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Neuer Wirbel um «adidas»

causasportnews / Nr. 1127/04/2024, 3. April 2024

Quelle: Tages-Anzeiger vom 3. April 2024

(causasportnews / red. / 3. April 2024) Die Kult-Sportartikelmarke «adidas» erlebt nicht gerade eine Glückssträhne. Vor ein paar Tagen wurde die baldige Trennung des Sportartikel-Herstellers vom Deutschen Fussball-Bund (DFB) bekannt (vgl. auch causasportnews vom 27. März 2024), jetzt wird es geradezu peinlich: Es geht um die Zahl 44 und das entsprechende Design auf den neuen Fussball-Trikots von «adidas». Diese Zahl 44 ähnelt in der Aufmachung den Runen der damaligen «Schutzstaffel» (SS), die als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument des «Führers» und der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) berüchtigt war. Das Design der Nummer 44 gleicht der Kombination «SS», wie sie in «Deutschland in der Nacht» des 20. Jahrhunderts in Anlehnung an Heinrich Heine (1797 – 1856) Bekanntheit erlangte. Seit das Trikot mit der Nummer 44 mit akuter Verwechslungsgefahr mit Blick auf die berüchtigten «SS»-Runen zum Thema wurde, fegt ein Empörungssturm über Deutschland. Die entsprechende Nummer auf den «adidas»-Trikots mit der Gestaltung der Zahl 44 ist relativ zügig aus dem Verkauf genommen worden. Jetzt geht es um die Abklärung der Schuldfrage und um Schadensbegrenzung. «adidas», sinnigerweise aus dem Vornamen (Adolf) des «adidas»-Gründers Adolf Dassler und dem Familiennamen «Dassler» zusammengesetzt, weist darauf hin, dass das Design auch dieser Nummer Sache des DFB sei. Verantwortlich für den Fehlgriff sei vor allem die Unternehmung «11teamsports» des umtriebigen Fussball-Produkte-Vermarkters Oliver Schwerin. Dem 43jährige Teamsport-Netzwerkers, dem dank seines relativ jugendlichen Alters die elementarsten Geschichtskenntnisse des 20. Jahrhunderts fehlen dürften, wird vom Business-Partner DFB die Hauptschuld an diesem Marketing-Desaster zugeschoben.

Apropos Marketing: Diese Branche wird vor allem beherrscht von zumindest bildungs-fremden, hochnäsigen Schaumschlägern, welche meist nur ein Ziel haben: Den Menschen auf Teufel komm raus Produkte anzudrehen, die sie nicht brauchen oder schon haben, oder Dienstleistungen aufzunötigen, die sich durchwegs als Rohrkrepierer erweisen. Die Bildungsarmut der Marketing-Branche wird immer wieder manifest und endet in oft in Peinlichkeiten, wie nun im «Fall ‘adidas’ / Trikot-Nummer 44». Dabei werden immer wieder Symbole und Schlagworte aus dunklen Zeiten verwendet. Vor über zwölf Jahren warb die berühmte Therme Vals im Kanton Graubünden mit dem Slogan «Kraft durch Freude» für Sport, Lifestyle und Zerstreuung. Was die Werber nicht wussten und wohl nicht nur ignorierten: Unter diesem Titel trat nach der Machtergreifung des Führers 1933 die zuständige Freizeit-Organisation des Dritten Reiches in Erscheinung. Auch diese unsensible und unappetitliche Werbe-Idee in den Schweizer Bergen musste selbstverständlich nach Proteststürmen umgehend begraben werden.

Die Marketing-Branche sorgt aber nicht nur in geschichtlichen Anlehnungen für Ärger und Verdruss, sondern steht vor allem auch für Unwissenheit und Dilettantismus. So soll der Schweizer «Nemo» nun demnächst den «Eurovision Song Contest» (7- – 11. Mai 2024) gewinnen; dieser Schluss kann aufgrund der aktuellen Wettquoten gezogen werden. «Nemo»? Wahrscheinlich wissen weder der Sänger noch die Namens-Ideengeber aus der Marketing-Branche was «Nemo» heisst und bedeutet: Niemand! «Niemand» soll also einen der begehrtesten Song-Wettbewerbe gewinnen? Ist «Nemo» eine Null-Nummer? Ja dann – Europa sieht gespannt dem neuen Nihilismus (philosophische Richtung, welche die Nichtigkeit und Sinnlosigkeit alles Seins erklärt) entgegen.

Weshalb überhaupt noch eine Fussball-Europameisterschaft 2024 spielen?

causasportnews / Nr. 1125/03/2024, 27. März 2024

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(causasportnews / red. / 27. März 2024) Am 14. Juni 2024 sollte in Deutschland die Fussball-Europameisterschaft beginnen, und nach Planung wird am 14. Juli 2024 der (neue?) Europameister feststehen. Doch weshalb sollte das Turnier überhaupt noch gespielt werden? Es besteht an sich kein Grund hierfür, denn der Europameister heisst bereits jetzt…Deutschland! Nach Test-Siegen gegen Frankreich und Holland tönt es nicht nur vom Boulevard her: Deutschland wird nicht, sondern ist bereits jetzt neuer Europameister. Zumindest ist das Team von Julian Nagelsmann nach Deutschen Bescheidenheitsbeteuerungen Europameister der «Herzen», und die neuste Auflage eines «Sommermärchens» lässt sich zwischen dem 14. Juni und dem 14. Juli, übrigens mit dem Finalspiel am Nationalfeiertag Frankreichs, in jedem Fall feiern. Weshalb denn überhaupt noch ein Kontinental-Turnier austragen, wenn der Sieger bereits feststeht?

