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Die Ächtung Russlands und der Ausnahme-Tatbestand «Sport»?

causasportnews.com – 59/2025, 27. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 27. Juni 2025) Angesagt war (lediglich) eine «Spezialoperation», als Russland am 24. Februar 2022 die Kriegsmaschinerie gegen die Ukraine richtete. Ganz schnell hätten die aufmüpfigen Ukrainerinnen und Ukrainer zur Räson gezwungen werden sollen, doch daraus wurde nichts. Seit über drei Jahren tobt der von den Russen angezettelte Krieg, der kein Ende zu nehmen scheint. Die «Spezialoperation» wird zur Dauerschlacht, die seitens Russlands in Verletzung des Völker- und des Kriegsvölkerrechts geschlagen wird. Russland hat sich mit diesem rechtswidrigen und menschenverachtenden Verhalten international mehrheitlich in die Isolation manövriert. Irgendwie scheint sich die Menschheit jedoch an diese brutale Schlächterei, für die es keine Entschuldigung gibt, gewöhnt zu haben. Oder der Fokus wird durch die Staatengemeinschaft in Richtung Israel gerichtet, das im Gaza Krieg führt und völkerrechtswidrig ein Volk vertreibt und aushungert. Doch die kriegerischen Ereignisse jagen sich. Aktuell bekämpfen sich auch noch Israel und der Iran. Da treten die anderen Auseinandersetzungen schon einmal, zumindest temporal, in den Hintergrund.

Dennoch sei der Blick nochmals zurück auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine gerichtet. In diesem Zusammenhang tut sich in sportlicher Hinsicht Unglaubliches: Da hat der Meistermacher des FC Basel, Fabio Celestini, der für die Basler auch den Cup-Sieg realisiert hatte, angekündigt, sein sportliches Glück künftig in…Russland zu suchen und zu finden. Im fast von der ganzen Welt geächteten Russland? Ja! Was den bald 50jährigen Schweizer dazu bewegt hat, die Trainerstelle des russischen Militärklubs ZSKA Moskau zu übernehmen, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Aber er tut es. Dieser Schritt des besten Trainers der Schweizer Fussball-Liga 2024/25 war eine Trainer-Transfer-Bombe. Es ist müssig festzuhalten, dass die Stimmen zu dieser Entscheidung weitgehend negativ klingen; viele Menschen bekunden jedoch auch Verständnis für den Schritt von Fabio Celestini. Fast wie ein schlechter Karnevals-Scherz mutet es an, dass der Ex-FC Basel-Trainer nun zu einem russischen Aushängeschild wird und so auch indirekt die russische Brutalo-Aggression gegen die Ukraine zumindest ideell mitträgt. Falls er rausfliegen sollte, kann er wenigstens auf den Klub-Hauptsponsor von ZSKA Moskau zurückgreifen – die bekannteste, russische Airline «Aeroflot», witzeln die Menschen, welche für den Schritt des Schweizers wenig Verständnis haben. Bei der Beurteilung der Frage, ob Fabio Celestini mit diesem Transfer nach Moskau klug und besonnen entschieden hat, scheiden sich die Geister. Auch deshalb, weil Sport bekanntlich nichts mit Politik zu tun hat, die Ethik ebenso nichts mit Politik und die Moral bekanntlich so oder so nach dem «Fressen» kommt (im Sinne von Bertold Brecht in der «Dreigroschenoper»).

