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Investoren-Einstieg im Deutschen Professional-Fussball?

causasportnews / Nr. 1018/05/2023, 19. Mai 2023

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(causasportnews / red. / 19. Mai 2023) Die Entscheidung um den Deutschen Fussball-Meister naht, doch das ist nicht nur das derzeit alles dominierende Gesprächsthema im Land einer der besten Fussball-Ligen Europas. Demnächst wird in Deutschland darüber befunden, ob ein privates Investment-Unternehmen 12,5% an der Medienvermarktung der DFL Deutsche Fussball Liga GmbH (DFL) erwerben soll und darf. Eine Bejahung durch die Liga würde eine kleine Revolution im professionellen Fussball-Geschäft bedeuten. Entsprechend sind die Ansichten geteilt, ob die Professional-Liga die Türen erstmals in ihrer Geschichte für Investoren öffnen soll.

Die DFL, der Zusammenschluss der 36 Klubs, welche das operative Geschäft der Liga mit ihren Klubs der Bundesliga sowie der 2. Bundesliga betreibt, kann beim Einstieg des zur Diskussion stehenden Private-Equity-Unternehmens für den Verkauf von 12,5% an den Medien-Vermarktungsrechten der Liga mit einem Finanzschub von zwei Milliarden Euro rechnen. 300 Millionen gingen an die Klubs der DFL, der Restbetrag würde gemäss DFL-Planung zur Verbesserung der Auslandsvermarktung und für infrastrukturelle Fussball-Projekte verwendet werden.

Ein Investoren-Einstieg im Deutschen Professional-Fussball würde zweifelsfrei das Gesicht und den Charakter der DFL (etwas?) verändern. Das ist im Sport ein Phänomen, das sich immer wieder zeigt. So war es etwa in der Formel 1, als 2016 das amerikanische Medienunternehmen «Liberty Media Corporation» die globale Rennserie im Vollpaket übernahm. Was die Amerikaner reich und die Formel 1 steril machte. Doch die Rennserie boomt seither ungebremst. Doch ein Unterschied zwischen Fussball und dem Automobilrennsport ist signifikant: Im Fussball dominieren Menschen und spielen Emotionen die Hauptrolle, im Automobilrennsport steht das komplexe Sportgerät Auto im Zentrum; es könnte die Behauptung aufgestellt werden, dass im «Red Bull» wohl auch ein Schimpanse Weltmeister würde; die Formel 1 ist immer noch eine Fahrer-Weltmeisterschaft, auch wenn eine Konstrukteuren-Wertung geführt wird.

Zurück zum Fussball und zu den Fans, welche in Deutschland mehrheitlich gegen das zur Diskussion stehende Investoren-Modell sind: Beim Einstieg von Investoren in den Fussball wird eine Fussball-Entfremdung des Publikums im Zuge dieser Neuerung befürchtet. Zudem wird auf die Gefahr hingewiesen, dass Investoren im Fussball auf den sportlichen Wettbewerb und die Spielpläne Einfluss nehmen könnten. Diese Befürchtung kann allerdings wieder relativiert werden, weil z.B. schon seit geraumer Zeit aus wirtschaftlichen Gründen auf gleiche Anspielzeiten im Bundesliga-Fussball (die «heilige» Anspielzeit am Samstag, 15:30 Uhr, für alle Partien ist längst Geschichte) verzichtet wird.

Am 24. Mai 2023 soll nun im Rahmen einer DFL-Versammlung darüber befunden werden. Für die Annahme der Vorlage müssten zwei Drittel der Klubs stimmen; dann erst könnten die finalen Verhandlungen zwischen der DFL und dem Investor beginnen. Gemäss Medienberichten sollen sich aus der Bundesliga zwei Klubs gegen das Unterfangen geäussert haben (der 1. FC Köln und der FC Augsburg, wie die BILD-Zeitung vermeldet); dafür wird selbstverständlich der «Red Bull»-Klub RB Leipzig votieren. Sagen neben Köln und Augsburg noch genügend weitere Klubs der 2. Bundesliga Nein zur Vorlage, ist das Thema «Investoren» in der DFL (einstweilen) vom Tisch. Es käme dann im Rahmen der DFL allenfalls sogar zu einem Bruch zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga.

Opportunistische DFB-Justiz: Schuld war nur der Schiedsrichter!

