Schlagwort-Archive: Doping

Neue Sieger nach den russischen Sotschi-Propagandaspielen 2014

causasportnews.com – 50/2025, 29. Mai 2025

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(causasportnews / red. / 29. Mai 2025) Die Geschichte im Allgemeinen wiederholt sich immer wieder, und das gilt auch für die Sportgeschichte im Besonderen. 1936 wurden in Garmisch- Partenkirchen (6. bis 16. Februar) die Olympischen Winterspiele ausgetragen; im selben Jahr (vom 1. bis zum 16. August) war Berlin Austragungsort der Olympischen Sommerspiele. Beide Grossanlässe gingen als «Hitler-Veranstaltungen» in die (Sport-)Geschichte ein. «Adolf der Siegreiche» missbrauchte den Sport als Propaganda-Plattform für seine teuflischen Pläne, die letztlich misslangen, die Menschheit aber ins Elend stürzten.

2014, vom 7. bis zum 23. Februar, erlebte die Welt, ohne es grundsätzlich zu realisieren, die Propaganda-Spiele des russischen Diktators Wladimir Putin in Sotschi. Ein paar Tage nach Abschluss der Veranstaltung am Schwarzen Meer annektierte Russland die Krim. Es war dies der erste Schritt in die Ungeheuerlichkeit, der vor allem in den brutalen Krieg Russlands gegen die Ukraine mündete. Was als täuschende «Spezialoperation» (sic!) begann, ist heute ein übles Gemetzel der Russen gegen das Land und die Bevölkerung der Ukraine, in krasser Verletzung des Völker- und des Kriegsvölkerrechts. Die Propagandaspiele von Sotschi, vor allem vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) und russen-hörigen Funktionären (dazu ist vor allem der damalige IOK-Präsident Thomas Bach zu zählen), nicht als solche erkannt, brachten es mit sich, dass sportliche Erfolge russischer Athletinnen und Athleten mit allen Mitteln erzwungen werden sollten; nur ein sportlich starkes Land soll schliesslich die Weltherrschaft an sich reissen können! Dazu gehörte auch die russische Doping-Maschinerie, die später von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) als «Staats-Doping» entlarvt wurde.

Und so, wie es ist mit Lug und Trug auch im Sport, wurden die russischen Doping-Machenschaften insbesondere im Zusammenhang mit den Spielen von Sotschi nach und nach aufgedeckt. Fehlbare Athletinnen und Athleten flogen massenhaft auf, betrügende Funktionäre und russische und russen-freundliche Handlanger aus Sport, Gesellschaft und Politik verrotteten auf dem Müllhaufen der Sport-Betrugs-Geschichte. Ein ganz prominenter Missetäter war der russische Sportler Jewgeni Ustjugow. Er dopte seit 2010 was das Zeug hielt, doch die erzielten Spitzen-Ergebnisse von 2010 bis 2014 (Sotschi) wurden ihm schliesslich aberkannt. Über elf Jahre nach den Winterspielen von Sotschi entschied kürzlich das Schweizerische Bundesgericht, dass die Annullierung der erzielten Resultate, zuletzt bestätig durch den Internationalen Sport-Schiedsgerichtshof in Lausanne, rechtens war und die Biathlon-Staffel der Russen, welcher Jewgeni Ustjugow angehörte, definitiv das in Sotschi ertrogene «Gold» verliert.

Somit gewinnt neu Deutschland olympisches Staffel-Gold in Sotschi 2014 (mit den Biathleten Erik Lesser, Daniel Böhm, Arnd Pfeiffer und Simon Schempp). Österreich bekommt die silberne Auszeichnung, Norwegen rangiert auf dem dritten Platz.

Wie war das schon wieder mit den Lügen und ähnlich Unappetitlichem sowie mit den kurzen Beinen? Mitunter kommt alles ans Licht der Sonne (es ist eben nichts so fein gesponnen), hier immerhin nach über elf Jahren.

(Causa Sport wird auf die Entscheidung des Bundesgerichts zurückkommen)

