Schlagwort-Archive: Sportwetten

Kentucky Derby 2023 wird zum Pferdefriedhof

causasportnews / Nr. 1017/05/2023, 16. Mai 2023

Photo by Bence Szemerey on Pexels.com

(causasportnews / red. / 16. Mai 2023) Das Kentucky Derby ist das berühmteste Galopprennen in den Vereinigten Staaten, das seit 1875 in Louisville, Kentucky, ausgetragen wird. Die letzte Auflage dieser Veranstaltung, die den Auftakt zur «Triple Crown»-Serie bildet, brachte im Hauptrennen, zu dem dreijährige Vollblüter zugelassen sind, und in dem ein Preisgeld von gegen zwei Millionen US-Dollar ausgesetzt ist, nicht nur einen 15:1-Aussenseiter-Sieg, sondern bescherte dem Anlass einen traurigen Rekord: Innerhalb von zehn Tagen kamen im Rahmen der Veranstaltung insgesamt sieben Pferde direkt zu Tode oder mussten nach Zwischenfällen eingeschläfert werden. Tierschützer sprachen nach dem Rennen von einem regelrechten «Schlachtfeld». Erst kürzlich geriet das berühmt-berüchtigte Flachrennen in Aintree in Grossbritannien in die Schlagzeilen, weil drei Pferde auf der Rennbahn starben (vgl. auch causasportnews vom 27. April 2023). Dass das Kentucky Derby letztlich zum Pferdefriedhof wurde, ist weder leicht zu erklären noch zu begründen. Der Kampf auf der Bahn fordert den Pferden jedenfalls alles ab und gilt als risikoreich. Gefährlich ist das Rennen wohl auch deshalb, weil der Untergrund, auf dem die Pferde galoppieren, ein Sand-Erde-Gemisch ist. Für die Pferde sei das alles andere als schonend, monieren Tierschützer. Die Veranstalter beteuern das Gegenteil: Die Bahn sei für Pferde in jeder Hinsicht ideal, und grundsätzlich werde für den Schutz der Pferde alles getan. Das gelte vor allem mit Blick auf die Verletzungsprävention. Reglementarisch wurde auch die Anzahl der Peitschenhiebe in den Rennen um die «Triple Crown», reduziert. Die Austragung derartiger Pferderennen bildet seit Jahren ein permanenter Streitpunkt zwischen den Pferderennsport-Anhängern und Tierschützern.

Ein Grund, weshalb in den Rennen in Grossbritannien und in den USA alles aus den Pferden herausgeholt wird, bildet die in beiden Ländern bedeutende Wettindustrie in dieser Sparte. Obwohl das «Schlachtfeld» um das Kentucky Derby auch die eingefleischten Pferdesport-Enthusiasten schockierte, wird diese Show in den Vereinigten Staaten weiter gehen, demnächst in Baltimore, Maryland. In Louisville verfolgten rund 150 000 Zuschaurinnen und Zuschauer das Spektakel. Zyniker sollen sich nach dem Kentucky Derby in dem Sinne geäussert haben, dass wohl auf dem Wett-Schwarzmarkt auch darauf gewettet werden könne, wieviele Pferde bei solchen Veranstaltungen zu Tode kommen. Zum sportlichen Teil ist noch beizufügen, dass bisher erst 13 Pferde die «Triple Crown»-Serie gewonnen haben. Das wird sich wohl heuer nicht ändern, weil sich im Kentucky Derby 2023 ein Aussenseiter (Javier Castellano mit «Mage») ins Siegerbuch eintragen liess.

