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Weisser Rauch über der Säbener Strasse: «Heureka»! «Habemus Trainer»!

causasportnews / Nr. 1147/06/2024, 3. Juni 2024

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(causasportnes / red. / 3. Juni 2024) Endlich, endlich, ist die Sportwelt geneigt festzustellen. Der FC Bayern München hat einen neuen Trainer. Damit ist das Trauerspiel der letzten Monate beendet, als Thomas Tuchel in die Wüste geschickt wurde, es sich kein renommierter Übungsleiter antun wollte, auf dem Schleudersitz in München Platz zu nehmen, Thomas Tuchel seine Reintegration in den Münchner Verein abgelehnt hat und sich über Wochen kein Trainer fand, der diese sportliche und menschlich Strafaufgabe zu übernehmen bereit war. Unglaublich, wie sich die Zeiten ändern. Während Jahren setzte es ein gewaltiges Gerangel ab, wer den hoch-dotierten Job an der Säbener Strasse in München würde übernehmen dürfen. In den letzten Jahren wechselten die Übungsleiter praktisch im Jahrestakt, was Negativ-Spuren in jeder Hinsicht auf dem Trainermarkt hinterliess. Nach der Beendigung der Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel war in der Führungsetage der Bayern Verzweiflung und Resignation spürbar, als Kandidat um Kandidat absagte. Bis vor ein paar Tagen verkündet werden konnte, dass der neue Cheftrainer des FC Bayern München Vincent Kompany heissen würde. Vincent Kompany who? In Fachkreisen verfügt der 38jährige Belgier, der sich in München drei Jahre vertraglich absichern liess, über einen gewissen Bekanntheitsgrad. In der Öffentlichkeit kennt man den ehemaligen belgischen Internationalen, der zwar erfolgreicher Spieler bei Manchester City war, kaum; zuletzt stieg er als Trainer in England mit dem Burnley FC in die höchste Spielklasse auf, um ein Jahr später wieder abzusteigen. Trotz dieser nicht gerade berauschenden sportlichen Trainer-Meriten wird der jetzt installierte Bayern-Coach als Hoffnungsträger und Fussball-Messias gefeiert, obwohl nicht anzunehmen ist, dass der neue-verpflichtete Mann die drei Vertragsjahre bis Juni 2027 an der Isar durchstehen wird. Die Ankündigung von Vincent Kompany erinnerte etwa an den überlieferten Ausspruch «Heureka», der im Zusammenhang mit dem Mathematiker Archimedes von Syrakus getätigt worden sein soll und frei übersetzt bedeutet: «Wir haben ihn (hier gemeint den Trainer), endlich gefunden»! Das Resultat von «Zangengeburten» also. Im katholischen Bayern werden aktuell allerding eher Analogien zur Papstwahl im Vordergrund gestanden haben, wenn nach der Beendigung eines Pontifikates (Amtszeit des Papstes) nach unter Umständen einem langen Konklave über dem Vatikan weisser Rauch aufsteigt und die geglückte Papstwahl angezeigt und entsprechend und freudig verkündet wird: «Habemus Papam» (wir haben einen Papst). An der Säbener Strasse darf nun ähnlich wie nach einer erfolgten Papstwahl jubiliert werden: «Habemus Trainer»!

Übrigens ist es ein Gerücht, dass im FC Bayern München mit einer gewissen Genugtuung der Champions League-Erfolg vom Wochenende von Real Madrid über Borussia Dortmund zur Kenntnis genommen worden sei. Wie auch unlängst der Final-Erfolg in der Europa League von Atalanta Bergamo, als das Italienische Team die beste Bundesliga-Mannschaft dieser Saison, Bayer Leverkusen, besiegte…

