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IOK windet sich mit Formalien aus der Kriegs-Verantwortung

(causasportnews / red. / 19. April 2022) Die(se) Reaktion war zu erwarten, doch dass sie so schnell kommen würde, verwunderte doch. Kurz vor dem Osterwochenende wurde bekannt, dass die Schweizer Sportministerin Viola Amherd auch im Namen von mehr als 30 Sportministerinnen und -minister vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) verlangte, die weltumspannende Sportorganisation möge sich nun doch von Funktionären des Sports aus Russland und Weissrussland trennen, bzw. diese aus dem globalen Funktionärssport ausschliessen (causasportnews vom 18. April 2022). Das IOK kam offensichtlich unter Druck und konnte das Problem völlig ungewohnt für einmal nicht aussitzen. Aus der IOK-Zentrale in Lausanne verlautete umgehend offiziell, dass russische und weissrussische Sport-Funktionäre weiterhin im Weltsport mittun dürfen. Ganz im Gegensatz zu den Sportlerinnen und Sportlern, die grundsätzlich vom internationalen Sport über die entsprechenden Verbände ausgeschlossen sind. Was die Mitglieder des Vereins IOK mit Sitz in Lausanne betrifft, kommt dem Präsidenten der Organisation, dem Deutschen Thomas Bach, die Vereinsstruktur des IOK entgegen. Mitglieder dieser Organisation sind 148 natürliche Personen, davon 103 stimmberechtigte Mitglieder. Deshalb, so der mit allen Wassern gewaschene IOK-Präsident und Jurist, bestehe kein Grund, sich von russischen und weissrussischen Funktionären zu trennen oder diese auszuschliessen, da sie als natürliche Personen nicht ihr Land vertreten würden. Recht hat natürlich der 68-jährige Deutsche, dem u.a. eine Nähe zum russischen Führer Wladimir Putin nachgesagt wird, in formaler Hinsicht. Thomas Bach kann etwa als Frank-Walter Steinmeier des Sports bezeichnet werden; beide Deutschen spielen mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands eine etwa gleich opportunistische, dubiose Rolle. Die für die Sportministerinnen und -minister geradezu brüskierende Antwort aus der IOK-Zentrale in Lausanne passt zum ehemaligen Fechtsportler Thomas Bach, der sich den Funktionärs-, Polit- und Wirtschafts-Filz immer wieder zu Nutzen macht. Die Stellungnahme des IOK trägt die Handschrift des Juristen Thomas Bach, der sich aus dieser heiklen «Causa» mit Struktur-Formalien bezüglich des IOK herauswindet. Wie wenn die Sportlerinnen und Sportler aus den beiden genannten Ländern, die derzeit vom aktiven Sport ausgeschlossen sind, ihr Land vertreten würden…

Etwas anders sieht die (Rechts-)Lage bei den Funktionären der internationalen Sportverbände aus. Diese müssten von den jeweiligen Verbänden ausgeschlossen werden, was selbstverständlich möglich wäre. Gemäss Schweizerischem Vereinsrecht können Funktionäre als Verbandsorgane jederzeit abberufen werden. Wenn ein sog. «wichtiger Grund» gegeben ist, besteht das Abberufungsrecht von Gesetzes wegen und ist somit zwingend (Art. 65 Abs. 2 des Zivilgesetzbuches, ZGB). Dass die Sportverbände nicht gewillt sind, Organe abzuberufen oder Verbandsmitglieder auszuschliessen, hat der FIFA-Kongress Ende März in Katar gezeigt: Weder war die Abberufung eines russischen oder weissrussischen Vereinsorgans ein Thema, noch hatte sich die Vereinsversammlung des Weltfussballverbandes mit irgendwelchen Ausschliessungsanträgen gegen Russland oder Weissrussland zu befassen (Mitglieder der FIFA sind die Fussball-Landesverbände).

Mit dieser Verlautbarung des IOK wird manifest, dass im Weltsport die Athletinnen und Athleten weitgehend von ihren sportlichen Aktivitäten ausgeschlossen sind, die Sport-Funktionäre aus Russland und Weissrussland jedoch weiterhin ihr Unwesen treiben können – ähnlich wie die russischen (und auch ukrainischen) Oligarchen ausserhalb des kriegsführenden Russlands.

«Medaillenspiegel» lügen nicht…

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(causasportnews / red. / 23. Februar 2022) Nach Abschluss der Olympischen Winterspiele in Peking nehmen die Nachbearbeitung der Wettkämpfe breiten Raum ein. Im Vordergrund steht dabei der «Medaillenspiegel» (relevant ist die Anzahl der goldenen Auszeichnungen), der mit Blick auf die 109 Medaillensätze Interessantes vermittelt: Die mit Abstand erfolgreichste Nation ist Norwegen mit insgesamt 37 Medaillen (16 goldene Auszeichnungen); Deutschland belegte den zweiten Platz (27 Medaillen; 12 Goldmedaillen). Österreich rangiert auf Platz sieben (18 Medaillen; 7 Goldmedaillen), einen Rang vor der Schweiz (14 Medaillen; 7 Goldmedaillen); die Schweiz platzierte sich knapp vor dem Team Russlands (ROC, 32 Medaillen; 6 Goldmedaillen). «Medaillenspiegel» lügen nicht, oder höchstens ein wenig.

