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«Sport-Stadt Zürich» im Elend

causasportnews.com – 42/2025, 7. Mai 2025

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(causasportnews / red. / 7. Mai 2025) Glück und Pech hängen im Sport oft zusammen. Es ist fast wie in der Politik. So etwa aktuell in Deutschland; das Land mit der grössten Volkswirtschaft in Europa ist kaum mehr in der Lage, eine funktionsfähige Regierung auf die Beine zu stellen; geschweige denn, einen Bundeskanzler geeint zu wählen. Für die Wahl zum Regierungschef braucht es einfach ein bisschen mehr Glück und entschieden weniger Pech. Einen Bundeskanzler zu küren ist wohl schwieriger, als die sechs Richtigen im Lotto zu tippen. Oder wie sagte es der ehemalige Fussball-Professional Jürgen Wegmann nach einer knappen Niederlage, die ebenso mit etwas mehr Glück hätte abgewendet werden können? «Zuerst hatten wir kein Glück, dann kaum auch noch Pech dazu».

Fehlendes Glück und mehr Pech? Das fragen sich die Zürcherinnen und Zürcher derzeit, wenn es um ihre «Sport-Stadt Zürich» geht. In der wichtigsten Sportart Fussball herrscht in der Stadt, die sich gerne so fühlt, als stehe sie (auch) sportlich über allen Dingen, Tristesse, sogar Tristesse pur. Die Medien sprechen mit Blick auf Zürich im Moment sogar von einer regelrechten «Fussball-Wüste». Im Elend stehen insbesondere die beiden Fussball-Aushängeschilder FC Zürich (FCZ) und der Grasshopper Club Zürich (GCZ). Der Zustand dieser beiden Klubs ist in jeder Hinsicht besorgniserregend. In der nationalen Meisterschaft spielen die beiden früheren Flaggschiffe des Zürcher Fussballs aktuell in der Relegations-Gruppe der Professional-Liga, was weder ein Zufall noch die Folge von Pech oder mangelndem Glück ist. Der FCZ befindet sich zwar nicht in Abstiegsgefahr; die Saison ist allerdings verkorkst und gelaufen. Dies hängt auch mit der Person des Präsidenten zusammen, der alles tut, um keinen Fettnapf auszulassen. Noch schlimmer präsentieren sich die Verhältnisse bei GCZ: Nun ist ein Wunder notwendig, damit der einstige Renommier-Klub nicht aus der Super League absteigt. Bei GCZ, dem Klub der Reichen, vermeintlich Reichen und Schönen, fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Zuerst «gehörte» der Verein chinesischen Investoren, nun sind die Amerikaner dran, die voll auf Gleichberechtigung im Professional-Fussball setzen mit einer unbedarften Präsidentin an der Spitze. Stacy Johns hat begriffen, dass American Football und der Schweizer Fussball kaum Parallelen aufweisen und beklagt sich nun über altmodische Denkschemen in Zürich. Die Folge auch hier: Peinlichkeiten und Erfolglosigkeit ohne Ende. Die Lehre aus der (Fussball-)Geschichte: Eine gute Präsidentin oder einen guten Präsidenten zu finden ist weit schwieriger als in Deutschland im ersten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt zu werden.

Soviel Pech kann kein Zufall sein, wenn die Fussball-Tristesse in Zürich analysiert werden soll. Sportlich klappt es gar nicht. Immerhin sind die «Fans» beider Klubs in Hochform. Sie beweisen kontinuierlich, was sie unter moderner Kriegsführung verstehen. Nachwuchssorgen haben sie keine. Künftige Randalierer und Gesetzesbrecher rekrutieren sie bei den Linksradikalen in Zürich, welche sonst nur einmal im Jahr, am 1. Mai, zeigen, was es heisst, den Staat und die Gesellschaft zu demontieren.

Im Zürcher Parade-Sport Fussball ist es wie sonst: Man weiss nicht, weshalb es nicht läuft; aber man sieht, dass nichts geht. Für Zürich fast beschämend mutet der Umstand an, dass sich der dritte Klub aus dem Kanton Zürich, der FC Winterthur, noch mit etwas Glück in der Super League wird halten können. Spielt GCZ weiterhin so erfolglos schlecht und nutzt der FC Winterthur sein Sport-Potential aus, könnte der Absteiger aus der Professional League auch GCZ heissen!

Im Moment tröstet sich Zürich übergreifend über die Fussball-Tristesse hinweg. Soeben hat der Zürcher Schlittschuh-Klub «ZSC Lions» zum elften Mal die nationale Meisterschaft im Eishockey gewonnen. Immerhin ein Vollerfolg, wenn auch ausserhalb des Fussballs, für die Stadt Zürich. Da nimmt man in der stolzen Limmatstadt sogar den Erfolg in einer regionale Veranstaltung, Eishockey, in Kauf.

