Schlagwort-Archive: Reform

Vor einer Aufhebung des Verbots von Rundstreckenrennen

Photo by Sebastian Angarita on Pexels.com

(causasportnews / red. / 22. Mai 2022) Die Schweiz ist nicht gerade ein Eldorado des Automobilrennsports, weil die kleinmassstäblichen Verhältnisse Rennsportaktivitäten eher weniger begünstigen, die Schweiz über keine Automobilindustrie und keine Rennstrecken verfügt und die Bevölkerung grundsätzlich nicht speziell «pro Automobilrennsport» im eigenen Land eingestellt ist. Zwar verzeichnen etwa die rund um die Welt ausgetragenen Formel 1-Rennen am Schweizer Fernsehen durchwegs hohe TV-Einschaltquoten, die Aktivitäten des einzigen helvetischen Rennstalls «Sauber/Alfa Romeo» (derzeitige Bezeichnung) in Hinwil im Zürcher Oberland werden seit 30 Jahren stark beachtet, doch ist der Wunsch des Schweizerischen Motorsport-Publikums, die Formel 1-Akteure im eigenen Land zu sehen, nicht allzu gross. Das ist wohl auch auf das normierte Faktum zurückzuführen, welches heisst, dass in der Schweiz Rundstreckenrennen verboten sind. So sieht es seit rund 70 Jahren das Strassenverkehrsgesetz (SVG) in Art. 52 (ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt, falls die Belange der Verkehrssicherheit und der Verkehrserziehung berücksichtigt werden) vor. Nun soll dieses gesetzliche Verbot allerdings fallen. Wie der Nationalrat befürwortet die zuständige Ständeratskommission des eidgenössischen Parlaments die Aufhebung des Verbots von Rundstreckenrennen. Das Aufkommen umweltfreundlicher Technologien und die aktuellen Sicherheitsstandards und -möglichkeiten sprechen für eine Aufhebung des Verbotes. Eine Minderheitenmeinung, die ins Feld führte, dass Rundstreckenrennen mit Verbrennungsmotoren aus ökologischen Gründen nicht mehr zeitgemäss seien und am Rundstreckenrennverbot festgehalten werden solle, unterlag in der Ständeratskommission.

Auch wenn das Verbot gemäss Art. 52 SVG in absehbarer Zeit aufgehoben werden dürfte, scheint die Wahrscheinlichkeit gering zu sein, dass demnächst die Formel 1-Boliden zu einem «Grand-Prix-Suisse» in der Schweiz starten werden. Denn wie kaum in einer Sparte wird im Motorsport immer wieder die Sinnfrage gestellt. Nicht alle halten es mit Peter Sauber, dem bald 80jährigen Doyen des Motorsports in der Schweiz, der jeweils auf die Frage nach dem Sinn der Formel 1 und seiner Rennsportaktivitäten mit der Gegenfrage konterte: «Soll denn alles, was Freud macht, sonst noch sinnvoll sein?».

Ein Schutz für Fussballtrainer? Ein Schutz für den Fussball?

Photo by Anna Kapustina on Pexels.com

(causasportnews / red. / 30. März 2021) Gegen 60 Trainer hat der streitbare und umstrittene Präsident des Klubs FC Sion bisher entlassen. Der Job im Wallis gilt in der Branche als Himmelfahrtskommando. Schlimmer als im Kanton Wallis scheint es nur noch in Brasilien zu sein. Wer einen Trainervertrag mit einem Klub abschliesst, unterschreibt damit in der Regel gleichzeitig sein berufliches Todesurteil. Kein Wunder in einem Land, das von einem wahnsinnigen Ignoranten präsidiert wird. Mühsam ist das Trainerleben allerdings auch in den arabischen Ländern. Wer sich für einen Job bei einem arabischen Klub entschieden hat, fordert bei Dienstantritt sicherheitshalber schon einmal die ganze Salärzahlung für die gesamte Vertragszeit. Ein vorzeitig entlassener Trainer hat Einschüchterung und Mobbing zu gewärtigen; Geld sieht er in einen solchen Situation eh nicht mehr. Teils gewalttätig sind die Verhältnisse in Brasilien, einem Land ausser Rand und Band. In einem der etabliertesten Fussball-Länder sind Klub-Präsidenten die Schatten-Könige und benehmen sich teils wie Berserker. Dass auf diese Weise der Fussball als Ganzes zerstört werden kann, leuchtet nun zumindest auch den Liga-Bossen der Professional-Abteilung des Brasilianischen Fussball-Verbandes (CBF) ein. In einer Form von Selbst-Beschränkung wollen sie künftig das Trainerkarussell in der obersten Liga (Série A) fortan beschränken. Ab der Saison 2021, die Ende Mai beginnen wird, soll nur noch ein Trainerwechsel zugelassen werden. Jeder Coach eines A-Klubs darf dann also höchstens pro Saison nacheinander zwei Klubs trainieren. Der Sinn der Regelung soll weniger dem Schutz der Trainer vor ungerechtfertigten Entlassungen dienen; vielmehr gehen die Bemühungen dahin, den Abwerbungen von Trainern, meist aufgrund lukrativer Angebote von Konkurrenten, in der höchsten Liga den Riegel zu schieben und so die Glaubwürdigkeit des Fussballs zu schützen. CBF-Präsident Rogério Caboclo hat bei der Bekanntgabe der Selbstbeschränkungsregel das Ende des Sesselrückens der Trainer im brasilianischen Fussball verkündet. Ob diese Regulierungsaktion rechtlich konform ist (teils wird gegen den Beschluss vorgebracht, er verletze das Selbstbestimmungsrecht der Klubs und die Vertragsfreiheit) und auch Bestand haben wird, dürfte sich weisen. Das scheint jedenfalls fraglich zu sein. Für die Regelung haben sich lediglich elf der 20 A-Klubs ausgesprochen. Von einer breiten Akzeptanz für die Selbstbeschränkung also keine Spur, auch wenn zwei Zahlen zu denken geben: Seit 2003 bleibt ein Trainer in der obersten Spielklasse in Brasilien im Durchschnitt sechs Monate im (Trainer-)Amt. In der vergangenen Saison überlebten lediglich drei Trainer das Meisterschaftsende bei ihren Arbeitgebern. Kurios: Gegen die Neuregelung votierte der berühmte Klub Porto Alegre. Der aktuelle Trainer sitzt dort, kaum zu glauben, seit viereinhalb Jahren auf der Trainerbank! Ob er zu schlecht für die Konkurrenz ist, lässt sich nicht sagen. Wohl eher schon, sonst wäre er längst von einem Liga-Konkurrenten abgeworben worden.