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Bringt der Weihnachtsmann der FIS 400 Vermarktungs-Millionen in Euro?

causasportnews / 1209/12/2024, 9. Dezember 2024

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(causasportnews / red. / 9. Dezember 2024) Seit einigen Tagen brennt Feuer im Dach des Hauptquartiers des Internationalen Skiverbandes (FIS) im beschaulichen Oberhofen am Thunersee. Der Grund ist, wen wundert’s: Geld! Die sog. «Ski-Familie» tut sich schwer damit, umgehend ein Angebot des Luxemburgers Finanzunternehmens CVC Capital Partners (kurz CVC), das 400 Millionen Euro in die Vermarktung der FIS einspeisen will, talis qualis anzunehmen. Nach Angaben des Unternehmens werden im Rahmen von CVC 186 Milliarden Euro verwaltet. Im Verhältnis sind 400 Millionen Euro, die man in den Skisport investieren will, ein Klacks. Das sieht der umstrittene FIS-Präsident Johan Eliasch differenziert. Seit ruchbar wurde, dass der schwedisch-britische Geschäftsmann in der Milliardenliga dem CVC-Angebot kritisch gegenübersteht (der Fluch des René Benko ist omnipräsent), ist die Ski-Welt in Bewegung. Eine absolute «Null-Nummer» kann Johan Eliasch also nicht sein, und er dürfte einige Gründe haben, den CVC-Protagonisten nicht nur den roten Teppich auszurollen. Ein Angebot ist oder war da, nur weiss offenbar niemand, welches die markantesten Vertrags-Punkte, die Juristen reden von «essentialia negotii» (notwendiger Inhalt eines Vertrages), sind. Das stört die Skifahrerinnen und Skifahrer allerdings nicht gross. Ihnen ist die Vermehrung der Aktiven wichtiger als die Verminderung der Passiven. Sie wollen also einfach mehr Geld, was selbstverständlich nicht a priori verwerflich ist. Die FIS, so präsentiert sich derzeit die Vermarktungs-Ausgangslage, ist bestrebt, im Bereich der Zentralvermarktung des Verbandes einige Pflöcke einzuschlagen. Derzeit ist offenbar der Zuger Vermarkter «Infront» daran, das Ei des Columbus in der Ski-Vermarktung zu legen, im Auftrag der FIS. «Infront» ist ein bewährter Player, aber immer wieder sind Vorbehalte gegenüber dem Sport-Vermarktungskonzern spürbar. Jedenfalls scheint die FIS-Führung bestrebt zu sein, die alten Sport-Vermarktungs-Seilschaften mit und um «Infront» zu revitalisieren. Das passt den Fahrerinnen und Fahrern des alpinen Ski-Zirkus’ gar nicht. Sie möchten lieber hic et nunc die in Aussicht gestellten 400 Millionen Euro. Die Hoffnung stirbt zuletzt, vor allem kurz vor dem Eintreffen des Weihnachtsmannes. Dass sich die FIS mit Präsident Johan Eliasch für den Vermarktungs-Deal nicht einfach so begeistern kann, wird nicht verstanden. «Die spinnen, die FIS-Funktionäre, dass sie dieses Angebot und die 400 Millionen Euro nicht einfach (an)nehmen», tönt es seitens der Aktiven. Es ist allerdings nicht nur das lockende Geld, das zählt; es sind vielmehr auch die Rahmenbedingungen in der konzentrierten Vermarktung des Skisports. Der Vorschlag von CVC scheint in der Tat weder griffig noch nachvollziehbar zu sein. Das spricht gegen einen Abschluss mit CVC. Johan Eliasch ist nicht nur ein gradliniger Sport-Funktionär, sondern er wäre auch in der Lage, im gravierendsten Fall ein paar Millionen oder mehr aus seiner Privat-Schatulle in den Skisport zu werfen. Immerhin beherrscht er als CEO und Vorstandsvorsitzender der renommierten Skimarke «Head» einen bedeutenden Teil der Ski-Vermarktungsindustrie.

Sicher ist, dass der Skisport mit seinen prävalierenden, regionalen Schwerpunkten nicht mit dem globalen Fussball oder der Formel 1 verglichen werden kann. In diesen beiden Disziplinen war und ist dieser Vermarktungs-Typus ein wesentliches Element in der gebündelten Sport-Vermarktung.

Citius, altius, fortius – oder darf’s doch ein bisschen langsamer sein?

causasportnews / Nr. 1129/04/2024, 9. April 2024

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(causasportnews / red. / 9. April 2024) Seit im Jahr 1844 Michel Bréal die Schlagworte «citius – schneller, «altius» – höher, «fortius» – stärker, worunter auch «weiter» verstanden wird», als Motto für den Sport der Neuzeit vorschlug und die entsprechende Idee dannzumal auch verabschiedet worden ist, wird dieser trilogische Slogan bei jeder sich bietenden Gelegenheit thematisiert. Zwischenzeitlich hat der amtierende Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), Thomas Bach, noch einen draufgegeben: Der Sport soll neben schneller, höher und weiter auch «communiter» (gemeinsam) sein, wobei diesbezüglich die Steigerungsform wohl bewusst weggelassen worden ist; gemeinsamer geht denn doch nicht. Seit 2021 bedeutet der Sport nach dem Willen des höchsten Olympioniken also nicht nur Leistungssteigerung, sondern bildet vor allem eine Wohlfühloase der Menschen, die sich bekanntlich auch ausserhalb des Sportes lieben, achten und schätzen (sollen).

