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Fussball-Europameisterschaft – völlig losgelöst von der Erde bis zum realen Empfinden

causasportnews / Nr. 1158/07/2024, 7. Juli 2024

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(causasportnews / red. / 7. Juli 2024) Seit dem Wochenende steht es fest: Der Fussball-Europameister wird, in alphabetischer Reihenfolge aufgezählt, heissen: England, Frankreich, Niederlande oder Spanien. Es fehlt in der Aufzählung: Deutschland!

Eine Fussball-Europameisterschaft ist, wenn sie dann ausgetragen wird, nicht nur ein Märchen oder das Abbild einer Parallelwelt (völlig losgelöst von der Erde gemäss aktueller Turnier-Hymne), in die sich die reale Welt hineinsteigert, sondern eine durchaus menschliche Angelegenheit. Seit dem letzten Freitag erlebt das in aller Konsequenz Deutschland. Da war alles auf EM-Titel programmiert – und nun das! Die Neuauflage eines Märchens, von 2006 (WM), sollte es werden. Alles «über den Wolken» angesiedelt («Der Spiegel», 22. Juni). Für den von Deutschland eingeplanten EM-Titel wurde der «Fussballkanzler», Turnierdirektor Philipp Lahm, für zuständig erklärt («Der Spiegel», 15. Juni 2024). «Ho-ja, ho-ja», ho» («Der Spiegel», 29. Juni 2024), 50 Jahre nach dem letzten Titel im eigenen Land (Fussballweltmeister 1974) war der Kontinental-Titel 2024 ein «Must», schliesslich sehnte sich das Land nach einem Erfolgserlebnis auf einer Ebene, die das Leben leicht macht: Im Fussball. Etwas mehr als eine Woche vor dem Finalspiel in der deutschen Kapitale erlebte Deutschland jedoch eine Trilogie des Schreckens, von völlig losgelöst bis total aufgelöst. Eine Deutsche Bundesregierung im Koma, die Deutsche Bundesbahn im Jahrhundert-Dilemma und nun noch die Deutsche Nationalmannschaft im Selbstzerstörungs-Modus. Etwas anderes als der EM-Titel kam in Deutschland gar nicht in Frage. Was nicht sein darf, wird nicht sein; und es kam dennoch anders. Auch nach dem KO in der KO-Phase des Turniers gegen Spanien am 5. Juli abends tat sich Eigenartiges im Land der Dichter, Denker und Deutschen Bundestrainer, immerhin über 80 Millionen an der Zahl. Der «Spiegel», sonst bemüht zu sagen was ist (gemäss Leitspruch von «Spiegel»-Gründer Rudolf Augstein), bastelte weit im Vorfeld des Turniers am Mythos der Unbesiegbarkeit der Deutschen Nationalmannschaft im Rahmen der Europa-Meisterschaft mit. Als die Druckerschwärze von Heft 28 am 6. Juli 2024 noch trocknete, war das Drama um das Nationalteam am Vorabend bereits Tatsache. «Der Spielmacher» titelten die Hamburger Magazin-Macher über den Bundestrainer und Fussball-Säulenheiligen Julian Nagelsmann, «jung sei er, lässig und eloquent», auch ein Meister der Inszenierung, aber vor allem der Europameister-Macher Deutschlands. Zu diesem Zeitpunkt, als der neue «Spiegel», Nr. 28, ausgeliefert wurde, konnte der zur Fussball-Ikone emporstilisierte Jung-Trainer wenigstens eine Qualifikation abwenden: Erfolglos! Aufgezeichnet wird im aktuellen Heft die Geschichte bis zum Gewinn des Europameisterschafts-Titels im eigenen Land in fünf Akten, zuzüglich des vorangestellten Prologs; der letzte, krönende Akt sollte am 14. Juli in Berlin, im Finalspiel, über den Rasen gehen. Nun ist der Vorhang zehn Tage zuvor mit dem Ausscheiden Deutschlands am Heim-Turnier gefallen. Nicht unerwartet fallen die Deutsche Öffentlichkeit und die Medienmeute nun weder über die gescheiterte Mannschaft noch über Julian Nagelsmann her. Schuld war schliesslich nur der Schiedsrichter, der den Deutschen gegen Spanien einen Elfmeter verweigerte (als ob jeder gepfiffene Penalty auch mit einem erzielten Tor gleichzusetzen wäre…). In der Tat waren die Schiedsrichterleistungen an diesem Turnier schwach bis katastrophal. Die aufgezwungenen technischen und digitalen Hilfsmittel verunmöglichen dem bedauernswerten Unparteiischen jedoch, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Es wird vor allem bei jedem Foul, vermeintlichem Abseits und nach jedem Aufreger im Spiel diskutiert statt entschieden. Der digitale Wahnsinn, inklusive Video Assistant Referee, hat die Zerstörung des Fussballs eingeläutet. Apropos Julian Nagelsmann: Er weiss um die Wichtigkeit des Prinzips «Hoffnung», auch im Fussball. Nachdem seine in den Interviews vergossenen Tränen bald getrocknet waren, stimmt er die Deutsche Nation nun auf den WM-Titel 2026 ein. Was sollte er sonst tun? Der Mann, erst 37 Jahre alt, muss schliesslich noch ein paar Jahre arbeiten, und dem Trainer-Fachkräftemangel im Fussball auf Klubebene kann er nach dem «Abenteuer FC Bayern München» auch nichts mehr Wirksames entgegensetzen.