Übereinkommen des Europarates gegen Manipulationen im Sport wird konkret

Photo by freestocks.org on Pexels.com

(causasportnews / red. / 6. Januar 2022) Dass private Sportverbände und Sportorganisationen in ihren Mitteln und Möglichkeiten beschränkt sind, die Integrität des Sportes mit Blick vor allem auf Manipulationen im Zusammenhang von Sportwetten zu schützen, ist eine notorische Tatsache. Die Versuche dieser privaten Verbände und Organisationen, Manipulationen von sportlichen Wettbewerben zu verhindern oder zu sanktionieren, sind als gescheitert zu betrachten. Mit den Mitteln des privaten Sanktionsrechts ist den Sport-Manipulationen nicht beizukommen. So obliegt es dem Staat, der mit seinen strafrechtlichen und strafprozessualen Möglichkeiten alleine in der Lage ist, Manipulationen effizient zu bekämpfen, den Lead im Rahmen des Sport-Integritätsschutzes zu übernehmen. Da Manipulationen im Sport vor allem mit Bezug zu Sportwetten offenbar immer häufiger vorkommen (was auch mit dem weltweit zunehmenden Volumen von legalen und illegalen Sportwetten begründbar ist), hat der Europarat 2014 an einer Sportministerkonferenz in Magglingen (Kanton Bern) auf Initiative der Schweiz eine Konvention gegen die Manipulation von Sportwettbewerben geschaffen. Die sog. «Magglinger Konvention» zielt unter anderem darauf ab, die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Sportbehörden im Kampf gegen Wettkampfmanipulationen staatlich intensiver zu fördern, etwa im Bereich der gegenseitigen Rechtshilfe. Die Konvention enthält international verbindliche Regeln zur Bekämpfung von Wettkampfmanipulationen im Sport. Staaten, welche die Konvention unterzeichnen, verpflichten sich zum Erlass von griffigen Strafnormen und zur internationalen Zusammenarbeit. Die Schweiz erfüllt mit der Umsetzung des Geldspielgesetzes von 2017 bereits die Anforderungen der Konvention, die bis dato von 38 Staaten unterzeichnet und von sieben Ländern (darunter die Schweiz) ratifiziert worden ist.

Wie für derartige Übereinkommen im Allgemeinen üblich, sieht der Europarat auch für die Umsetzung der «Magglinger Kovention» einen Ausschuss vor, in dem die Vertragsstaaten vertreten sind. Die Landesregierung der Schweiz hat gegen Ende des letzten Jahres vier Personen als Mitglieder des Ausschusses bestimmt, so Fürsprecher Wilhelm Rauch, den Leiter des Rechtsdienstes im Bundesamt für Sport, der zudem als Leiter der Schweizer Vertretung eingesetzt worden ist. Mit der Erfüllung dieser Personalien wird die Bekämpfung von Sportmanipulationen insbesondere im Zusammenhang mit Sportwetten intensiviert.

Dass die Schweiz zu den federführenden Staaten im Rahmen der «Magglinger Konvention» gehört, ist nicht ganz dem Zufall zuzuschreiben. Der internationale Sport wird in vielerlei Hinsicht von der Schweiz aus organisiert und durchgeführt. Bedeutende internationale Sportverbände und das Internationale Olympische Komitee (IOK) haben ihre Sitze in der Schweiz.

(Quelle: Information des Bundesrates vom 1. Oktober 2021; Schweizerische Juristen-Zeitung, SJZ, vom 15. Dezember 2021)