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Aber vielleicht kommt alles doch noch ein wenig anders, und das Land mit den gefühlten 85 Millionen Bundestrainerinnen und -trainern darf sich des Turniererfolgs trotz der entfachten Euphorie noch nicht ganz sicher sein. Denn wie verhält es sich schon mit dem Umstand der geglückten Hauptprobe und der misslungenen Premiere? Die beiden soeben realisierten Siege gegen Frankreich und Holland bringen Fussball-Deutschland jedenfalls in die Stimmung, welche das ganze Land anlässlich der WM-Endrunde 2006 flächendeckend erfasste – auch wenn der Sieger am Schluss Italien hiess. Dabei sein kann bekanntlich oft schöner sein als siegen. Deutschland sollte im Erfolgsrausch jedoch beispielsweise die solide Fussball spielende Schweiz nicht vergessen, oder die Österreicher, welche die Türken soeben mit einer beeindruckenden 6:1-Packung in die Kabine schickten.

Der Deutsche Fussball-Bund (DFB), die Organisation, welche auch für den Gewinn des Europameister-Titels 2024 verantwortlich zeichnet, sowie die Deutsche Nationalmannschaft, die nun nicht mehr nur «Die Mannschaft» heissen darf, sorgen auch ausserhalb des Spielfeldes für Neuigkeiten, die grundsätzlich und genauer betrachtet eben doch wieder mit dem Spielfeld zu tun haben. Es geht um den Ausrüster des Verbandes und somit der Nationalmannschaft. Nach rund 70 Jahren wird ab 2027 ein neues Unter-Kapitel im Ausrüster-Kapitel geschrieben, denn dann wird die Kult-Marke «adidas» vom amerikanischen Konzern «Nike» abgelöst. «adidas» war und ist seit jeher mehr als ein Verbands- und Mannschafts-Ausrüster. «adidas» ist Kult, ein Mythos und ist vor allem mit dem deutschen Sport im Allgemeinen und mit dem DFB und der Nationalmannschaft im Besonderen seit Jahrzehnten, materiell und personell, eng bis engstens verbunden. Die Marke verkörpert Heimat, Tradition und Ideologie zugleich; letztere ist auf die örtliche Implementierung des «adidas»-Konzerns in Herzogenaurach bei München zurückzuführen. In diesem beschaulichen Dorf wirkte die Sport-Kult-Figur Adi Dassler, der Unternehmensgründer, Erfinder und Sportartikelproduzent von «adidas». Sein Bruder, Rudolf Dassler, gründete nach Zwistigkeiten, wie sie unter Brüdern vorkommen können, die Marke «Puma». Adi Dassler, der beim «Wunder von Bern» 1954 noch eigenhändig die Stollen in die von ihm entwickelten Fussball-Schuhe für Deutschlands Weltmeister-Team schraubte, wurde zu einer zentralen Figur im Sportartikel-Business und legte in der Schweizer Hauptstadt die Basis für ein jahrzehntelanges, fruchtbares Wirken nicht nur zwischen «adidas» und den Funktionären sowie Gefolgsleuten im DFB, das später durch seinen Sohn, Horst Dassler, fortgeführt wurde. Der Sportartikelkonzern aus Bayern entwickelte und etablierte sich als globaler Player in der Sportindustrie, nicht immer im positiven Sinn. Kontinuierlich rankten sich Manipulationsgerüchte um «adidas» und Horst Dassler; mit der umstrittenen und schillernden Sport-Verwertungsgesellschaft «ISL» in der Schweiz lief das Business unter Involvierung von Sport-, Wirtschafts- und Polit-Grössen durchwegs wie geschmiert.

Mit dem Ende des Wirkens zwischen «adidas» und dem DFB findet ein langjähriges Zusammenwirken im Sport mit allen seinen Facetten ein Ende. Es wird gleichzeitig eine eherne Tradition in der Sport-Vermarktung auf dem Müllhaufen der Sportgeschichte kompostiert. Weshalb nun die Trennung im Jahr 2026 vollzogen wird und weshalb sich der DFB mit dem Marktleader «Nike» als Ausrüster-Partner zusammenfindet, ist nachvollziehbar. Die Amerikaner zahlen für die Kooperation für die Zeit von 2027 bis 2034 doppelt so viel wie bis anhin «adidas» für dieselbe Zeitspanne. 800 Millionen Euro sollen es sein. Gebrauchen kann der DFB das Geld offensichtlich. Gemunkelt wird von einer finanziellen Schieflage im Verband und Steuernachzahlungen.

Nach dem «Wunder von Bern» war «adidas» ein Symbol für das nach dem Krieg in Deutschland angeworfene Wirtschaftswunder. Nun wird ein Unternehmens-Mythos von den nüchternen Gesetzen der Marktwirtschaft im Sport abgelöst.

Eine weiteres Thema um das «Sommermärchen 2006»