Nachdem Turnierdirektor Phillipp Lahm (gemäss «Spiegel» der «Fussballkanzler») die Veranstaltung im eigenen Land nun ohne die Heim-Mannschaft zu Ende bringen muss, bricht auch den Real-Politikern eine wichtige Profilierungs-Plattform weg. Bis jetzt waren in Deutschland diesbezüglich insbesondere der wirkliche Bundeskanzler, Olaf Scholz, und die Aussenministerin, Annalena Baerbock, aktiv. Bundeskanzler Scholz mit seinem Dackelblick, der wohl kaum einen Fussball von einer Wassermelone (innen rot, aussen grün) zu unterscheiden im Stande ist, schwimmt opportunistisch auf jeder Welle mit, die tapsige Politikerin opfert sogar ihre grüne Gesinnung, wenn sie etwa mit dem Mittel des Sports Wahlkampf betreiben kann. In dieser Hinsicht, wenn es um die Nutzung von Sport-Plattformen durch Politiker geht, ist der Sport mitunter auch gerecht. Nachdem der Türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seiner Mannschaft gegen die Niederlande im Stadion den Rücken stärken und so die «Wolfsgruss» Geschichte und seine Auswirkungen legitimieren wollte, regelten die Holländer das Problem auf sportliche Weise, sorgten für Remedur und warfen die Türken aus dem Turnier. Statt dass die UEFA-Funktionäre aus Nyon den «Wolfs-Grüsser» Merih Demiral in seinem Tun einfach ignoriert hätten, sorgten sie mit einer unsinnigen Formal-Sperre für zwei Spiele für eine regelrechte Affäre und provozierten letztlich den Präsidenten-Auftritt der Türkei in Deutschland. Es ist nicht auszumalen, wenn die Türken nun das Halbfinale bestreiten könnten…

Noch eine Woche bis zum Final-Spiel der Europa-Meisterschaft 2024 in Berlin. Die Deutschen werden froh sein, wenn dieser Spuck nun bald vorbei sein wird. In der realen Fussball-Welt ist die Nation seit dem 5. Juli abends wieder angekommen.

Weshalb überhaupt noch eine Fussball-Europameisterschaft 2024 spielen?

causasportnews / Nr. 1125/03/2024, 27. März 2024

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(causasportnews / red. / 27. März 2024) Am 14. Juni 2024 sollte in Deutschland die Fussball-Europameisterschaft beginnen, und nach Planung wird am 14. Juli 2024 der (neue?) Europameister feststehen. Doch weshalb sollte das Turnier überhaupt noch gespielt werden? Es besteht an sich kein Grund hierfür, denn der Europameister heisst bereits jetzt…Deutschland! Nach Test-Siegen gegen Frankreich und Holland tönt es nicht nur vom Boulevard her: Deutschland wird nicht, sondern ist bereits jetzt neuer Europameister. Zumindest ist das Team von Julian Nagelsmann nach Deutschen Bescheidenheitsbeteuerungen Europameister der «Herzen», und die neuste Auflage eines «Sommermärchens» lässt sich zwischen dem 14. Juni und dem 14. Juli, übrigens mit dem Finalspiel am Nationalfeiertag Frankreichs, in jedem Fall feiern. Weshalb denn überhaupt noch ein Kontinental-Turnier austragen, wenn der Sieger bereits feststeht?

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Aber vielleicht kommt alles doch noch ein wenig anders, und das Land mit den gefühlten 85 Millionen Bundestrainerinnen und -trainern darf sich des Turniererfolgs trotz der entfachten Euphorie noch nicht ganz sicher sein. Denn wie verhält es sich schon mit dem Umstand der geglückten Hauptprobe und der misslungenen Premiere? Die beiden soeben realisierten Siege gegen Frankreich und Holland bringen Fussball-Deutschland jedenfalls in die Stimmung, welche das ganze Land anlässlich der WM-Endrunde 2006 flächendeckend erfasste – auch wenn der Sieger am Schluss Italien hiess. Dabei sein kann bekanntlich oft schöner sein als siegen. Deutschland sollte im Erfolgsrausch jedoch beispielsweise die solide Fussball spielende Schweiz nicht vergessen, oder die Österreicher, welche die Türken soeben mit einer beeindruckenden 6:1-Packung in die Kabine schickten.

Der Deutsche Fussball-Bund (DFB), die Organisation, welche auch für den Gewinn des Europameister-Titels 2024 verantwortlich zeichnet, sowie die Deutsche Nationalmannschaft, die nun nicht mehr nur «Die Mannschaft» heissen darf, sorgen auch ausserhalb des Spielfeldes für Neuigkeiten, die grundsätzlich und genauer betrachtet eben doch wieder mit dem Spielfeld zu tun haben. Es geht um den Ausrüster des Verbandes und somit der Nationalmannschaft. Nach rund 70 Jahren wird ab 2027 ein neues Unter-Kapitel im Ausrüster-Kapitel geschrieben, denn dann wird die Kult-Marke «adidas» vom amerikanischen Konzern «Nike» abgelöst. «adidas» war und ist seit jeher mehr als ein Verbands- und Mannschafts-Ausrüster. «adidas» ist Kult, ein Mythos und ist vor allem mit dem deutschen Sport im Allgemeinen und mit dem DFB und der Nationalmannschaft im Besonderen seit Jahrzehnten, materiell und personell, eng bis engstens verbunden. Die Marke verkörpert Heimat, Tradition und Ideologie zugleich; letztere ist auf die örtliche Implementierung des «adidas»-Konzerns in Herzogenaurach bei München zurückzuführen. In diesem beschaulichen Dorf wirkte die Sport-Kult-Figur Adi Dassler, der Unternehmensgründer, Erfinder und Sportartikelproduzent von «adidas». Sein Bruder, Rudolf Dassler, gründete nach Zwistigkeiten, wie sie unter Brüdern vorkommen können, die Marke «Puma». Adi Dassler, der beim «Wunder von Bern» 1954 noch eigenhändig die Stollen in die von ihm entwickelten Fussball-Schuhe für Deutschlands Weltmeister-Team schraubte, wurde zu einer zentralen Figur im Sportartikel-Business und legte in der Schweizer Hauptstadt die Basis für ein jahrzehntelanges, fruchtbares Wirken nicht nur zwischen «adidas» und den Funktionären sowie Gefolgsleuten im DFB, das später durch seinen Sohn, Horst Dassler, fortgeführt wurde. Der Sportartikelkonzern aus Bayern entwickelte und etablierte sich als globaler Player in der Sportindustrie, nicht immer im positiven Sinn. Kontinuierlich rankten sich Manipulationsgerüchte um «adidas» und Horst Dassler; mit der umstrittenen und schillernden Sport-Verwertungsgesellschaft «ISL» in der Schweiz lief das Business unter Involvierung von Sport-, Wirtschafts- und Polit-Grössen durchwegs wie geschmiert.