In traditioneller Hinsicht bleibt der Sport jedoch ein Leistungsmessen. Etwa im Radsport. In dieser Sparte ist schneller und schneller angesagt. Oder anders: Wer bremst, verliert. Bremsen ist nicht das Ding des Radstars Mathieu van der Poel. Der Holländer ist bei Radrennen das Mass aller Dinge. Beim Rad-Klassiker von Paris nach Roubaix am letzten Sonntag trat der 29jährige Ausnahmekönner plötzlich unwiderstehlich an und beendete das berühmte Eintagesrennen nach einer 60 Kilometer-Soloflucht als Erster. Er fuhr letztlich schneller (eben citius) als die Konkurrenz; so einfach ist das Erfolgsrezept im Radsport. Doch seit dieser noch jungen Strassen-Saison 2024 ist klar, dass der Radsport immer gefährlicher wird. Furchterregende Stürze, schwere Verletzungen und immer wieder «Massaker auf der Strasse», so beschreiben die Medien den Zustand des aktuellen Radsports. Es hat aber aktuell nicht nur «Mitfahrer» erwischt. Auch Remco Evenpoel, Promoz Roglic und Jonas Vingegaard gehören zu den Sturzopfern, die teils schwere Verletzungen erlitten haben. Der Internationale Radsportverband (UCI), Tour-Organisatoren und Sportler selber sehen nur eine Lösung, um den gefährlich gewordenen Radsport zu entschärfen: Weg vom «citius», will heissen: Verlangsamung der Rennen um jeden Preis. Die Entschärfung von Rennstrecken, etwa durch den Einbau von Schikanen, gestaltet sich aber auf gegebenen Strassen nicht so einfach, wie dies wünschenswert wäre. Das Problem ist letztlich bei den Fahrern selber zu orten, welche immer höhere Risiken einzugehen bereit sind.

Das Geschwindigkeits-Risiko ist nicht nur zum Problem im Radsport geworden. Auch der alpine Skisport erlebte 2023/24 eine geradezu dramatische Selektion von teils Top-Fahrerinnen und -Fahrern durch brutale Stürze und Unfälle. Der Norweger Aleksander Kilde, um nur einen Namen zu nennen, kämpft sich nach einem schweren Rennunfall in Wengen anfangs dieses Jahres zurück an die Spitze; es ist derzeit nicht sicher, ob er künftig und bereits in der nächsten Ski-Saison an seine bisherigen Erfolge wird anknüpfen können. Häufig wie nie mussten im vergangenen Winter Speed-Rennen unterbrochen werden, um Helikopter-Bergungen von schwer gestürzten Fahrerinnen und Fahrern zu ermöglichen. In der kommenden Saison sollen die Speed-Rennen bei den Frauen und bei den Männern nun verlangsamt werden. Freiwillig werden Fahrerinnen und Fahrer keine Konzessionen an die Risikobereitschaft machen.

Im Rad- und im Skirennsport lässt sich das «citius» nicht einfach durch eine Vernunftmaxime ersetzen. Den Akteurinnen und Akteuren müssen wohl durch andere Mittel Grenzen gesetzt werden, um ihre Risikobereitschaft einzudämmen. In beiden Sparten muss es letztlich einfach ein bisschen langsamer werden.

Ski-Kommerz gegen die res natura: 0 : 2 bei Veranstaltungsabbruch

causasportnews / Nr. 1124/03/2024, 26. März 2024

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(causasportnews / red. / 26. März 2024) Von einem «Knall im Skizirkus» berichten die Medien (so etwa der Zürcher «Tages – Anzeiger»). In der Tat geht es in diese Richtung, wenn man die Skisport-News aus dem Mattertal reflektiert. Seit geraumer Zeit liefern die Speed-Weltcup-Rennen der Frauen und Männer vor der Kulisse des Matterhorns Schlagzeilen in vielerlei Hinsicht, allerdings mehr negative als positive. Tatsache ist nun, dass der Internationale Skiverband (FIS) mit Sitz in Oberhofen am Thunersee sowie die Ski-Landesverbände der Schweiz und Italiens übereingekommen sind, das Weltcup-Ski-Experiment am Matterhorn nach zwei Jahren und nach acht abgesagten Speed-Rennen per sofort und mit Blick auf die kommende Ski-Saison abzubrechen. Wind, Wetter und volatile Schneeverhältnisse führten zum an sich folgerichtigen Entschluss. Allerdings ist auch festzuhalten, dass eine an sich gute (Marketing-)Idee von Anfang unter einem ungünstigen Stern stand. Die Organisatoren im hintersten Mattertal bekleckerten sich seit Beginn der Realisierung dieser Projekt-Vision, das Matterhorn im Rahmen des Ski-Weltcups als Marketing-Vehikel zu nutzen, nicht mit Ruhm. Die Durchführung der Rennen wurden allgemein als Zwängerei und als Würgegriff zum Nachteil der Natur wahrgenommen, auch wenn Zermatt letztlich ein Opfer des volatilen Rennkalenders der FIS wurde; wobei überdies zu sagen ist, dass die äusseren Bedingungen auch nie prädestiniert waren, die geplanten Rennen auf idealen Pisten und bei entsprechenden Witterungsverhältnissen auszutragen. Als sich zudem noch Bagger am Theodulgletscher zu schaffen machten und entsprechende Schock-Bilder dieser «Pistenpräparierung» um die Welt gingen, war das im Zuge dieses Frevels an der Natur zumindest ein Eigentor der Weltcup-Macher aus dem Wallis. Sie hatten so nicht nur die Umweltschützer und Klimaaktivisten gegen sich aufgebracht. Nach acht erfolglosen Anläufen, und als Zank und Querelen an allen Ecken und Enden Überhand nahmen und an einen geordneten Rennkalender so oder so nicht mehr zu denken war, setzte es nun den Todesstoss für die Rennen im Umfeld des berühmtesten Berges der Welt ab. Es war so etwas wie das zweite, zumindest indirekt von den Naturschützern erzielte Tor zugunsten der res natura (die Sache der Natur), auch wenn alle Ampeln bezüglich der Weiterführung des Projektes sinnigerweise auf «grün» (und nicht etwa auf «weiss») standen, wie die Organisatoren betonten. Buchstäblich auf der Strecke bleibt nun der Kommerz, obwohl die Vermarktung der Rennen vor der Matterhornkulisse mehr als nur ein Vollerfolg geworden wäre.