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(causasportnews / red. / 8. April 2022) Die Entscheidung war vorauszusehen, spätestens, als der Trainer des FC Bayern München, Julian Nagelsmann, dem SC Freiburg, der sich erlaubt hatte, nach dem sog. Einwechselfehler des Rekordmeisters aus München Protest gegen die Spielwertung in Freiburg (1:4 für den FC Bayern München) einzulegen und diesen Schritt quasi als Unfairness gegeisselt hatte. Wer hätte sich hier im DFB-Sportgericht in die Nesseln setzen und die Nobel-Truppe aus Bayern ins Unrecht versetzen wollen? So kam es, wie erwartet. Der sog. Einwechselfehler, der dazu führte, dass der FC Bayern während 17 Sekunden gegen den SC Freiburg mit 12 Akteuren auf dem Platz stand, hat für die Münchner keine Folgen. Schuld war nur der Schiedsrichter, der nun vom DFB-Sportgericht hart kritisiert wird, dass der FC Bayern diesen Einwechselfehler, der keiner war, begangen hatte. Dabei ging es gar nicht um die Auswechslung an sich, sondern darum, dass der FC Bayern München mit einem Mann zuviel auf dem Platz stand; es war die Folge einer missglückten Auswechslung also. Der Einwechselfehler, wie er nun (unkorrekterweise) genannt wird, zeitigte einzig diese Folge, dass für den FC Bayern ein Mann zuviel im Einsatz war; auch wenn es nur 17 Sekunden waren. Und auf die kommt es letztlich an. Dass nun das DFB-Sportgericht die Reinwaschung des FC Bayern München damit begründet, der schuldhafte Einsatz eines nicht einsatzberechtigten Spielers liege beim Schiedsrichtergespann um Christian Dingert und insbesondere beim 4. Offiziellen, Arno Blos, ist einigermassen skurril. Diese Fehlentscheidung ist in zweierlei Hinsicht tragisch: Der Trainer einer Mannschaft ist verantwortlich, wen er wann auf den Platz schickt und wen er wann herausbeordert (so werden oft geniale Einwechseleinfälle der Trainer bekanntlich lautstark bejubelt). Dass sich nur 11 Akteur der Mannschaft auf dem Platz befinden dürfen, ist ebenso evident (und entspricht dem Regelwerk) wie die Vorgabe, dass der Trainer etwa nur qualifizierte Spieler (Akteure mit Spielberechtigung) einsetzen darf. Wie nun das Sportgericht juristisch und verbal auf die Schiedsrichter einprügelt, ist mehr als nur peinlich und hängt wohl mit der bekannten, deutschen Opportunitäts-Sportgerichtsbarkeit zusammen. Es kommt hinzu, dass gerade auch die Sportjustiz den Schiedsrichter bei seiner nicht leichten Aufgabe schützen und ihn nicht desavouieren sollte. Aber wer mag sich schon (auch juristisch) mit Julian Nagelsmann und dem mächtigen FC Bayern München anlegen? So vermeldete der SC Freiburg umgehend nach dem Bekanntwerden der DFB-Entscheidung des Sportgerichts einigermassen verzwergt, man werde die Entscheidung akzeptieren. Wen wundert’s? Es gilt realistischerweise auch hier: Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen. Dem SC Freiburg kann bei dieser Konstellation in der Tat kein Verschulden nachgesagt werden. So bleibt, weil der FC Bayern München in solchen Situationen quasi «untouchable» ist, nur der Schiedsrichter, dem es nun geht wie den Akteuren in Johann Strauss’ «Fledermaus»: Schuld war für einmal nicht der Champagner, sondern einzig und alleine der Schiedsrichter, der vom DFB-Sportgericht, quasi als Fledermaus verkleidet, vorgeführt wurde. Ein Schelm ist natürlich wer denkt, das Verdikt gegen den SC Freiburg, den Klub des im Streit aus dem DFB-Präsidium ausgeschiedenen Fritz Keller, sei eine Retourkutsche aus Frankfurt…

Der Sport im «Omikron»-Würgegriff

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(causasportnews / red. / 23. Dezember 20921) Das war vorauszusehen, doch (fast) niemand wollte und will es wahrhaben: Die «Omikron»-Mutation von «Corona» wütet in Europa, und ein Ende ist nicht abzusehen. Im Gegenteil. In den Ballungsgebieten, wie Zürich, geht nach Experten-Schätzungen bald ein Drittel der «Corona»-Ansteckungen auf das Konto dieser höchst ansteckenden Virus-Mutation. Weil die Fest- und Feiertage bevorstehenden und die Entscheidträger keine «Festfreuden-Verderber» sein wollen und mit Blick auf die an sich dramatische Lage den Ball flach zu halten gewillt sind, wird das Leben durch Entscheide aus der Politik (noch) nicht eingeschränkt, obwohl dies aufgrund der katastrophalen Situation längst geschehen müsste. Das Leben pulsiert beinahe wie immer, es wird eifrig versucht, «Corona»-Massnahmen zu umgehen, Tests zu manipulieren, und die Schweiz übt sich darin, Touristinnen und Touristen aus England zu hofieren, aus dem Land im Katastrophen-Modus, in welchem die bisher gefährlichste aller «Corona»-Varianten dominiert. Kein Virologe zweifelt, dass es nach den Feiertagen und dem Jahreswechsel knüppeldick kommen wird. Ebenso sicher ist es, dass bis dann mit an sich dringlich notwendigen Massnahmen zugewartet wird. Spätestens anfangs Januar 2022 wird das öffentliche und private Leben dann massiv heruntergefahren.

«Omikron» nimmt auch den Sport immer mehr in den Würgegriff.  Die Zahl der Individual-Sportlerinnen und Sportler (so etwa Granit Xhaka, Niklas Süle, Lara Gut-Behrami, Belinda Bencic) die an «Corona» erkrankt sind, nimmt rasant zu, und in Mannschaftssportarten können Sportveranstaltungen nicht mehr störungsfrei ausgetragen werden, weil etwa Teams mangels einsatzfähigen Personals nicht mehr vorgabekonform zusammengestellt werden können (HC Ambri-Piotta, Genève-Servette HC; die NHL-Professionals, die wegen «Corona» auf eine Turnier-Teilnahme an Olympia in Peking verzichten). Längst hat man aufgehört, die «Omikron-Fälle» zu zählen.

