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Rechtliche Turbulenzen um Macht, Animositäten und Geld im Skisport

causasportnews / Nr. 1041/07/2023, 28. Juli 2023

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(causasportnews / red. / 28. Juli 2023) Obwohl noch Hochsommer herrscht, ist in Teilen der Alpenländer in Europa auf den höchsten Berggipfeln bereits Schnee gefallen; was Vorfreuden auf den nicht mehr allzu fernen Wintersport weckt, trotz Ängste und Befürchtungen aufgrund der gerade speziell auch für den Skisport negativen Klimaentwicklungen. Diesbezüglich könnte erwartet werden, dass sich insbesondere der Internationale Skiverband (FIS) mit Sitz im beschaulichen Oberhofen am Thunersee primär der Vielzahl von Herausforderungen stellt, was die Zukunft des organisierten, globalen Skisports anbelangt. Vor allem der Umstand, dass der Ski-Tross, der rund um den Globus tingelt und dank der Viel-Fliegerei einen nicht unwesentlichen Teil zur Klima- und Umweltbelastung beiträgt, verlangt nach Lösungen, um den Skisport klima- und umweltadäquat in die Zukunft zu führen.

Doch auch in dieser Disziplin sorgt die weltumspannende, zuständige Organisation, ein Verein i. S. von Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, für Wirbel auf anderen Ebenen. Wie viele Sportverbände ist die FIS vor allem mit sich selbst beschäftigt, bzw. geht es auch dieser Sport-Funktionärskaste um Macht, persönliche Animositäten und um Geld. Die Zukunft des Skisports unter den gegebenen Verhältnissen und mit Blick auf die Zukunft scheint von sekundärer Bedeutung zu sein.

So ist bekannt geworden, dass es in der FIS wieder einmal richtig rumpelt. Dafür die Schuld nur beim aktuellen Präsidenten, Johan Eliasch, zu suchen, ist wohl zu kurz gegriffen. Aber wohl auch. Seit der 61jährige schwedisch-britische Geschäftsmann, der u.a. auch als CEO der renommierten Skimarke «Head» fungiert, 2021 als Nachfolger des legendären Schweizers Gian Franco Kasper, zum FIS-Präsidenten gewählt worden ist, herrscht einigermassen Unruhe im internationalen Skisport. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Verlierer der Präsidentenwahl, dazu gehört auch der Schweizer Ex-Weltmeister von 1993 in der Abfahrt, Urs Lehmann, sich mit Johan Eliasch nicht gerade auf Schmusekurs befinden. Doch die personen-bezogenen Machtverhältnisse in der FIS scheinen trotz vorherrschender Animositäten unter den Funktionären im Moment solide zu sein; schliesslich ist Johan Eliasch verbands-demokratisch zum obersten Verbands-Repräsentanten gewählt worden. Somit bleibt die pekuniäre Dauer-Baustelle im Rahmen des Weltverbandes. Zwischenzeitlich bekämpfen sich verschiedene Parteien zum Thema «»FIS Marketing AG» mit Sitz in Pfäffikon SZ. Diese Gesellschaft kümmert sich um die Werbe- und Vermarktungsaktivitäten der FIS. Die Idee und die Gründungsphase der Gesellschaft gehen noch auf den vor zwei Jahren verstorbenen Gian Franco Kasper zurück. Die Gesellschaft teilten sich der Verband (50%) sowie die Agentur Tridem Sports AG und Infront (je 25%); Ideengeber des Projektes war damals der Deutsche Christian Pirzer, Eigner der Tridem Sports AG, der als Projekt-Initiator mit dieser Beteiligung belohnt wurde. Seit geraumer Zeit herrscht bezüglich der Aufteilung des FIS-Werbekuchens im Rahmen der «FIS Marketing AG» Feuer im Verbands-Dach. Vor allem möchte Präsident Johan Eliasch dem Weltverband die gesamte Marketing-Gesellschaft einverleiben. Die diesbezüglichen Streitereien unter den Parteien sind in den letzten Monaten eskaliert. Involviert sind die Bezirksgerichte Schwyz und Zürich, und auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Schwyz (Sitz der Tridem Sports AG) ist aktiv, weil Vorwürfe der ungetreuen Geschäftsbesorgung erhoben wurden. Eine unappetitliche, unangenehme und unnötige Angelegenheit, die auch für entsprechendes Anwaltsfutter sorgt – und in diesem Fall muss damit gerechnet, dass der Rechtsunfrieden nicht sofort wird wieder hergestellt werden können – Anwälte sind nicht dafür bekannt, Problem-Erledigungen zu favorisieren; sie leben schliesslich von den Pendenzen. Affaire à suivre also auch in dieser «Causa».

