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«Herr Schüüch» wird Sportminister!

causasportnews.com – 24/2025, 12. März 2025

Bildnachweis: «Schweizerische Bundeskanzlei»

(causasportnews / red. / 12. März 2025) Wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht: Die Vereinigte Bundesversammlung in Bern wählte am Vormittag des 12. März 2025 ein neues Regierungsmitglied. Dieses ersetzt die zurückgetretene, glück- und weitgehend erfolglose Bundesrätin Viola Amherd aus dem Wallis. Als Bundesrat wurde der bisher national unbekannte 62jährige Zuger Regierungsrat Martin Pfister gewählt, der mit grösster Wahrscheinlichkeit das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) übernehmen wird. Dieses Departement hat im Zuge der destabilisierten Verhältnisse in Europa und in der Welt seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine besondere Bedeutung erlangt; es wurde im Rahmen der Schweizer Landesregierung das wichtigste Departement. Somit wird Martin Pfister, ein Milizoffizier im Range eines Obersten, höchstwahrscheinlich ab 1. April 2025 Verteidigungsminister. Und weil im «VBS» aus historischen Gründen Militär und Sport verbandelt sind, hat im Zuger Regierungsrat die Schweiz einen neuen Verteidigungsminister; ebenso einen neuen Verantwortlichen für den Sport. Der öffentlich-rechtliche Sport ist ebenso beim neuen Bundesrat konzentriert wie die Landesverteidigung. Will heissen: Martin Pfister wird (auch) Sportminister.-

Das Amt eines Bundesrates (Regierungsmitgliedes) ist zwischenzeitlich krass abgewertet, eigentlich ist es aus der Zeit gefallen. Als Viola Amherd überraschend ihren Rücktritt erklärte, wohl um dem Chaos im VBS zu entrinnen (für das sie nota bene klar nicht alleine verantwortlich ist), war es klar, und es entspricht den politischen Gepflogenheiten, dass die «Mitte»-Partei, welcher die 63jährige Walliserin Viola Amherd angehört, diesen Posten mit einer Parteisoldatin oder einem Parteisoldaten aus den eigenen Reihen besetzen würde. Dies würde, das war der Plan, alles gemäss «Zauberformel» geschehen, die dazu angetan ist, etwa Verhältnisse, wie sie derzeit in Deutschland herrschen, zu vermeiden. Und es geschah so. Letztlich wurde dem Wahlgremium ein «Zweier-Ticket» von bejahrten Männern aus der «Mitter» präsentiert. Eine solche Konstellation wird «Auswahl» genannt. Keine Frauenkandidatur also, keine Alternativen, demnach nur Tristesse. Die Wahl von Martin Pfister war wohl ein Abgesang auf das Regierungssystem in der Schweiz, zumal dem Regierungs-Kollektiv auf Bundesebene kaum mehr jemand angehören will (was auch für andere Gremien und öffentliche Ämter gilt und ein Zeichen der Zeit zu sein scheint). 134 von 245 gültigen Stimmen; mit diesem Resultat wurde der «Notnagel» Martin Pfister zum neuen Bundesrat gewählt. So kam es, dass «Herr Schüüch» (das bedeutet «scheu»), wie er hinter vorgehaltener Hand bezeichnet wurde, (auch) zum Sportminister avancierte. Dass die Cartoon-Figur des «Herrn Schüüch» in der vollzogenen Bundesratswahl mit Martin Pfister so kurz vor Ostern Auferstehung feiern würde, ist also kein Zufall. Die Figur des Herrn «Schüüch» wurde vom Karikaturisten Hans Moser (gestorben 2012) vor allem für das Satire-Magazin «Der Nebelspalter» geschaffen. «Herr Schüüch» ist das überzeichnete, stereotype Abbild bestehender, gesellschaftlicher Norm- und Wertvorstellungen. «Herr Schüüchs» variantenreichen Erscheinungen lebten lange in verschiedenen Wirkungsbereichen fort. Allmählich geriet er eher in Vergessenheit; jetzt wurde «Herr Schüüch», der überkorrekte, etwas gehemmte Schweizer, der nie jemandem auf die Füsse tritt, zum Verteidigungs- und Sportminister auserwählt. Der Zuger hätte sich auch in der Werbung positionieren können, etwa in seiner Freizeitbetätigung, z.B. im häuslichen Küchendienst. Wie hiess es doch vor vielen Jahren so schön in der Spülmittel-Werbung von «Brio», vorgetragen von einem «gmögigen» Schweizer als Biedermann: «Juhui nüme abtröchne»! Dank «Brio» eben.