Wegen «Corona»: Einbruch des Sportwettenmarktes

Photo by Karolina Grabowska on Pexels.com

(causasportnews / red. / 11. Februar 2021) Wegen und im Zuge von «Corona» steht das Leben weitgehend still; der Sport findet teils unspektakulär in «Blasen» statt. Nur die digital agierende Glücks- und Geldspielindustrie boomt umso mehr. Das ist eine gemeinhin immer wieder kolportierte Feststellung. Sie entspricht allerdings nicht der Realität. In der Tat verhält es sich, zumindest in einem Teil der Glücksspielbranche, anders: Bei den Sportwetten, in einem heterogenen und differenziert zu betrachtenden Markt. Zahlenmaterial aus Deutschland belegt nämlich, dass die Glücksspielbranche mit Blick auf den Sportwettenbereich nicht zu den Profiteuren der Krise zählt, was der Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV), Mathias Dahms, soeben bestätigt sowie mit Zahlen des Bundesfinanzministeriums untermauert hat. Von Profiteurentum könne keine Rede sein, stellt er klar. «Das genaue Gegenteil ist der Fall. Während des ersten ‘Lockdowns’ im Frühjahr 2020, als alle europäischen Ligen ihren Spielbetrieb eingestellt hatten, ist der deutsche Sportwettenmarkt 2020 im ersten Halbjahr vollständig zusammengebrochen; im Vergleich zum Vorjahr 2019 im April 2020 um 90 %, im Mai um 75 %, sagt der DSWV-Präsident. Simplifiziert heisst das für den Sportwettenmarkt, in dem in Deutschland 2020 immerhin 7,8 Milliarden umgesetzt und 389 Millionen Euro an Sportwettsteuern an den deutschen Fiskus abgeführt wurden (2019 waren es 9,3 Milliarden Euro Umsatz bei 464 Millionen Euro Steuern): Ohne Sport keine Sportwetten! Erst seit dem wegen der Nachholspieltage besonders sportintensiven Spätsommer 2020 stabilisierten sich die Sportwetten-Umsätze auf dem Niveau des Vorjahres. Dass z.B. «Geisterspiele» in den attraktiven Mannschaftssportarten die Lust der Wettenden negativ beeinträchtigt hätten, lässt sich derzeit nicht belegen. Allerdings könnte sich der Sportwettenmarkt durchaus zurückbilden, falls «Corona» weiterhin und langfristig auf den Sport negativ einwirkt. Je länger der unmittelbare Zuschauer vom Sportgeschehen ausgeschlossen bleibt, desto eher dürfte die Tendenz in die Richtung gehen, dass die Lust der Sportwettenden am Sport nachlässt. Oder im Sinne von Karl Marx könnte wohl festgehalten werden: Je länger «Corona» den Zuschauer vom unmittelbaren Sport fernhält, desto intensiver dürfte die vielleicht länger anhaltende Entfremdung der wettfreudigen Sportbegeisterten vom «Produkt Sport» Tatsache werden. Der wettbegeisterte Konsument kann nämlich durchaus von Sportwetten-Alternativen Gebrauch machen.

Im Bereich der Sportwetten ist jedoch auch zu unterscheiden zwischen dem online-Glücksspiel (online-betting) und dem stationären Sportwettenbetrieb (z.B. in Wettlokalen und Wettbüros). Im letzteren Segment bleibt die Lage angespannt. «Während des derzeitigen ‘Lockdowns’ bleiben bundesweit alle Wettbüros geschlossen oder werden auf den reduzierten Annahmestellenbetrieb zurückgeworfen. Die rund 25’000 Mitarbeitenden befinden sich vorwiegend in Kurzarbeit und fürchten um ihre Arbeitsplätze, die Lokal-Betreiber um ihre unternehmerische Existenz. Viele werden nicht mehr lange durchhalten», beurteilt Mathias Dahms die derzeitige Situation. Die Vermutung, dass sich seit Beginn der Krise immer mehr Wettende in den «Schwarzmarkt», vorwiegend in Asien oder in der Karibik, «flüchten», mag vielerlei Gründe haben. In einem illegalen Markt lässt sich allerdings kein verlässliches Zahlenmaterial eruieren.

Zunahme von Sportmanipulationen im Zusammenhang mit Wetten

Photo by Karolina Grabowska on Pexels.com

(causasportnews / red. / 12. Oktober 2020) Seit geraumer Zeit ist es eher ruhig um das Thema Sportmanipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten geworden. COVID-19 und das weltweit reduzierte sowie eingeschränkte Sportangebot haben nun aber dazu geführt, dass die Vorgänge aus dem Ruder laufen. Das will heissen: Verknappter Sport – verwildertes Sportwettenangebot. Bei den soeben zu Ende gegangenen French Open der Tennisspieler/innen untersuchen die französischen Strafverfolgungsbehörden derzeit zumindest eine Partie im Frauendoppel. Seit «Corona» wütet, spielt auch der Sportwettenmarkt verrückt. Will heissen: Es wird mehr manipuliert im Sport – mit Blick auf Sportwetten. Nicht die Wetten werden dabei beeinflusst, sondern der Sport, auf den dann gezielt gewettet wird. Die abgekarteten Spiele haben einen umtriebigen Schweizer Politiker dazu bewogen, mit einer Eingabe an den Europarat zu gelangen. Nationalrat Roland Rino Büchel ist stets präsent, wenn es gilt, die Integrität des Sportes zu schützen; er gehört zu den grössten Kritikern der «alten» FIFA unter Joseph Blatter. Notiz am Rande: Der St. Galler Politiker der Schweizerischen Volkspartei (SVP) nennt sich auch «Sportmanager»; allerdings ist für ihn seine frühere Tätigkeit bei der Zuger Rechte-Vermarktungsgesellschaft «Infront», zur Zeit von Roland Rino Büchel etwa als «ISL» auftretend, kein Ruhmesblatt. Aber in diesem vom Blatter-Neffen Philippe Blatter geführten Unternehmen, das wegen Unregelmässigkeiten soeben das langjährige, äusserst lukrative Mandat des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) verloren hat (vgl. auch causasportnews vom 23. Juni 2020), ist er wohl bezüglich dieses «heiklen» Segmentes im Sport sensibilisiert worden.