Das von der Staatenwelt weitgehend geächtete Russland ist aber auch sonst für Protagonisten aus dem Sport ausserhalb Russlands interessant. Für den FC Sion aus dem Wallis zum Beispiel. Es ist der Klub des streitbaren Präsidenten Christian Constantin, der sich in der Boulevard-Presse in grossen Lettern so äussert: «Ich habe keine Skrupel, in Russland zu spielen». Was ist geschehen? Russland bemüht sich um Teilnahmen im internationalen Fussball, obwohl das Land der Kriegstreiber im Kreml praktisch aus dem internationalen Fussballgeschäft ausgeschlossen ist. Da winkt z.B. der Klub Zenit St. Petersburg mit viel Geld Vereine zu Testspielen nach Russland. Also genau das Richtige für den FC Sion, der sich offenbar diese Einnahmequelle nicht entgehen lassen will und ethische Bedenken bezüglich solcher Aktivitäten locker wegsteckt. «Ich habe es immer so gehalten und halte es auch heute so: Sport und Politik soll man sauber trennen», so FC Sion-Präsident Christian Constantin. Sport ist ja auch nur die Fortsetzung von Kriegshandlungen mit friedlichen Mitteln…Schön wäre es! Schliess darf Opern-Star Anna Netrebko auch bald wieder im Zürcher Opernhaus singen. In den Opern stehen Metzeleien aller Art bekanntlich auch meistens im Zentrum. Entscheidend sind saubere Trennungen von was auch immer. Es gibt schliesslich nicht nur den Ausnahme-Tatbestand «Sport».

Krieg und Sport im globalen Irrenhaus

causasportnews.com – 21/2025, 3. März 2025

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(causasportnews / red. / 3. März 2025) Man mag schon gar nicht mehr hinschauen oder hinhören. Die Welt versinkt im Chaos, Politikerinnen und Politiker machen durchwegs auf Durchhalteparolen, und es herrscht der Eindruck, die Weltpolitik gleiche einem permanenten «Tag der offenen Türe» im Irrenhaus. Es ist alles viel schlimmer, als es scheint, da rund um den Globus Kriege toben und die Politik als Mittel der Kriegsführung verwendet wird. Mit irren Windungen und Wendungen.

Zum Beispiel in den Vereinigten Staaten. Da kanzelt der US-Präsident den Präsidenten der von Russland angegriffenen und nach drei Kriegsjahren zermürbten Ukraine vor der Weltöffentlichkeit wie ein Schulbube ab. «Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen», wird das gemeinhin genannt. Nachdem alles «Täubele» (Schweizerdeutsch für Trotzen) und Drohen nichts mehr nützt, entflieht der «Täubeli» mit dem Helikopter zum Golfspiel. Sport als Zerstreuung in den Kriegswirren also, im Sinne des «disportare» (Lateinisch für «sich zerstreuen» oder: Die Aufmerksamkeit woanders hinlenken). Wenn der US-Präsident nicht «täubelet» oder gleichsam infantil schmollt, dann hat er, als wichtigster, bzw. mächtigster Mann der Welt, andere Sport-Präferenzen. Dann ergötzt er sich gerne an «MMA»-Kämpfen (MMA = Mixed-Martial-Arts), eine Brutalo-Sportart zur Befriedigung der niedrigsten Gelüste. Diese ist, vorwiegend in den USA verbreitet und beliebt, ein blutrünstiges Vehikel der Macht, wie es die Zürcher «Sonntags-Zeitung» beschreibt (so am 2. März 2025, S. 14/15). Dieser irre, menschenverachtende «Sport», ein Terminus, der eigentlich in Anführungsstriche gesetzt werden muss, findet natürlich der Antipode des US-Präsident im Moskauer Kreml ebenfalls gut. Neben der Kriegsführung auch ein wenig zur Gesellschafts-Verrohung beitragen; so muss es wohl sein – und macht auch Freude. O tempora, o mores! (Welche Zeiten, welche Sitten!).

Das hirnrissige Spiel um den Krieg Russlands gegen die Ukraine hat wenigstens in einem Punkt Klarheit verschafft: Europa riskiert, zwischen den Polen USA und Russland zerrieben zu werden. Der Kontinent, auf dem Krieg herrscht, muss sich nun definitiv und total von den beiden Mächten emanzipieren. Unter dem Strich betrachtet nützen die USA und Russland der Welt nicht viel. Sollen sie sich autonom «gross» oder noch «grösser» machen, jedoch ihren Terror gegenüber dem Rest der Welt beenden. Wenn Europa nur nicht zu schwach ist, um sich vor allem von den USA zu emanzipieren. Die Leader-Nationen Europas liegen am Boden und zerfleischen sich im Innern gleich selber.