Selbstverständlich ist in der Causa «Speedrennen in Zermatt» mit Blick auf die Zukunft das letzte Wort noch nicht gesprochen, auch wenn in absehbarer Zeit kaum mehr konkret eine Neuauflage der Rennen zu realisieren sein dürfte. Der Handtuch-Wurf in Zermatt und der undiskutable Sieg der Natur über den Kommerz könnte allerdings noch zu einem juristischen Nachspiel führen. Der Walliser Nobel-Ort, bzw. der Veranstalter der Matterhorn-Rennen, besitzt nämlich einen einzigartigen Vertragsrechts-Status. Vom Internationalen Verband ist den Organisatoren per Kontrakt ein Austragungsrecht der Matterhorn-Rennen im Rahmen des Weltcups bis 2027 zugesichert worden. Dieser Vertrag wird nun zur reinen Makulatur. Es dürfte nun in diesem Zusammenhang wohl noch zu einer Auseinandersetzung um viel Geld kommen. «Entgangener Gewinn» könnte im Vordergrund der Vertragsbeendigung nun als juristische Anspruchsgrundlage stehen.

Schneller, höher, weiter – muss es immer schneller sein?

causasportnews / Nr. 1105/01/2024, 30. Januar 2024

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(causasportnews / red. / 30. Januar 2024) Wer derzeit die alpinen Skirennen verfolgt, wähnt sich eher in der TV-Serie «Der Bergdoktor» als an Sportveranstaltungen. Praktisch in jedem Speed-Wettbewerb müssen die Rennen der Frauen und Männer unterbrochen werden, damit der Rettungs-Helikopter mehrheitlich schwer verletzte Fahrerinnen und Fahrer ins nächstgelegene Spital fliegen kann. Die teils furchterregenden Stürze nehmen meist ein schlimmes Ende – nicht wie jeweils das Finale in der TV-Serie mit Hans Sigl. Die Realität auf den Rennpisten und was sich dort zuträgt, ist eben mehr als nur eine Gefühlswelt mit medizinischem Touch am «Wilden Kaiser», sondern oft eine Kombination von Pech, Dramen und Schicksalsschlägen an den Austragungsorten im Rahmen des Ski-Weltcups.

Was ist nur los auf den Speed-Strecken im alpinen Skirennsport? Bilden die schlimmen Stürze und die verheerenden Verletzungsfolgen eine Kumulation von Zufällen? Oder handelt es sich um eine unglaubliche und rational nicht nachvollziehbare Pech-Serie? Über die Ursachen dieser Vorkommnisse wird im Moment gemutmasst und gerätselt. Die Rede ist bei den Analysen der teils gravierenden Unfälle von gehäuften, individuellen Fahrfehlern, von Überforderungen der Skiläuferinnen und -läufer bei diesen Geschwindigkeitsexzessen und von objektiven Gegebenheiten, die sind, aber nicht sein müssten. Da sich die Unfälle ausschliesslich in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G ereignen, wird auch die entsprechende Sinnfrage gestellt. Es werden zudem Massnahmen diskutiert, etwa massive Tempo-Verringerungen und die Implementierung von noch mehr Sicherheits-Vorkehren. Für viele Betrachter sind die Rennen, in denen teils weit mehr als 100 Stunden-Kilometer erreicht werden, eine sinnlose Raserei geworden. Dass Stürze in diesen Geschwindigkeitsbereichen in der Regel grosse Verletzungsgefahren implizieren, ist evident. Die Unfälle sind sich wiederholende Tatsachen, die Einwilligungen der Fahrerinnen und Fahrer in das vorhandene Risiko hat nur haftungs- und versicherungsrechtliche Bedeutung.