Vor 20 Jahren: «Red Bull» lanciert Fussball-Klubs als Marketing-Vehikel

causasportnews.com – 36/2025, 19. April 2025

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(causasportnews / red./ 19. April 2025) Dieser Tage sind es 20 Jahre her, seit sich im Professional-Fussball fast Revolutionäres ereignete. Anfangs April 2005 erreichte die österreichische und europäische Sportwelt eine Meldung, die es in sich hatte und den kommerziellen, organisierten Fussball grundlegend erschüttern sollte. Der in argen Finanznöten steckende «SV Austria Salzburg» teilte mit, dass sich der Getränkekonzern «Red Bull» aus Salzburg nun auch in der österreichischen Bundesliga, im Klub «SV Austria Salzburg», engagieren werde. «Wunderbar», dachten damals vor allem die eingefleischten «Fans» des sportlich und wirtschaftlich in Bedrängnis geratenen Vereins. Doch es war nicht alles nur eine «wunderbare Rettung». Der Einstieg des Getränkekonzerns bedeutete eine Radikalveränderung im fussballerischen Sport-Marketing. «Red Bull» wurde nicht nur Sponsor des Vereins, sondern es war der Beginn eines Total-Umbaus des Salzburger Traditions-Klubs. «SV Austria Salzburg» wurde zum integralen Marketing-Vehikel des Konzerns aus Fuschl am Seer, einem malerischen Weiler in der Nähe von Salzburg. Der Klub erlebte eine Neu-Organisation und -Konzeption. Der Traditions-Klub «SV Austria Salzburg» wurde zum sportlichen Brause-Event. Dabei war die Namensänderung noch der minimste Sargnagel beim Begräbnis des konventionellen Sponsorings im Spitzen-Fussball. Aus dem Verein «SV Austria Salzburg» wurde das Marketing-Tool «Red Bull Salzburg». Der «SV Austria Salzburg» wurde, ungeschminkt betrachtet, in den ersten Tagen des Monats April 2005 regelrecht zu Grabe getragen und verlor nicht nur seine Identität, beweinten bald einmal die eingefleischten Fans des Traditions-Vereins, nachdem ihnen klar wurde, was mit «ihrem» Verein geschah. Mit «Red Bull Salzburg» entstand ein neuer Klub, ein Marketingvehikel, wie es danach noch einige in Europa und rund um den Globus geben sollte. «Red Bull» wurde in diesem Segment mit unzähligen «Red Bull»-Klubs zur eigenen Fussball-Welt, in der Synergien in wirtschaftlicher und sportlicher Hinsicht geschaffen und gepflegt wurden. Dies etwa im Bereich der Fussball-Akteure, in dem heute innerhalb der «Red Bull»-Gruppe ein regelrechtes «Spieler-Karussell» am Laufen gehalten wird. Auch die wirtschaftlichen Synergien unter den Klubs nehmen gigantische Ausmasse an.

Was 2005 mit «SV Austria Salzburg» geschaffen und anderorts nachgeahmt wurde (etwa in Leipzig mit «RB Leipzig»,»RasenBallsport Leipzig e.V. -, «RB» steht zufälligerweise für «Red Bull»), stiess und stösst nicht überall auf Begeisterung. Ob Klubs im Fussball ihre «Seele» verlieren, wenn sie sich als «Red Bull»-Wirtschaftsmacht im Sport positionieren, ist eine Grundsatz-Frage, die ebensowenig schlüssig beantwortet werden kann wie die offenbar nebensächliche Frage, ob das Getränk «Red Bull» überhaupt schmeckt und die Gesundheit fördert. Man mag das Getränk «Red Bull» – oder man mag es nicht. Ob die «Red Bull»-Sportkonzeption goutiert wird, ist nochmals eine andere Frage. Einige Hardcore – Fans von «SV Austria Salzburg» konnten sich mit dem 2005 begonnen Umbau des Klubs, bei dem diesem Verein ihrer Meinung nach die sportliche Seele ausgehaucht wurde, nicht abfinden. Sie wandten sich vom «Brause-Klub» «Red Bull Salzburg» ab, gründeten den «SV Austria Salzburg» neu und nahmen den Wettspielbetrieb ganz unten in der Amateur-Liga auf. Aktuell stehen die «Red Bull»-Dissidenten aus Salzburg mit dem wieder auferstandenen Verein «SV Austria Salzburg» in der Regionalliga West an erster Stelle und peilen den Aufstieg in den professionellen Bundesliga-Betrieb an. Eigentlich, so die Fans, die mit Stolz erzählen, dass der Verein derzeit gegen 2000 eingeschriebene Mitglieder habe, sei der Klub nie untergegangen. Das Identifikationspotential mit dem Verein weise gigantische Züge auf.-

Fussball ist eben offenbar letztlich eine Herzensangelegenheit, im Rahmen von Sportkapitalgesellschaften werden Beteiligungspapiere z.B. als «Herz-Aktien» bezeichnet. Fussball ist vor allem nicht Dasselbe wie etwa der Formel 1-Rennsport, der insbesondere nur noch eine Marketing-Plattform abgibt. Die in der Formel 1 fahrenden «Red Bull»-Dosen auf vier Rädern sind dem hehren Sport derart entrückt, dass die Persönlichkeit des einzelnen Fahrers und das fahrerische Können nicht mehr viel zählen, die «Autos» im hoch-komplexen, automatisierten Ingenieurs-Wettbewerb somit auch von Schimpansen bewegt werden könnten, wie der frühere Rennstall-Eigentümer Peter Sauber einmal ausgeführt hat…

(Quellen: Verschiedene Medienberichte; zuletzt insbesondere «Sonntags-Zeitung» Zürich, 6. April 2025)

«Corona»-Hilfsgelder und auch sonst: Wie gewonnen, so zerronnen…

causasportnews / Nr. 1154/06/2024, 26. Juni 2024

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(causasportnews / red. / 26. Juni 2024) Die «Corona»-Pandemie hat teils das öffentliche Leben lahmgelegt; vor allem die Wirtschaft. Und weil auch der organisierte Sport pekuniäre Komponenten aufweist, wurde auch er vom sog. «Lockdown» und seinen Folgen getroffen.

Bei Impakten jeglicher Art wird heute nach Staatshilfe gerufen. So war es auch bei «Corona». In der Schweiz eilte der Staat der Wirtschaft zu Hilfe, bevor überhaupt klar war, welche Schäden diese Pandemie verursachen könnte. Teils etablierte Betriebe gingen innert weniger Tage pleite. Bereits wenige Wochen, nachdem das öffentliche Leben mehr oder weniger zum Stillstand gekommen war, gab sich der Staat generös und zeigte vor allem durch grosse Hilfsbereitschaft Flagge (Merke allerdings: Wenn Politiker Geld verteilen, wollen sie sich vor allem die nächste Wahl sichern). Den effektiv und vermeintlich in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Unternehmen wurden teils die Hilfsgelder in Form von Krediten und Darlehen regelrecht nachgeworfen. Der Schweizerische Finanzminister brüstete sich öffentlich damit, dass «Corona»-Kredite innerhalb weniger als einer Stunde nach Antragsstellung unbürokratisch und ohne die üblichen Sicherheiten bei Kreditvergaben über Banken ausbezahlt würden. Dabei wurde vergessen oder ignoriert, dass die Entrichtungen der Hilfsgelder letztlich keine Schenkungen oder «à fonds perdu»-Beträge sein würden. Weil die meisten Zahlungen ohne Sicherheiten geleistet wurden, harzt es nun erwartungsgemäss bei den Rückzahlungen. Etliche Milliarden Franken sind bis jetzt abgeschrieben worden, in vielen Fällen wird jedoch versucht, die gesprochenen und in der «Corona»-Zeit ausbezahlten Gelder durch den Staat wieder einbringlich zu machen. Davon ist auch der organisierte Sport betroffen. Zahlreiche Vereine, Klubs, Organisationen und Verbände sind während «Corona» mit pekuniären Mitteln bedacht worden. Wie allgemein in der Wirtschaft sind allerdings auch im Sport derartige Gelder zweckentfremdet worden. In einer dürren Zeitungsmeldung ist kommuniziert worden, dass sich der Sport-Dachverband «Swiss Olympic» (Vertretung des Sports) und das Bundesamt für Sport auf eine Rückzahlung von 4,5 Millionen Franken, die vor allem von Fussballklubs nicht mehr zurückerstattet werden konnten, geeinigt hätten. 4,9 Millionen Franken sollen vom organisierten Sport, insbesondere von der Fussball Professional-Abteilung (Swiss Football League) zweckentfremdet verwendet worden sein. Weil keine betrügerischen Machenschaften festgestellt wurden, einigten sich «Swiss Olympic» in Vertretung der damals bedachten Vereine und Verbände und das Bundesamt für Sport vergleichsweise auf einen leicht reduzierten Forderungs- bzw. Rückzahlungsbetrag. Wie heisst es doch so schön: «Wie gewonnen, so zerronnen) …