Nicht gerade Krieg, aber ein veritables Chaos in Staat und Gesellschaft erlebt derzeit die Schweiz. Da kann sich die Öffentlichkeit echauffieren, dass zwei Regierungsräte eine Vorzugsbehandlung beim bedeutenden Sportevent «Spengler Cup», der jeweils in Davos zwischen Weihnachten und Neujahr ausgetragen wird, genossen haben. Gute Sitzplätze, Essen und Trinken – solche Vorteile sind wohl dazu angetan, um sich künftig die Interessen der edlen Spender (konkret handelt es sich um eine Markisen-Unternehmung) zu sichern. Die gewährten Wohltaten reichen wohl allerdings nicht einmal aus, um Manipulationen abzugelten, so etwa, wie es vor rund 20 Jahren in Deutschland der Fussball-Schiedsrichter Robert Hoyzer getan hat. Wenigstens «verpfiff» er für ein paar tausend Euro und einen Flach-Bildschirm in Zusammenarbeit mit der Sportwetten-Mafia die Pokal-Partie SC Paderborn gegen den Hamburger Sportverein (HSV). In Davos soll nun also das Markisen-Geschäft durch Bestechung von Regierungsräten am «Spengler-Cup» angekurbelt worden sein? Irre! Das alles passt jedoch in das globale Irrenhaus.

Doping und Medaillenverluste – und eine Dopingjagd auf Tote

causasportnews / Nr. 1178/09/2024, 6. September 2024

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(causasportnews / red. / 6. September 2024) Zwischenzeitlich hat sich die Sport-Community daran gewöhnt, dass Dopingfälle durchwegs zu regelrechten Komödien verkommen; eigentlich sind es Tragödien. Eine Farce bildet die Medaillen-Satire um die frühere russische Leichtathletin Tatjana Tomaschowa. Die heute 49jährige Sportlerin belegte im Olympia-Finalrennen in London 2012 (!) über 1500 Meter den vierten Platz, wurde dann aber auf den zweiten Platz hochgestuft, nachdem den Türkinnen Asli Cakir Alptekin (2. Platz) und Gamze Bulut (3. Platz) ihre Olympia-Medaillen wegen Dopings aberkannt wurden. Nun ist auch Tatjana Tomaschowa ihre vor 12 Jahren «geerbte» Silbermedaille wieder los, wie der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof TAS (Tribunal Arbitral du Sport) in Lausanne mitteilte. Die ehemalige Russin wurde gleich wegen mehrfacher Dopingvergehen schuldig gesprochen, für zehn Jahr gesperrt, und es wurde ihr auch die Silbermedaille von London aberkannt. Diese Groteske ist den Medien, wohl kalkuliert, nur noch eine Randnotiz wert. Kein Wunder, denn der dopingverseuchte Sport in Russland schadet dem Image des Weltsports noch immer und immer wieder, auch wenn Russland in der Welt-Gemeinschaft kaum mehr Kredit geniesst. Mit dieser Angelegenheit muss sich eventuell auch noch das Schweizerische Bundesgericht befassen. Im Moment präsentiert sich die Schlussrangliste des 1500 Meter-Laufs der Frauen anlässlich der Olympischen Spiele in London 2012 wie folgt (ohne Gewähr):

Goldmedaille               Maryam Yusuf Jamal (Bahrein)

Silbermedaille             Abeba Aregawi (Äthiopien)

Bronzemedaille           Shannon Rowbury (USA)

Ein Fachexperte aus der Leichtathletik: «Für die Glaubwürdigkeit des Sports ist es unabdingbar, dass das Publikum am Ende eines Wettbewerbes weiss, wer diesen gewonnen hat und wer die weiteren Plätz belegt.».