Geschlechterquote im organisierten Sport: Frauen woher nehmen und nicht stehlen?

causasportnews.com  – 13/2025, 10. Februar 2025

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(causasportnews / red. / 10. Februar 2025) Es scheint, dass der organisierte Sport in der Schweiz fest in Frauenhand ist, doch offenbar trügt der Schein: Seit dem 1. Januar 2025 präsidiert die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler den Dachverband des Schweizer Sports, Swiss Olympic Association. Sport-Ministerin ist die Walliserin Viola Amherd, die demnächst von der Bundesrätin zur Ex-Bundesrätin wird. Im letzten Herbst hat die Betriebsökonomin Sandra Felix die Leitung des Bundesamtes für Sport übernommen; Bundesrätin Viola Amherd hat die 57jährige Bündnerin in dieses Amt gehievt. Also alles klar für viel «Frauenpower» in den Leitungsgremien des Schweizer Sportes? Oder eben doch nicht? Immerhin gilt seit Jahresbeginn eine Vorschrift, wonach staatliche Mittel zu Gunsten von Swiss Olympic Association sowie der Mitgliedsverbände eingestellt werden können, falls nicht beide Geschlechter zu je mindestens 40% in den Leitungsgremien dieser Verbände vertreten sind. Frauen müssen also zu mindestens 40% in Vorständen (Art. 69 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB) der Verbände, die in der Regel als Vereine organisiert sind (Art. 60 ff. ZGB), vertreten sein; die operativ tätigen Personen sind nicht betroffen. Diese Geschlechterquoten-Regelung ist in Art. 72d Abs. 1 Ziff. 3. der Verordnung über die Förderung von Sport und Bewegung festgehalten und stützt sich auf das Sportförderungsgesetz vom 23. Mai 2012 (in Kraft seit 1. Oktober 2012). Die Neuerung, eine klassische Geschlechterquoten-Regelung, scheint in der Umsetzung zu harzen. Zum Beispiel im Eidgenössischen Schwingerverband, dessen Exekutive eine gewichtige Männerdomäne ist. Die Regelung kann aber offenbar in den Sparten Turnen oder Volleyball ohne Schwierigkeiten erfüllt werden. Es stellt sich insbesondere in einigen Verbänden die Problematik, wie genügend Frauen für diese Exekutiv-Chargen gefunden werden können. Salopp wäre die Frage so zu stellen: Woher die Frauen für diese Ämter nehmen und nicht stehlen? Aus juristischer Sicht ist die rechtliche Konformität dieser Regelung umstritten.

Die Lust der Frauen (und auch der Männer), gewisse Ämter und Funktionen zu übernehmen, scheint immer mehr zu verkümmern. Das zeigt sich nicht nur bei der Besetzung von Vorstands-Chargen im Besonderen, sondern bezüglich Ämter und bei der Freiwilligenarbeit im Rahmen der Vereins- und Verbandstätigkeiten im Allgemeinen. Die bereits erwähnte Bundesrätin Viola Amherd muss demnächst ersetzt werden. Wahltermin ist der 12. März 2025. Sie wird wohl durch keine andere Frau ersetzt. Bis jetzt gibt es nämlich schlicht keine Kandidatin! Das abtretende Regierungsmitglied gehört der «Mitte»-Partei an, die nur mit Ach und Krach zwei männliche Kandidaten, regelrechte «Verlegenheits»-Kandidaten, für das Bundesrats-Amt motivieren konnte. Diese Unlust auf das nationale Regierungsamt hat verschiedene Gründe. Dass sich keine weibliche Kandidatin für das hochbezahlte Amt finden lässt, dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass der nun neu gewählte Bundesrat das von Viola Amherd heruntergewirtschaftete Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) übernehmen muss. Die eingeführte Geschlechterquote wird nur eine «Baustelle», die es zu bearbeiten gilt, abgeben. Im Moment hat die Verteidigung des Landes eine hohe Priorität. Als die Walliser Bundesrätin 2019 regelrecht ins VBS abgeschoben wurde, hatten die Armee eingestellten Pazifisten, Linke und Grüne das Sagen in der Schweiz. Das änderte sich spätestens am 24. Februar 2022 mit der brutalen Aggression Russlands gegenüber der Ukraine, als die Notwendigkeit einer effizienten Verteidigungsbereitschaft manifest und zudem evident wurde, dass kriegerische Auseinandersetzungen in Europa (leider!) nicht der Vergangenheit angehörten. Spätestens seit dem Begin dieses Krieges steht die hilflose Verteidigungs- und zugleich Sportministerin in der Dauerkritik. Als höchste Verantwortliche für den Sport versuchte die Walliserin den Fokus auf Themenbereiche von Sekundärbedeutung, wie eben die Einführung von Geschlechterquoten, zu lenken. Die akut notwendig gewordene Landesverteidigung bleibt bis auf Weiteres ein «heisses Eisen».

Zur Thematik «Geschlechterquoten im organisierten Sport» befasst sich ein Aufsatz in der nächsten Ausgabe von «Causa Sport digital» (1/2025; http://www.causasport.org).

Vier oder 15 Millionen für den Frauen-Fussball – oder der politische Kampf um pekuniäre Kleinigkeiten