causasportnews / Nr. 1120/03/2024, 12. März 2024

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(causasportnews / red. / 12. März 2024) Und wieder einmal ist das «Sommermärchen 2006» Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Dabei geht es jedoch um ein Randthema, um einen Teilaspekt, der dennoch nicht ganz unbedeutend ist. Denn bis zum heutigen Tag ist es eigentlich nicht so ganz klar, wie und dank wem Deutschland, bzw. der Deutsche Fussball-Bund (DFB), am 6. Juli 2000 den Zuschlag für die WM-Endrunde im eigenen Land erhalten hat. War da alles lupenrein? Oder bestand das «Sommermärchen 2006» hauptsächlich darin, dass die Korrektheit der Vergabe an Deutschland eben nur ein Märchen war? Immer wieder ist von Bestechung der Mitglieder des Exekutivkomitees der FIFA, welche für die Vergabe an den DFB votiert oder nicht votiert hatten, die Rede. Die ganze Wahrheit wird, je länger es dauert, in dieser Causa wohl nie vollends ans Licht gelangen. Es werden dann auch nur immer Mosaiksteinchen zusammengefügt, wie jetzt im Verfahren am Frankfurter Landgericht, vor dem sich derzeit drei Protagonisten der WM-Endrunde 2006 in Deutschland verantworten müssen: Den früheren DFB-Funktionären Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt und Wolfgang Niersbach werden Steuerdelikte, vor allem Steuerhinterziehung, vorgeworfen. Der Grund ist nachvollziehbar einfach: Der DFB hatte 2005 6,7 Millionen Euro, umgerechnet 10 Millionen Schweizer Franken, an den Weltfussballverband (FIFA) in Zürich überwiesen, diesen Betrag in der Rechnung des DFB als Betriebsausgabe verbucht und die Ausgabe beim Finanzamt steuerlich geltend gemacht. Einigermassen offiziell soll der Betrag vom DFB für die nicht-stattgefundene WM-Eröffnungsgala an die FIFA bezahlt worden sein, gleichsam als Schuldübernahme für die trotz der Absage angefallenen Kosten des geplanten, jedoch kurzfristig abgesagten Events. Die Anklagebehörde sieht in dieser Zahlung des DFB an die FIFA und die Weiterleitung des Geldes an den verstorbenen Adidas-Manager Robert Louis-Dreyfuss, Kreditschulden der Deutschen Fussball-Lichtgestalt Franz Beckenbauer, damals Vorsitzender des OK der WM-Endrunde und verstorben anfangs dieses Jahres, die auf diesem Weg getilgt worden sein sollen. Für was Franz Beckenbauer damals das Geld hätte bekommen sollen, ist im Moment so unklar wie die Kernfrage: Für was wurden die 6,7 Millionen Euro letztlich vom DFB an wen und für was bezahlt? War es tatsächlich eine Betriebsausgabe des DFB, ist an der Zahlung des Deutschen Verbandes an die FIFA wohl nichts auszusetzen. Ist der Rechtsgrund aber allenfalls verschleiert worden, könnte das Frage- und Antwortspiel durchaus im Nirwana enden. Jedenfalls muss im laufenden Verfahren der Nachweis seitens der Strafverfolgungsbehörde erbracht werden, dass die Zahlung nicht als Betriebsaufwand qualifiziert werden kann. Dass dieser Beweis gelingt, glaubt wohl niemand, und auch dieser Teil des «Sommermärchens 2006» könnte zu einem Märchen innerhalb des Märchens werden. Es wird übrigens, wen wundert’s, in Frankfurt mit einer längeren Prozessdauer gerechnet.

(Hauptquelle: Der Spiegel, 11/2024, 88 f.)

2024 – ein Flugjahr der Trainerinnen und Trainer

causasportnews / Nr. 1081/11/2023, 18. November 2023

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(causasportnews / red. / 18. November 2023) Obwohl das Jahr 2024 noch nicht beendet ist, lässt sich mit Blick auf die Trainer/innen-Gilde im Fussball folgendes konstatieren: Die einzige Konstante ist der Wechsel. Obwohl in der Branche befristete Arbeitsverträge abgeschlossen werden, ist es gang und gäbe, dass insbesondere Trainer vor Ablauf der Kontrakte ausgewechselt werden wie defekte Glühbirnen. Beispiele gibt es rundherum zuhauf. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer letztlich nicht mehr zu halten. Auch wenn noch soviel Herzblut, Klubtreue und Emotionen neben dem grünen Rasen im Spiel sind, wie beim soeben von Union Berlin entlassenen Schweizer Trainer Urs Fischer. Die Gesetzmässigkeiten in der Branche rufen bei anhaltender Erfolglosigkeit nach einem Wechsel. Urs Fischer ist nicht der einzige, den es heuer erwischt hat. Es könnte eine Liste erstellt werden, welche dokumentieren würde, dass in diesem Jahr bei den Trainern ein «Flugjahr» herrscht(e). Dabei hat es auch die Trainer-Prominenz erwischt. Julian Nagelsmann war beim FC Bayern München weder froh noch erfolgreich; deshalb wurde er wohl Deutscher Bundestrainer. Die Geschichte wiederholt sich in diesem Umfeld immer wieder. Hansi Flick warf in München hin und wurde…Bundestrainer. Der FC Bayern München ist also so etwas wie eine Trainer-Kaderschmiede des Deutschen Fussball-Bundes (DFB)mit dem Aushängeschild Nationalmannschaft, die nun auch wieder so, nämlich «national», heissen darf nach der zu Staub gewordenen Bieridee von DFB-Manager Oliver Bierhoff. Unter ihm versagte die Bundes-Elf als «Mannschaft» und nicht als «Nationalmannschaft». Apropos Urs Fischer: In der Schweiz kann der aktuelle Nationaltrainer Murat Yakin derzeit miterleben, was es heisst, als Hauptverantwortlicher des Nationalteams (von den Medien) seziert und demontiert zu werden; seine Tage in dieser Funktion dürften gezählt sein. Falls der Schweizer Fussball-Verband (SFV) eine nüchterne Lagebeurteilung vornimmt, wird der neue Schweizer Nationaltrainer wohl bald … Urs Fischer heissen.