Dass es bei der Dopingbekämpfung noch grotesker zu- und hergehen kann, belegt eine Meldung aus Norwegen. Vor einem Nations-League-Spiel leisteten eifrige Dopingfahnder ganze Arbeit und luden Jorgen Juve und Einar Gundersen zu Dopingkontrollen vor. Die beiden ehemaligen Top-Fussballspieler sind allerding längst tot. Sie verstarben 1983 (Jorgen Juve), bzw.1962 (Einar Gundersen). Der gute Wille der Fahnder, die Dopingsünder unter Lebenden und Toten aufzuspüren, macht Mut mit Blick auf die global anzustrebende Total-Integrität des Sports…

IOK-Politik: Ein bisschen schwanger in Paris

causasportnews / Nr. 1123/03/2024, 20. März 2024

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(causasportnews / red. / 20. März 2024) So, wie das weltweite Interesse, trotz anderslautender Beteuerungen im Westen, an eine Erfolg der Ukraine gegen Russland nachlässt und dieser Sieg wohl auch trotz Achtungserfolgen der wehrhaften Ukrainerinnen und Ukrainer immer in weitere Ferne rückt, so hat auch eines der brisantesten Themen in der aktuellen Sportpolitik an Bedeutung verloren. Nur noch bescheiden im Fokus, auch der Medien, steht die Thematik der Teilnahme russischer und weissrussischer Sportlerinnen an den nächsten Olympischen Spielen, die am 26. Juli 2024 in der Stadt der Liebe und Triebe beginnen und bis zum 11. August 2024 dauern werden.

Der mit unverminderter Härte von Russland geführte Krieg stürzt das Internationale Olympische Komitee (IOK) in ein Dilemma. Zivilisierte Menschen auf der ganzen Welt sind sich einig, dass Kriegstreiber (Russen) und deren Steigbügelhalter (Weissrussen) an Olympischen Spielen nichts zu suchen haben. Die Diskussionen hierzu sind vor geraumer Zeit entfacht worden und dauern an, bzw. werden jetzt befeuert. Soeben hat das IOK nämlich bekanntgegeben, dass Russinnen und Russen sowie Athletinnen und Athleten aus Belarus an den Eröffnungsfeierlichkeiten am 26. Juli 2024 nicht teilnehmen dürfen; das heisst, die für Olympia qualifizierten Aktiven Russlands und Weissrusslands müssen das Eröffnungs-Spektakel mit 600 Boten auf der Seine am Bildschirm ansehen. Das ist in der Tat kein Verschreib; an den Spielen selber können Aktive aus den kriegstreibenden Ländern mitmachen, auch wenn sich bis jetzt nur 12 Russinnen und Russen sowie 5 Athletinnen und Athleten aus Weissrussland für Paris qualifiziert haben. Die Teilnahme geschieht allerdings unter Auflagen. Staatliche Symbole, National-Flaggen und -Zeichen sind verboten. Die Aktiven müssen in jeder Hinsicht neutral (nicht nur in punkto Bekleidung) auftreten und dürfen visuell keine Bezüge zu Russland und Weissrussland aufweisen. Es können auch keine Mannschaften teilnehmen, und jeder Bezug seitens der Sportlerinnen und Sportler zum Militär ist untersagt.

Diese Entscheidung des IOK ist mit Spannung erwartet worden. Selbstverständlich hat niemand daran geglaubt, dass die guten Menschen des IOK und der von einigen Russland-Sympathisanten durchsetzte Mitgliederkreis des Lausanner Komitees, ein Verein nach Schweizerischem Recht, die beiden Länder ganz von den Spielen ausschliessen würden. Dazu hat wohl auch beigetragen, dass der internationale Sport nach wie vor von einigen namhaften Funktionären aus Russland mitgelenkt, ja weiterhin mitbeherrscht wird. Nach wie vor ist das Russische Olympische Komitee (ROC) suspendiert, wie der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof (Tribunal Arbitral du Sport, TAS) entschieden hat. Grund dafür ist die sportliche Annexion der von den Russen besetzten ukrainischen Gebiete, so die Krim.