Erklärtes Ziel der Schweiz war es, in Peking 15 Medaillen zu gewinnen. Es hätte durchaus einen Prognosen-Volltreffer absetzen können, doch wurde der Gewinn der 15. Medaille auf unglückliche Art und Weise vergeigt. Fanny Smith, die ambitionierte Freestyle-Sportlerin, wurde regelrecht um die Früchte ihrer Arbeit im Schnee gebracht. Erst Tage nach dem Verdikt wurde seitens Swiss Ski Rekurs beim Internationalen Skiverband (FIS) eingelegt. Es ist nicht auszuschliessen, dass dereinst der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof in Lausanne (TAS) darüber befinden wird, ob der Schweiz im «Medaillenspiegel» von Peking noch die 15. Medaille gutgeschrieben wird. Apropos Schweiz: Die 14 Medaillen (davon 7 goldene Auszeichnungen) wurden ausschliesslich im Skisport errungen. Was bedeutet: Die Schweiz ist ausserhalb des Skisports zur «tote» Wintersport-Nation geworden. Früher waren etwa die Bob-Fahrer, die Langläufer und Skispringer sichere Medaillenwerte. Davon ist nichts mehr übrig geblieben. Aus dem «Medaillenspiegel» kann herausgelesen werden, dass der Wintersport in der Schweiz nur noch auf den Skipisten stattfindet. Was zudem auffällt: In Peking gelangten 109 Medaillensätze zur Verteilung, sieben mehr als 2018 in Pyeongchang (in Sapporo 1972 waren es lediglich 35 Wettbewerbe). Im Vergleich zu Sapporo (1972) mit 10 gewonnenen Medaillen in 35 Wettkämpfen hat sich die Schweiz in Peking mit 14 Medaillen in 109 Wettkämpfen gesamthaft und verhältnismässig massiv verschlechtert. Durchwegs Konstanz weist Norwegen auf: Die Nordländer führen die Wertungen Anzahl Medaillen (37), Medaillen pro Athlet/in (84; 0,440), Medaillen pro Einwohner (5,511 Einwohner in Millionen; 6,71 pro eine Million Einwohner) an. Nur nach dem Bruttoinlandprodukt liegt Slowenien an der Spitze…, vor Norwegen. Nochmals zur Schweiz: Mit total 15 Medaillen waren die Wettkämpfe in Südkorea 2018 die erfolgreichsten Winterspiele für das Skisportland im Herzen Europas. 1972 gewannen die Eidgenossinnen und Eidgenossen 10 Medaillen. Die Peking-Wertung Medaillen pro Einwohner gewinnt Norwegen vor Slowenien, Österreich, Schweden und der Schweiz. Die Wertung Anzahl Medaillen geht an Norwegen (37 Medaillen). Danach folgt das Team Russland (32 Medaillen), auf Platz drei kommt Deutschland mit 27 Medaillen.

Olympia 2022 ist Geschichte – nun bangt die Welt

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(causasportnews / red. / 20. Februar 2022) Die Welt atmet auf und bangt dennoch. Die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking sind Geschichte. Der unter dem Damoklesschwert von «Corona» durchgezitterte Grossanlass konnte einigermassen unbeschadet zu Ende geführt werden. Flächendeckende Freude kaum jedoch während der zwei Wettkampf-Wochen kaum je auf. Zu stark dominierte neben der Pandemie die Sorge um den sog. «Ukraine-Konflikt». Wie voraussehbar (causasportnews vom 28. Januar 2022), hielt der «Olympische Friede» durch und durch, und es war an sich klar, dass Wladimir Putin seinem chinesischen Pendant Xi Jinping diesen Propaganda-Anlass nicht durch einen Krieg mit der Ukraine während der Wettkämpfe verderben wollte; das war schon evident, als der russische Machthaber zur Eröffnungsfeier nach Peking reiste und vor der sonst abwesenden Polit-Prominenz aus aller Welt Präsenz markierte (causasportnews vom 8. Februar 2022). Dass das Ruhen kriegerischer Auseinandersetzungen während Olympia nicht nur eine Legende ist, demonstrierten zwei Freestyler kurz vor dem Abschluss der Wettkämpfe, als sich der zweitplatzierte Ukrainer Oleksandr Abramenko und der Bronze-Medaillengewinner Ilya Burov nach getaner Arbeit im Schnee umarmten und herzten. Logisch, dass diese Geste zwischen zwei Sportlern einen Eklat auslösten. Zu stark dominiert nun erneut und verstärkt die Angst, was die Russen mit den zusammengesetzten Truppen an der Grenze zur Ukraine jetzt wohl anstellen würden. Die verbreiteten Angst-Psychosen und Hysterien des Westens sowie die glücklicherweise bis jetzt nicht Tatsache gewordenen Prophezeiungen (vor allem seitens der USA unter Führung eines deroutierten Präsidenten) über einen Einmarsch der Russen in der Ukraine belassen dem Kreml-Herrscher an sich nur eine Option, um dem Desaster ohne Gesichtsverlust zu entkommen. Die auf diese Weise ungewollt, jedoch naiverweise zu Kriegstreibern gewordenen West-Politiker haben wohl die gesicherte, historische Erkenntnis geradezu ausgeblendet, dass Despoten und Diktatoren nicht den Krieg lieben, aber den Kriegszustand. Zudem haben wir noch die «Corona»-Pandemie, von den Politikern zwar umfassend als beendet erklärt, zumindest verdrängt – trotz Fallzahlen in schwindelerregender Höhe. Die groteske Geschichte hierzu lieferte der Schweizer Bundespräsident und gelernte Arzt Ignazio Cassis, der vor kurzem die Pandemie für beendet und besiegt erklärte, einen Tag später aber kleinlaut verkünden musste, nun selbst vom Infekt befallen zu sein. Sagte es und verschwand in die Isolation.

