Archiv für den Monat November 2023

Die (Selbst)-Zerstörung des «Denkmals» Jan Ullrich

causasportnews / Nr. 1085/11/2023, 29. November 2023

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(causasportnews / red. / 29. November 2023) Deutschland erlebte in den letzten Jahrzehnten zumindest drei Ausnahme-Sportler (sorry, dass keine Frauen dabei sind…), in alphabetischer Reihenfolge: Boris Becker, Michael Schumacher und Jan Ullrich. In ihren Sportarten waren sie als Aktive das Mass aller Dinge. Der nun 56jährige, ehemalige Tennis-Star Boris Becker erlebt bis heute mehr als nur ein Wechselbad der Gefühle; Exzesse aller Art katapultier(t)en den Leimener vorwiegend und permanent auf den Medien-Boulevard. In der Öffentlichkeit zofft er sich meist wegen Banalitäten mit Schönen, (Pseudo-)Reichen und Nichtsnutzen der Entertainment-Branche herum, aktuell mit dem Comedian Oliver Pocher, den erstaunlicherweise viele Menschen lustig finden, nicht nur im Fernsehen der in diesem Leben zu kurz Gekommenen, Diskriminierten und Missverstandenen. Soeben hat «Bobele», wie Boris Becker von den Deutschen liebevoll genannt wird, ein Verfahren gegen Oliver Pocher am Oberlandesgericht Karlsruhe gewonnen. Immerhin, obwohl es um eine primitive Pocher-Pöbelei ging, mit der man die überlastete Justiz auch noch auf Trab halten kann. Doch Boris Becker lässt sich von diesem Mann – verständlicherweise – nicht alles gefallen. Recht hat er; Recht bekommen hat er nun auch.- Nur traurig und tragisch muss man das Schicksal von Michael Schumacher qualifizieren, der auf den Rennstrecken ein Überflieger war, dem jedoch die Aktivitäten auf der Skipiste in Méribel zum Verhängnis wurden. Vor jetzt dann genau zehn Jahren, am 29. Dezember 2013, hat der bald 55jährige Formel 1-Rekord-Weltmeister faktisch diese Welt verlassen. Vor ihm verneigen sich Deutschland und die ganze Welt weiterhin.-

Der Tour-de-France-Sieger von 1997, Jan Ullrich, hat neben weiteren grandiosen Erfolgen mit seinen Leistungen in Deutschland einen Radsport-Boom sondergleichen ausgelöst und sich so einen sicheren Platz in den Helden-Chroniken des Sports gesichert. Nach der Aktiv-Karriere fasste der Radsport-Crack im bürgerlichen Leben nicht mehr ansatzweise so Fuss wie in den Renn-Pedalen. Es waren nicht Pleiten, Pech und Pannen, die den Werdegang nach dem Sport des heute 49jährigen Ausnahme-Athleten prägten, sondern vielmehr Abstürze jeglicher Art. Immer wieder rankten sich Manipulations-Gerüchte um Jan Ullrich und das berühmte Telekom-Radsport-Team. Bis heute liess sich das Doping-Gespenst im Umfeld des ehemaligen Athleten nicht mehr verscheuchen. Doch nun herrschen Klarheit und Transparenz. Im Vorfeld der Dokumentation «Der Gejagte» auf Amazon-Prime konnte Jan Ullrich nicht mehr anders, als jetzt zu gestehen «Ich habe gedopt» (vgl. auch causasportnews vom 22. November 2023). Von welchen Teufeln der Ex-Radsportler geritten wird, damit er hic et nunc gesteht, bleibt ein grösseres Geheimnis als die seit Jahrzehnten in der Welt herumschwirrenden Doping-Geschichten und -Vermutungen, nicht nur um Jan Ullrich. Mit dem Geständnis hat Jan Ullrich eine Art «Neugeburt» erlebt, wie er sagt. In der Tat ist diese Beichte in der Öffentlichkeit ein Opfer auf dem Altar des kommerziellen Entertainments. Der oft als labil bezeichnete Jan Ullrich ist offensichtlich gedrängt worden, sein Geständnis nun publikumswirksam zu platzieren. Die Promotour für die Dokumentation ist zum Medien-Happening verkommen. Der Versuchung, noch einmal im Scheinwerferlicht der Medien zu stehen, hat den Ex-Radsportler offensichtlich (nebst etwas Kleingeld) dazu bewogen, sein Geständnis, ohne «mea culpa», öffentlich zu machen. Es wird das letzte Mal sein. Die «Neugeburt» hat die «Legende Jan Ullrich» entmystifiziert. Eigentlich hat er an seiner Selbstzerstörung als Sport-Denkmal mitgewirkt. Er hat nicht erkannt, dass die «Freunde» aus dem Medien-Geschäft vor allem sich am nächsten sind. Einzig ihnen nützt das Geständnis zur heutigen Zeit. Für Jan Ullrich könnte es noch knüppeldick kommen. Nur der Top-Ex-Fahrer wird sich nun wohl darauf einstellen müssen, dass ihm Titel und Siege von damals aberkannt werden. Aber vielleicht gehört das zur «Neugeburt».

PS Selbstverständlich werden an dieser Stelle die Doping-Betrügereien jeglicher Art und in jeglichen Sparten weder gutgeheissen noch schöngeschrieben.