Mit dem Ende des Wirkens zwischen «adidas» und dem DFB findet ein langjähriges Zusammenwirken im Sport mit allen seinen Facetten ein Ende. Es wird gleichzeitig eine eherne Tradition in der Sport-Vermarktung auf dem Müllhaufen der Sportgeschichte kompostiert. Weshalb nun die Trennung im Jahr 2026 vollzogen wird und weshalb sich der DFB mit dem Marktleader «Nike» als Ausrüster-Partner zusammenfindet, ist nachvollziehbar. Die Amerikaner zahlen für die Kooperation für die Zeit von 2027 bis 2034 doppelt so viel wie bis anhin «adidas» für dieselbe Zeitspanne. 800 Millionen Euro sollen es sein. Gebrauchen kann der DFB das Geld offensichtlich. Gemunkelt wird von einer finanziellen Schieflage im Verband und Steuernachzahlungen.

Nach dem «Wunder von Bern» war «adidas» ein Symbol für das nach dem Krieg in Deutschland angeworfene Wirtschaftswunder. Nun wird ein Unternehmens-Mythos von den nüchternen Gesetzen der Marktwirtschaft im Sport abgelöst.

EURO 2024: Losglück mit der Glücks-Gruppe

causasportnews / Nr. 1087/12/2023, 3. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 3. Dezember 2023) Es ist bekanntlich vieles eine Sache der Perspektive. Oft auch im Sport. So ist der erste konkrete Schritt zur Fussball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland erfolgt: Die Auslosung des Spielplans für das Turnier, das vom 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 stattfinden wird. In Hamburg interessierte aus Deutscher und aus helvetischer Sicht die Gruppe A, der Schottland, Ungarn und überdies eben Deutschland und die Schweiz angehören! «Losglück», vermeldeten die Schweizer Medien kurz nach der Auslosung, «Glücks-Gruppe» war die erste Reaktion aus Deutschland. «Endlich Deutschland!» (mit Ausrufezeichen) titelte die Zürcher «Sonntags-Zeitung» in ihrer Ausgabe, gleich nachdem der Spielplan der EURO 2024 feststand. «Gebt uns die Deutschen!» (mit Ausrufezeichen) richtete die Boulevardzeitung «Blick» einen Appell gegen den Fussball-Himmel, bevor es in der Elbphilharmonie in Hamburg zur Auslosungs-Sache ging – orchestriert durch ein nicht gerade sport-adäquates Stöhnen, initiiert durch einen Comedian, der das alles wohl als einziger lustig fand. Die Fussball-Götter und -Göttinnen erhörten das Flehen und die Wünsche aus allen Ecken sowie allen Enden und machten es möglich, dass Gastgeber Deutschland und die Schweiz am 23. Juni 2024 in Frankfurt, im letzten Gruppenspiel, aufeinander treffen werden. Die beiden Nationalmannschaften spielten letztmals an der WM-Endrunde 1966 in einem grossen Turnier gegeneinander; die Schweizer wurden damals nach einer 0:5-Packung regelrecht aus dem Hillsborough-Stadion von Sheffield gefegt. Alles andere als ein Sieg Deutschlands wäre eine Welt-Sensation gewesen.

Im kommenden Jahr sieht alles anders aus. Die Schweiz hat an Selbstbewusstsein gewonnen, auch wenn die Qualifikation zum Turnier nächstes Jahr nicht nur für Spieler und Trainer eine Tortur war. Mit «Losglück» meinen die Eidgenossen, dass man sich nun sehr wohl gegen Deutschland werde behaupten und allenfalls auch durchsetzen können, vielleicht dann anlässlich des Showdown am 23. Juni 2023, wenn die Teams aufeinander treffen. Die Bezeichnung «Glücks-Gruppe» ist für Deutschland nicht nur bitterer ernst, sondern belässt durchaus Raum für Ironie, oder wie es das mediale Sprachrohr Deutschlands, die «Bild»-Zeitung, sieht: «Da können sogar wir weiterkommen». So ist eben alles zumindest eine perspektivische Angelegenheit. Mit einem Schlag sind in der Schweiz und in Deutschland die Trainerkritiken verstummt: Nationaltrainer Murat Yakin freut sich jetzt auf die EURO 2024. Zumindest bis zum 23. Juni 2024 wird er seinen Vertrag erfüllen dürfen. Bundestrainer Julian Nagelsmann wird nach dieser Auslosung auch wieder besser schlafen, nachdem er nach den letzten Testspielen seiner Mannschaft arg unter Beschuss geriet, zuletzt nach der inferioren Leistung der Nationalmannschaft, welche jetzt auch wieder so heissen darf; nach einem 0:2-Debakel gegen … Österreich; die Deutschen schlichen regelrecht vom Platz. Apropos Österreich: Die Österreicher werden in der Gruppe D in jedem Fall auf Frankreich und auf die Niederlande treffen. Ob sich die zuletzt starken Auftritte des Teams von Ralf Rangnick, dem Deutschen Fussball-Professor, relativieren werden, dürfte sich dann bald zeigen. Fussball ist eben auch eine Frage der Relationen, nicht nur der Perspektiven. Sicher ist: Córdoba 1978 wird sich nicht wiederholen.

