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Torhüter-Schicksale und weiteres Unkalkulierbares im Sport

causasportnews / Nr. 1021/05/2023, 29. Mai 2023

© Marco Verch

(causasportnews / red. / 29. Mai 2023) Was macht das Prickelnde am Sport aus? Natürlich die Unkalkulierbarkeit – und daraus folgend die Emotionen, welche insbesondere im professionellen Sport durchwegs prägend sind; und sich hervorragend verkaufen lassen: Der Sport, die kommerziell verwertete Emotion, wäre man geneigt zu sagen. Ein aktuelles Beispiel dieses Phänomens liefert gerade die Endphase der Deutschen Fussball-Bundesliga. Da war in Dortmund und Umgebung alles angerichtet, um die Deutsche Meisterschaft endlich wieder einmal ins Bundesland Nordrhein-Westfalen zu holen, aber eben. Noch eine Runde war zu spielen, der FC Bayern München mit Punkte-Rückstand nur auf Vizemeister-Kurs. Doch das Unkalkulierbare traf ein, die Münchner sicherten sich dank der für sie sprechenden Tor-Differenz zum elften Mal in Folge doch noch die Meisterschale. Aus der Sicht der Bayern war die Rückrunde der Meisterschaft 2022/23 ein Torhüterdrama. Ikone Manuel Neuer katapultierte sich als Ski-Unfallopfer nach der WM-Endrunde in Katar gleich selber aus dem Münchner Tor. Der Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer, als Neuer-Ersatz seit seinem Einstand an der Isar ungeliebt und stets im Diskussions-Mittelpunkt, hielt zwar mehr recht als schlecht, doch auch nach dem dramatischen Last Minute-Meisterschaftserfolg der Mannschaft von der Säbener Strasse wird er das Bayern-Tor kaum mehr je hüten. Als Torhüterschicksal lässt sich das bezeichnen. Auch neben dem Platz setzte es in München ein anderes Torhüter-Drama ab: Noch vor dem alles entscheidenden, letzten Bundesliga-Spiel flog der Ex-Torhüter und Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Oliver Kahn, vom Funktionärspodium. Was die Torhüter-Legende Oliver Kahn, auch Torhüter-Titan (ohne Anführungsstriche) genannt, natürlich nicht einfach so hinnimmt. Im Moment zoffen sich der cholerische Ex-Vorstand und die aktuellen Bayern-Funktionäre in der Öffentlichkeit wegen des Rauswurfs des ehemaligen Übermenschen im Bayern-Tor und in der Deutschen Nationalmannschaft. Der FC Bayern München war schon immer auch ein bisschen Hollywood, aber nicht einfach Denver-, sondern Hoeness-Clan. Jedenfalls verkörpern die Bayern eine permanente Erfolgsgeschichte. Die Emotionen rund um den Klub sowie die sportlichen Erfolge en masse lassen die Kasse des FC Bayern. Auch wenn es nach dem jüngsten Erfolg weiterhin gut aussieht und obwohl etwa Spieler-Legende Thomas Müller das «Prinzip Hoffnung» bemüht, ist klar, dass im Klub in der Saison 2022/23 nicht alles schief lief. Im Sport zählt vor allem das Resultat, konkret in der «Causa Bayern München» aktuell der 11. Meistertitel in Serie. Dafür, dass die Borussen aus Dortmund (mit dem Schweizer Gregor Kobel im Tor) zu dödelig waren und sich mit den Nerven schwer taten statt zu spielen, um den Meistertitel heuer nach Dortmund zu schaukeln, dafür können die Bayern in der Tat nichts. Aber zur gleichen Zeit zwei Torhüter-Schicksale in der Bundesliga mit Schweizer Hauptdarstellern in den beiden Spitzen-Klubs – das kommt doch nicht in jeder Spielsaison vor. Borussia Dortmund kann sich mit der Champions League-Teilnahme trösten, wie auch überraschend Union Berlin, das Team von Urs Fischer, das die Hände nun nach den Honigtöpfen im Europäischen Fussball ausstrecken darf. Wie in München (Torhüter Yann Sommer) also auch in Berlin (Trainer Urs Fischer) ein wenig Swissness in der Bundesliga. Dabei darf auch Gregor Kobel nicht vergessen werden; am Borussia Dortmund-Super-GAU ist er übrigens ziemlich unschuldig. Oder anders: Ein Torhüter ist immer schuldig; nicht nur, weil er prädestiniert ist, um zu verhindern.