Zerronnen sind auch die dem Wirtschafts-Hasardeur René Benko vom Unternehmer Klaus-Michael Kühne, unter anderem Sponsor des Hamburger SV, der kaum mehr aus seinem sportlichen Tief findet, überlassenen Invest-Beträge. Ein paar wenige hundert Millionen (Währung unbekannt) soll der in der Schweiz wohnhafte reichste Deutsche dem Österreichischen Wunderkind in den Rachen geworfen haben; er wird dieses Geld aber nie mehr sehen. Der Verlust von ein paar hundert Millionen schmerzt den 87jährigen Hamburger bei einem geschätzten Vermögen von gegen 40 Milliarden Franken nicht gross. Gravierender ist der Ansehensverlust, nämlich, dass der versierte Geschäftsmann aus Hamburg dem Wirtschaftsakrobaten René Benko auf den Leim gekrochen ist und sich hat übertölpeln lassen. So leistet der Geprellte nun öffentlich Abbitte, eine besondere Form der Beichte («Ich habe mich von Herrn Benko einlullen lassen», Sonntags-Zeitung Zürich vom 23. Juni 2024), gestand der Unternehmer. Was bedeutet: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein (nach Johannes).

Ironie auch dieser Geschichte: Wenn das gewonnene Geld zerrinnt, schmerzt es einmal mehr («Corona»-Konstellation), manchmal weniger («Fall Klaus-Michael Kühne /René Benko»).

Die Angst des Fussballers vor der Öde des Alltags

causasportnews / Nr. 1132/04/2024, 18. April 2024

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(causasportnews / red. / 18. April 2024) Fussballspieler werden nicht nur während ihren sportlichen Aktivitäten auch von vielerlei Ängsten geplagt. So beschrieb der Schriftsteller Peter Handke einst die «Angst des Torwarts beim Elfmeter», ein grosses, literarisches Werk, das des Pudels Kern nicht traf. Beim Elfmeter ist der Schütze des Elfmeters phobisch belastet, nicht jedoch der Torhüter, der beim Elfmeter-Schiessen nur gewinnen kann. Niemand erwartet, dass er den getretenen Elfmeter hält.

Selbstverständlich sind im Sport und bei sportlicher Betätigung Angstphasen allgegenwärtig. Die Problematik ergibt sich allerdings oft ausserhalb der Wettkampfstätten. Vor allem gut-betuchte Fussballspieler, teils immer noch «Millionäre in kurzen Hosen» genannt, haben oft ihre lieben Mühen mit dem Privatleben, mit der zeitlich überdimensionierten Freizeit oder mit dem Kampf gegen die Langweile. Sich ausserhalb der Sportplätze zurecht zu finden, scheint jedenfalls nicht einfach zu sein. Die Lage ähnelt den Umständen, mit denen sich Sportlerinnen und Sportler nach der Beendigung ihrer Karrieren auseinanderzusetzen haben. Die Angst des Sportlers vor dem Leben nach Beendigung der aktiven Laufbahn ist noch schwieriger als der Umgang mit der exzessiven Freizeit während der Aktivzeit.

Zum Beispiel Breel Embolo. Der 27jährige Kader-Spieler des Vereins AS Monaco und der Schweizer Nationalmannschaft mit einem Marktwert von 12 Millionen Euro, der nach einen Kreuzbandriss ein Comeback anstrebt, ist in einen Vorgang verwickelt, in dem es um den Kauf von gefälschten Covid-Zertifikaten geht. Vor dem Basler Strafgericht wird sich im Mai der Anführer einer Motorrad-Gang zu verantworten haben. Ihm wird der Verkauf gefälschter Covid-Zertifikate vorgeworfen. In diesem Zusammenhang erscheint der Name Breel Embolo, der strafrechtliche Sanktionen riskiert. Aktenkundig ist der begnadete Fussballspieler bereits in anderem Zusammenhang, so, als er sich 2021 nach der Teilnahme an einer illegalen Party vor der Polizei in einer Badewanne versteckte. Sein damaliger Arbeitgeber, Borussia Mönchengladbach, büsste den Schweizer mit 200 000 Euro. Im vergangenen Jahr wurde Breel Embolo in anderem Zusammenhang vom Basler Strafgericht wegen mehrfacher Drohung nach einem nächtlichen Streit zu einer bedingten Gefängnisstrafe verurteilt.