Der Zufall oder was auch immer will es, dass sich in dieser Phase grausamer Stürze, von welcher auch Top-Fahrerinnen und -Fahrer, wie Aleksander Kilde oder Mikaela Shiffrin direkt betroffen sind, der Todestag einer erfolgreichen Rennfahrerin zum 30. Mal jährt. Am 29. Januar 1994 verstarb die Österreicherin Ulrike Maier beim Abfahrtslauf in Garmisch-Partenkirchen unter tragischen Umständen. Der Verlobte mit der gemeinsamen Tochter mussten sich das Drama um die 27jährige Partnerin und Mutter vor dem Fernsehen anschauen. Die «Unfall-Causa Ulrike Maier» wirkt bis heute nach. Die Tragödie führte zudem zu einem strafrechtlichen Nachspiel. Die beiden FIS-Renndirektoren Jan Tischhauser und Kurt Hoch mussten sich zwei Jahre nach dem Todessturz der Fahrerin vor einem Münchner Gericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten; das Verfahren endete mit einem Vergleich. Die beiden Beschuldigten bezahlten je 10’000 Mark an die Bergwacht.- Nicht nur der Skiunfall von Ulrike Maier bleibt in trauriger Erinnerung. Immer wieder schlug danach das Schicksal im alpinen Ski-Rennsport brutal zu. In der aktuellen Unfall-Häufung blieb der Skisport wenigstens vom Schlimmsten verschont. Aber die Ereignisse lassen mit Blick auf die Zukunft Extremes befürchten. Wahrscheinlich können Tragödien in den Speed-Disziplinen nur verhindert werden, falls die Geschwindigkeiten beschränkt werden; schneller, höher, weiter – zumindest schneller muss es nicht immer sein. Spektakel ist auch anderweitig möglich. Aber auch in diesem Zusammenhang bleiben Worte von Ulrike Maier einige Zeit vor ihrem Todessturz haften. Sie sagte einmal in einem Interview, auf die Gefahren im Skisport angesprochen: «Wenn es vorbestimmt ist, dann passiert es. Dem Schicksal kann man sowieso nicht ausweichen.». Auch dreissig Jahre nach ihrem Tod wirkt diese Aussage nach.

Ökologisch motivierter Ablasshandel im organisierten Sport

causasportnews / Nr. 1015/05/2023, 10. Mai 2023

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(causasportnews / red. / 10. Mai 2023) Eigentlich wäre es angezeigt, nebst dem Gerede über Umweltschutz, ökologische Fussabdrücke und Empörungen bezüglich Umwelt-Belastungen, den Worten und den Pseudo-Aktivitäten aller Art Taten folgen zu lassen. Dass der belastete und malträtierte Planet, der wärmer und wärmer wird und die Menschen sehenden oder nicht sehenden Auges der von Auguren und Experten prophezeiten Öko-Katastrophe entgegenschlittern, ist offensichtlich und nicht mehr abwendbar. Jedes vernunftbegabte Wesen kann sich der Tatsache nicht erwehren, dass die Rettung von Mutter Erde nur mit Verzicht möglich ist. Allerdings geschieht das Gegenteil: Noch nie war die Mobilität der Massen derart intensiv wie heute, noch nie wurde soviel gereist und dadurch der Planet neuen, intensiveren und nicht abschätzbaren Belastungen ausgesetzt, noch nie hinterliessen Menschen in der mobilen, globalen Welt unbekümmert oder bewusst derartige ökologische Fussabdrücke wie derzeit, und über die Umweltkatastrophe, welche der Krieg zwischen Russland und der Ukraine verursacht, mag schon gar niemand reden; Gewissensberuhigung durch Ignorieren wird das dann genannt.

Verzicht wäre also angesagt, doch niemand hört oder sieht hin. Niemand handelt auch entsprechend. Die Verzichtsforderungen, werden sie dann und wann erhoben, betreffen stets die anderen. Auch im organisierten, globalen Sport gilt das Prinzip «Wegschauen und Ignorieren statt Handeln». Wenigstens hat der Sport ein Mittel gefunden, um zumindest in der bisherigen Form weiter kutschieren zu können. Die Zirkusse des Weltsports wollen und müssen weiter am Leben erhalten werden – «the show must go one»; und wie! Zum Beispiel der Formel 1-Zirkus, der während einer Renn-Saison von Kontinent zu Kontinent und zurück hetzt. Oder der Ski-Weltcup-Zirkus, der ohne belastende Fliegerei nicht funktioniert. Oder der Tennis-Zirkus, der die Akteurinnen und Akteure durch die Welt reisen lässt. Oder der Radsport-Zirkus: In bedeutenden Rennen ist der Auto-Begleittross jeweils weit grösser als das Fahrerfeld. Auch dieser Zirkus hetzt – nicht auf Fahrrädern – um den Globus.

