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Kunsthaus-Pleite in Zürich: «Wir wollen ihn scheitern sehen»!

causasportnews / Nr. 1146/05/2024, 30. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 30. Mai 2024) Die Zürcher Kunstgesellschaft, der Trägerverein des renommierten Kunsthauses Zürich, ist Pleite (vgl. auch causasportnews vom 24. Mai 2024). Gegen fünf Millionen Franken hoch soll der Schuldenberg sein – Tendenz steigend. Logisch, dass nun weniger die Problemlösungen, sondern die Schuldzuweisungen im Vordergrund stehen. Im Fokus steht z.B. die Direktorin des Museums, die wegen ihres hohen Salärs (es sind mehr als CHF 300 000 pro Jahr) kritisiert wird. Durch tapsige Rechtfertigungsversuche hat sie sich zwischenzeitlich den Zorn der Öffentlichkeit zugezogen. Aber auch der Vorstand des Vereins mit gut-betuchten Exponenten der feinen Zürcher Gesellschaft, befindet sich unter Beschuss. Allen voran der Präsident des Vereins, der ehemalige Spitzen-Schwimmer Philipp Hildebrand. Er wurde u.a. wegen seines Beziehungsnetzes vor zwei Jahren an die Spitze des Vereins gewählt. Der smarte Oxford-Absolvent galt als Garant dafür, dass er die klamme Kunsthaus-Kasse dank seinen Beziehungen zum Klingeln bringen würde. Eine Fehleinschätzung, denn der BlackRock-Exponent nützt in der Gesellschaft und in der Öffentlichkeit niemandem mehr etwas; das war anders, als der bald 60jährige Wirtschaftsexperte praktisch als Autokrat noch der Schweizerischen Nationalbank vorstand. Heute heisst es eher, in Anlehnung an den bekannten Publizisten Alexander Görlach: «Wir wollen ihn scheitern sehen»! Wer in Staat und Gesellschaft niemandem mehr nützt, ist weg vom Fenster, sitzt in der Regel in der «Neid-Falle» und hat gesellschaftlich nichts mehr zu erwarten. So wird Philipp Hildebrand weiter (erfolglos) auf Sponsorensuche gehen (müssen), denn peinlich genug ist es, dass der vom Star-Architekten David Chipperfield konzipierte Museums-Bau, ein Prunk-Projekt des bourgeoisen Zürich, offenbar nur noch mit Subventionen der öffentlichen Hand vor der Schliessung gerettet werden kann. Statt Geld und Unterstützung setzte es für den Präsidenten des Vereins bisher nur Hohn, Spott und Verachtung ab.

Doch wie geht es weiter, wenn dieser Scherbenhaufen des zwinglianischen Bürgertums Zürich nicht mehr zusammengekehrt werden kann? Vereinsrechtlich (Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB) ist die aktuelle Lage klar: Im Moment schaut es (noch) nicht danach aus, als sei der Verein trotz der Schuldenlast zahlungsunfähig. Wäre dies der Fall, würde dessen Auflösung von Gesetzes wegen erfolgen (Art. 77 ZGB). Zahlungsunfähigkeit liegt vor, wenn die Geldverbindlichkeiten nicht mehr erfüllt werden können, weil es an liquiden Mitteln mangelt. Der Verein Zürcher Kunstgesellschaft ist (derzeit) wohl überschuldet, aber nicht zahlungsunfähig. Die Sicherung der Liquidität wird das Hauptproblem sein, mit dem sich Philipp Hildebrand und seine Vorstandskollegen derzeit auseinandersetzen müssen. Ein potenter Hauptsponsor würde der Situation also guttun. Dieser ist aber weit und breit nicht auszumachen. Oder anders: Der Vereinspräsident kann die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen; der begnadete, frühere Wassersportler schwimmt hilflos im Zürcher Haifischbecken herum. Man will ihn eben offensichtlich scheitern sehen…

