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Ein Gewalts-Defizit nach der Rad-Weltmeisterschaft 2024

causasportnews.com – 27/2025, 19. März 2025

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(causasportnews / red. / 19. März 2025) Eigentlich ist alles noch schlimmer. Die Rede ist nicht von der Weltpolitik und dem Wahn- und Irrsinn, dem die Menschheit derzeit ausgesetzt ist. Noch schlimmer geht es in dieser Hinsicht eigentlich nicht. Im Vergleich zur Weltlage ist die finanzielle Situation nach der Rad-Weltmeisterschaft 2024 in der Stadt und im Kanton Zürich (21. – 29. September) wirklich nur ein «Fliegenschiss» in der Sporthistorie. Der Anlass, der in sportlicher Hinsicht zweifellos sowie grundsätzlich wertvoll war und den Austragungskanton Zürich im besten Licht erscheinen liess, hinterlässt in organisatorisch-planerischer Hinsicht einen schalen Nachgeschmack (der Todessturz der jungen Schweizer Nachwuchshoffnung Murielle Fuhrer und seine Folgen bleiben an dieser Stelle ausgeklammert). In organisatorischer, konzeptioneller und finanz-planerischer Hinsicht war der Gross-Anlass ein Debakel, mit Blick auf die Finanzen sogar eine Katastrophe. Vor wenigen Tagen verlautete, dass die Träger-Organisation des Radsport-Events, der Verein «Rad- und Para-Cycling-WM Zürich 2024», pleite ist und derzeit auf einem Schuldenberg von 4,5 Millionen Franken sitzt. Die Vereinigung befindet sich in der sog. «Nachlassstundung» (das bedeutet die Stundung der Forderungen und die Möglichkeit, bei den Gläubigern einen Nachlass bei den Forderungen zu erwirken); das heisst, statt bezahlt wird nun diskutiert und räsoniert. Selbstverständlich sollen auch begangene Planungsfehler, usw. beleuchtet und das Finanz-Debakel untersucht werden. Dann wird dereinst das kaum abwendbare Fazit gezogen: «Dumm gelaufen».

Dass ein Grossanlass pekuniär derart aus dem Ruder läuft, verwundert an sich nicht. Die Bundesbehörden in der Schweiz haben die Finanzen auch nicht mehr im Griff und sind, da sie sich stets verrechnen, wahre «Verrechnungs»-Weltmeister. Einer der Hauptverantwortlichen des Zürcher WM-Finanz-Desasters, der linke Stadtrat Raphael Golta (SP), bedauert die Situation in Politiker-Manier und hält es mit den Philosophen: «Nicht ärgern, nur wundern». Über die Ursachen des gewaltigen Defizits mag sich vor allem die Zürcher Stadtregierung, welche die Hauptverantwortung für die Pleite trägt, gar nicht äussern. Es habe halt während der WM wetterbedingte Einbussen im Catering, Kontroversen und Streitigkeiten sowie negative Medien-Berichterstattungen um Strassenabsperrungen, Beeinträchtigungen des Gewerbes durch umstrittene Streckenführungen bei den Rennen, Absagen von Events nach dem tragischen Tod von Muriel Furrer, usw. gegeben. Wie wenn solche Gründe bei Planungen nicht berücksichtigt werden müssten.

Das entstandene Defizit im WM-Organisations-Vehikel sollen nun der Kanton Zürich und die Stadt Zürich gemeinsam tragen. Diesbezüglich ist kaum mit markanter Opposition zu rechnen. Vor allem die Stadt Zürich und die linke Velo-Lobby wollten den Radsport-Anlass vom vergangenen Herbst zur Befeuerung ihrer Zweirad-Ideologien um jeden Preis und koste es, was es wolle, an die Limmat holen. Jetzt ist in Gottes Namen alles ein bisschen teurer geworden. «So what» also?

Ein Organisations-Chaos anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften 2024 und ein Finanz-Desaster danach

causasportnews.com – 18/2025, 23. Februar 2025

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(causasportnews / red. / 23. Februar 2025) Mit Sportanlässen ist es oft so wie mit einem Hausbau: Es herrschen chaotische Organisationsverhältnisse vor, und zu guter Letzt explodieren die Kosten.- So geschah es anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften, die in der Stadt Zürich und in der Agglomeration Zürich vom 21. bis zum 29. September 2024 durchgeführt wurden. Der sportliche Gehalt der Radrennen war durchwegs ansprechend, und dass ein tragischer Todessturz den Grossanlass überschattete, muss als äusserst schmerzhaftes Ereignis angesehen werden. Diesbezüglich ist es allerdings unverständlich, dass die Ursachen des Renn-Unfalls der jungen, erst 18jährigen Schweizerin Muriel Furrer, die einen Tag nach ihrem Unfall am 26. September 2024 verstarb, noch immer nicht bekannt sind. Die Klärung des Unfallhergangs und die Eruierung der Todesursache könnten durchaus rechtlich-relevante Bedeutungen aufweisen. Das Schweigen der WM-Organisatoren zu diesem dramatischen und traurigen Ereignis bis zum heutigen Tag ist jedenfalls unverständlich.