causasportnews / Nr. 1136/04/2024, 30. April 2024

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(causasportnews / red. / 30. April 2024) Mit wieviel Geld soll die offizielle Schweiz die Fussball-Europameisterschaft der Frauen, die im kommenden Jahr vom 2. – 27. Juli stattfinden wird, unterstützen? Geht es nach dem Ständerat (vgl. auch causasportnews vom 18. Februar 2024), müssten es 15 Millionen Franken sein. Entsprechend sieht es auch der Nationalrat. Ganz anders und mit viel weniger Geld will die Landesregierung dem Turnier der Frauen pekuniär unter die Arme greifen (vgl. causasportnews vom 8. März 2024). Lediglich vier Millionen Franken sollen es nach Auffassung des Bundesrates sein. Das ist immer noch viel in Anbetracht der Lage bei den Bundesfinanzen. Der Kampf um’s Geld zwischen Parlament und Regierung ist mit Blick auf das europäische Kontinental-Turnier der Frauen im kommenden Jahr voll lanciert. Bei der Diskussion um den Unterstützungsbeitrag weiss eigentlich niemand so genau, für was vier oder eben 15 Millionen Franken eingesetzt werden sollen. Nur in den verschlungenen Gängen des Bundeshauses in Bern wird die Frage gestellt, weshalb dieser Anlass überhaupt mit Geld seitens der offiziellen Schweiz unterstützt werden soll, da der Kontinentalverband (UEFA; ein Verein gemäss Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches) mit Sitz in der Schweiz selber über ein Milliardenvermögen verfügt, während die Schweizer Regierung vor allem eine klammen Staatskasse verwaltet und in der helvetischen Politik rundherum praktisch nur noch von «Schuldenbremsen» aller Art gesprochen wird. Es entspricht jedoch einer geradezu notorischen Tatsache, dass man sich in der Politik mit dem Verteilen von Geld, auch wenn es nicht vorhanden ist, viel Goodwill in der Bevölkerung wenn auch nicht erkaufen, aber trotzdem schaffen kann. Aktuell betrifft dies die UEFA, ein stein-reicher Sportverband, der, wie der Weltfussballverband FIFA, global kritisch hinterfragt wird. Geldgeschenke der öffentlichen Hand sind jedoch immer politisch motiviert. Den Parlamentarierinnen und Parlamentariern, die für’s Geldausgeben eintreten, erfahren ihre Belohnung für ihre Grosszügigkeit über Dritte, vorzugsweise über den Staat, durchwegs an der Wahlurne.

Im Moment treibt diese grosszügige Art der geldverteilenden Parlamente und Regierungen, nicht nur in der Schweiz, die tollsten Blüten. So wollen derzeit Linke und Pazifisten in der Schweiz eine Ausgabe von insgesamt zehn Milliarden Schweizer Franken tätigen, fünf Milliarden für den Wiederaufbau der noch nicht ganz zerstörten Ukraine und fünf Milliarden für die Aufrüstung der Schweizer Armee, die genau von diesen Kreisen während Jahrzehnten torpediert wurde; auf diese Weise wurde das Schweizer Militär geschwächt und die Abwehrbereitschaft des Landes praktisch eliminiert. Die Linken, vor allem die Genossinnen und Genossen der SP, befinden sich eh im Dilemma, denn das über die Jahre gehätschelte und als Vorzeigeland emporstilisierte Russland hat ja nun offensichtlich jede Vorbildfunktion für die Menschen guten Willens verloren. Das einzusehen fällt den Linken schwer; es hat ihnen regelrecht die Sprache verschlagen. Was nachvollziehbar ist, denn auch Top-Politiker, wie Gerhard Schröder, Frank-Walter Steinmeier oder die leise bis still gewordene Angela Merkel haben bekanntlich Mühe, die Realitäten zu akzeptieren und ihre Fehleinschätzungen mit Blick auf Russland einzugestehen. Die Erkenntnis, Deutschland den Russen ausgeliefert zu haben, ist nachvollziehbar schwer zu verkraften. Der Schön-Geist Frank-Walter Steinmeier darf sich rühmen, wenigstens der Linie seiner Doktorarbeit «Tradition und Perspektiven staatlicher Intervention zur Verhinderung und Beseitigung von Obdachlosigkeit» treu geblieben zu sein – auch jetzt wieder in der Ukraine natürlich; dort können sich die Menschen ohne Dach über dem Kopf wenigstens mit dem Machwerk des Schlossherrn im Berliner «Bellevue» real auseinandersetzen. Ruhig geworden sind auch die Linken und Grünen in der Schweiz, die nun plötzlich dafür eintreten, dass der stets bekämpften Armee ein paar Milliarden Franken in die Kriegskasse gespült werden sollen!

Unter diesen Prämissen wird das nationale Parlament (National- und Ständerat) im Sommer für die Unterstützung der Frauen-Fussball-EM natürlich 15 Millionen (und nicht nur deren vier) bewilligen. Der Bundesrat, ein Wurmfortsatz des nationalen Parlaments, wird auch in diesem Poker-Spiel nicht mittun; es bleibt ihm nur die Zuschauer-Rolle. Ob er es doch noch auf Spielfeld schafft mit der (eigenen) hirnrissigen Idee, den Tausenden von Ukrainern, die beim Ausbruch des Krieges in die Schweiz gekarrt wurden, ein dauerndes Bleibe- und Arbeitsrecht zuzugestehen, bleibt abzuwarten. Diese Menschen werden es dem Schöpfer der grandiosen Idee zur Behebung des Fachkräftemangel-Problems, dem SP-Bundesrat Beat Jans, danken. Er verhilft so seiner Partei wenigstens künftig zu einem Stimmenzuwachs und lässt zudem durch den Support des ehemaligen Feindes des langjährigen Freundes die jahrelangen Russland-Affinitäten seiner Genossinnen und Genossen vergessen.

CaS-Co-Herausgeber Hans-Ueli Vogt fast in die Landesregierung gewählt

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(causasportnews / red. / 8. Dezember 2022) Ergänzend zum üblichen «Intro» bezüglich Meldungen in dem zu «Causa Sport» gehörenden Blog «causasportnews» müsste fast korrekter- und transparenterweise diesmal der Zusatz angehängt werden: «In eigener Sache».