Mit Blick auf die Gleichberechtigung im Fussball haben die Trainerinnen in diesem Jahr gegenüber ihren männlichen Kollegen in punkto Job-Beendigung aufgeholt. Die ehemalige Schweizer- und nun Deutsche (jetzt Ex-)Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat nach der für die Deutschen Kickerinnen desaströsen Fussball-WM-Endrunde in Australien/Neuseeland mit dem DFB nur noch über die involvierten Anwälte kommuniziert. Jetzt ist die 55jährige Martina Voss-Tecklenburg ihren Job los.- Eine dubiose Geschichte, in die offenbar auch der Ehemann von Martina Voss-Tecklenburg involviert ist, wurde der aktuellen Schweizer Nationaltrainerin der Frauen, Inka Grings, zum Verhängnis. Soeben haben sich der SFV und die 45jährige Trainerin der Eidgenossinnen getrennt. Es war wohl eher eine Entlassung, gemäss Sprachregelungen wird in einem solchen Fall jedoch meistens von einer Vertragsbeendigung im beidseitigen Einverständnis gesprochen. Der Frauenfussball in der Schweiz macht aktuell auch noch in anderer Hinsicht von sich reden. Einem SFV-Mitarbeiter wird ein sexueller Übergriff zu Lasten einer Fussball-Nationalspielerin auf dem Flug von der Fussball-WM-Endrunde zurück in die Schweiz vorgeworfen. Die Umstände sind dubios, der SFV hat den Betroffenen aber nun per sofort entlassen. Für Juristenfutter im Fussball ist weiterhin gesorgt.

Trainerwechsel sind für die Klubs (oder einen Verband) in der Regel schmerzhaft teuer, vor allem, weil die geschassten Trainer/innen für die Arbeitsvertrags-Restlaufzeit bezahlt werden müssen. Vor allem Sportverbände, wie der DFB, machen dabei stets den gleichen Fehler. Meistens vor wichtigen Turnieren werden die Trainer mit langfristigen Arbeitsverträgen ausgestattet, jeweils um ein «Zeichen» moralischen Supports zu setzen dergestalt, dass man an ihn (oder sie) glaubt und dass der wichtigste sportliche Übungsleiter (oder die Übungsleiterin) eines Teams aus psychologischen Gründen quasi mit einer «Lebensversicherung» ausgestattet werden muss. Doch mit dem Glauben ist es auch so eine Sache. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer (oder die Trainerin) nicht mehr haltbar, und es muss bezahlt werden. Ein entlassener Trainer (oder eine Trainerin) muss sich natürlich jeweils anrechnen lassen, was er nach der Entlassung anderweitig verdient oder zu verdienen unterlässt. Diese Fälle müssen dann meistens juristisch erledigt werden. Das Trainer/innen-Flugjahr wird wohl 2024 weitergehen.

Deutschland im Fussball-Elend

causasportnews / Nr. 1044/08/2023, 6. August 2023

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(causasportnews / red. / 6. August 2023) Wenn das, was nicht sein darf, doch Realität wird, herrschen in der Regel Depression und Frustration vor, aber auch Wut und cholerische Ausbrüche sind die Folgen. Um dies alles zu erfassen und die Phänomene im Nachgang solcher Ereignisse zu deuten und zu erklären, sind die entsprechenden Wissenschaften gefordert, wenn es um Sport geht, vor allem die Sport-Soziologie (es ist dies, auf die Materie Sport bezogen, die Wissenschaft, die sich mit der empirischen und theoretischen Erforschung des sozialen Verhaltens der Menschen befasst).

Auslöser dieser Betrachtung ist das sportliche Scheitern der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft an der Fussball-WM-Endrunde in Australien/Neuseeland. Wie in diesen Spalten in den Raum gestellt (causasportnews vom 23. Juli 2023), ist das eingetreten, was sich nicht ereignen durfte, nämlich das Ausscheiden der Deutschen Kickerinnen bereits nach den Gruppenspielen. Die Auswirkungen dieser aus Deutscher Sicht sportlichen Katastrophe auf die Gesellschaft und auf das ganze Land sind heterogen und teils ambivalent. Da wurde alles vorgekehrt, um den Frauenfussball auf die Ebene des Männersports zu hissen, was den Misserfolg noch zerstörerischer werden lässt. Die Ausgangslage nach dem sportlichen Scheitern der Deutschen Frauen hat noch weitreichendere Bedeutung, als wenn die Realitäten sachlich aufgenommen worden wären. Eigentlich geht es «nur» um Fussball. Dieser ist natürlich längst keine «Nebensache» mehr, sondern verkörpert eine Trinität von Sport, Kommerz und Medien. Fussball, nicht nur in Deutschland, ist Opium für’s Volk und insbesondere auch verkaufte Emotion. Betroffen und berührt ist nun letztlich das «Wir- und Selbstwertgefühl einer ganzen Nation («Wir sind Papst»); womit wieder einmal die Bedeutung des Nationalen im Sport bewiesen wäre.

Die Ebenen des Scheiterns lassen sich simplifiziert wie folgt ausmachen:

Vergeigt haben es die Spielerinnen. In Anbetracht des unbestrittenen Umstandes, dass «es» nicht gut lief auf dem Feld («Flasche leer»), kann konstatiert werden, dass dem Scheitern zweifelsfrei kein böser Wille zugrunde lag. Für schlechte Leistungen von Mannschaften im Fussballsport sind nämlich grundsätzlich die Trainer(innen) verantwortlich, konkret die bedauernswerte Martina Voss-Tecklenburg. An den Spielerinnen und an der Trainerin entladen sich Wut, Spott, Häme und Verachtung. Die Deutschen Frauen haben die Nation in einen kollektiven Betroffenheitszustand versetzt. Die nun vollendete Trilogie des Fussball-Kollapses (nach dem Scheitern der Männer an den WM-Endrunden in Russland,2018, und in Katar, 2022) bedeutet den Abschluss der Chronologie der gesamten Deutschen Fussball-Katastrophe. Australien/Neuseeland war kein sportlicher Betriebsunfall, sondern eine Perpetuierung des Fussball-Traumas nach Russland und Katar.