Entschieden wurde soeben auch der Giro d’Italia. Vor dem alles entscheidenden Zeitfahren feierten die Medien den Briten Geraint Thomas als Sieger der zweitwichtigsten Rad-Rundfahrt der Welt («Thomas vor Gesamtsieg», und ähnl.). Doch auch hier kam alles anders: Der Slowene Primoz Roglic fuhr dem voreilig und vorzeitig angekündigten Gesamt-Sieger im Bergzeitfahren vor der letzten Etappe nach Rom um die Ohren und streifte sich die Maglia Rosa 2023 definitiv über. Ein schicksalhaftes Radsport-Drama besonderer Art also.

Merke: Prognosen im Sport haben (fast immer) kurze Beine. Unkalkulierbarkeiten machen ihn zu dem, was er ist: Zum unwiderstehlichen, emotionalen Phänomen. Und selbstverständlich zur Geld-Maschine.

Fussball-Soziologie à la Münchner Säbener Strasse

causasportnews, Nr. 1008/04/2023, 19. April 2023

© Marco Verch

(causasportnews / red. / 19. April 2023) Wenn’s nicht läuft, läuft’s nicht. So liesse sich derzeit die Situation an der Münchner Säbener Strasse, unmittelbar neben dem Machtzentrum des FC Bayern München, bilanzieren. Das derzeitige Elend der 1. Mannschaft beginnt auf dem Trainerposten. Zwar hat der Fussball-Globetrotter und -Heilsbringer Thomas Tuchel das unglücklich agierende Trainer-Wunderkind Julian Nagelsmann, das man unbedingt haben wollte und schliesslich mit Blick auf den Saisonstart 2021/22 teuer verpflichtete, abgelöst und gleich die beiden aktuellen Chancen auf einen Pokalsieg und den Champions League-Titel in kürzester Zeit versiebt (was Julian Nagelsmann sicher auch geschafft hätte; nun bezahlt man dem Ex-Leipziger ohne Gegenleistung das Salär noch bis zum 30. Juni 2026), und im Kampf um den elften Meistertitel in Serie tun sich die Bayern heuer schwer. War es so, dass die Millionäre in kurzen Hosen von der Säbener Strasse in dieser Saison einfach kein Glück haben und nun auch noch Pech dazugekommen ist? Die Bayern-Krise hat allerdings mehr endogene als exogene Ursachen. Da wurde schon einmal der unersetzbare Torjäger Robert Lewandowski ersetzt, und dann kam Manuel Neuers Fehltritt mit Verletzungsfolgen im Schnee dazu. Dessen unfallbedingter Ausfall machte das sofortige Engagement des Schweizer Nationaltorhüters Yann Sommer, notwendig, der im Moment dafür den Kopf hinhalten muss, dass der Bayern-Sturm nach dem Abgang von Robert Lewandowski so zahnlos wie ein frischgeborenes Kind wirkt. Wie lautet doch eine andere Fussball-Weisheit: Wer die Tore nicht schiesst, bekommt sie halt. Oder anders: Wenn die Bayern-Offensive gegen den TSG 1899 Hoffenheim lediglich ein Tor zustande bringt, sind die Vorwürfe gegenüber Yann Sommer, der einen haltbaren Ball passieren liess, ziemlich ungerecht. Obwohl die Stürmer des Münchner Klubs regelmässig versagen, werden die Rufe zunehmend lauter, den Schweizer Nationaltorhüter, der auch für die Fehler seiner Vorderleute verantwortlich zeichnet, aus dem Münchner Tor zu nehmen. Das fordern bereits ehemalige Fussballer, die heute als TV-Kommentatoren im Einsatz sind (etwa Dietmar Hamann: «Mir ist Wurst, was er sonst an Bällen hält. Er muss einfach sein Tor rein halten.»). Wetten, dass der Schweizer die laufende Saison beim FC Bayern nicht überleben wird, obwohl er an der Misere weder Schuld trägt noch etwas dafür kann, dass die Kollegen im Sturm zwar verschiedentlich auffallen, aber weniger durch genügende Leistungen auf dem Spielfeld? So wird dann das Urgestein des FC Bayern München, Manuel Neuer mit grosser Wahrscheinlichkeit Ende Saison den Torhüter-Job in München von Yann Sommer wieder übernehmen. Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen, so lautet derzeit ein weiteres Motto in der Isar-Stadt («mia san mia»). Geradezu krude wird derzeit erklärt, weshalb ein Trainer keine Tore schiessen kann und dennoch ausgewechselt wird – und weshalb Geld keine Tore schiesst. So verhält es sich mit der Fussball-Soziologie an der Münchner Säbener Strasse. Man macht falsch, was man kann, und Gutes, das auch getan wird, wird zumindest schlecht kommuniziert…Das alles wird unter den Begriff des Zusammenwirkens von Menschen im Fussball-München subsumiert. Das zur Fussball-Soziologie, gelebt, gehegt und gepflegt an der Isar.