In Anbetracht der katastrophalen Lage auch im Zuge der «Omikron»-Mutation sind Einzelschicksale aus dem Sport aus den täglichen Schlagzeilen verschwunden. Zum Beispiel Joshua Kimmich, der sich zuerst als Impfverweigerer einen Namen machte, dann positiv auf das «Corona»-Virus getestet wurde und nun offenbar derart an Folgeschäden leidet, dass er das Fussballspielen mindestens bis Ende des Jahres vergessen kann. Er wird dann, sobald er wieder einsatzfähig sein wird, so oder so vor leeren Zuschauerrängen auftreten. Die Deutsche Bundesliga, der Deutschen liebstes Kind, hat soeben die Order aus der Politik erhalten, die Partien künftig ohne Publikum auszutragen. Weitere Massnahmen und vor allem Einschränkungen des sportlichen Lebens werden in den zentraleuropäischen Ländern folgen.

Nur bezüglich des grössten sportlichen Anlasses im kommenden Jahr, der vom 4. bis zum 20. Februar 2022 in Peking über Schnee und Eis gehen soll, herrscht vornehmes Schweigen. Darüber, ob der Anlass in rund 5 Wochen in der chinesischen Metropole, nur etwas mehr als 1000 Kilometer von Wuhan entfernt, ausgetragen werden kann, verlautet gar nichts, etwa auch nicht seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOK). Wetten, dass die Spiele trotz immer bedrohlich werdender Weltlage zufolge «Corona» (nur ausserhalb Chinas selbstverständlich), plan- und termingerecht durchgeführt werden? Geht es um Sport, resultiert eine Abwägung zwischen Wirtschaft und der ehemals schönsten Nebensache der Welt, die, ähnlich wie «Corona» und mit Blick auf «Omikron», längst zur Hauptsache mutiert ist, immer so, dass der Sport gegenüber der Gesundheit der Menschheit prävaliert. Wäre es anders, hätten schon längst die medizinischen Fachleute die Bekämpfung von Krise und Virus übernommen.  

Fussball im „Corona“-Zeitalter: Eine andere Form der Relativität

(causasportnews / red. / 29. August 2020). Dass die „Corona“-Pandemie und deren Bekämpfung nationale Phänomene sind, liegt auf der Hand. Noch nie ist den Befürwortern grenzüberschreitender Lösungen und Massnahmen aller Art derart drastisch vor Augen geführt worden, dass die Bedeutung der Nationalstaaten trotz flächendeckender Europa-Euphorie alles andere als marginal geworden ist. So wird der Kampf gegen die unberechenbare Seuche national geführt, das wurde offenkundig, als die einzelnen Ländern anfingen, vor allem Schutzmasken nur noch für sich selber zu beschaffen. Die Bekämpfung von COVID-19 erfolgt rund um den Globus national. Diese Situation hat auch Auswirkungen auf den Sport. Beispielsweise auf den organisierten, professionellen Fussball. Soeben ist bekannt geworden, dass eine der besten Fussball-Ligen der Welt, die Deutsche Fussball-Bundesliga, ihre Spiele bis Ende Oktober grundsätzlich ohne Zuschauer/innen austragen wird (das gilt auch für die 2. Bundesliga). Anders die Schweiz: Es kann gemäss behördlichen Ankündigungen gemutmasst werden, dass die Stadien bereits ab 1. Oktober bis zu zwei Dritteln gefüllt werden dürfen. Eine verkehre Welt ohne jegliche internationale Harmonisierung also? Dieser Schluss liesse sich aufdrängen, wenn die Fallzahlen in Deutschland und in der Schweiz betrachtet und verglichen werden. Diese liegen im Durchschnitt in der Schweiz weit höher als in Deutschland. Doch die Deutsche Bundesliga weist einen ganz anderen Stellenwert auf als der Fussball in der Schweiz; immerhin sind doch einige, wichtige Schweizer Fussballspieler bei deutschen Klubs unter Vertrag. Viele Rückschlüsse lassen die Zuschauerzahlen zu. Die Öffnung dieser Sportveranstaltungen für das Publikum dürfte jedenfalls unter dem Damoklesschwert von COVID-19 relativiert zu betrachten sein. Immerhin leben 83 Millionen Menschen in Deutschland, in der Schweiz sind es lediglich 8,5 Millionen, davon rund eine Million eingewanderte und eingebürgerte Deutsche. Die „Allianz-Arena“ in München mit rund 75 000 Zuschauern wäre bei einer 2/3-Auslastung immer noch eine gewaltige Massenveranstaltung mit 50 000 Besuchern. Von solchen Zahlen kann in der Schweiz (im Rahmen ordentlicher Verhältnisse) generell nur geträumt werden. Im Stadion des Meisters BSC Young Boys Bern kann etwas mehr als 30 000 Zuschauern Einlass geboten werden. Bei einer Stadion-Frequentierung von zwei Dritteln sind dies erst 20 000 Zuschauer. Die Verhältnisse und die Dimensionen in den beiden Ländern sind schlicht nicht vergleichbar. Deshalb entspricht es einer gewissen Logik, dass in Deutschland aufgrund der Pandemie-Lage die Stadien erst Ende Oktober wieder grosszügiger geöffnet werden sollen. Der Vergleich zwischen den beiden Ländern manifestiert eine andere Form der Relativität.