Ökologisch motivierter Ablasshandel im organisierten Sport

causasportnews / Nr. 1015/05/2023, 10. Mai 2023

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(causasportnews / red. / 10. Mai 2023) Eigentlich wäre es angezeigt, nebst dem Gerede über Umweltschutz, ökologische Fussabdrücke und Empörungen bezüglich Umwelt-Belastungen, den Worten und den Pseudo-Aktivitäten aller Art Taten folgen zu lassen. Dass der belastete und malträtierte Planet, der wärmer und wärmer wird und die Menschen sehenden oder nicht sehenden Auges der von Auguren und Experten prophezeiten Öko-Katastrophe entgegenschlittern, ist offensichtlich und nicht mehr abwendbar. Jedes vernunftbegabte Wesen kann sich der Tatsache nicht erwehren, dass die Rettung von Mutter Erde nur mit Verzicht möglich ist. Allerdings geschieht das Gegenteil: Noch nie war die Mobilität der Massen derart intensiv wie heute, noch nie wurde soviel gereist und dadurch der Planet neuen, intensiveren und nicht abschätzbaren Belastungen ausgesetzt, noch nie hinterliessen Menschen in der mobilen, globalen Welt unbekümmert oder bewusst derartige ökologische Fussabdrücke wie derzeit, und über die Umweltkatastrophe, welche der Krieg zwischen Russland und der Ukraine verursacht, mag schon gar niemand reden; Gewissensberuhigung durch Ignorieren wird das dann genannt.

Verzicht wäre also angesagt, doch niemand hört oder sieht hin. Niemand handelt auch entsprechend. Die Verzichtsforderungen, werden sie dann und wann erhoben, betreffen stets die anderen. Auch im organisierten, globalen Sport gilt das Prinzip «Wegschauen und Ignorieren statt Handeln». Wenigstens hat der Sport ein Mittel gefunden, um zumindest in der bisherigen Form weiter kutschieren zu können. Die Zirkusse des Weltsports wollen und müssen weiter am Leben erhalten werden – «the show must go one»; und wie! Zum Beispiel der Formel 1-Zirkus, der während einer Renn-Saison von Kontinent zu Kontinent und zurück hetzt. Oder der Ski-Weltcup-Zirkus, der ohne belastende Fliegerei nicht funktioniert. Oder der Tennis-Zirkus, der die Akteurinnen und Akteure durch die Welt reisen lässt. Oder der Radsport-Zirkus: In bedeutenden Rennen ist der Auto-Begleittross jeweils weit grösser als das Fahrerfeld. Auch dieser Zirkus hetzt – nicht auf Fahrrädern – um den Globus.