Die Verantwortung für die Abfolge der Misserfolge auf den grossen Bühnen des internationalen Fussballs liegt beim Deutschen Fussball-Bund (DFB), dem grössten Sportverband der Welt. Wenn sportliche Misserfolge zur Regel werden, hat der monopolistische Organisations- und Verwaltungsträger versagt. So, wie derzeit die Regierung des Landes und die Politik im Allgemeinen, die das grundsätzliche Desaster im Land zu verantworten haben und aufgrund der manifestierten Unfähigkeit und Hilflosigkeit als Steigbügelhalter der Alternative für Deutschland (AfD) fungieren. Fussball ist letztlich ein Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse und führt zur Erkenntnis, nun gesamthaft nicht mehr «Papst» zu sein, was schmerzt und frustriert.

Apropos Frustration: Der kollektive Frust und die Depression nach dem jüngsten Fussball-Debakel werden durch die Medien bewirtschaftet. Blamabel, katastrophal, unverständlich, usw., mit Negativ-Attributen wird in den Gazetten in Deutschland die Gemütslage der Nation präsentiert, nachdem das undenkbare Unmögliche Tatsache wurde. Für einmal fehlt sogar das Zotige in den einschlägigen Medien, vielleicht, weil es aktuell um den Frauen-Fussball geht (eine Bild-Schlagzeile, wie «ausgepoppt», wäre in Anspielung an die Top-Spielerin Alexandra Popp zu befürchten gewesen).

Eigentlich ist ein Fussballspiel nur ein Spiel; was aber, wie das aktuelle Beispiel zeigt, nicht stimmt. Denn alles ist möglich, wenn das im Fussball auf dieser Stufe für unmöglich Gehaltene eintritt. Dann herrscht sogar ein nationaler Ausnahmezustand. Siehe die kollektive Depression, in welche die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft das Land versetzt, hat

Da ist man erleichtert, Schweizer/in zu sein. Auch wenn es eine Erlösung war, dass die Schweizerinnen im Achtelfinale gegen die Spanierinnen nur 1:5 verloren haben und das Spiel endlich vorbei war. Noch besser war es, anlässlich der Frauen-WM Österreicher/innen zu sein: Die Schottinnen sorgten Ende 2022 dafür, dass die Österreicherinnen die Reise an das Ende der Welt gar nicht antreten mussten.

Der Fall Manuel Gräfe – oder die Sache mit den Alterslimiten

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(causasportnews / red. / 28. Februar 2023) Dass Sportfunktionäre nicht gerade zu derjenigen Spezies gehören, welche von ihren Ämtern einfach so lassen wollen, ist hinlänglich bekannt. So war es nicht nur mit dem ehemaligen, heute 87jährigen Joseph Blatter, der 2016 gezwungen wurde, sein Amt als FIFA-Präsident, allerdings aus anderen Gründen, abzugeben. Zuvor wurde innerhalb und ausserhalb des Weltfussballverbandes diskutiert, wie beim Vorgänger von Gianni Infantino auf dem FIFA-Thron eine «Alters-Guillotine» greifen könnte. Es wurde dann in den Statuten festgeschrieben, dass der Präsident maximal drei Amtsperioden à vier Jahre absolvieren dürfe. Dieser Fall ist wieder omnipräsent geworden, als bekannt wurde, dass der Deutsche Spitzen-Schiedsrichter Manuel Gräfe (Jahrgang 1973) gegen die Regelung des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), wonach Top Schiedsrichter mit 47 Jahren die Schiedsrichter-Pfeifen abzugeben habe, juristisch ankämpfen wolle. Der Berliner Referee zog vor Gericht und machte gegenüber dem DFB Ansprüche auf Schadenersatz und Entschädigung zufolge Altersdiskriminierung durch den nationalen Verband geltend. Kürzlich (Verkünddatum 25. Januar 2023) hat das Landgericht Frankfurt a.M. (am Sitz des DFB) die Klage des ehemaligen Schiedsrichters teilweise gutgeheissen und den DFB verurteilt, Manuel Gräfe eine Entschädigung für den geltend gemachten Nichtvermögensschaden von Euro 48’500.– zu bezahlen. Der Kläger liess durch seinen Düsseldorfer Anwalt, den Sportrechtsspezialisten Dr. Olaf Methner, ausführen, der DFB halte, wie etwa früher die FIFA, an einer starren Jahresregelung fest, was das Gericht allerdings verneinte. Das Landgericht liess die ursprüngliche Feststellungsklage durch eine Leistungsklage erweitern und sprachen dem Kläger die Entschädigung gestützt auf § 15 Abs. 2 des Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) zu. Nebst anderen Feststellungen erkannte das Landgericht Frankfurt, dem ehemaligen Schiedsrichter sei es nicht gelungen, eine Benachteiligung wegen des Alters darzulegen. Eine absolute Altersgrenze von 47 Jahren sei gemäss DFB-Regelwerk nicht zu erkennen, doch könne grundsätzlich eine tatsächliche Benachteiligung aus jedem Tun oder Unterlassen (konkret durch den DFB) abgeleitet werden. Unstreitig sei, dass der DFB Bewerbungen von Schiedsrichtern ab dem 47. Lebensjahr anders behandle als diejenigen jüngerer Bewerber. Den Äusserungen des Verbandes, so das Gericht, sei zu entnehmen, dass die Schiedsrichtertätigkeit auf dem Platz tatsächlich mit 47 Jahren ende. Es liege demnach konkret eine nicht zu rechtfertigende Benachteiligung des Ex-Schiedsrichters Manuel Gräfe vor. Wörtlich hält das Gericht fest: «…erscheint es im Ergebnis willkürlich, für die Bestimmung des Zeitpunktes des Ausscheidens als Schiedsrichter in den Eliteligen auf das Erreichen einer starren Altersgrenze – hier von 47 Jahren – abzustellen.». Aus Aspekten der Qualitätssicherung sei auch nicht auf ein Alter von 47 Jahren abzustellen, da allein aus dem Alter kein Rückschluss auf die Tauglichkeit des Schiedsrichters zu ziehen sei. Das Landgericht Frankfurt qualifizierte die Geldentschädigung von Euro 48’500.– als zwar notwendig, aber auch als ausreichend.