Weil die Zukunfts-Perspektiven für die Welt in vielerlei Hinsicht nicht gerade als rosig zu qualifizieren sind, sei noch ein kurzer Rückblick der etwas anderen Art auf den Grossanlass in China gestattet. Die Spiele wurden überschattet von lediglich drei richtigen Doping-Fällen. Zwei Ukrainerinnen (!) und Hossein Saveh Shemshaki aus dem Iran blieben in den Fängen der Dopingfahnder hängen. Tragisch und skurril mutet der nach wie vor schwelende Dopingfall der 15jährigen Russin (!) Kamila Walijewa an, die das öffentliche Trommelfeuer um ihre Person nicht ertrug und im Eiskunstlauf-Wettbewerb in Peking brutal abstürzte. Nicht auszudenken, wenn die junge Russin noch eine Medaille gewonnen hätte. Russland zum letzten: Die Mannschaft aus dem Reiche Wladimir Putins trat in Peking nicht als nationale, russische Delegation auf, sondern unter der Bezeichnung «ROC» (Russisches Olympisches Komitee). Wegen der Dopingskandale um Russland nach den Olympischen Winterspielen im russischen (!) Sotschi 2014 darf Russland derzeit nicht mehr als Nationalmannschaft an Anlässen, wie den Olympischen Spielen, teilnehmen. Der Doping-Bann könnte sich verlängern, falls sich in der Affäre um Kamila Walijewa einmal ergeben sollte, dass in Russland nach wie vor Staatsdoping praktiziert wird.

Nun, wie heisst es so schön im Sport: Positive Erinnerungen bewahren, aber immer optimistisch in die Zukunft schauen! Mit Blick auf den nächsten grossen Sportanlass in diesem Jahr ist eine gehörige Portion Optimismus unabdingbar. Dass die Fussball-Weltmeisterschaftsendrunde im Winter dieses Jahres in Katar vor allem den Präsidenten sowie den Finanzchef des Weltverbandes FIFA erfreuen wird, ist zumindest eine herausragende, sportliche Zukunftsperspektive…

