mutation des Stars vom Super-Sportler zum Werbevehikel (11. September 2021). Natürlich gönnt jedermann dem Maestro die sprudelnden Werbegelder, doch zuviel ist nun offenbar zuviel; eine «Überdosis Federer» also im Werbemarkt. Auch wenn es der «Tages-Anzeiger» nicht gerade direkt auf den Punkt bringt, ist wohl dieser Schluss zu ziehen: Auch Roger Federer nervt. Allerdings kann man dem Star keinen Vorwurf machen, wenn er abkassiert, solange es geht – auch ohne das grandiose Tennisspiel. Zu hinterfragen wären eher Roger Federers Werbepartner, die mit den unüberblickbar gewordenen Engagements des Stars in der Masse der Werbenden untergehen.

Impf-Diplomatie des IOK brüskiert Japan

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(causasportnewes / red. / 14. März 2021) In rund vier Monaten sollen die 2020 um ein Jahr verschobenen Sommerspiele in Tokio beginnen (vom 23. Juli bis zum 8. August), doch ist im Moment immer noch unklar und unsicher, ob der polysportive Grossanlass in der japanischen Metropole überhaupt stattfinden wird. Könnte Japan über die Durchführung befinden, würden die Spiele wohl abgesagt. Allerdings entscheidet nicht Japan, sondern letztlich das Internationale Olympische Komitee (IOK), das den grössten Sportanlass der Welt aus wirtschaftlichen Gründen wohl durchsetzen wird. Auch wenn IOK-Präsident Thomas Bach im Zuge der Verschiebung der Spiele in Tokio im letzten Jahr erklärt hat, dass es in Tokio keine Sport-Wettkämpfe ohne Publikum geben würde. Doch was kümmert den IOK-Präsidenten, frei nach Konrad Adenauer, heute das Geschwätz von gestern? Gemeint war ja eh, dass es nicht verboten sei, klüger zu werden… Vor allem dürften Thomas Bach und seine meist greisen IOK-Mitglieder realisiert haben, dass auch das IOK ohne Spiele wirtschaftlich wohl mehr als schwierigen Zeiten entgegenblicken würde. Im Zeitalter der (neuen) Medien und der fortgeschrittenen Digitalisierung lassen sich, wie Beispiele zuhauf zeigen, Sportveranstaltungen locker auch ohne Zuschauende durchführen. Mehr noch: Ohne Publikum wird alles viel einfacher und kostengünstiger, auch wenn der Olympische Sport nicht gerade ein akutes, kosten-intensives Hooligan-Problem aufweist. Wegen «Corona» sind mit Blick auf den Beginn der Spiele am 23. Juli 2021 allerdings noch ein paar Klippen zu meistern. Schliesslich müssen Sporttreibende, Funktionäre und Medienschaffende aus aller Welt nach Asien gekarrt werden. Dem Thema «Impfung» kommt dabei zentrale Bedeutung zu. Auch diesbezüglich hat der ehemalige Fechter aus dem putzigen Tauberbischofsheim in Baden-Württemberg, und Jurist Thomas Bach vorgesorgt. Dank ausgeklügelter Impf-Diplomatie ist es dem IOK-Präsidenten gelungen, das Olympische Komitee Chinas dazu zu bewegen, den Impfstoff für die Teilnehmer/innen an den Spielen in Tokio anzubieten. Die Chinesen haben dieser Problemlösung wohl mit Freude zugestimmt; sie liefern schliesslich aus Philanthropismus auch Impfstoff in alle Welt, vor allem in ärmere Länder, die es den scheinbaren Verursachern der Pandemie alles damit zusammenhängende Negative nachsehen werden. Der nicht gerade als überaus empathisch einzuschätzende IOK-Präsident hat mit diesem Durchschlag des gordischen «Corona»-Knotens die Keule des klassischen Sport-Funktionärs geschwungen. Das «freundliche» Angebot aus China, wie der Deal nun dargestellt wird, zeigt für den 67jährigen Deutschen die «Kraft der olympischen Familie». «Familie» verfängt immer, so wie etwa Kinder- und Tiersendungen im Fernsehen. Man hilft sich, mag sich und impft sich gegenseitig. Die IOK-Spitze kungelt also ausgerechnet mit dem Land, das für die Pandemie verantwortlich zu sein scheint. Es ist ein wenig so wie mit dem Pyromanen, der nach der Entfachung der Feuersbrunst als Feuerwehrmann die gelegten Brände zu bekämpfen hilft. Weil IOK-Präsident Thomas Bach eben ein Funktionär alter Schule ist und den Zeitgeist längst ausgeblendet hat, brüskiert er auf diese Weise die an sich höflichen, disziplinierten Japaner. Dass sich diese und die Chinesen nicht wahnsinnig mögen, ist ein nicht erst seit gestern bekanntes Faktum. Die Japaner gelten jedoch eben als höfliche Zeitgenossen und werden diese Schmach wohl schlucken wie die berühmte Kröte. Was bedeutet, dass die Spiele wohl durchgeführt und die Teilnehmenden mit chinesischem Impfstoff immunisiert werden. Es wäre ja auch gelacht, wenn die Spiele von Tokio nur wegen der Pandemie abgesagt würden und China ein halbes Jahr später im eigenen Land (zweifellos) die Olympischen Winterspiele mit Pauken und Trompeten austragen würde. Das verstehen die Japaner sehr wohl und lassen sich deshalb auf diese Weise vom IOK verzwergen.