Generell war die Veranstaltung, die vor allem von linken und grünen Kreisen in der Stadt Zürich, der sog. «Velo-Lobby», gefördert wurde, für viele Menschen im Ballungsraum Zürich mehr ein Ärgernis denn ein Radsport-Fest. Vor allem das Gewerbe, das sich während der Rennen mit massiven Beschränkungen konfrontiert sah, macht, sekundiert von bürgerlichen, politischen Parteien, derzeit Druck und tritt offen an die Öffentlichkeit mit der Forderung, dass künftig keine derartigen Gross-Veranstaltungen mehr im Raum Zürich stattfinden sollen. Auch namhafte Kreise in allen Bevölkerungsschichten sprechen sich konkret etwa gegen eine zweite Rad-WM aus. Moniert wird retrospektiv die eingeschränkte Bewegungsfreiheit während der neun Tage dauernden Weltmeisterschaft 2024. Die verschiedensten Einschränkungen für das Gewerbe im Bereich der Rennstrecken werden als unverhältnismässig, unakzeptabel und umsatzschädigend gegeisselt. Jedenfalls herrschte während der neun WM-Tage ein vielschichtiges Organisations-Chaos. Berührt vom Anlass wurden diverse Gemeinden beispielsweise um den Zürichsee. Bauliche Massnahmen auf den befahrenen Strassen waren kostenintensiv, und aufgrund der Streckenführungen bei den Rennen wurden teure Absperr- und Sicherungsmassnahmen notwendig. Offensichtlich fehlte es an einer seriösen Budgetierung dieser Kostenfaktoren, weshalb sich nun die Organisatoren der Weltmeisterschaft mit diversen Gemeinden darüber zanken, wer für diese teils ansehnlichen Extrakosten aufkommen muss. Das Organisationskomitee, meinen diverse mit WM-Extrakosten belastete Gemeinden; die Gemeinden, ist das Organisationskomitee überzeugt. Kommunen, wie Oetwil am See, Zumikon (hier geht es um jeweils 50’000 Franken) und Erlenbach (die Gemeinde verlangt 25’000 Franken) liegen mit den WM-Organisatoren wegen der angefallenen WM-Zusatzkosten im Streit. Zollikon hat das pekuniäre Kriegsbeil begraben und verzichtet auf die Geltendmachung von angefallenen Kosten in der Höhe 17’600 Franken gegenüber den WM-Organisatoren. Nicht wegen der «Geringfügigkeit» des Betrages, sondern weil man sich nicht in einen langwierigen Rechtsstreit einlassen will.

Ein Organisations-Chaos während der Rad-Weltmeisterschaften im letzten September, und ein Finanz-Desaster nach den WM-Rennen sind wohl kaum die Vertrauensbasis, um auch künftig derartige Grossanlässe im Raum Zürich zu organisieren und durchzuführen. Da tritt das grundsätzlich positive, sportliche Fazit nach den WM-Rennen in Zürich und Umgebung tendenziell in den Hintergrund.

Naht das Ende des FIFA-Sitzes in Zürich/Schweiz?

causasportnews.com – 17/2025, 22. Februar 2025

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(causasportnews / red. / 22. Februar 2025) Seit Jahren ist es ein vieldiskutiertes Thema: Der mögliche und von vielen Schweizerinnen und Schweizern geradezu ersehnte Wegzug des Internationalen Fussball-Verbandes (FIFA) aus Zürich. Nun scheint das Ende des Sitzes des Weltverbandes an der Limmatstadt zu nahen, wie das online-Medium «Inside Paradeplatz» des Wirtschaftsjournalisten Simon Lukas Hässig sinniert. Die Spekulation ist zweifellos nicht aus der Luft gegriffen. In der Tat lassen sich (weitere) Anzeichen ausmachen, dass nicht nur der Sitz des Weltverbandes in Zürich wegfallen wird, sondern der Verband in der Rechtsform eines Schweizerischen Vereins (Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB) bald der Vergangenheit angehören dürfte. Stattdessen könnte eine internationale Nachfolge-Organisation, wohl mit Sitz in den Vereinigten Staaten, gegründet und von Miami/Florida aus aktiv werden. Dass wohl das Ende des Sitzes der FIFA in der Schweiz bevorsteht, erhellt der Umstand, dass nun aus den FIFA-Statuten die Sitz-Stadt Zürich/Schweiz durch Kongress-Beschluss getilgt worden ist. Seit 1932 wurde der Sitz der FIFA statutarisch konkret bestimmt und «Zürich» explizit erwähnt: «Der Sitz der FIFA befindet sich in Zürich (Schweiz)» (bisher Art. 1 Abs. 2 der FIFA-Statuten). Es ist nun auch möglich, den Sitz durch Kongress-Beschluss überall hin auf der Welt zu verlegen, wobei beim Wegzug der Organisation aus der Schweiz und die Neu-Domizilierung des künftigen, globalen Fussball-Zentrums, wohl in den USA, auch nicht frei von zu bewältigenden, juristischen Klippen wären. Ob z.B. das Vermögen der FIFA bei einem Wegzug des Verbandes in der Schweiz bleiben würde, ist fraglich.

Es scheint also aufgrund der Anzeichen evident zu sein, dass der Sitz der FIFA ins Ausland verlegt wird und der Verband in der Rechtsform eines Vereins in der Schweiz zu existieren aufhören wird. Am wahrscheinlichsten ist offenbar, dass die FIFA-Protagonisten, insbesondere der aktuelle FIFA-Präsident, der italienisch-schweizerische Doppel-Bürger Gianni Infantino, an Stelle des Welt-Verbandes «FIFA» eine internationale Fussball-Sportorganisation mit Sitz in den USA schaffen wollen.

In letzter Zeit sind zwar die Kritiken an den Gebaren und Aktivitäten der FIFA in der Schweiz eher etwas verstummt, doch sie sind immer noch laut genug, um den Weg für einen Wegzugs-Beschluss zu ebnen. Natürlich würde es einerseits bedauert, dass die Verlegung der internationalen Fussball-Organisation zu geringeren Steuereinnahmen für den Schweizer Fiskus und einen beträchtlicher Abbau von Stellen im derzeitigen «Home of FIFA» am «Zürichberg» nach sich ziehen würden. Andererseits nähme das ewige Gezänke um die FIFA in der Schweiz ein Ende. Die Moral stünde also vor wirtschaftlichen Aspekten; gerade im links-rot-grünen Zürich könnte so ein grosser Erfolg der Ethik über den (Fussball-)Kommerz mit viel Verve gefeiert werden.