2024 – ein Flugjahr der Trainerinnen und Trainer

causasportnews / Nr. 1081/11/2023, 18. November 2023

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(causasportnews / red. / 18. November 2023) Obwohl das Jahr 2024 noch nicht beendet ist, lässt sich mit Blick auf die Trainer/innen-Gilde im Fussball folgendes konstatieren: Die einzige Konstante ist der Wechsel. Obwohl in der Branche befristete Arbeitsverträge abgeschlossen werden, ist es gang und gäbe, dass insbesondere Trainer vor Ablauf der Kontrakte ausgewechselt werden wie defekte Glühbirnen. Beispiele gibt es rundherum zuhauf. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer letztlich nicht mehr zu halten. Auch wenn noch soviel Herzblut, Klubtreue und Emotionen neben dem grünen Rasen im Spiel sind, wie beim soeben von Union Berlin entlassenen Schweizer Trainer Urs Fischer. Die Gesetzmässigkeiten in der Branche rufen bei anhaltender Erfolglosigkeit nach einem Wechsel. Urs Fischer ist nicht der einzige, den es heuer erwischt hat. Es könnte eine Liste erstellt werden, welche dokumentieren würde, dass in diesem Jahr bei den Trainern ein «Flugjahr» herrscht(e). Dabei hat es auch die Trainer-Prominenz erwischt. Julian Nagelsmann war beim FC Bayern München weder froh noch erfolgreich; deshalb wurde er wohl Deutscher Bundestrainer. Die Geschichte wiederholt sich in diesem Umfeld immer wieder. Hansi Flick warf in München hin und wurde…Bundestrainer. Der FC Bayern München ist also so etwas wie eine Trainer-Kaderschmiede des Deutschen Fussball-Bundes (DFB)mit dem Aushängeschild Nationalmannschaft, die nun auch wieder so, nämlich «national», heissen darf nach der zu Staub gewordenen Bieridee von DFB-Manager Oliver Bierhoff. Unter ihm versagte die Bundes-Elf als «Mannschaft» und nicht als «Nationalmannschaft». Apropos Urs Fischer: In der Schweiz kann der aktuelle Nationaltrainer Murat Yakin derzeit miterleben, was es heisst, als Hauptverantwortlicher des Nationalteams (von den Medien) seziert und demontiert zu werden; seine Tage in dieser Funktion dürften gezählt sein. Falls der Schweizer Fussball-Verband (SFV) eine nüchterne Lagebeurteilung vornimmt, wird der neue Schweizer Nationaltrainer wohl bald … Urs Fischer heissen.

Mit Blick auf die Gleichberechtigung im Fussball haben die Trainerinnen in diesem Jahr gegenüber ihren männlichen Kollegen in punkto Job-Beendigung aufgeholt. Die ehemalige Schweizer- und nun Deutsche (jetzt Ex-)Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat nach der für die Deutschen Kickerinnen desaströsen Fussball-WM-Endrunde in Australien/Neuseeland mit dem DFB nur noch über die involvierten Anwälte kommuniziert. Jetzt ist die 55jährige Martina Voss-Tecklenburg ihren Job los.- Eine dubiose Geschichte, in die offenbar auch der Ehemann von Martina Voss-Tecklenburg involviert ist, wurde der aktuellen Schweizer Nationaltrainerin der Frauen, Inka Grings, zum Verhängnis. Soeben haben sich der SFV und die 45jährige Trainerin der Eidgenossinnen getrennt. Es war wohl eher eine Entlassung, gemäss Sprachregelungen wird in einem solchen Fall jedoch meistens von einer Vertragsbeendigung im beidseitigen Einverständnis gesprochen. Der Frauenfussball in der Schweiz macht aktuell auch noch in anderer Hinsicht von sich reden. Einem SFV-Mitarbeiter wird ein sexueller Übergriff zu Lasten einer Fussball-Nationalspielerin auf dem Flug von der Fussball-WM-Endrunde zurück in die Schweiz vorgeworfen. Die Umstände sind dubios, der SFV hat den Betroffenen aber nun per sofort entlassen. Für Juristenfutter im Fussball ist weiterhin gesorgt.

Trainerwechsel sind für die Klubs (oder einen Verband) in der Regel schmerzhaft teuer, vor allem, weil die geschassten Trainer/innen für die Arbeitsvertrags-Restlaufzeit bezahlt werden müssen. Vor allem Sportverbände, wie der DFB, machen dabei stets den gleichen Fehler. Meistens vor wichtigen Turnieren werden die Trainer mit langfristigen Arbeitsverträgen ausgestattet, jeweils um ein «Zeichen» moralischen Supports zu setzen dergestalt, dass man an ihn (oder sie) glaubt und dass der wichtigste sportliche Übungsleiter (oder die Übungsleiterin) eines Teams aus psychologischen Gründen quasi mit einer «Lebensversicherung» ausgestattet werden muss. Doch mit dem Glauben ist es auch so eine Sache. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer (oder die Trainerin) nicht mehr haltbar, und es muss bezahlt werden. Ein entlassener Trainer (oder eine Trainerin) muss sich natürlich jeweils anrechnen lassen, was er nach der Entlassung anderweitig verdient oder zu verdienen unterlässt. Diese Fälle müssen dann meistens juristisch erledigt werden. Das Trainer/innen-Flugjahr wird wohl 2024 weitergehen.