Der Aktionismus von Roland Rino Büchel in Strassburg dient dem ehrgeizigen Ostschweizer wohl am meisten persönlich. Die Situation im Sportwettenbereich bietet ihm auch in «Corona»-Zeiten die Gelegenheit zur Selbstdarstellung. Dass der Europarat das Problem wird lösen können, glaubt Roland Rino Büchel wohl selbst nicht. Wer denn? Sicher nicht die Sportverbände und -organisationen. Nach grossen Bestrebungen zum Integritätsschutz nach der Affäre «Robert Hoyzer» in Deutschland (2005, ein Jahr vor der Fussball-WM-Endrunde in Deutschland, das als «Sommermärchen» in die Sportgeschichte einging), hat der Integritätsschutz seitens des organisierten Sports in den letzten Jahren an Bedeutung und Aufmerksamkeit verloren. Nur die staatlichen Strafverfolgungsbehörden sind offensichtlich in der Lage, dieser für den Sport gewaltigen Bedrohung Herr zu werden. Aber das scheint aufgrund der Entwicklungen, die sich im Zeitalter von «Corona» noch akzentuiert haben, zu wenig zu sein. Der Ruf aus der politischen Schweiz nach Europa, und das aus dem Munde eines Anti-Europa-Parteivertreters, lässt den Schluss zu, dass der Kampf gegen den Integritätsverlust im Sport nur auf europäischer Ebene effizient geführt werden kann. Nach Auffassung von Roland Rino Büchel sind in diesem Segment längst die grossen, international aktiven Verbrechersyndikate tätig. Mit dieser Feststellung liegt er sicher nicht falsch – nur: Wie lässt sich diese Gefahr letztlich vom Sport abwenden?

Auch der Sportwettenmarkt kollabiert

© Westend. Public Relations GmbH

(causasportnews / red. / 26. April 2020) Niemand weiss es genau, doch die Schätzungen decken sich in etwa: Mit Sportwetten werden im offiziellen, legalen oder „weissen“ Markt pro Jahr weltweit gegen 500 Millionen US-Dollars umgesetzt – Tendenz steigend. So war es jedenfalls bis jetzt, genauer vor „Corona“. Nun ist dem Markt, der vor allem online boomt, innert weniger Wochen die Grundlage entzogen worden. So gibt es kaum mehr Fussballspiele, auf die gewettet werden könnte, ausser etwa in wenigen autonom gewordenen Ländern der ehemaligen Sowjetrepublik. Fussballspiele machen den Hauptteil des Sportwettenmarktes aus. Aber weil auch sonst der Sport zur Passivität verurteilt ist, bleiben Wettfreudigen nur noch wenige Segmente. Aber auf Sieg oder Niederlagen von Schachweltmeister Magnus Carlsen zu setzen, ist auch nicht die Sache einer jeden Wetterin oder eines jeden Wetters. Das Deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat soeben kalkuliert, dass der Sportwettenmarkt in Deutschland regelrecht kollabiert ist: Nur noch 10% betragen derzeit die Wetteinsätze in Deutschland. Die Wetteinsätze beliefen sich 2019 immerhin auf 9,3 Milliarden Euro („Der Spiegel“, 18/25.4.2020). Auch im Schweizer Sportwettenmarkt wird von verhältnismässig ähnlichen Umsatzzahlen ausgegangen. Der „Sporttip“ verzeichnete vor „Corona“ Wetteinsätze von ungefähr einer Million Franken pro Wochenende; jetzt sind es kaum mehr 100 000 Schweizer Franken. Dank den Sportwettenerträgen flossen in der Schweiz 2019 134 Millionen Franken in den Sport.