Ein baldiger Wegzug der FIFA käme nicht überraschend, zumal sich bereits jetzt ein Teil der FIFA-Administration in USA befindet. Dies nicht nur mit Blick auf die im kommenden Jahr stattfindende Fussball-WM-Endrunde (vom 11. Juni – 19. Juli 2026) mit 48 Teams. Die USA sowie Kanada und Mexiko werden die WM-Endrunde gemeinsam organisieren. Die Voraussetzungen für ein tolles Fussball-Fest sind gegeben. Dass der amerikanische Präsident gegen Kanada und Mexiko stichelt, Zölle erhebt und verbal um sich schlägt ist wohl eh nur ein Teil des (Polit-)Spiels ausserhalb des grünen oder des Kunst-Rasens. Diese WM-Endrunden-Vergabe an USA, Kanada und Mexiko wurde übrigens vom FIFA-Kongress 2018 in Moskau (!) beschlossen. Wenige Jahre vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine freute sich der amtierende FIFA-Präsident mit seinem (damaligen) Freund Wladimir Putin an der völkerverbindenden Bedeutung des internationalen Fussballs. Die Zeiten ändern sich, die Freunde und Sympathisanten lösen sich ab. Der beste, aktuelle Weggefährte und Freund von Gianni Infantino ist derzeit US-Präsident Donald Trump. Das wird wohl länger so bleiben – nicht nur wegen des möglichen künftigen Sitzes der globalen Fussball-Organisation in den USA, sondern weil die WM-Endrunden-Austragungen nach 2026 wieder in Europa und im arabischen Raum (2030 in Spanien, Portugal und Marokko, und 2034 in Saudi-Arabien) stattfinden werden. Das künftige «Mutterland» des Fussballs wird jedoch Amerika sein und bleiben. Natürlich ist es ein Gerücht, dass die Amerikaner am Fussball selber gar kein grosses Interesse hätten! Das ist im Rahmen dieser FIFA-Umbruch-Konstellation auch nicht nötig.

Mysteriöses und Skandalöses um den Tod der Radrennfahrerin Muriel Furrer

causasportnews / 1187/10/2024, 2. Oktober 2024

(causasportnews / red. / 2. Oktober 2024) Immer noch unfassbar wird in der Sportwelt versucht, das abrupte Ende des Lebens der erst 18jährigen Muriel Furrer im U19-Rennen der Juniorinnen anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften in Zürich am 26. September 2024 zu verarbeiten und zu verkraften. Der Unfalltod, der sich in einem Waldstück in Küsnacht ZH zutrug, wird zunehmend mysteriöser und ist bis dato ungeklärt. Bis jetzt ist es jedenfalls nicht gelungen, den Hergang der dramatischen Ereignisse zu klären. Offensichtlich kam die Zürcher Nachwuchshoffnung auf einer Abfahrt in einer Linkskurve von der Strasse ab und wurde in ein Waldstück katapultiert. Sie erlitt ein irreversibles Schädel-Hirn-Trauma und erlag kurze Zeit später, am 27. September 2024, diesen Verletzungen. Niemand weiss bis jetzt, wie sich das Unglück mit seinen dramatischen Auswirkungen letztlich zutrug. Blieb die Fahrerin, im Wald liegend, lange Zeit sich selber überlassen, und hätte sie allenfalls bei rascher Hilfe gerettet werden können? Weder Mit-Konkurrentinnen oder Offizielle nahmen den Vorfall wahr; Zuschauer befanden sich an jenem Streckenabschnitt keine. Nicht klar ist, wie lange die verunglückte Radsportlerin unbemerkt im Wald lag, bis ihr Fehlen im Rennen bemerkt wurde. Dass eine Fahrerin in einem WM-Radrennen unbemerkt «verschwinden» kann, ist mehr als nur mysteriös. Im Moment wird versucht, den Unfallhergang zu rekonstruieren.

Schon nach dem Unfall, als die Ärzte um das Leben der jungen Fahrerin kämpften, war es für die Offiziellen der Veranstaltung klar, dass die WM in Zürich weitergeführt werden solle. Auch als der Tod von Muriel Furrer bekanntgegeben werden musste, war eine vorzeitige Beendigung der Weltmeisterschaft kein Thema. Angeblich mit dem Einverständnis der Familie der verunglückten Athletin wurden die Wettbewerbe, letztlich mit dem vielumjubelten Professional-Rennen der Männer als Höhepunkt, fortgesetzt. Wie wenn sich in einem solchen Fall eine derart leidgeprüfte Familie eines tödlich verunglückten Menschen für den Abbruch einer solchen Veranstaltung aussprechen würde! Zynischer geht es wohl nicht mehr.

So wurde das Restprogramm der Rad-WM in Zürich programmgemäss fortgesetzt und abgeschlossen. Getreu dem Motto: «The show must go on». Die kompromisslose Weiterführung der Veranstaltung war nicht die einzige, erbärmliche Reaktion der Verantwortlichen der Weltmeisterschaften (des Radsport-Weltverbandes UCI und der lokalen Organisatoren), welche sich nach dem tragischen und traurigen Unglücksfall unsensibel, gefühlskalt und hartherzig verhielten. Zudem hatten sie plötzlich ihre Sprache verloren. Kein Wort des Mitgefühls und der Anteilnahme ging über ihre Lippen. Das so oder so schillernde Funktionärs- und Organisationswesen im Radsport zeigte in Zürich seine hässliche Fratze. Dass sich nicht einmal die Politikerinnen und Politiker von Stadt und Kanton Zürich zur Tragödie im bedauernden Sinne äusserten, ist nur beschämend und zeigt, wes’ Geistes Kind diese Polit-Ideologen, welch die Rad-Weltmeisterschaften in und um Zürich als einwöchige, politische Aktion gegen den Individualverkehr, der flächendeckend lahmgelegt wurde, verstanden.

Der Tod der jungen Muriel Furrer ist schockierend und traurig, die Reaktionen insbesondere der Veranstalter der WM in Zürich hierauf sind ein einziger Skandal.