Wem gehören zum Beispiel Fussballklubs?

causasportnews / Nr. 1084/11/2023, 27. November 2023

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(causasportnews / red. / 27. November 2023) Die Internationalisierung und die Globalisierung machen es möglich: Auch das Fussballgeschäft weist je länger desto mehr internationale Dimensionen auf. Wenn heute Araber in Frankreich oder in England in Klubs investieren, auf der ganzen Welt aktive Milliardäre sich im kommerziellen Sport-Business tummeln und begüterte Egomanen sich dank der Plattform «Sport» eine Bedeutung erkaufen, erregt dies kein grosses Aufsehen mehr. Auch dann nicht, wenn sich Oligarchen, wie der mit etlichen Staatsbürgerschaften ausgestattete Roman Abramowitsch von seinem Lieblingsspielzug, dem FC Chelsea, trennt oder trennen muss und nun mit seinen Yachten die Weltmeere befährt sowie Kunst in rauen Mengen zusammenkauft. Das wird zwar in der (Sport-)Welt registriert, aber man macht deswegen kaum ein Aufsehen. Oft sind die wirtschaftlichen Verhältnisse um Sport-Klubs derart verschachtelt und verworren, dass die an sich zentrale Frage, wem beispielsweise im kommerziellen Fussball die Klubs gehören, nicht mehr zu beantworten ist. So ist das «Financial Fairplay» des Europäischen Kontinentalverbandes UEFA ein ziemlich stumpfes Instrumentarium zur Gewährleistung der wirtschaftlichen Chancengleichheit im Wettbewerb. Die Mittelflüsse im globalen Fussball sind kaum nachzuvollziehen. Schillernde Investoren, dubiose Schaumschläger und abgebrühte Poker-Typen können zwar nicht gerade als Bereicherung in der Sport-Szene betrachtet werden, sie sind jedoch unentwegt aktiv; und treiben es in diesem Segment immer wieder ziemlich bunt; so sorgen sie sorgen sie immer wieder für pekuniäre Farbtupfer. Sie meinen es natürlich gut, auch mit sich selber, und sind auf Seriosität bedacht, und lösen Irritationen aus. Zwei Beispiele aus der nationalen und internationalen Sportwelt zu zwei Klubs, die im Welt-Fussball eine eher marginale Rolle spielen.

So der FC Schaffhausen, der in der Challenge League in der Schweiz am Tabellenende herumkrebst und, falls keine sportliche Rettung gelingt, bald den Gang in die 1. Amateur-Liga antreten muss. Wirtschaftlich wird der Klub vollumfänglich beherrscht von einem Alt-Bekannten im Fussball, Roland Klein, der in Abkehr von seinem Namen immer ein Grosser werden wollte und seit Jahrzehnten versucht, im In- und Ausland am ganz grossen Fussball-Rad zu drehen – und immer wieder irgendwo in der fussballerischen Einöde landet. Wie jetzt in Schaffhausen. Den Klub möchte er seit geraumer Zeit möglichst mit Gewinn abstossen. Wie er zur 100%-Beteiligung am FC Schaffhausen kam, lässt sich nicht so genau eruieren. Die Mutmassung, Roland Klein habe sich nach dem Tod des Klub-Präsidenten Aniello Fontana, den Klub irgendwie unter den Nagel gerissen, ist natürlich ein Gerücht. In letzter Zeit ist in der Munot-Stadt immer wieder von geheimnisvollen Investoren die Rede, welche die 100%-Beteiligung von Roland Klein am FC Schaffhausen übernehmen wollen. Der wichtigste, wirtschaftliche Partner des Klubs ist übrigens «Berformance», ein Vertriebsdienstleiter für digitale Zukunftstechnologie mit Berührungspunkten zu Österreich. Was dieses Unternehmen genau macht, bezeichnen die Medien als mysteriös, die Auftritte vom verkaufswilligen Klub-Eigner Roland Klein als skurril.

Oder Olbia Calcio 1905, ein Italienischer Serie-C-Club, an dem eine Investgesellschaft aus dem Kanton Schwyz 70 Prozent übernimmt, wie der Regional-Zeitung «Einsiedler Anzeiger» vom 21. November 2023 zu entnehmen ist. Die Gesellschaft «Swiss Pro Promotion GmbH» ist kürzlich gegründet worden und stellt gemäss der Zeitung «ein Team, das sowohl im Fussballgeschäft als auch in anderen Industriebereichen, im Finanwesen und in Rechtsbelangen über eine langjährige Erfahrung verfügt.». Zwei Protagonisten der Unternehmung sind im weltweit bekannten Klosterdorf Einsiedeln ansässig. Insbesondere auch mit Hilfe des Heiligen Geistes und dank der Internationalisierung im Sport-Business sollte in diesem speziellen Fussballprojekt in Italien nichts mehr schiefgehen. In einer Medienorientierung in der Schweiz gab sich der Olbia-Präsident Alessandro Marino jedenfalls zuversichtlich, was das Sportliche und das Wirtschaftliche des Klubs, der nun zu 70% der Invest-Unternehmung Swiss Pro Promotion GmbH gehört, anbelangt.

Lehre aus den Geschichten: Niemand ist zu klein, um im Fussball der Grösste zu sein – oder zu werden.