Arminia Bielefeld wieder erstklassig – 50 Jahre nach dem Skandal

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(causasportnews / red. / 10. Juli 2020) Seit kurzem ist bekannt, dass Werder Bremen auch in der kommenden Bundesliga-Spielsaison in der obersten Spielklasse mittun wird. Neu dabei sein werden der VfB Stuttgart, der nach kurzer Zeit in der 2. Liga wieder erstklassig geworden ist, und, für viele nicht zwingend erwartet, der Tabellenerste der 2. Bundesliga, Arminia Bielefeld. Alte Fussball-Fans erinnern sich bei diesem Namen sofort an den vor rund 50 Jahren aufgeflogenen „Bundesliga-Skandal“, in dem Bielefeld eine wesentliche Roll gespielt hatte. Es ging unter anderem um den Abstiegskampf in der Bundesliga-Saison 1970/71 und um ein denkwürdiges Spiel, das Arminia Bielefeld gegen Schalke 04 auswärts 1:0 gewonnen hatte. In feuchtfröhlicher Stimmung liess der damalige, schillernde Präsident von Kickers Offenbach, Horst-Gregorio Canellas, die „Katze“ aus dem Sack und bot die Initialzündung für die nachfolgenden, umfassenden Fussball-Ermittlungen durch den legendären DFB-Chefankläger Hans Kindermann. Die Untersuchung ergab, dass u.a. für den Sieg in Gelsenkirchen 40 000 Mark aus Bielefeld geflossen waren. Im Zuge dieses ersten, grossen Skandals der Nachkriegszeit um manipulierte Fussballspiele in der Bundesliga setzt es bei den Beteiligten, massgeblich involviert war in die Vorkommnisse auch Rot-Weiss Oberhausen, Dutzende von Spieler- und Trainer-Sperren ab. Der „Bundesliga-Skandal“ ist längst Geschichte. Aktuell lässt sich wohl risikolos die Behauptung aufstellen, dass der jetzige Aufstieg von Arminia Bielefeld mit rein sportlichen Mitteln Tatsache wurde. Immerhin beendeten die Kicker aus der etwas mehr als 300 000 Einwohner zählenden Stadt in Nordrhein-Westfalen die Meisterschaft in der 2. Bundesliga souverän auf Platz 1 – mit immerhin zehn Punkten Vorsprung auf den VfB Stuttgart. Der renommierte Hamburger SV hatte 2019/20 nicht den Hauch einer Chance, den Bielefeldern oder den Stuttgartern im Kampf um den Aufstieg gefährlich zu werden.

Der Fussball zurück in der Normalität (?)

© Nummer 17

(causasportnews / red. / 18. Mai 2020) Seit dem vergangenen Wochenende befindet sich der Professional-Fussball zurück in der Normalität. Wirklich? Die Vorzeige-Liga Europas, die Deutsche Bundesliga, hat es vorgemacht, wie es geht. Und es geht! Schon der ehemalige FIFA-Präsident Joseph Blatter hat es immer gesagt: Wenn es nicht mehr weitergeht, muss es der Fussball richten. Letzterer hat es gerichtet in Deutschland. In der Tat schafft das nur der Fussball: In die Normalität zurückkehren bei anormalen Verhältnissen, die jedoch real immer noch vorherrschen. Das Volk und eine Vielzahl seiner Sprachrohre haben es verlangt – und so die wichtigste Bespassungs-Industrie Deutschlands zu neuem Leben erweckt. Wer es beim Bundesliga-Auftakt nicht oder weniger gut fand, dass in dieser Kampfsportart die Grundsätze, an die sich jede Frau und jeder Mann im Alltag halten sollten, zur Theorie wurden, ist von der Volksseele und ihren Sprachrohren niedergeschrien oder in die Schranken gewiesen worden. Schliesslich war in den leeren Stadien alles paletti – die Fans vergnügten sich anderswo und anderswie. Polizei und Politiker/innen lobten die vorbildliche Haltung der Fans. Körperkontakt in den Restaurant, Bars und Erholungsräumen statt in den Stadien war angesagt. So spielt der Fussball im engeren Sinne weiterhin glaubwürdig seine Vorbildrolle. Und mit dem unsichtbaren, aber immer noch grassierenden Virus verhält es sich fast wie mit dem ungläubigen Thomas, der erst glaubte, als er seinen Finger in die Wunde von Jesus Christus legen konnte. Ignorieren wirkt oft Wunder.