Eine «Sportvermarktungs-Scheidung» mit Fragezeichen

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(causasportnews / red. / 28. Dezember 2020) Es war so wie in unzähligen Ehen. Jahrelang praktizierten der grösste Sportverband der Welt, der Deutsche Fussball-Bund (DFB), und die Schweizer Rechte-Vermarktungsgesellschaft Infront Sports & Media AG (Infront) mit Sitz in der Schweizer Steueroase Zug, die grosse Liebe und arbeiteten intensivst im Fussball-Vermarktungsbusiness zusammen. Doch plötzlich verdüsterten sich die Wolken am «Ehe»-Himmel. Grund der Dissonanz, die kürzlich zur Scheidung und zur Regelung der Nebenfolgen führte, war ein Werbekunden-Deal, bei dem einem einzelnen Mitarbeiter von Infront die Schuld zugeschoben wurde: Er soll der Urheber dafür gewesen sein, dass bei Bandenwerbungen Kunden z.B. 30 Sekunden Werbung verkauft wurde, jedoch nur während 29 Sekunden eine Gegenleistung erbracht wurde. Gewinn: Auf einen 30 Sekunden-Vorgang eine teure Werbesekunde. Als der Vorgang bekannt wurde, errechneten Vermarktungs-Spezialisten einen Schaden zu Lasten des DFB in Millionenhöhe – die Schummeleien, die als «Sekundenklau» bekannt wurden, sollen mehr als 40 Millionen an Schäden verursacht haben (wobei in diesem Betrag offenbar noch andere Unsauberkeiten seitens Infront hochgerechnet worden sein sollen). Die Rede ist von mehreren Vorgängen, bei denen der DFB über Jahre um teils happige Vermarktungserlöse gebracht worden sein soll. Zwischenzeitlich ist die «Scheidung» zwischen dem DFB und Infront vollzogen worden; überdie  ökonomischen Folgen dieser Trennung sind abschliessende Regelungen erzielt worden. Nun meldet das Deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» Zweifel an der Einzeltäter-Theorie bei Infront an. Der Sekundenklau sei auch nach dem Abgang des offiziell Allein-Verantwortlichen weitergegangen, was Fragen aufwerfe, schreibt das Magazin (Nr. 51/2020, 98). «Der Spiegel» vermutet, «dass Infront dem DFB nur einen scheinbar saftigen Bissen hingeworfen hat, damit der Verband sich zufrieden gibt und nicht auf heiklere Dingte stösst.». Eigenartig mute es auch an, dass Infront gar nicht versucht habe, die Ansprüche des DFB juristisch abzuwehren; das sei rechtlich durchaus möglich gewesen. Erwähnt werden in diesem Zusammenhang zudem (weitere) Beispiele, gemäss denen der Verband durch um Verkaufserlöse gebracht worden sein soll. In den Fokus von Vermutungen geraten jetzt auch die Infront-Vorgängerunternehmen CWL (Cesar W. Lüthi) und Kirch Sport – allerdings geht es dabei gemäss «Spiegel» insbesondere um die nicht abwegige Theorie, dass offenbar mit «schmierigen Methoden» im Juli 2000, also vor 20 Jahren, die Fussball-WM-Endrunde 2006 nach Deutschland geholt worden sei (damit hatte die Gesellschaft Infront allerdings nichts zu tun). Wie meistens bei Scheidungen nach jahrelanger Ehe, muten die nun erzielte Einigung bezüglich der Nebenfolgen zwischen dem DFB und Infront einigermassen speziell an. Wie dem auch sei: Die Parteien haben sich jedenfalls als auseinandergesetzt erklärt – ob «per Saldo aller Ansprüche» ist nicht bekannt geworden. Die investigativen Journalisten werden in diesem Komplex auch nach der vollzogenen Trennung «am Ball» bleiben…

Der Sport vor einem Rechteverwertungs-Kollaps?