Defekte Wasserschacht-Abdeckung, Fussball-Pleiten und eine Sportler-Tragödie

(causasportnews / Nr. 1083/11/2023, 22. November 2023

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(causasportnews / red. / 22. November 2023) Formel 1-Rennen sind bekanntlich nicht ungefährlich, auch wenn sich tödliche Unfälle oder Unfälle mit schweren Verletzungen dank der Sicherheits-Bauweise der Autos nur noch höchst selten ereignen. Das Auftakttraining zum Formel 1-GP in Las Vegas hat jedoch vor Augen geführt, dass im Rennsport die Gefahren – auch für das Publikum – durchaus anderweitig lauern können, etwa auf dem Asphalt. So musste das erste Training zum Grand Prix in der Spieler- und Zocker-Metropole bereits nach 19 Minuten abgebrochen werden. Die defekte Abdeckung eines Wasserschachts auf dem Circuit war die Ursache. Die Weiterführung des Trainings hätte wegen dieses Streckenmangels in eine Katastrophe ausmünden können. Das zweite Training konnte erst viel später, nach erfolgter Reparatur an der schadhaften Abdeckung, absolviert werden, allerdings vor leeren Tribünen. Was nach dem von Weltmeister Max Verstappen gewonnenen Rennen vermutet und wohl teils auch erwartet wurde, traf umgehend ein: Eine US-Anwaltskanzlei reichte ein paar Stunden nach Rennschluss am Bundesgericht in Nevada eine Sammelklage gegen den Organisator des Rennens im Namen von 35 000 Zuschauerinnen und Zuschauern ein. Diese seien durch die lange Trainingspause um den Rennsportgenuss gebracht worden, was einen Schadenersatz von 30 000 Dollar pro Person begründe, so die findigen Juristen. Es geht nun also um knapp eine Milliarde Schweizer Franken, welche verlangt wird. Eine Forderung, die nicht bagatellisiert werden darf, sondern ernst genommen werden muss, denn in der amerikanischen Micky Maus-Justiz ist alles möglich. Ausgang offen, könnte in dieser «Causa» prognostiziert werden.

Gewissheit herrscht nun auf jeden Fall bezüglich wichtiger Teilnahme-Entscheide mit Blick auf die im kommenden Jahr in Deutschland stattfindende Fussball-Europameisterschaft. Gastgeber Deutschland ist gesetzt; hätte die Qualifikation gespielt werden müssen, wäre die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann unter Umständen schon in dieser Phase gescheitert. Statt Qualifikationsspiele zur Heim-EM trugen die Deutschen eben Freundschaftsspiele aus, die, wie es sich gezeigt hat, allerdings im Fiasko endeten. Nach der Pleite vor wenigen Tagen gegen die Türkei verlor Deutschland gegen Österreich nun blamabel gleich 0:2. Deutschland befindet sich wieder einmal im Fussball-Jammertal. Der Stern des aktuellen Heilsbringers Julian Nagelsmann verglühte am Fussball-Himmel schon im Vorfeld des in Deutschland ausgetragenen Kontinental-Turniers.- Eine Pleite erlebten auch die Schweizer Fussballer, die den Rumänen unterlagen, sich aber dennoch mit Ächzen und Stöhnen für das Turnier im nördlichen Nachbarland qualifizierten. Das war es dann wohl für den Nationaltrainer Murat Yakin. Die Schweiz darf an die EM nach Deutschland reisen, jedoch ziemlich sicher angeführt von einem neuen Übungsleiter.

In die Kategorie Unappetitliches gehört zweifelsfrei die Meldung zu Jan Ullrich, dem ehemaligen Ausnahmekönner auf dem Rennrad. Erstmals hat der heute 49jährige aus dem ehemaligen Osten zum Thema Doping im früheren Telekom-Team gesprochen. Den Griff zu verbotenen Substanzen begründet er heute mit der damals fehlenden Chancengleichheit in dieser Disziplin. Ein persönliches, schnörkelloses Doping-Geständnis ist vom Radsport-Champion, der nach seinen grandiosen Erfolgen tief gefallen war (es war ein Totalabsturz im Alkohol- und Drogensumpf, eine Tragödie für den grossen Ex- Sportler und sein Umfeld) und nun «hungrig aufs Leben» ist, allerdings (im Moment?) nicht zu vernehmen. Vielleicht wird er dazu mehr offenlegen, wenn Ende Monat die Dokumentation «Jan Ullrich – der Gejagte» erscheint. So wäre dann mit Blick auf Künftiges in dieser Angelegenheit wieder einmal Ex-Kaiser Franz Beckenbauer zu bemühen: «Schaun mer mal»…

Traum und Schaum zu FIFA-Rückkehr nach Paris?

causasportnews / Nr. 1082/11/2023, 21. November 2023

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(causasportnews / red. / 21. November 2023) In den letzten Tagen war einiges los auf staatsmännischem Parkett. Da besuchte der Türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Bundesrepublik Deutschland. Weshalb dieser von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeladen wurde, weiss wohl der Opportunist im Schloss Bellevue in Berlin selber nicht so genau. Ausser schlechter Stimmung rund um diesen Staatsbesuch war denn auch nichts Positives zu hören und zu spüren. Geschenke, wie das unter «Freunden» so üblich ist, wurden auch keine ausgetauscht. Das schönste Geschenk machte dem Türkischen Gast die «eigene» Fussball-Nationalmannschaft, welche Deutschland in Berlin gleich mit 2:3 abfertigte. Oder war es faktisch ein 3:2, da die Türken in Deutschland so etwas wie ein Heimspiel austrugen?- Diese sinnlose Visite wurde manifest nach der Rückkehr des Türkischen Gastes, als dieser nach seiner Rückkehr gegen die Deutschen tüchtig austeilte – oder, um es im Fussball-Jargon zu sagen, richtig «nachtrat».