Doping-Sanktions-Deal mit und um Tennis-Star Jannik Sinner

causasportnews.com – 15/2025, 17. Februar 2025

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(causasportnews / red. / 17. Februar 2025) Auf 16./17. April dieses Jahres wäre die Weltranglisten-Nr. 1 im Herren-Tennis, der Südtiroler Jannik Sinner, nach Lausanne aufgeboten gewesen, wo sein Doping-Fall am Internationalen Sport-Schiedsgericht TAS (Tribunal Arbitral du Sport) verhandelt worden wäre (vgl. auch causasportnews vom 14. Januar 2025). Diese Reise kann sich der 23jährige Super-Star der Filzball-Unterhaltungs-Industrie nun sparen. Rechtzeitig, um an dem am 25. Mai 2025 beginnenden French Open in Paris teilnehmen zu können (wo der Jung-Star der Top-Favorit sein wird), resultiert in dieser Doping-Sanktionsgeschichte eine wundersame Wendung, die alle Protagonisten glücklich macht. Dies, nachdem Jannik Sinner trotz eines positiven Dopingbefundes und einer Sperre, die dank der vom Tennis-Star eingereichten Rechtsbehelfe (aktuell am TAS) ausgesetzt wurde, auch am prestige-trächtigen Australian Open vom 6. bis 26. Januar 2025 spielen konnte; das Turniert gewann er auch souverän. Zwischen diesen beiden Top-Anlässen hat nun Jannik Sinner in eine Dopingsperre von drei Monaten eingewilligt. Sie gilt rückwirkend ab 9. Februar 2025. Dies schmerzt ihn allerdings nicht gross, da er eben jetzt problemlos und unbelastet von Dopingverfahren in Paris als Favorit antreten kann. Die dreimonatige Sperre wurde geschickt zwischen gelegt zwischen dem 9. Februar und dem 4. Mai 2025. Männiglich reibt sich allerdings die Augen: Sind nun also Sanktionsverfahren (Sport-«Strafverfahren»), die mit Sperren enden können, «verhandlungsfähig» geworden? Auf diese Frage hat auch das Sportrecht (noch) keine schlüssige Antwort. Zumindest ist dieses Taktieren allerdings einigermassen fragwürdigt und führt mit Blick auf die spezial- und general-präventiven Wirkungen von Vereins- und Verbandsstrafen zu einigermassen kruden Ergebnissen. Dass von dieser getroffenen «Lösung» aktuell sowohl der Tennis-Zirkus als auch der Spieler profitieren kann und somit eine sport-adäquate Win-Win-Situation herbeigeführt worden ist, scheint evident zu sein: Trotz der Doping-Sanktion kann der Spieler seine Saisonplanung weiterführen, als wäre nichts geschehen. Dem Internationale Tennisverband (ITF) ist es möglich, die Nummer 1 im Welttennis, das derzeitige Aushängeschild in dieser Sportart, an den Mega-Events der Branche unbeschränkt antreten lassen (die Sperre läuft anfangs Mai ab); auch hier gilt: «Nur die allergrössten Kälber wählen ihre Metzger selber», ein Bonmot, das Bertolt Brecht (1898 – 1956) zugeschrieben wird. Dass dieser Sanktions-Deal um Jannik Sinner im Rahmen eines laufenden Verfahrens vor dem Internationalen Sport-Schiedsgericht «Tatsache» wurde, kommt aus verfahrensrechtlicher Sicht wenig überraschend. Dieses Schiedsgericht, das vom Schweizerischen Bundesgericht längst und immer wieder als «unabhängig» und als Äquivalent zu einem echten Schiedsgericht qualifiziert wird, ist als juristische «Wundertüte» und als Wurmfortsatz der Verbandsjustiz der Monopol-Verbände anzusehen. Es ist eine Sportjustiz mit opportunistischem Einschlag. Merke: Auch am TAS gibt es in der Regel keine Gerechtigkeit, sondern lediglich Entscheide; vgl. die «Causa Jannik Sinner». Nicht klar ist nach diesem Drei-Monats-Deal, in den der Tennis-Star in die Doping-Sperre eingewilligt hat, ob dieser jetzt als «Dopingsünder» qualifiziert werden darf. Wahrscheinlich gilt auch hier noch die «Unschuldsvermutung»…

Taktieren oder Verfahrens-Trölereien im «Dopingfall Jannik Sinner»?

causasportnews.com – 5/2025, 14. Januar 2025

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(causasportnwes / red. / 14. Januar 2025) Immerhin geht es um den ATP Ranglisten-Ersten, den Südtiroler Jannik Sinner, der im Augenblick versucht, seinen Vorjahres-Erfolg am Australian Open in Melbourne zu wiederholen. Es geht aber auch um Dopingvorwürfe gegenüber dem 23jährigen Athleten, dem neuen Stern am Tennis-Himmel. Fakt ist, dass das Italienische Super-Talent im Frühjahr 2024 zweimal positiv auf das anabole Steroid Clostebol (eine Substanz mit muskelaufbauender Wirkung) getestet wurde. Eine solche Substanz im Körper eines Sportlers oder einer Sportlerin bedeutet grundsätzlich ein positives Dopingvergehen. Nach eingehenden Abklärungen und Untersuchungen durch die International Tennis Integrity Agency (ITIA) befand diese zuständige Sanktionsbehörde, dass den Athleten kein Verschulden – weder Absicht noch Fahrlässigkeit – treffe und er deshalb auch nicht sanktionierbar sei. Es wurde als gegeben erachtet, dass die unerlaubte Substanz im Körper des Italieners aus dem Südtirol die Schuld seines (unvorsichtigen?) Physiotherapeuten sei.

Der Entscheid der ITIA, dass Jannik Sinner, seit 2018 Tennis-Professional, nicht zu sanktionieren sei (bei einer solchen Sanktion geht es insbesondere um eine Sperre), akzeptiert die World Anti Doping Agency (WADA) nicht und rief gegen den «Freispruch» der ITIA den Internationalen Sport-Schiedsgerichtshof Tribunal Arbitral du Sport (Court of Arbitration, CAS) in Lausanne an. Das auch vom Schweizerischen Bundesgericht als unabhängig anerkannte Schiedsgericht liess nun verlauten, dass die Verhandlung in der «Doping-Causa Jannik Sinner» am 16 / 17. April 2025 erfolgen soll. Zumindest bis dann darf die ATP Weltranglisten-Nummer 1 weiterhin am Wettkampfbetrieb auf höchster Tennis-Ebene teilnehmen.