Weissrussland mischelt sich in die Fussball EM-Qualifikation 2024

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(causasportnews / red. / 11. Oktober 2022) Die mit einiger Spannung erwartete Qualifikations-Auslosung zur Fussball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland ist in Frankfurt über die Bühne gegangen. Grosse Überraschungen sind ausgeblieben, auch wenn etwa die Gruppe C mit Italien, England, Ukraine, Nordmazedonien und Malta einiges an Spannung verspricht. Gastgeber Deutschland ist für das europäische Kontinentalturnier direkt qualifiziert, Russland ist aus den bekannten Gründen ausgeschlossen.

Einigermassen verwundert nahm die Öffentlichkeit davon Kenntnis, dass sich Weissrussland trotz Protesten und Interventionen seitens der Politik beim Europäischen Fussballverband (UEFA) doch noch ins Qualifikationstableau gemischelt hat. Vor allem die Deutsche Bundes-Innenministerin Nancy Faeser hatte energisch den Ausschluss des Russland ergebenen Vasallenstaates Weissrussland aus der EM-Qualifikation gefordert (vgl. causasportnews vom 3. Oktober 2022). Vergeblich. Von der UEFA wurde das Thema letztlich ausgesessen, und offensichtlich kalkulierte die UEFA-Spitze mit den sportlichen Fakten und Möglichkeiten. Am Hauptsitz des Kontinentalverbandes in Nyon darf nun davon ausgegangen werden, dass Weissrussland in Deutschland aus sportlichen Gründen in Deutschland so oder so nicht dabei sein würde. Mit den Gruppengegnern Schweiz, Israel, Rumänien, Kosovo und Andorra wird es den Weissrussen kaum gelingen, die beiden ersten Gruppenplätze zu belegen und sich so direkt für das Turnier 2024 zu qualifizieren; die Rechnung der UEFA und die wohl insgeheime Hoffnung, dass Weissrussland die Qualifikation für Deutschland nicht schaffen wird, dürfte also letztlich wohl aufgehen. Chancenlos wird Weissrussland wahrscheinlich schon im ersten Qualifikationsspiel sein, wenn die Schweiz in Minsk antreten wird. Ausgerechnet die Schweiz muss sich also mit Weissrussland messen! Aber vielleicht kommt es dann im März des kommenden Jahres gar nicht zu diesem Qualifikationsspiel. Die Lage im Russland-Krieg spitzt sich (leider) derzeit Tag für Tag zu, und das «Problem Weissrussland» könnte sich zufolge der Haltung Weissrusslands als Supporterin der russischen Aggression auch aufgrund der Gegebenheiten neben dem Spielfeld erledigen.

Katzenjammer nach der Frauen-Fussball-EM und ein beerdigter DFB-Marketing-Nonsens

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(causasportnews / red. / 4. August 2022) Während beinahe eines Monats, seit Beginn der Frauen-Fussball-Europameisterschaft in England, wurde diese Disziplin vor allem in Deutschland hochgepusht. Vor dem Finale im Wembley-Stadion in London erreichte die vor allem durch die Medien regelrecht verordnete Beliebtheit dieser Sportart einen einsamen Höhepunkt. Deshalb war sich die in dieser Sache geeinte Nation vor dem Finalspiel zwischen England und Deutschland bewusst, dass es nur eine Siegermannschaft geben könne: Deutschland. Die Medien sprachen, weshalb auch immer, vom «historischen Finale gegen England» und trieben die bemitleidenswerten Deutschen Frauen zum Sieg: «Auf sie (gemeint waren die Engländerinnen, Red.) mit Gebrüll» und verordneten schon einmal, vor dem Finale, wie das Fell des noch nicht erlegten Bären zu verteilen sei: «So belohnen sich die EM-Heldinnen für den Titel». Weil Deutschlands Kapitänin Alexandra Popp den EM-Titel geradezu versprach, zog vor allem die «Bild»-Zeitung auch noch die unterste, mediale Schublade: «Heute poppen wir England», heizte das Blatt die Stimmung in seiner eigenen Art an (alle obigen Zitate stammen aus der «Bild»-Zeitung vom 31. Juli 2022; «poppen» bedeutet dabei gemäss «Bild»-Doktrin übrigens «historisch siegen»…Ein Schelm, wer zweideutiges Gedankengut vermutet). Wie dann am Abend des 31. Juli 2022 alle Träume platzten, ist bekannt; der vor allem in der Heimat erzeugte Druck, der tonnenschwer auf den Deutschen Spielerinnen lastete, zeigte Negativ-Wirkung. Der nicht gerade als Glücksbringer bekannte Bundeskanzler Olaf Scholz, zwar an Niederlagen aller Art gewöhnt, zog belämmert aus dem Wembley-Stadion ab. Statt grosse Party der Deutschen im Mutterland des Fussballs setzte es für Deutschland einen veritablen Katzenjammer ab. Schuld an dieser sportlichen Ungerechtigkeit war ein nicht gegebener Elfmeter für die Deutschen Frauen. So gewannen die Engländerinnen, natürlich mit Schiedsrichterinnen-Hilfe. Eine Fussballweisheit besagt allerdings, dass nicht jeder geschossene Elfmeter auch Tor bedeutet. Weshalb auch noch die Urweisheit des Fussballs zu erwähnen sei: Wer ein Spiel gewinnen will, muss einfach ein Tor mehr als der Gegner, oder in diesem Fall die Gegnerinnen, schiessen; dann klappt’s. Trotz aller Widerwärtigkeiten in der entscheidenden Phase dieser Europameisterschaft lieferte das Deutsche Frauen-Fussball-Nationalteam, objektiv betrachtet, eine hervorragende Leistung ab, auch wenn es letztlich nicht ganz gereicht hat.