Die Schweiz hat am Mittwoch nach zwei Rücktritten die aus sieben Personen bestehende Landesregierung komplettiert. Kandidatinnen und Kandidaten waren zur Wahrung der bisherigen Sitzansprüche der Schweizerischen Volkspartei (SVP) und der Sozialdemokratischen Partei (SP) die SP-Frauen Elisabeth Baume-Schneider (Jura) und Eva Herzog (Basel-Stadt) sowie die SVP-Vertreter Albert Rösti (Bern) und Hans-Ueli Vogt (Zürich); Hans-Ueli Vogt, der gewiefte Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Zürich, der überdies dem Herausgeber- und Redaktionsgremium von «Causa Sport» angehört, kündigte vor Wochen seine Regierungsambitionen an, um dem Parlament eine Alternative zu bieten, wie er sagte. Aufgrund der Wahl-Regularien der Vereinigten Bundesversammlung (Wahlkörper) erfolgte am Mittwoch zuerst die Wahl des Nachfolgers von SVP-Bundesrat Ueli Maurer (Zürich). Die SVP präsentierte dem Wahlgremium Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt, also je einen Vertreter der ländlichen Gebiete (Albert Rösti) und des urbanen Zürich (Hans-Ueli Vogt). Der Favorit, Albert Rösti, schaffte die Wahl in die Landesregierung auf Anhieb mit 131 Stimmen. Mit 98 Stimmen erzielte Hans-Ueli Vogt ein glanzvolles Resultat. An einen Wahlerfolg glaubte der Vertreter aus Zürich wohl selber am wenigsten. Als extraordinär und als Überraschungserfolg präsentierte sich der Umstand, dass der «Causa Sport»-aktive, 53jährige Top-Jurist jedoch fast 100 Stimmen gewinnen konnte- lediglich 33 Stimmen weniger als der Favorit Albert Rösti! «Causa Sport» gratuliert seinem Redaktionsmitglied und Co-Herausgeber Hans-Ueli Vogt zu dieser mehr als sportlichen Glanztat! Aufgrund der Reaktionen nach der Wahl kann das Fazit gezogen werden, dass Hans-Ueli Vogt wohl nicht am Boden zerstört war, als der Wahl-Coup nicht ganz gelang und letztlich der Regierungs-«Kelch» an ihm vorbeiging…

Eine faustdicke Überraschung ergab sich bei der Wahl einer SP-Frau in die Landesregierung: Hier blieb die Vertreterin des urbanen Basel knapp hinter der Sozialarbeiterin und Schwarznasenschaf-Halterin Elisabeth Baume-Schneider aus dem Kanton Jura zurück.

Mit dieser Wahl einer Vertreterin und eines Vertreters aus der ländlichen Schweiz erteilte die Vereinigte Bundesversammlung den kommunistisch geprägten Städten eine deutliche Abfuhr. Heute wird es sich zeigen, ob Bundesrätin Viola Amherd aus dem Wallis weiterhin Verteidigungs- und Sportministerin bleiben wird.

13. Februar: Der Tag des Glücks und der Abrechnungen – ein grosser Tag für die direkte Demokratie

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(causasportnews / red. / 14. Februar 2022) Der 13. Februar 2022 war ein goldener Tag für den Schweizer Skisport – und für die direkte Demokratie in der Schweiz: Marco Odermatt wurde in Peking auf eindrückliche Weise Riesenslalom-Olympiasieger. Womit widerlegt worden ist, ein 13. bedeute zugleich Unglück. Im Gegenteil. Glück brachte dieser Sonntag, der 13. auch der direkten Schweizerischen Demokratie. Insbesondere dem im Vorfeld der Volksabstimmung vieldiskutierte «Medienpaket» (causasportnews vom 30. Januar 2022) wurde eine regelrechte Abfuhr erteilt: Rund 55 Prozent der Stimmenden sagten Nein zur Staatsförderung der Medien. Mit diesem klaren Ergebnis und mit den für die Regierung und das Parlament weiteren Niederlagen an diesem denkwürdigen Sonntag bestätigte sich die lateinische Sentenz in dieser säkularen Demokratie: «vox populi vox dei» (Volkes Stimme ist Gottes Stimme). Die Medienförderung durch Staatshilfe ist kein Staatsauftrag, entscheid das Volk und manifestierte wohl, dass die Nachfrage für derartige Medien kaum mehr besteht. Kontrolle durch Mittel des zu Kontrollierenden ist abwegig. Aber, wer weiss, von welchen Intuitionen sich die Stimmenden leiten liessen. Vielleicht war es auch nur ein Votum gegen eine Presse, die mit den Regierenden paktiert und irrigerweise dennoch den «Qualitätsjournalismus» predigt. Es war wohl auch eine Missfallenskundgebung gegen das (vom Volk gewählte!) Parlament und die Landesregierung, welche die Medien mit Staatsmitteln fördern wollten und sich gegenseitig Pfründe, Vorteile und Annehmlichkeiten zuschanzen. Kein Parlaments-oder Regierungs-Mitglied wandte sich im Vorfeld der Abstimmung gegen das Medienförderungs-Paket. Das hätten die Medien nicht verziehen…Die Niederlagen am Abstimmungs-Sonntag verschlug den Parlamentarierinnen und Parlamentariern die Sprache und raubten ihnen die Stimmen. Der sonst redselige, allerdings meist schwurbelnde Bundesrat ging nach den Abstimmungspleiten schon einmal auf Tauchstation, allen voran die für die wichtigsten Vorlagen zuständigen Mitglieder der Landesregierung, Simonetta Sommaruga (SP) und Finanzminister Ueli Maurer (SVP). Die sonst salbungsvoll auftretende, linke Medienministerin Simonetta Sommaruga wirkte am Wahlabend mehr hilflos statt, wie sonst in der Regel, peinlich.  Kurz angebunden schwadronierte und lamentierte sie, nach Argumenten ringend, herum. Die brutale Abstimmungs-Niederlagen von Regierung und Parlament waren wohl auch eine Generalabrechnung des Volkes gegenüber den beiden Staatsgewalten für das desaströse Reagieren in der «Corona»-Krise. Parlament und Regierung machten zwar in der Krise nicht alles falsch, aber kaum etwas richtig und führten das Volk ins Desaster; und förderten damit die Staatsverdrossenheit, die sich sogar in permanenten Gewaltexzessen äussert. Jedenfalls ist, gemessen an den Abstimmungsergebnissen vom Sonntag, das Vertrauen in das Parlament und die Landesregierung nahe beim Gefrierpunkt.

