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Trend im Trainer-Business beschleunigt das Ende der befristeten Arbeitsverträge

Vladimir Petković (links) mit Prof. Dr. iur. Urs Scherrer anlässlich einer Veranstaltung des Swiss Sport Forum

(causasportnews / red. / 28. Juli 2021) Den drei Trainern Hansi Flick (neu: Deutscher Fussball-Bund, DFB), Julian Nagelsmann (neu: FC Bayern München) und Vladimir Petković (neu: FC Girondins de Bordeaux) werden viele Gemeinsamkeiten nachgesagt. Sicher sind sie erfolgreich, berühmt und begehrt. Und sie sind vorzeitig aus befristeten Arbeitsverträgen bei ihren Arbeitgebern (FC Bayern München, RB Leipzig und Schweizerischer Fussball-Verband, SFV) ausgestiegen. Nun also auch der zuletzt an der Fussball-Europameisterschaft mit dem Schweizer Nationalteam so erfolgreiche Schweizer mit kroatischen Wurzeln, Vladimir Petkovic. Er hätte die mitten in der WM-Qualifikation stehende Schweizer Mannschaft zur WM-Endrunde nach Katar (Ende 2022) führen sollen. Damit wird nun nichts; der befristete Vertrag mit dem 57jährigen Fussball-Lehrer ist auf dessen Wunsch hin im beidseitigen Einvernehmen aufgelöst worden. Ist es ein Zufall oder ein Trend, dass befristete Verträge im Fussball immer weniger bis zum Schluss erfüllt werden? Wohl eher letzteres. Fussball-Trainer hegen bei anhaltendem Erfolg Abwanderungsgelüste – Arbeitsverträge mit Befristungen, was in diesem Business Usanz ist, hin oder her. Wanderer soll man nicht aufhalten, heisst es im Volksmund. Mit Fussballtrainern, die sich trotz laufender Verträge neu orientieren wollen und die den Begehrlichkeiten des Marktes nicht widerstehen können, ist es zudem insbesondere wie mit Ehefrauen, welche ihrem Angetrauten in gewissen Situationen und wenn sie sich anderweitig ein besseres, gemeinsames Leben versprechen oder versprechen lassen, zielgerichtet (zielgerichteter als Männer jedenfalls) aus dem Bund für’s Leben verabschieden. Natürlich sind nur Erfolgs-Trainer geneigt, sich während laufender Verträgen zu verändern; in jedem Fall nur dann, wenn ein anderer Arbeitgeber an ihnen interessiert ist. Mit ihnen verhält es sich gleich wie mit den Wanderern und Ehefrauen. Die Nachfrage nach guten Trainern ist jeweils grösser als das Angebot. So ist nun in der Tat ein Trend wahrzunahmen, dass abwanderungswillige Fussball-Lehrer sich aus befristeten Arbeitsverträgen herauskaufen (lassen); was in der Regel mit einer Kontrakt-Aufhebungsvereinbarung finalisiert wird. So ging eine schöne Summe (25 Millionen Euro) von München nach Leipzig (für Julian Nagelsmann). Was der DFB an Bayern München für Hansi Flick bezahlt hat, wird gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Diese Konstellation ist grundsätzlich so oder so problematisch, weil ein ideell ausgerichteter Sportverband einem (auch kapitalbezogenen) Klub eine Vertragsauskaufssumme für einen Trainer entrichten soll. So wird es wohl kaum transparent werden, wieviel Geld für die Vertragsaufhebung in der «Causa Vladimir Petković» von Bordeaux in die SFV-Zentrale nach Bern überwiesen wird. Wie dem auch sei. Erfolgreiche Trainer sind vom aktuellen Arbeitgeber je länger desto weniger zu halten, wenn diesen, auch bei laufenden, befristeten Arbeitsvertragsverhältnissen, eine bessere, oft lukrativere Möglichkeit des Wirkens geboten wird. Die drei hier thematisierten «Trainer-Schicksale» lassen eines vermuten: Die Zeit der befristeten Arbeitsverträge im Trainer-Business könnte bald vorbei sein. Auch wenn die nicht so erfolgreichen Fussball-Pädagogen den Schutz des Arbeitsrechts (über befristete Verträge) eher benötigen als diejenigen, die «es» geschafft haben.

