Archiv für den Monat März 2024

Ein Aufschrei, ein Schrei, ein Kuss, und noch ein Kuss

causasportnews / Nr. 1126/03/2024, 31. März 2024

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(causasportnews / red. / 31. März 2024) Seit der Kuss-Attacke des ehemaligen Spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales gegenüber der frischgebackenen Weltmeisterin Jennifer Hermoso anlässlich der Siegerehrung nach dem gewonnen Fussball-WM-Titel des Spanischen Frauen-Teams im letzten Sommer gehen die Wogen deswegen immer noch hoch. Sobald in der persönlichen Demontage des ehemaligen Top-Funktionärs des Spanischen Fussballs ein weiterer Schritt erfolgt, schreit die Öffentlichkeit erneut auf: Es geht in Richtung: «Kreuzigt ihn». Ja, was hat er denn getan? Sicher nicht nichts, und die Tat des Spanischen Fussball-Machos’ ist grundsätzlich nicht zu entschuldigen. Sie gehört verurteilt und sanktioniert, doch jetzt wäre man allmählich geneigt zu fordern: «Lasst es nun gut sein». Doch es geschieht das Gegenteil. Luis Rubiales wird wohl im laufenden Strafprozess nach dem Kuss-Skandal im Gefängnis für sein Tat büssen. Die Anklagebehörde hat zweieinhalb Jahre Haft wegen sexueller Aggression gefordert sowie die Bezahlung einer 50’000 Euro-Entschädigung an die betroffene Spielerin. Vorgeworfen wird ihm zudem, dass er (mit Dritten) die geküsste Spielerin dergestalt unter Druck gesetzt habe, dass der Kuss nicht gegen ihren Willen, sondern einvernehmlich, erfolgt sei. Der bald 47jährige Ex-Funktionär, der bereits alle Fussball-Funktionen und Reputationen verloren hat und auch gesellschaftlich erledigt ist, büsst für sein Verhalten hart. Die Frage, ob diese zivil- und strafrechtliche Sanktions- und Bestrafungskampagne gegenüber dem Ex-Funktionär noch verhältnismässig ist, lässt der gesellschaftliche Mainstream nicht zu. Der Aufschrei seit der Tat ist flächendeckend anhaltend und wird nicht so rasch verstummen. Ob Luis Rubiales beim Sturm, der nach wie vor über ihn fegt, sich im berühmten Gemälde «Der Schrei» von Edvard Munch wiederkennt, ist nicht bekannt. Er ist weder Maler noch Sänger und muss wohl einfach einstecken und individuell und alleine seine Tat verarbeiten und erkennen müssen, dass ein derartiger Kuss in der heutigen Zeit ungeahnte Folgen zeitigen kann. Wenn er das Rad der Zeit nur ein paar Jahrzehnte zurückdrehen könnte, z.B. ins Jahr 1979! Da sorgte zwar ein besonderer Kuss für Schlagzeilen, doch weil der Welt-Kommunismus schon damals (wie heute) alle Taten und Aktionen legitimiert(e) und das Geschehene zwischen zwei Männern natürlich einvernehmlich erfolgte, zum Wohl einer gleichgeschalteten und gerechten Welt selbstverständlich, wird jene Aktion rein politisch-historisch betrachtet, oder avantgardistisch mit Blick auf moderne, gesellschaftlich Anschauungen.

Die Rede ist vom sozialistisch, kommunistisch motivierten Bruderkuss zwischen dem DDR-«Oberindianer» Erich Honecker (wie der Apparatschik aus dem Osten vom Rocksänger Udo Lindenberg in seinem Stück «Sonderzug nach Pankow» besungen wurde) und dem Sowjet-Generalsekretär, Leonid Breschnew. Der Kuss erregte zwar Aufsehen (auch wenn sich gewisse Menschen dadurch angewidert fühlten), aber letztlich wurde diese Szene mit zwei Männern, die sich zum Wohle des Kommunismus’ innig auf den Mund küssten, Kult. Er wurde entsprechend legitimiert. Das Presse-Photo von Régis Bossu, das damals um die Welt ging, erreichte perpetuiert in zahlreichen Facetten und Erscheinungen den Nimbus eines Welt-Kunst-Phänomens, ähnlich wie Edvard Munchs «Schrei» um 1900 herum.

Ein Kuss ist eben nicht einfach ein Kuss. Die juristische Aufarbeitung der Kussattacke von Luis Rubiales zeigt es: Entscheidend ist bei einem Kuss in der Öffentlichkeit einzig die Motivation und der Grund, welcher der Aktion zu Grunde liegt, und nicht der Kuss an sich, vor allem, wenn das Element der Einvernehmlichkeit nicht gegeben ist. Die Befriedigung von niedrigsten Gelüsten und Machtausübung, wie sie beim Kuss des Ex-Fussball-Präsidenten vermutet wird und durchwegs als bewiesen gilt, gehört definitiv nicht dazu. Erich Honecker und Leonid Breschnew küssten zum Wohl der Welt einvernehmlich, Luis Rubiales benahm sich als Vertreter der Macho-Kultur in Spanien schweinisch-männlich und egoistisch; deshalb gehört er ans Kreuz. So einfach ist das.

Weshalb überhaupt noch eine Fussball-Europameisterschaft 2024 spielen?

causasportnews / Nr. 1125/03/2024, 27. März 2024

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(causasportnews / red. / 27. März 2024) Am 14. Juni 2024 sollte in Deutschland die Fussball-Europameisterschaft beginnen, und nach Planung wird am 14. Juli 2024 der (neue?) Europameister feststehen. Doch weshalb sollte das Turnier überhaupt noch gespielt werden? Es besteht an sich kein Grund hierfür, denn der Europameister heisst bereits jetzt…Deutschland! Nach Test-Siegen gegen Frankreich und Holland tönt es nicht nur vom Boulevard her: Deutschland wird nicht, sondern ist bereits jetzt neuer Europameister. Zumindest ist das Team von Julian Nagelsmann nach Deutschen Bescheidenheitsbeteuerungen Europameister der «Herzen», und die neuste Auflage eines «Sommermärchens» lässt sich zwischen dem 14. Juni und dem 14. Juli, übrigens mit dem Finalspiel am Nationalfeiertag Frankreichs, in jedem Fall feiern. Weshalb denn überhaupt noch ein Kontinental-Turnier austragen, wenn der Sieger bereits feststeht?