Doch wenigstens spielt die Gewissensberuhigung im globalen Sport. Das geschieht vorwiegend durch Öko-Belastungskompensationen. Kein Verzicht also, aber wenigstens das Verzichtsmanko kompensieren. Zum Beispiel mit der Pflanzung von Bäumen und Sträuchern. Der internationale Fussball macht’s vor, die andern Vielflieger-Athletinnen und -Athleten haben den Ball aufgenommen. Man pflanze, so das aktuelle Credo, pro Athletin oder Athleten etwa pro geflogene 1000 Kilometer einen Baum, dann ist der die Umwelt belastende Mensch mit sich im Reinen. Der ökologisch motivierte Ablasshandel liegt voll im Trend. Für alle Nicht-Katholikinnen und -Katholiken: Unter «Ablass» wird der Erlass von Sünden gegen Entrichtung einer Sündenstrafe verstanden. Ob im Fussball, in der Formel 1, im Skisport oder in anderen Sport-Disziplinen: Dem Ablasshandel im Sport kommt vergebende und gewissensreinigende Kraft zu. Statt Flugmeilen-Bonus heisst es nun: Pro Flugkilometer ein Stück Baum pflanzen. Das Traumpaar aus dem Skisport macht es vor und legt noch einen drauf: Mikaela Shiffrin und Alexander Kilde haben soeben einen offenen Brief der Umweltorganisation Greenpeace, der an den FIS-Präsidenten Johan Eliasch und an den Ski-Verband mit Sitz im Kanton Bern gerichtet ist, unterzeichnet. Darin wird unter anderem eine Einschränkung der Reiseaktivitäten im Ski-Zirkus verlangt, eine Forderung, die natürlich verpuffen wird, die aber beim Publikum gut ankommt. Auch soll, wegen der Schneemangellage, später in die kommende Ski-Saison gestartet werden. Das wird sich heuer zweifelsfrei bis zum 11. November richten lassen, wenn am Matterhorn zu den Weltcup-Rennen gestartet werden soll. Vor allem der Skisport ist in punkto Umweltthematik seit jeher unter Beobachtung, spätestens, seit der damalige, inzwischen verstorbene FIS-Präsident Gian Franco Kasper erklärt hat, in Diktaturen sei es einfacher als in Demokratien, mit dieser Thematik umzugehen…

Gereist, geflogen und Auto gefahren wird auch im kommenden Winter. Letztlich reisen die Sportlerinnen und Sportler aller Schattierungen bekanntlich nur deshalb, um den umweltschonenden Heimaktivistinnen und Aktivisten den globalen Sport trotz allem in die guten Stuben zu zaubern. Derartiger Philanthropismus kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Publikum klatscht Beifall bei derart verantwortungsbewusstem Handeln. Der moderne Ablasshandel hat es in sich: Statt für die Vergebung der Sünden zu bezahlen heisst es nun: Pflanzt Bäume und Sträucher, liebe Sportlerinnen und Sportler; oder lässt es die Verbände richten. Auf dass sich das Sport-Publikum zu Hause trotz Krisen aller Art noch lange an den sportlichen Höchstleistungen, die rund um die Welt er- und vollbracht werden, ergötzen kann.

Marco Odermatt wie Lionel Messi? Oder wie Roger Federer? Oder doch wie Alberto Tomba?

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(causasportnews / red. / 20. Februar 2023) Die Ski-Weltmeisterschaften in den französischen Wintersport-Destinationen Méribel und Courchevel sind Geschichte, weshalb nun abschliessend und vorweg vor allem der Nationen-Medaillenspiegel interessiert. In dieser Hinsicht sieht es etwa für Österreich (8. Rang, 7 Medaillen, keine Goldene – platziert gleich vor Griechenland) und Deutschland (6. Rang, 2 Medaillen, davon eine Goldene) ziemlich düster aus. Aber auch für die Schweiz gibt es, trotz Platz 1 in der Nationenwertung (3 Goldmedaillen, total 7 Medaillen) vor der allgemein im Aufwind befindlichen Sport-Nation Norwegen (9 Medaillen, davon zwei Goldene), keinen Grund zu überbordender Freude. Ja, hätte die Überraschungs-Abfahrtsweltmeisterin Jasmine Flury nicht reüssiert und würde das Schneesportland Schweiz über keinen Marco Odermatt (zwei Goldmedaillen) in den eigenen Reihen verfügen, wäre die Bilanz zumindest ein wenig nüchterner zu betrachten. Zuviele Trümpfe haben jedenfalls aus Schweizer Sicht in Frankreich nicht gestochen. Phasenweise erlebten favorisierte Eidgenossinnen und Eidgenossen Ernüchterungen, die letzte am Abschlusstag, als ein Grieche die Slalomkunst geradezu zelebrierte. Aber eben, hätte, würde, wäre. An den Resultaten werden letztlich auch die Ski-Cracks gemessen; und welche Nation sich wie positioniert hat.