Doch wenigstens spielt die Gewissensberuhigung im globalen Sport. Das geschieht vorwiegend durch Öko-Belastungskompensationen. Kein Verzicht also, aber wenigstens das Verzichtsmanko kompensieren. Zum Beispiel mit der Pflanzung von Bäumen und Sträuchern. Der internationale Fussball macht’s vor, die andern Vielflieger-Athletinnen und -Athleten haben den Ball aufgenommen. Man pflanze, so das aktuelle Credo, pro Athletin oder Athleten etwa pro geflogene 1000 Kilometer einen Baum, dann ist der die Umwelt belastende Mensch mit sich im Reinen. Der ökologisch motivierte Ablasshandel liegt voll im Trend. Für alle Nicht-Katholikinnen und -Katholiken: Unter «Ablass» wird der Erlass von Sünden gegen Entrichtung einer Sündenstrafe verstanden. Ob im Fussball, in der Formel 1, im Skisport oder in anderen Sport-Disziplinen: Dem Ablasshandel im Sport kommt vergebende und gewissensreinigende Kraft zu. Statt Flugmeilen-Bonus heisst es nun: Pro Flugkilometer ein Stück Baum pflanzen. Das Traumpaar aus dem Skisport macht es vor und legt noch einen drauf: Mikaela Shiffrin und Alexander Kilde haben soeben einen offenen Brief der Umweltorganisation Greenpeace, der an den FIS-Präsidenten Johan Eliasch und an den Ski-Verband mit Sitz im Kanton Bern gerichtet ist, unterzeichnet. Darin wird unter anderem eine Einschränkung der Reiseaktivitäten im Ski-Zirkus verlangt, eine Forderung, die natürlich verpuffen wird, die aber beim Publikum gut ankommt. Auch soll, wegen der Schneemangellage, später in die kommende Ski-Saison gestartet werden. Das wird sich heuer zweifelsfrei bis zum 11. November richten lassen, wenn am Matterhorn zu den Weltcup-Rennen gestartet werden soll. Vor allem der Skisport ist in punkto Umweltthematik seit jeher unter Beobachtung, spätestens, seit der damalige, inzwischen verstorbene FIS-Präsident Gian Franco Kasper erklärt hat, in Diktaturen sei es einfacher als in Demokratien, mit dieser Thematik umzugehen…

Gereist, geflogen und Auto gefahren wird auch im kommenden Winter. Letztlich reisen die Sportlerinnen und Sportler aller Schattierungen bekanntlich nur deshalb, um den umweltschonenden Heimaktivistinnen und Aktivisten den globalen Sport trotz allem in die guten Stuben zu zaubern. Derartiger Philanthropismus kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Publikum klatscht Beifall bei derart verantwortungsbewusstem Handeln. Der moderne Ablasshandel hat es in sich: Statt für die Vergebung der Sünden zu bezahlen heisst es nun: Pflanzt Bäume und Sträucher, liebe Sportlerinnen und Sportler; oder lässt es die Verbände richten. Auf dass sich das Sport-Publikum zu Hause trotz Krisen aller Art noch lange an den sportlichen Höchstleistungen, die rund um die Welt er- und vollbracht werden, ergötzen kann.

Nun ein juristischer Kampf um das FIS-Präsidium

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(causasportnews / red. / 22. Juni 2022) In den nationalen und internationalen Sportverbänden und -organisationen stehen die Präsidenten (und wenige Präsidentinnen) immer wieder im Fokus auch einer breiten Öffentlichkeit. Präsidenten gebärden sich durchwegs als Sonnenkönige und Alleinherrscher, denen die Macht so wichtig wie die Omnipräsenz auf den verschiedensten Bühnen dieser Welt. Das Präsidentenamt ebnet den Zugang zu den Honigtöpfen, die materiellen Belange sind den Präsidenten oft so wichtig wie der Lobbyismus, der die Türen zur Politik, zur Wirtschaft und Gesellschaft öffnet. Oft geht das Präsidentenamt einher mit Verflechtungen und Korruption. Nicht selten stehen Präsidenten synonym für Pleiten, Pech und Peinlichkeiten. In keinem Amt wird die Vertrottelung der obersten Chefs der Verbände und Organisationen ab und zu so manifest wie in den höchsten Ämtern im organisierten Sport. Kein Wunder, dass es bei der Besetzung von Präsidentenämtern immer wieder zu Dissonanzen, Reibereien und zu einem Hauen und Stechen kommt; wenn nicht in dieser Wahl-Phase, dann ist das Präsidentenamt stets nach dem Amtsantritt des Gewählten meist mehr als nur eine Diskussion wert. Das oben Erwähnte weist selbstverständlich keinen direkten Zusammenhang mit Johan Eliasch, dem Ende Mai gewählten Präsidenten des Internationalen Skiverbandes (FIS) mit Sitz in Oberhofen am beschaulichen Thunersee in der Schweiz, auf.