Schiedsrichter Manuel Gräfe will zufolge der teilweisen Abweisung der Schadenersatzansprüche gegen das Urteil Berufung einlegen.

Katzenjammer nach der Frauen-Fussball-EM und ein beerdigter DFB-Marketing-Nonsens

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(causasportnews / red. / 4. August 2022) Während beinahe eines Monats, seit Beginn der Frauen-Fussball-Europameisterschaft in England, wurde diese Disziplin vor allem in Deutschland hochgepusht. Vor dem Finale im Wembley-Stadion in London erreichte die vor allem durch die Medien regelrecht verordnete Beliebtheit dieser Sportart einen einsamen Höhepunkt. Deshalb war sich die in dieser Sache geeinte Nation vor dem Finalspiel zwischen England und Deutschland bewusst, dass es nur eine Siegermannschaft geben könne: Deutschland. Die Medien sprachen, weshalb auch immer, vom «historischen Finale gegen England» und trieben die bemitleidenswerten Deutschen Frauen zum Sieg: «Auf sie (gemeint waren die Engländerinnen, Red.) mit Gebrüll» und verordneten schon einmal, vor dem Finale, wie das Fell des noch nicht erlegten Bären zu verteilen sei: «So belohnen sich die EM-Heldinnen für den Titel». Weil Deutschlands Kapitänin Alexandra Popp den EM-Titel geradezu versprach, zog vor allem die «Bild»-Zeitung auch noch die unterste, mediale Schublade: «Heute poppen wir England», heizte das Blatt die Stimmung in seiner eigenen Art an (alle obigen Zitate stammen aus der «Bild»-Zeitung vom 31. Juli 2022; «poppen» bedeutet dabei gemäss «Bild»-Doktrin übrigens «historisch siegen»…Ein Schelm, wer zweideutiges Gedankengut vermutet). Wie dann am Abend des 31. Juli 2022 alle Träume platzten, ist bekannt; der vor allem in der Heimat erzeugte Druck, der tonnenschwer auf den Deutschen Spielerinnen lastete, zeigte Negativ-Wirkung. Der nicht gerade als Glücksbringer bekannte Bundeskanzler Olaf Scholz, zwar an Niederlagen aller Art gewöhnt, zog belämmert aus dem Wembley-Stadion ab. Statt grosse Party der Deutschen im Mutterland des Fussballs setzte es für Deutschland einen veritablen Katzenjammer ab. Schuld an dieser sportlichen Ungerechtigkeit war ein nicht gegebener Elfmeter für die Deutschen Frauen. So gewannen die Engländerinnen, natürlich mit Schiedsrichterinnen-Hilfe. Eine Fussballweisheit besagt allerdings, dass nicht jeder geschossene Elfmeter auch Tor bedeutet. Weshalb auch noch die Urweisheit des Fussballs zu erwähnen sei: Wer ein Spiel gewinnen will, muss einfach ein Tor mehr als der Gegner, oder in diesem Fall die Gegnerinnen, schiessen; dann klappt’s. Trotz aller Widerwärtigkeiten in der entscheidenden Phase dieser Europameisterschaft lieferte das Deutsche Frauen-Fussball-Nationalteam, objektiv betrachtet, eine hervorragende Leistung ab, auch wenn es letztlich nicht ganz gereicht hat.

Apropos Nationalmannschaft sei an dieser Stelle der Fokus auch noch auf das männliche Pendant der Frauen gerichtet: Die Deutsche Fussball-Nationalmannschaft der Männer. Diese spielten zwar in letzter Zeit kaum, jedoch wurde nun seitens des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) eine regelrechte Bieridee, die eben dem DFB-Manager Oliver Bierhoff als Urheber zugeschrieben wird, beerdigt (vgl. auch causasportnews vom 27. Juni 2022). Die Deutsche Nationalmannschaft der Männer heisst ab sofort wieder «Deutsche Nationalmannschaft», und nicht nur «Die Mannschaft». Oliver Bierhoff und seinen DFB-Kollegen war die Bezeichnung «Nationalmannschaft» wohl zu politisch, weshalb man sich vom angeblich negativ besetzten Terminus «national» verabschiedete. Die nun während ein paar Jahren geführt Bezeichnung «Die Mannschaft» blieb stets ein Marketing-Rohrkrepierer, weshalb sich der DFB dieses Benennungs-Unsinns nun entledigt hat.