Trend im Trainer-Business beschleunigt das Ende der befristeten Arbeitsverträge

Vladimir Petković (links) mit Prof. Dr. iur. Urs Scherrer anlässlich einer Veranstaltung des Swiss Sport Forum

(causasportnews / red. / 28. Juli 2021) Den drei Trainern Hansi Flick (neu: Deutscher Fussball-Bund, DFB), Julian Nagelsmann (neu: FC Bayern München) und Vladimir Petković (neu: FC Girondins de Bordeaux) werden viele Gemeinsamkeiten nachgesagt. Sicher sind sie erfolgreich, berühmt und begehrt. Und sie sind vorzeitig aus befristeten Arbeitsverträgen bei ihren Arbeitgebern (FC Bayern München, RB Leipzig und Schweizerischer Fussball-Verband, SFV) ausgestiegen. Nun also auch der zuletzt an der Fussball-Europameisterschaft mit dem Schweizer Nationalteam so erfolgreiche Schweizer mit kroatischen Wurzeln, Vladimir Petkovic. Er hätte die mitten in der WM-Qualifikation stehende Schweizer Mannschaft zur WM-Endrunde nach Katar (Ende 2022) führen sollen. Damit wird nun nichts; der befristete Vertrag mit dem 57jährigen Fussball-Lehrer ist auf dessen Wunsch hin im beidseitigen Einvernehmen aufgelöst worden. Ist es ein Zufall oder ein Trend, dass befristete Verträge im Fussball immer weniger bis zum Schluss erfüllt werden? Wohl eher letzteres. Fussball-Trainer hegen bei anhaltendem Erfolg Abwanderungsgelüste – Arbeitsverträge mit Befristungen, was in diesem Business Usanz ist, hin oder her. Wanderer soll man nicht aufhalten, heisst es im Volksmund. Mit Fussballtrainern, die sich trotz laufender Verträge neu orientieren wollen und die den Begehrlichkeiten des Marktes nicht widerstehen können, ist es zudem insbesondere wie mit Ehefrauen, welche ihrem Angetrauten in gewissen Situationen und wenn sie sich anderweitig ein besseres, gemeinsames Leben versprechen oder versprechen lassen, zielgerichtet (zielgerichteter als Männer jedenfalls) aus dem Bund für’s Leben verabschieden. Natürlich sind nur Erfolgs-Trainer geneigt, sich während laufender Verträgen zu verändern; in jedem Fall nur dann, wenn ein anderer Arbeitgeber an ihnen interessiert ist. Mit ihnen verhält es sich gleich wie mit den Wanderern und Ehefrauen. Die Nachfrage nach guten Trainern ist jeweils grösser als das Angebot. So ist nun in der Tat ein Trend wahrzunahmen, dass abwanderungswillige Fussball-Lehrer sich aus befristeten Arbeitsverträgen herauskaufen (lassen); was in der Regel mit einer Kontrakt-Aufhebungsvereinbarung finalisiert wird. So ging eine schöne Summe (25 Millionen Euro) von München nach Leipzig (für Julian Nagelsmann). Was der DFB an Bayern München für Hansi Flick bezahlt hat, wird gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Diese Konstellation ist grundsätzlich so oder so problematisch, weil ein ideell ausgerichteter Sportverband einem (auch kapitalbezogenen) Klub eine Vertragsauskaufssumme für einen Trainer entrichten soll. So wird es wohl kaum transparent werden, wieviel Geld für die Vertragsaufhebung in der «Causa Vladimir Petković» von Bordeaux in die SFV-Zentrale nach Bern überwiesen wird. Wie dem auch sei. Erfolgreiche Trainer sind vom aktuellen Arbeitgeber je länger desto weniger zu halten, wenn diesen, auch bei laufenden, befristeten Arbeitsvertragsverhältnissen, eine bessere, oft lukrativere Möglichkeit des Wirkens geboten wird. Die drei hier thematisierten «Trainer-Schicksale» lassen eines vermuten: Die Zeit der befristeten Arbeitsverträge im Trainer-Business könnte bald vorbei sein. Auch wenn die nicht so erfolgreichen Fussball-Pädagogen den Schutz des Arbeitsrechts (über befristete Verträge) eher benötigen als diejenigen, die «es» geschafft haben.