Dass eine Entscheidung pro oder contra einer Sperre für Jannik Sinner abschliessend (es kann noch das Schweizer Bundesgericht angerufen werden) erst in etwa drei Monaten ergehen soll, versetzt die Tennis-Welt in Unruhe. Nicht verstanden wird, dass ein Sportler, der vielleicht erst im Frühjahr sanktioniert wird, bis dann unbeschwert weiterspielen kann; dies wird als Chancen-Ungleichheit und Wettkampfverfälschung qualifiziert. Weshalb dieser juristisch relativ einfach zu beurteilende Vorgang nun am TAS / CAS derart viel Zeit beanspruchen soll, ist unverständlich. Schliesslich ist dieses institutionalisierte Sport-Schiedsgericht mit dem Hauptargument eingeführt worden, dass in Sport-Vorgängen in kurzer Zeit durch juristische Fach-Gremien Recht gesprochen und der organisierte Sport nicht nachhaltig negativ beeinträchtigt werden soll. Männiglich wittert in diesem Vorgang sport-politisches Taktieren und Trölerei (Verfahrensverschleppung). Der «Fall Jannik Sinner» kann auch nicht mit anderen komplexen Vorgängen verglichen werden (erinnert sei etwa an die immer noch nicht aufgeklärte «Zahnpasta-Affäre» des Deutschen Leichtathleten Dieter Baumann. Die Frage stellt sich immer noch, ob der Vorzeige-Athlet ein scheinheiliger Betrüger war oder ob ihm übel mitgespielt wurde. Die Fakten im Fall des Italieners sind nicht schwierig zu beurteilen, und selbstverständlich könnte relativ zeitgerecht eine TAS-Entscheidung ergehen. Zwar sind Prognosen in juristischen Belangen durchwegs schwierig zu stellen. Doch in der «Causa Jannik Sinner» müsste schon einiges geschehen, wenn es letztlich doch noch zu einer Doping-Sperre kommen würde. Eine Sanktion wäre auch aufgrund der langen Verfahrensdauer problematisch und wäre wohl als Verfälschung des Wettkampf-Kalenders zu qualifizieren. Was wäre, wenn Jannik Sinner das Australian Open 2025 gewinnen würde und an diesem prestige-trächtigen Turnier an sich gar nicht hätte mitwirken dürfen?

Verfahrenseinstellung statt «Freispruch» im Fall Mathias Flückiger

causasportnews / 1195/10/2024, 29. Oktober 2024

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(causasportnews/red. – rb.err./ 29. Oktober 2024) Der Schweizer Weltklasse-Mountainbiker Mathias Flückiger wurde, nach einer mehr als zweijährigen Odyssee (siehe causasportnews vom 23. August 2022; causasportnews vom 17. September 2022; causasportnews vom 26. Dezember 2022; causasportnews vom 6. Mai 2024) vom Vorwurf des Dopings «freigesprochen»: So berichteten unlängst die Medien, nachdem nach Swiss Sport Integrity (SSI) im August 2024 nun auch die Welt-Antidoping-Agentur WADA und der internationale Radsportverband UCI auf eine Anfechtung des Entscheids der Disziplinarkammer des Schweizer Sports (DK; heute: Schweizer Sportgericht) vom 24. Mai 2024/15. Juli 2024 beim Internationalen Sportschiedsgerichtshof CAS in Lausanne verzichtet hatten. Damit ist nun das Verdikt der DK zur «Causa Flückiger» rechtskräftig und endgültig.

Was allenthalben als «Freispruch» betitelt wurde, dürfte in Tat und Wahrheit – in strafprozessualen Begriffen gesprochen – aber eher eine Einstellung des Verfahrens sein. Die DK begründete ihren Entscheid nämlich im Wesentlichen damit, dass die Mathias Flückiger am 5. Juni 2022 anlässlich der Schweizer Meisterschaften in Leysin entnommene Urinprobe nicht verwertbar sei. Sowohl bei deren Entnahme als auch bei der anschliessenden Lagerung sei es zu Unregelmässigkeiten gekommen, was als grobe Verfahrensunregelmässigkeit zu qualifizieren sei und damit zur Nicht-Verwertbarkeit der Probe führe. Zudem habe SSI im Resultatmanagementprozess weitere Fehler begangen, so beispielsweise, indem SSI den Athleten vor Verhängung der provisorischen Sperre gegen ihn (18. August 2022) nicht angehört und keine Erklärung von ihm eingeholt habe.

Rechtlich von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang zwei Dokumente der WADA: Die „Stakeholder Notice regarding potential meat contamination cases“ (Stakeholder Notice) und der „International Standard Testing and Investigations“ (ISTI).