Fast letzte Arbeitstage für zwei Renommier-Trainer

Vladimir Petcovic und Joachim Löw am Swiss Sport Forum (photo by http://www.swisssportforum.ch)

(causasportnews / red. / 24. Juni 2021) Das (Fussball-)Schicksal wollte es anders: Zumindest entsprach es den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit (oder der Wahrscheinlichkeit?), dass die beiden Fussballtrainer Joachim Löw (Deutschland) und Vladimir Petkovic (Schweiz) ihre letzten Arbeitstage nach Abschluss der Gruppenspiele an der Fussball-Europameisterschaft noch etwas würden hinausschieben können. Bei Joachim Löw ist es längst klar, dass er mit dem letzten Spiel der Deutschen Nationalmannschaft an der laufenden Kontinental-Meisterschaft sein Engagement nach 15jähriger Tätigkeit für den Deutschen Fussball-Bund (DFB; Höhepunkt: Gewinn des WM-Titels 2014 in Brasilien) beenden würde. Die Frage war und ist nur noch, wann die Deutschen das letzte Spiel austragen werden. Die Gruppenphase ist schon einmal glücklich überstanden worden. Das Team von Joachim Löw hat sich mit einem Unentschieden gegen Ungarn regelrecht in das Achtelfinal geduselt. Der zweite Gruppenplatz beschert nun den Deutschen eine Hammer-Partie gegen das Fussball-Mutterland England. Es könnte durchaus sein, dass der 29. Juni 2021 im berühmten Londoner Wembleystadion noch nicht der letzte Arbeitstag im erfolgreichen Trainer-Leben des Joachim Löw werden wird.

Es käme wohl der Fussball-Sensation des Jahrhunderts gleich, wenn sich die Schweiz, nach viel Mühen in den Gruppenspielen und insbesondere nach einer Horror-Leistung gegen Italien (0:3), am 28. Juni 2021 gegen Frankreich (in Bukarest) durchsetzen könnte. Der Weltmeister 2018 ist, das kann als Fazit nach den Gruppenspielen gezogen werden, die bisher klar beste Mannschaft des Turniers. Wenn es so kommt, wie erwartet, wird der Schweizer Trainer Vladimir Petzkovic am nächsten Montagabend wohl seinen letzten Arbeitstag in dieser Funktion hinter sich gebracht haben. Obwohl sein Arbeitsvertrag als Nationalcoach, den er seit 2014 versieht, noch weiter andauert, ist durchgesickert, dass der 58jährige Fussball-Lehrer wieder ins Klub-Geschäft einsteigen möchte. Zenit St. Petersburg ist offenbar am Schweizer interessiert. Kein Zweifel, dass in diesem Fall der Schweizerische Fussball-Verband (SFV) den Trainer vorzeitig aus dem laufenden Arbeitsvertrag entlassen wird; eine Vertragsauskaufszahlung von Russland nach Bern würde eher nicht fliessen.

Nach einer kurzen Pause kommt nun die Fussball-Europameisterschaft in die entscheidende Phase. Ab sofort heisst es für die im Turnier verbliebenen Teams: Verlieren verboten – oder nach Hause fahren. Ab Achtelfinals wird in den Austragungs-Stadien auch mehrheitlich (wieder) Rahmen-Normalität herrschen. Wer die Bilder aus den Stadien betrachtet, wird den Eindruck nicht los, dass «Corona» nun von den Fussball-Funktionären verordnete Geschichte ist – so, wie auch in etlichen Ländern willfährige Politiker vor allem aus Opportunitätsgründen die Krise für beendet erklärt haben. Zwischenzeitlich sind auch die meisten Austragungsorte vor dem Europäischen Verband (UEFA) eingeknickt und erfüllen die Forderung des Verbandes nach mehr Publikum in den Stadien – «Corona» hin oder her. Denn ohne volle Sportstätten und die transferierten Fan-Emotionen lässt sich das «Produkt Fussball» nur halb so gut verkaufen – oder noch weniger. Als Wirtschaftsfaktoren sind die jubelnden und feiernden Zuschauerinnen und Zuschauer praktisch keine «Assets»; sie sind jedoch zuständig für Klamauk und Emotionen – das verkauft sich indirekt, medial und digital, am besten. Fussball, die verkaufte Emotion, könnte man hier ein Fazit ziehen. Wenn das mit Blick auf die Pandemie, die alles andere als besiegt ist, nur gut geht…

