causasportnews / Nr. 1081/11/2023, 18. November 2023

(causasportnews / red. / 18. November 2023) Obwohl das Jahr 2024 noch nicht beendet ist, lässt sich mit Blick auf die Trainer/innen-Gilde im Fussball folgendes konstatieren: Die einzige Konstante ist der Wechsel. Obwohl in der Branche befristete Arbeitsverträge abgeschlossen werden, ist es gang und gäbe, dass insbesondere Trainer vor Ablauf der Kontrakte ausgewechselt werden wie defekte Glühbirnen. Beispiele gibt es rundherum zuhauf. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer letztlich nicht mehr zu halten. Auch wenn noch soviel Herzblut, Klubtreue und Emotionen neben dem grünen Rasen im Spiel sind, wie beim soeben von Union Berlin entlassenen Schweizer Trainer Urs Fischer. Die Gesetzmässigkeiten in der Branche rufen bei anhaltender Erfolglosigkeit nach einem Wechsel. Urs Fischer ist nicht der einzige, den es heuer erwischt hat. Es könnte eine Liste erstellt werden, welche dokumentieren würde, dass in diesem Jahr bei den Trainern ein «Flugjahr» herrscht(e). Dabei hat es auch die Trainer-Prominenz erwischt. Julian Nagelsmann war beim FC Bayern München weder froh noch erfolgreich; deshalb wurde er wohl Deutscher Bundestrainer. Die Geschichte wiederholt sich in diesem Umfeld immer wieder. Hansi Flick warf in München hin und wurde…Bundestrainer. Der FC Bayern München ist also so etwas wie eine Trainer-Kaderschmiede des Deutschen Fussball-Bundes (DFB)mit dem Aushängeschild Nationalmannschaft, die nun auch wieder so, nämlich «national», heissen darf nach der zu Staub gewordenen Bieridee von DFB-Manager Oliver Bierhoff. Unter ihm versagte die Bundes-Elf als «Mannschaft» und nicht als «Nationalmannschaft». Apropos Urs Fischer: In der Schweiz kann der aktuelle Nationaltrainer Murat Yakin derzeit miterleben, was es heisst, als Hauptverantwortlicher des Nationalteams (von den Medien) seziert und demontiert zu werden; seine Tage in dieser Funktion dürften gezählt sein. Falls der Schweizer Fussball-Verband (SFV) eine nüchterne Lagebeurteilung vornimmt, wird der neue Schweizer Nationaltrainer wohl bald … Urs Fischer heissen.
Mit Blick auf die Gleichberechtigung im Fussball haben die Trainerinnen in diesem Jahr gegenüber ihren männlichen Kollegen in punkto Job-Beendigung aufgeholt. Die ehemalige Schweizer- und nun Deutsche (jetzt Ex-)Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat nach der für die Deutschen Kickerinnen desaströsen Fussball-WM-Endrunde in Australien/Neuseeland mit dem DFB nur noch über die involvierten Anwälte kommuniziert. Jetzt ist die 55jährige Martina Voss-Tecklenburg ihren Job los.- Eine dubiose Geschichte, in die offenbar auch der Ehemann von Martina Voss-Tecklenburg involviert ist, wurde der aktuellen Schweizer Nationaltrainerin der Frauen, Inka Grings, zum Verhängnis. Soeben haben sich der SFV und die 45jährige Trainerin der Eidgenossinnen getrennt. Es war wohl eher eine Entlassung, gemäss Sprachregelungen wird in einem solchen Fall jedoch meistens von einer Vertragsbeendigung im beidseitigen Einverständnis gesprochen. Der Frauenfussball in der Schweiz macht aktuell auch noch in anderer Hinsicht von sich reden. Einem SFV-Mitarbeiter wird ein sexueller Übergriff zu Lasten einer Fussball-Nationalspielerin auf dem Flug von der Fussball-WM-Endrunde zurück in die Schweiz vorgeworfen. Die Umstände sind dubios, der SFV hat den Betroffenen aber nun per sofort entlassen. Für Juristenfutter im Fussball ist weiterhin gesorgt.
Trainerwechsel sind für die Klubs (oder einen Verband) in der Regel schmerzhaft teuer, vor allem, weil die geschassten Trainer/innen für die Arbeitsvertrags-Restlaufzeit bezahlt werden müssen. Vor allem Sportverbände, wie der DFB, machen dabei stets den gleichen Fehler. Meistens vor wichtigen Turnieren werden die Trainer mit langfristigen Arbeitsverträgen ausgestattet, jeweils um ein «Zeichen» moralischen Supports zu setzen dergestalt, dass man an ihn (oder sie) glaubt und dass der wichtigste sportliche Übungsleiter (oder die Übungsleiterin) eines Teams aus psychologischen Gründen quasi mit einer «Lebensversicherung» ausgestattet werden muss. Doch mit dem Glauben ist es auch so eine Sache. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer (oder die Trainerin) nicht mehr haltbar, und es muss bezahlt werden. Ein entlassener Trainer (oder eine Trainerin) muss sich natürlich jeweils anrechnen lassen, was er nach der Entlassung anderweitig verdient oder zu verdienen unterlässt. Diese Fälle müssen dann meistens juristisch erledigt werden. Das Trainer/innen-Flugjahr wird wohl 2024 weitergehen.