Vom «Wert» der Fussball-Trainer

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(causasportnews / red. / 4. Mai 2021) «Geld schiesst keine Tore» (nach Dietmar Hopp, Eigentümer von TSG 1899 Hoffenheim); Trainer schiessen Tore natürlich auch nicht. Dennoch stehen Dietmar Hopp (immer) und Fussballtrainer im Allgemeinen im sportlich-kommerziellen «Fadenkreuz». Insbesondere zwei Fussball-Lehrer machen zur Zeit Schlagzeilen: Zum einen Hansi Flick, der sich der Strafaufgabe beim FC Bayern-München entledigen will und um Vertragsauflösung ersucht hat (dem Wunsch ist entsprochen worden); zum andern Julian Nagelsmann, der den Job von Hansi Flick in München übernehmen wird. Weshalb diese Trainer-Rochade für Schlagzeilen sorgt? Der Trainer vom RB Leipzig ist für nicht weniger als 25 Millionen Euro aus dem laufenden, befristeten Arbeitsvertrag beim Red Bull-Klub herausgekauft worden.

Wirtschaftlich kein Problem natürlich für den FC Bayern-München. Für Hansi Flick, der wohl Nachfolger seines früheren Chefs Joachim Löw als Trainer der deutschen Nationalmannschaft werden dürfte, gestaltet sich der Vertragsauskauf delikater. Dass ein Klub-Trainer von einem Sportverband aus einem Vertrag herausgekauft werden soll, mutet in vielerlei Hinsicht speziell an. Ein Verband soll das generierte Geld schliesslich für die Sportförderung einsetzen.

In der «Causa Julian Nagelsmann» hat die Höhe der Vertragsauskaufssumme für Diskussionen gesorgt. Nicht in München; der Nobel-Klub verfügt über unermesslich gewaltige, wirtschaftliche Potenz. Über den sportlichen Wert des so zu Stande gekommenen Engagements des 33jährigen Julian Nagelsmann, der bis jetzt keine Titel hat erringen können, divergieren die Meinungen allerdings – in München und auch sonst in Deutschland. Trainer schiessen eben auch keine Tore, aber sie können, vor allem, wenn es um diesen Job bei Bayern-München geht, als Heilsbringer in der Not gehandelt und qualifiziert werden. Das «Prinzip Hoffnung» ist beim Münchner Klub ausgeprägt und bildetet ein Dauerbrenner. Mehr als ein paar wenige Jahre bleibt kaum ein Fussball-Lehrer an der Säbener Strasse. Das wird auch bei Julian Nagelsmann, der im katholischen München als wahrer, neuer Messias gehandelt wird, nicht anders sein. Heilsbringer verfügen immer über einen (besonderen) Wert.

Weshalb aber Vertragsauskäufe, wie sie sonst nur beim kickenden Personal in der Fussballbranche üblich ist? Das hängt damit zusammen, dass Trainer, wie Fussballspieler, befristete Arbeitsverträge abschliessen (müssen). Will ein Trainer während eines laufenden Arbeitsvertrages aus dem laufenden Kontrakt aussteigen, ist von einem neuen Arbeitgeber (Klub) eine Vertragsbeendigungs-Entschädigung zu bezahlen; die Höhe dieser Entschädigung orientiert sich in der Regel an der befristeten Vertragslaufzeit. Es stellt sich nun überhaupt die Frage, weshalb Fussballtrainer mit meistens mehrjährigen, befristeten Arbeitsverträgen ausgestattet werden. Als Hauptargument wird hierfür vor allem der Vertrauensbeweis eines Klubs dem Trainer gegenüber genannt. Dieser schlägt sich in der Vertragsdauer nieder. Was natürlich abwegig ist. Es gibt an sich keine plausiblen Gründe, um mit Trainern nicht unbefristete Arbeitsverträge abzuschliessen. Sicherheit gibt es in diesem Business so oder so nicht. Trainer werden auch während einer laufenden Saison entlassen und eingestellt – nicht nur beim FC Sion im Wallis.