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(causasportnews / red. / 27. Dezember 2020) Es gibt sicher Attraktiveres im Sport als Fussballspiele vor wenigen oder gar keinen Zuschauern. Seit «Corona» wie ein Impakt auch über die Sportwelt hereingebrochen ist, wird in den Ligen der Welt und im Nationalmannschafts-Fussball fleissig weitergespielt – «Geisterspiele» prägen das Geschehen. Nach bald einem Jahr «COVID-19» und droht dem Sport eine empfindliche Störung in der Wertschöpfungskette – was etwa sinkende Einnahmen durch die Sport-Rechteverwertung bedeutet. Es ist evident, dass bspw. ein Fussballspiel in einem leeren Stadion kein umfassend vermarktbares Event mehr ist, sondern eben nur noch ein simples Fussballspiel. Das Interesse an diesen Veranstaltungen scheint nun immer mehr nachzulassen; das wiederum schlägt sich negativ auf die Erträge aus der Rechteverwertung nieder, denn schwindendes Fan-Interesse am so produzierten «Produkt Fussball» bedeutet letztlich mangelnde Nachfrage seitens der Werbewirtschaft. Sinkendes Publikumsinteresse an den durch «Corona» geprägten Sport bedeutet aber nicht nur nachlassende Erträge aus der Rechteverwertung; wer hat im Moment schon Lust, sich mit dem Gedanken zu befassen, für die nächste Saison (wieder) eine Jahres-Zuschauerkarte zu erwerben? Manch eine Liga hätte den Sportbetrieb aufgrund der Krise längst eingestellt, wenn es nicht um laufende Rechteverwertungserlöse gehen würde. Bestehende Verträge mit Verwertern sind zu erfüllen – oder, wie es simplifiziert gesagt werden könnte: «Ohne Spiel kein Geld».

Diese Entwicklung hat nun bereits die beiden französischen obersten Ligen ins Schlingern gebracht; immerhin ist der Spitzenfussball des aktuellen Fussball-Weltmeisters betroffen. Die Unternehmung «Mediapro», die Rechteinhaberin der beiden oberen Ligen, ist zahlungsunfähig und hat die erworbenen Liga-Rechte zurückgeben müssen. Wie sich dieser Zusammenbruch der Rechteinhaberin auswirken wird (und wer die Rechte allenfalls übernehmen wird), lässt sich im Moment nicht sagen. Vertraglich hatte «Mediapro» ab 2020 bis 2024 jährlich 800 Millionen Euro zugesagt. Was in Frankreich nun Tatsache geworden ist, könnte sich auch im nationalen und globalen Top-Fussball ereignen – falls «Corona» weiterhin die Ausübung des organisierten Sportes in der Form vor «COVID-19» verunmöglichen sollte. Lediglich hinter vorgehaltener Hand wird in Funktionärskreisen das Szenario «Kollaps» der Rechteverwertung diskutiert – zumindest der «Kollaps light». Sollten sich die Verhältnisse nicht bald normalisieren, könnte dies auch massiven, wirtschaftlichen Einfluss auf die im kommenden Jahr (vom 11. Juni bis 11. Juli 2021) vorgesehene Fussball-Europameisterschaft an elf Standorten (!) haben. Bemerkenswerterweise ist zu diesem Thema seitens der Europäischen Fussball-Union (UEFA) derzeit nichts zu vernehmen. Der unter dem Einfluss von «Corona» nur noch rudimentär stattfindende Sport hat selbstverständlich nicht nur Auswirkungen auf das wirtschaftliche Niveau in der Rechteverwertung (so ist z.B. vielerorts das in vielen Klubs einträgliche Merchandising praktisch zum Erliegen gekommen). Unbesorgt, was die Vermarktung des Filet-Stücks im internationalen Fussball angeht, zeigt sich derzeit der Weltfussballverband (FIFA). Dass bei länger anhaltender Pandemie auch die WM-Endrunde 2022 in Katar bzw. deren wirtschaftliche Verwertung gefährdet sein könnte, ist dem Verband offenbar (noch) kein Gedanke wert. Das Interesse schon an WM-Ausscheidungsspielen ohne Zuschauer könnte bald einmal einen massiven Knick erleiden.