Apropos Nationalmannschaft sei an dieser Stelle der Fokus auch noch auf das männliche Pendant der Frauen gerichtet: Die Deutsche Fussball-Nationalmannschaft der Männer. Diese spielten zwar in letzter Zeit kaum, jedoch wurde nun seitens des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) eine regelrechte Bieridee, die eben dem DFB-Manager Oliver Bierhoff als Urheber zugeschrieben wird, beerdigt (vgl. auch causasportnews vom 27. Juni 2022). Die Deutsche Nationalmannschaft der Männer heisst ab sofort wieder «Deutsche Nationalmannschaft», und nicht nur «Die Mannschaft». Oliver Bierhoff und seinen DFB-Kollegen war die Bezeichnung «Nationalmannschaft» wohl zu politisch, weshalb man sich vom angeblich negativ besetzten Terminus «national» verabschiedete. Die nun während ein paar Jahren geführt Bezeichnung «Die Mannschaft» blieb stets ein Marketing-Rohrkrepierer, weshalb sich der DFB dieses Benennungs-Unsinns nun entledigt hat.

Von der «La Ola-» zur «Delta-Welle»

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(causasportnews / red. / 27. August 2021) Die Fussball-Europameisterschaft vom Sommer dieses Jahres ist in der schnelllebigen Zeit längst Geschichte, wirkt aber immer noch nach. Es wird vor allem in den Medien analysiert, kommentiert und beleuchtet – die Nachhaltigkeits-Thematik steht im Zentrum. So auch etwa in der kirchlichen Presse. Was bewegt die Kirche, sich zu einem solchen Turnier zu äussern? Ein wichtiger Grund dürfte darin zu sehen sein, dass Sport und Kirche mehrere Parallelitäten aufweisen. Und teils eine Schicksalsgemeinschaft bilden. Wie sagte es doch einst der frühere, renommierte deutsche Bundesverfassungsrichter und Sportrechtler Prof. Udo Steiner: «Wenn die Medien vielbeachtete Schlagzeilen produzieren wollen, müssen sie über den Weltfussballverband FIFA oder die katholische Kirche schreiben.». Negativ-Themen im Zusammenhang mit dem Sport und der Kirche sind für das Publikum stets von grossem Interesse. Wie sich die Kirche (bzw. ein Vertreter dieser Gemeinschaft) gegenüber dem Sport, insbesondere dem Fussballsport, verhält, manifestiert ein Beitrag («König Fussball und Corona») in der Zeitschrift «franziskus» (Ausgabe 3/2021, 21), dem Publikationsorgan des Franziskaner-Ordens. Im Zentrum der Betrachtung von Br. Andreas Murk (Kloster Schwarzenberg / Deutschland) steht die Thematik Fussball und «Corona». Der zweifelsfrei gläubige Ordensbruder verfolgte nach eigenem Bekenntnis «etwas ungläubig die zumeist gut gefüllten Stadien» der Europameisterschaft. Im Text, der während der Europameisterschaft entstanden ist, fragt er sich besorgt: «Kommt nach der «La Ola-Welle» die ‘Delta-Welle’ mit voller Wucht?». Der Gottes-Mann lag mit seiner Befürchtung richtig, wie es sich nun herausstellt. Mit Blick auf die Organisatoren des Turniers, denen die Stadien offensichtlich gar nicht voll genug sein konnten, zitiert der Kloster-Bruder Horst Seehofer: «Ich halte diese Position der UEFA für absolut verantwortungslos.». Bekanntlich blieb es bei diesem Lippenbekenntnis. Bei Betrachtung der Verhältnisse um «König Fussball» ortet Andreas Murk massive Privilegien des Sports im Vergleich zu anderen Lebens- und Tätigkeitsbereichen. Gleichzeitig weist er auf Parallelen zwischen Sport und Kirche hin, um dann dieses Fazit zu ziehen: «Der Wille zur Aufklärung» scheine im Sport mit seinen ebenfalls vielen, neuen und älteren, nicht aufgearbeiteter Skandalen «oft nicht grösser zu sein als bei der viel-gescholtenen römisch-katholischen Kirche». Um dann letztlich festzuhalten, dass der skandalträchtige Fussball durchwegs «glimpflicher» davonkomme als die immer wieder von Turbulenzen erfasste katholische Kirche. Dennoch stellt er fest, dass man aus der Kirche austreten, dem Fussball aber nicht entsagen könne. «Aus dem Fussball kann und braucht man nicht austreten». Will offenbar heissen: «König Fussball» beherrscht die Welt – auch in den Zeiten von «Corona». Dass Andreas Murks Leidenschaft primär der Kirche gehört, ist nachvollziehbar. Er wird jedoch gemäss eigenem «Credo» insbesondere auch künftig zu den Fussball-Konsumenten gehören, wenn auch «durchaus mit gewissen Enttäuschungen», wie er schreibt.  