Aber auch die Medien selber, die durch das Medienpaket mit Staatsgeldern ihre Gewinne optimieren sollten, agierten im Vorfeld der Abstimmung durchsichtig und täuschend. Den letzten Sargnagel gegen die vorgesehene Medienförderung setzte, natürlich ungewollt und zufälligerweise, mit einem authentischen Votum der Top- Manager des Ringier-Konzerns, der massiv von der Medienförderung profitiert hätte, Marc Walder: Geradezu trunken von Selbstüberschätzung, Grössenwahn und Arroganz prahlte der nicht gerade als grosses Licht bekannte, ehemalige Tennis-Professional, damit, wie die Medien-Produkte aus seinem Konzern im Gleichschritt mit Regierung und Parlament marschieren würden. Da war es wohl jeder Stimmbürgerin und jedem Stimmbürger klar, dass es brandgefährlich wäre, von Staatsseite her diese Symbiose von Politik und Medien noch pekuniär zu stützen. Gewonnen hat am Sonntag, dem 13. Februar 2022, also die direkte Demokratie. Das Referendums-System in der Schweiz ist eine letzte Sicherung, um auf Abwege geratene Parlaments- und Regierungsmitglieder wirksam einzugrenzen. Die vernichtenden Niederlagen von Regierung und Parlament wiesen den wichtigen, positiven Aspekt auf, dass es auch in Zukunft Sinn macht, letztlich das Volk direkt entscheiden zu lassen.

Wieder einmal „Sonderfall Schweiz“ – liberal und unter Alkoholeinfluss

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(causasportnews / red. / 3. September 2020) Das Land unternimmt, trotz permanenten Anbiederungen in Europa durch die Politik, ziemlich viel, um den „Sonderfall Schweiz“ bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu perpetuieren. So verhält es sich auch in der „Corona“-Krise. Permanent steigt in der Schweiz die Zahl der Neuinfektionen; sie ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Und wenn ab 1. Oktober die Zuschauerrestriktionen in Sportstätten gelockert werden sollen (für mehr als 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer ist eine kantonale Bewilligung notwendig), wie die Landesregierung erklärt hat, werden sich die Grippe-Kranken zu den COVID-19-Infizierten gesellen. Die liberale Öffnung im Rahmen der Bespassungsindustrie ist mit Blick auf das Ausland zumindest speziell: Deutschland und Österreich verhalten sich mit Bezug auf allfällige Lockerungen zurückhaltender; auch Italien hat aus dem anfänglichen „Corona“-Chaos gelernt. In der Schweiz ist eben doch alles anders. Die Landesregierung hat mit der angeordneten Öffnung auch für den Sport dem Druck der Wirtschaft und Interessenvertretungen nachgegeben; die Argumente der medizinischen Wissenschaften wurden durchwegs ignoriert. Der Bundesrat scheint sich bei seiner Lockerungspolitik an Loriot zu orientieren: Ein Sportanlass ohne Publikum vor Ort ist möglich aber sinnlos.

Sportstätten können nun also zu zwei Dritteln gefüllt werden. Es dürfen nur Sitzplätze angeboten werden, und das Publikum trifft eine Maskentragpflicht. Die Veranstalter müssen für die Events mit mehr als 1000 Personen Schutzkonzepte unterbreiten, welche von den Kantonen zu genehmigen sind, ebenso sind Risikoanalysen vorzunehmen. So hat die Landesregierung die Bewilligungspflicht, sprich: Die „heisse Kartoffel“, den Kantonen weitergereicht. Im Sinne der hehren Werte der menschlichen Bespassung hat die Landesregierung zudem davon abgesehen, Alkoholika an Sportanlässen zu verbieten, was auf der politischen Linie der Regierung liegt: Auch die entsprechende Getränkeindustrie ist schliesslich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, und dass sich in einer von Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Konsum (mit-)geprägten Gesellschaft dieser Industriezweig nicht talis qualis ausschalten lässt, scheint evident zu sein. Zu ergänzen ist allerdings, dass der Bundesrat in diesem Punkt doch noch ein wenig in realen Philanthropismus gemacht hat: Der Alkohol in Sportstätten darf Schutzkonzepte nicht gefährden. Eine wirklich glasklare Ausgangslage, und man darf gespannt sein, wie eine solche Vorgabe umgesetzt werden soll. Das ist etwa so, wie wenn für die Jagd eine Einschränkung angeordnet würde: Wild darf nur geschossen werden, wenn der Fortbestand der betroffenen Tiergattung durch Abschüsse nicht nachhaltig gefährdet wird.