Die Stakeholder Notice gelangt immer dann zur Anwendung, wenn ein Fall potenzieller Kontamination durch verunreinigtes Fleisch vorliegen könnte. Das ist namentlich der Fall, wenn in einer Probe Zeranol (ein synthetisches, nichtsteroides Östrogen) in einer Konzentration von unter 5 ng/mL gefunden wird. Dann liegt zunächst nur ein sog. „Atypical Finding“ (atypisches Resultat) und noch kein „Adverse Analytical Finding“ (positives Resultat) vor. In einem solchen Fall schreibt die Stakeholder Notice vor, dass der betroffene Athlet zuerst angehört und eine Erklärung von ihm eingeholt werden muss, ob er vor der Probeentnahme Fleisch konsumiert hat und falls ja, woher es stammt. Das wurde bei Mathias Flückiger seitens SSI offenbar unterlassen. Der ISTI regelt sodann die sog. Chain of Custody, die definiert ist als die Abfolge der Personen oder Organisationen, die für die Aufbewahrung einer Probe von der Bereitstellung der Probe bis zur Lieferung der Probe an das Labor zur Analyse verantwortlich sind. Im Fall von Mathias Flückiger war es anscheinend so, dass die ihm am 5. Juni 2022 entnommene Urinprobe mehrere Tage unterwegs war (angeblich u.a. zuhause im Kühlschrank des Dopingkontrolleurs, der die Probe entnommen hatte), bis sie im nur ca. 45 Minuten entfernten Analyselabor in Lausanne eintraf. Aus Sicht der DK war die Chain of Custody somit unvollständig, was zur Unverwertbarkeit der Probe führte.

Soweit aus öffentlich zugänglichen Quellen ersichtlich, hat die DK im Ergebnis also gar nicht geprüft, ob die von Mathias Flückiger abgegebene Probe Zeranol enthielt und ob dies als Verstoss gegen Anti-Doping-Regeln zu qualifizieren sei. Die DK hat die betreffende Probe vielmehr als nicht verwertbar erklärt und erkannt, dass SSI die ihr durch die Stakeholder Notice vorgegebenen Pflichten nicht beachtet hat. Damit wurde der Sportler, bei genauer Betrachtung, durch die DK nicht vom Dopingvorwurf „freigesprochen“, sondern das gegen ihn eingeleitete Verfahren eingestellt. Im Ergebnis macht dies freilich keinen Unterschied, weil im einen wie im anderen Fall nun rechtskräftig festgestellt ist, dass Mathias Flückiger keinen Dopingverstoss begangen hat. Es ist den zuständigen Organisationen, allen voran SSI, auch verwehrt, aufgrund der Probe vom 5. Juni 2022 weitere Verfahren gegen Mathias Flückiger einzuleiten, da es sich diesbezüglich um eine abgeurteilte Sache (res iudicata) handelt. Insofern ist Mathias Flückiger juristisch nun endgültig rehabilitiert.

Doping und Medaillenverluste – und eine Dopingjagd auf Tote

causasportnews / Nr. 1178/09/2024, 6. September 2024

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(causasportnews / red. / 6. September 2024) Zwischenzeitlich hat sich die Sport-Community daran gewöhnt, dass Dopingfälle durchwegs zu regelrechten Komödien verkommen; eigentlich sind es Tragödien. Eine Farce bildet die Medaillen-Satire um die frühere russische Leichtathletin Tatjana Tomaschowa. Die heute 49jährige Sportlerin belegte im Olympia-Finalrennen in London 2012 (!) über 1500 Meter den vierten Platz, wurde dann aber auf den zweiten Platz hochgestuft, nachdem den Türkinnen Asli Cakir Alptekin (2. Platz) und Gamze Bulut (3. Platz) ihre Olympia-Medaillen wegen Dopings aberkannt wurden. Nun ist auch Tatjana Tomaschowa ihre vor 12 Jahren «geerbte» Silbermedaille wieder los, wie der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof TAS (Tribunal Arbitral du Sport) in Lausanne mitteilte. Die ehemalige Russin wurde gleich wegen mehrfacher Dopingvergehen schuldig gesprochen, für zehn Jahr gesperrt, und es wurde ihr auch die Silbermedaille von London aberkannt. Diese Groteske ist den Medien, wohl kalkuliert, nur noch eine Randnotiz wert. Kein Wunder, denn der dopingverseuchte Sport in Russland schadet dem Image des Weltsports noch immer und immer wieder, auch wenn Russland in der Welt-Gemeinschaft kaum mehr Kredit geniesst. Mit dieser Angelegenheit muss sich eventuell auch noch das Schweizerische Bundesgericht befassen. Im Moment präsentiert sich die Schlussrangliste des 1500 Meter-Laufs der Frauen anlässlich der Olympischen Spiele in London 2012 wie folgt (ohne Gewähr):

Goldmedaille               Maryam Yusuf Jamal (Bahrein)

Silbermedaille             Abeba Aregawi (Äthiopien)

Bronzemedaille           Shannon Rowbury (USA)

Ein Fachexperte aus der Leichtathletik: «Für die Glaubwürdigkeit des Sports ist es unabdingbar, dass das Publikum am Ende eines Wettbewerbes weiss, wer diesen gewonnen hat und wer die weiteren Plätz belegt.».

Dass es bei der Dopingbekämpfung noch grotesker zu- und hergehen kann, belegt eine Meldung aus Norwegen. Vor einem Nations-League-Spiel leisteten eifrige Dopingfahnder ganze Arbeit und luden Jorgen Juve und Einar Gundersen zu Dopingkontrollen vor. Die beiden ehemaligen Top-Fussballspieler sind allerding längst tot. Sie verstarben 1983 (Jorgen Juve), bzw.1962 (Einar Gundersen). Der gute Wille der Fahnder, die Dopingsünder unter Lebenden und Toten aufzuspüren, macht Mut mit Blick auf die global anzustrebende Total-Integrität des Sports…