Oder Jérôme Boateng, der 35jährige Innenverteidiger von US Salernitana, der seine ganz grosse Zeit beim FC Bayern München erlebte. Die langjährige Beziehung des Fussballspielers zu einem Top-Model soll von Gewalt durchsetzt gewesen sein. In geradezu toxischer Art wurden von den Beteiligten Vorwürfe an die Adresse der Gegenseite erhoben, vor allem über die Medien. Model und Fussballer – das ist eine medial hervorragende Konstellation. Ob diese und die permanenten Auseinandersetzungen des Fussballspielers mit der Frau Ursache für den Freitod des Models vor drei Jahren waren, ist unklar. Die Affäre beschäftigt im Moment unter anderem die Justiz; und selbstverständlich (wiederum) intensiv die Medien. Im Raum steht das Delikt der vorsätzlichen Körperverletzung. Jérôme Boateng bestreitet generell irgendeine Gewalteinwirkung zum Nachteil seiner ehemaligen Partnerin. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Losgesagt von seinem Bruder hat sich zwischenzeitlich Kevin-Prince Boateng, der zuletzt für Hertha BSC Berlin spielte. Ihm ist das ganze Thema um Jérôme Boateng offensichtlich zuviel geworden. Öffentlich distanziert von ihrem im Gewalt-Fokus stehenden Sohn hat sich zwischenzeitlich die Mutter von Jérôme Boateng.

Als Konklusion drängt sich offensichtlich und grundsätzlich der Schluss auf, dass die Angst des Sportlers (und der Sportlerin) bezüglich des Lebens nach dem Sport wohl grösser ist als die Angst des Torhüters und vor allem des Elfmeterschützen beim Fussball-Penalty. Je länger eine sportliche Aktiv-Karriere zurückliegt, desto öder kann sich der Alltag präsentieren – als Nährboden für Exzesse aller Art.

Grasshopper Club Zürich – oder der (untaugliche) Versuch, Fussball zu machen

causasportnews / Nr. 1130/04/2024, 11. April 2024

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(causasportnews / red. / 11. April 2024) Der Grasshopper Club Zürich (GCZ), Fussball-Sektion, war bis vor 20 Jahren das Aushängeschild des Schweizerischen Klub-Fussballs im In- und Ausland. Es war die Zeit, als der Klub-Fussball, eben mit GCZ als Leader-Klub, im Vergleich zur Schweizer Nationalmannschaft, eine Klasse höher eingestuft war als das National-Team. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. International ist der Schweizer Klubfussball praktisch inexistent und wird kaum mehr beachtet. Anders die National-Mannschaft, die in internationalen Turnieren nicht nur mitspielt, sondern, wie jetzt dann anlässlich der Fussball-Europameisterschaft in Deutschland in diesem Sommer, mit Ambitionen antritt. Der Captain des Teams, Granit Xhaka, steht mit seinem aktuellen Verein, dem Bayer 04 Leverkusen, immerhin vor dem Gewinn der prestige-trächtigen Deutschen Fussball-Meisterschaft. Die Leistungsträger der Nationalmannschaft spielen bei Klubs im Ausland.

Zurück zu GCZ: Bildete früher die Rivalität auf dem Platz Zürich zwischen GCZ und dem FC Zürich (FCZ) permanenten Stoff für Stadtgespräche, so bewegt sich GCZ nun nicht einmal mehr im Schatten des FCZ. Es herrscht in Zürich etwa der selbe sportliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zustand wie in München im Vergleich zwischen dem FC Bayern München und 1860 München, letzterer zwischenzeitlich in der 3. Liga angelangt. Die Medien hätschelten während Jahrzehnten den GCZ, jetzt haben auch sie den ehemaligen Nobelklub aufgegeben. Ein Abgesang folgt dem andern, auch in den in Zürich und Umgebung bedeutenden Medien «Neue Zürcher Zeitung», «Tages-Anzeiger» und «Blick». Seit dem letzten Meistertitel 2003 hat GCZ Hunderte von Spielern verbraucht, Trainer zuhauf verschlissen, unzählige Präsidenten zerrieben und Hunderte von Millionen Franken verbrannt. Solange es den Banken gut ging und diese bereit waren, gewaltige Mittel in den Klub zu pumpen, ging fast alles gut. Seit die Geldinstitute bestrebt sind, vor allem die eigenen Manager zu vergolden und sich Bankenpleite an Bankenpleite reiht, darbt auch der Fussball. Erfolgsgeschichten schreibt der GCZ auf dem Platz Zürich schon längst nicht mehr. Es ist nur noch der untaugliche Versuch, Fussball zu machen. Geld ist bekanntlich nicht alles im Fussball; doch ohne Geld funktioniert Fussball nicht, auch wenn Geld keine Tore schiesst, wie es Otto Rehhagel einmal gesagt hat: Nur Geld auf zwei Beinen schiesst eben Tore. Bei GCZ geben sich derzeit undurchsichtige Geldgeber, sog. «Investoren»,  die Klinke in die Hand. Vor wenigen Jahren kreuzten Chinesen auf und überliessen kürzlich desillusioniert Amerikanern das wirtschaftliche und sportliche Spielfeld in Zürich. Im Management sollen es derzeit die Deutschen richten – und werden scheitern wie die Zauberlehrlinge des professionellen Fussballs vor ihnen. Auch sportlich steht GCZ derzeit das Wasser derart am Hals wie schon lange nicht mehr. Es droht der Fall in die Bedeutungslosigkeit der zweiten Liga. In einem Verzweiflungsakt ist Trainer Bruno Berner entlassen worden. Mit einem neuen Mann, Marco Schällibaum, soll der drohende Abstieg verhindert werden. On verra. Jedenfalls redet der neue Trainer das schwächelnden und schwache GCZ schon einmal stark. Aber sonst herrscht Tristesse. Konzeptlos, hilflos, mutlos – so könnte die Lage beim einstigen Flaggschiff des helvetischen Fussballs zusammengefasst werden. Trotz allem scheint die Stimmung im Klub besser zu sein als die Lage. Für gute Stimmung garantieren die Präsidenten, die in ihren angestammten Berufen (als Unternehmer, Banker, Wirtschaftsanwälte) offenbar erfolgreicher sind als im Fussball. Wenigstens das. Der «Tages-Anzeiger» schreibt aktuell von «20 Jahren Gewurstel und wieder einmal am Abgrund», vom «Durchlauferhitzer für Mittelmass» und prognostiziert, dass es noch schlimmer kommen könnte. «Schauen wir mal», würde Franz Beckenbauer sagen. Es stellt sich die Kardinalfrage, weshalb sich GCZ derart schwertut, an die glorreichen Zeiten anzuknüpfen. Fussball ist doch derart einfach; das «Runde» muss ins «Eckige». Letztlich müssen mehr eigene «Runde» ins gegnerische «Eckige» als andersherum. Oder wie es Giovanni Trapattoni auf den berühmten Punkt (er meinte nicht den Elfmeter-Punkt) brachte: Fussball ist nicht nur «dong», sondern «ding, dang, dong». Das sollte an sich auch bei den Grasshoppers in Zürich zu verstehen und machbar sein.

