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Der beste Schachspieler der Welt im Ausnahmezustand

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(causasportnews / red. / 1. August 2022) Die Genies der Schachwelt leben in einer anderen Sphäre, die weit über uns Sterblichen zu orten ist. Manchmal befinden sich allerdings auch sie, allzu menschlich, in Ausnahmezuständen. Das kommt in dieser Sparte immer wieder vor, wie die Schach-Historie zeigt. Die Liste der in unseren Augen teils durchgeknallten Schachspieler auf höchstem Niveau ist lang, Namen dieser Genies, die oft auch durch Skurrilität und Kauzhaftigkeit auf sich aufmerksam machten, seien höflichst verschwiegen. Nun steckt der aktuell beste Schachspieler der Welt, Magnus Carlsen, im Ausnahmezustand, offiziell befindet er sich in einer Motivationskrise. Der noch nicht 32jährige Weltmeister aus Norwegen mag nicht mehr; vor allem ist er gewillt, den Weltmeistertitel, den er seit 2013 mehrmals verteidigt hat, kampflos abzugeben. Er sei zu müde, um immerfort zu gewinnen, sagt der junge Norweger. Der Mann meint es ernst, und mit Arroganz hat seine Ausstiegsbegründung aus dem WM-Zirkus der Schachspieler (Spielerinnen?) rein gar nichts zu tun. Im Klartext: Es sind dem jugendlichen Weltmeister die Gegner ausgegangen. Die Aussicht, den Titel nun (erneut) gegen den offiziellen Herausforderer, den Russen Jan Nepomnjaschtschi, verteidigen zu müssen, lässt den Wunderspieler, der seit dem fünften Lebensjahr im Banne der 64 Felder befindet, geradezu in eine Depression sinken. Das alles hat nichts mit der Nationalität des Herausforderers und mit dem barbarischen Krieg, das dessen Land seit Monaten gegen die Ukraine führt und die Welt terrorisiert, zu tun. Der Russe habe ihn schlicht schon beim letzten WM-Kampf gelangweilt, liess Magnus Carlsen verlauten (vgl. auch causasportnews vom 14. Dezember 2021). Einen solchen Fight will sich der Weltmeister, der seine Krone freiwillig bald verlieren wird, also nicht mehr antun. Gegen das französisch-iranisch Wunderkind Alireza Firouzja würde Magnus Carlsen an sich noch gern antreten, doch der 19jährig Grossmeister und Newcomer in dieser Sportart ist eben nicht der offizielle Herausforderer. Eine Zeit ist allerdings nicht alle Zeit. Es darf drauf gewettet werden, dass Magnus Carlsen, wenn er seine vor allem mental bedingte Sieges-Müdigkeit überwunden hat, wieder ins Schach-Geschehen eingreifen wird. Es mag für ihn wohl ein «Kick» sein, auszuloten, ob sich auf dieser Welt doch noch ein Spieler finden wird, der ihn besiegen könnte.

Magnus Carlsen, der König bleibt König der 64 Felder

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(causasportnews / red. / 14. Dezember 2021) Schneller als nach der längsten Denk-Schlacht in der Schachgeschichte gedacht und erwartet, die sechste Partie ging während fast acht Stunden über 136 Züge (causasportnews vom 7. Dezember 2021), machte der amtierende Weltmeister, Magnus Carlsen, vorzeitig alles klar und setzte sich nach elf Runden erneut die Weltmeister-Krone, die er seit 2013 trägt, auf (Endstand 7,5:3,5). Seit jener denkwürdigen Partie Nummer 6 im Turnier in Dubai vor etwas mehr als einer Woche schickte der 31jährige Norweger in der 11. des auf 14 Runden angesetzten Weltmeisterschafts-Fights den Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi (Russland) endgültig auf die Verliererstrasse. Von der spektakulären Niederlage nach 136 Zügen erholte sich der Herausforderer nicht mehr, Magnus Carlsen zermürbte ihn in der Folge regelrecht, so dass die letzten drei Spiele in diesem Kampf nun nicht mehr ausgetragen werden mussten. Der alte und neue Weltmeister zeigte sich schon bereits in den ersten Partien des WM-Turniers vor allem mental stärker als sein gleichaltriger Gegner und lief nie Gefahr, als Verlierer aus Dubai abreisen zu müssen.