Manuel Neuer – oder die Angst des Tormanns vor der Konkurrenz

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(causasportnews / red. / 6. Februar 2023) Keine Frage, Manuel Neuer ist ein grossartiger Fussball-Torhüter, seine Erfolgsbilanz ist so eindrücklich wie erdrückend. Nebst unzähligen Erfolgen im Klub-Fussball setzte er 2014 in Brasilien seiner Karriere als Torwart der Deutschen Nationalmannschaft mit dem Gewinn des Fussball-WM-Titels die Krone auf. Apropos WM-Endrunden: In Katar 2022 kam Deutschland auch mit Manuel Neuer als Keeper nicht über die Gruppenspiele hinaus. Wohl aus Frust und um nach dem Katar-Debakel Deutschlands auf andere Gedanken zu kommen, suchte das Urgestein des FC Bayern München das Heil auf der Skipiste – und scheiterte bei der Ausübung dieser Disziplin noch kläglicher als in seiner angestammten Betätigung in Katar. Die Fortsetzung der Geschichte ist bekannt: Der FC Bayern München machte sich sofort auf die Suche nach einem Ersatz für Manuel Neuer und fand ihn im Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer, der von den Bayern aus einem laufenden Vertrag in Mönchengladbach herausgekauft wurde (vgl. auch causasportnews vom 27. Januar 2023). Auch wenn sich das «Sommer»-Märchen beim FC Bayern München zu Beginn der Tätigkeit von Yann Sommer in München noch nicht ganz eingestellt hat- die Tendenz zeigt nun allerdings aufwärts -, bestehen keine Zweifel, dass der Nobel-Klub von der Säbener Strasse auch diese Saison ziemlich erfolgreich beenden wird, zumindest mit dem Gewinn des elften nationalen Meistertitels in Serie. Doch was wird dann sein? Wer wird dann das Bayern-Tor hüten? Diese Fragen stellt sich derzeit vor allem der durch die mehr als unglücklich erlittene Verletzung von seiner Fussball-Professionaltätig ausgeschlossene, bald 37jährige Torhüter, der im Sommer um seinen Stammplatz, der ihm von Yann Sommer streitig gemacht werden wird, bangen dürfte. Manuel Neuer ist im Schweizer massive Konkurrenz erwachsen. Das manifestiert sich in seinem Verhalten, das abgewandelt an Peter Handkes Roman zur «Angst des Torwarts beim Elfmeter» wie folgt zusammengefasst werden könnte: «Die Angst des Tormanns vor der Konkurrenz». Allerdings übertreibt es der in einer regelrechten Angst-Psychose befindliche Modell-Athlet derzeit gewaltig. Er weiss natürlich, dass dieses Axiom nicht greift: Der FC Bayern München ohne Manuel Neuer ist wie das Oktoberfest mit nur alkoholfreiem Bier. Der erfahrene Sportsmann sollte es allerdings in den bisher immerhin zwölf Bayern-Jahren mitbekommen haben, dass die Millionarios in der Münchner Fussball-Hochburg dem Erfolg und einem erfolgreichen Fussball-Kollektiv alles unterordnen; eben auch individuelle, persönliche Bedürfnisse und Empfindlichkeiten. So werden die derzeitigen, verbalen Verzweiflungsrundschläge des rekonvaleszenten Torhüters rein gar nichts bewirken. Wenn Yann Sommer bis zum Abschluss der Meisterschaft 2022/23 ansprechend hält, wird er auch in der kommenden Saison im Bayern-Tor stehen.

Männiglich herrscht Ratlosigkeit und Unverständnis, wie sich Manuel Neuer derzeit in der Öffentlichkeit äussert; und dadurch seine künftigen Ambitionen gleich selber untergräbt. «Ich hatte das Gefühl, mir wird das Herz herausgerissen», äussert er sich mit Blick auf die Anordnung des Klubs, den engsten Vertrauten des Weltmeister-Torhüters, Goalietrainer Toni Tapalovic, nicht mehr in dieser Funktion zu beschäftigen. Relativ offen wirft der Erfolgstrainer den Klub-Verantwortlichen in München menschliches Versagen, unloyales Verhalten gegenüber einem Mitarbeiter und Störung der «Familien-Idylle» im Klub vor. Dass es Manuel Neuer nicht behagt hat, dass Yann Sommer aus Gladbach geholt wurde, ist klar. Einigermassen verklausuliert äussert er sich diesbezüglich, dass ihn der Bayern-Torhüter Sven Ulreich ebenfalls ausreichend hätte ersetzen können.

