
(causasportnews / red. / 6. Februar 2023) Keine Frage, Manuel Neuer ist ein grossartiger Fussball-Torhüter, seine Erfolgsbilanz ist so eindrücklich wie erdrückend. Nebst unzähligen Erfolgen im Klub-Fussball setzte er 2014 in Brasilien seiner Karriere als Torwart der Deutschen Nationalmannschaft mit dem Gewinn des Fussball-WM-Titels die Krone auf. Apropos WM-Endrunden: In Katar 2022 kam Deutschland auch mit Manuel Neuer als Keeper nicht über die Gruppenspiele hinaus. Wohl aus Frust und um nach dem Katar-Debakel Deutschlands auf andere Gedanken zu kommen, suchte das Urgestein des FC Bayern München das Heil auf der Skipiste – und scheiterte bei der Ausübung dieser Disziplin noch kläglicher als in seiner angestammten Betätigung in Katar. Die Fortsetzung der Geschichte ist bekannt: Der FC Bayern München machte sich sofort auf die Suche nach einem Ersatz für Manuel Neuer und fand ihn im Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer, der von den Bayern aus einem laufenden Vertrag in Mönchengladbach herausgekauft wurde (vgl. auch causasportnews vom 27. Januar 2023). Auch wenn sich das «Sommer»-Märchen beim FC Bayern München zu Beginn der Tätigkeit von Yann Sommer in München noch nicht ganz eingestellt hat- die Tendenz zeigt nun allerdings aufwärts -, bestehen keine Zweifel, dass der Nobel-Klub von der Säbener Strasse auch diese Saison ziemlich erfolgreich beenden wird, zumindest mit dem Gewinn des elften nationalen Meistertitels in Serie. Doch was wird dann sein? Wer wird dann das Bayern-Tor hüten? Diese Fragen stellt sich derzeit vor allem der durch die mehr als unglücklich erlittene Verletzung von seiner Fussball-Professionaltätig ausgeschlossene, bald 37jährige Torhüter, der im Sommer um seinen Stammplatz, der ihm von Yann Sommer streitig gemacht werden wird, bangen dürfte. Manuel Neuer ist im Schweizer massive Konkurrenz erwachsen. Das manifestiert sich in seinem Verhalten, das abgewandelt an Peter Handkes Roman zur «Angst des Torwarts beim Elfmeter» wie folgt zusammengefasst werden könnte: «Die Angst des Tormanns vor der Konkurrenz». Allerdings übertreibt es der in einer regelrechten Angst-Psychose befindliche Modell-Athlet derzeit gewaltig. Er weiss natürlich, dass dieses Axiom nicht greift: Der FC Bayern München ohne Manuel Neuer ist wie das Oktoberfest mit nur alkoholfreiem Bier. Der erfahrene Sportsmann sollte es allerdings in den bisher immerhin zwölf Bayern-Jahren mitbekommen haben, dass die Millionarios in der Münchner Fussball-Hochburg dem Erfolg und einem erfolgreichen Fussball-Kollektiv alles unterordnen; eben auch individuelle, persönliche Bedürfnisse und Empfindlichkeiten. So werden die derzeitigen, verbalen Verzweiflungsrundschläge des rekonvaleszenten Torhüters rein gar nichts bewirken. Wenn Yann Sommer bis zum Abschluss der Meisterschaft 2022/23 ansprechend hält, wird er auch in der kommenden Saison im Bayern-Tor stehen.
Männiglich herrscht Ratlosigkeit und Unverständnis, wie sich Manuel Neuer derzeit in der Öffentlichkeit äussert; und dadurch seine künftigen Ambitionen gleich selber untergräbt. «Ich hatte das Gefühl, mir wird das Herz herausgerissen», äussert er sich mit Blick auf die Anordnung des Klubs, den engsten Vertrauten des Weltmeister-Torhüters, Goalietrainer Toni Tapalovic, nicht mehr in dieser Funktion zu beschäftigen. Relativ offen wirft der Erfolgstrainer den Klub-Verantwortlichen in München menschliches Versagen, unloyales Verhalten gegenüber einem Mitarbeiter und Störung der «Familien-Idylle» im Klub vor. Dass es Manuel Neuer nicht behagt hat, dass Yann Sommer aus Gladbach geholt wurde, ist klar. Einigermassen verklausuliert äussert er sich diesbezüglich, dass ihn der Bayern-Torhüter Sven Ulreich ebenfalls ausreichend hätte ersetzen können.
Was beim FC Bayern München mit Blick auf die Torhüterposition Nummer 1 geschieht, ist eine kleine Hollywood-Tragödie- oder -Komödie im Spannungsfeld von Sport, Kommerz und Medienaktivismus. Es geht um Sentimentalitäten, die im kommerziellen Fussballgeschäft keinen Platz (mehr) haben. Die Zeiten, in denen elf Freunde gewinnen oder verlieren, sind längst vorbei. Heute treten im Spiel pro Mannschaft elf Geschäftsleute an; auf der Stufe des FC Bayern München alles Millionäre in kurzen Hosen, wie man es zu nennen pflegt. Manuel Neuer hat es (noch) nicht verstanden, dass im hochgezüchteten, professionellen Fussball Rührseligkeiten aller Art der Vergangenheit angehören.