Olympische Winterspiele in windiger Kälte, in Isolation und in der Polit-Falle

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(causasportnews / red. / 8. Februar 2022) Nach ein paar Wettkampftagen lässt sich eine erste Bilanz der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking ziehen. Fazit: Freude, Begeisterung und Feststimmung würden sich wohl anders äussern. Die Wettkämpfe in der nicht gerade als pittoresk anmutenden Landschaft Chinas werden programmgemäss abgespult, und die Akteure, Funktionäre und die wenigen Zuschauenden, die sich in der «Corona-Blase» von Peking und Umgebung bewegen, sehnen offensichtlich vor allem das Ende dieser Gross-Veranstaltung am 20. Februar herbei. Noch selten spielte der Zufall eine derartige Rolle, wie bei diesen Spielen. Aufgrund der «Corona»-Pandemie führt der Zufall, ein Ereignis ohne kausale Erklärung, weitgehend Regie, wer an den Wettkämpfen teilnehmen kann oder nicht. Bezüglich Ausgang der Wettkämpfe spielen die Windverhältnisse eine massgebende Rolle. Die Teilnehmenden mimen zwar nicht gerade eine Hungersnot und den Ausnahmezustand, sie bewegen sich im Rahmen der Spiele jedoch am unteren Ende der Zumutbarkeits-Skala. Natürlich, im Winter herrscht Kälte, und auch der Wind kann ein Dauerbegleiter sein. Die Sportlerinnen und Sportler müssen zufolge der Pandemie, die ihren Ursprung wohl rund 1000 Kilometer von Peking entfernt haben soll, ihr Wettkampfleben in Isolation und Entbehrung ertragen. Kurz: Die Olympischen Winterspiele in China sind, wie die ersten Wettkampf-Tage gezeigt haben, das Ergebnis einer Fehl-Vergabe. Allerdings ist es evident, dass auch künftig derartige Veranstaltungen weitgehend an «spezielle» Destinationen vergeben werden.  Die Vergabe von grossen Sportanlässen, so auch die am Ende dieses Jahres stattfindende Fussball-Weltmeisterschafts-Endrunde in Katar, sind von politischen Mechanismen und von Interdependenzen zwischen Sport, Wirtschaft und Politik geprägt. Apropos Politik: Olympische Spiele bieten der Politik immer auch eine spezielle Plattform. Leider. Der aktuelle Anlass verhindert wohl einstweilen einen Krieg (zwischen Russland und der Ukraine); dem «Olympischen Frieden» sei’s gedankt. Sport ist bekanntlich oft ein Krieg ohne Waffen. Schon anlässlich der Eröffnungsfeier wurde zumindest eine neue Form des «Kalten Krieges» zelebriert. Russlands Präsident Wladimir Putin fand sich pünktlich zum Beginn von Olympia beim Chinesischen Machthaber Xi Jinping ein. Ein starkes Zeichen der kommunistischen Verbrüderung gegenüber dem Westen anlässlich der Eröffnung der Veranstaltung. Die Westmächte glänzten durch Abwesenheit. Was wohl als politisches Eigentor in dieser Situation zu werten ist. Oder der Westen ist in die Polit-Falle geraten. Oder wie es der ebenfalls abwesende Präsident Frankreichs, Emmanuel Macron, sagen würde, wenn er es dürfte: «Les absents ont toujours tort» (Die Abwesenden haben immer Unrecht). Wenigstens ein bisschen Reisediplomatie im Zuge der Ukraine-Krise hat der Deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz an den Tag gelegt. Er flog zwar in die falsche Richtung, nach Washington statt nach Peking, landete aber immerhin beim angeblich wichtigsten Mann der Welt, dem US-Präsidenten Joe Biden.

Vor Olympia Peking: Präzise Fragen – nichtssagende Antworten

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(causasportnews / red. / 3. Februar 2022) Die Olympischen Spiele in Peking beginnen in wenigen Stunden. Die Veranstaltung findet zwar in einer «Blase» statt, zu der nur «Corona»-resistente Sportlerinnen und Sportler Einlass erhalten. Die Ungewissheit ist gross, welche für die Wettkämpfe selektionierten Athletinnen und Athleten letztlich zugelassen werden. War es bei früheren Veranstaltungen das «Doping»-Damoklesschwert, das über dem grössten und bedeutendsten Sportanlass der Welt hing, ist es nun die Angst vor dem Virus, das jeden Traum vom Olympiasieg zum Albtraum mutieren lässt. Olympia ist mit Blick auf das Publikum, das in Peking nur selektiv zugelassen wird, auch immer ein Jahrmarkt der Eitelkeit; aber auch eine Bühne, in der sich Prominente, Stars und Sternchen anderer Branchen sowie Politikerinnen und Politiker aus aller Welt neben den Wettkampfstätten tummeln. Aus diversen Gründen fällt es der Politik aufgrund des Austragungsortes schwer, den Anlass für eigene Zwecke zu nutzen oder den Teilnehmenden vor Ort die Aufwartung zu machen. In Peking teilnehmen oder nicht teilnehmen? China durch Absenz für was auch immer abstrafen? Vielleicht nur ein paar Stunden in der Kapitale des kommunistischen Staates an diesem oder jenem Wettbewerb dabei sein? – Solche und ähnliche Fragen werden von den Medien derzeit weltweit gestellt. Zum Beispiel an die Adresse des neuen Deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz, der mit seiner spontanen, gewinnenden und humorvollen Art den Spielen gut tun würde. Doch der Hamburger ziert sich. Auf die Frage eines Journalisten des Zweiten Deutschen Fernsehens, ob er in Peking dabei sein werde, kam die sybillinische Antwort wie aus der Kanone geschossen: «Ich habe keine Reisepläne». Eine solche Frage würde sich an sich präzise mit «Ja» oder «Nein» beantworten lassen. Doch der amtierende Bundeskanzler ist offensichtlich in Loriots (Vicco von Bülows) Fussstapfen getreten. Dieser hätte im Blindtest zweifelsfrei herausgefunden, dass die Antwort auf die Frage, ob der Bundeskanzler in Peking dabei sein werde (was an sich einfach eben mit «Ja» oder «Nein» zu beantworten ist), von einem Politiker mit juristischer Grundausbildung stammen müsse: Die Antwort kam nämlich rasch, war präzise und nichtssagend…

Wenigstens die Rahmenbedingungen der Olympischen Spiele in Peking, auf die sich nur das Internationale Olympische Komitee (IOK) dank Milliardeneinnahmen so richtig freut, geben Gründe dafür ab, dass die Veranstaltung vom 4. bis zum 20. Februar 2022 Herz und Geist nicht nur der Teilnehmenden erfüllen wird.