Was beim FC Bayern München mit Blick auf die Torhüterposition Nummer 1 geschieht, ist eine kleine Hollywood-Tragödie- oder -Komödie im Spannungsfeld von Sport, Kommerz und Medienaktivismus. Es geht um Sentimentalitäten, die im kommerziellen Fussballgeschäft keinen Platz (mehr) haben. Die Zeiten, in denen elf Freunde gewinnen oder verlieren, sind längst vorbei. Heute treten im Spiel pro Mannschaft elf Geschäftsleute an; auf der Stufe des FC Bayern München alles Millionäre in kurzen Hosen, wie man es zu nennen pflegt. Manuel Neuer hat es (noch) nicht verstanden, dass im hochgezüchteten, professionellen Fussball Rührseligkeiten aller Art der Vergangenheit angehören.

Nun ein «Sommer»-Märchen in München?

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(causasportnews / red. / 27. Januar 2023) Letztlich hat es doch noch geklappt, dass der Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer beim FC Bayern München (FCB) untergekommen ist. Der Grund dafür ist, dass der Stamm-Keeper des FCB, Manuel Neuer, verletzungsbedingt bis auf weiteres ausfällt und der Klub von der Münchner Säbener Strasse zum Meisterschafts-Neustart anfangs 2023 eine valable Ersatzlösung für diese zentrale Position brauchte, auch mit Blick auf den Champions League-Gegner des FCB, Paris Saint-Germain, frei nach dem Motto: «Yann Sommer muss her, dann sind wir immer noch wer». Schon bald fokussierte sich die verzweifelte Suche der Münchner zum Jahreswechsel auf eben Yann Sommer, der bei Borussia Mönchengladbach während der letzten achteinhalb Jahren das Tor hütete und dabei in der Bundesliga, aber auch immer wieder als Torhüter der Schweizer Nationalmannschaft, glänzte. Die Krux an der Geschichte war lediglich, dass der 34jährige Eidgenosse bei den Borussen noch in einem Arbeitsvertragsverhältnis stand. Mönchengladbach wurde rasch gewahr, dass ein abwanderungswilliger Spieler trotz eines laufenden Vertrages nicht mehr zu halten ist. Also hiess es, sich wenigstens in finanzieller Hinsicht schadlos zu halten. Es begann, wie üblich in solchen Fällen, konkret ein Poker um den Schweizer. Die ersten Reaktion auf das Werben des FCB um Yann Sommer (Gladbach: «Der Spieler wird in keinem Fall abgegeben») folgten immer höhere Forderungen seitens der Borussen, nachdem die Bayern für’s Erste schon mal vier Millionen Euro für diesen Vertragsauskauf geboten hatten (der Schweizer musste aus dem laufenden Vertrag herausgekauft werden; es war dies also keine «Transfersumme», um die es in diesem Fall ging, wie vor allem die Medien fälschlicherweise berichteten). Bei knapp zehn Millionen Euro war Gladbach dann bereit, Yann Sommer aus dem Vertrag freizugeben.

Die Bayern wollen in der laufenden Bundesliga-Saison den elften Meistertitel in Serie sicherstellen. Dass das gelingen wird, steht ausser Frage. Das einzig Prickelnde von nationalem Fussball-Interesse bildet nur die Unbekannte, wer wohl in der laufenden Saison 2022/23 hinter dem FCB Vize-Meister werden wird. «Schauen wir mal», heisst es in der Deutschen Fussball-Community exklusive FCB. Ob es am fehlenden Konkurrenzdruck fehlt, dass der Saison-Start des FC Bayern München in diesem Monat, natürlich mit Yann Sommer im Tor, alles andere als berauschend ausfiel? Ein Märchen wird es wohl heuer in München, wie damals das «Sommermärchen» anlässlich der Fussball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland, nicht geben, obwohl der FCB einen Meisterschafts-Serien-Rekord erreichen wird. Zum «Sommer»-Märchen wird die Geschichte wohl einzig für Yann Sommer, der im fortgeschrittenen Fussball-Alter mit den Münchnern zu unerwarteten Titel-Ehren kommen wird (und in der Champions League gegen den Katar-Klub Paris Saint-Germain erstmals am 14. Februar 2023 ran darf). In der Tat ist diese Torhüter-Konstellation speziell: Des einen Leid (Manuel Neuer), des andern Freud (Yann Sommer).