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Aber vielleicht kommt alles doch noch ein wenig anders, und das Land mit den gefühlten 85 Millionen Bundestrainerinnen und -trainern darf sich des Turniererfolgs trotz der entfachten Euphorie noch nicht ganz sicher sein. Denn wie verhält es sich schon mit dem Umstand der geglückten Hauptprobe und der misslungenen Premiere? Die beiden soeben realisierten Siege gegen Frankreich und Holland bringen Fussball-Deutschland jedenfalls in die Stimmung, welche das ganze Land anlässlich der WM-Endrunde 2006 flächendeckend erfasste – auch wenn der Sieger am Schluss Italien hiess. Dabei sein kann bekanntlich oft schöner sein als siegen. Deutschland sollte im Erfolgsrausch jedoch beispielsweise die solide Fussball spielende Schweiz nicht vergessen, oder die Österreicher, welche die Türken soeben mit einer beeindruckenden 6:1-Packung in die Kabine schickten.

Der Deutsche Fussball-Bund (DFB), die Organisation, welche auch für den Gewinn des Europameister-Titels 2024 verantwortlich zeichnet, sowie die Deutsche Nationalmannschaft, die nun nicht mehr nur «Die Mannschaft» heissen darf, sorgen auch ausserhalb des Spielfeldes für Neuigkeiten, die grundsätzlich und genauer betrachtet eben doch wieder mit dem Spielfeld zu tun haben. Es geht um den Ausrüster des Verbandes und somit der Nationalmannschaft. Nach rund 70 Jahren wird ab 2027 ein neues Unter-Kapitel im Ausrüster-Kapitel geschrieben, denn dann wird die Kult-Marke «adidas» vom amerikanischen Konzern «Nike» abgelöst. «adidas» war und ist seit jeher mehr als ein Verbands- und Mannschafts-Ausrüster. «adidas» ist Kult, ein Mythos und ist vor allem mit dem deutschen Sport im Allgemeinen und mit dem DFB und der Nationalmannschaft im Besonderen seit Jahrzehnten, materiell und personell, eng bis engstens verbunden. Die Marke verkörpert Heimat, Tradition und Ideologie zugleich; letztere ist auf die örtliche Implementierung des «adidas»-Konzerns in Herzogenaurach bei München zurückzuführen. In diesem beschaulichen Dorf wirkte die Sport-Kult-Figur Adi Dassler, der Unternehmensgründer, Erfinder und Sportartikelproduzent von «adidas». Sein Bruder, Rudolf Dassler, gründete nach Zwistigkeiten, wie sie unter Brüdern vorkommen können, die Marke «Puma». Adi Dassler, der beim «Wunder von Bern» 1954 noch eigenhändig die Stollen in die von ihm entwickelten Fussball-Schuhe für Deutschlands Weltmeister-Team schraubte, wurde zu einer zentralen Figur im Sportartikel-Business und legte in der Schweizer Hauptstadt die Basis für ein jahrzehntelanges, fruchtbares Wirken nicht nur zwischen «adidas» und den Funktionären sowie Gefolgsleuten im DFB, das später durch seinen Sohn, Horst Dassler, fortgeführt wurde. Der Sportartikelkonzern aus Bayern entwickelte und etablierte sich als globaler Player in der Sportindustrie, nicht immer im positiven Sinn. Kontinuierlich rankten sich Manipulationsgerüchte um «adidas» und Horst Dassler; mit der umstrittenen und schillernden Sport-Verwertungsgesellschaft «ISL» in der Schweiz lief das Business unter Involvierung von Sport-, Wirtschafts- und Polit-Grössen durchwegs wie geschmiert.

Mit dem Ende des Wirkens zwischen «adidas» und dem DFB findet ein langjähriges Zusammenwirken im Sport mit allen seinen Facetten ein Ende. Es wird gleichzeitig eine eherne Tradition in der Sport-Vermarktung auf dem Müllhaufen der Sportgeschichte kompostiert. Weshalb nun die Trennung im Jahr 2026 vollzogen wird und weshalb sich der DFB mit dem Marktleader «Nike» als Ausrüster-Partner zusammenfindet, ist nachvollziehbar. Die Amerikaner zahlen für die Kooperation für die Zeit von 2027 bis 2034 doppelt so viel wie bis anhin «adidas» für dieselbe Zeitspanne. 800 Millionen Euro sollen es sein. Gebrauchen kann der DFB das Geld offensichtlich. Gemunkelt wird von einer finanziellen Schieflage im Verband und Steuernachzahlungen.

Nach dem «Wunder von Bern» war «adidas» ein Symbol für das nach dem Krieg in Deutschland angeworfene Wirtschaftswunder. Nun wird ein Unternehmens-Mythos von den nüchternen Gesetzen der Marktwirtschaft im Sport abgelöst.