Winterthurer «Banner-Skandal» endet mit Freisprüchen

causasportnews / Nr. 1103/01/2024, 25. Januar 2024

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(causasportnews / red. / 25. Januar 2024) Ab und zu muss in Erinnerung gerufen werden, was man vor Gericht bekommt: Nicht Gerechtigkeit, sondern ein Urteil; manchmal deckt sich der Urteilsinhalt mit den Gerechtigkeitsvorstellungen. Im nachfolgend geschilderten Fall dürfte dies allerdings nicht der Fall sein.

Nun ist es unbestritten, dass auf und neben Fussballplätzen alles ein bisschen anders ist und es in diesen Sphären oft ein wenig rauer zu und hergeht als vielleicht in einem Priesterseminar oder einem Töchter-Institut. Jedenfalls war die Stimmung in jenem Mai 2019 einigermassen aufgeheizt, als die Challenge League-Mannschaften des FC Schaffhausen und des FC Winterthur in der «Eulachstadt» (Winterthur, genannt nach dem Fluss «Eulach» als Nebenfluss der Töss) aufeinander trafen. Vor allem die Schaffhauser Anhänger legten eine gewisse Militanz an den Tag und verhielten sich recht aggressiv und provokativ. Es wurden auf den Zuschauer-Rängen auch diverse Transparente entrollt, die es in sich hatten. Auf einem dieser Banner war zu lesen: «Winti Fraue figgä und verhaue» (also: Winterthurer Frauen ficken und zusammenschlagen). Gegen sechs Urheber dieser Aktion, heute zwischen 24 und 30 Jahre alt, wurde Anklage wegen der Aufforderung zu Gewalt an Frauen erhoben. Wie zuvor das Bezirksgericht Winterthur sprach nun das Obergericht des Kantons Zürich auf Berufung der Staatsanwaltschaft hin die sechs Fussball-Aktivisten vom Vorwurf des Gewaltaufrufs gegen Frauen frei. Es sei alles nur eine Provokation gewesen, qualifizierten das Gericht die Handlungen der Angeklagten.

Die Urteile haben nicht einmal zu grossen Diskussionen geführt. In einer ausser Rand und Band geratenen Gesellschaft in einem Staat, der Gewalt als Unterhaltung geradezu fördert (ein Beispiel gibt der «Tatort» ab, der jeweils an Sonntagabenden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vor Rekord-Zuschauerkulissen gezeigt und in dem Gewalt jeglicher Art geradezu als Normalzustand bagatellisiert wird), ist es selbstverständlich nicht Aufgabe der Justiz, den Umgang der Menschen miteinander mit dem Mittel des Strafrechts zu optimieren. Dass es auf Fussballplätzen und drumherum etwas deftiger zu und hergehen darf als anderswo, erhellt nach dem Urteil der zweiten Strafinstanz im Kanton Zürich. Mit Fug und Recht lässt es sich fragen, ob die unmissverständliche Aufforderung, Frauen letztlich zu vergewaltigen und in ihrer physischen und psychischen Integrität zu verletzen, als, zwar geschmacklose, Provokation noch zu rechtfertigen ist. Erschwerend kommt wohl hinzu, dass die Aufforderung in Schriftform erfolgte und nicht nur das Ergebnis einer aktuellen, verbalen Entgleisung war. Der vom Obergericht des Kantons Zürich entschiedene Vorgang auf der Winterthurer «Schützenwiese», der an sich keine Alternativ-Interpretationen zulässt, war offenbar nicht dazu angetan, ein Exempel zu statuieren. An eine spezial- und general-präventive Wirkung von Strafurteilen hat am Zürcher Hirschengraben, am Sitz der zweiten Instanz des Kantons Zürich, offensichtlich ebenfalls niemand gedacht. Dass das Gericht die Aktion in Winterthur mit Anti-WEF-Transparenten verglich, war zumindest speziell. Wahrscheinlich hat die Anklagebehörde (Staatsanwaltschaft) nun wenig Lust, auch noch am Schweizerischen Bundesgericht eine weitere juristische Pleite zu erleben. Es ist ihr nicht zu verargen. Am Obergericht wurde der Staatsanwaltschaft geradezu verhöhnt, und ein Verteidiger empfahl dem Ankläger den Besuch eines Fussballspiels, damit er «es» auch begreife, nämlich, dass die Fussballwelt eben auch eine andere geworden sei.

Wem gehören zum Beispiel Fussballklubs?

causasportnews / Nr. 1084/11/2023, 27. November 2023

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(causasportnews / red. / 27. November 2023) Die Internationalisierung und die Globalisierung machen es möglich: Auch das Fussballgeschäft weist je länger desto mehr internationale Dimensionen auf. Wenn heute Araber in Frankreich oder in England in Klubs investieren, auf der ganzen Welt aktive Milliardäre sich im kommerziellen Sport-Business tummeln und begüterte Egomanen sich dank der Plattform «Sport» eine Bedeutung erkaufen, erregt dies kein grosses Aufsehen mehr. Auch dann nicht, wenn sich Oligarchen, wie der mit etlichen Staatsbürgerschaften ausgestattete Roman Abramowitsch von seinem Lieblingsspielzug, dem FC Chelsea, trennt oder trennen muss und nun mit seinen Yachten die Weltmeere befährt sowie Kunst in rauen Mengen zusammenkauft. Das wird zwar in der (Sport-)Welt registriert, aber man macht deswegen kaum ein Aufsehen. Oft sind die wirtschaftlichen Verhältnisse um Sport-Klubs derart verschachtelt und verworren, dass die an sich zentrale Frage, wem beispielsweise im kommerziellen Fussball die Klubs gehören, nicht mehr zu beantworten ist. So ist das «Financial Fairplay» des Europäischen Kontinentalverbandes UEFA ein ziemlich stumpfes Instrumentarium zur Gewährleistung der wirtschaftlichen Chancengleichheit im Wettbewerb. Die Mittelflüsse im globalen Fussball sind kaum nachzuvollziehen. Schillernde Investoren, dubiose Schaumschläger und abgebrühte Poker-Typen können zwar nicht gerade als Bereicherung in der Sport-Szene betrachtet werden, sie sind jedoch unentwegt aktiv; und treiben es in diesem Segment immer wieder ziemlich bunt; so sorgen sie sorgen sie immer wieder für pekuniäre Farbtupfer. Sie meinen es natürlich gut, auch mit sich selber, und sind auf Seriosität bedacht, und lösen Irritationen aus. Zwei Beispiele aus der nationalen und internationalen Sportwelt zu zwei Klubs, die im Welt-Fussball eine eher marginale Rolle spielen.