PS: Der ernüchternde Rückrunden-Start von Borussia Mönchengladbach ohne Yann Sommer, eine eigentliche Winter-Tragödie, beweist natürlich die Torhüter-Qualitäten des zum FCB abgewanderten Schweizer National-Torhüters.

Fussball: Am Schluss war «Corona» wie weggeblasen

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(causasportnews / red. / 7. September 2021) «Corona» ist im Sport nach wie vor allgegenwärtig. Nach den beiden grossen Sport-Anlässen in diesem Sommer, der Fussball-Europameisterschaft sowie der  Olympischen Sommerspiele in Tokio, Veranstaltungen, die in mehr oder weniger kompakten und wenig durchlässigen «Blasen» stattfanden, hat sich in letzter Zeit trotz steigender Infektionszahlen die Lage geändert. Auch der Sport hat mit «COVID-19» irgendwie zu leben gelernt. Das Thema «Impfen» steht dabei im Vordergrund, und das Volk soll derzeit motiviert werden, sich impfen zu lassen. Für Pro Impf-Bestrebungen werden Motivations-Spritzen aller Art (ein)gesetzt. Thüringer Würste werden als Köder ebenso ausgeworfen wie Natural-Geschenke aller Art und Geldprämien. Vor allem werden auch Sportlerinnen und Sportler in Motivations-Kampagnen für’s Impfen involviert, wobei, neben den überzeugten Impf-Willigen, die einen nicht wollen und die andern nicht können. Somit wären wir beim Fussball angelengt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Schweizer Nationalmannschaft angefragt, ob sie für eine Pro-Impf-Kampagne zur Verfügung stehen würde. «Jein», hiess es in einer ersten Stellungnahme aus dem Nationalmannschafts-Hauptquartier in Bern. Im Prinzip würden die Fussballer zur Verfügung stehen, doch sei dies nur im Rahmen einer bezahlten (Werbe)-Aktion denkbar. Womit die Diskussionen um Geld, Geist und Moral entfacht waren. Während die Diskussionen um das Thema, ob die hochbezahlten Kicker für eine (bezahlte) Impf-Werbeaktion zur Verfügung stehen sollten, in den Medien und an den wieder besser zugänglichen Stammtischen tobten, half «Kommissar Zufall», um den gordischen Knoten zu durchschlagen. Bekannt ist, dass nicht alle Kaderspieler des Schweizer Nationalteams «impfwillig» sind, bzw. gehören diese teils zu den Impf-Gegnern. So der Captain der helvetischen Kicker, Granit Xhaka – sein Vorname hat allerdings nur ansatzweise mit seinen Charaktereigenschaften zu tun. Noch tobte die Auseinandersetzung um die Involvierung der Nationalmannschaft im Rahmen der besagten Pro-Impf-Kampagne, als bekannt wurde, dass eben dieser Impf-Verweigerer Granit Xhaka zweimal positiv auf das «Corona»-Virus getestet wurde. So war dann auch diese Diskussion um eine Kampagnen-Partnerschaft mit dem Nationalteam mit einem Schlag beendet. Zum WM-Qualifikationsspiel der Schweiz gegen Italien traten die Eidgenossen mit einer gegenüber dem Europameisterschafts-Turnier stark veränderten Mannschaft an. Und siehe da, auch ohne Granit Xhaka knüpften die Schweizer an die grandiosen Leistungen der Fussball-Europameisterschaft an, als immerhin Weltmeister Frankreich aus dem Turnier gespielt wurde. Gegen den frisch gebackenen Europameister Italien resultierte ein herausragendes 0:0; Torhüter Yann Sommer, der einen Penalty der Italiener unschädlich machte, und seine Kollegen sorgten dafür, dass auf einmal nur noch der Sport im Zentrum des Interesses stand. «Les absents ont toujours tort» (die Abwesenden haben immer Unrecht), mussten sich Granit Xhaka und Gesinnungsgenossen wohl eingestehen. Das Thema «Impf-Verweigerung» und überhaupt «Corona» war plötzlich inexistent geworden; die erneut dramatisch werdende Pandemie quasi wie weggeblasen dank der überzeugenden Leistung der Schweizer Fussballer gegen Italien. Klar, der Sport findet derzeit kaum mehr in «Blasen» statt – der Kampf gegen das Virus ist aufgegeben worden, und man hat mit ihm zu leben gelernt, sich mit ihm arrangiert…

(mehr zu diesem Thema in der nächsten Ausgabe von «Causa Sport», 2/2021, www.causasport.org, «Vom ‘Bubble’-Sport ins Sport-Chaos»)