Sind also die horrenden Summen, die neuerdings bei Vertragsauskäufen im Trainer-Business bezahlt werden, gerechtfertigt? Es stellt sich also die Frage nach dem Wert von Fussball-Trainern. Dass die Diskussion jetzt entflammt ist, hängt wohl einzig mit den beiden Personalien Julian Nagelsmann und Hansi Flick zusammen. Dieser Wert von Trainern, die oft auswechselbar wie Glühbirnen sind, darf nicht allzu hoch eingestuft werden. Es sind immer noch die Spieler/innen, welche auf dem Platz Tore schiessen und Tore verhindern. Dem Trainer kommt zweifelsfrei eine wichtige Bedeutung zu, wie der «Fall Hansi Flick» zeigt. Sein Können konnte er erst richtig als Fussball-Dirigent im FC Bayern-München unter Beweis stellen. Apropos Dirigenten: Die «Wert»-Frage stellt sich auch ab und zu in den Opernhäusern dieser Welt, wenn die Bedeutung eines Dirigenten für ein Orchester hinterfragt wird. Bezüglich Trainer und Dirigenten kursiert dann auch oft das «Bonmot», dass in beiden Segmenten auch Schimpansen das Szepter übernehmen könnten. Das ist natürlich masslos übertrieben, aber, um etwa die deutsche Fussball-Nationalmannschaft mit diesen hochkarätigen Spielern führen zu können, kämen wohl 1000 Trainer-Kandidaten in Frage. Geradezu belustigend ist das Argument, ein hochbezahlter Trainer, der mit Millionen aus einem Vertrag herausgekauft werden musste, geniesse beim spielenden Personal einen höheren Stellenwert.

So bleibt dann wohl bezüglich der Frage, wie es sich mit dem «Wert» eines Fussballtrainers verhält, das eingangs erwähnte Fazit: «Ein Trainer schiesst keine Tore». Der Klamauk, der nun um Trainer, welche teuer aus Verträgen herausgekauft werden (müssen), veranstaltet wird, ist schlicht ein Teil des Entertainment-Segmentes «Fussball».

«Was erlauben Hansi?» – Folgt «Hansi» auf «Jogi»?

© Marco Verch

(causasportnews / red. / 19. April 2021) Die deutsche Fussball-Welt ist konsterniert. Wohl erstmals in der Geschichte des organisierten Sportes verspürt ein Top-Trainer in diesem wichtigen Fussball-Land keine Lust mehr, seinen noch zwei Jahre dauernden Arbeitsvertrag zu erfüllen; dieser hat nunmehr lediglich eineinhalb Jahre gedauert. Die Titelflut, die der Trainer dem FC Bayern München in der kurzen Zeit seines Schaffens beschert hat, ist beispiellos. Doch jetzt reicht es ihm nach kurzer, erfolgreicher Tätigkeit. Hansi Flick hat am Wochenende angekündigt, nach Saisonabschluss die Bayern verlassen und aus dem laufenden und bis 2023 dauernden Vertrag aussteigen zu wollen. Noch ist es ein Wunsch. Der 56jährige Erfolgstrainer kennt die Rechtslage. Weshalb er vorzeitig seine Zelte in München abbrechen möchte, weiss derzeit niemand. Vermutungen existieren zuhauf. Oder hat der Mann einen «Flick» ab, dass er auf geschätzte sieben Millionen Euro pro Jahr verzichten will? Die Welt des FC Bayern steht Kopf, und es wird an der Münchner Säbener Strasse schon einmal die einseitige Kommunikation durch den hockkarätigen Fussball-Trainer, der als einer der Co-Baumeister des WM-Titels 2014 für Deutschland gilt, verurteilt. Mehr fällt den Klub-Verantwortlichen zum «Thema Hansi Flick» derzeit nicht ein. Im FC Bayern ticken die Uhren eh anders als anderswo. Vorpreschen geht gar nicht. Nicht ein Trainer hat bei den Bayern zu bestimmen, wann Schluss ist, sondern eben der Klub («Mia san mia»). Oder mit dem ehemaligen Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni könnte die derzeitige Situation aus der Sicht der im Moment lethargischen Klubführung so zusammengefasst werden: «Was erlauben Hansi?».