Der derzeitige Gang zurück in die Normalität treibt auch neben den Fussballstadien spezielle Blüten. Nach Wochen, in denen Politiker/innen Geld ohne Ende auch über den organisierten Sport ausschütteten, ist nun das grosse (und teils böse) Erwachen gekommen. Kaum mehr jemand weiss etwa in der Schweiz, wieviel hundert Millionen Franken bis jetzt gesamthaft dem Sport versprochen worden sind; Bundesrat und Parlament überbieten sich diesbezüglich in Grosszügigkeit; die Gewaltenkontrolle ist zur Farce verkommen. Die dem Sport in der vergangenen Woche überdies zugesicherten 350 Millionen Franken entpuppen sich allerdings immer mehr als regelrechtes „Danaergeschenk“, nachdem es zuerst den Eindruck gemacht hatte, es ging nun im Sport zu und her wie nach einem Banküberfall: Nach diesen Taten verkrachen sich die Räuber/innen regelmässig, wenn es um die Verteilung der Beute geht. Jetzt ist allerdings mit Blick auf den Fussball in der Schweiz bei den Professional-Klubs so etwas wie Ernüchterung eingekehrt. An die am besten gefüllten Honigtöpfe gelangen diese kommerziellen Unternehmen nur, wenn sie die Löhne des kickenden Personals in den nächsten drei Jahren um mindestens 20 Prozent senken. Das wollen die Klubs aus verschiedenen Gründen selbstverständlich nicht. Man beabsichtigt weiterhin an einem Produkt festzuhalten, das sich konventionell nicht finanzieren lässt. Ausfälle und rote Zahlen werden mit Jammern, rührigen Mäzenen und oft halbseidenen Investoren wettgemacht; diese dürfen im Moment, wie das nun besiegte Virus, auch aus China kommen, wie es soeben der Zürcher Grasshopper Club vorexerziert hat (causasportnews vom 14. April 2020 ). Diese Entwicklungen belegen vor allem eines: Auch hier kehrt der Fussball in die Normalität zurück; in die Normalität, wie wir sie vor „Corona“ kannten. Die Bundesliga ist seit dem Wochenende jedenfalls wieder die traditionelle, erfolgreiche Geldmaschine, die auch ohne Fans wieder zum Funktionieren gebracht worden ist.

Der Deutschen liebste Kinder

© Daniel Timm

(causasportnews / red. / 10. Mai 2020) Nein, eine Hungersnot brachte uns „Corona“ nicht, die Hamsterkäufe zu Beginn der Pandemie erwiesen sich als überflüssig, und nun herrscht, beim angesagten Abflauen der Krise und mit der Lockerung des „Shutdown“, Aufbruchstimmung. Wenn es um die Bespassung der Menschheit geht, die getreu dem zweiten Teil des Mottos „panem et circenses“ (Brot und Spiele) nun wieder im Vordergrund steht, erträgt es keine Kompromisse. Deshalb ist nun auch der Druck gegenüber dem Staat, der das Leben der Menschen aus purer Lust am Quälen unverschämterweise eingeschränkt hat, für diesen unerträglich geworden: Der Staat kapituliert vor dem Volkswillen und dem Volkszorn. Zum Beispiel, was des Deutschen liebstes Kind Nummer 1 anbelangt: Die Fussball-Bundesliga, die es ab dem nächsten Wochenende den kickenden Millionären in kurzen Hosen wieder ermöglicht, ranzugehen; wenn auch in absentia von Zuschauern. Wichtig ist, dass die Show im Kleinformat weitergehen kann. Die Deutsche Fussball-Liga (DFL) will das so – es geht schliesslich um hunderte von Millionen Euro. Nur das zählt. Und wer sich dem Willen der DFL-Macher widersetzt, der weiss um die Konsequenzen. Wie etwa der deutsche Innen- und Sportminister aus Bayern, Horst Seehofer, der vor wenigen Tagen eingeknickt ist und sich für die umgehende Weiterführung der Bundesliga ausgesprochen hat. Kaum wegen des FC Bayern München, der die Meisterschale 2019/20 so oder so holen wird. Vielmehr aus politisch-opportunistischen Gründen: Gegen den Fussball zu sein bringt keine Wählerstimmen. Da wird ein bisschen Körperkontakt auf dem grünen Rasen auch in Kauf genommen – ungeachtet der Patentrezepte, wie „Corona“ beizukommen ist: Hygiene und „Distancing“. Das letzte Gebot tönt natürlich wenig bayrisch; schliesslich heisst es in München und Umgebung ja auch nur „mia san eben mia“. Deshalb hat der Angehörige der bedeutendsten Risikogruppe, der 70jährige Horst Seehofer wohl auch nicht verinnerlicht, dass Fussball alles andere als distanziert abläuft, sondern eine Kampfsportart mit Voll-Kontakt ist. Kritiker der „Öffnung“ in der Bundesliga finden natürlich kaum Gehör oder werden mundtot gemacht, und der warnende Philosoph Gunter Gebauer, der so die Vorbildfunktion des Fussballs ins Zentrum seiner Antithese zur aktiven Bundesliga setzt, wird (diesmal) mit seinen 76 Jahren als nicht zu hörender Parteivertreter der entsprechenden Risikogruppe abqualifiziert. Vollkontakt im Sport also „Ja“, „Distancing“ im Fussball „Nein“. Und die Spieler? Diese halten sich mit Äusserungen zur Aufnahme des Spielbetriebs kluger- oder gezwungenermassen zurück. In der Schweiz wurden Spieler befragt, ob sie unter den vorgegebenen Bedingungen gerne wieder wettkampfmässig kicken würden. Die Mehrheit sei dagegen, verlautet aus Kreisen der Spielergewerkschaft. Dem sei nicht so, kontert unvermittelt die Vereinigung der Spieleragenten. In der Schweiz stehen die Sterne eher auf Nicht-Wiederaufnahme des Professional-Spielbetriebs. In keinem Fall wird die Fussball-Meisterschaft bis zum 30. Juni 2020 beendet werden können, was mit Blick auf eine zeitliche Meisterschaftsverlängerung zusätzlich zumindest arbeitsvertragliche und transferrechtliche Konsequenzen hätte. Verschiedene Länder – verschiedene Usanzen. „Corona“ hat nicht nur das Leben im Allgemeinen entschleunigt, sondern den Fussball entglobalisiert. Die „Champions League“ (CL) ist zum historischen Relikt geworden – im Fernsehen werden die besten CL-Spiele von früher als historische Konserven präsentiert.