Ski-Kommerz gegen die res natura: 0 : 2 bei Veranstaltungsabbruch

causasportnews / Nr. 1124/03/2024, 26. März 2024

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(causasportnews / red. / 26. März 2024) Von einem «Knall im Skizirkus» berichten die Medien (so etwa der Zürcher «Tages – Anzeiger»). In der Tat geht es in diese Richtung, wenn man die Skisport-News aus dem Mattertal reflektiert. Seit geraumer Zeit liefern die Speed-Weltcup-Rennen der Frauen und Männer vor der Kulisse des Matterhorns Schlagzeilen in vielerlei Hinsicht, allerdings mehr negative als positive. Tatsache ist nun, dass der Internationale Skiverband (FIS) mit Sitz in Oberhofen am Thunersee sowie die Ski-Landesverbände der Schweiz und Italiens übereingekommen sind, das Weltcup-Ski-Experiment am Matterhorn nach zwei Jahren und nach acht abgesagten Speed-Rennen per sofort und mit Blick auf die kommende Ski-Saison abzubrechen. Wind, Wetter und volatile Schneeverhältnisse führten zum an sich folgerichtigen Entschluss. Allerdings ist auch festzuhalten, dass eine an sich gute (Marketing-)Idee von Anfang unter einem ungünstigen Stern stand. Die Organisatoren im hintersten Mattertal bekleckerten sich seit Beginn der Realisierung dieser Projekt-Vision, das Matterhorn im Rahmen des Ski-Weltcups als Marketing-Vehikel zu nutzen, nicht mit Ruhm. Die Durchführung der Rennen wurden allgemein als Zwängerei und als Würgegriff zum Nachteil der Natur wahrgenommen, auch wenn Zermatt letztlich ein Opfer des volatilen Rennkalenders der FIS wurde; wobei überdies zu sagen ist, dass die äusseren Bedingungen auch nie prädestiniert waren, die geplanten Rennen auf idealen Pisten und bei entsprechenden Witterungsverhältnissen auszutragen. Als sich zudem noch Bagger am Theodulgletscher zu schaffen machten und entsprechende Schock-Bilder dieser «Pistenpräparierung» um die Welt gingen, war das im Zuge dieses Frevels an der Natur zumindest ein Eigentor der Weltcup-Macher aus dem Wallis. Sie hatten so nicht nur die Umweltschützer und Klimaaktivisten gegen sich aufgebracht. Nach acht erfolglosen Anläufen, und als Zank und Querelen an allen Ecken und Enden Überhand nahmen und an einen geordneten Rennkalender so oder so nicht mehr zu denken war, setzte es nun den Todesstoss für die Rennen im Umfeld des berühmtesten Berges der Welt ab. Es war so etwas wie das zweite, zumindest indirekt von den Naturschützern erzielte Tor zugunsten der res natura (die Sache der Natur), auch wenn alle Ampeln bezüglich der Weiterführung des Projektes sinnigerweise auf «grün» (und nicht etwa auf «weiss») standen, wie die Organisatoren betonten. Buchstäblich auf der Strecke bleibt nun der Kommerz, obwohl die Vermarktung der Rennen vor der Matterhornkulisse mehr als nur ein Vollerfolg geworden wäre.

Selbstverständlich ist in der Causa «Speedrennen in Zermatt» mit Blick auf die Zukunft das letzte Wort noch nicht gesprochen, auch wenn in absehbarer Zeit kaum mehr konkret eine Neuauflage der Rennen zu realisieren sein dürfte. Der Handtuch-Wurf in Zermatt und der undiskutable Sieg der Natur über den Kommerz könnte allerdings noch zu einem juristischen Nachspiel führen. Der Walliser Nobel-Ort, bzw. der Veranstalter der Matterhorn-Rennen, besitzt nämlich einen einzigartigen Vertragsrechts-Status. Vom Internationalen Verband ist den Organisatoren per Kontrakt ein Austragungsrecht der Matterhorn-Rennen im Rahmen des Weltcups bis 2027 zugesichert worden. Dieser Vertrag wird nun zur reinen Makulatur. Es dürfte nun in diesem Zusammenhang wohl noch zu einer Auseinandersetzung um viel Geld kommen. «Entgangener Gewinn» könnte im Vordergrund der Vertragsbeendigung nun als juristische Anspruchsgrundlage stehen.

IOK-Politik: Ein bisschen schwanger in Paris

causasportnews / Nr. 1123/03/2024, 20. März 2024

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(causasportnews / red. / 20. März 2024) So, wie das weltweite Interesse, trotz anderslautender Beteuerungen im Westen, an eine Erfolg der Ukraine gegen Russland nachlässt und dieser Sieg wohl auch trotz Achtungserfolgen der wehrhaften Ukrainerinnen und Ukrainer immer in weitere Ferne rückt, so hat auch eines der brisantesten Themen in der aktuellen Sportpolitik an Bedeutung verloren. Nur noch bescheiden im Fokus, auch der Medien, steht die Thematik der Teilnahme russischer und weissrussischer Sportlerinnen an den nächsten Olympischen Spielen, die am 26. Juli 2024 in der Stadt der Liebe und Triebe beginnen und bis zum 11. August 2024 dauern werden.

Der mit unverminderter Härte von Russland geführte Krieg stürzt das Internationale Olympische Komitee (IOK) in ein Dilemma. Zivilisierte Menschen auf der ganzen Welt sind sich einig, dass Kriegstreiber (Russen) und deren Steigbügelhalter (Weissrussen) an Olympischen Spielen nichts zu suchen haben. Die Diskussionen hierzu sind vor geraumer Zeit entfacht worden und dauern an, bzw. werden jetzt befeuert. Soeben hat das IOK nämlich bekanntgegeben, dass Russinnen und Russen sowie Athletinnen und Athleten aus Belarus an den Eröffnungsfeierlichkeiten am 26. Juli 2024 nicht teilnehmen dürfen; das heisst, die für Olympia qualifizierten Aktiven Russlands und Weissrusslands müssen das Eröffnungs-Spektakel mit 600 Boten auf der Seine am Bildschirm ansehen. Das ist in der Tat kein Verschreib; an den Spielen selber können Aktive aus den kriegstreibenden Ländern mitmachen, auch wenn sich bis jetzt nur 12 Russinnen und Russen sowie 5 Athletinnen und Athleten aus Weissrussland für Paris qualifiziert haben. Die Teilnahme geschieht allerdings unter Auflagen. Staatliche Symbole, National-Flaggen und -Zeichen sind verboten. Die Aktiven müssen in jeder Hinsicht neutral (nicht nur in punkto Bekleidung) auftreten und dürfen visuell keine Bezüge zu Russland und Weissrussland aufweisen. Es können auch keine Mannschaften teilnehmen, und jeder Bezug seitens der Sportlerinnen und Sportler zum Militär ist untersagt.