Wenigstens freundschaftlicher verlief zur etwa gleichen Zeit der Besuch des Französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron in der Schweiz. Frankreich und die Schweiz sind nach Napoleon Bonapartes Wirken in Europa ziemlich beste Freunde; die Schweiz ist sich bewusst, dass es ohne den Kriegsherr Napoleon Bonaparte die Schweiz in ihrer heutigen Form nicht geben würde. Die Franzosen sind allgemein geradezu Wunderkinder, die immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. So auch nach dem zweiten Weltkrieg, als Frankreich zur Siegermacht wurde; weshalb, weiss eigentlich niemand so genau. Manchmal sind die Franzosen bei den «Grossen» unmittelbar ganz dabei, oder sie sind zumindest am «Katzentisch» präsent. Der Besuch des Französischen Staatspräsidenten war ein Besuch unter Abgesandten, die sich verstehen. Wenn nur der Zankapfel «FIFA» nicht wäre. Vor allem Emmanuel Macron versucht seit geraumer Zeit alles, um den Weltfussball-Verband FIFA von Zürich nach Paris zu lotsen. Die FIFA wurde 1904 nach Französischem Recht in Paris gegründet. Sie verlegte ihren Sitz in den Vorkriegs-Wirren 1932 nach Zürich. Die Schirmherrin des Weltfussballs ist seither ein Verband nach Schweizerischem Vereinsrecht (Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB). Vor allem seit Gianni Infantino, der sich von der Schweiz stets missverstanden und gemobbt fühlt, zum globalen Fussball-Präsidenten gewählt wurde (2016), wurden die Bemühungen hüben und drüben intensiviert, um den Sitz der FIFA von Zürich nach Paris zurückzuverlegen. Emmanuel Macron und Gianni Infantino sind beste Freunde, und der Walliser FIFA-Präsident ist natürlich ein begnadetes «Opfer», um den Schmeicheleien, Werbungen und Schalmeienklängen des Polit-Fuchses aus dem Elysée-Palast zu erliegen. Schon des öftern sollen sie sich in der Vergangenheit getroffen haben, um auch die «Causa FIFA / Sitzverlegung» zu bereden. Der schlaue Emmanuel Macron lockt vor allem mit steuerlichen Zugeständnissen. Auguren in der Schweizer Hauptstadt Bern sind davon ausgegangen, dass die FIFA und deren Rückkehr nach Paris ebenfalls ein Thema des Staatsbesuches von Emmanuel Macron würde, zumal auch der Weltsport völlig apolitisch ist. In diesem Segment ist auf Schweizer Seite Gianni Infantino zudem nicht der bedeutendste Aussenpolitiker der Schweiz, sondern es ist Bundespräsident Alain Berset, welcher derzeit und vor seinem Abgang Ende Jahr andere Baustellen aufzuräumen und wahrscheinlich die aufgetürmten Leichen im bundesrätlichen Keller zu entsorgen hat. In punkto FIFA wurde die Rückkehr des Weltverbandes nach Frankreich beim Staatsbesuch von Emmanuel Macron in der Schweiz kein Thema – es blieb bei Traum und Schaum…

2024 – ein Flugjahr der Trainerinnen und Trainer

causasportnews / Nr. 1081/11/2023, 18. November 2023

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(causasportnews / red. / 18. November 2023) Obwohl das Jahr 2024 noch nicht beendet ist, lässt sich mit Blick auf die Trainer/innen-Gilde im Fussball folgendes konstatieren: Die einzige Konstante ist der Wechsel. Obwohl in der Branche befristete Arbeitsverträge abgeschlossen werden, ist es gang und gäbe, dass insbesondere Trainer vor Ablauf der Kontrakte ausgewechselt werden wie defekte Glühbirnen. Beispiele gibt es rundherum zuhauf. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer letztlich nicht mehr zu halten. Auch wenn noch soviel Herzblut, Klubtreue und Emotionen neben dem grünen Rasen im Spiel sind, wie beim soeben von Union Berlin entlassenen Schweizer Trainer Urs Fischer. Die Gesetzmässigkeiten in der Branche rufen bei anhaltender Erfolglosigkeit nach einem Wechsel. Urs Fischer ist nicht der einzige, den es heuer erwischt hat. Es könnte eine Liste erstellt werden, welche dokumentieren würde, dass in diesem Jahr bei den Trainern ein «Flugjahr» herrscht(e). Dabei hat es auch die Trainer-Prominenz erwischt. Julian Nagelsmann war beim FC Bayern München weder froh noch erfolgreich; deshalb wurde er wohl Deutscher Bundestrainer. Die Geschichte wiederholt sich in diesem Umfeld immer wieder. Hansi Flick warf in München hin und wurde…Bundestrainer. Der FC Bayern München ist also so etwas wie eine Trainer-Kaderschmiede des Deutschen Fussball-Bundes (DFB)mit dem Aushängeschild Nationalmannschaft, die nun auch wieder so, nämlich «national», heissen darf nach der zu Staub gewordenen Bieridee von DFB-Manager Oliver Bierhoff. Unter ihm versagte die Bundes-Elf als «Mannschaft» und nicht als «Nationalmannschaft». Apropos Urs Fischer: In der Schweiz kann der aktuelle Nationaltrainer Murat Yakin derzeit miterleben, was es heisst, als Hauptverantwortlicher des Nationalteams (von den Medien) seziert und demontiert zu werden; seine Tage in dieser Funktion dürften gezählt sein. Falls der Schweizer Fussball-Verband (SFV) eine nüchterne Lagebeurteilung vornimmt, wird der neue Schweizer Nationaltrainer wohl bald … Urs Fischer heissen.