Apropos Marco Odermatt. Der 25jährige Innerschweizer fährt Ski in einem Paralleluniversum. Bereits hat er alles gewonnen, was es im Skisport zu gewinnen gibt. In kurzer Zeit wird er mit den anderen, ganz Grossen dieser Sparte erfolgsmässig gleichgezogen haben. Zeit also, um sich mit dem Sportler, der Person und dem Menschen Marco Odermatt zu befassen. Nach seinen jüngsten Erfolgen wird der «König des Skisports», wie er nun genannt wird, auch mit Grössen anderer Sportarten verglichen, etwa mit Lionel Messi, der früher einmal ebenso ein schmaler Wurf war wie damals Marco Odermatt, der es dank Talent, Muskelkraft und Fleiss sowie Intelligenz und Renninstinkt geschafft hat, mit den Grössen des Weltsports gleichzuziehen. Während Lionel Messi mit seinem Sport Geld ohne Ende verdient, hat Marco Odermatt den Spagat zwischen Sport, Business und Show sowie Medien ideal geschafft. Was nicht unbedingt von Roger Federer gesagt werden kann. Ein grosser Sportler, dem der ganz grosse Glamour allerdings abgeht. Dann also doch eher wie der heute 56jährige Alberto Tomba, der lebenslustige Italiener, der unglaublich talentiert war, und Goldmedaillen und Weltmeistertitel regelrecht sammelte; es hätten durchaus noch weit mehr werden können, wenn ihm das Leben neben den Skipisten nicht ebenso lieb und lebenswert gewesen wäre wie der Kampf um Hundertstelsekunden auf der Piste.- Marco Odermatt ist unvergleichbar mit den ganz Grossen des internationalen Sports; aber in dieser Sphäre zählt nicht nur der rein sportliche Erfolg. Er ist der komplette Athlet und Mensch, der in der modernen, von Kommunikation aller Art durchsetzten Sport-Welt alles verkörpert, was ein Top-Sportler ausmacht. Er verkörpert die Synthese einer perfekten Sport(ler)-Trilogie, er ist ein bisschen Lionel Messi, ein wenig Roger Federer und auch im Ansatz ein wenig Alberto Tomba. Wer ganz oben ist, steht im Fokus, allerdings auch der Neider, der Missgünstigen und der Moralisten, welche für sich in Anspruch nehmen, sich auf der ethisch richtigen Seite zu befinden. Dass ihn nach einem Sieg die Lust auf ein Salamibrot packt, ist für Vegetarier natürlich ein Graus. Dass er sich bei einer Siegesfeier auch einmal ein Gläschen (vielleicht zuviel – so what?) genehmigt, lässt das «Blaue Kreuz» in seinen Grundfesten erzittern, und dass sein Kopfsponsor «Red Bull» ist, die Marke, welche sich aktuell gegen eine Zuckerreduktion bezüglich der Süssgetränke aus dem Konzern stemmt, wird ihm teils übel genommen. Und dann die Sache mit dem Klimaschutz: Wer im Skizirkus unterwegs ist, hinterlässt mehr ökologische Fussabdrücke als Otto und Ottilia Normalverbraucher. Marco Odermatt ist sich dieser Problematik bewusst und lässt sich deshalb auch von der letztlich inkonsequenten Klimajugend nicht verzwergen. Auch diesbezüglich zeichnet sich der Nidwaldner durch Gradlinigkeit aus und unterzeichnete einen offenen Brief an den Internationalen Skiverband (FIS) nicht, worin gefordert wurde, dass sich der Weltverband stärker für den Klimaschutz einsetzen solle: Weil er mit der Ausübung seines Sports den Klimaschutz-Forderungen nicht vollauf gerecht werden könne, habe er auf diese Aktion verzichtet. Punkt.

Das ist eben Marco Odermatt, der, obwohl im Sport weitgehend alles erreicht, was es zu erreichen gibt, eine unglaubliche Erfolgsstory perpetuieren wird. Sein Erfolgshunger ist noch nicht gestillt, sein Bestreben, auf den Skipisten immer der Schnellste zu sein, werden ihm noch Erfolge zuhauf bescheren. Nach den Weltmeisterschaften in Frankreich wird sich eines im Leben des Marco Odermatt noch krasser ändern: Noch mehr Menschen hegen Erwartungshaltungen, vereinnahmen den sympathischen Top-Sportler und verlangen von ihm, der Ski fährt wie in einem anderen Universum, ein Leben auch in dieser Welt. Der 25jährige Ausnahme-Athlet wird auch das richten.

Absage der Skirennen am Matterhorn: Kein Prestige-Verlust für Zermatt

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(causasportnews / red. / 27. Oktober 2022) Es ist und war eine verwegene Idee, Weltcup-Skirennen vor der Kulisse des weltberühmten Matterhorns zu veranstalten und durchzuführen (vgl. dazu auch causasportnews vom 3. Oktober 2022). In diesen Tagen hätte es soweit sein sollen. Doch es kam alles anders. Die Natur machte den Skisport-Machern einen dicken Strich durch die Rechnung. Nach der geplanten Männerabfahrt musste auch das nun vorgesehene Rennen der Frauen abgesagt werden. Kein Schnee auf Teilen der Rennstrecke – oder: Die Natur setzte den Menschen auch am wohl am berühmtesten Berg der Welt Grenzen. Es herrscht nun allenthalben ein Heulen und Zähneknirschen. Doch das Desaster war voraussehbar. Skirennen im Oktober durchzuführen, wenn Menschen teils noch in Sommerbekleidung in den Bergen bei spätsommerlichen Temperaturen wandern, ist nun in der Tat ein geradezu hirnrissiges Unterfangen. Es rächt sich jetzt, dass eine an sich nicht so schlechte (Marketing-)Idee nicht gerade von den befähigtesten Leuten umgesetzt werden sollte. Auch in diesem Projekt waren Seilschaften am Werk, die auch schon anderweitig in Sport-Projekten versagt haben, vor allem die Führung des Internationalen Ski-Verbandes (FIS) mit Sitz in Oberhofen am Thunersee. Zermatt mit dem Matterhorn ist eine derart starke Marke, dass mit diesem «Brand» im Rücken die Abhaltung dieser Rennen durchaus hätte in die schneesicheren Monate durchgedrückt werden können. Die Harmonie im organisierten, internationalen Skisport ist allerdings die oberste Maxime der Funktionärs-Gilde der FIS. Diese linientreuen, eingefahrenen Funktionärs-Apparatschiks sowie die rührigen Organisatoren vor Ort stehen nach diesem Absage-Desaster weit schlechter da als Zermatt mit dem Welt-Symbol «Matterhorn» im Rücken. Die Absagen der Rennen am Fuss des 4478 Meter hohen Berges mit Weltruf werden der Marke «Zermatt» nichts anhaben können. Kein Prestige-Verlust also für das rund 6000 Seelen zählende Dorf im hintersten Winkel des Mattertals, das zwischendurch durchaus auch ein paar 10 000 Touristinnen und Touristen beherbergt und als Touristenmagnet par excellence gilt. Lächerlich gemacht haben sich nach diesem Absage-Debakel einzig Skisport-Funktionäre der FIS und ein paar selbstherrliche Dilettanten in der Organisation im Walliser Fremdenkurort, Menschen also, denen die Natur gleich die Grenzen auch in dieser Hinsicht aufgezeigt hat.