Diese Entscheidung des IOK ist mit Spannung erwartet worden. Selbstverständlich hat niemand daran geglaubt, dass die guten Menschen des IOK und der von einigen Russland-Sympathisanten durchsetzte Mitgliederkreis des Lausanner Komitees, ein Verein nach Schweizerischem Recht, die beiden Länder ganz von den Spielen ausschliessen würden. Dazu hat wohl auch beigetragen, dass der internationale Sport nach wie vor von einigen namhaften Funktionären aus Russland mitgelenkt, ja weiterhin mitbeherrscht wird. Nach wie vor ist das Russische Olympische Komitee (ROC) suspendiert, wie der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof (Tribunal Arbitral du Sport, TAS) entschieden hat. Grund dafür ist die sportliche Annexion der von den Russen besetzten ukrainischen Gebiete, so die Krim.

Mit mutigen Entscheiden hat sich das IOK noch nie hervorgetan. Deshalb verwundert dieser opportunistische Entscheid aus Lausanne nicht. Grundsätzlich und so ein bisschen dabei sein erinnert an das Phänomen, dass auch ein bisschen Schwangerschaft alles offenlässt. Klar war und ist, dass sich die in der Tat sonst nicht gerade mutlose Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo nicht gegen das IOK, das kartellistische «Politbüro» des internationalen Sportes, würde durchsetzen können. Die 64jährige Politikerin hat seit Monaten verkündet, dass sie keine Athletinnen und Athleten der kriegsführenden Länder an den Olympischen Spielen in Paris sehen wolle (vgl. auch causasportnews vom 10. Dezember 2023). Jetzt musste sie bezüglich ihrer Forderung «forfait» geben, was sie schmerzen wird. Aber auch hierfür gibt es schliesslich «Pillen danach», auch zur Regelung nur halber Schwangerschaften und ähnlicher Ereignisse.

Wurde Felipe Massa 2008 um den Formel 1-WM -Titel betrogen?

causasportnews / Nr. 1122/03/2024, 18. März 2024

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(causasportnews / red. / 18. März 2024) Im Formel 1-Rennzirkus ist am Schluss einer Saison ein Fahrer der grosse Held. Der Wettbewerb heisst den auch «Fahrer-Weltmeisterschaft», obwohl es in der Königsklasse des Motorsports auch eine Konstrukteurs-Wertung gibt. Sitzt der Fahrer allerdings im «Ferrari» und gewinnt, läuten in Maranello, wo sich das «Ferrari»-Werk befindet, die Glocken in der Stadtkirche. Wer in einem Auto mit dem springenden Pferd siegt, gewinnt für die Marke – es sei denn, er heisse Michael Schumacher, welcher der «Scuderia Ferrari» während Jahren Titel um Titel bescherte. Der verunglückte, heute 55jährige Deutsche, wird in Italien immer noch verehrt wie ein Held, weil er insbesondere die Marke «Ferrari» auf die Siegesstrasse zurückgeführt hat. Wichtig(er) war jedoch letztlich auch in der Ära von Michal Schumacher die Merke «Ferrari».

Zuvor gab es für die Italiener und Italien über Jahre Enttäuschungen, Pech und Pleiten. Eine derartige Pleite ereignete sich 2008, als Ferrari-Pilot Felipe Massa, heute 43jährig, zum Saisonende den WM-Titel nur um einen Punkt verpasste und den Titel dem damaligen Mc Laren-Piloten Lewis Hamilton überlassen musste; derselbe Sir Lewis Hamilton, der im kommenden Jahr von Mercedes zu «Ferrari» wechseln wird! Felipe Massa findet, dass ihn damals eine Trickserei im Renault-Rennstall anlässlich des Rennens in Singapur die Punkte zum WM-Titel gekostet hätte. Die Geschichte hat etwas für sich, denn involviert war federführend in dieser Sache der damalige Renault-Teamchef Flavio Briatore, u.a. Ex-Partner von Model Heidi Klum, ein Mischler und Mauschler nicht nur im Formel 1-Zirkus. Um damals dem Renault-Fahrer Fernando Alonso alle Titelchancen zu ermöglichen, wurde der andere Renault-Fahrer Nelson Piquet jun. angewiesen, zu crashen, also absichtlich in die Boxenmauer zu fahren. Das so provozierte Rennunterbruch im Chaos-Rennen führte dann dazu, dass der in Führung liegende Felipe Massa, im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Lewis Hamilton, in Singapur letztlich ohne Punkte blieb, und im dramatischen, letzten Rennen 2008 in Brasilien Lewis Hamilton mit einem einzigen Punkt Vorsprung Fahrer-Weltmeister wurde. Dem Brasilianer Felipe Massa fehlten vor allem die Punkte des Singapur-Rennens. Seither, und weil Formel 1-Impresario Bernie Ecclestone, heute bald 94jährig, vor kurzer Zeit praktisch offiziell und öffentlich eingestand, dass das Rennen von Singapur 2008 nicht reglementskonform verlief und der ehemalige «Ferrari»-Pilot quasi betrogen worden sei, hat Felipe Massa «Blut geleckt» und will nun vor Gericht um Gerechtigkeit und um den Formel 1-WM–Titel 2008 kämpfen. Die Vorkommnisse von Singapur waren allerdings längst bekannt.

In London hat Felipe Massa nun wegen Unregelmässigkeiten im «Crash-Rennen» 2008 in Singapur eben Bernie Ecclestone sowie das Formula One Management (FOM) eingeklagt. Beklagter ist auch der Automobil-Weltverband (FIA), dieser wegen Reglementsverletzungen, weil aus der Sicht des Klägers das Rennen in Singapur nicht hätte gewertet werden dürfen. Felipe Massa will den Titel 2008 nun also gerichtlich erstreiten. Falls er obsiegt, wird der WM-Titel Lewis Hamilton, der 2025 zu «Ferrari» wechselt, ab-, und dem damaligen «Ferrari»-Piloten Felipe Massa zuerkannt. Neben sportlichem Ruhm geht es natürlich bei dieser Klage auch um (viel) Geld. 82 Millionen US-Dollar lautet die Forderung von Felipa Massa im Moment – unter Vorbehalt des Nachklagerechts.