Aber vielleicht werden die ganzen Anordnungen und Konzeptionen eh obsolet, sollten sich die Auswirkungen der Pandemie wieder verschärfen – was zwar niemand hofft, aber dennoch Tatsache werden kann.

Sport und Kultur prävalieren gegenüber „Corona“

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(causasportnews / red. / 14. August 2020) Es war natürlich ein Zufall, dass am Tag, als die Schweizerische Regierung die Lockerung der „Corona“-Restriktionen mit Bezug auf Veranstaltungen bekanntgab, die Infektionszahlen so hoch wie schon lange nicht mehr waren. Obwohl inzwischen kaum mehr jemand an die Korrektheit der kontinuierlich verbreiteten Zahlen glaubt, scheint eines dennoch klar zu sein: Die unheimliche Seuche ist noch lange nicht bekämpft. Weil die Viren nicht sichtbar und nur von den infizierten Menschen gespürt werden (sofern sie denn überleben), ist es schwierig, diesen Krieg gegen die Pandemie effizient zu führen und zu gewinnen. In allen Ländern sind die Regierungen gefordert; und überall wird klar, dass der Kampf gegen das Virus unter politischer Führung ein Desaster ist. In der Schweiz kommt hinzu, dass die Politik im Spannungsfeld zwischen Zentralismus und Föderalismus stattfindet. So kam es der Schweizer Regierung gelegen, sich dem Druck von Wirtschaft und Lobbyismus zu beugen und anzuordnen, dass insbesondere im Sport und in der Kultur ab 1. Oktober Veranstaltungen mit mehr als (bisher) 1000 Personen wieder möglich sein werden. Der Applaus nicht nur der „Corona“-Ignoranten ist dem Bundesrat mit dieser Anordnung – Sport und Kultur prävalieren gegenüber „Corona“ und medizinischen Erwägungen – sicher, und er ist entsprechend auch nach Bekanntgabe der Anordnungen erfolgt. Der „schwarze Peter“ ist aber von der Landesregierung gleichzeitig an die Kantone weitergereicht worden. Deren Gesundheitsdirektoren haben sich übrigens klar gegen die Lockerung der Veranstaltungs-Restriktionen ausgesprochen. Die Kantone haben ab 1. Oktober letztlich im Einzelfall zu entscheiden, ob Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen durchgeführt werden dürfen oder nicht. Wie unter diesen Umständen Sport- und Kulturanlässe geplant werden sollen, bleibt die grosse, unbeantwortete Frage. Steigen die Fallzahlen weiterhin und verschärft sich die allgemeine Lage etwa nach der Rückkehr von Urlauberinnen und Urlaubern aus den Auslandferien, wird es an den Kantonen liegen, aufgrund dieser Gegebenheiten über die Durchführung von Publikumsanlässen mit mehr als 1000 Personen zu entscheiden. Die Schweizer Regierung hat sich so elegant aus der Verantwortung verabschiedet und mit dieser Entscheidung sichergestellt, dass der für die Gesundheit der Bevölkerung zuständige Innenminister Alain Berset wohl zum „Schweizer des Jahres 2020“ gekürt werden wird. Konkurrenz um diese Auszeichnung dürfte ihm nur innerhalb der Landesregierung erwachsen: Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga gebärdet sich seit dem Ausbruch der Pandemie als salbungsvolle, umjubelte Landesmutter, und der eidgenössische, bürgerliche Finanzminister Ueli Maurer lässt das Geld in Milliardenhöhe über das Land niederprasseln, getreu dem „FIFA-Prinzip“: Gute Stimmung und Wählerstimmen lassen sich vor allem durch Grosszügigkeit garantieren.

Der sonderbare Schritt der Schweizer Landesregierung mag eidgenössischen Gepflogenheiten entsprechen, obwohl die Schweiz allgemein kaum mehr etwas unternimmt, ohne vorher die Verhältnisse im Ausland ausgiebig zu verinnerlichen. So wurde diesmal etwa ignoriert, dass das Fussball-Top-Land Deutschland bis zum 31. Oktober Spiele ohne Fans auf den Tribünen austragen lassen will. Im Land des Fussball-Weltmeisters, in Frankreich, diktiert der Staat die restriktiven Bedingungen für den Sport; Lockerungsbestrebungen der Sportministerin werden rigoros abgeschmettert. In der Premier League in England wird derzeit nicht einmal über eine Rückkehr der Zuschauer in die Stadien nachgedacht.

Ring frei für Vereinsversammlungen

Alfred Broger, Versammlung, 2002

(causasportnews / red. / 21. Juni 2020) Nicht nur im Fussball-Arbeitsvertragswesen bedeutet das Datum 30. Juni ein besonderer, terminlicher Schnitt: An diesem Tag laufen jeweils zahlreiche der befristeten Arbeitsverträge ab, dies in Einklang mit etlichen, nationalen Meisterschaften, die üblicherweise dann formell beendet sind. Im „Corona“-Jahr 2020 ist alles anders. Zufolge des Spiel-Unterbruchs werden die Meisterschaftsbetriebe teils weit über Ende Juni weitergeführt werden. Vertragsverhältnisse sind den Umständen angepasst worden, und auch die im Zuge der Sommerpause anstehenden Spieler-Transfers werden in ihren zeitlichen Abläufen den gegebenen Umständen angepasst.