Die Entglobalisierung gefährdet hingegen akut das zweite, wichtige Bespassungs-Segment der Deutschen: Der jährliche Urlaub in Italien, Spanien, in der Türkei oder noch weiter weg dürfte in diesem Jahr schlicht ausfallen. „Costa Corona“ also auf Rügen statt Küsten im Süden. Selbstverständlich „würden“ die Deutschen wollen, doch die Disposition des Urlaubs ausserhalb Deutschlands liegt nicht alleine in der Entscheidungssphäre der Deutschen. Das ist evidentermassen eine Folg der Entglobalisierung des Lebens zufolge der „Krise“. Im Moment wird national über die Öffnung der Grenzen entschieden. Wie sich diese Einschränkung der persönlichen Freiheiten und Bedürfnisse auswirken werden, dürfte schon bald zu spüren sein. Gebeutelt sind in dieser Hinsicht übrigens auch die Schweizer, welche von der Regierung angehalten werden, den Sommerurlaub – horribile est dictu et auditu – im eigenen Land zu verbringen. Der entsprechende Aufruf: „Machen Sie Ferien im eigenen Land“ wird aber dennoch als Anordnung zur kollektiven Reiseverweigerung und natürlich als rechtswidrig qualifiziert. Allerdings gibt es vielleicht doch Schlimmeres auf der Welt, als Urlaub im eigenen Land verbringen zu müssen

Besch…Lage

Sebastian Kurz: Die personifizierte „good governance“ (© Raul Mee)

(causasportnews / red. / 15. März 2020) Innerhalb weniger Tage ist das Horror-Szenario globale Realität geworden: Das „Coronavirus“ hat der Welt eine Pandemie beschert, wie sie unser Planet noch kaum jemals in ähnlicher Art und Weise in punkto Intensität und Auswirkungen erlebt hat. In vielen Teilen der Welt, so auch in Europa, legt der unheimliche, unbekannte und nicht wahrnehmbare Gegner das Leben weitgehend lahm. Auch der Sport musste innerhalb weniger Tage definitiv vor den Gegebenheiten kapitulieren und findet aktuell kaum mehr statt. Wenn sich die Deutsche „Bundesliga“, wie jetzt, dem Virus geschlagen gibt, ist die Lage an Dramatik in der Tat nicht mehr zu überbieten. Der Sport hat im Moment für die Menschen jegliche Bedeutung verloren; er ist uninteressant geworden. Die Angst dominiert – verständlicherweise. In den elektronischen Medien ist der Sport kaum mehr ein Thema; in den Gazetten und Magazinen existiert die (aktuelle) Sport-Berichterstattung logischerweise auch nicht mehr. In der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“) wird die Sport-Politik sinnigerweise unter der Kopfzeile „CORONAVIRUS“ abgehandelt. Da die Spalten trotz allem gefüllt werden (müssen), bleibt dennoch Raum für viel Unnützes, Überflüssiges und Peinliches. So kommen etwa neuerdings „Zeitzeugen“ des Sportes zu Wort; diese haben die Medien allerdings nicht gesucht; es ist umgekehrt. Sie verhelfen den Zeitungen über das sportlich-mediale Interregnum hinweg. So etwa die Ski-Trainer-Legende Karl Frehsner, diskussionslos eine grosse Persönlichkeit der Sport-Zeitgeschichte. Offenbar leicht gereizt hat er dazu Hand geboten, dass die „NZZ“ immerhin zwei Interview-Seiten produzieren konnte. Es war ein Interview, das einerseits gezeigt hat, weshalb Karl Frehsner über einen beeindruckenden Erfolgsausweis, dank seiner konsequenten, kompromisslosen Art verfügt; anderseits wird im Interview die Absurdität der Sport-Berichterstattung im Zeitalter von „Corona“ manifest. Als der über 80jährige Österreicher mit Wohnsitz in der Schweiz gefragt wurde, wann er, derzeit immer noch tätig für „Swiss Ski“, in seinem Alter endlich aufhören wolle, sagte er in seiner gradlinigen, schnörkellosen Art das, was auch als Abbild der momentanen Stimmungslage im Zeitalter von „Corona“ gelten kann, knapp und knackig: „Das geht Sie einen Scheissdreck an.“ („NZZ“ vom 11. März 2020).- Dem ist an sich mit Blick auf die derzeitige Lage in der Welt und im Sport nichts mehr hinzuzufügen. Ausser vielleicht das: Auch diese Krise wird vorübergehen – wann, weiss niemand. Und diesbezüglich kommt dem Krisenmanagement in den Ländern (nota bene: Die EU hält sich vornehm zurück) besondere Bedeutung zu: Beeindruckend souverän, sachlich, engagiert, unermüdlich und empathisch händelt die Krise der Landsmann von Karl Frehsner, der Österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz. Er ist omnipräsent auch in der Öffentlichkeit, erklärt permanent angeordnete Massnahmen, übt Demut und äussert sich zudem dankbar gegenüber denjenigen, auf denen alle unsere Hoffnungen mit Blick auf die Krisenbewältigung ruhen. Fürwahr ein Mann, dem nicht nur die eigenen Anhänger/innen vertrauen (können)! Und der auch, im Gegensatz zu anderen Politikern in verschiedensten Ländern, am Wochenende Flagge zeigt. Der erstaunliche, intelligente Jung-Star auf der politischen Bühne ist ein Vorbild etwa für die Deutsche Bundeskanzlerin, die auch in dieser Situation abgetaucht ist. Ganz zu schweigen auch von der Schweizerischen Landesregierung, die auf der ganzen Linie versagt und sich, wie gewohnt, opportunistisch scheut, die richtigen und griffigen Massnahmen anzuordnen, etwa die seit Wochen fällige Grenzschliessung zu Italien im Tessin, eine Massnahme, von der mit Blick auf das Wohl von Grenzgängern abgesehen wird. Derweil sich die Lage in der Schweiz im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern täglich zuspitzt, was nicht wundert, weil auch die zu milden Massnahmen der Schweizer Regierung zum Teil nicht einmal durchgesetzt werden. Sie will Gutes tun und erreicht das Gegenteil. Die „NZZ“ beschreibt die Wirklichkeit auch hier so, wie sie sie sehen möchte (und nicht so, wie sie ist), z.B. auf der Frontseite in der aktuellen Wochenendausgabe: „Der Bundesrat beweist in der Krise Führungsstärke“ („NZZ“ vom 14. März 2020) – es darf trotz Krise zwischendurch gelacht werden. „Felix Austria!“ also – und „Quo vadis Deutschland und Schweiz?“, könnte die politische Lage auf den Punkt gebracht werden. „good governance“ ist in Krisensituationen nicht nur Glücksache. Fehlt sie, wird offenkundig, wie eng sie an den Begriff „Fähigkeit“ gekoppelt ist. Ohne Zweifel, die Lage ist besch…, um einigermassen an die Terminologie von Karl Frehsner, dem „Eisernen Karl“ aus dem Skisport, anzuknüpfen. Aber die Menschheit muss hier durch.