Objektiv ist der Klage eher keine grosse Chance einzuräumen, es sei denn, dass Felipe Massa auf diese Weise eine gute Vergleichsbasis schaffen will. Nicht gerade prozessual vorteilhaft für den Brasilianer dürfte sich der Umstand auswirken, dass mit der Anhebung des Prozesses derart lange zugewartet worden ist. In der Formel 1 ist es allerdings ähnlich wie in der katholischen Kirche: Unappetitliches wird jahrelang vertuscht, unter den Teppich gekehrt, ausgesessen oder erst unter Druck thematisiert und ernsthaft behandelt. Dass Felipe Massa ohne die Wertung des in der Tat unglaublichen «Chaos»-Rennens von Singapur Formel 1-Weltmeister geworden wäre, ist aus juristischer Sicht ein kaum zu erbringender, schlüssiger Beweis. Auch wenn allenfalls eine natürliche Kausalität anzunehmen wäre, würde es wohl an der für eine erfolgreiche Klage notwendigen Adäquanz (also an einem adäquaten Kausalzusammenhang) fehlen. Klar und notorisch ist auch: Von einem Gericht erhält man keine Gerechtigkeit, sondern eine Entscheidung. Oft decken sich Urteil und Gerechtigkeit eben nicht.

Eishockeyaner in der Markenschutz-«Falle»

causasportnews / Nr. 1121/03/2024, 14. März 2024

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(causasportnews / red. / 14. März 2024) Zu behaupten, es würde Spannenderes im Spannungsfeld von Sport und Recht geben als der Markenschutz, angewendet auf einen sportlichen Sachverhalt, wäre zweifelsfrei eine masslose Übertreibung. Es wäre wohl etwa so, wie wenn suggeriert würde, die Rechteverwertung bezüglich der Wettbewerbe im Sportfischen wären geeignet, zum Publikumsrenner zu werden. Dennoch gibt es immer wieder Konstellationen, welche das Markenschutz-Recht im Zusammenhang mit sportlichen Vorgängen und Sachverhalten zumindest interessant erscheinen lassen. So wie der soeben bekannt gewordene und in der Boulevard-Presse (so im Blick vom 13. März 2024) ausgebreitete Fall aus dem Eishockey.

Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft tritt seit Jahren mit dem Schweizer-Kreuz als Wappen auf der Wettkampf-Bekleidung an. Dieser Umstand hat nun die Gralshüter des Markenschutzrechts auf den Plan gerufen. Das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum(IGE), fürwahr kein Amt mit exzessivem Sexappeal, soll dem Schweizerischen Eishockeyverband (Swiss Ice Hockey Federation, SIHF) verboten haben, weiterhin das Schweizer Wappen auf den Dresses der Nationalmannschafts-Spieler zu führen. Die Grundlage für diese Intervention bietet das Bundesgesetz über den Schutz des Schweizerwappens und anderer öffentlicher Zeichen, kurz «Wappenschutzgesetz», vom 21. Juni 2013 (!). Das Wappen darf allenfalls verwendet werden, wenn das EIG hierzu die Erlaubnis einräumt, also eine Lizenz erteilt. Dass diese Lizenz hätte beantragt werden können und müssen, haben die rührigen Eishockey-Macher mit dem schillernden Präsidenten und ehemaligen Handballer (!) Stefan Schärer an der Spitze, wohl einfach verschlafen. Auch wenn es um die Schweizer Nationalmannschaft geht, ist Eishockey grundsätzlich eine Sportart mit nationalem und auch internationalem Bezug. Da kann die nationale Rechtslage schon einmal unters Eis geraten.

Es wird sich zeigen, ob der SIHF nun «nachbessern» wird, damit die Nationalmannschafts-Spieler auch künftig mit dem Schweizer Wappen auf der Brust einlaufen können. Zumindest einmal und in diesem Fall ist es bei dieser Sach- und Ausgangslage ungerecht, die Schuld für dieses peinliche Versäumnis des Verbandes den Wappenschützern in Bern zuschieben zu wollen. Das Versagen liegt klar bei der Eishockey-Führung.

Wenn es peinlich wird, lassen sich die Peinlichkeiten auch noch perpetuieren. Da der Eishockeysport eine vielbeachtete Plattform abgibt, hat die Inaktivität des SIHF in dieser Angelegenheit natürlich sofort die Politiker auf den Plan gerufen. Für sie ist das Versäumnis des Verbandes ein Grund, um eine Gesetzesänderung des Wappenschutzgesetzes zu fordern. So soll der stets populistisch auftretende SP-Nationalrat und ehemalige TV-Mitarbeiter Matthias Aebischer bereits einen Vorstoss zur Anpassung des Wappenschutzgesetzes lanciert haben. Das kann versucht werden, und vielleicht bringt auch ein solcher Dilettantismus Wählerstimmen. Wahrscheinlich ist aber einfach der Umstand ignoriert worden, dass einfach eine Autorisation des IGE eingeholt werden müsste, um dieser Markenschutz-«Falle» zu entrinnen…

