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Fussball-Zahlungen immer noch und wieder «Juristen-Futter»

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(causasportnews / red. / 14. August 2021) Nach dem kürzlichen Abschluss der Fussball-Europameisterschaft sind nun i.S. «Fussball-Ungereimtheiten» wieder die Juristen an der Arbeit. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn bereits während des Kontinental-Championnats, das letztlich Italien zum Europa-Meister werden liess, soll es am Sitz des die Europa-Meisterschaft organisierenden Kontinentalverbandes (UEFA) in Nyon am Genfersee zu Polizeiaktionen gekommen sein, in deren Verlauf offenbar zwei UEFA-Mitarbeitende verhaftet worden sind. Es soll um Schmiergeldzahlungen und Korruption im Zusammenhang mit Auftragsvergaben gehen, wie verschiedene Medien berichten. Die UEFA hüllt sich (natürlich) in Schweigen, nachdem es ihr schon einmal gelungen ist, die strafprozessualen Massnahmen im Hauptquartier während der laufenden Europameisterschaft unter Verschluss zu halten. Die UEFA wäre allerdings nicht die UEFA, wenn sie die betroffenen Mitarbeiter nicht sofort nach deren Verhaftung entlassen hätte. Entlassene, natürliche Personen, allenfalls «Organpersonen», haben selbstverständlich nichts (mehr) mit dem Verein UEFA zu tun; der Kontinentalverband schlüpfte dann auch umgehend in die Geschädigtenrolle. Ein übliches Vorgehen bei unappetitlichen Vorgängen im organisierten Fussball. Über die Anwendbarkeit von Art. 55 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) wird man sich zu gegebener Zeit Gedanken machen (können).

Derzeit rückt eine andere Affäre im Zusammenhang mit dem Weltfussballverband FIFA wieder ins Zentrum des Interesses. Dieser Tag ist der ehemalig FIFA-Präsident Josef Blatter als Beschuldigter von der Bundesermittlungsbehörde zur ominösen Zahlung von zwei Millionen Franken im Jahr 2011 an seinen damaligen, vermeintlichen Thronfolger für das Amt des FIFA-Präsidenten, den Ex-UEFA-Präsidenten Michel Platini, befragt worden. Es geht bezüglich des 85jährigen, derzeit gesundheitlich stark angeschlagenen Wallisers, der nach seinem Abgang in der FIFA 2016 von seinem Kontrahenten, Gianni Infantino, beerbt worden ist, um Betrug, ungetreue Geschäftsbesorgung und Veruntreuung. In Anbetracht der fachlichen Schwächen der Schweizer Bundesanwaltschaft prävaliert die Prognose, dass die Beschuldigungen gegenüber Josef Blatter früher oder später in sich zusammenfallen werden (für Josef Blatter gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung). Der «Fall Josef Blatter» erinnert an eine ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro vom Deutschen Fussball-Bund (DFB) an die FIFA, die nie richtig durchleuchtet werden konnte. Insbesondere gelang es nie zu beweisen, dass es sich bei diesem Betrag um Schmiergeldzahlungen mit Blick auf die WM-Endrunden-Vergabe für 2006 an Deutschland handelte. Alle strafrechtlichen Verfahren gegen Protagonisten dieses Vorganges endeten im juristischen Desaster, das von der Bundesanwaltschaft angerichtet worden war. Es resultierten letztlich Verfahrenseinstellungen und Freisprüche. Die Untersuchungen der Ermittlungsbehörde des Bundes kosteten die Schweizer Steuerzahlerinnen und -zahler Millionen von Franken. So wird es wohl auch bezüglich Josef Blatter ausgehen. Es wird kaum zu eruieren sein, für was die Zahlung von zwei Millionen Franken an Michl Platini erfolgt ist. Die Vermutung, Josef Blatter hätte die Zahlung an Michel Platini veranlasst, um diesen zum Verzicht auf eine Gegenkandidatur für das FIFA-Präsidenten-Amt zu motivieren, dürfte nie zu beweisen sein.

Bei soviel «Juristen-Futter» bleibe das Kapitel «Schweizer Justiz und FIFA-Präsident Gianni Infantino» nun an dieser Stelle einmal ausgeklammert…Auch für ihn gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.