Parallelwelten (auch) im nationalen Sport

(causasportnews / red. / 3. März 2020) In welcher Welt der Parallel-Welten wir leben, belegten die Informationssendungen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in der Schweiz und in Deutschland am vergangenen Sonntagabend. Zuerst die „Tagesschau“ des Schweizer Fernsehens: Das „Coronavirus“ war das dominierende Thema dieser Ausgabe. Nicht, wie sonst üblich, fehlte in der stark beachteten Informationssendung der „Sportblock“ zum Sonntagabend. Kein Wunder, zum Wochenende hatte die Schweizer Regierung die Durchführung grösserer Sportveranstaltungen, insbesondere in den Disziplinen Fussball und Eishockey, zur Vermeidung von Ansteckungen verboten (vgl. auch causasportnews vom 28. Februar 2020)  – die Eishockeyaner trugen „Geisterspiele“ aus, also Matches ohne Zuschauer (faktisch entspricht das vor allem in der serbelnden Challenge League der Swiss Football League der dort herrschenden Usanz, weil die Spiele durchwegs so oder so unter Zuschauerschwund leiden). Dann kurz darauf die „ARD“: Für die „Tagesschau“ im „Ersten“ war das Virus schlicht kein Thema. Umsomehr aber der Sport, vor allem die „Bundesliga“, die ausgetragen wurde, wie wenn es das „Coronavirus“ nicht geben würde. Der Fernsehkonsument rieb sich verwundert die Augen: Ist das global wütende Virus in der Schweiz wirklich weit gefährlicher als in Deutschland? Und sind Zehntausende in den Stadien in Deutschland weniger der Ansteckungsgefahr ausgesetzt als die wenigen tausend Zuschauer auf helvetischen Fussballplätzen? Offenbar spielte der sonst vor allem von der Schweizer Regierung in allen Fragen des täglichen Lebens geförderte internationale Austausch in dieser Situation überhaupt nicht. Vielleicht entspricht er auch nicht der Notwendigkeit. Es sind wohl einfach Parallelwelten in einer Welt der Parallelwelten im Allgemeinen.