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Eigentlich weiss niemand so genau, weshalb der schwerreiche britische Geschäftsmann vielerorts in Ungnade gefallen ist. Vielleicht ist es das Problem, dass sich der 60jährige Milliardär ziemlich unabhängig gebärdet und sein Amt so ähnlich wie eine Axt im Wald versieht. Demnach dürften es die Machtgelüste und die individuell geprägte Ausübung dieser Macht sein, welche Johan Eliasch zum Buhmann des Skisports gemacht haben. Jedenfalls ist die erneute Wahl des damaligen Nachfolgers von Gian Franco Kasper (Schweiz) ein Desaster geworden. Zwar wurde der Brite mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Einen Gegenkandidaten für den Briten gab es nicht, doch das Wahlprozedere ist umgehend in die Kritik geraten. Offensichtlich war es in der geheim durchgeführte Wahl nicht möglich, mit «Nein» abzustimmen. Diese vereinsrechtliche Nuss wird nun das Internationale Sport-Schiedsgericht (TAS) in Lausanne zu knacken haben. Die Verbände Deutschlands, Österreichs und Kroatiens sowie der Schweiz haben die Wahl zwischenzeitlich angefochten. Nicht ganz ohne Hintergrund gilt der Umstand, dass der Schweizer Verbandspräsident, Urs Lehmann, damals Nachfolger des verstorbenen Gian Franco Kasper werden wollte, in der Kampfwahl gegen Johan Eliasch aber scheiterte. Der juristische Kampf um das FIS-Präsidium wird nun also in der Schweiz entschieden (das TAS urteilt als echtes Schiedsgericht an Stelle des an sich für Anfechtungsklagen, Art. 75 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, zuständigen ordentlichen Gerichts). Eine Erfolgsprognose bezüglich der Aussichten der Wahl-Anfechtung fällt derzeit schwer. Aufgrund der bekannten Fakten scheinen die Chancen, den ungeliebten ehemaligen CEO der Skimarke «Head» aus dem Präsidentenamt zu kippen, durchaus intakt zu sein. Da im Moment keine gegenteiligen, vorsorglichen Massnahmen erwirkt worden sind, amtet Johan Eliasch im Moment weiterhin als FIS-Präsident.

Können die Schweizer noch (Sport-)Diplomatie?

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(causasportnews / red. / 9. Juni 2021) Lange Zeit galt sie als Aushängeschild der Schweiz, die Diplomatie. In letzter Zeit wurde gewahr, dass vom einst stolzen und renommierten diplomatischen Dienst der Schweiz nur noch die Erinnerungen an bessere Zeiten übriggeblieben sind. Das hohe Lied der Diplomatie wird derzeit von der Landesregierung, welche gerade im Zeitalter von «Corona» bewiesen hat, dass sie nicht alles falsch, aber kaum etwas richtig macht, angestimmt: US-Präsident Joe Biden wird Präsident Vladimir Putin in Genf zu einem Gespräch treffen. Der Bundesrat ist ausser sich vor Freude und unterstreicht mit stolzer Brust die Wichtigkeit des Standortes Schweiz als der Hort, an dem Friedenspfeifen aller Art geraucht werden (können). Die beiden Präsidenten werden allerdings den Namen des Bundespräsidenten (Guy Parmelin) weder buchstabieren noch memorieren können. «Zufallsort Genf» aufgrund geographischer Gegebenheiten wäre die richtige Einschätzung des wohl nutzlosen, bevorstehenden Gesprächs zwischen Amerika und Russland gewesen. Die Schweizer Diplomatie und die Regierung, nichts anderes als ein unnötiger Wurmfortsatz eines desolaten Parlaments (auch «Parlament peinlich» genannt), haben bei den Verhandlungen zu einem angedachten Rahmenabkommen mit der Europäischen Union (EU) versagt. Nach siebenjährigem Herumlabern ohne jegliches Konzept sind die «Verhandlungen», welche wohl nie solche waren, eingestellt worden. Die Schweizer können Diplomatie nicht mehr.