Mit Blick auf die Gleichberechtigung im Fussball haben die Trainerinnen in diesem Jahr gegenüber ihren männlichen Kollegen in punkto Job-Beendigung aufgeholt. Die ehemalige Schweizer- und nun Deutsche (jetzt Ex-)Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat nach der für die Deutschen Kickerinnen desaströsen Fussball-WM-Endrunde in Australien/Neuseeland mit dem DFB nur noch über die involvierten Anwälte kommuniziert. Jetzt ist die 55jährige Martina Voss-Tecklenburg ihren Job los.- Eine dubiose Geschichte, in die offenbar auch der Ehemann von Martina Voss-Tecklenburg involviert ist, wurde der aktuellen Schweizer Nationaltrainerin der Frauen, Inka Grings, zum Verhängnis. Soeben haben sich der SFV und die 45jährige Trainerin der Eidgenossinnen getrennt. Es war wohl eher eine Entlassung, gemäss Sprachregelungen wird in einem solchen Fall jedoch meistens von einer Vertragsbeendigung im beidseitigen Einverständnis gesprochen. Der Frauenfussball in der Schweiz macht aktuell auch noch in anderer Hinsicht von sich reden. Einem SFV-Mitarbeiter wird ein sexueller Übergriff zu Lasten einer Fussball-Nationalspielerin auf dem Flug von der Fussball-WM-Endrunde zurück in die Schweiz vorgeworfen. Die Umstände sind dubios, der SFV hat den Betroffenen aber nun per sofort entlassen. Für Juristenfutter im Fussball ist weiterhin gesorgt.

Trainerwechsel sind für die Klubs (oder einen Verband) in der Regel schmerzhaft teuer, vor allem, weil die geschassten Trainer/innen für die Arbeitsvertrags-Restlaufzeit bezahlt werden müssen. Vor allem Sportverbände, wie der DFB, machen dabei stets den gleichen Fehler. Meistens vor wichtigen Turnieren werden die Trainer mit langfristigen Arbeitsverträgen ausgestattet, jeweils um ein «Zeichen» moralischen Supports zu setzen dergestalt, dass man an ihn (oder sie) glaubt und dass der wichtigste sportliche Übungsleiter (oder die Übungsleiterin) eines Teams aus psychologischen Gründen quasi mit einer «Lebensversicherung» ausgestattet werden muss. Doch mit dem Glauben ist es auch so eine Sache. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer (oder die Trainerin) nicht mehr haltbar, und es muss bezahlt werden. Ein entlassener Trainer (oder eine Trainerin) muss sich natürlich jeweils anrechnen lassen, was er nach der Entlassung anderweitig verdient oder zu verdienen unterlässt. Diese Fälle müssen dann meistens juristisch erledigt werden. Das Trainer/innen-Flugjahr wird wohl 2024 weitergehen.

Von Zermatt nach Cervinia – oder Weltcupabfahren vom Winde verweht…

causasportnews / Nr.1080/11/2023, 14. November 2023

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(causasportnews / red. / 14. November 2023) Wenn man kein Glück hat, gesellt sich meistens noch Pech dazu – so lautet ein Fussball-Bonmot. Entsprechend erging es am Wochenende vom 11./12. November den Weltcup-Promotoren der beiden geplanten Ski-Abfahrten von Zermatt nach Cervinia. Platzte die Premiere dieses Skisport-Spektakels am Fusse des Matterhorns vor einem Jahr aufgrund der prekären Schneeverhältnisse (im Pistenbereich lag gar kein Schnee), wurden die Abfahrten der Männer heuer vom Winde verweht und zudem Opfer der kaum mehr zu bändigenden Schnee-Massen. Statt werbeträchtige Matterhorn-Kulisse, wenn auch auf der falschen (Süd-)Seite, also ein Wetterchaos. Nun hat die Sport-Politik das Wort, und es darf in dieser Hinsicht seziert werden, was das Zeug hält. Ist es sinnvoll, eine Weltcup-Abfahrt auf über 3000 Höhenmetern mit den bekannten Wetter-Risiken in diesen Lagen durchzuführen? Rechtfertigt sich dieser gewaltige Organisations- Aufwand, um erstmals in der Geschichte des organisierten Ski-Rennsports Weltcupabfahrten in zwei Ländern (hier in der Schweiz und Italien) durchzuführen? Sind Renn-Termine im November im Kamera-Schwenkbereich des welt-berühmten Matterhorns überhaupt sinnvoll? An die Adresse der Zermatter Organisatoren wurde unterschwellig und auch offen kritisiert, dass die nun abgesagten Abfahrts-Rennen vor allem wegen der Werbung für Zermatt hätten durchgedrückt werden sollen, jedoch der Umstand verdrängt worden sei, dass der Wintersport eben in der Natur stattfindet und sich der Mensch der Natur anzupassen habe und nicht umgekehrt. Die Skisport-Termine im November sind auch deshalb ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil Zermatt rücksichtlos darauf bedacht sei, in der touristen-armen Vor-Wintersaison die Hotels mit dem Ski-Weltcuptross ein wenig zu füllen. Weltcuprennen im Frühjahr sind in dieser wetter-sicheren Jahreszeit offenbar keine Option (dann quillt Zermatt so oder so über).