Alles für das Team – das Team ist alles

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(causasportnewes / red. / 27. Juni 2022) In einem halben Jahr wird die Fussball-WM-Endrunde 2022 in Katar Geschichte sein; am 18. Dezember soll der (neue oder alte) Fussball-Weltmeister erkoren werden. Derzeit ruht der aktive Fussball mehrheitlich, Zeit also, um sich dennoch mit der beliebtesten Sportart Europas zu befassen. Noch ist es zu früh für Prognosen mit Blick auf das Turnier in Katar, doch das Thema wird allmählich hochgekocht. Zum Beispiel in Deutschland, im Land des vierfachen Weltmeisters, der 2018 in Russland allerdings kläglich gescheitert ist. Deutschland ist voller Hoffnung; nach einem Bundestrainer-Wechsel sind die Weichen in Richtung WM-Erfolg unmissverständlich gestellt worden, auch wenn anerkannt wird, dass auch in den anderen Ländern, wie etwa in Frankreich, in Spanien oder in England, das Ziel Katar mit Nachdruck fokussiert wird. In den Umfeldern der Nationalmannschaften wird das Spezialistentum geradezu zelebriert, der Sport noch ein bisschen mehr verwissenschaftlicht: Spezialisten aller Art und für alle Fussball-Positionen, so neuerdings sogar Spezialisten für Spiel-Standardsituationen, sollen den Erfolg garantieren. In den Nationalmannschaften steht der Teamgedanke an erster Stelle. Elf Freunde sollen es richten, nicht elf Millionäre als Geschäftspartner in kurzen Hosen. Dass im Rahmen der aktuellen Weltlage auch Marketingstrategisches von Bedeutung ist, liegt auf der Hand. Zum Beispiel in Deutschland. In der Bezeichnung «Nationalmannschaft» steckt seit jeher das Wort «national». Doch dieses wurde seit geraumer Zeit immer mehr entwertet oder aus allen Facetten des Lebens eliminiert. Was «national» ist oder danach riecht, ist verpönt, vor allem in Deutschland. So wurde die «Deutsche Nationalmannschaft» flugs zur «Die Mannschaft»; eine Abkehr von unguten Erinnerungen an historische Erinnerungen mit Blick auf den Nationalmannschaftsfussball. Vater dieser Idee, welche auch ab und zu als «Bier-Idee» bezeichnet wird, ist der Manager der Deutschen Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff. Nun regt sich, vielleicht auch unter dem Eindruck des Krieges, den Russland (Nation) gegen die Ukraine (Nation) führt, Widerstand, und so fordert etwa der Dortmund-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke eine formelle Umbenennung der Nationalmannschaft (wiederum) in «Deutsche Nationalmannschaft». Das nationale Element im Fussball und im Sport dürfte eine Renaissance erfahren. Nicht nur wegen der russischen Barbarei, sondern weil der Krieg eine Deglobalisierung der Welt eingeläutet hat. Wie auch immer: Ob «Die Mannschaft» oder «Deutsche Nationalmannschaft»: Im Vordergrund steht das Team als Repräsentant eines Landes, einer Nation. In Anlehnung an den Pfadfinder-Slogan: «Alle für einen, einer für alle»: «Alles für das Team – das Team ist alles».

Apropos Team: Wie wichtig der Team-Gedanke nicht nur im Sport, sondern auch im Geschäfts- und Berufsleben sein soll, jedoch natürlich nicht ist, hat die Schweiz vor ein paar Tagen erfahren. Was als Teambildungsaktion eines Medien- und Webeunternehmens geplant war, endete im individuellen Desaster. Nach einem Feuerlauf (frei nach Peter Maffay: «Über heisse Kohlen musst Du gehn») mussten über zehn Personen mit Brandverletzungen ins Spital gebracht werden. Womit wieder einmal bewiesen war, dass der Geist nicht immer über die Materie zu siegen in der Lage ist, um etwa das Beispiel mit dem Fallschirmspringer zu nennen: Auch wenn sich der Fallschirm nicht öffnet, muss man nur daran glauben, dass es dennoch gut wird. Ob die Mannschaft Deutschlands in Katar reüssieren wird, dürfte also letztlich kaum mit der Benennung des Teams zusammenhängen. Welches nationale Team in Katar den WM-Pokal 2022 abholen darf, wird weder auf der Marketingebene oder in Teambildungsevents entschieden, sondern letztlich kurz vor dem christlichen Weihnachtsfest im Lusail Iconic-Stadium bei Doha.

Opportunistische DFB-Justiz: Schuld war nur der Schiedsrichter!

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(causasportnews / red. / 8. April 2022) Die Entscheidung war vorauszusehen, spätestens, als der Trainer des FC Bayern München, Julian Nagelsmann, dem SC Freiburg, der sich erlaubt hatte, nach dem sog. Einwechselfehler des Rekordmeisters aus München Protest gegen die Spielwertung in Freiburg (1:4 für den FC Bayern München) einzulegen und diesen Schritt quasi als Unfairness gegeisselt hatte. Wer hätte sich hier im DFB-Sportgericht in die Nesseln setzen und die Nobel-Truppe aus Bayern ins Unrecht versetzen wollen? So kam es, wie erwartet. Der sog. Einwechselfehler, der dazu führte, dass der FC Bayern während 17 Sekunden gegen den SC Freiburg mit 12 Akteuren auf dem Platz stand, hat für die Münchner keine Folgen. Schuld war nur der Schiedsrichter, der nun vom DFB-Sportgericht hart kritisiert wird, dass der FC Bayern diesen Einwechselfehler, der keiner war, begangen hatte. Dabei ging es gar nicht um die Auswechslung an sich, sondern darum, dass der FC Bayern München mit einem Mann zuviel auf dem Platz stand; es war die Folge einer missglückten Auswechslung also. Der Einwechselfehler, wie er nun (unkorrekterweise) genannt wird, zeitigte einzig diese Folge, dass für den FC Bayern ein Mann zuviel im Einsatz war; auch wenn es nur 17 Sekunden waren. Und auf die kommt es letztlich an. Dass nun das DFB-Sportgericht die Reinwaschung des FC Bayern München damit begründet, der schuldhafte Einsatz eines nicht einsatzberechtigten Spielers liege beim Schiedsrichtergespann um Christian Dingert und insbesondere beim 4. Offiziellen, Arno Blos, ist einigermassen skurril. Diese Fehlentscheidung ist in zweierlei Hinsicht tragisch: Der Trainer einer Mannschaft ist verantwortlich, wen er wann auf den Platz schickt und wen er wann herausbeordert (so werden oft geniale Einwechseleinfälle der Trainer bekanntlich lautstark bejubelt). Dass sich nur 11 Akteur der Mannschaft auf dem Platz befinden dürfen, ist ebenso evident (und entspricht dem Regelwerk) wie die Vorgabe, dass der Trainer etwa nur qualifizierte Spieler (Akteure mit Spielberechtigung) einsetzen darf. Wie nun das Sportgericht juristisch und verbal auf die Schiedsrichter einprügelt, ist mehr als nur peinlich und hängt wohl mit der bekannten, deutschen Opportunitäts-Sportgerichtsbarkeit zusammen. Es kommt hinzu, dass gerade auch die Sportjustiz den Schiedsrichter bei seiner nicht leichten Aufgabe schützen und ihn nicht desavouieren sollte. Aber wer mag sich schon (auch juristisch) mit Julian Nagelsmann und dem mächtigen FC Bayern München anlegen? So vermeldete der SC Freiburg umgehend nach dem Bekanntwerden der DFB-Entscheidung des Sportgerichts einigermassen verzwergt, man werde die Entscheidung akzeptieren. Wen wundert’s? Es gilt realistischerweise auch hier: Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen. Dem SC Freiburg kann bei dieser Konstellation in der Tat kein Verschulden nachgesagt werden. So bleibt, weil der FC Bayern München in solchen Situationen quasi «untouchable» ist, nur der Schiedsrichter, dem es nun geht wie den Akteuren in Johann Strauss’ «Fledermaus»: Schuld war für einmal nicht der Champagner, sondern einzig und alleine der Schiedsrichter, der vom DFB-Sportgericht, quasi als Fledermaus verkleidet, vorgeführt wurde. Ein Schelm ist natürlich wer denkt, das Verdikt gegen den SC Freiburg, den Klub des im Streit aus dem DFB-Präsidium ausgeschiedenen Fritz Keller, sei eine Retourkutsche aus Frankfurt…