Glückliche FIFA in der Stadt Zürich

causasportnews / Nr. 1180/09/2024, 13. September 2024

(causasportnews / red. / 13. September 2024) Das Thema beschäftigt seit geraumer Zeit im Allgemeinen und bleibt ein Dauerbrenner im Besonderen: Der Sitz des Weltfussballverbandes FIFA (Fédération International de Football Association), der seit 1932 in Zürich/Schweiz domiziliert ist, in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht. Die FIFA gehört wohl etwa so zu Zürich wie der Islam zu Deutschland (letztere Aussage wird Christian Wulff, dem ehemaligen Deutschen Bundespräsidenten, zugeschrieben). Das Verhältnis zwischen der Stadt und dem Kanton Zürich und auch der Schweiz sowie dem hier domizilierten Weltverband kann als ambivalent bezeichnet werden. Dies vor allem deshalb, weil die FIFA immer mehr auch an internationaler Bedeutung gewann, nicht zuletzt bedingt durch den Umstand, dass hier ein Schweizer Verein mit an sich nicht-wirtschaftlicher, idealer Zweckverfolgung gigantische Mittel zu generieren begann. Das wirtschaftliche Potential des Verbandes wuchs kontinuierlich und erweckte deshalb auch immer mehr Argwohn, Neid und Missgunst. Eine an sich ideale Plattform für politische Auseinandersetzungen zwischen links und rechts. Zudem ist dies ein Nährboden für die Auseinandersetzung auf dieser Ebene zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Kurz: Die FIFA geriet im Verlaufe der Zeit immer mehr in Bedrängnis, vor allem auch deshalb, weil der Verein, organisiert gemäss Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB), die Kommune in Zürich und die übrige Schweiz kaum am aufgehäuften Reichtum teilhaben liess. Der Verband wurde zwar nicht und nie steuerbefreit, liefert aber in Zürich eine nur relativ bescheidene Gewinnsteuer ab. Die fast 1000 in Zürich bei der FIFA arbeitenden Personen versteuern ihre Saläre hier. Dass die FIFA national und global nicht gerade als Sympathieträgerin angesehen wird, hängt mit unappetitlichen Vorkommnissen im internationalen Fussball zusammen. Vor allem deswegen hat der Druck auf den Verband massiv zugenommen, und die FIFA liess stets verlauten, dass der Verbands-Sitz in Zürich nicht in Stein gemeisselt sei. Am letzten FIFA-Kongress wurde dann eine (vermeintlich) elastische Lösung gefunden, um den Sitz der FIFA allenfalls durch einen Kongress-Beschluss auch ins Ausland verlegen zu können (vgl. dazu auch Causa Sport, 1/2024, 5 ff., «Eine Drohgebärde vom FIFA-Sitz»). Dies war das Ergebnis aufgrund der sport-politischen Wetterlage (vgl. auch causasportnews vom 19. Mai 2024) zwischen «links» (ein Wegzug der FIFA aus Zürich würde dem puritanisch-zwinglianischen Zürich guttun) und «rechts» (die FIFA ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, aber auch). Nachdem der statutarische Weg geebnet wurde (vgl. causasportnews vom 22. Mai 2024), um den FIFA-Sitz durch Kongress-Beschluss  grundsätzlich verlegen zu können, sprich: um aus Zürich wegzuziehen, beruhigten sich die Gemüter. Dies wohl auch deshalb, weil die Statutenanpassung bezüglich der Sitzverlegungsmöglichkeit alles so beliess wie bisher (u.a. auch mit Blick auf Art. 56 ZGB).

Ein Verein wie die FIFA kann eine Sitzverlegung der Körperschaft grundsätzlich jederzeit beschliessen, falls das notwendige Stimmenmehr erreicht wird. 211 nationale Verbände sind derzeit Mitglieder der FIFA, zuletzt kamen Gibraltar, Kosovo, Südsudan, Montenegro, Osttimor und die Komoren als Neumitglieder dazu. Im Verband verfügen die führenden Nationalverbände über die gleiche Stimmkraft wie bspw. die Komoren; im Verein «FIFA» existiert das «Kopfstimmprinzip» (jedes Mitglied verfügt über eine Stimme). Aufgrund dieser Ausgangslage können oft nicht voraussehbare Entscheide getroffen werden, falls sich z.B. relativ unbedeutende Verbände zusammentun und geschlossen für eine Vorlage eintreten. Diese Konstellation hat den ehemaligen FIFA-Präsidenten Joseph Blatter zum zweifelsfrei undiskutablen Fazit verleitet: «Man muss die Schafe zählen, nicht wägen».

Auch wenn die Diskussionen um den FIFA-Sitz in Zürich derzeit etwas abgeflaut sind, kochen die Emotionen in dieser Hinsicht dennoch immer wieder hoch. Die anhaltend im Raum stehenden Abwanderungsgelüste des Weltverbandes haben nun zwei Parteien (Die Schweizerische Volkspartei SVP und Die Mitte in der Stadt Zürich bewogen, den nicht gerade FIFA-freundlichen Zürcher Stadtrat, ein Linksgremium, anzufragen, wie es sich mit den Wegzugsgerüchten verhalte. Von Wegzugsplänen habe der Stadtrat keine Kenntnis, liess dieser verlauten. Kann sein. Zumal die FIFA erklärt hat, in der Stadt Zürich glücklich zu sein. Nicht nur deshalb, weil immerhin rund 850 Personen in Zürich gutes Geld verdienen und dieses auch hier versteuern. Zudem werden in der Limmat-Stadt, im Kanton Zürich sowie in der Schweiz jährlich Millionen von Franken umgesetzt. Die FIFA ist zudem mehrwertsteuer-pflichtig. Mit dem jetzigen FIFA-Sitz in Zürich scheinen (fast) alle zufrieden zu sein und haben sich mit diesem Faktum zumindest abgefunden. Was bedeutet, dass es gar nicht immer viel braucht zum Glücklichsein oder zum Glücklichwerden.