Vorfreude auf Olympia in Peking

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(causasportnews / red. / 28. Januar 2022) Es wäre wohl übertrieben zu behaupten, mit Blick auf die in der kommenden Woche in Peking beginnenden Olympischen Winterspiele herrsche so etwas wie Vorfreude, wie das für einen der grössten Sportanlässe der Welt folgerichtig wäre. Die Athletinnen und Athleten, welche nicht wegen «Corona» den Anlass in aller Welt an den Bildschirmen verfolgen müssen, sind bereits in China oder (bald) auf dem Weg dorthin; so spät als möglich an- und so rasch als möglich wieder abreisen, lautet die Devise – das ist natürlich im Sinne des Olympischen Grundgedankens. Wer nach Peking fliegt, hat die Gelegenheit, sich vor Ort vom Virus, dessen Ursprung in Wuhan, rund 1000 Kilometer von Peking entfernt, vermutet wird, zu schützen. Apropos Virus: Hierüber und über den vermuteten Ausbruch der Pandemie im Grossreich wird global der Mantel des Schweigens ausgebreitet.

Positiv wirkt sich bei der ganzen Sachlage das immer noch ungeschriebene Gesetz aus, das seinen Ursprung im antiken Griechenland hat: Während der Olympischen Spiele ruhen kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Ländern der Teilnehmenden. Das bedeutet, dass der insbesondere sport-affine Wladimir Putin die Ukraine zumindest während der Dauer der Spiele im Lande seiner kommunistischen Kollegen in China nicht überfallen wird.

Die ganzen Umstände mit und um «Corona» ermöglichen es der Politik, sich mit Blick auf die Winter-Wettkämpfe diplomatisch zu verhalten. Die Pandemie nimmt beispielsweise die Schweizer Regierung zum Anlass, bzw. Vorwand, um kein Regierungsmitglied an die Spiele entsenden zu müssen, wie das sonst Tradition hat. Der vielbeschworenen Trennung von Sport und Politik zum Trotz. Kein Zwiespalt also für die mutigen, an Olympia abwesenden Politikerinnen und Politiker, um sich nicht mit dem Thema Menschenrechtssituation in China befassen und sich hierzu erklären zu müssen. Dass kein Schweizer Regierungsmitglied nach Peking reist, hat nur Vorteile; nicht nur Umweltschutzgründe sind hier anzufügen, wenn die umweltbelastende und kostenintensive Reise eines Bundesrats-Mitglieds mit dem Regierungs-Jet unterbleibt. Vor allem ist es ermutigend, wenn für einmal der Missbrauch des Sports als Plattform für publizitätssüchtige Politikerinnen und Politiker wegfällt; aufgrund der unerfreulichen Umstände allerdings. Dem Chinesischen Regime wird das Wegbleiben Schweizer Regierungsmitglieder etwa so schmerzhaft auffallen, wie wenn am Bahnhof in Peking ein Fahrrad umfällt. Jetzt herrscht erst mal weltweite Vorfreude auf die Spiele, die vor allem aus ökonomischen Gründen durchgezwängt werden. Kluge Köpfe, die es auch ausserhalb der Medizin gibt, haben die Pandemie zudem eh als beendet erklärt. Weil Politikerinnen und Politiker immer recht haben, darf sich die Vorfreude auf die Olympischen Spiele nun sogar zur uneingeschränkten Freude mutieren. Was echte Mutationen sind, hat uns schliesslich die Pandemie gelehrt.

Olympia und Fussball: Von der Unmöglichkeit, das Rad der Zeit zurückzudrehen

Quelle: «Spiegel» 46/2021

(causasportnews / red. / 15. November 2021) Auch im Sport wünschte man sich ab und zu, die Zeit zurückdrehen zu können. Das gilt besonders für die beiden grossen Sportanlässe, die im Jahr 2022 stattfinden werden: Die Olympischen Winterspiele vom 4. – 20. Februar 2022 in Peking und die Fussball-WM-Endrunde vom 21. November – 18. Dezember 2022 in Katar. Je näher die grössten Sportveranstaltungen rücken, desto eher wird der Wunsch manifest, die entsprechenden Vergabeentscheide wären so nie gefallen. Weil eben das Rad der Zeit nicht zurückgedreht werden kann, wünschte sich nun ein Teil der Sportwelt, das Jahr 2022 ungeschehen machen zu können, frei nach dem Motto: «Wie schön wäre es, wenn 2022 bereits (Sport-)Geschichte wäre!».

Üblicherweise herrscht Vorfreude, wenn grosse Sportveranstaltungen anstehen. Nicht so bezüglich von Olympia in Peking. Im Zusammenhang mit China sind in der Welt nur Negativ-Meldungen zu registrieren, ganz zu schweigen von der katastrophalen Menschenrechtssituation und dem permanent auf die Bevölkerung niedersausenden Anti-Demokratie-Hammer des Regimes. Weil China für die Menschheit nicht nur ein wichtiger Handelspartner ist, wird trotz des von uns mitbefeuerten Klima-Desasters im Vielvölker-Staat und aufgrund des Umstandes, dass «Corona» wohl seinen Ursprung in diesem Land hat, über allem Unsäglichen der Mantel des Schweigens ausgebreitet. So werden im Februar 2022 die Olympischen Spiele eben regelrecht ertragen und durchgewürgt.

