
(causasportnews / red. / 24. August 2022) Wie schnell der Wind drehen kann: Während Jahrzehnten genoss der renommierte und erfolgreiche Klub FC Barcelona die Sympathien weit über Katalonien und Spanien hinaus, nicht nur wegen des langjährigen, altruistischen Zusammenwirkens mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen «unicef». Damit ist jetzt Schluss, zumindest für einen Moment. Die Ursache für diese emotionale Zäsur, die den Sympathieverlust bewirkt (hat), liegt natürlich im pekuniären Umfeld des Klubs. Dieser ist hoch verschuldete, und um das finanzielle Gleichgewicht nach Ligavorgaben zu erreichen, werden in der katalonischen Metropole auch nicht so feine Methoden angewandt (vgl. auch causasportnews vom 12. August 2022). Im Bestreben, die Neuzuzüge zu finanzieren und die Lohnliste gleichzeitig zu entlasten, kommen auch unorthodoxe, bzw. unfeine Methoden zur Anwendung. Weil die «Neuen» um jeden Preis gewollt sind und «Alte» sich aus langfristigen Verträgen nicht einfach so herausdrängen lassen wollen, wird ein probates Mittel im täglichen Arbeitskampf zu Hilfe genommen: Mobbing, im Sinne psychologischer Kriegsführung. In Barcelona wird dies seitens der Klubleitung praktiziert, und die «Barça»-Fans leisten ihre Beiträge auf den Tribünen, indem die Vertrags-Störefriede nach Möglichkeit gnadenlos ausgepfiffen und desavouiert sowie bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den sozialen Netzwerken attackiert werden. Einen Psycho-Krieg ganz schlimmer Art hat der 31jährige Dänische Spieler Martin Braithwaite, gegen den die Klubleitung und die Fans eine konzentrierte Kampagne führen, um ihn von der Lohnliste wegzumobben, zu ertragen. Nicht die stilvolle, spanische Art, aber was soll’s. Nachdem zu Beginn der spanischen Meisterschaft 2022/23 der FC Barcelona im ersten Ligaspiel der Saison nicht über ein torloses Unentschieden hinauskam, klappte es in Spiel Nummer 2 umso besser: Neuzuzug Robert Lewandowski steuerte gleich zwei Tore zum 4:1-Sieg des «neuen» FC Barcelona gegen Real Sociedad San Sebastian bei. Das bedeutet derzeit Rang 5 in der Tabelle. Der bemitleidenswerte Martin Braithwaite war schon gar nicht mehr im Einsatz. «Barça ist besonders – besonders unsympathisch», titelte etwa die Zürcher «Sonntags-Zeitung» (14. August 2022). Aber eben, was soll’s: Im aktuellen Fussball zählt der Erfolg; der Rest ist vernachlässigbar. Das gilt auch dann, wenn es um Sympathien oder Antipathien geht; Empathie sei dabei einmal ganz auf der Seite gelassen. Müsste die Sympathie als relevanter Gradmesser im Spitzensport qualifiziert werden, wäre der über München hinaus nicht gerade von externen Liebesbezeugungen aller Art verwöhnte FC Bayern München («mir san mir») wohl ein ganz gewöhnlicher Fussballklub. Davon kann etwa der ehemalige Bayern- und derzeitige Barcelona-Spieler Robert Lewandowski ein Lied singen.