Aus einem anderen Grund hätte man sich allerdings gewünscht, die „Bundesliga“ hätte am vergangenen Wochenende ebenfalls Pause gemacht. In mehreren Stadien wurde das Feindbild des kommerziellen Fussballs in Deutschland ins Visier genommen: Dietmar Hopp, der Mäzen des TSG Hoffenheim. Konsterniert musste zur Kenntnis genommen werden, dass der seit geraumer Zeit in der Öffentlichkeit angefeindete Milliardär gleichsam zum Abschuss freigegeben worden ist. Todesdrohungen und Aufforderungen zur Gewalt gegen den bald 80jährigen Unternehmer kamen vor allem in einer bisher nicht erlebten Form von „Fan“-Seiten. Dabei hat der Mann nichts gemacht, ausser seit Jahren den Sport grosszügig finanziert; und er versteckt sich nicht. „Kreuzigt ihn“, hätte es vor rund zweitausend Jahren wohl geheissen. Dietmar Hopp gilt als Inbegriff des kapitalistischen Sportes, weshalb ihm auch Neid und Missgunst entgegen schlagen. Doch was in den Stadien seitens der „Fans“ aufgeführt wurde, geht überhaupt nicht. Da nützen auch Solidaritätsbezeugungen seitens verschiedener Fussballspieler (etwa von Bayern-München) und des Fussball-Managements in Deutschland wenig. Man lässt die kriminellen Elemente in den Fussballstadien in dieser Art wüten und gewähren. Das Virus „Bundesliga“ ist offenbar stärker als das „Coronavirus“ und andere negativen Phänomene. Es hat sich nach dem entladenen Hass gegen Dietmar Hopp offenbar auch kein Politiker (weshalb eigentlich nicht?) hierzu in diesem Sinne geäussert, dass diese menschenverachtende und kriminelle Eskalation die Auswirkungen von was auch immer sei. Ein adäquater Kausalzusammenhang mit den Aktivitäten der Alternative für Deutschland (AfD) war jedenfalls nicht auszumachen. Das Land hat offensichtlich gegen diese Form von Gewalt und misanthropischem Verhalten kapituliert. Deutschland einmal mehr in der „Nacht“ – so würde das wohl Heinrich Heine bei Betrachtung dieses Stellvertreter-Bürgerkrieges und dieser widerlichen Form des Klassenkampfes in den Stadien sehen. Es gibt nur ein Mittel, um solche Exzesse im (Fussball-)Sport, die offenbar zur mehr oder weniger geduldeten Gewohnheit werden, zu bekämpfen: Spielabbruch, sobald „Fans“ in dieser Weise agitieren (wie etwa bei Rassismus), oder Spiele unter Ausschluss von Publikum, oder überhaupt Spielverbote zwecks „Entgleisungs“-Prophylaxe.

Legendäre HSV-Uhr definitiv abgelaufen

Volksparkstadion Hamburg HSV Uhr

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(causasportnews / red. / 19. Juli 2019) An sich war der Abstieg des renommierten Hamburger Sport-Vereins e.V. (HSV) aus der 1. Fussball-Bundesliga vor etwas mehr als einem Jahr nur als Ausrutscher gedacht, doch nun sind alle Illusionen definitiv geplatzt und Realismus an Stelle des Unglaublichen getreten. Der HSV hat den sofortigen Wiederaufstieg nicht geschafft und wird auch in der Saison 2019/2020 in der 2. Bundesliga spielen (vgl. dazu auch Causa Sport 2/2019, 221 ff.). Das hat Folgen. So ist bekannt worden, dass die legendäre Uhr im Volksparkstadion in Hamburg, welche bis vor einem Jahr die 1. Liga-Zugehörigkeit des als unabsteigbar geglaubten Klubs bis zur Sekundeneinheit angezeigt hatte, nicht nur vorübergehend gestoppt, sondern nun gleich die ganze entsprechende Installation abgebaut worden ist. Alles andere wäre auch lächerlich geworden, und die Klub-Verantwortlichen wurden offensichtlich gewahr, dass es sinnlos würde, die Zugehörigkeit des HSV zur 1. Bundesliga bis 2018 in irgendeiner Form weiter anzuzeigen oder die entsprechende Einrichtung quasi als Mahnmal dieser fussballerischen Apokalypse stehen zu lassen. Seit der Einführung der Bundesliga 1963/64 ist der HSV, eben bis zum letzten Jahr, nie abgestiegen und gehörte der 1. Bundesliga damit am längsten an. Das ist nun Geschichte, so, wie die Kult-Uhr im Stadion, welche bis zum Fall des Vereins in die Zweitklassigkeit Garantin für die als unendlich gehaltene zeitliche Dimension der HSV-Präsenz im fussballerischen Oberhaus zuständig war. Trotz dieses fussballerischen Malheurs vom letzten Sommer und dem verpassten Wiederaufstieg nach Abschluss der Saison 2018/19 hat sich der HSV für die bevorstehende Saison (erneut) das undiskutable Ziel gesetzt: Wiederaufstieg! Auf dass dann wohl bald wieder eine Uhr im Volksparkstadion in Gang gesetzt werden dürfte, welche die Liga-Zugehörigkeit der Hamburger in der obersten Spielklasse neu zu messen beginnen wird. Schau‘ mer mal, ob es der HSV 2020 schaffen wird – mit neuem Elan und weiterhin mit den Millionen von Vereins-Sponsor Klaus-Michael Kühne, der trotz seines Wohnsitzes in der Schweiz den HSV in seiner Heimat-Stadt Hamburg seit Jahren finanziell stützt.