Neues DFB-Präsidium nach Wahl-Paukenschlag

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(causasportnews / red. / 12. März 2022) Die Exekutive des Deutschen-Fussball-Bundes (DFB) hat sich nach einem Paukenschlag anlässlich des 44. DFB-Bundestages in durchwegs veränderter Form konstituiert. Neuer Präsident des grössten Sportverbandes der Welt ist Bernd Neuendorf, ein ehemaliger politischer Beamter, Journalist und Sportfunktionär. Er ist ein typischer Vertreter des Breitensports, auch aufgrund seiner politischen Vita (er ist eingeschriebenes SPD-Mitglied). Der 60jährige Präsident des Fussball-Verbandes Mittelrhein folgt auf den unglücklich und teils naiv agierenden Fritz Keller, der nach zweijähriger Amtszeit den Dienst an der DFB-Spitze 2021 quittieren musste. Die Wahl von Bernd Neuendorf ist als Überraschung zu werten; männiglich hatte mit Peter Peters, den ehemaligen Finanzchef von Schalke 04, gerechnet. Mit der Wahl von Bernd Neuendorf wollte der DFB-Bundestag auch ein Zeichen für den Amateursport setzen; sie bedeutet andersherum eine Absage an die steten Unruhen und Querelen im Professionalbereich des Verbandes. Sie war und ist vor allem auch als Bruch mit dem traditionellen Funktionärswesen an der Spitz des DFB zu sehen.

In den letzten Jahren gaben sich die DFB-Präsidenten die Klinken des Präsidialbüros in Frankfurt a.M. in die Hand. Und immer, wenn es zu einem Interregnum an der DFB-Spitz kam, war ein Mann zur Stelle, der übernahm: Rainer Koch, ehemaliger Gerichtspräsident aus München und als Strippenzieher im DFB bekannt und berüchtigt. Dieser 63jährige Top-Funktionär wurde nun deutlich nicht wiedergewählt, was als regelrecht Sensation zu bezeichnen ist. Offensichtlich wollte der DFB-Bundestag mit der nicht mehr erfolgten Wahl von Rainer Koch ein Zeichen für einen radikalen, personellen Neu-Anfang in der Regierung des Verbandes setzen. Es wäre wohl übertrieben zu behaupten, der DFB hätte in den letzten 20 Jahren mehr ruhigere als turbulente Zeiten erlebt. Während der letzten 15 Jahre diente der gewiefte Jurist Rainer Koch dem DFB als linientreuer Verbands-Funktionär, dessen politische Heimat trotz seiner Münchner Provenienz (ebenfalls) bei der SPD lag. Beerbt wurde Rainer Koch von der promovierten Sportwissenschaftlerin und Professorin an der Universität Koblenz-Landau, der 52jährigen Silke Sinning.

Nach dieser (Ab-)Wahl wird sich nun wohl Ex-DFB-Vizepräsident Rainer Koch nicht mehr seitens des Verbandes mit dem Fall des ehemaligen Büroleiters von Fritz Keller, Samy Hamama, befassen können. Diesen Rechtsstreit (es geht um eine geforderte Abfindung von 300 000 Euro) wollte Rainer Koch noch vor dem DFB-Bundestag beilegen. Das gelang allerdings nicht mehr, und es scheint nun fraglich zu sein, ob es noch zu einer Einigung in letzter Minute zwischen dem DFB und Samy Hamama kommen wird. Oder vielleicht gerade dennoch unter der neuen Führung? Sonst wird das Frankfurter Arbeitsgericht die Klage des Ex-Büroleiters wohl Ende März entscheiden. Die Parteien sollen derzeit noch 235 000 Euro auseinander liegen. Der ehemalige DFB-Mitarbeiter will sich mit den vom Verband offerierten 65 000 Euro nicht begnügen. Die Rechtslage soll in der «Causa Samy Hamama» offenbar eher nicht für den DFB sprechen.