Unglücklich ist die Sternenkonstellation auch mit Blick auf die Fussball-WM-Endrunde in einem Jahr in Katar. Die Welt hofiert dem reichen Land auf dem Asiatischen Kontinent unentwegt, der schnöde Mammon bildet die oberste Maxime allen Handelns und Ertragens der Menschen ausserhalb des unsäglich reichen Zwergstaates. Katar kauft in der Welt alles zusammen, was sich zusammenkaufen lässt, seien es pekuniäre Assets, Fussball-Klubs, Fussballer-Beine oder Kunst im obersten Preissegment. Allmählich wird klar, welche Nationalmannschaften an der WM-Endrunde im Wüstenstaat teilnehmen werden, doch je näher der Anlass rückt, desto kritischer werden die Stimmen, teils auch aus Spielerkreisen; was verwundert. Die Millionäre in kurzen Hosen kümmern sich an sich hauptsächlich um sich, und es ist ihnen gleichgültig, was sich ausserhalb der Blase dieses  privilegierten Zirkels ereignet. In der aktuellen Ausgabe des Magazins «Der Spiegel» (46/2021) äussert der finnische Nationalmannschaft-Kapitän Tim Sparv sein Unbehagen, in einem Jahr in Katar spielen zu müssen – nicht zu «dürfen»… Im selben Heft befassen sich die «Spiegel»-Macher auch mit den Verbindungen des deutschen Vorzeige-Vereins «FC Bayern München». Dieser hält seit Jahren Trainingslager im Wüstenstaat ab und ist mit Katar auch anderweitig auf einigen Ebenen verflochten. Geradezu provokant, vor allem für die Fans, ist der langjährige Sponsoring-Deal der Münchner mit «Qatar Airways», der sinnigerweise bis 2023 Gültigkeit hat. Wenigstens eine Verlängerung der Kooperation will an der demnächst stattfindenden Hauptversammlung von Bayern München der 28jährige Michael Ott, Rechtsreferendar am Landgericht Mainz, verhindern. Er hat einen entsprechenden Antrag eingebracht, der die Exekutive des Vereins anhalten will, den Sponsoring-Vertrag, der dem Münchner Nobel-Klub jährlich 17 Millionen Euro in die Kasse spült, nicht mehr zu verlängern. Damit hat der Jung-Jurist einen Grossteil der Münchner Fans hinter sich, die sich schon mal in der «Allianz»-Arena in den Protest-Modus begeben haben: Die Top-Funktionäre Oliver Kahn und Herbert Hainer können sich schon einmal ausmalen, was in der Hauptversammlung auf sie zukommen wird. Allerdings rechnet letztlich niemand ernsthaft damit, dass der Antrag von Michael Ott durchkommen wird, auch wenn die polternde Stimme von Uli Hoeness, der die Fans zwischendurch in den Senkel zu stellen pflegte, fehlen wird. Aber das ganze Thema «Katar» wird sich eh entspannen, wenn die WM-Endrunde kurz vor Weihnachten im kommenden Jahr Sport-Geschichte sein wird.

Nach dem Eklat um Annika Schleu: Nun Radfahren statt Reiten?

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(causasportnewes / red. 7. November 2021) Die Diskussionen um den Skandal-Ritt der Deutschen Modernen Fünfkämpferin Annika Schleu anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Tokio reissen nicht ab. Es wird viel geredet und auch versucht, den Verzweiflungsumgang der 31jährigen Deutschen juristisch zu qualifizieren und aufzuarbeiten (causasportnews vom 29. Oktober 2021). Es wird aber auch gehandelt, wohl nicht ganz freiwillig allerdings. So dürfte es evident sein, dass Annika Schleu mit ihrem Verhalten, das durchwegs als Tierquälerei gewertet wird, dieser Sportart den Todesstoss versetzen wird. Wenigstens teilweise. Der «Pentathlon», wie dieser Wettbewerb in Anlehnung an das Griechische genannt wird (penta = fünf; fünf Disziplinen), bestehend aus den Sportarten Geländelauf, Schwimmen, Schiessen, Degenfechten und Springreiten, wird künftig wohl ohne die letztgenannte Sportart stattfinden. Das haben die betroffenen Sportverbände aufgrund der Publikumsreaktionen nach dem Ritt der Deutschen Athletin in Tokio realisiert. So will der Weltverband (Union Internationale de Pentathlon Moderne, UIPM) der Modernen Fünfkämpferinnen und -kämpfer das ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Springreiten umgehend durch Radfahren ersetzen.