Das schlägt sich offenbar auf den organisierten Sport, dem immer eine Nähe zur Politik nachgesagt wird, nieder.

Seit 70 Jahren war der Internationale Skiverband (FIS) mit Sitz am Thunersee fest in Schweizer Hand – auch was das höchste Verbandsamt anbelangte. Für den abtretenden Schweizer Langzeit-Präsidenten Gian Franco Kasper sollte der ehemalige Schweizer Ski-Weltmeister und nationale Skiverbands-Präsidenten Urs Lehmann den prestigeträchtigen Posten erben. Das Unterfangen scheiterte kläglich. Sport-Diplomatie machten andere, und als neuer FIS-Präsident wird der britische Milliardär Johan Eliasch, der in die Oberhofer Verbands-Zentrale einziehen. Der 59jährige Eigentümer des Ski-Produzenten «HEAD» verzichtet auf ein Präsidentensalär und legt sein Amt als CEO der bekannten Skimarke nieder; Vermeidung von Interessenkollisionen wird so etwas genannt, auch wenn in der Tat niemand so richtig daran glauben mag. Gegen professionelles Lobbying und internationale Sportdiplomatie wirkten die Bemühungen, den hölzern wirkenden Urs Lehmann ins Amt zu hieven, geradezu unbeholfen. Sport-Diplomatie geht heute eben anders. Eine weitere schlechte und eine gute Nachricht bleiben für Urs Lehmann: Nach der Weltcupsaison 2021/22 steigt der Hauptsponsor von «Swiss-Ski» (nationaler Verband) nach 20jähriger Partnerschaft aus (schlechte Nachricht). Mit dem «Swisscom»-Konkurrenten «Sunrise UPC» konnte eine neue Partnerschaft auf zehn Jahre begründet werden (gute Nachricht).

Auch im internationalen Eishockey weht den Schweizern ein steifer Wind um die Ohren. Nach 27 Jahren als Präsident der IIHF wird der rührige Freiburger, Dr. med. dent. René Fasel, einem Nachfolger Platz machen (müssen). Das hat nichts damit zu tun, dass sich der 71jährige Schweizer aus der Verbandszentrale in Zürich im Umgang mit dem Weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko geradezu tölpelhaft benommen und diesen öffentlich geherzt, statt nachhaltig gescholten hat. Der Nachfolger von René Fasel wird kein Schweizer mehr sein. In der Pole-Position für das höchste Amt im Welt-Eishockey steht der deutsche Verbandspräsident Franz Reindl, der allerdings im eigenen nationalen Verband wegen undurchsichtiger Finanzgebaren unter Beschuss steht. Falls in dieser «Causa» nicht noch Weiterungen erfolgen, wird der 67jährige, ehemalige Eishockeyspieler (aus Schweizer Sicht) nicht mehr zu verhindern sein. Für Franz Reindl wäre die Dislokation an den Verbandssitz nach Zürich nicht mit einem Kulturschock verbunden: Der amtierende IIHF-Generalsekretär heisst Horst Lichtner ist deutscher Nationalität. In Zürich lässt es sich unter Deutschen bekanntlich eh gut leben: Hunderttausende von Deutschen bevölkern seit Jahren die Limmatstadt und deren Umgebung und verdrängen die Schweizer Mentalität; Schweizer  Diplomatie ist auch hier nicht mehr gefragt.

Schliesslich noch der Weltfussball-Verband FIFA mit Sitz in Zürich: Die FIFA ist hier eher unbeliebt (geworden) und spürt in jeder Hinsicht Gegenwind – auch aus der Politik. Die Schweizer Diplomatie wird die Sitzverlegung, wohl nach Frankreich, nicht mehr bremsen können. Im Chaos der französischen Politik wird der Weltverband Sport- und Funktionärspolitik wie zu den Zeiten von Joseph Blatter und Gianni Infantino unbehelligt weiter betreiben. Fakt ist: Die FIFA wird in diesen Tagen einen ersten Ableger des Weltverbandes in Paris Tatsache werden lassen. Die Funktionäre vom Zürcher «Sonnenberg» beteuern zwar, dass der Hauptsitz der FIFA weiterhin in Zürich verbleiben wird. Soweit – so gut. Doch wie sagte es damals schon Walter Ulbricht zwei Monate vor dem Mauerbau in Berlin ehrlich und selbstverständlich glaubwürdig: «Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.». «Fakes» gab es in der Tat schon vor Donald Trump