Spanien im sportlichen «Hoch» – und eine Ursachenforschung mit Brisanz

causasportnews / Nr. 1163/07/2024, 22. Juli 2024

(causasportnews / red. / 22. Juli 2024) Werden ausserordentliche, sportliche Leistungen vollbracht, wird in der heutigen Zeit, die von Lug und Trug befallen ist, postwendend die Grundsatzfrage gestellt: Kann das sein – oder: Wie kann das sein? So ergeht es derzeit dem Spanischen Sport, der aktuell das Mass aller sportlichen Dinge zu sein scheint. Nachdem Carlos Alcaraz ganz locker das berühmteste Tennis-Turnier (in Wimbledon) gewonnen hatte, doppelte die Spanische Nationalmannschaft am Abend des 14. Juli nach und sicherte sich souverän den Fussball-Europameisterschafts-Titel. Das war wohl ein bisschen gar viel für die übrige Sportwelt, vor allem für Deutschland, das anlässlich des Kontinental-Turniers im eigenen Land eine veritable Bruchlandung hinlegte, zufälligerweise mit einem Ausscheiden im Viertelfinale gegen … Spanien (vgl. auch causasportnews vom 18. Juli 2024). Rein zufällig wird nun eine ausgedehnte Ursachenforschung mit Blick auf das Sportwunder in Spanien betrieben, die Brisantes zu Tage fördert: Spanische Erfolge im Sport sind nicht nur das Resultat intensivsten Trainings seitens der Athletinnen und Athleten, sondern es soll Doping im Spiel sein; sog Staatsdoping sogar. Diese Ungeheuerlichkeiten sind der ARD-Dokumentation «Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele» zu entnehmen. Die Deutschen sind bekannt, berühmt und berüchtigt für Undercover-Recherchen, welche jeweils nicht nur die Sport-Welt aufschrecken. Jetzt haben sie kurz vor Olympia in Paris wieder zugeschlagen. Diesmal sind die Recherche-Ergebnisse besonders Aufsehen erregend, jedoch nicht sakrosankt. Die Hintergrund-Reportage stützt sich auf Aussagen, ja Enthüllungen, des als «Doping-Arzt» bekannt gewordenen Eufemiano Fuentes, einen 69jährigen Sport-Mediziner aus … Spanien, der immer wieder mit Dopingskandalen in diversesten Sportarten in Verbindung gebracht worden ist. Der «Doping-Gehilfe» aus der Medizinal-Branche soll einem Undercover-Recherche-Team auf den Leim gekrochen sein und packte soeben rücksichtslos aus. Der äusserst umstrittene und auch vorbestrafte Mediziner hat in der ARD-Dokumentation angegeben, dass er gleichsam als Agent des Spanischen Staates agiert habe. Sein Auftrag habe gelautet: Er solle tun, was er tun müsse; das Ziel sei zu helfen, Medaillen und Titel für Spanien zu erringen.

Die ganzen, neuen Enthüllungen aus der Alchemisten-Küche des Doping-«Gehilfen» Eufemiano Fuentes muten einigermassen sonderbar an. Für die Glaubwürdigkeit des Arztes, der in den letzten Jahren in unzählige Verfahren verwickelt war, spricht der Umstand, dass er von der Justiz Spaniens immer wie ein rohes Ei behandelt worden ist. Doch das alleine macht Eufemiano Fuentes nicht a se glaubwürdig(er). Dagegen, dass die ganzen Doping-Enthüllungen, über die der Arzt spricht, regelrechte Räubergeschichten sind, spricht ebenfalls einiges. So beispielsweise, sagt Eufemiano Fuentes heute, sei er schon vor 1992 als Beauftragter Spaniens dafür auserkoren worden, mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 1992 in Barcelona alles (medizinisch Mögliche?) zu tun, um am Grossanlass im eigenen Land für eine ansehnliche Medaillenausbeute der Sportlerinnen und Sportler Spaniens zu sorgen. Dies, nachdem der Medaillenertrag vier Jahre zuvor in Seoul mit einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze recht kümmerlich war. In Barcelona ging mit Spanien ein neuer Stern am Olympischen Himmel auf: Spanische Athletinnen und Athleten gewannen 13 mal Gold, sieben Mal Silber und zweimal Bronze. War das (auch) die Wirkung des staatlich geförderten Dopings, wie es Eufemiano Fuentes behauptet? Imitierte Spanien das, was die Staatsdoper früher in der damaligen DDR und in der zerbrochenen UdSSR inszenierten? Nobody knows – oder fast niemand weiss es. Übrigens weist das Nationale Olympische Komitee Spaniens alle Anschuldigungen, welche darauf abzielen, die Sauberkeit, Integrität und Transparenz des Spanischen Olympia-Sports in Frage zu stellen, zurück. Das Thema wird die Welt wohl bis nach Abschluss der Spiele in Paris (11. August) dennoch beschäftigen.