So der FC Schaffhausen, der in der Challenge League in der Schweiz am Tabellenende herumkrebst und, falls keine sportliche Rettung gelingt, bald den Gang in die 1. Amateur-Liga antreten muss. Wirtschaftlich wird der Klub vollumfänglich beherrscht von einem Alt-Bekannten im Fussball, Roland Klein, der in Abkehr von seinem Namen immer ein Grosser werden wollte und seit Jahrzehnten versucht, im In- und Ausland am ganz grossen Fussball-Rad zu drehen – und immer wieder irgendwo in der fussballerischen Einöde landet. Wie jetzt in Schaffhausen. Den Klub möchte er seit geraumer Zeit möglichst mit Gewinn abstossen. Wie er zur 100%-Beteiligung am FC Schaffhausen kam, lässt sich nicht so genau eruieren. Die Mutmassung, Roland Klein habe sich nach dem Tod des Klub-Präsidenten Aniello Fontana, den Klub irgendwie unter den Nagel gerissen, ist natürlich ein Gerücht. In letzter Zeit ist in der Munot-Stadt immer wieder von geheimnisvollen Investoren die Rede, welche die 100%-Beteiligung von Roland Klein am FC Schaffhausen übernehmen wollen. Der wichtigste, wirtschaftliche Partner des Klubs ist übrigens «Berformance», ein Vertriebsdienstleiter für digitale Zukunftstechnologie mit Berührungspunkten zu Österreich. Was dieses Unternehmen genau macht, bezeichnen die Medien als mysteriös, die Auftritte vom verkaufswilligen Klub-Eigner Roland Klein als skurril.

Oder Olbia Calcio 1905, ein Italienischer Serie-C-Club, an dem eine Investgesellschaft aus dem Kanton Schwyz 70 Prozent übernimmt, wie der Regional-Zeitung «Einsiedler Anzeiger» vom 21. November 2023 zu entnehmen ist. Die Gesellschaft «Swiss Pro Promotion GmbH» ist kürzlich gegründet worden und stellt gemäss der Zeitung «ein Team, das sowohl im Fussballgeschäft als auch in anderen Industriebereichen, im Finanwesen und in Rechtsbelangen über eine langjährige Erfahrung verfügt.». Zwei Protagonisten der Unternehmung sind im weltweit bekannten Klosterdorf Einsiedeln ansässig. Insbesondere auch mit Hilfe des Heiligen Geistes und dank der Internationalisierung im Sport-Business sollte in diesem speziellen Fussballprojekt in Italien nichts mehr schiefgehen. In einer Medienorientierung in der Schweiz gab sich der Olbia-Präsident Alessandro Marino jedenfalls zuversichtlich, was das Sportliche und das Wirtschaftliche des Klubs, der nun zu 70% der Invest-Unternehmung Swiss Pro Promotion GmbH gehört, anbelangt.

Lehre aus den Geschichten: Niemand ist zu klein, um im Fussball der Grösste zu sein – oder zu werden.

Millionäre in kurzen Hosen und die Sache mit dem Arbeitsrecht

causasportnews / Nr. 1064/09/2023, 27. September 2023

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(causasportnews / red. / 27. September 2023) Mit schöner Regelmässigkeit wird vor allem im professionellen Fussballsport die Frage in den Raum gestellt, wie es sich bei Berufs-Fussballspielern mit dem Arbeitsrecht verhält. Diese Fragestellung ist im Grundsatz berechtigt, zumal etwa in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich die Meinung vorherrscht, derartige (Mannschafts-)Sportler (und Sportlerinnen) seien Arbeitnehmer und in ihren Ländern und Wirkungsbereichen dem Arbeitsrecht unterstellt. Anerkannt wird aber auch weitgehend, dass es sich bei Fussballspielern im professionellen Sport um atypische Arbeitnehmer handelt, was an sich evident ist; derartige Berufssportler können beispielsweise nicht mit Bergwerkarbeitern, sofern es sie noch gibt, gleichgesetzt werden. Vor allem die Schutzrechte im Rahmen des Arbeitsrechts sind bei Fussballspielern, im Vergleich zu Bergwerkarbeitern, wohl nicht dieselben. Oder anders: Die Millionäre in kurzen Hosen müssen auf den Aktivitäts-Ebenen und bezüglich der pekuniären Aspekte nicht gleich geschützt werden wie andere Arbeitnehmer. Wobei hier gleich eine Einschränkung zu machen ist, nämlich dergestalt, dass nicht jeder Professional-Fussballspieler auch Millionär ist.

Die Atypizität der Mannschafts-Sportler als Arbeitnehmer impliziert wohl, dass das Arbeitsrecht zwar generell, aber nicht talis qualis, auf diese Rechtsverhältnisse im Mannschaftssport anzuwenden ist. Letztlich kommt es wohl drauf an, welche arbeitsrechtlichen Normen geeignet sind, im Rahmen sportlicher Berufsausübung zum Zuge zu kommen. Seit einem Urteil des Deutschen Bundesarbeitsgerichts steht die Fussball-Arbeitswelt Kopf. Das Gericht in Erfurt erkannte grundsätzlich, dass Arbeitgeber, dazu gehören auch Fussball-Klubs, die tägliche Arbeitszeit ihrer angestellten Fussballspieler zu erfassen hätten. Dass nun Unsicherheit darüber herrscht, was hier unter den Begriff «Arbeitszeit» zu subsumieren ist, war zu erwarten. Muss also der Fussball-Professional während eines Spiels die Stechuhr betätigen? Gehört das Duschen nach getaner Arbeit (Spiel oder Training) zur Arbeitszeit? Fällt darunter auch die Reisezeit zu einem Auswärtsspiel? Liefert der Spieler auf der Reservebank Arbeit ab? Et cetera.