Der Kollaps des Sportwettengeschäfts bzw. der Entzug der Geschäftsgrundlage dieses Wertschöpfungssegments begünstigen erwartungsgemäss auch kriminelle Elemente. So treiben derzeit Betrüger ihr Unwesen, denen es gelingt, unmittelbar oder mittelbar etwa Fussballspiele anzubieten, die gar nicht ausgetragen werden. Diese „ghost matches“ werden demnach entweder gar nicht gespielt, oder sie werden so angelegt, dass ein bestimmter Verlauf oder ein bestimmtes Ergebnis vorgegeben ist und die Drahtzieher diese Konstellation im Rahmen von Wetten ausnützen. Bei diesen manipulierten Sportwetten sind die Betrüger die pekuniären Sieger. Das alles hat in der Regel mit der Integrität des Sportes nichts zu tun, sondern es geht meistens um organisiert Banden-Kriminalität. Nur wenn Protagonisten des Sports bei Sportmanipulationen durch Beeinflussung z.B. eines Spiels aktiv werden, ist der Sport in seiner Integrität betroffen. Alle andern Aktivitäten gehören in den Ermittlungsbereich der staatlichen Strafverfolgungsbehörden. Ein derartiges Verfahren läuft im Moment in Kiew. Geht es um den sportlichen Integritätsschutz, sind die Sportorganisationen und –verbände ebenfalls gefordert. Auch in Bezug auf den Sportwettenbereich. Nachdem Manipulationen des Sports durch Protagonisten aus dem Sport nicht mehr die gleiche Bedeutung und Brisanz aufweisen wie etwa der Fussball nach dem „Hoyzer-Skandal“ in Deutschland (2005), sind die Sportorganisatoren der Verbände in den letzten Jahren bezüglich des Sport-Integritätsschutzes nachlässiger geworden. Immer mehr bilden deren Aktivitäten zum Schutz des Sports lediglich „Feigenblätter“, so etwa dann, wenn im Auftrag von Sportverbänden Überwachungsgesellschaften auch als Datenlieferanten für die Wettindustrie tätig sind.

Der Sportwettenmarkt boomt

(causasportnews / red. / 10. Februar 2020) Diese Zahlen lassen aufhorchen, überraschen oder verblüffen jedoch nicht: Auch im Jahr 2019 hat der (nachvollziehbare, legale) Sportwettenmarkt zugelegt – weltweit und nun nachweislich in Deutschland. Gemäss jüngst veröffentlichten Zahlen des deutschen Bundesfinanzministeriums ist der Sportwettenmarkt im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr erneut massiv gewachsen. In einem Jahr ohne grosse Fussballereignisse (Weltmeisterschaft, Europameisterschaft) haben Wettkunden in Deutschland rund 9,3 Milliarden Euro an Wetteinsätzen getätigt. Gegenüber 2018 bedeutet dies ein Umsatzwachstum von 21 Prozent. Der Präsident des 2014 gegründeten Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV); Matthias Dahms, hat sich zu diesem Sportwetten-Boom geäussert und festgehalten: „Die Sportwette ist in Deutschland angekommen und zur beliebten Freizeitbeschäftigung avanciert.“. Er wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass Sportwettenanbieter 2019 in Deutschland immerhin eine halbe Milliarde Euro an Sportwettensteuern abgeführt hätten.

Diese Zahlen betreffen selbstverständlich nur den regulierten, „weissen“ oder „legalen“ Markt. Experten gehen davon aus, dass weltweit in den legalen und illegalen Sportwettenmärkten pro Tag mehr als eine Milliarde Euro umgesetzt werden – Tendenz steigend.

Nach jahrelangen, politischen Diskussionen läuft seit Anfang 2020 in Deutschland das bundesweite Erlaubnisverfahren für Sportwettenanbieter. Die Rede ist derzeit von rund 45 Anträgen, die gestellt worden sein sollen. Die ersten Erlaubnisse sollen bereits im Frühjahr erteilt werden.