Schweizer Top-Sportfunktionäre in der Polit-Falle

René Fasel, Photo by swisssportforum

(causasportnews / red. / 18. Januar 2021) Es ist das typische Bild alternder Sport-Funktionäre, das nun der Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) abgibt: Erst die Katastrophe, konkret die unsägliche Verbrüderung des 71jährigen Schweizers René Fasel mit dem Weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko (vgl. auch causasportnews vom 14. Januar 2021), dann das uneinsichtige Verhalten. Und nun die Rechtfertigung, wie «ich habe es nur gut gemeint» (es wäre ja noch schöner, wenn es der seit 27 Jahren im Präsidentenamt befindliche René Fasel nicht gut gemeint hätte), danach die plumpen Erklärungsversuche («der Sport kann vieles, auch völkerverständigend wirken») mit Blick auf das Bestreben des Funktionärs, das Weissrussland-Problem zu lösen, letztlich der Rundumschlag («in den sozialen Medien kann jeder Moralapostel spielen»). Somit reiht sich René Fasel in den Reigen anderer bekannter Sport-Funktionäre ein, die in der Sportpolitik gestrauchelt oder zumindest in die Polit-Falle getappt sind und die Ambitionen auf den Friedens-Nobelpreis begraben mussten (nach dem Motto: Wenn Barack Obama als kriegsführender Präsident «preiswürdig» war, warum denn nicht wir als Friedensstifter des völkerverbindenden Sportes?). Zum Beispiel der ehemalige FIFA-Präsident Joseph Blatter (84), der glaubte, mit einem Fussballspiel zwischen den Israeli und den Palästinensern diesen jahrzehntealten Konflikt lösen zu können; oder der FIS-Präsident Gian Franco Kasper (77), der fand, grosse Skisportveranstaltungen liessen sich in Diktaturen einfacher organisieren als in demokratischen Verhältnissen. Der jüngste Funktionär dieses Trios versucht sich nun in Schadensbegrenzung; und macht aufgrund seiner Uneinsichtigkeit alles noch schlimmer. Im Moment wird er selektiv von Interview-Termin zu Interview-Termin gereicht; darin darf er sich ausgiebig ausweinen und den Misstritt bagatellisieren: «Eine Umarmung im Osten ist wie ein Handschlag» (bei uns), lässt er sich etwa im Zürcher «Tages-Anzeiger» zitieren. Auch «Corona» ist in Minsk offenbar soweit weg wie menschenrechtskonforme Verhältnisse in Weissrussland. Peinlich ist die Angelegenheit des IIHF-Präsidenten auch für das Internationale Olympische Komitee (IOK) mit Sitz in Lausanne/Schweiz. Die Gralshüter über den weltweiten, apolitischen Sport suspendierten anfangs Dezember letzten Jahres u.a. den Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees Weissrusslands. Sein Name: Alexander Lukaschenko! So war das natürliche unpolitische Treffen des IOK-Mitglieds René Fasel (!) mit dem Weissrussischen Präsidenten wohl nur eine marginale Begegnung unter langjährigen Olympia-Gesandten. Die tiefere Verbindung unter Sports-Freunden wird im Zusammenhang mit der «Causa René Fasel» selbstverständlich ausgeblendet. Kein Zufall ist es überdies, dass die drei genannten, ehemaligen und aktuellen Sport-Top-Funktionäre allesamt Schweizerischer Nationalität sind. Die wichtigsten internationalen Sportverbände und das IOK haben ihre Domizile in der Schweiz. Da liegt es fern, die höchsten Verbandsämter mit Nicht-Schweizern zu bestücken.

PS Soeben ist bekannt geworden, dass die Eishockey-WM in Weissrussland nicht stattfinden wird.