Mit dieser nicht überraschenden Titelverteidigung festigte der Norweger den Nimbus seiner Überlegenheit; zu den Schach-Besten aller Zeiten gehört er nicht erst seit seinem jüngsten WM-Sieg. Magnus Carlsen wird oft im gleichen Zug genannt wie etwa der legendäre Mathematiker und Philosoph Emanuel Lasker (1894 – 1921), der während 27 Jahren der unbestrittene König der 64 Felder war. Obwohl der Norweger erst seit 2013 der Beste seines Faches ist und inzwischen den fünften WM-Titel erspielen konnte, werden dem 31jährigen Jung-Star durchaus Chancen eingeräumt, dereinst Manuel Lasker bezüglich Weltmeisterjahre abzulösen, zumal in der Schachwelt weit und breit kein Gegner auszumachen ist, der Magnus Carlsen vom Thron stürzen könnte. Nun, die weltbesten Schachspieler sind durchwegs genial und den irdischen Sphären entrückt, sie gelten jedoch oft als unberechenbar und exzentrisch; erinnert sei etwa an den Werdegang des amerikanischen Schach-Wunders Bobby Fischer, den das (Schach-)Leben in den Wahnsinn getrieben hatte und der 2008 erst 64jährig starb. Eine konventionelle Karriereplanung, wie sonst bei Spitzensportler üblich, funktioniert bei Schachspielern eben nicht.

Ausgelaugt zur Schach-WM-Titelverteidigung

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(causasportnews / red. 7. Dezember 2021) Da soll noch jemand behaupten, Schach sei kein Sport! Die derzeitige Schach-Weltmeisterschaft in Dubai (wo denn sonst? Allenfalls in Katar?) zwischen dem amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen) und dem Herausforderer mit dem schwierigen Namen Jan Nepomnjaschtschi (Russland) ist nach zwei Siegen von Magnus Carlsen in Folge wohl entschieden, auch wenn das Turnier maximal über 14 Runden gespielt wird.

Es fing im Emirat Dubai so an, wie Weltmeisterschaften in dieser Disziplin meistens beginnen: Mit einer Remis-Ansammlung. Fünfmal hintereinander spielten die beiden Schach-Genies unentschieden, bis die denkwürdige sechste Partie anstand. Zu beginn sah es nicht so aus, als dass diese Runde zur längsten Schach-Partie der WM-Geschichte werden würde, doch nach dem unspektakulären Beginn setzte sich die Klasse des Weltmeisters durch. In acht Stunden und nach 136 Zügen realisierte der soeben 31 Jahre alt gewordene Norweger den grandiosen Sieg, der den beiden Kontrahenten alles abverlangte – physisch und psychisch. Der Weltmeister und Titelverteidiger räumte nach der gewonnenen Schlacht auf und am Brett ein, er sei nach der geschichtsträchtigen Partie ausgelaugt gewesen. Wen wundert’s nach einem derartigen Fight auf höchstem, sportlichen Niveau. Was ihn allerdings nicht daran hinderte, in der nächsten Partie gleich nochmals zuzuschlagen; obwohl er sich, wie er danach sagte, auf ein weiteres, unspektakuläres Remis eingestellt hatte. Wohl auch nach den Anstrengungen in der Super-Partie patzerte der Herausforderer, wohl ebenfalls vom Schach-Duell gezeichnet, bald einmal, was der Titelverteidiger umgehend ausnützte.

Die Sportwelt und die Intelligenzia werden von der sechste Partie dieses WM-Kampfes unter der Ägide des Weltschachverbandes (FIDE; Fédération Internationale des Echecs) noch jahrelang sprechen. Auch Laien konnten sich bei diesem Match der Denk-Giganten dem Banne der 64 Felder nicht entziehen. Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi haben in ihrer Disziplin Sport in einer anderen Sphäre geboten. Apropos Schach und Sport: Das laufende WM-Turnier wird medial als Randsportart behandelt. In den meisten Gazetten wird die Auseinandersetzung aber zumindest auf den Sport-Seiten abgehandelt.