Das Datum 30. Juni ist auch für viele Sportvereine und -verbände, die nach Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) organisiert sind, von besonderer Wichtigkeit. In nicht wenigen Statuten dieser Körperschaften finden sich Bestimmungen, wonach die alljährlich abzuhaltende, ordentliche Vereinsversammlung (Art. 64 ff. ZGB) in der ersten Jahreshälfte, also bis zum 30. Juni, durchzuführen seien. Im Zuge der ausserordentlichen Lag hatte die Landesregierung in Anbetracht der ausserordentlichen Lage im März angeordnet, dass Versammlungen nicht mehr durchgeführt werden dürften; darunter fielen auch die in der ersten Jahreshälfte anstehenden ordentlichen Versammlungen der Vereine und Verbände (vgl. causasportnews vom 8. März 2020).- Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass der Bundesrat im Krisenmanagement zwar nicht alles falsch, aber auch nicht allzu vieles gut gemacht hat. Es war und ist nicht zu beanstanden, dass die Abhaltung von Versammlungen verboten wurde. Jedoch liess sich dann die Landesregierung zur Anordnung von (zusätzlichen) „Massnahmen“ hinreissen, die letztlich als rechtwidrig zu qualifizieren sind. Der Bundesrat verbot (richtigerweise) die Versammlungen, gab dann aber (fälschlicherweise) gleichzeitig vor, wie das „Problem“ zu lösen sei, und fordert u.a. Vereine und Verbände auf, ihre Versammlungen auf schriftlichem Weg oder unter Zuhilfenahme elektronischer Mittel abzuhalten. Rechtlich konform hätten die Körperschaften trotz der gängigen, statutarischen Vorschriften bezüglich Durchführung der Versammlungen (diese sind als „Ordnungsvorschriften“ zu qualifizieren), die ordentlichen, bereits terminierten Zusammenkünfte verschieben oder Versammlungen auf später im Jahr 2020 ansetzen müssen. Die unkritischen Vereinsvorstände folgten der bundesrätlichen Anordnung und führten die Versammlungen auf schriftlichem oder digitalem Weg (bereits) durch – oder werden sie in nächster Zeit noch durchführen. Nachdem ab kommender Woche auch grössere Vereinsversammlungen wieder gesetzes- und statutenkonform durchgeführt werden dürfen, ergeben sich nun teils groteske Situationen. Es werden in nächster Zeit bereits angesetzt „Vereinsversammlungen“ schriftlich oder auf elektronischem Weg durchgeführt (in den meisten Fällen lässt sich die entsprechend angerollte Organisationslawine bequemerweise nicht mehr aufhalten), obwohl auch in dieser Hinsicht Normalität eingekehrt ist. Die Autoritätsgläubigkeit in Vereinen und Verbänden gegenüber staatlichen Direktiven (die, q.e.d., nicht immer gesetzeskonform sind) und in Anbetracht der aktuellen Situation, drängt sich folgendes Fazit auf: Auch im Vereinsrecht lohnt es sich ab und zu, die Nerven zu behalten…Sowohl für bereits auf dem von der Regierung angeordneten Weg abgehaltenen Versammlungen als auch für solche, die nun ebenfalls in gleicher Weise, trotz der ab kommender Woche geltenden Lockerung durchgeführt werden, gilt: Die auf diese Weise gefassten Vereinsbeschlüsse sind nichtig, in jedem Fall anfechtbar (Art. 75 ZGB).

Das Ende der totalen, „zuschauerlosen“ Zeit naht

© EpicTop10.com

(causasportnews / red. / 20. Juni 2020) Eigentlich wird niemand ernsthaft behaupten wollen, „Geisterspiele“ im Fussball seien exzessive Freudenspender. Mit den Spielen ohne Zuschauer sollte vielmehr die totale, durch das „Corona“-Virus verursachte Depression im Bespassungs-Segment „Sport“ situationsadäquat etwas eingedämmt werden. Jetzt naht jedoch das Ende der „zuschauerlosen“ Zeit – zum Beispiel in der Schweiz. Die Landesregierung hat sich dazu durchgerungen, ab kommender Woche Veranstaltungen, auch solche mit sportlichem Gehalt, bis zu 1000 Personen wieder zu gestatten; wenigstens auf Stehplätzen lässt die sich nun auch in der Schweiz geltende Abstandsregelung von 1,5 Metern problemlos praktizieren. In rund zwei Monaten kann sich dann das Veranstaltungs-Business praktisch wieder einschränkungsfrei entfalten; ab September sind auch grössere Veranstaltungen wieder durchführbar.