Ein aktueller Dopingverdachtsfall mit Rätseln

causasportnews / Nr. 1138/05/2024, 6. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 6. Mai 2024) Der Dopingverdachtsfall des Schweizer Handball-Nationaltorhüters Nikola Portner, der beim Champions League-Sieger SC Magdeburg spielt, wird immer rätselhafter, vor allem, seit die B-Probe das Ergebnis der A-Probe bestätigt hat. Aufgrund gesicherter Untersuchungsergebnisse dürften sich im Körper des 31jährigen Schweizers Methamphetamine befunden haben. Diese Substanzen gehören zu den synthetisch-chemischen Verbindungen der Amphetamine, welche u.a. stark stimulierende und aufputschende Wirkungen erzeugen und in hohen Dosen euphorisirend sind. Die Verwendung von Methamphetaminen soll auch die Konzentrationsfähigkeit fördern. Die Einnahme dieser Substanz und der Dopingverdachtsfall an sich werfen Fragen auf und geben zu Spekulationen Anlass. Wie kann ein Weltklasse-Torhüter nur derart risikoreich agieren und zu Amphetaminen greifen? Das fragt sich die Sportwelt. Das nun angehobene Sport-Sanktionsverfahren wird allenfalls die wahren Gründe des vermeintlichen, nebulösen Dopingfalls zu Tage fördern – oder auch nicht. Im krassesten Fall hat der Schweizer National-Torhüter mit einer Sperre von vier Jahren zu rechnen (wobei selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt), was unweigerlich das Ende seiner Karriere bzw. der Sportaktivitäten in dieser Sparte und auf diesem Niveau des Leistungssportes bedeuten würde. Weil Nikola Portner, mit serbischen Wurzeln, der seit 2008 die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt, in Magdeburg tätig ist, wird das Verfahren von der Anti-Dopingkommission des Deutschen Handball-Bundes (DHB) geführt.

A propos Doping: Dopingvor- und Verdachtsfälle sind in der Regel nicht einfach erklärbar. Fast wie im staatlichen Strafrecht prävaliert die Grundhaltung des (vermeintlichen) Dopingdelinquenten, nämlich, dass er letztlich damit rechnet, nicht erwischt zu werden. Stets seine Unschuld unterstrichen hat der Schweizer Cross Country-Fahrer Mathias Flückiger, der 2022 für den letzten grossen Doping-Knall mit Schweizer Beteiligung gesorgt hat. Er wurde beschuldigt, das Anabolikum Zeranol verwendet zu haben. Der 35jährige Athlet, der nach dem Bekanntwerden des Falles zeitweise gesperrt wurde, bestritt konsequent und einigermassen glaubhaft die Verwendung des Mittels. Bei ihm wurde weder jemals eine A-Probe noch eine bestätigende B-Probe entnommen. Der Verfahrensablauf war und ist jedenfalls immer noch schwierig zu durchschauen. Klar ist einzig, dass das Doping-Verfahren in der «Causa Mathias Flückiger» nie für Klärung bezüglich Fakten und der allenfalls anzuwendenden Sanktionsnormen gesorgt hat. Irgendwie war stets der berühmte «Wurm» drin.

Die (Selbst)-Zerstörung des «Denkmals» Jan Ullrich

causasportnews / Nr. 1085/11/2023, 29. November 2023

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(causasportnews / red. / 29. November 2023) Deutschland erlebte in den letzten Jahrzehnten zumindest drei Ausnahme-Sportler (sorry, dass keine Frauen dabei sind…), in alphabetischer Reihenfolge: Boris Becker, Michael Schumacher und Jan Ullrich. In ihren Sportarten waren sie als Aktive das Mass aller Dinge. Der nun 56jährige, ehemalige Tennis-Star Boris Becker erlebt bis heute mehr als nur ein Wechselbad der Gefühle; Exzesse aller Art katapultier(t)en den Leimener vorwiegend und permanent auf den Medien-Boulevard. In der Öffentlichkeit zofft er sich meist wegen Banalitäten mit Schönen, (Pseudo-)Reichen und Nichtsnutzen der Entertainment-Branche herum, aktuell mit dem Comedian Oliver Pocher, den erstaunlicherweise viele Menschen lustig finden, nicht nur im Fernsehen der in diesem Leben zu kurz Gekommenen, Diskriminierten und Missverstandenen. Soeben hat «Bobele», wie Boris Becker von den Deutschen liebevoll genannt wird, ein Verfahren gegen Oliver Pocher am Oberlandesgericht Karlsruhe gewonnen. Immerhin, obwohl es um eine primitive Pocher-Pöbelei ging, mit der man die überlastete Justiz auch noch auf Trab halten kann. Doch Boris Becker lässt sich von diesem Mann – verständlicherweise – nicht alles gefallen. Recht hat er; Recht bekommen hat er nun auch.- Nur traurig und tragisch muss man das Schicksal von Michael Schumacher qualifizieren, der auf den Rennstrecken ein Überflieger war, dem jedoch die Aktivitäten auf der Skipiste in Méribel zum Verhängnis wurden. Vor jetzt dann genau zehn Jahren, am 29. Dezember 2013, hat der bald 55jährige Formel 1-Rekord-Weltmeister faktisch diese Welt verlassen. Vor ihm verneigen sich Deutschland und die ganze Welt weiterhin.-