Kunsthaus-Pleite in Zürich: «Wir wollen ihn scheitern sehen»!

causasportnews / Nr. 1146/05/2024, 30. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 30. Mai 2024) Die Zürcher Kunstgesellschaft, der Trägerverein des renommierten Kunsthauses Zürich, ist Pleite (vgl. auch causasportnews vom 24. Mai 2024). Gegen fünf Millionen Franken hoch soll der Schuldenberg sein – Tendenz steigend. Logisch, dass nun weniger die Problemlösungen, sondern die Schuldzuweisungen im Vordergrund stehen. Im Fokus steht z.B. die Direktorin des Museums, die wegen ihres hohen Salärs (es sind mehr als CHF 300 000 pro Jahr) kritisiert wird. Durch tapsige Rechtfertigungsversuche hat sie sich zwischenzeitlich den Zorn der Öffentlichkeit zugezogen. Aber auch der Vorstand des Vereins mit gut-betuchten Exponenten der feinen Zürcher Gesellschaft, befindet sich unter Beschuss. Allen voran der Präsident des Vereins, der ehemalige Spitzen-Schwimmer Philipp Hildebrand. Er wurde u.a. wegen seines Beziehungsnetzes vor zwei Jahren an die Spitze des Vereins gewählt. Der smarte Oxford-Absolvent galt als Garant dafür, dass er die klamme Kunsthaus-Kasse dank seinen Beziehungen zum Klingeln bringen würde. Eine Fehleinschätzung, denn der BlackRock-Exponent nützt in der Gesellschaft und in der Öffentlichkeit niemandem mehr etwas; das war anders, als der bald 60jährige Wirtschaftsexperte praktisch als Autokrat noch der Schweizerischen Nationalbank vorstand. Heute heisst es eher, in Anlehnung an den bekannten Publizisten Alexander Görlach: «Wir wollen ihn scheitern sehen»! Wer in Staat und Gesellschaft niemandem mehr nützt, ist weg vom Fenster, sitzt in der Regel in der «Neid-Falle» und hat gesellschaftlich nichts mehr zu erwarten. So wird Philipp Hildebrand weiter (erfolglos) auf Sponsorensuche gehen (müssen), denn peinlich genug ist es, dass der vom Star-Architekten David Chipperfield konzipierte Museums-Bau, ein Prunk-Projekt des bourgeoisen Zürich, offenbar nur noch mit Subventionen der öffentlichen Hand vor der Schliessung gerettet werden kann. Statt Geld und Unterstützung setzte es für den Präsidenten des Vereins bisher nur Hohn, Spott und Verachtung ab.

Doch wie geht es weiter, wenn dieser Scherbenhaufen des zwinglianischen Bürgertums Zürich nicht mehr zusammengekehrt werden kann? Vereinsrechtlich (Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB) ist die aktuelle Lage klar: Im Moment schaut es (noch) nicht danach aus, als sei der Verein trotz der Schuldenlast zahlungsunfähig. Wäre dies der Fall, würde dessen Auflösung von Gesetzes wegen erfolgen (Art. 77 ZGB). Zahlungsunfähigkeit liegt vor, wenn die Geldverbindlichkeiten nicht mehr erfüllt werden können, weil es an liquiden Mitteln mangelt. Der Verein Zürcher Kunstgesellschaft ist (derzeit) wohl überschuldet, aber nicht zahlungsunfähig. Die Sicherung der Liquidität wird das Hauptproblem sein, mit dem sich Philipp Hildebrand und seine Vorstandskollegen derzeit auseinandersetzen müssen. Ein potenter Hauptsponsor würde der Situation also guttun. Dieser ist aber weit und breit nicht auszumachen. Oder anders: Der Vereinspräsident kann die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen; der begnadete, frühere Wassersportler schwimmt hilflos im Zürcher Haifischbecken herum. Man will ihn eben offensichtlich scheitern sehen…

Grasshopper Club Zürich – oder der (untaugliche) Versuch, Fussball zu machen

causasportnews / Nr. 1130/04/2024, 11. April 2024

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(causasportnews / red. / 11. April 2024) Der Grasshopper Club Zürich (GCZ), Fussball-Sektion, war bis vor 20 Jahren das Aushängeschild des Schweizerischen Klub-Fussballs im In- und Ausland. Es war die Zeit, als der Klub-Fussball, eben mit GCZ als Leader-Klub, im Vergleich zur Schweizer Nationalmannschaft, eine Klasse höher eingestuft war als das National-Team. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. International ist der Schweizer Klubfussball praktisch inexistent und wird kaum mehr beachtet. Anders die National-Mannschaft, die in internationalen Turnieren nicht nur mitspielt, sondern, wie jetzt dann anlässlich der Fussball-Europameisterschaft in Deutschland in diesem Sommer, mit Ambitionen antritt. Der Captain des Teams, Granit Xhaka, steht mit seinem aktuellen Verein, dem Bayer 04 Leverkusen, immerhin vor dem Gewinn der prestige-trächtigen Deutschen Fussball-Meisterschaft. Die Leistungsträger der Nationalmannschaft spielen bei Klubs im Ausland.