Nun ein juristischer Kampf um das FIS-Präsidium

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(causasportnews / red. / 22. Juni 2022) In den nationalen und internationalen Sportverbänden und -organisationen stehen die Präsidenten (und wenige Präsidentinnen) immer wieder im Fokus auch einer breiten Öffentlichkeit. Präsidenten gebärden sich durchwegs als Sonnenkönige und Alleinherrscher, denen die Macht so wichtig wie die Omnipräsenz auf den verschiedensten Bühnen dieser Welt. Das Präsidentenamt ebnet den Zugang zu den Honigtöpfen, die materiellen Belange sind den Präsidenten oft so wichtig wie der Lobbyismus, der die Türen zur Politik, zur Wirtschaft und Gesellschaft öffnet. Oft geht das Präsidentenamt einher mit Verflechtungen und Korruption. Nicht selten stehen Präsidenten synonym für Pleiten, Pech und Peinlichkeiten. In keinem Amt wird die Vertrottelung der obersten Chefs der Verbände und Organisationen ab und zu so manifest wie in den höchsten Ämtern im organisierten Sport. Kein Wunder, dass es bei der Besetzung von Präsidentenämtern immer wieder zu Dissonanzen, Reibereien und zu einem Hauen und Stechen kommt; wenn nicht in dieser Wahl-Phase, dann ist das Präsidentenamt stets nach dem Amtsantritt des Gewählten meist mehr als nur eine Diskussion wert. Das oben Erwähnte weist selbstverständlich keinen direkten Zusammenhang mit Johan Eliasch, dem Ende Mai gewählten Präsidenten des Internationalen Skiverbandes (FIS) mit Sitz in Oberhofen am beschaulichen Thunersee in der Schweiz, auf.

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Eigentlich weiss niemand so genau, weshalb der schwerreiche britische Geschäftsmann vielerorts in Ungnade gefallen ist. Vielleicht ist es das Problem, dass sich der 60jährige Milliardär ziemlich unabhängig gebärdet und sein Amt so ähnlich wie eine Axt im Wald versieht. Demnach dürften es die Machtgelüste und die individuell geprägte Ausübung dieser Macht sein, welche Johan Eliasch zum Buhmann des Skisports gemacht haben. Jedenfalls ist die erneute Wahl des damaligen Nachfolgers von Gian Franco Kasper (Schweiz) ein Desaster geworden. Zwar wurde der Brite mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Einen Gegenkandidaten für den Briten gab es nicht, doch das Wahlprozedere ist umgehend in die Kritik geraten. Offensichtlich war es in der geheim durchgeführte Wahl nicht möglich, mit «Nein» abzustimmen. Diese vereinsrechtliche Nuss wird nun das Internationale Sport-Schiedsgericht (TAS) in Lausanne zu knacken haben. Die Verbände Deutschlands, Österreichs und Kroatiens sowie der Schweiz haben die Wahl zwischenzeitlich angefochten. Nicht ganz ohne Hintergrund gilt der Umstand, dass der Schweizer Verbandspräsident, Urs Lehmann, damals Nachfolger des verstorbenen Gian Franco Kasper werden wollte, in der Kampfwahl gegen Johan Eliasch aber scheiterte. Der juristische Kampf um das FIS-Präsidium wird nun also in der Schweiz entschieden (das TAS urteilt als echtes Schiedsgericht an Stelle des an sich für Anfechtungsklagen, Art. 75 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, zuständigen ordentlichen Gerichts). Eine Erfolgsprognose bezüglich der Aussichten der Wahl-Anfechtung fällt derzeit schwer. Aufgrund der bekannten Fakten scheinen die Chancen, den ungeliebten ehemaligen CEO der Skimarke «Head» aus dem Präsidentenamt zu kippen, durchaus intakt zu sein. Da im Moment keine gegenteiligen, vorsorglichen Massnahmen erwirkt worden sind, amtet Johan Eliasch im Moment weiterhin als FIS-Präsident.