Der Tour-de-France-Sieger von 1997, Jan Ullrich, hat neben weiteren grandiosen Erfolgen mit seinen Leistungen in Deutschland einen Radsport-Boom sondergleichen ausgelöst und sich so einen sicheren Platz in den Helden-Chroniken des Sports gesichert. Nach der Aktiv-Karriere fasste der Radsport-Crack im bürgerlichen Leben nicht mehr ansatzweise so Fuss wie in den Renn-Pedalen. Es waren nicht Pleiten, Pech und Pannen, die den Werdegang nach dem Sport des heute 49jährigen Ausnahme-Athleten prägten, sondern vielmehr Abstürze jeglicher Art. Immer wieder rankten sich Manipulations-Gerüchte um Jan Ullrich und das berühmte Telekom-Radsport-Team. Bis heute liess sich das Doping-Gespenst im Umfeld des ehemaligen Athleten nicht mehr verscheuchen. Doch nun herrschen Klarheit und Transparenz. Im Vorfeld der Dokumentation «Der Gejagte» auf Amazon-Prime konnte Jan Ullrich nicht mehr anders, als jetzt zu gestehen «Ich habe gedopt» (vgl. auch causasportnews vom 22. November 2023). Von welchen Teufeln der Ex-Radsportler geritten wird, damit er hic et nunc gesteht, bleibt ein grösseres Geheimnis als die seit Jahrzehnten in der Welt herumschwirrenden Doping-Geschichten und -Vermutungen, nicht nur um Jan Ullrich. Mit dem Geständnis hat Jan Ullrich eine Art «Neugeburt» erlebt, wie er sagt. In der Tat ist diese Beichte in der Öffentlichkeit ein Opfer auf dem Altar des kommerziellen Entertainments. Der oft als labil bezeichnete Jan Ullrich ist offensichtlich gedrängt worden, sein Geständnis nun publikumswirksam zu platzieren. Die Promotour für die Dokumentation ist zum Medien-Happening verkommen. Der Versuchung, noch einmal im Scheinwerferlicht der Medien zu stehen, hat den Ex-Radsportler offensichtlich (nebst etwas Kleingeld) dazu bewogen, sein Geständnis, ohne «mea culpa», öffentlich zu machen. Es wird das letzte Mal sein. Die «Neugeburt» hat die «Legende Jan Ullrich» entmystifiziert. Eigentlich hat er an seiner Selbstzerstörung als Sport-Denkmal mitgewirkt. Er hat nicht erkannt, dass die «Freunde» aus dem Medien-Geschäft vor allem sich am nächsten sind. Einzig ihnen nützt das Geständnis zur heutigen Zeit. Für Jan Ullrich könnte es noch knüppeldick kommen. Nur der Top-Ex-Fahrer wird sich nun wohl darauf einstellen müssen, dass ihm Titel und Siege von damals aberkannt werden. Aber vielleicht gehört das zur «Neugeburt».

PS Selbstverständlich werden an dieser Stelle die Doping-Betrügereien jeglicher Art und in jeglichen Sparten weder gutgeheissen noch schöngeschrieben.

Eine neue Art von Olympia – Ernsthaft oder ein Fake?

causasportnews / Nr. 1040/07/2023, 26. Juli 2023

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(causasportnews / red. / 26. Juli 2023) «Enhanced Games”, so heisst ein Projekt, dass dieser Tage lanciert und bekannt gemacht worden ist und von dem man nicht so richtig weiss, was davon gehalten werden soll. Die «verbesserten Spiele» sollen jedenfalls eine Antwort auf die etablierten Olympischen Spiele und die angebliche Heuchelei des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) mit dem praktizierten Anti-Doping-System werden. Initiant der Spiele ist ein promovierter Jurist, Aron D’Souza. Der 38jährige Australier, der in Oxford studiert und in Melbourne doktoriert hat, ist felsenfest davon überzeugt, dass er sein Projekt zum «Fliegen» bringen wird. Er habe sein ganzes Leben damit verbracht, das Böse, insbesondere Korruption und Verfilzungen aller Art, zu bekämpfen. Alles also, was nach Auffassung von Aron D’Souza das IOK verkörpert. Auf diesen Verein nach Schweizerischem Recht hat sich der Australier eingeschossen, vor allem auf den IOK-Präsidenten Thomas Bach, der «zu den Feinden der Wissenschaft» zu zählen sei und nach Einschätzung des Sport-Revolutionärs die «Hall der Schande» im internationalen Sport anführt. Dem Deutschen wirft der Initiant der «Enhanced Games» vor, auf Kosten des organisierten Sportes ein Leben in Saus und Braus zu führen, statt real und effizient das «Böse im Sport» zu bekämpfen. Er möchte dem in seinen Augen heuchlerischen Sport-System den Riegel schieben. Beim Projekt von Aron D’Souza sind im Rahmen der geplanten Spiele Aufputschmittel, Anabolika und Epo frei, beziehungsweise dürfen diese von den an den Spielen teilnehmenden Sportlerinnen und Sportlern unter ärztlicher Kontrolle verinnerlicht werden. Die Grundidee sei, dass Athletinnen und Athleten leistungssteigernde Mittel eben (nur) kontrolliert konsumieren dürfen. Die ethisch fragwürdige IOK-Doping-Bekämpfungspraxis lehnt der Australier ab. Allerdings bleibt hier festzuhalten, dass auch dieses vorgesehene System nicht manipulationsfrei ist, weil selbstverständlich auch eine kontrollierte Verwendung leistungssteigernder Mittel hintertrieben werden kann. Der Projekt-Initiant vertritt die Meinung, dass das IOK mit seinem Anti-Doping-Regelierungssystem ungerechtfertigterweise Macht ausübe, weil die Organisation indirekt die Welt-Anti-Doping-Agentur beherrsche. Eine Überlegung, die nicht ganz abwegig ist.