Zurück zu GCZ: Bildete früher die Rivalität auf dem Platz Zürich zwischen GCZ und dem FC Zürich (FCZ) permanenten Stoff für Stadtgespräche, so bewegt sich GCZ nun nicht einmal mehr im Schatten des FCZ. Es herrscht in Zürich etwa der selbe sportliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zustand wie in München im Vergleich zwischen dem FC Bayern München und 1860 München, letzterer zwischenzeitlich in der 3. Liga angelangt. Die Medien hätschelten während Jahrzehnten den GCZ, jetzt haben auch sie den ehemaligen Nobelklub aufgegeben. Ein Abgesang folgt dem andern, auch in den in Zürich und Umgebung bedeutenden Medien «Neue Zürcher Zeitung», «Tages-Anzeiger» und «Blick». Seit dem letzten Meistertitel 2003 hat GCZ Hunderte von Spielern verbraucht, Trainer zuhauf verschlissen, unzählige Präsidenten zerrieben und Hunderte von Millionen Franken verbrannt. Solange es den Banken gut ging und diese bereit waren, gewaltige Mittel in den Klub zu pumpen, ging fast alles gut. Seit die Geldinstitute bestrebt sind, vor allem die eigenen Manager zu vergolden und sich Bankenpleite an Bankenpleite reiht, darbt auch der Fussball. Erfolgsgeschichten schreibt der GCZ auf dem Platz Zürich schon längst nicht mehr. Es ist nur noch der untaugliche Versuch, Fussball zu machen. Geld ist bekanntlich nicht alles im Fussball; doch ohne Geld funktioniert Fussball nicht, auch wenn Geld keine Tore schiesst, wie es Otto Rehhagel einmal gesagt hat: Nur Geld auf zwei Beinen schiesst eben Tore. Bei GCZ geben sich derzeit undurchsichtige Geldgeber, sog. «Investoren»,  die Klinke in die Hand. Vor wenigen Jahren kreuzten Chinesen auf und überliessen kürzlich desillusioniert Amerikanern das wirtschaftliche und sportliche Spielfeld in Zürich. Im Management sollen es derzeit die Deutschen richten – und werden scheitern wie die Zauberlehrlinge des professionellen Fussballs vor ihnen. Auch sportlich steht GCZ derzeit das Wasser derart am Hals wie schon lange nicht mehr. Es droht der Fall in die Bedeutungslosigkeit der zweiten Liga. In einem Verzweiflungsakt ist Trainer Bruno Berner entlassen worden. Mit einem neuen Mann, Marco Schällibaum, soll der drohende Abstieg verhindert werden. On verra. Jedenfalls redet der neue Trainer das schwächelnden und schwache GCZ schon einmal stark. Aber sonst herrscht Tristesse. Konzeptlos, hilflos, mutlos – so könnte die Lage beim einstigen Flaggschiff des helvetischen Fussballs zusammengefasst werden. Trotz allem scheint die Stimmung im Klub besser zu sein als die Lage. Für gute Stimmung garantieren die Präsidenten, die in ihren angestammten Berufen (als Unternehmer, Banker, Wirtschaftsanwälte) offenbar erfolgreicher sind als im Fussball. Wenigstens das. Der «Tages-Anzeiger» schreibt aktuell von «20 Jahren Gewurstel und wieder einmal am Abgrund», vom «Durchlauferhitzer für Mittelmass» und prognostiziert, dass es noch schlimmer kommen könnte. «Schauen wir mal», würde Franz Beckenbauer sagen. Es stellt sich die Kardinalfrage, weshalb sich GCZ derart schwertut, an die glorreichen Zeiten anzuknüpfen. Fussball ist doch derart einfach; das «Runde» muss ins «Eckige». Letztlich müssen mehr eigene «Runde» ins gegnerische «Eckige» als andersherum. Oder wie es Giovanni Trapattoni auf den berühmten Punkt (er meinte nicht den Elfmeter-Punkt) brachte: Fussball ist nicht nur «dong», sondern «ding, dang, dong». Das sollte an sich auch bei den Grasshoppers in Zürich zu verstehen und machbar sein.

Gewaltige Umsätze bei illegalen Online-Geldspielen

causasportnews / Nr. 1061/09/2023, 21. September 2023

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(causasportnews / red. / 21. September 2023) In den undurchsichtigen Gefilden des Internets gibt es praktisch keine Tabus. So verwundert es auch nicht, was nun im Raum Zürich geschehen ist: Seit ein paar Tagen sitzen fünf Männer, vier Schweizer und ein Angehöriger türkischer Nationalität, in Untersuchungshaft, denen vorgeworfen wird, seit einigen Jahren illegale Online-Geldspiele, darunter auch Sportwetten, angeboten zu haben. Diese Tatsache an sich erschüttert die Konsum-Welt noch nicht; aufhorchen lässt aber die Intensität und die Quantität, mit denen dieses verbotene Gewerbe betrieben wird. Die Beschuldigten und Inhaftierten sollen Wetten im dreistelligen Millionenbetrag organisiert haben. Die genauen Umsatzzahlen lassen sich im Moment offenbar nicht beziffern. Der dreistellige Millionenbetrag kann sich also zwischen 100 Millionen und 999 Millionen Franken bewegen. Seit 2019 ermitteln die zuständigen Staatsanwaltschaften gegen die nun inhaftierten Männer, die sich wohl dereinst wegen gewerbsmässigen, illegalen Glücksspielen und zudem wahrscheinlich wegen Geldwäscherei werden verantworten müssen. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten des Quintetts soll in der Türkei liegen. Verwendet worden ist bei den Spielen offensichtlich auch das als einigermassen undurchsichtig qualifizierte Bezahlsystem «AntePay». Damit wurde aber immerhin während zwei Jahren auf den Spieler-Trikots des FC Zürich geworben. Noch nicht bekannt ist, in welchen Dimensionen sich die Aktivitäten der Bande im Sportwetten-Bereich bewegten. Ebenso unklar ist derzeit, ob es im Zusammenhang mit solchen illegalen Sportwetten auch zu Manipulationen bei sportlichen Wettbewerben gekommen ist. Bis jetzt existieren mit Blick auf die Verhaftungsaktion der fünf Männer keinerlei Anzeichen, dass mit Blick auf im Internet angebotene Sportwetten Spiel- und Wettbewerbsmanipulationen bemerkt worden wären. Die laufenden Ermittlungen werden wohl auch über diesen Punkt Aufschluss geben. Bei Durchsuchungen nach den Verhaftungen sollen diverse Sicherstellungen gemacht worden sein. Nach erfolgter Auswertung des sichergestellten Materials dürften einige der im Moment offenen Fragen geklärt werden.