Wie dem auch sei. Der Sport hat vor den Launen der Natur kapitulieren müssen, oder, wie es vor allem Italienische Medien nach der Absage der Herren-Abfahrten und aufgrund der Diskussionen um unerlaubte Gletscher-Präparierungen im Vorfeld der geplanten Matterhorn-Rennen sahen: Die Natur hat auf den Frevel an ihr auf eigenen Art geantwortet. Oder sich «gerächt»…

Die Zermatter Renn-Pleite am Matterhorn ist allerdings noch nicht absolut. Am kommenden Wochenende können die Frauen die Skisport-Welt wieder einigermassen in Ordnung bringen, falls die Wetterverhältnisse den Start zu zwei Weltcupabfahrten zulassen. Dazu nochmals eine nicht gerade frauen-freundliche Stimme der Lästermäuler: Die Piste sei eh unspektakulär und simpel; also sei sie prädestiniert für Frauen-Abfahrten.

Olympische Spiele – Wunschträume und Realitäten

causasportnews / Nr. 1079/11/2023, 12. November 2023

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(causasportnews / red. / 12. November 2023) In einer aus den Fugen geratenen Welt erscheinen Olympische Spiele mit den bekannt hehren Ideen wie Anachronismen. Ziemlich aktuell: In etwa acht Monaten messen sich im Rahmen von Olympia über 10 000 Athletinnen und Athleten in 32 Sportarten in 41 Wettkampfstätten. Erstmals seit 1924 wird Paris Austragungsort des Grossanlasses sein. Die Welt schaut skeptisch und teils besorgt auf die Stadt an der Seine. Geht es um die Spiele, die zwischen dem 26. Juli und dem 11. August 2024 ausgetragen werden sollen, schaudert es die Sicherheits-Verantwortlichen. Standen 1924 bezüglich dieses Grossanlasses Logistikthemen im Vordergrund, sind es 100 Jahre später vor allem die in den Vordergrund gerückte Sicherheit, die im Rahmen einer derartigen Grossveranstaltung gewährleistet sein muss. Das beginnt bereits bei der Teilnahme der Wettkämpferinnen und Wettkämpfer, wenn sich Staatsangehörige Russlands, Weissrusslands, der Ukraine, Israels, der USA, Palästinas, Libanons, Irans, Syriens, Afghanistans, Somalias, des Südsudans, Serbiens, Kroatiens, Chinas, Nord- und Südkoreas, usw. in natürlich friedlichen und freudvollen Wettkämpfen messen. Vielleicht sind es nicht einmal nur die Athletinnen und Athleten, die sich vor Ort ins Gehege kommen (das gemeinsames Duschen aller Teilnehmenden nach den Wettkämpfen ist längst abgeschafft), aber eventuell werden die Fans, die im Sport in vielerlei Hinsicht zu «Problem-Fans» geworden sind, zum Sicherheits-Generalthema. Die Stadt der Liebe könnte zur Kapitale der Hiebe werden. Frankreich ist seit Jahren extrem «Attentats-gefährdet»; vor allem die jüdische Gemeinde fühlt sich bedroht. Religions- und andere Kämpfe finden in der heutigen Zeit durchwegs exterritorial statt: Zwar nicht in Paris, aber in Brüssel hat vor einigen Wochen ein Tunesier, ein Anhänger des «Islamischen Staates», am Rande eines Fussballspiels zwischen Belgien und Schweden zwei schwedische Fans erschossen. Solches könnte sich auch in Frankreich ereignen. Schlechte Erinnerungen an das Olympia-Attentat von München 1972 werden wach.

In acht Monaten kann viel geschehen, jedoch lässt sich der Schirmherr über die Spiele, das Internationale Olympische Komitee (IOK), mehrheitlich von Träumereien treiben und blendet die Realitäten gekonnt oder gezwungenermassen aus. Nur schon muss die «Causa Russland» mit Blick auf Olympia 2024 geregelt und gelöst werden, weil Frankreich und die Bürgermeisterin von Paris sich gegen die Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Weissrussland ausgesprochen haben. Anne Hidalgo will in ihrer Stadt auch keine Teilnehmenden aus diesen Ländern unter neutraler Flagge dulden (ein bewährter Taschenspieler-Trick des IOK, um Unmögliches doch möglich zu machen). Irgendwann wird in den nächsten Monaten eine Entscheidung in der Russlandfrage fallen müssen, denn das opportunistische IOK ist tendenziell pro Russland und pro Weissrussland eingestellt. Bemerkenswert ist die Position Deutschlands in dieser sport-politisch brisanten Frage. Seit Kriegsausbruch im Februar 2022 waren Deutsche Sportpolitiker und Funktionäre strikte gegen eine Teilnahme Russischer Athletinnen und Athleten in Paris. Diese unverrückbare Haltung bekommt nun Risse, und Deutschland muss wohl auf einen Schmusekurz mit dem IOK, das von einem angepassten und beugsamen Deutschen (Thomas Bach) angeführt wird, einschwenken, sonst verbauen sich die Deutschen Sommermärchen-Anhänger die Chance, den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2036 im eigenen Land zu bekommen. Wieder einmal bewahrheitet sich Bertold Brechts Feststellung: «Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral».