Kein Zweifel herrscht darüber, dass der FC Bayern Hansi Flick ziehen lassen wird, auch wenn die Umstände in der «Causa Flick» anders sind als üblich. Jetzt hat der Baumeister des deutschen WM-Erfolgs vor sieben Jahren eigenständig seinen Rücktrittswunsch geäussert; und dieser wird zweifelsfrei erhört werden, sobald sich die Klubleitung von der Ankündigung erholt hat. Klar ist natürlich, dass sich sogar in München nur einer der weltbesten Trainer einen solchen Schritt erlauben kann. Trainer sein im FC Bayern ist grundsätzlich etwas für Liebhaber. Geht es um diesen Klub, erträgt es keinen Spass – nur das Spiel der Münchner. Und wenn sich für einen Erfolgs-Trainer auch mit einem laufenden Arbeitsvertrag anderweitige Optionen öffnen, ist er gut beraten, den Abgang in München selber zu bestimmen. Ob Hansi Flick mit seiner Ankündigung den ersten Schritt in Richtung Bundestrainer-Amt vollzogen hat? Wird «Hansi» auf «Jogi» folgen? «Schau’n mer mal», würde ein Bayern-Urgestein, Franz Beckenbauer, dazu sagen.

Ein Schutz für Fussballtrainer? Ein Schutz für den Fussball?

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(causasportnews / red. / 30. März 2021) Gegen 60 Trainer hat der streitbare und umstrittene Präsident des Klubs FC Sion bisher entlassen. Der Job im Wallis gilt in der Branche als Himmelfahrtskommando. Schlimmer als im Kanton Wallis scheint es nur noch in Brasilien zu sein. Wer einen Trainervertrag mit einem Klub abschliesst, unterschreibt damit in der Regel gleichzeitig sein berufliches Todesurteil. Kein Wunder in einem Land, das von einem wahnsinnigen Ignoranten präsidiert wird. Mühsam ist das Trainerleben allerdings auch in den arabischen Ländern. Wer sich für einen Job bei einem arabischen Klub entschieden hat, fordert bei Dienstantritt sicherheitshalber schon einmal die ganze Salärzahlung für die gesamte Vertragszeit. Ein vorzeitig entlassener Trainer hat Einschüchterung und Mobbing zu gewärtigen; Geld sieht er in einen solchen Situation eh nicht mehr. Teils gewalttätig sind die Verhältnisse in Brasilien, einem Land ausser Rand und Band. In einem der etabliertesten Fussball-Länder sind Klub-Präsidenten die Schatten-Könige und benehmen sich teils wie Berserker. Dass auf diese Weise der Fussball als Ganzes zerstört werden kann, leuchtet nun zumindest auch den Liga-Bossen der Professional-Abteilung des Brasilianischen Fussball-Verbandes (CBF) ein. In einer Form von Selbst-Beschränkung wollen sie künftig das Trainerkarussell in der obersten Liga (Série A) fortan beschränken. Ab der Saison 2021, die Ende Mai beginnen wird, soll nur noch ein Trainerwechsel zugelassen werden. Jeder Coach eines A-Klubs darf dann also höchstens pro Saison nacheinander zwei Klubs trainieren. Der Sinn der Regelung soll weniger dem Schutz der Trainer vor ungerechtfertigten Entlassungen dienen; vielmehr gehen die Bemühungen dahin, den Abwerbungen von Trainern, meist aufgrund lukrativer Angebote von Konkurrenten, in der höchsten Liga den Riegel zu schieben und so die Glaubwürdigkeit des Fussballs zu schützen. CBF-Präsident Rogério Caboclo hat bei der Bekanntgabe der Selbstbeschränkungsregel das Ende des Sesselrückens der Trainer im brasilianischen Fussball verkündet. Ob diese Regulierungsaktion rechtlich konform ist (teils wird gegen den Beschluss vorgebracht, er verletze das Selbstbestimmungsrecht der Klubs und die Vertragsfreiheit) und auch Bestand haben wird, dürfte sich weisen. Das scheint jedenfalls fraglich zu sein. Für die Regelung haben sich lediglich elf der 20 A-Klubs ausgesprochen. Von einer breiten Akzeptanz für die Selbstbeschränkung also keine Spur, auch wenn zwei Zahlen zu denken geben: Seit 2003 bleibt ein Trainer in der obersten Spielklasse in Brasilien im Durchschnitt sechs Monate im (Trainer-)Amt. In der vergangenen Saison überlebten lediglich drei Trainer das Meisterschaftsende bei ihren Arbeitgebern. Kurios: Gegen die Neuregelung votierte der berühmte Klub Porto Alegre. Der aktuelle Trainer sitzt dort, kaum zu glauben, seit viereinhalb Jahren auf der Trainerbank! Ob er zu schlecht für die Konkurrenz ist, lässt sich nicht sagen. Wohl eher schon, sonst wäre er längst von einem Liga-Konkurrenten abgeworben worden.