FC Hakoah Zürich – mehr als nur ein Fussballklub

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(causasportnews / red. / 12. März 2023) Der FC Hakoah Zürich hat im vergangenen Jahr sein 100jähriges Bestehen gefeiert. Der Verein ist allerdings mehr als nur ein Fussballklub, nämlich eine Fussballsportvereinigung, die tief verwurzelt in der jüdischen Kultur ist. Das wird aus einer aktuellen Publikation manifest. Der Klub steht gemäss Untertitel des soeben erschienenen Buches für 100 Jahre Vielfalt, Offenheit und Toleranz; der Haupttitel ist selbstredend: «De Stern ufem Herz, in Züri dihei» (Der Stern auf dem Herzen, in Zürich zu Hause). Die Autorinnen und Autoren des Bandes halten vorweg fest, dass es zwar nicht (mehr) dem Zeitgeist entspreche, ein Buch zu verfassen, doch, um etwas Bleibendes zu schaffen, eigne sich eben eine Publikation, wie sie nun vorliegt und vom Zürcher Chronos-Verlag produziert und vertrieben werde auch in der modernen Zeit. Das fast 150 Seiten starke, teils mit Bildern versehene Werk, ist ein kulturgeschichtliches Juwel, insbesondere aufgrund der einmaligen Konstellation im Spannungsfeld zwischen organisiertem Sport und Judentum. Die Fragen (und die Antworten dazu), weshalb Juden in Zürich einen jüdischen Fussballverein gegründet haben, sind zentral und können nur im allgemeinen, kultur-geschichtlichen Kontext verstanden werden. So sind die komplementären Ausführungen zur Gründung jüdischer Turnvereine in der Schweiz nicht nur in historischer Hinsicht von bemerkenswerter Bedeutung (der von Max Nordau geprägte Begriff des «Muskeljudentums» fördert das Verständnis, weshalb der Sport eine personelle und personenbezogene, jüdische Komponente aufweisen soll). Der FC Hakoah (Hakoah heisst auf Hebräisch «Stärke») galt lange Zeit als Auffanginstitution im Raum Zürich für jüdische Immigranten und durchlebte in den letzten Jahren nachvollziehbar eine bewegte Geschichte, auch eine Geschichte bekannter Namen und Exponenten (diese Geschichte kann übrigens im Moment im Museum des FC Zürich nachverfolgt werden). So wurde um die Mitte des letzten Jahrhunderts der aus Polen eingewanderte Textilwarenhändler Abraham Schawinski Juniorenobmann beim FC Hakoah, sein Sohn, der immer noch im Mediengeschäft aktive Roger Schawinski, auch Gründer des Kult-Radiosenders «Radio 24», kickte für den Nachwuchs.

Es versteht sich fast von selbst, dass der Verein am organisierten Sportleben in Zürich nicht immer konfliktfrei teilnahm. So führte die Thematik der Sabbatheiligung zu einer jahrelangen Fehde mit dem Fussballverband des Kantons Zürich, der seine Delegiertenversammlungen (konsequent oder wie auch immer) an Samstagen abzuhalten pflegte. Beleuchtet wird das Verhältnis des FC Hakoah zu den bekanntesten Zürcher Fussballklubs, FC Zürich und Grasshopper Club Zürich (GC). Auf der einen Seite war und ist die Beziehung der jüdischen Fussballer zum (ehemaligen) sog. «Arbeiterklub» FC Zürich unproblematisch, und das Zusammenwirken auf verschiedenen Ebenen zwischen dem Stadtklub und dem FC Hakoah gestaltet sich bis heute geradezu harmonisch und freundschaftlich. Geradezu «schwierig» (Publikation) ist auf der anderen Seite das Verhältnis des jüdischen Klubs und jüdischer Sportler zu GC zu qualifizieren. Hierzu findet sich in der Publikation Detailliertes, das nun schnörkellos wiedergegeben wird. «Lange galt in der jüdischen Gemeinschaft Zürichs der noble Verein als antisemitisch», heisst es wörtlich. Ebenso wird festgehalten, dass im GC «lange eine gewisse antisemitische Tradition bestand». Diese sei lange mit dem ehemaligen Zentralpräsidenten Walter Schoeller (im Amt von 1934 bis 1967) verbunden gewesen und sei es teils auch heute noch (so wird etwa in der Tennis-Sektion bis heute der traditionelle «Schoeller Cup» ausgetragen; der Name «Schoeller» wird also perpetuiert). Der Geschäftsmann Walter Schoeller sei, wie fast alle GC-Unterstützer, im Umfeld der Freisinnigen Partei (FDP) und der heutigen Credit Suisse (CS) anzutreffen gewesen. Unter dem GC-Zentralpräsidenten waren jüdische Sportler nicht willkommen, und Arbeiterkindern war es sogar untersagt, für GC zu spielen. «Die antisemitische Haltung bei den Grasshoppers lässt sich klar mit Schoellers Amtszeit verbinden», heisst es im Buch. Wieweit sich das «schwierige Verhältnis von GC» zum jüdischen Fussball auch heute noch nachzeichnen lässt, ist der Publikation nicht zu entnehmen. Für GC und Zürich beschämend ist das in der Publikation zu diesem Kapitel gezogene Fazit: «»Schoeller duldete im Verein keine Juden, es sei denn, sie gehörten zum Geldadel».- Selbstverständlich hat sich bis heute in dieser Hinsicht im Grasshopper Club und in der Stadt Zürich einiges (alles?) geändert, und die Verhältnisse haben sich ebenfalls verändert und gewandelt. Die Fussballsektion des Clubs versucht seit Jahren, an die sportlichen Erfolge früherer Zeiten anzuknüpfen. Sportlich und wirtschaftlich mutet der Kraftakt sonderbar an, dass sich der Fussball-Rekordmeister vor drei Jahren chinesischen Investoren ausgeliefert hat. So ist denn zufolge der Erfolglosigkeit des Clubs wenigstens die unrühmliche Vergangenheit von GC mit Blick auf das Verhältnis beispielsweise zum jüdischen Sport weitgehend nur noch Geschichte. Und das ist wohl auch gut so.