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Oder durch eine andere Disziplin. Diese Absichten sind nachvollziehbar, und nur so lässt sich wohl die vom Initianten der Olympischen Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin (1863 – 1937), eingeführte Sportart im traditionellen Kontext noch retten. Was nachvollziehbar ist, denn es wird sich künftig etwa kaum mehr ein Sponsor finden lassen, der das Springreiten in dieser Form, das seit den Spielen von Tokio als Synonym für Tierquälerei gilt, als Werbeplattform wird nutzen wollen. Derartige Zusammenhänge sind den etablierten Verbands-Funktionären wohl bewusst. Weniger den Athletinnen und Athleten: Diese sind nach dem Bekanntwerden der geplanten Reform des Modernen Pentathlon bereits auf Konfrontationskurs mit den Verbänden, welche den Modernen Fünfkampf grundsätzlich retten wollen, gegangen. Grundsätzlich wäre es denkbar, etwa das umstrittene Zulosungssystem im Reiten abzuschaffen. Der Moderne Fünfkampf mit der Disziplin Springreiten ist nachhaltig kontaminiert. So werden sich letztlich die Kämpferinnen und Kämpfer dem kommerziellen Diktat, dem der Sport im Allgemeinen unterworfen ist, beugen – beugen müssen.

Folgen und Nachwehen eines Verzweiflungsritts

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(causasportnews / red. / 29. Oktober 2021) Er ist noch in schlechtester Erinnerung – der Verzweiflungsritt der Deutschen Fünfkämpferin Annika Schleu an den Olympischen Sommerspielen in Tokio (vgl. auch causasportnews vom 9. August 2021). Die 31jährige Athletin sah wie die sichere Olympiasiegerin in dieser anspruchsvollen Disziplin aus, als sie den abschliessenden Kampf gegen das ihr zugeloste Pferd «Saint Boy» innerhalb von ein paar Minuten verlor. Der Wallach wollte einfach nicht loslaufen, die Reiterin trat das Pferd mit den Sporen und schlug mit der Reitgerte zu. Trainerin Kim Raisner forderte die hilflos gewordene und verzweifelte moderne Fünfkämpferin auf: «Hau mal richtig drauf, hau richtig drauf». So machte sie ihre Reiterin noch zusätzlich scharf; und boxte das Tier zudem von hinten. Vier Hindernisse übersprang die malträtierte Kreatur schliesslich, dann verweigerte es die sportliche Arbeit total. In diesem Moment brach die Jury die Vorstellung nach endlos empfundenen Sekunden endlich ab. Dumm nur, dass die TV-Kameras das Drama unbestechlich festhielten und damit wohl das Ende der unter dem Deckmantel des Sportes stattfindende Volksbelustigung mit den vierbeinigen Sportgeräten einläuteten.

Von Olympia 2021 ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit nicht viel übriggeblieben, die Horrorbilder mit und um Annika Schleu, Kim Raisner und «Saint Boy» sind auch rund drei Monaten nach den Spielen in gegenwärtiger Erinnerung. Mehr noch: Der Vorfall hat eine Sportart demaskiert und wird mit Blick auf den Pferdesport nun wohl das gleiche Schicksal erleiden wie das Verbot von Tiervorstellungen in Zirkussen. Die fünf Minuten von Tokio haben in einer Zeit, in der Ethik das Mass aller Dinge ist, in der Öffentlichkeit mehr bewirkt als schon während Jahren geführte Diskussionen über den Sinn und Unsinn der Verwendung des Sportgerätes «Tier». Schliesslich verstehen die Menschen – richtigerweise – keinen Spass, wenn es um Tiere (und natürlich Kinder) geht. Die Verbände wehren sich zwar mit Händen und Füssen gegen die in ihren Augen ungerechtfertigte «Verteufelung» dieser Sportart, doch nahmen in Tokio wohl letztmals Pferde an Olympischen Spielen teil. Allerdings: On verra. Im «Fall Annika Schleu» spielte sich alles in der unmittelbaren und mittelbaren Öffentlichkeit ab. Nicht auszudenken ist allerdings, was die vermeintlichen Freunde der Pferde so alles mit ihren vierbeinigen Geräten im Verborgenen, gleichsam in den «Dark-Räumen» des Pferdesports, anstellen (vgl. dazu auch Causa Sport 1/2021, 82 ff.), auch wenn natürlich die wenigsten Reiterinnen und Reiter als Tierquälerinnen und -quäler zu qualifizieren sind und nicht zu verallgemeinern ist.

Auf ethischer Sicht dürfte der Pferdesport auf höchstem Niveau mittel- und langfristig kaum mehr zu retten sein. Die Moral ist in unserer ethisch aufgeladenen Welt stärker als das Recht. Deshalb interessieren die Strafverfahren der Potsdamer Staatsanwaltschaft, welche nach einer Strafanzeige des Deutschen Tierschutzbundes gegen die Reiterin sowie die Bundestrainerin wegen Tierquälerei angehoben wurden, derzeit nicht brennend. Das kann sich beispielsweise nach einem Schuldspruch gegen die Sportlerin und die Funktionärin rasch ändern. Schuldsprüche wären dann wohl definitiv die Sargnägel für den Pferdesport, der auch mit noch so drastischen Reglementsänderungen nicht mehr zu retten wäre. In den strafrechtlichen Fokus sind nach dem Horror-Ritt von Annika Schleu auch das Internationale Olympische Komitee (IOK) und der Internationale Pferdesport-Verband (FEI) geraten (IOK und FEI haben ihre Sitze in Lausanne/Schweiz). Die Folgen und Nachwehen der rund vierminütigen Vorstellung von Tokio sind jedenfalls verheerend.