Die Olympischen Sommerspiele in Paris stehen also vor der Türe, und männiglich wäre wohl nicht unglücklich, es gäbe einen Knall, und das Kalenderblatt würde den 12. August 2024 anzeigen. Doch die weitsichtigen Franzosen schauen schon in die entferntere Zukunft und haben soeben verlauten lassen, im gallischen Raum 2030 Olympische Winterspiele organisieren zu wollen! Falls sich die Welt dann überhaupt noch (einigermassen vernünftig) dreht, dürfte das Thema «Sicherheit» auch dann zentrale Bedeutung erlangen. Schon längst vergessen ist selbstverständlich das Jahr 1992, als Olympische Spiele in Albertville ausgetragen wurden, in einem Jahr, als der Terminus «Nachhaltigkeit» weder bekannt war noch vielseitig verwendet wurde. Die Sportanlagen und Unterkünfte im Departement Savoyen sind längst nur noch Bauruinen. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen, so auch das IOK, dem die akzeptablen Austragungsstätten für Olympische Spiele wegbrechen. Deshalb werden für die Austragung der Winterspiele 2030 auch Salt Lake City, Stockholm und die Schweiz (!) genannt.

So schauen die Welt und die globale Sport-Gemeinde so gespannt wie unsicher in die Zukunft. Die zentrale Frage bleibt: Welche Wunschträume lassen sich in diesem universalen Chaos überhaupt (noch) realisieren?

Causa Sport digital 2/2023 ist erschienen

causasportnews / Nr. 1078/11/2023, 9. November 2023

(causasportnews / red. / 9. November 2023) Krieg, Zwistigkeiten, Konflikte, Krisen, Fehden, Unfrieden – derzeit droht die Welt im Chaos zu versinken und taumelt von einem Krisenherd in den andern. Es ist deshalb kein Zufall, dass sich das Editorial der soeben erschienenen zweiten Ausgabe von Causa Sport digital mit der Lust am Sport in einer unfriedlichen Welt, die sich in einem kaum je dagewesenen Durcheinander befindet, befasst («Die Weltlage und die Lust am Sport»). Doch eben auch hier gilt: «The Show must Go On».- Für den Sport und für Causa Sport bedeutet das: Wie sieht die Fünfjahres-Bilanz mit Blick auf gesetzliche Massnahmen gegen Wettkampfmanipulationen aus?- Im eSport sind steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Fragen zu beantworten.- Wie verhält es sich schliesslich mit der Besteuerung von Gewinnen aus Online-Poker?- Causa Sport digital behandelt auch weitere, brisante und interessante Themen: Etwa, ob die Spielervermittler-Regelung des Weltfussball-Verbandes im Fussball gegen das Kartellverbot (Art. 101) des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) verstösst. Weitere Schwerpunkte bilden Rechtsfragen aus dem Basketballsport, aus der Sparte Mountainbike, aus dem Pferdesport, usw.- Auch Wanderwege können zu «Juristenfutter» werden, wie einem Gerichtsentscheid zu entnehmen ist. Um an die Aktualität anzuknüpfen: Weshalb zieht es derzeit und immer mehr namhafte Spitzenfussballer nach Saudi-Arabien? Lässt sich deshalb dieses Fazit ziehen: «Fussballspielen für den Schurkenstaat?». PS: In Saudi-Arabien soll 2034 die WM-Endrunde der Männer ausgetragen werden… – Dieses, mehr und Weiteres sind der neusten Ausgabe von Causa Sport digital 2/23 zu entnehmen (abrufbar über «Swisslex», Schweiz, Manz Rechtsdatenbank, Österreich, sowie über die Datenbank des Berliner Verlages Duncker & Humblot.

Piste frei für Skirennen auf umstrittener Zermatter Piste

causasportnews / Nr. 1077/11/2023, 6. November 2023

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(causasportnews / red. / 6. November 2023) Jetzt sollte den Abfahrtsrennen am Fusse des Matterhorns vom kommenden Wochenende (Männer) und eine Woche später (Frauen) nichts mehr im Wege stehen. Vor allem schneite es in der Matterhorn-Region, im Gegensatz zu den Verhältnissen, wie sie sich vor einem Jahr präsentierten, ausgiebig, und die Aufregung um menschliche Eingriffe am Theodulgletscher hat sich gelegt. Die schockierenden Bilder von Baggern, welche sich am Gletscher zu schaffen gemacht haben, um die Abfahrtspiste in renntauglichen Zustand zu versetzen, sind vergessen (vgl. auch causasportnews vom 26. Oktober 2023). Nach Bekanntwerden des Natur-Frevels ging es vor allem darum, ob Abschnitte der Streckenführung für die Abfahrtsrennen konform oder widerrechtlich angeglichen wurden. Bald einmal hat es sich ergeben, dass die fragliche Zone ausserhalb der bewilligungspflichtigen Pistenfläche lag. Flugs wurde der Strecken-Abschnitt, der ausserhalb des ursprünglich genehmigten Bereichs lag, korrigiert. Die Beseitigung des rechtswidrigen Zustandes erfolgte durch eine Ausnahmebewilligung der Baukommission des Kantons Wallis. Was noch nachhallt, sind die ökologischen Folgen eines «Planungsfehlers» (sic!), für den sich der Zermatter OK-Verantwortliche, Franz Julen, entschuldigt hat.- Die authentische Rechtslage ist immer gut, die Schaffung eines fait accompli besser.