Eine weiteres Thema um das «Sommermärchen 2006»

causasportnews / Nr. 1120/03/2024, 12. März 2024

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(causasportnews / red. / 12. März 2024) Und wieder einmal ist das «Sommermärchen 2006» Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Dabei geht es jedoch um ein Randthema, um einen Teilaspekt, der dennoch nicht ganz unbedeutend ist. Denn bis zum heutigen Tag ist es eigentlich nicht so ganz klar, wie und dank wem Deutschland, bzw. der Deutsche Fussball-Bund (DFB), am 6. Juli 2000 den Zuschlag für die WM-Endrunde im eigenen Land erhalten hat. War da alles lupenrein? Oder bestand das «Sommermärchen 2006» hauptsächlich darin, dass die Korrektheit der Vergabe an Deutschland eben nur ein Märchen war? Immer wieder ist von Bestechung der Mitglieder des Exekutivkomitees der FIFA, welche für die Vergabe an den DFB votiert oder nicht votiert hatten, die Rede. Die ganze Wahrheit wird, je länger es dauert, in dieser Causa wohl nie vollends ans Licht gelangen. Es werden dann auch nur immer Mosaiksteinchen zusammengefügt, wie jetzt im Verfahren am Frankfurter Landgericht, vor dem sich derzeit drei Protagonisten der WM-Endrunde 2006 in Deutschland verantworten müssen: Den früheren DFB-Funktionären Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt und Wolfgang Niersbach werden Steuerdelikte, vor allem Steuerhinterziehung, vorgeworfen. Der Grund ist nachvollziehbar einfach: Der DFB hatte 2005 6,7 Millionen Euro, umgerechnet 10 Millionen Schweizer Franken, an den Weltfussballverband (FIFA) in Zürich überwiesen, diesen Betrag in der Rechnung des DFB als Betriebsausgabe verbucht und die Ausgabe beim Finanzamt steuerlich geltend gemacht. Einigermassen offiziell soll der Betrag vom DFB für die nicht-stattgefundene WM-Eröffnungsgala an die FIFA bezahlt worden sein, gleichsam als Schuldübernahme für die trotz der Absage angefallenen Kosten des geplanten, jedoch kurzfristig abgesagten Events. Die Anklagebehörde sieht in dieser Zahlung des DFB an die FIFA und die Weiterleitung des Geldes an den verstorbenen Adidas-Manager Robert Louis-Dreyfuss, Kreditschulden der Deutschen Fussball-Lichtgestalt Franz Beckenbauer, damals Vorsitzender des OK der WM-Endrunde und verstorben anfangs dieses Jahres, die auf diesem Weg getilgt worden sein sollen. Für was Franz Beckenbauer damals das Geld hätte bekommen sollen, ist im Moment so unklar wie die Kernfrage: Für was wurden die 6,7 Millionen Euro letztlich vom DFB an wen und für was bezahlt? War es tatsächlich eine Betriebsausgabe des DFB, ist an der Zahlung des Deutschen Verbandes an die FIFA wohl nichts auszusetzen. Ist der Rechtsgrund aber allenfalls verschleiert worden, könnte das Frage- und Antwortspiel durchaus im Nirwana enden. Jedenfalls muss im laufenden Verfahren der Nachweis seitens der Strafverfolgungsbehörde erbracht werden, dass die Zahlung nicht als Betriebsaufwand qualifiziert werden kann. Dass dieser Beweis gelingt, glaubt wohl niemand, und auch dieser Teil des «Sommermärchens 2006» könnte zu einem Märchen innerhalb des Märchens werden. Es wird übrigens, wen wundert’s, in Frankfurt mit einer längeren Prozessdauer gerechnet.

(Hauptquelle: Der Spiegel, 11/2024, 88 f.)

Nun «bockt» der Schweizer Bundesrat bei der Frauen-EM 2025

causasportnews / Nr. 1119/03/2024, 8. März 2024

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(causasportnews / red. / 8. März 2024) Am vergangenen Wochenende erhob sich das Volk gegen die Widerwärtigkeiten und Ungerechtigkeiten im Staat Schweiz. Das Stimmvolk nahm eine Vorlage an, die es in sich hatte: Den Seniorinnen und Senioren soll künftig eine 13. AHV-Rente ausbezahlt werden! Mit diesem Resultat hatte fast niemand gerechnet, und das Wirtschafts-Establishment unterlag in diesem Klassenkampf den Gewerkschaften, welche die Initiative lanciert hatten. Seither herrscht bei den Bürgerlichen, welche die Initiative bekämpften und dabei kläglich Schiffbruch erlitten, mehr als nur Heulen und Zähneknirschen. Mit weitgehend unsinnigen Argumenten hatten die Rechte den Abstimmungskampf gegen diese pekuniäre Wohltat zugunsten der renten-berechtigten Bevölkerung geführt; doch alles half nichts. Fast 60% der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger versetzten die Rechts-, Gewerbe- und Wirtschaftskreise ins Unrecht. Im Volk herrschte derzeit ein krasses Misstrauen gegenüber der erweiterten «classe politique». Vor allem verfing das Abstimmungs-Argument der nicht gelösten Finanzierung dieser 13. AHV-Rente nicht: Was sind schon fünf Milliarden Franken pro Jahr, wenn Geld in der Corona-Zeit in Milliardenhöhe verschleudert wurde, Banken, von geldgierigen Managern ins Unglück gestürzt und in den Ruin getrieben wurden, und diese vom Staat mit horrenden Summen «gerettet» werden mussten? Dass für Asylanten aus allen Teilen der Welt und seit zwei Jahren für Flüchtlinge insbesondere aus der Ukraine Milliarden aufgeworfen wurden und werden, sorgte vor dem Urnengang für eine entsprechende Stimmung im Land. Dazu kam, dass ehemalige Bundesrätinnen und -räte, die heute völlig ungerechtfertigterweise von Höchst-Ruhegehältern profitieren, die Seniorinnen und Senioren der Schweiz brieflich aufforderten, den Rentnerinnen und Rentnern eine 13. AHV-Rente zufolge nicht in diesem Ausmass verfügbaren Mitteln (!) zu versagen; u.a. ignorierend, dass die Zahl der Armen in der reichen Schweiz im Steigen begriffen ist und die Altersarmut nicht mehr wegdiskutiert werden kann.