Wenn dann die „Corona“-Krise wieder der Vergangenheit angehören soll…

Im Moment lassen die Infektions- und insbesondere die Reproduktionszahlen eher pessimistische Zukunftsaussichten aufkommen. Und Vorkommnisse, wie um die Betriebe des Fleisch-Grossproduzenten und Präsidenten von Schalke 04, Clemens Tönnies, animieren nicht gerade zu überbordendem Optimismus. Bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in seinem Schlachtbetrieb breitet sich derzeit eine flächendeckende „Corona“-Infektion aus. Der Schalke-Präsident steht also wieder einmal in den Schlagzeilen – diesmal nicht aus Gründen im Zusammenhang mit dem Sport oder seinem Klub in Gelsenkirchen, sondern wegen seiner angeblichen Sorglosigkeit in der COVID-19-Krise. Doch auch deswegen haben Schalke-Fans ihre Stimmen gegen den Klub-Patriarchen erhoben.

Trotz aller derzeitiger Lockerungsmassnahmen und dem verkündeten Ende der ausserordentlichen Lage gemäss Epidemiengesetz mutet die derzeitig, virale Lage auch in der Schweiz nicht gerade erwartungsfroh an. Eines ist sicher: Den vom Bund im März verordneten, totalen „Lockdown“ wird es nicht mehr geben. Sollte sich die Situation um COVID-19 jedoch wieder verschlimmern, haben die Kantone prioritär über allfällige Massnahmen zu befinden – und dafür die finanziellen Konsequenzen zu tragen. Eine erneute, ausserordentlicher Lage bleibt vorbehalten.

Der Fussball zurück in der Normalität (?)

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(causasportnews / red. / 18. Mai 2020) Seit dem vergangenen Wochenende befindet sich der Professional-Fussball zurück in der Normalität. Wirklich? Die Vorzeige-Liga Europas, die Deutsche Bundesliga, hat es vorgemacht, wie es geht. Und es geht! Schon der ehemalige FIFA-Präsident Joseph Blatter hat es immer gesagt: Wenn es nicht mehr weitergeht, muss es der Fussball richten. Letzterer hat es gerichtet in Deutschland. In der Tat schafft das nur der Fussball: In die Normalität zurückkehren bei anormalen Verhältnissen, die jedoch real immer noch vorherrschen. Das Volk und eine Vielzahl seiner Sprachrohre haben es verlangt – und so die wichtigste Bespassungs-Industrie Deutschlands zu neuem Leben erweckt. Wer es beim Bundesliga-Auftakt nicht oder weniger gut fand, dass in dieser Kampfsportart die Grundsätze, an die sich jede Frau und jeder Mann im Alltag halten sollten, zur Theorie wurden, ist von der Volksseele und ihren Sprachrohren niedergeschrien oder in die Schranken gewiesen worden. Schliesslich war in den leeren Stadien alles paletti – die Fans vergnügten sich anderswo und anderswie. Polizei und Politiker/innen lobten die vorbildliche Haltung der Fans. Körperkontakt in den Restaurant, Bars und Erholungsräumen statt in den Stadien war angesagt. So spielt der Fussball im engeren Sinne weiterhin glaubwürdig seine Vorbildrolle. Und mit dem unsichtbaren, aber immer noch grassierenden Virus verhält es sich fast wie mit dem ungläubigen Thomas, der erst glaubte, als er seinen Finger in die Wunde von Jesus Christus legen konnte. Ignorieren wirkt oft Wunder.

Der derzeitige Gang zurück in die Normalität treibt auch neben den Fussballstadien spezielle Blüten. Nach Wochen, in denen Politiker/innen Geld ohne Ende auch über den organisierten Sport ausschütteten, ist nun das grosse (und teils böse) Erwachen gekommen. Kaum mehr jemand weiss etwa in der Schweiz, wieviel hundert Millionen Franken bis jetzt gesamthaft dem Sport versprochen worden sind; Bundesrat und Parlament überbieten sich diesbezüglich in Grosszügigkeit; die Gewaltenkontrolle ist zur Farce verkommen. Die dem Sport in der vergangenen Woche überdies zugesicherten 350 Millionen Franken entpuppen sich allerdings immer mehr als regelrechtes „Danaergeschenk“, nachdem es zuerst den Eindruck gemacht hatte, es ging nun im Sport zu und her wie nach einem Banküberfall: Nach diesen Taten verkrachen sich die Räuber/innen regelmässig, wenn es um die Verteilung der Beute geht. Jetzt ist allerdings mit Blick auf den Fussball in der Schweiz bei den Professional-Klubs so etwas wie Ernüchterung eingekehrt. An die am besten gefüllten Honigtöpfe gelangen diese kommerziellen Unternehmen nur, wenn sie die Löhne des kickenden Personals in den nächsten drei Jahren um mindestens 20 Prozent senken. Das wollen die Klubs aus verschiedenen Gründen selbstverständlich nicht. Man beabsichtigt weiterhin an einem Produkt festzuhalten, das sich konventionell nicht finanzieren lässt. Ausfälle und rote Zahlen werden mit Jammern, rührigen Mäzenen und oft halbseidenen Investoren wettgemacht; diese dürfen im Moment, wie das nun besiegte Virus, auch aus China kommen, wie es soeben der Zürcher Grasshopper Club vorexerziert hat (causasportnews vom 14. April 2020 ). Diese Entwicklungen belegen vor allem eines: Auch hier kehrt der Fussball in die Normalität zurück; in die Normalität, wie wir sie vor „Corona“ kannten. Die Bundesliga ist seit dem Wochenende jedenfalls wieder die traditionelle, erfolgreiche Geldmaschine, die auch ohne Fans wieder zum Funktionieren gebracht worden ist.