Die Olympische Flamme in Tokio ist erloschen

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(causasportnews / red. / 9. August 2021) «Hoffnung, Solidarität und Frieden» beschwor IOK-Präsident Dr. Thomas Bach die Welt zum Ende der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Nichts davon, dass das die «besten Spiele waren, welche die Welt je gesehen hat» oder ähnliche Floskeln gab der oberste Olympische Schirmherr im praktisch leeren Nationalstadion in der japanischen Metropole anlässlich der Schlussfeier von sich. Bei der Zeremonie nach mehr als zwei Wochen Sport am laufenden Band atmeten die in Tokio Anwesenden und die ganze (Sport-)Welt auf: Glücklicherweise sind die Spiele nun zu Ende; ein Sportfest der Weltjugend sieht eben wohl anders aus, als das, was in Japan ablief. Die «Blase», in welcher der Gross-Anlass stattfand, hielt zwar bis zum Schluss: Aber die Olympischen Spiele 2021 wurden erfolgreich durchgezittert – dank Politik (in Japan) und Sport-Politik (seitens des IOK). Wegen «Corona» wird diese Veranstaltung, auch «Corona»-Spiele genannt, zufolge des Publikums-Ausschlusses wohl als einer der denkwürdigsten Gross-Anlässe in die Sportgeschichte eingehen. Es waren zweifellos etliche herausragende, Leistungen der Athletinnen zu verzeichnen, doch absolute, sportliche Höhepunkt prägten diesen Anlass nicht. Dafür wird anderes nachhaltig in Erinnerung bleiben, so die vereitelte Entführung der weissrussischen Athletin Kristina Timanowskaja, die den Häschern des Diktators Alexander Lukaschenko durch die Flucht nach Polen entkam. Kaum vergessen werden dürfte auch das Polit-Statement der schwarzen Amerikanerin Raven Saunders auf dem Podest. Die Manifestation gegen jede Form von Unterdrückung auf dieser Welt brachte das IOK, das seine apolitische Grundhaltung immer wieder, meist unglaubwürdig, zu unterstreichen versucht, in Nöte. Weniger Aufmerksamkeit erregte hingegen die Olympia-Mannschaft Russlands, die wegen des Russland-Ausschlusses von den Spielen als Mannschaft «Russisches Olympisches Komitee» (ROK) in Japan dabei war; auch (Sport-)Politik macht eben erfinderisch. Umgehungs-Tatbestände kennt offensichtlich auch der organisierte Welt-Sport.

Kaum vergessen wird die Welt das Drama um die moderne Fünfkämpferin Annika Schleu (Deutschland). Nicht einmal die vom IOK gesteuerte Television konnte verhindern, dass rund um den Erdball ein Reit-Drama schockierte: Auf Goldmedaillen-Kurs malträtierte die 31jährige Deutsche das ihr für den Parcours zugeloste, bockende Pferd «Saint Boy» unter Tränen derart, dass sich der Medaillen-Traum der Fünfkämpferin im Nu auflöste. Die unsensible Reiterin schlug das Pferd, das einfach nicht wollte, brutal und wurde von der Bundestrainerin Kim Raisner («hau mal richtig drauf») noch «scharf» gemacht; die Trainerin versetzte der bemitleidenswerten Kreatur zusätzlich einen Faust-Hieb. Es wird sich weisen, ob dieser Vorfall in der Endphase von Olympia 2021 das Ende dieser tierquälerischen Sportart einleutete. Wahrscheinlich nicht – angebracht wäre es. Dumm nur für das IOK, dass die ganze Welt zusehen musste, was mit dem «Sportgerät Pferd» alles so angestellt wird. Meist geschieht dies im Verborgenen (vgl. dazu auch den Tierquälerei-Fall aus dem Pferdesport in der Schweiz: Causa Sport 1/2021, 82 ff.), doch nun entlädt sich über der im wahrsten Sinne des Wortes dämlichen Sportlerin ein Shitstorm; ihre Brutalo-Trainerin wurde sofort gesperrt, wegen des nahenden Ende der Olympischen Spiele allerdings nur für ein paar Stunden…

Schlechter erging es zuvor dem Sportdirektor des Deutschen Radfahrer-Bundes, Patrick Moster, der seinen Schützling im Einzel-Zeitfahren unzulässig, rassistisch anfeuerte: «Hol die Kameltreiber!». Der Funktionär wurde zügig aus Tokio verbannt; weiter Sanktionen hat er zu gewärtigen. Fazit nach den Vorfällen mit Annika Schleu und Patrick Moster: Worte sind einschneidender als Taten. Oder müssen sich Annika Schleu und Kim Raisner doch noch vor dem Strafrichter wegen Tierquälerei verantworten? Verdient hätten sie es.