(FC Hakoah Zürich, Hrsg., «De Stern ufem Herz, in Züri dihei», Hundert Jahre Vielfalt, Offenheit und Toleranz, Chronos Verlag, Zürich, 2023)

Prozessniederlagen für FIFA / Gianni Infantino, für den FC Sion / Christian Constantin und für Paul Estermann

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(causasportnews / red. / 18. Januar 2023) Derzeit hagelt es Gerichtsentscheide in teils brisanten Vorgängen im Sport: Der Weltfussballverband mit Gianni Infantino als Präsident an der Spitze verliert einen prestige-trächtigen Arbeitsrechts-Fall gegen den ehemaligen Generalsekretär und Finanzchef, Dr. Markus Kattner, am Zürcher Obergericht; der FC Sion mit dem streitbaren Präsidenten Christian Constantin taucht am Bezirksgericht Martigny gegen den ehemaligen Trainer und aktuellen Nationalcoach Murat Yakin, und der Springreiter Paul Estermann wird offenbar demnächst wegen mehrfacher, vorsätzlicher Tierquälerei rechtskräftig verurteilt sein (bis dann gilt für ihn die Unschuldsvermutung). In den beiden Vorgängen aus dem Fussball dürfte es bis zur rechtskräftigen Erledigung noch eine gewisse Zeit dauern: Gegen den Beschluss des Obergerichts Zürich hat die FIFA in der Forderungssache von Markus Kattner am Bundesgericht Beschwerde eingereicht; in der Angelegenheit des FC Sion (Olympique des Alpes SA) scheint es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass Christian Constantin diese besondere Schmach einer Prozessniederlage nicht auf sich sitzen lassen wird.

«Causa Markus Kattner / FIFA»: Seit der fristlosen Entlassung des damaligen Generalsekretärs und Finanzchefs durch die FIFA 2016 liefern sich die beiden Parteien einen erbitterten Rechtsstreit. Es geht dabei darum, ob die Entlassung der Nummer 2 der FIFA damals zu Recht oder Zu Unrecht erfolgte. Zur Rechtfertigung der sofortigen Trennung machte die FIFA teils krude Gründe geltend; die gerichtliche Auseinandersetzung wird teils als persönlicher Rachefeldzug des amtierenden FIFA-Präsidenten, Gianni Infantino, angesehen. Nachdem das Arbeitsgericht Zürich Jahre brauchte, um festzustellen, dass die FIFA Gründe gehabt hätte, um das Arbeitsvertragsverhältnis mit Markus Kattner per sofort und gerechtfertigterweise zu beenden, drehte das Zürcher Obergericht den Entscheid und wies den Fall zur Festlegung der Folgen der nicht-gerechtfertigten Entlassung an das Arbeitsgericht Zürich zurück. Dieser Rückweisungsbeschluss der zweiten Zürcher Instanz wurde nun vom Weltfussballverband mit Beschwerde an das Bundesgericht gezogen, wo der Vorgang seit einigen Wochen pendent ist. Die Chancen der FIFA, den Rückweisungsbeschluss des Obergerichts Zürich noch abzuwenden, werden als eher gering angesehen. In diesem Fall der ungerechtfertigt erfolgten Entlassung müsste dann das Arbeitsgericht die (finanziellen) Folgen der ungerechtfertigten Entlassung des heute 52jährigen Markus Kattner festlegen. Es geht dabei um eine Entschädigung in der Höhe von rund zehn Millionen Schweizer Franken. Affaire à suivre also.

«Causa Murat Yakin / FC Sion»: Im Moment scheint der Präsident des FC Sion, Christian Constantin, vom juristischen Fortune verlassen worden zu sein. Auf die Gerichte in «seinem» Kanton kann er sich jedenfalls offenbar nicht mehr verlassen. Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass der 66jährige Unternehmer in den Fussangeln eines steuerlichen Sponsoring-Tricks hängen geblieben ist (vgl. causasportnews vom 16. Januar 2023). Nun ging vor Weihnachten des letzten Jahres beim FC Sion (Olympique des Alpes SA) knüppeldicke Gerichts-Post im Entlassungsfall Murat Yakin ein. Der aktuelle Nationaltrainer wurde als Klubtrainer des FC Sion 2019 nach einem Zerwürfnis mit dem Klub-Präsidenten regelrecht unmöglich gemacht, was sich der Trainer nicht gefallen liess. Er beendigte den Trainervertrag per sofort und aus wichtigen Gründen. Das Vorliegen dieser Gründe wurden vom Klub bestritten. Das Bezirksgericht Martigny folgte jedoch den Argumenten von Murat Yakin. Im Gerichtsurteil wird u.a. von einem damals «bösartigen Klima» im Klub gesprochen. Die Folgen dieser aus der Sicht des damaligen Klub-Trainers gerechtfertigten, ausserordentlichen Vertragsbeendigung sind für den FC Sion finanziell einschneidend und bedeuten eine Schmach vor allem für Christian Constantin. Der Klub muss Murat Yakin fast 1,2 Millionen Schweizer Franken bezahlen. Diese frohe Botschaft erreichte den 48jährigen Nationalcoach Ende Dezember, nur ein paar Tage, nachdem die Schweizer Nationalmannschaft an der WM-Endrunde in Katar nicht gerade brilliert hatte und mit einer Kanterniederlage gegen Portugal (1:6) aus dem WM-Endrunden-Turnier flog. Das Urteil des Bezirksgerichts Martigny ist noch nicht rechtskräftig. Affaire à suivre also auch hier.

Wohl strafrechtlich erledigt dürfte hingegen die «Causa Paul Estermann» sein. In diesem unappetitlichen Fall von Tierquälerei hat sich der bald 60jährige Springreiter offenbar mit der Verurteilung abgefunden und will das letzte Urteil des Kantonsgerichts Luzern von Ende 2022 gemäss aktuellen Verlautbarungen nicht mehr an das Bundesgericht weiterziehen (vgl. insbesondere auch causasportnews vom 21. Dezember 2020, vom 22. Januar 2021 und vom 23. Juni 2021). Vom Schweizerischen Verband für Pferdesport (SVPS) soll der Reiter nun umgehend vorläufig gesperrt werden. Bis zum Entscheid einer definitiv verhängten Sperre (Vereinsstrafe) dürfte es dann allerdings noch einige Zeit dauern.