So darf sich nun die Skisport-Welt am 11./12. November und am 18./19. November 2023 auf ungetrübt schöne Renn-Bilder vor der Kulisse des Matterhorns freuen.

WM-Endrunden-Zuschlag an Saudi-Arabien – nur ein nichtiger «Bauchjuristen»-Entscheid»

causasportnews Nr. 1076/11/2023, 4. November 2023

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(causasportnewes / red. 4. November 2023) Vom ehemaligen FIFA-Präsidenten Joseph Blatter wurde dessen Aussage kolportiert, Juristen seien so notwendig wie ein Kropf. Ab und zu brauchte der Nicht-Jurist aus dem Wallis allerdings dann doch juristischen Beistand. Beim aktuellen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino präsentiert sich die Ausgangslage anders: Der Walliser ist gelernter Jurist, was er allerdings meist gekonnt kaschiert. Geht es um’s Recht, relativiert der 53jährige Chef des Weltfussballverbandes den juristischen Wert seiner Person gleich selber. So soll er immer wieder gesagt haben, Formal-Juristen seien ihm ein Graus. Er fühle sich vielmehr als «Büüüchjurist», was aus dem Walliser-Deutsch übersetzt «Bauchjurist» bedeutet; will sagen, ein Jurist, der die Klippen auch auf den juristischen Weltmeeren vornehmlich mit Gefühl, Cleverness und Schlauheit umschifft.

Das alles könnte sich nun nach dem faktisch erfolgten Zuschlag der Fussball-WM-Endrunde 2034 ändern. Triefend vor Selbstgefälligkeit hat der «Bauchjurist» Gianni Infantino der Welt verkündet, die WM-Endrunde2034 finde in Saudi-Arabien statt – auch mangels Bewerbungs-Alternativen. Die Welt ist bestürzt, Journalisten sprechen von einem Taschenspieler-Trick, der diese Vergabe möglich gemacht habe, doch weitgehend herrscht Resignation nach dem durchexerzierten «Bauchjuristentum». Doch hat Gianni Infantino seinen Vergabe-Entscheid zu früh kommuniziert und gefeiert? Ein Blick auf die formelle Rechtslage zeigt, dass die Vergabe des bedeutendsten Sportanlasses der Welt an Saudi-Arabien, das von vielen Beobachtern immerhin als «Schurkenstaat» bezeichnet wird, noch keineswegs besiegelt ist – wenn sich dann oder wann Opposition regt.

Wahrscheinlich hat der FIFA-Präsident die Statuten «seines» Verbandes zuwenig genau beachtet oder sich einfach darüber hinweggesetzt. Die Kompetenz zur Bestimmung (Beschlussfassung) des Austragungsortes der WM-Endrunde liegt klar und unmissverständlich beim FIFA-Kongress, der Vereinsversammlung der FIFA-Mitglieder (211 nationale Fussball-Verbände). So lautet Art. 28 Abs. 2 lit. s) der Vereinsstatuten wie folgt (zwingende Geschäfte des FIFA-Kongresses): «Abstimmung zur Bestimmung des Austragungsortes der Endrunde der Fussball-Weltmeisterschaft.» (ein weiterer, klarer Hinweise in den Statuten findet sich, in holpriger Sprache, in Art. 34 Abs. 10: «Dies gilt nicht für die Bestimmung des Austragungsortes der Endrunde der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft, der vom Kongress durch Abstimmung bestimmt wird). Diese zwingende Kompetenz(zu)ordnung wurde im Zuge der FIFA-Reformen festgelegt, nachdem sich das Vergabe-System, das die Bestimmung des WM-Endrunden-Austragungsortes durch die Exekutive (FIFA-Exekutivkomitee) vorsah, in der Vergangenheit als manipulations- und korruptionsanfällig erwiesen hatte (211 Nationalverbände, juristische Personen, sind weniger bestechungsanfällig als eine Handvoll Exekutivmitglieder, natürliche Personen). Nach dem aktuellen Vergabe-Verdikt des Präsidenten verletzt dieses die zwingend festgelegte, statutarische Kompetenzordnung des Verbandes; die kommunizierte Vergabe-Entscheidung ist zufolge der Verletzung der FIFA-Kompetenzordnung nichtig, und nicht nur anfechtbar.

Die Entscheidung des FIFA-Präsidenten präsentiert sich so, als wäre sie nicht geschehen, d.h, sie hat formell keinen Bestand. In der Konsequenz bedeutet dies, dass eine Vergabe eben nicht erfolgt ist. Diese Nichtigkeit könnte auf Antrag eines jeden FIFA-Mitglieds gerichtlich festgestellt werden. Gianni Infantino wäre allerdings nicht Gianni Infantino, wenn er diesen Entscheid früher oder später nicht vom FIFA-Kongress bestätigen lassen würde. Auf diesem Wege könnte er einen formell einwandfreien Kongress-Beschluss bezüglich der WM-Endrunden-Vergabe 2034 an Saudi-Arabien bewirken. Lediglich «Büüüchjuristerei» hilft ihm in dieser Causa im Moment aber nicht.