So kam es, dass nicht nur Linke für eine zusätzliche Rente für ältere und oft auch bedürftige Menschen votierten. Ein Teil des rechtsbürgerlichen Lagers, das den Seniorinnen und Senioren eine 13. AHV-Rente versagen wollte, hat bis heute nicht verstanden, weshalb sich das einfache Volk am Abstimmungs-Sonntag gegen die Macht- und Wirtschafts-Elite erhob. Seit dem klaren Verdikt an den Abstimmungs-Urnen wird nun im Rechts-Lager gejammert und räsoniert, wie die künftig jährlich erforderlichen fünf Milliarden Franken für die 13. AHV-Rente einbringlich gemacht werden könnten. Es ist ein geradezu unwürdiges Spiel, das im Nachgang zum letzten Abstimmungssonntag im Moment gespielt wird, weil in vielen anderen Bereichen das Geld mit vollen Händen ausgegeben und verschwendet wird.

Die aktuelle Landesregierung, ein Kollegium weitgehend überforderter Männer und Frauen mit nur noch wenig Peinlichkeitsspanne nach oben, setzt nun bereits die ersten Zeichen, um die Frustration nach der Renten-Abstimmung auszuleben. Obwohl gerade der Bundesrat dem Parlament durchwegs Ausgaben beantragt, für die jeder vernunftbegabte Mensch kaum Verständnis haben kann, soll nun im Kleinen gespart und selbstverständlich im Grossen weiter geklotzt werden: So möchte die Landesregierung nun ein sportliches Zeichen setzen und die im kommenden Jahr stattfindende Frauen-Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz (vom 2. bis zum 27. Juli 2025) mit einem Höchst-Bundesbeitrag von vier Millionen Schweizer Franken unterstützen; dies, nachdem sich der Ständerat kürzlich für einen Beitrag von 15 Millionen Franken stark gemacht hat (vgl. auch causasportnews vom 18. Februar 2024). Bei einem anderen Ausgang der Renten-Abstimmung wären die 15 Millionen Franken als Bundesbeitrag wohl kein ernsthaftes Thema gewesen. Nach dem desaströsen Abstimmungs-Sonntag für die Rechte schmollen nun Regierung und Parlament offensichtlich. Noch schlimmer, der Bundesrat «bockt» regelrecht!*

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*Das Wort «bocken» bedeutet (auch), sich widerspenstig, störrisch zu verhalten und meint damit durchwegs das Verhalten von Eseln.

Ein Sportwetten-Thema: Wer fliegt zuerst – Thomas Tuchel oder Christian Horner?

causasportnews / Nr. 1118/03/2024, 4. März 2024

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(causasportnews / red. / 4. März 2024) Die Sportwetten-Brache boomt, und bekanntlich werden in diesem Segment die wildesten Wett-Themen angeboten: Welcher Fussballspieler kassiert in einem bestimmten Match in welcher Minute eine «rote Karte»? Gibt es in der nächsten Skiabfahrt einen Renn-Unterbruch zufolge eines Sturzes? Welcher Trainer verliert in der Fussball-Bundesliga demnächst seinen Job?

Apropos Fussball-Trainer. Ein ganz heisses Wett-Thema dürfte der sich anbahnende, vorzeitige Abgang des Trainers des FC Bayern München, Thomas Tuchel sein. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen dem Münchner Nobelklub und Thomas Tuchel zum 30. Juni 2024 offiziell und vorzeitig beendet sein wird, dürfte der Trainer in der aktuellen Situation kaum mehr lange überleben. In der Bundesliga lassen die Bayern permanent Federn, sprich Punkte (aktuell sind es 10 Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen), und die Saison kann nur noch auf europäischer Ebene gerettet werden. So lautet die aktuelle Frage, welche nicht nur die Wett-Industrie interessiert: «Wann fliegt Thomas Tuchel – noch vorzeitiger als vorzeitig»?

Etwas komplizierter präsentiert sich die «Causa Christian Horner» in der Formel 1: Nach dem Saisonstart in Bahrain und dem erwarteten Auftakt-Sieg von Weltmeister Max Verstappen interessiert vor allem das nicht so ganz transparente Thema um den Red Bull – Teamchef Christian Horner. Der Ehegatte von Ex-Spice-Girl Geri Halliwell sieht sich unappetitlichen Vorhalten ausgesetzt: Ist Kollege Christian Horner als Ober-Bulle einer Team-Kollegin an die Wäsche gegangen – oder noch mehr? Who knows?, wäre das interessierte Publikum geneigt zu fragen. Genaues weiss natürlich nur der erfolgreiche Teamchef von der britischen Insel selber, doch kürzlich hat ihn eine Anwaltskanzlei reingewaschen. Anwaltskanzleien werden heute zuhauf beigezogen und beauftragt mit «unabhängigen Untersuchungen», die natürlich alles andere als unabhängig sind. Wo geschmuddelt, betrogen, gelogen und betrogen wird, kommen heute Anwälte zum Zug, die sich mit «unabhängigen» Untersuchungen die Taschen füllen und ihren Auftraggebern moralische Feigenblätter verschaffen (sollen). So ist es in der katholischen Kirche, in der Politik, in Sportvereinen und Sportverbänden (wenn es um Übergriffe aller Art geht), wenn Missbräuche in Staat und Gesellschaft untersucht werden sollen, und natürlich in der Formel 1, wenn abgeklärt werden soll, ob die Moralkeule geschwungen werden kann oder darf. So kam es, dass sich auf Vermittlung des Ex- Formel 1- Machers Bernie Ecclestone (93) eine Anwaltskanzlei des Wirtschafts- und Sportfilzes daran machte, den «Fall Christian Horner» (völlig unabhängig natürlich) zu untersuchen, nachdem die betroffene Team-Kollegin entsprechende Vorwürfe deponiert hatte und der Vorgang einer Klärung bedurfte. Die plumpe, anwaltliche Reinwaschung gelang jedoch nicht. Die Vorwürfe gegen den Teamchef wurden noch lauter, als nun anonyme Nachrichten und Bilder, die offenbar einiges unter der Gürtellinie (von Christian Horner oder der Kollegin?) zu Tage förderten, die Runde machten. Nicht lustig findet dies alles der Internationale Automobil-Verband (FIA). Dieser sorgt sich wegen der angeblichen Verfehlungen des Red Bull-Managers um den moralischen Schaden, der dem Automobilsport durch diese Affäre zugefügt werden könnte. Die FIA spricht von Werten, um die es geht.