The Ugly Side of the Beautiful Game

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(causasportnews / red. / 14. Juli 2021) Das Ende der Fussball-Europameisterschaft 2020, ausgetragen 2021, wirkt nach dem denkwürdigen Finalspiel vom Sonntagabend in London immer noch nach. Die Welt gönnt Italien den Triumph, trauert aber mit England. Nach einer Niederlage, so, wie sie England erlitten hat, wird vor allem nach «Schuldigen» gesucht. Auf der Insel und im übrigen Europa ist zumindest einer dieser Missetäter rasch ausgemacht: Gareth Southgate, der Trainer der Engländer. Dabei hat er weder gespielt noch einen Elfmeter «verschossen». Es wird ihm jedoch angekreidet, drei blutjunge Spieler in die alles entscheidende Penalty-Schlacht geschickt zu haben. Es entspricht einer notorischen Tatsache, dass Elfmeter-Schützen erfahren, abgeklärt und nervenstark sein müssen. Gareth Southgate ignorierte diese Gesetzmässigkeit und setze im Penalty-Schiessen fatalerweise auf die «Karte Jugend». An dieser Last sind Bukayo Saka (19), Jadon Malik Sancho (21) und Marcus Rashford (23) zerbrochen und haben die Engländer statt ins Glück in den Nachthimmel Londons und sonstwohin geschossen. Mit der in der Tat schwer nachvollziehbaren, personellen Entscheidung hat der integre und faire Coach der Engländer vor allem auch diesen Jung-Spielern einen Bärendienst erwiesen und sie zu sportlichem «Kanonenfutter» gemacht. Nicht nur haben diese drei Fussball-Talente Italien den Sieg ermöglicht, sie sind nun auch Objekte von Anfeindungen übelster Art und aus allen Richtungen geworden. Dass die drei Spieler nicht weisser Hautfarbe sind, hat den Hass, der vor allem über das Netz wie Kübel über den Köpfen dieser Nationalspieler ausgeschüttet wird, geschürt oder vielleicht erst möglich gemacht. Ein Protest gegen diese Hasstiraden ist zwar wahrnehmbar, fällt aber einigermassen flau aus. Keine Reaktionen hat das Unhaltbare in Nyon, am Sitz der UEFA, und in Zürich, am Sitz der FIFA, ausgelöst. Beide Verbände pflegen zwar immer stramm zu stehen, wenn für Fairplay, Respekt und gegen Rassismus theoretisch Flagge gezeigt werden soll. Diese Aufgabe gilt aber von den Verbänden in der Regel als erfüllt, wenn entsprechende Leuchtschriften in den Stadien und Kleber auf Fussballer- und Schiedsrichter-Dresses erscheinen. Rückgrat und Mut sind bekanntlich nicht unbedingt die Charakter-Stärken von Alexander Ceferin (UEFA), Gianni Infantino (FIFA) & Konsorten. Man kann heute den ehemaligen FIFA-Präsidenten Joseph Blatter verteufeln und für alles Mögliche und Unmögliche verantwortlich machen, aber er hätte gegen diese ungebührlichen und unhaltbaren Attacken gegen die drei jungen Spieler des englischen National-Teams donnernd seine Stimme erhoben. Er hätte es dabei nicht nur bei der Feststellung bewenden lassen: «The Ugly Side of the Beautiful Game».

Doch auch diese Nachwehen des Europameisterschafts-Finals werden bald Geschichte sein. Die Welt richtet den Fokus nun nach Japan. Im Lande der aufgehenden Sonne werden in zehn Tagen die Olympischen Spiele beginnen. Wenigstens werden sie, teils gezwungenermassen, ökologisch vertretbar ausgerichtet. Weil die Wettkämpfe ohne Publikum ausgetragen werden, müssen lediglich die Athletinnen und Athleten sowie das Begleitpersonal sowie Medienschaffende aus der ganzen Welt nach Tokio geflogen und gekarrt werden. «Klimapositiv» nennt das Internationale Olympische Komitee (IOK) diese Situation im Zuge von «Corona». Die schadhaften Emissionen, die auch ohne Publikum in Tokio die Umwelt belasten, will der in Lausanne domizilierte Verein mit Pflanzungen kompensieren. 355 000 Bäume sollen demnächst in Afrika gesetzt werden. «Placebo» heisst diese Substanz, die auch keine Dopingkontrolle zu fürchten braucht.

Nach dem EM-Titelgewinn Italiens: Schafft das Elfmeter-Schiessen ab!

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(causasportnews / red. / 12. Juli 2021) Harry Kane, der bald 28jährige Captain der Engländer, brachte es nach dem Finalspiel anlässlich der Fussball-Europameisterschaft, die von Italien nach einem Penalty-Krimi gewonnen worden ist, auf den Punkt, nachdem für die Engländer der Traum zum Trauma mutierte: «Es ist das brutalste im Fussball, ein solches Spiel im Penalty-Schiessen zu verlieren.». Dabei meinte der Spieler von Tottenham Hotspur nicht etwa, Italien hätte den Sieg gestohlen – im Gegenteil: England ertrug die bittere Niederlage mit Stil und Würde – Fairplay ist in jedem Fall Sache der Sportler von der Insel und die oberste Maxime des Sports. Die (Fussball-)Welt ist sich ebenfalls einig: Italien ist verdient Europameister geworden. Doch der Erfolg der «Blauen» hing an einem dünnen Faden, und es hätte nicht viel gefehlt, und England hätte im eigenen, berühmten «Wembley»-Stadion triumphiert; über die Squadra Azzura aus dem schillerenden EU-Land. Das wäre dann für Europa, bzw. die Länder der Europäischen Union wohl eine (erneute) Klatsche gewesen. Rund ein halbes Jahr nach dem «Brexit» hätte England Europa gleich nochmals vorgeführt.