Ein (nicht) ganz gewöhnliches Fussballspiel

Deutschland – Schweiz, Stuttgart, 22. November 1950 © Deutscher Fussball Bund

(causasportnews / red. / 14. Oktober 2020) Es war an sich ein ganz gewöhnliches Fussballspiel – aber doch nicht ganz. In Köln standen sich am gestrigen 13. Oktober die Nationalteams Deutschlands und der Schweiz gegenüber. Allerdings «nur» in einem Freundschaftsspiel, das es in der konventionellen Form nicht mehr gibt. Heute werden auch Freundschaftsspiele «formatiert», d.h., es geht bei diesen Spielen um ein bisschen etwas – mehr also nur um die Ehre oder um Tests, wie das bis vor kurzer Zeit bei Freundschaftsspielen üblich war. Der Wettbewerb, bzw. das «Format», heisst heute «Nations League», und der Zufall will es, dass in der selben Spielgruppe Deutschland und die Schweiz gegeneinander anzutreten haben. Nicht, weil Deutschland selbstverständlich über das stärkere Nationalteam verfügt als die Eisgenossen, ist ein Match der Deutschen gegen die Schweizer immer etwas Besonderes. Der Hintergrund ist trotz der Apolitizität des (Fussball-)Sportes ein politischer. Die Schweiz und Deutschland sind Nachbarn, und immerhin leben und arbeiten geschätzte eine Million Deutsche, teils in den letzten Jahren eingebürgert, in der Schweiz. Von den Deutschen lassen sich die Schweizer je länger desto mehr die Welt erklären; die «Neue Zürcher Zeitung» hat sich zwischenzeitlich zum Publikationsorgan der Deutschen in der Schweiz gemausert. Selbstverständlich leben Schweizer und Deutsche in der Schweiz friedlich zusammen – und mögen sich recht gut, auch wenn der Schweizer seine Komplexe gegenüber dem Deutschen noch immer nicht vollständig abgelegt hat. In fussballerisch-politischer Hinsicht ist es als speziell zu werten, dass nach dem 2. Weltkrieg die Schweiz 1950 als erstes Land auf der Welt den deutschen Fussballern die Hand zur Versöhnung gereicht hat, was im ersten Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und der Schweiz in Stuttgart sportlich besiegelt wurde. Auch wenn jenes Fussballspiel für die Schweiz verloren ging (1:0), bleibt diese Geste des Friedens seitens der Schweiz fünf Jahre nach Kriegsende offenbar für immer präsent. Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) hat jenes Freundschaftsspiel bis heute nicht vergessen. Eine schöne Erinnerungen an die Schweiz bildet aber auch der Weltmeistertitel, den sich die Deutschen in der Schweizer Bundeshauptstadt 1954 überraschend und sensationell erspielt hatten – neun Jahre nach dem Ende des Krieges, der für Deutschland desaströs und mit einer Total-Niederlage geendet hatte. Somit war das gestrige Spiel in Köln, das 3:3 ausging, eben mehr als nur ein Freundschaftsspiel. Trotz zweimaligem Rückstand erkämpfte sich die Mannschaft von WM-Trainer Joachim Löw einen für Deutschland wichtigen Punkt in der Gruppe mit den weiteren Mannschaften Spaniens und der Ukraine. Weil Spanien in der Ukraine patzte, könnte Deutschland noch den Gruppensieg schaffen; für die Schweiz folgt auf dieses Ergebnis gegen Deutschland nun wohl der Abstieg. Evident war es allerdings, dass die deutsche National-Elf weiterhin nicht auf Touren kommt. Und das Unentschieden gegen die Schweiz bildet Munition für die Kritiker von Bundestrainer Joachim Löw. Diese werfen ein, der «wahre» Bundestrainer sei so oder so Hansi Flick gewesen, und ohne den jetzigen Bayern-Trainer als «Assistent» und eigentlicher «Schattentrainer» sei Joachim Löw auch das Glück abhanden gekommen. Wie dem auch sei: Mit dem gewaltigen Reservoir an Top-Spielern wird nun von der Deutschen Mannschaft eine gewaltige Steigerung erwartet. Oder die Tage von Joachim Löw als DFB-Bundestrainer könnten bald gezählt sein. Das gestrige Spiel der hochkotierten Deutschen gegen die klar schwächeren Schweizer lässt Raum für Interpretationen und Spekulationen. Auch in einem Freundschaftsspiel geht es heute eben um mehr als noch vor wenigen Jahren.