Klar, die «Grid-Girls», die leicht bekleideten Hostessen, die bis 2018 zu den Formel 1-Rennen gehörten wie heute immer noch die ebenfalls rarer gewordenen «Boxenluder», waren nicht mehr zeitgemäss opportun, vor allem deshalb nicht, weil immer mehr Araber in den Formel 1-«Zirkus» drängten und dies vor allem den Moralvorstellungen diesen Menschen guten Willens widersprach. Mit den «Grid-Girls» und der Wiederherstellung der Moral-Fassade im Motorsport verhält es sich wie 1992 mit den Drogensüchtigen auf dem «Platzspitz» in Zürich, die teils unmenschlich in den Untergrund gedrängt wurden, aber dennoch weiter dahinvegetierten.

Offenbar wird nun aber die Formel 1-«Luft» nach den jüngsten Enthüllungen für den Bullen-Teamchef immer dünner. Weshalb nun auch das Sportwetten-Thema in den Vordergrund rückt: «Wann fliegt Christian Horner»? So geht’s dann selbstverständlich leichter beim Fliegen: Red Bull verleiht schliesslich Flügel!

Paukenschlag in der Schweizer Sportpolitik: Ruth Metzler soll höchste Sportfunktionärin werden

causasportnews / Nr. 1117/03/2024, 2. März 2024

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(causasportnews / red. / 2. März 2024) Es ist schon seit langer Zeit bekannt, dass es Ende dieses Jahres an der Spitze des Schweizerischen Sport-Dachverbandes Swiss Olympic Association (zugleich das Nationale Olympische Komitee der Schweiz) zu einer personellen Rochade kommen wird. Der langjährige Präsident des als Verein (Art. 60 ff. des Zivilgesetzbuches, ZGB) organisierten Sportverbandes, Jürg Stahl, muss die Führung zufolge der Amtszeitbeschränkung abgeben. Am 22. November wird der Nachfolger des umtriebigen SVP-Politikers gewählt – oder eben eine Nachfolgerin. Das ist nun ein sehr wahrscheinliches Szenarium, denn soeben ist bekannt geworden, dass der Leichtathletikverband (Swiss Athletics) Alt Bundesrätin Ruth Metzler zur Wahl als Präsidentin von Swiss Olympic Association vorschlagen wird. Auf den 56jährigen Jürg Stahl wird mit grosser Wahrscheinlichkeit die demnächst 60jährige, ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler ins höchste Funktionärsamt im Schweizer Sport wechseln. Die im Kanton Luzern aufgewachsene Ruth Metzler gehört der rechts-konservativen CVP an. Vor ziemlich genau 20 Jahren hat sie der Politik den Rücken gekehrt und ist mehrheitlich aus dem öffentlichen Leben verschwunden. Letztmals in die politischen Schlagzeilen geriet die Juristin am 10. Dezember 2003, als die junge Bundesrätin von der Vereinigten Bundesversammlung nach nur vier Amtsjahren nicht mehr gewählt wurde; eine Konstellation, die es seit mehr als 130 Jahren in der Schweizerischen Politik nicht mehr gegeben hatte. Ironie der Geschichte: Die damals noch nicht 40jährige CVP-Politikerin Ruth Metzler musste dem SVP-Übervater Christoph Blocher weichen, der 2007 in dieser Funktion ebenfalls nicht mehr bestätigt wurde. So wird es wohl gegen Ende dieses Jahres Tatsache, dass der SVP-Mann Jürg Stahl von der CVP-Politikerin Ruth Metzler beerbt wird (heute wird die «CVP» auch die «Mitte» genannt, wobei diese Bezeichnung natürlich nichts mit Mittelmass zu tun hat…).

Ruth Metzler ist heute in verschiedenen Funktionen und Chargen in der Wirtschaft tätig, so u.a. als Mitglied des Verwaltungsrates des Versicherers «Axa», als Angehörige des Universitätsrates der Universität St. Gallen und als Präsidentin des Stiftungsrates der Päpstlichen Schweizergarde. Im aktiven Sport war sie als Leichtathletin im STV Willisau tätig, ein Grund wohl, weshalb Swiss Athletics die bald 60jährige ehemalige Politikerin und Angehörige des helvetischen Wirtschafts-Establishments nun ins höchste Amt im Schweizer Sport wählen lassen möchte. Ganz unbedarft ist die ausgebildete Juristin im Funktionärs-Sport nicht: Während mehrerer Jahre präsidierte sie die Stiftung Schweizer Sporthilfe. Natürlich sieht sich die Kandidatin auch mit Erwartungen aller Art konfrontiert: Dank ihrer vielseitigen Fähigkeiten soll sie 2038 vor allem Olympische Winterspiele in die Schweiz holen.

Der Paukenschlag, der soeben mit der Bekanntgabe der Kandidatur von Ruth Metzler ertönte, wird nicht so rasch verhallen. Ihre Wahl-Wahrscheinlichkeit Ende November ist mehr als nur intakt. Den bis jetzt bekannten weiteren Kandidaten für das Präsidium von Swiss Olympic Association werden nun nach Bekanntgabe der Kandidatur der ehemaligen Star-Politikerin wenig Chancen auf einen Wahlerfolg eingeräumt. Vor allem der Präsident des Schweizerischen Skiverbandes (Swiss Ski) und ehemalige Ski-Abfahrtweltmeister, Urs Lehmann, wird gegen Ruth Metzler kaum reüssieren. Bis September können noch weitere Kandidaturen gemeldet werden. Dass an einem solchen Wahltag auch alles anders kommen kann, weiss natürlich Ruth Metzler am besten und aus eigener Erfahrung…