Italien: Sicherer Pistenbetrieb dank Alkoholverbot und Haftpflichtversicherungspflicht

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(causasportnews / red. / 5. April 2022) In Europa neigt sich die Skisaison 2021/22 dem Ende entgegen. Italien wartete per Anfang 2022 mit einer bemerkenswerten Neuerung auf, die das Skifahrer(innen)-Leben auf den Pisten von Bella Italia sicherer machen sollte: Die Regierung setzte durch, dass auf den italienischen Pisten grundsätzlich auf Alkohol verzichtet werden muss. Für den (Haftpflicht-)Fall der Fälle, muss nun zudem von jedem Skifahrenden eine obligatorische Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden, dies zur Abdeckung von Schäden, die Dritten gegenüber verursacht werden könnten. Das Alkoholverbot gilt allerdings nicht absolut, sondern orientiert sich an den Vorgaben, die für den Alkoholkonsum auf den Strassen Italiens gelten. Total sicher fährt natürlich Ski, wer gänzlich auf jeglichen Alkoholkonsum verzichtet. Auch andere Länder, wie etwa das Wintersportland Österreich, kennen gleiche oder ähnliche Regeln wie nun Italien. Liberal in punkto Alkohol auf Skipisten verhält sich die Schweiz. Wer allerdings unter Alkoholeinfluss einen Unfall verursacht, muss mit Nachteilen rechnen, etwa mit der Kürzung von Versicherungsleistungen. In punkto Sicherheit im Schneesport hat Italien zu Beginn dieses Jahres überdies weitere Sicherheitsregeln erlassen; so ist die Helmpflicht für Minderjährige nun kompromiss- und ausnahmslos eingeführt worden.

Wie sich die neuen, restriktiveren Regelungen auf Italiens Pisten in der zu Ende gehenden Saison ausgewirkt haben, ist noch unklar. Informell war in Erfahrung zu bringen, dass zumindest die präventive Wirkung der zum Jahresbeginn eingeführten neuen Normierungen durchaus spürbar sei. Italiens Pistenbetrieb ist wohl sicherer geworden.

Die Krux mit der Skibindung

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(causasportnews / red. / 11. Februar 2022) Es ist der blanke Horror eines Skirennfahrers oder einer Skirennfahrerin, wenn sich bei einem Sturz mit über 100 Stundenkilometern die Bindung nicht öffnet. Ebenso ist es ein Graus, wenn sich eine Bindung öffnet, obwohl sie sich nicht hätte öffnen dürfen. Die Trilogie von Skischuh, Bindung und Ski ist sowohl im Renn- als auch im Breitensport eine Wissenschaft für sich. Deren oberste Maxime lautet: Der Schuh soll aus der Bindung springen, wenn er muss…

Im Breitensport ist die Skibindung regelmässig zu prüfen, um die entsprechende Sicherheit auf den Pisten zu gewährleisten. Das empfiehlt auch etwa die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) regelmässig und grundsätzlich vor Beginn der Wintersaison. Die Erfordernisse an eine Skibindung sind im Rennsport natürlich anders gelagert als im Breitensport. Insbesondere im professionellen Skisport steht ein Heer von Technikern im Einsatz, um unter anderem das Thema «Skibindung» unter Sicherheitsaspekten regelmässig zu fokussieren. Bei Gelegenheits-Skifahrern werden kontinuierliche  Tests empfohlen – aus Sicherheitsgründen und um den haftungsrechtlichen Erfordernissen der Versicherungen, welche an Bindungen, Schuhe und Skis gestellt werden, zu genügen. Ungetestete Skibindung können bei einem Unfall, dessen Ursache beispielsweise im genannten Bereich zu orten ist, zu Kürzungen von Versicherungsleistungen führen. Zu beachten ist im Einzelfall, ob die gängigen, auch internationalen Prüfnormen eingehalten worden sind. Ist etwa die Bindung nicht optimal eingestellt worden und resultiert (daraus) ein Unfall, könnten Versicherungsleistungen zufolge Grobfahrlässigkeit gekürzt werden. Theoretisch. In der Praxis verzichten die Unfallversicherer durchwegs darauf, derartige Regressforderungen zu erheben. In jedem Fall empfehlen Versicherer, Skibindungen regelmässig zu prüfen und das entsprechende «Gütesiegel» auf die Skis kleben zu lassen. Durchwegs wird den heute auf dem Markt angebotenen Skibindungen ein guter Qualitätsstandard attestiert. In den letzten vier Jahrzehnten hat sich die Zahl der Unterschenkelverletzungen beim Skifahren jedenfalls halbiert.

Unfälle im Zusammenhang mit Skibindungen können auch Fragen von Produktefehlern nach sich ziehen. Der Oberste Gerichtshof Österreichs hatte gegen Ende des letzten Jahres folgenden Fall zu beurteilen: Bei einer Skiabfahrt stürzte die klagende Freizeit-Sportlerin und verletzte sich. Sie liess vor Gericht ausführen, weil sich die Skibindung nicht geöffnet habe, handle es sich um einen Produktfehler gemäss Österreichischem Produkthaftungsgesetz (PHG). Mit dieser Argumentation drang die klagende Skifahrerin im konkreten Fall allerdings nicht durch. Wegweisend stellte der Oberste Gerichtshof fest, es entspreche gerade nicht dem Stand der Technik, dass sich eine Skibindung in jeder denkbaren Sturzsituation öffne.

Das Thema und der Gerichtsentscheid des Obersten Gerichtshofs Österreichs vom 16. September 2021 wird in der nächsten Ausgabe von «Causa Sport» (Heft 1/2022) behandelt (www. causasport.org).