Millionengrab FIFA-Museum: Neues vor dem Fest der Liebe und Hiebe

Jogi Löw, deutscher Bundestrainer, an einer Veranstaltung des Swiss Sport Forum im FIFA World Football Museum

(causasportnews / red. / 22. Dezember 2020) Das bevorstehende Fest der Liebe, Weihnachten, gibt den Menschen guten Willens auch Gelegenheit, diesen jährlichen Höhepunkt des christlichen Lebens umzufunktionieren: Hiebe statt Liebe sind angesagt. Das gilt offensichtlich auch für den organisierten Weltfussball und insbesondere für die FIFA, die seit anfangs 2016 vom Fussball-Funktionär Gianni Infantino präsidiert wird. Sein Vorgänger, Joseph Blatter, hatte noch während seiner Amtszeit die Idee, den Fussball und sich selber unsterblich werden zu lassen. Was eignet sich dazu besser als ein Museum? So kam es, dass im Zürcher Enge-Quartier ein grandioses Museum mit der globalen Bezeichnung «FIFA World» errichtet und nach dem abrupten Abgang von Joseph Blatter aus der FIFA 2016 ausgerechnet von seinem Nachfolger zwei Tage nach dessen Amtsantritt eingeweiht wurde – ja, eingeweiht werden musste. Gianni Infantino machte nie einen Hehl daraus, dass er mit dem Museum nichts anfangen konnte; das war eben nicht seine, sondern die Idee seines Widersachers Joseph Blatter. FIFA World fand bei ihm anderswie statt. Jetzt, nach vier Jahren, hat die aktuelle FIFA-Administration gemerkt, dass das Museum zum Millionengrab mutiert. Grund genug also, um die ehemalige FIFA-Führung um Joseph Blatter auch juristisch zu behelligen. Aktuell mit einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Zürich wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. Für das FIFA-Museum wurde mit dem Versicherungskonzern Swiss Life AG als Eigentümerin der Geschäftsliegenschaft ein Mietvertrag bis 2045 abgeschlossen. Kostenpunkt für die Miete: 360 Millionen Franken. In die Museumsinfrastruktur wurden 140 Millionen Franken investiert – es war der wohl teuerste und edelste Mieterausbau, den es auf dem Platz Zürich je gegeben hatte! Alles in allem wird FIFA World nach Ablauf des 30jährigen Mietvertrages rund eine halbe Milliarde Franken verschlungen haben. Obwohl das Museum keine Wünsche offen lässt und auch ansprechende Besucherzahlen verzeichnet, ist die Investition in dieses «Josep Blatter-Projekt» exorbitant. Die ganze Museums-Geschichte soll nun also von den Strafverfolgungsbehörden in Zürich aufgearbeitet werden. Allerdings mutet es seltsam an, dass die aktuelle FIFA-Führung erst jetzt dieses finanzielle Fiasko bemerkt haben will. Notorisch ist es zudem, dass sich die meisten Museen auf dieser Welt nicht oder kaum «rechnen». Niemand wird wohl mit nachvollziehbarer Begründung argumentieren können, ein Fussball-Museum sei mit der Zweckverfolgung der FIFA nicht in Einklang zu bringen. Im Vorfeld von Weihnachten mutet dieser strafrechtlich-motivierte Schlag aus dem FIFA-Hauptquartier eher wie ein Rachefeldzug gegen die ehemalige Administration mit Joseph Blatter an. Diese Vermutung ist wohl evident, wenn berücksichtigt wird, dass der als «Mann für’s Grobe» auf dem Zürcher «Sonnenberg» bekannte, stellvertretende Generalsekretär Alasdair Bell, ein Spezi von Gianni Infantino, sich in gewohnt degoutanter Art in dieser Angelegenheit gegenüber den Medien äusserte. Das Geld, das für das Museums-Projekt ausgegeben wurde und noch auszugeben sein wird, hätte auch anderweitig und sinnvoller in den Fussball gelenkt werden können, sagte er. Naja, da würde es im Weltfussball auch noch ein paar andere Ebenen mit Sparpotenzial geben, etwa bei den Salären der höchsten Funktionäre. Was die FIFA-Führung mit Präsident Gianni Infantino ignoriert: Auch diese Strafanzeige wird die Schweizer Steuerzahler letztlich wohl wieder Millionen kosten. Ebenfalls Geld, das zweifelsfrei sinnvoller eingesetzt werden könnte…

Aber bald ist heilige Nacht, in der auch die verschiedenen Kostgänger auf der Erde sich wieder in Richtung Normalität bewegen werden. Einer in der Adventszeit eingereichten Strafanzeige wird allerdings das Fest der Liebe überdauern – und es wird im Weltfussball auch 2021 wieder gehauen und gestochen werden dürfen; alles (auch) auf Kosten des Schweizer Staates und der Schweizer Steuerzahler.