Arbeitsrechtliche Bestimmungen, die geeignet sind, im Sport-Betrieb angewendet zu werden, sollen auch entsprechend zur Anwendung kommen. Anzuwenden ist, was kohärent ist und Sinn macht. Womit wohl wieder einmal eine neue, juristische Theorie, die «Kohärenztheorie» aus der richterlichen Perücke gezaubert wäre. Diese und anderweitige Unsicherheiten im Arbeitsvertragsrecht von Fussball-Professionals lassen sich weitgehend durch adäquate Vertragsgestaltung regeln, wobei dann natürlich wieder ab und zu der Einwand kommen dürfte, diese oder jene Regelungen würden gegen zwingende Arbeitsrechtsbestimmungen verstossen. Eine zweifelsfrei wichtige und praxisrelevante Entscheidung hat das Bundesarbeitsgericht übrigens vor geraumer Zeit gefällt, nämlich, dass die Befristungen von Arbeitsvertragsverhältnissen im Mannschaftssport zulässig sei.

Gewalt im Amateurfussball – die Reaktionen der Bestürzungs- und Empörungsgesellschaft

causasportnews / Nr. 1031/06/2023, 27. Juni 2023

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(causasportnews / red. / 27. Juni 2023) Gewalt rundherum, nicht nur in den Kriegsgebieten und auf den Schlachtfeldern dieser Welt. In der modernen Spass-, Bespassungs- und Freizeitgesellschaft bildet Gewalt auch ein Unterhaltungsfaktor. Ein Beispiel: An Sonntagabenden, an denen es an sich flächendeckend friedlich zu und hergehen sollte, ergötzt sich die TV-Konsumgesellschaft mit steigendem Aggressionspotential an immer neuen Folgen des «Tatort»-Krimis. Mord, Totschlag, Gewalt, rüde und menschenverachtende Umgangsformen erleichtern offensichtlich den Start in die neue Arbeitswoche – nicht nur bei «Tatort». Apropos Wochenende: Spätestens ab Montagmorgen lesen sich in den Städten die Medienberichte der Polizei vom zurückliegenden Wochenende wie Kriegsberichte. Die Gesellschaft im Aggressionsmodus und ohne Orientierungspotential scheint ausser Rand und Band geraten zu sein. Das Dramatische an der Sache: Es wird immer schlimmer.

Wen wundert’s da, dass Horror-Ereignisse etwa im Amateurfussball zwar im Moment bestürzen und empören; aber (auch) der Sport-Konsument vergisst rasch und geht zur Tagesordnung über. Erst ein guter Monat ist vergangenen, seit ein Vorkommnis im Jugendfussball für Bestürzung und Empörung sorgte. Auf einem Fussballplatz im Stadtteil Eckenheim in Frankfurt a.M. ereignete sich im Rahmen eines Jugendturniers am Pfingstwochenende (!) nach wechselseitigen Gewalttätigkeiten unter Jugendlichen eine Tragödie – besser gesagt: Eine Straftat. Regelrecht zu Tode geprügelt wurde ein 15jähriger Amateur von einem 16jährigen Gegner. Das Opfer erlag im Spital den schweren Kopfverletzungen, welche ihm vom Kontrahenten zugefügt wurden. Reaktionen der üblichen Art wurden, wie stets nach solchen Vorkommnissen, umgehend nach dem Bekanntwerden der Tat manifest. Doch die Folge dieser Gewaltorgie wurde von Fachleuten umgehend in den nachvollziehbar realen Fokus gerückt: «Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand zu Tode kommt», liess sich eine Kriminologin in den Medien nach der Straftat auf dem Sportplatz zitieren. Die Rede war sodann von unzähligen Gewalttätigkeiten im Sport, die mit dem Vorfall von Frankfurt eine «fussballtypische Eskalationsstufe» erreichte. Gemäss einer Statistik des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) mussten in der Saison 2021/2022 exakt 911 Fussballspiele in Deutschland wegen Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen abgebrochen werden. Seit zehn Jahren steigt die Zahl der Gewaltakte im und um den Fussball kontinuierlich. Der Verband schaut hilflos hin und beobachtet (nur noch), wie er eingesteht. Er sieht sich ausser Stande, der Gewalt im Fussballsport als Perpetuierung der menschlichen Gewaltbereitschaft Einhalt zu gebieten. Physische und psychische Gewalt findet dabei nicht nur zwischen Spielern statt, sondern auch Zuschauer werden immer gewaltbereiter, auch etwa gegenüber Schiedsrichtern. Was tun gegenüber dieser Entwicklung? Von Verbandsseite her wird gefordert, dass die Menschen auf und um den Fussballplatz wieder anständig(er) und gewaltfreier miteinander umgehen. Wahrscheinlich ein frommer Wunsch in einer von Gewalt durchsetzten Gesellschaft, die den Unterhaltungsfaktor «Gewalt» akzeptiert. Der Sport ist schliesslich das Abbild der unserer sonstigen Welt. Die Sportverbände sind zudem keine Nacherziehungsanstalten einer degenerierten Gesellschaft.

Bezüglich des Vorfalls von Frankfurt laufen die Untersuchungen, obwohl die Tat nach einem Monat durchwegs vergessen ist. Das Opfer aus Berlin spendete seine Organe. Der festgenommene Täter des FC Metz (Frankreich) beteuert inzwischen, nicht absichtlich gehandelt zu haben. Todschlag durch Zufall also. Oder dumm gelaufen. So wie in der Regel im sonstigen Leben. Und in den «Tatort»-Krimis.