Nicht nur das Finalspiel wurde im Elfmeter-Schiessen entschieden, sondern auch einige Spiele zuvor. Deshalb ist die Frage nach dem sportlichen Wert dieser Penalty-Lotterie durchaus berechtigt. Selbstverständlich prävalieren in einem Penalty-Krimi, wie im Finalspiel erlebt, die Emotionen. Was in einem Fussballspiel an sich schon einmal nicht angeht. Ein vierwöchiges Turnier darf nicht zufällig entschieden werden, auch wenn konkret gegen den neuen Europameister Italien gar nichts einzuwenden ist – im Gegenteil. Eine Kontinentalmeisterschaft muss ausgespielt werden, zumal auch die Verlängerungen von jeweils 2 x 15 Minuten mit Blick auf das dann meist unvermeidliche Elfmeter-Schiessen von sportlich geringem Wert sind; die Mannschaften zittern sich eben in die Penalty-Lotterie. Schafft also diese Elfmeter-Schiessen in wichtigen Wettbewerben und Turnieren ab! Selbstverständlich sind Alternativen gefragt. Zurück zum «golden goal» also? Das ist eine Möglichkeit. Oder ein zweites Spiel, falls eine Partie nach 90 Minuten unentschieden endet? Das ist ebenfalls eine Möglichkeit; vielleicht aber keine ideale Variante, weil das die TV- und Übertragungsplanungen erschwert; die wirtschaftliche Kalkulierbarkeit ist das A und das O der modernen Sport-Unterhaltungsindustrie. Die Technokraten des Kontinental-Fussballverbandes UEFA werden sich mit den Fragestellungen nach dem in London zu Ende gegangenen Turnier befassen müssen. Was auch für die Schiedsrichter-Thematik gilt. Die Unparteiischen fielen im Turnier durch Fehlentscheide, Unsicherheiten und durchwegs durch wenig souveränes Agieren auf; das Finalspiel wurde vom Holländer Björn Kuipers allerdings tadellos gepfiffen. Die Problematik ist wohl (auch) auf die ausgeklügelten Überwachungstechniken (VAR, etc.) zurückzuführen. Wenn der Schiedsrichter in einem derartigen Turnier allerdings nie zum Thema wird (Fussball-Weisheit: «Der Schiedsrichter ist immer ein Thema»), läuft etwas falsch (zur «Entwertung» des Schiedsrichters und Minimierung seiner Stellung im Zuge der elektronischen Überwachungen wird sich «Causa Sport» in der nächsten Ausgabe befassen: «Causa Sport» 2/2021 erscheint am 30. August 2021; http://www.causasport.org.

In jedem Fall hat am Sonntagabend eine spannende, abwechslungsreiche, schlicht attraktive Fussball-Europameisterschaft ihren Abschluss gefunden. Während eines Monats war «Corona» wie weggeblasen. In den Fussball-Stadien wurde das Leben weitgehend wie vor der Pandemie gelebt sowie Emotionen und Gemeinschaftssinn zelebriert. Relativ volle Stadien (wie etwa am Finalabend im «Wembley» mit rund 60 000 Zuschauerinnen und Zuschauern, alle weitgehend ohne Masken und sich um Schutzkonzepte foutierend, toleriert von einer Regierung, deren Premierminister als unkontrollierbare Polit-Rakete gilt, ermöglichten eine emotionale, von Gemeinschaft geprägte Erlebniswelt. Kein europäischer Politiker (oder europäische Politikerin) stemmte sich gegen diese unbeschreibliche «Corona»-Ignoranz; das bringt auch keine Wählerstimmen. Das Publikum wurde zum Teil einer Sport-«Blase», in der sich der Fussball während eines Monats bewegte. Ein Monat ohne «Corona» also – und nun hoffentlich keine Monate der Reue danach…

Europameisterschafts-Endspurt und Schiedsrichter unter Druck

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(causasportnews / red. / 6. Juli 2021) Im Londoner «Wembley»-Stadion werden die letzten Kapitel der Fussball-Europameisterschaft 2020, die erst in diesem Jahr ausgetragen werden konnte, geschrieben. Bereits kurz vor dem Höhepunkt, dem Finalspiel am Sonntag, ist das Fazit zu ziehen, dass dieses Turnier, ausgetragen an elf Orten, glücklich durchgezittert worden ist – bis hin zum Höhepunkt in London. Um die im vergangenen Jahr verschobene Meisterschaft 2021 durchführen zu können, brauchte es eines: Das «Damoklesschwert Corona» zu ignorieren. Das war an etlichen Austragungsorten offensichtlich (z.B. in Budapest oder in St. Petersburg). Und just auf die letzten Spiele hin, die alle in England stattfinden werden, hat der britische Premierminister, Boris Johnson, selbst ein «Corona-Opfer», «COVID-19» als besiegt erklärt und die Stadion-Tore des legendären «Wembley» für die Halbfinalspiele und den Final aufgewuchtet – obwohl die Infektions-Zahlen breitgefächert in eine besorgniserregende Richtung deuten. Es ist fast so wie jeweils im Weltfussballverband FIFA, als der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter Krisen für beendet erklärt hatte, als ihn diese nur noch nervten. Natürlich ist die Politik im Zusammenhang mit «Corona» und der Europameisterschaft nicht nur seitens des organisierenden Kontinentalverbandes (UEFA) unter Druck geraten; Stadien ohne Publikum und ohne damit zusammenhängende Emotionen sind für das Geschäft verheerend. Die Politik beugt sich den Wünschen und Forderungen der Bürgerinnen und Bürger: Gegen Klaumauk und Spiele zu sein, bringt keine Wählerstimmen (was die japanische Politik vor der nächsten Grossveranstaltung dieses Jahres, den Olympischen Sommerspielen, derzeit schmerzlich erfährt). So wird nun die Gesundheit der Menschen dieser Welt, insbesondere in Europa, auf dem Altar des Mammons geopfert. Und niemand stoppt den Wahnsinn, der dann wohl im Herbst spürbar sein wird, zumal Impf-Gegner und -Querulanten Oberwasser erhalten haben. In dieser Jahreszeit muss auch die Ferien- und die Freizeit-Industrie laufen wie geschmiert; «Corona» ist als Störfaktor zu verdrängen und zu ignorieren – vox populi vox Dei.