Tip(p): Mit Sportwetten und weiteren Geldspielthemen wird sich am 5. November 2020 in Zürich eine Veranstaltung des „Swiss Sport Forums“ befassen (mit Fokussierung insbesondere auf die Märkte in Deutschland, in Österreich, in Liechtenstein und in der Schweiz (mehr dazu demnächst auf http://www.swisssportforum.ch).

Betrügereien im Zusammenhang mit Sportwetten – was jeweils übrigbleibt…

(causasportnews / red. / 11. Juni 2019) Während Jahren wurde die Öffentlichkeit durch Meldungen aufgeschreckt, die Betrügereien im Sport im Zusammenhang mit Sportwetten zum Gegenstand hatten. In schlechtester Erinnerung ist der „Fall Hoyzer“: Ein junger deutscher Schiedsrichter „verpfiff“, instrumentalisiert von organisierten Betrügern, im Jahr 2004 u.a. die Pokal-Partie zwischen dem damaligen Drittligisten SC Paderborn und dem stolzen Bundesliga-Vertreter Hamburger Sport-Verein (HSV). Das Spiel endete mit einem Sensationssieg der Unterklassigen, doch schon während der Partie wurde manifest, dass hier etwas nicht stimmte. Relativ schnell flog der Betrug auf; Schiedsrichter Robert Hoyzer manipulierte das Spiel und kassierte dafür ein paar tausend Euro und einen Flachbildschirm. In der Folge wurden vor allem die Sportverbände bezüglich Spiel-Manipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten auf derartige Manipulations-Phänomene sensibilisiert und organisierten teils Frühwarnsysteme, über deren Wert und Effizienz die Meinungen auseinandergehen. Meistens wurden nach der „Affäre Hoyzer“ Spiel-Manipulationen im Zuge allgemeiner polizeilicher Ermittlungen publik, und es konnten teils Betrüger überführt und verurteilt werden. Apropos HSV und SC Paderborn: Heute wäre ein Sieg der Paderborner gegen die Hamburger keine Sensation mehr – im Gegenteil: Der HSV wird auch in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga spielen, während der SC Paderborn in der obersten Bundesliga-Spielklasse tätig sein wird.

Die ganz grossen Zeiten von Sport-Manipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten scheinen im Moment vorbei. Ein Vorgang aus der Schweiz im Herbst des letzten Jahres warf allerdings (vorübergehend) grosse Wellen: Das Cup-Spiel des FC Klingnau gegen den FC Bramois, das total überraschend 7 : 0 für die schwächer eingestuften Aargauer aus Klingnau ausging, soll manipuliert worden sein. Die Anzeichen einer Spielmanipulation bewog die Sportwetten-Anbieterin „Loterie Romande“ jedenfalls, die Wetten betreffend dieses Spiels auszusetzen (causasportnews vom 11. September 2018). Die gross angekündigten Untersuchungen insbesondere seitens des Westschweizer Sportwetten-Anbieters im Nachgang zu diesem Spiel förderten dann allerdings nichts Zählbares zu Tage. Die von „causasportnews“ kontaktierte „Loterie Romande“ mochte sich jedenfalls zu diesem Spiel nicht mehr äussern. Die Sportwettenaufsichtsbehörde „Comlot“ bestätigte hingegen auf Anfrage, dass sich der Sachverhalt durch nicht marktgerechte Quoten erklären liess, während keine konkreten Hinweise auf eine Manipulation des Wettkampfs vorlagen.

Anders kürzlich in Spanien: Im Rahmen einer Polizeiaktion wurden zahlreiche Protagonisten aus dem spanischen Fussball der Spielmanipulation im Zusammenhang mit Sportwetten verdächtigt und teils verhaftet. Betroffen sind gleich mehrere Kluborgane und Klubs (so etwa Real Valladolid und SD Huesca) sowie einige prominente Spieler (z.B. Raul Bravo, ehemaliger Spieler von Real Madrid). Die Rede ist von Auffälligkeiten in 18 Spielen, die mit Sportwetten in Zusammenhang stehen sollen. Schon im Februar kam es in Spanien zu einer Verhaftungswelle. Dabei sollen Wetten in China platziert und Spiele der dritten und vierten Spielklasse in Spanien manipuliert worden sein. So funktioniert der internationale Betrug im Sport noch immer.