Früher war mehr Respekt: Sportler als Vorbilder – in Theorie und in der Praxis

causasportnews / Nr. 1030/06/2023, 26. Juni 2023

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(causasportnews / red. / 26. Juni 2023) Ist von der aktuellen «Causa Breel Embolo» die Rede, wird auch alles das, was früher besser war, bemüht. Wie fühlte sich zum Beispiel Weihnachten an bei Hoppenstedts vor 45 Jahren? Opa Hoppenstedt (Loriot, Vico von Bülow) bemängelte den mager geschmückten Weihnachtsbaum; eben: «Früher war mehr Lametta». Früher war vieles anders und natürlich alles viel besser. So auch bei den Sportlerinnen und Sportlern, die Kinder jener Zeit waren und sind, in der sie leb(t)en. Ein Fussballspieler war auf dem Spielfeld meistens ebenso diszipliniert, wie ausserhalb des Fussballplatzes. Im Spiel sorgte der Schiedsrichter, ein Richter mit entsprechender Kompetenz und Autorität, für regelkonformes Spiel und dafür, dass sich die Spieler auch respektvoll gegenüber allen Protagonisten des Spiels verhielten. Das hat sich weitgehend geändert; heute hat, zumindest im Fussballsport auf höchster Ebene, der Einzel-Schiedsrichter ausgedient. Eine Gruppe, ein Schiedsrichter-Team, ist notwendig, um Korrektheit im Spiel zu garantieren; und um Unsportliches zu korrigieren. Das moderne Erziehungsmittel des Fussballs heisst «VAR» (Video Assistent Referee). Die Mannen werden bis zum heutigen Tag also «Schiedsrichter» genannt. Der Respekt seitens der Sportler dem Schiedsrichter gegenüber ist erstaunlicherweise immer noch ein einigermassen hehres Gut.

In der heutigen Zeit und gleichsam im Zeitalter einer neuen Medien- und Kommunikationskultur sind die Sportlerinnen und Sportler auch Personen des öffentlichen Interesses. Sie sind «gläsern» geworden. Was etwa ein Fussballspieler ausserhalb des Stadions so alles anstellt, wird oft einer breiten Öffentlichkeit zugetragen. Zum Teil haftet den Sportlern auch noch das gängige Klischee an, sie seien Vorbilder. Ein aktuelles Themen-Beispiel liefert aktuell der Schweizer Fussball-Nationalspieler Breel Embolo, Klubspieler bei AS Monaco und Stammakteur der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft. In sportlicher Hinsicht ist der 26jährige Modell-Athlet ein sportlicher Überflieger. Und sonst?

Vor rund fünf Jahren soll der Spieler im Basler Nachtleben regelrecht gewütet haben; bereits früher sorgte der nicht mehr ganz junge Breel Embolo für Negativ-Schlagzeilen ausserhalb des Fussballplatzes. Beleidigungen, teils primitive Beschimpfungen, Drohungen und polysportive Aktivitäten, wie Faustschläge, soll sich der Stürmer erlaubt haben. Dafür ist er nun vom Basler Strafgericht wegen mehrfacher Drohung erstinstanzlich verurteilt worden. Offenbar trotz der klaren Faktenlage zeigt sich der Fussballspieler, der im Ausgang zum normal sterblichen Menschen mit allen Schwächen und Stärken mutierte und den Vorbildcharakter zumindest ausblendete, auch vor Gericht kampfeslustig und will in die Berufung gehen – Demut sieht anders aus; das Urteil ist also noch nicht rechtskräftig, und für den Spieler gilt die Unschuldsvermutung. Das hinderte den erstinstanzlich verurteilten Spieler nicht, alle und alles rundherum regelrecht zu beschimpfen. Über Instagram vermeldete er, dass nur Gott über ihn richten könne. Alle andern, ausser Gott natürlich, seien eh Arschlöcher.

Dass der begnadete Spieler nicht zu seinen Fehlern steht, ist eine Sache, und selbstverständlich hat er das Recht, das erstinstanzliche Urteil von einer weiteren kantonalen Instanz und allenfalls auch vom Schweizerischen Bundesgericht überprüfen zu lassen.

Am ersten Prozesstag erschien Breel Embolo offenbar lässig und überheblich vor Gericht; diesen Schluss lassen auch die Bilder aus Basel ziehen. Sein Aufzug liess jeden Respekt gegenüber dem Gericht vermissen. Vor Schranken fiel er der Richterin schon einmal ungebührlich ins Wort. Zwar spielt der Fussballstar für die Schweiz, deren Repräsentanten der dritten Staatsgewalt er aber offensichtlich ziemlich geringschätzt. Aber Spiel und Spass im Leben eines Fussballstars sind eben zwei verschiedene Ebenen. Klar, dass der Prozess am Rheinknie ein gewaltiges Medienecho bewirkte, was dazu führte, dass der Monaco-Spieler dem zweiten Prozesstag und der Urteilsverkündigung fernblieb. Diesem «Spiessrutenlauf» habe sich Breel Embolo nicht weiter aussetzen wollen, erklärte dessen Verteidiger und sprach von «Persönlichkeitsverletzung» gegenüber seinem Mandanten. Auf diese krude Art und Weise verliert ein Anwalt zumindest den eigenen Mandanten nicht.

Womit zu beurteilen wäre, ob Sportler auch ausserhalb des Sportfeldes noch zu Vorbildern taugen. Wohl eher nicht. Das müssen sie in der heutigen Zeit auch nicht sein. Vorbildfunktion von Sportlern ausserhalb des Sportes, das war einmal. Früher war eben doch mehr Respekt.

Ein Verhalten eines Top-Sportlers ist dennoch problematisch. Nationalmannschafts-Spieler müssten doch zumindest ein wenig Vorbilder sein und sich respektvoll geben, insbesondere gegenüber dem Land, für das sie im Sport antreten. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) wird dem Monaco-Professional nun wohl trotz aller Nachsicht die «gelbe Karte» zeigen müssen. Für die Schweiz zu spielen, auch wenn man sich gegenüber den Staatsgewalten dieses Landes derart respektlos verhält, geht nicht einfach so. Dass Nationalmannschafts-Spieler jeweils das Mitsingen der Nationalhymne verweigern, mag noch angehen; was «national» ist, mutet eh verdächtig an. Aber derart respektloses Verhalten dem Land gegenüber, für das ein Sportler aufläuft, geht gar nicht. Früher war mehr Respekt nicht immer nur negativ.