
(causasportnews / red. / 16. November 2022) Nach dem Skandalritt der Deutschen Annika Schleu anlässlich der Olympischen Spiele 2021 in Tokio war es klar, dass die Disziplin Springreiten im Modernen Fünfkampf nicht mehr zu halten war. Die Horror-Bilder aus der japanischen Metropole, die festhielten, wie die 32jährige Sportlerin, angeheizt durch eine ebenfalls von der Rolle geratenen Bundestrainerin, Kim Raisner, mit der wehrlosen Kreatur Pferd umging und brutal Gerte und Sporen einsetzte, bildeten die Sargnägel für diese Pferdesport-Disziplin im Rahmen des Modernen Fünfkampfes. Lange wurde darüber diskutiert, wie und durch was das unhaltbar gewordene Springreiten ersetzt werden könnte; von Radfahren war die Rede, aber auch von allen möglichen und unmöglichen Event-Sportarten (vgl. etwa auch causasportnews vom 7. November 2021 und vom 14. Januar 2022). Jetzt folgte die auf den ersten Blick überraschende Ankündigung: Nach den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris wird das Springreiten durch die Game-Sportart «Ninja Warrior» ersetzt. Diese körperlich anspruchsvolle Show-Variante japanischer Provenienz garantiert vor allem eine gute Medienpräsenz. Dass nun diese Game-Show, bei der es gilt, einen trickreichen Hindernisparcours gekonnt und rasch zu überwinden, berücksichtigt wird, hängt mit dem Konsumverhalten der modernen Mediengesellschaft und garantiert hohen Zuschauerquoten zusammen. Den Modernen Fünfkampf in Tokio und die Disziplin Springreiten hätte kaum jemand wahrgenommen, wenn nicht die Bilder von Annika Schleu und ihrem Horror-Ritt um die Welt gegangen wären. «Ninja Warrior» liegt auf der Linie der Sport-Events, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) gefördert werden. Mehr Show, mehr Spektakel, mehr Geld – so lautet die Devise am IOK-Hauptquartier in Lausanne. Dass die Disziplin-Änderung im Modernen Fünfkampf nicht sofort erfolgt, hängt vor allem damit zusammen, dass der Reitsport an sich im internationalen, sport-politischen Kontext immer noch von grosser Bedeutung ist und sich die Reiter-Community natürlich damit schwer tut, diese traditionelle Reiter-Disziplin nun aus den internationalen Wettbewerben verschwinden zu lassen. Dass die Umsetzung der Neuerung erst nach den Spielen von Paris erfolgen wird, ist alles andere als ein Zufall und mag auch damit zusammenhängen, dass der Reitsport in Frankreich eine relativ starke Positionierung aufweist. Die Gastgeber-Stadt Paris der Olympischen Spiele soll dem Springreiten einen (denk-)würdigen Abgang nach den für Tier und Mensch entwürdigenden Auftritt von Annika Schleu in Tokio ermöglichen.