Kurz vor Beendigung der Europameisterschaft stehen zwar die Mannschaften im Zentrum des Interesses. Ins Visier der Kritiker sind allerdings die Schiedsrichter geraten. Trotz mordernster Überwachungstechnologie stossen krasse Fehlentscheide zuhauf für Unverständnis und Verärgerung. VAR (Video Assistant Referee) und weitere technische Unterstützungs- und Überwachungsmittel haben die Autorität und den vormals unantastbaren Status der Schiedsrichter untergraben und teilweise zerstört. Die Referees sind von der Überwachungs-Technologie regelrecht demontiert worden und verhalten sich im Rahmen der Spielleitungen wie Kaninchen vor der Schlange.- In diesem Zusammenhang erregt eine Medienmeldung aus Deutschland für Aufsehen: Der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe hat angekündigt, juristisch gegen die Schiedsrichter-Altersbegrenzung von 47 Jahren anzukämpfen. Es gibt sie also doch noch, die Schiedsrichter-Masochisten, die sich das alles bis ins hohe Alter antun wollen, wäre man geneigt zu sagen; offenbar spielen jedoch auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Der Spitzen-Schiedsrichter will sich jedenfalls diese «Altersdiskriminierung» nicht gefallen lassen, wie er gegenüber Medien erklärt hat. Juristisch dürfte dem streitbaren Schiedsrichter, der vor einem Jahr seine Pfeife abgeben musste, keine grosse Hoffnung gemacht werden. Womit der Bogen auch wieder zu Joseph Blatter gespannt wäre. Dieser empfand eine Altersbeschränkung für das Präsidentenamt stets als diskriminierend. Eine lebenslängliche Amtszeit war für ihn das Mass aller Dinge; an seine Unsterblichkeit glaubte er eh. Bekanntlich wurde er dann aus anderen Gründen aus dem Amt katapultiert.

Joachim Löw: Wenn der Vorhang fällt

Joachim Löw am Swiss Sport Forum (photo by http://www.swisssportforum.ch)

(causasportnews / red. / 30. Juni 2021) Das war also der letzte Arbeitstag des Deutschen Bundestrainers Joachim Löw. Im berühmten Wembleystadion in London unterlag das Team von «Jogi», wie sie ihn einmal liebevoll, einmal abschätzig-hämisch nennen, dem Team aus dem Mutterland des Fussballs, sang- und klanglos 0:2. Eine Mannschaft ohne «Feuer», Teamgeist und Spielwitz verabschiedete sich vorzeitig vom Europameisterschafts-Turnier, und lieferte in etwa dasselbe Desaster ab wie anlässlich der Fussball-WM-Endrunde 2018 in Russland.

Das Ausscheiden des an sich hochkarätigen Teams bot soviel Tristesse wie das Ende von Joachim Löw als Bundestrainer. Der Mann konnte einem leidtun. Es war nach Spielschluss im «Wembley» so, wie wenn ein Vorhang fällt und der Applaus des Publikums ausbleibt. So, wie das Recht eine Bühne braucht, bot der Abgang des Bundestrainers eine Parallelität zum Recht der Bühne, das im Sport oft dann, wenn es beispielsweise um die Facetten von Arbeitsvertragsverhältnissen in dieser Entertainment-Branche geht, herangezogen wird. Juristisch war alles einwandfrei. Längst wurde es angekündigt, dass Joachim Löw, seit Jahren dem Erfolg nach dem grandiosen WM-Titel 2014 in Brasilien nacheilend, nach der Europameisterschaft sein 15jähriges Engagement im Deutschen Fussball-Bund (DFB) beenden würde. Ob es geschickt war, mit einem angekündigten Abgänger in ein solches Turnier zu steigen, ist eine andere Frage (vgl. dazu auch causasportnews vom 10. März 2021). Diese Personaldisposition hätte allenfalls Sinn gemacht, wenn «Yogi» nach 2014 die Erfolgsspur nicht verlassen hätte; womit sich auch, wie immer (auch) in solchen Fällen, die Frage nach dem verpassten Abgang stellt. Letztlich ist es nachweislich so, dass sich nicht zuletzt das (Wettkampf-)Glück von Joachim Löw abwendete, als ihn sein Co-Trainer im Nationalteam, Hansi Flick, nach dem WM-Erfolg in Brasilien verliess. Dass der Nachfolger von Joachim Löw während Jahren der Assistent seines Vorgängers war, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Vielleicht bekommen jetzt alle diejenigen Expertinnen und Experten, von denen es auch in Deutschland mehr als 80 Millionen gibt, Recht, die es immer gesagt haben, dass Hansi Flick in der «Ära Joachim Löw» eigentlich stets der faktische Bundestrainer war. Hansi Flick, nach einem grandiosen Intermezzo beim FC Bayern München, wird nun das Nationalteam von Grund auf erneuern müssen; bis zur Fussball-WM-Endrunde dauert es (nur) noch knapp eineinhalb Jahre.