Ein Ex-Schwimmstar geht baden und schluckt Wasser

causasportnews / Nr. 1144/05/2024, 24. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 24. Mai 2024) Er war ein bejubelter Sport-Star, ein gut aussehender Frauenschwarm und Herzensbrecher, dann avancierte er zum obersten Währungshüter der Schweiz, bevor es ihn in die Sphären des globalen Vermögensverwaltungsgeschäfts zog («BlackRock»). Nun folgt (s)ein spektakulärer Fall. Oder in seinem Jargon: Der ehemalige Schwimmstar geht baden – allerdings in einem Nebensegment, in der Zürcher Kultur. Die Rede ist von Philipp Hildebrand, der in den 1980er-Jahren dem Schwimm-Nationalkader der Schweiz angehörte und 1983/84 zwei Schweizer Meistertitel erschwamm. Nach seiner Aktiv-Karriere betätigte er sich in der Geldindustrie; und, so wird es gesagt (dicitur) und so scheint es, häufte er sich unermessliche Reichtümer an. Wem das gelingt, der strebt natürlich auch nach gesellschaftlicher Anerkennung, was für Bürgerliche im dunkel-roten Zürich nicht ganz einfach ist. Jedenfalls wurde der smarte, heute 60jährige Wirtschafts-Heroe vor genau zwei Jahren Präsident der «Zürcher Kunstgesellschaft», einem Verein nach Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (Motto: Wer Wirtschaft kann, der kann auch Kunst). Als ehemaliger Sportler und als Bonvivant, der den schönen Dingen des Lebens zugeneigt ist, weiss Philipp Hildebrand, dass vor allem auf zwei Plattformen gesellschaftliche Anerkennung, Lob und Beifall zu gewinnen sind: In den obersten Segmenten im Sport und in der Kultur. Ersteres hat der ehemalige Schwimmer hinter sich, die Kunst sollte seinen diesbezüglichen, persönlichen, nach-sportlichen Ambitionen zum Durchbruch verhelfen. Doch nun bekommt die Erfolgsstory von Philippe Hildebrand eine «Delle». Das Kunsthaus Zürich, das Filetstück des Vereins «Zürcher Kunstgesellschaft», ist nämlich Pleite; und damit auch der (Träger-)Verein.

Statt Ruhm und Ehre erntet Philipp Hildebrand nun also Hohn und Spott. Er ist der falsche Mann am falschen Ort im falschen Moment. Sicher ist er auch ein Opfer der Umstände geworden, denn die Präsidenten vor ihm, jeweils honorige Mitglieder der Zürcher Bourgeoisie, waren zwar auch nicht gerade durchwegs fit, aber gehörten aus verschiedensten Gründen der feinen und begüterten Gesellschaft in der Zwinglistadt an. Man kann sagen, dass Philipp Hildebrand so etwas wie in dieses Desaster und zweifelsfrei auch durch Dritte motiviert hineingeschlittert ist, die Scherben des Kunst-Debakels nun aber als Hauptverantwortlicher mehrheitlich alleine zusammenkehren muss. Die finanzielle Situation um das Kunsthaus, das vor nicht langer Zeit einen prestige-trächtigen Prunkbau des Star-Architekten David Chipperfield eingeweiht hat, ist eine finanzielle Katastrophe. Wahrscheinlich wird in Zürich an etwas festgehalten, was eh längst passé ist, nämlich, dass Museen irgendjemanden interessieren würden. Zwar werfen Stadt und Kanton Zürich jährlich Millionen von Franken in die Kunst und in die Kultur – im Sinne von Brot und Spiele für das Proletariat. Nüchtern betrachtet rechnen sich diese Segmente schlicht nicht mehr. In dieser hoffnungslosen en Situation ist der versierte Ökonom Philipp Hildebrand gefragt. Sinnigerweise ruft er nun vor allem nach Staatshilfe, was doch einigermassen erstaunt, da sich in der Zürcher Kunstgesellschaft wirtschaftliche Potenz zuhauf tummelt. Oder ist hier mehr Schein als Sein konzentriert? Der in diesen Kreisen ausgeprägte Geiz wäre auch noch eine Begründung dafür, dass es nun auch hier der Staat richten soll. Für Philipp Hildebrand, der die Schulden des Vereins wohl mit einem Federstrich selber erledigen könnte (!), schlägt nun die Stunde der Wahrheit. Statt sich im Umfeld von Macht, Reichtum und gesellschaftlicher Anerkennung zu sonnen, muss er für die Fehlleistungen und den Grössenwahn teils seiner Vorgänger, die auch in ihren angestammten Tätigkeiten in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft versagt haben, büssen. Als ehemaliger Leistungssportler weiss er natürlich, was es bedeutet, baden zu gehen – das ginge ja noch, doch wenn das Wasserschlucken dazu gehört, wird es schwierig.