Auch wenn die Idee von «Enhanced Games» nicht a priori nur als Phantasiegebilde oder Marketing-Gag in der aktuellen «Sauregurkenzeit» bezeichnet werden kann, wäre es verwunderlich, wenn das Projekt dereinst umgesetzt werden kann. Initiant Aron D’Souza betont zwar, er habe Anfragen von Athletinnen und Athleten in Hülle und Fülle, und auch TV-Stationen und potentielle Sponsoren seien am Thema interessiert. Es existiert aber auch Skurriles: In einem Werbeauftritt wird in sportlicher Hinsicht eine Sequenz vermittelt, welche den schnellsten Mensch der Welt zeigen soll, der jedoch nicht identifizierbar ist. Die 100 Meter will er in 9,49 Sekunden zurückgelegt haben und sei somit schneller als Weltrekordhalter Usain Bolt (9,58), wird suggeriert. Das qualifiziert die etablierte Sportwelt als «irreführend».

Ist die Idee solcher Spiele also ernsthaft oder ein Fake? Wie oft, dürfte auch hier die Wahrheit in der Mitte liegen. Tendenziell würde es allerdings verwundern, wenn «Enhanced Games» nur schon zu einem Äquivalent zu den Olympischen Spielen würden. Aber vielleicht gilt auch hier: Im Sport wird plötzlich Unmögliches möglich.

Dopingfall Kamila Walijewa wird in Lausanne entschieden

Photo by Queen Yuna

(causasportnews / red. / 26. Februar 2023) Die bald 17jährige russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa blieb anlässlich der nationalen Eiskunstlauf-Meisterschaften Ende 2021 in den Fängen der Dopingfahnder hängen und wurde positiv auf das Mittel Trimetazidin (grundsätzlich ein Mittel gegen Angina pectoris) hängen. Eine vorläufige Sperre der damals 15jährigen Athletin wurde auf wundersame Art und Weise vor den Olympischen Spielen in Peking 2022 (vom 4. Bis 20. Februar), kurz bevor der russische Vernichtungskrieg gegen die Ukraine vor ziemlich genau einem Jahr, am 24. Februar 2022, seinen Anfang nahm, mit Blick auf die Eiskunstlauf-Wettbewerbe aufgehoben. Wohl zu Unrecht, wie sich demnächst herausstellen dürfte. Mit dem 15jährigen Mädchen aus dem Reiche der übelsten Kriegstreiber der Gegenwart und wohl mit entsprechendem Support der Russen-Freunde in China gewann Kamila Walijewa im Teamwettbewerb in Peking die Goldmedaille. Es steht nun allerdings die juristische Nagelprobe bevor, ob die Russen, welche wegen des flächendeckenden Staatsdopings in Peking als «ROC» (Russian Olympic Committee) antreten mussten oder durften, das Edelmetall behalten dürfen oder an die USA, welche in Peking vor Japan den zweiten Platz belegten, weiterreichen müssen.

Ende des vergangenen Jahres wäschte die Anti-Doping-Agentur Russlands («RUSADA») die junge Eiskunstläuferin aus den eigenen Reihen von Schuld und Strafe rein; eine vierjährige Sperre sowie die Aberkennung aller Resultate hätte wegen des offenbar klar belegten Dopingmissbrauchs die Folge sein müssen, berechnet ab dem Datum der genommenen Dopingprobe am 25. Dezember 2021. Eine andere Entscheidung als ein Freispruch im ausser Rand und Band geratenen Russland hatte die Sportwelt nicht erwartet. Glücklicherweise kann etwa die Welt-Doping-Agentur (WADA) gegen derartige Entscheide nationaler Anti-Doping-Behörden Einspruch einlegen, was die WADA nun getan hat (wie auch die Internationale Eislauf-Union ISU). Über den Freispruch vom Dopingvorwurf gegenüber Kamila Walijewa wird nun am Tribunal Arbitral du Sport (TAS) verhandelt werden; das Sport-Schiedsgericht in Lausanne, das allerdings weitgehend vom Russen-freundlichen Internationalen Olympischen Komitee (IOK) getragen und beeinflusst wird, dürfte in dieser sport-politisch initiierten Eiskunstlauf-Groteske in relativ kurzer Zeit als (vermeintlich) unabhängiges, internationales Sport-Schiedsgericht letztlich und indirekt auch darüber befinden, wem die Goldmedaille im Team-Wettbewerb von Peking 2022 zusteht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Russen-Gegner aus den Vereinigten Staaten «erben» werden. Eine Entscheidung des TAS könnte danach noch beim Schweizerischen Bundesgericht angefochten werden. Es ist sicher als sportlich-positiv zu werten, dass die höchste Gerichtsinstanz der Schweiz dann korrigierend eingreifen könnte, falls die TAS-Entscheidung in dieser Schmierenkomödie etwa unhaltbar, willkürlich «pro Russland» ausfallen würde; das TAS gilt seit jeher als opportunistisch-juristische «Wundertüte», im IOK gilt der Russen-Freund und Präsident Thomas Bach als einflussreicher, gewiefter Strippenzieher – auch bezüglich der Rechtsprechung am Lausanner Sport-Gerichtshof. Jedenfalls wird die Rechtsprechungs- Finalissima in der «Causa Kamila Walijewa» in jedem Fall in Lausanne /Schweiz über die Bühne gehen.