Mit mutigen Entscheiden hat sich das IOK noch nie hervorgetan. Deshalb verwundert dieser opportunistische Entscheid aus Lausanne nicht. Grundsätzlich und so ein bisschen dabei sein erinnert an das Phänomen, dass auch ein bisschen Schwangerschaft alles offenlässt. Klar war und ist, dass sich die in der Tat sonst nicht gerade mutlose Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo nicht gegen das IOK, das kartellistische «Politbüro» des internationalen Sportes, würde durchsetzen können. Die 64jährige Politikerin hat seit Monaten verkündet, dass sie keine Athletinnen und Athleten der kriegsführenden Länder an den Olympischen Spielen in Paris sehen wolle (vgl. auch causasportnews vom 10. Dezember 2023). Jetzt musste sie bezüglich ihrer Forderung «forfait» geben, was sie schmerzen wird. Aber auch hierfür gibt es schliesslich «Pillen danach», auch zur Regelung nur halber Schwangerschaften und ähnlicher Ereignisse.

Und wieder geht ein Gespenst um in Europa…

causasportnews / Nr. 1104/01/2024, 27. Januar 2024

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(causasportnews / red. / 27. Januar 2024) Wiederum geht ein Gespenst um in Europa, nicht dasjenige, wie es im Kommunistischen Manifest beschrieben ist, sondern das Bedrohungs-Gespenst. Dieses hat sehr viel zu tun mit Sport, bzw. mit grossen Sportveranstaltungen, die in diesem Jahr durchgeführt werden. Zuerst richtet sich der Blick der Sport-Öffentlichkeit nach Deutschland. Dort wird unter der Ägide des Europäischen Fussball-Verbandes (UEFA) vom 14. Juni bis zum 14. Juli der Europameister erkoren. Der Anlass rückt näher, und in einer chaotisch gewordenen Welt, in der Kriege, Gewalt jeglicher Art, Hass, usw. die globale Szene beherrschen und sich im besten Fall Missverständnisse breit machen, hängt das Schreckens-Gespenst «Sicherheit» wie ein Damoklesschwert über der Fussball-EM in Deutschland. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin räumt ein, dass er diesbezüglich in grosser Sorge sei und spricht allgemein von einer «völlig aggressiven, geopolitisch aus den Fugen geratenen Lage» und von einer «Welt, die verrückt spielt». Dem ist an sich nichts beizufügen. Der Slowene bespricht sich regelmässig mit der Deutschen Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Die Gefahren für den Sport-Grossanlass sehen der Sport-Funktionär und die Bundes-Politikerin nicht nur in den Sicherheitsvorkehren in den Fussball-Stadien, sondern vor allem in den Bereichen ausserhalb der Sportstätten. Man kann sich in etwa ausmalen, was sich abspielen könnte, wenn sich die Ukraine und Israel ins Wettkampf-Geschehen einschalten und sich die beiden aktuellen Kriege mittelbar etwa auf die Fan-Ebenen verlagern. Vorstellbar ist zudem, welche Gewalt-Potentiale sich während der EM in Deutschland innerhalb und ausserhalb der Stadien entladen können. Schneller als es jedes Vorstellungsvermögen zulässt, könnten die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten den Sport tangieren. Es ist nicht zu erwarten, dass der gewaltfreie Sport, der in Deutschland stattfinden wird, die Auseinandersetzungen auf den Kriegsschauplätzen in der Welt zur Makulatur werden lässt. Die Bedrohungsszenarien mit Blick auf die Fussball-EM könnten zu Resignation führen. Die Rede ist derzeit realistischerweise von Cyberangriffen, terroristischen Anschlägen, Geiselnahmen, usw. Sowohl der UEFA-Präsident als auch die Bundes-Innenministerin sprechen diesbezüglich von «Herausforderungen», denen man sich nun stellen müsse.

Herausforderung? Ein grosses Wort! Vor allem verrät es Unsicherheit, ja Ungewissheit, wie sich Bedrohungen manifestieren könnten und wie auf Bedrohungen reagiert werden müsste. Realistischerweise sind Bedrohungen kaum einzugrenzen und es kann ihnen auch kaum etwas entgegengesetzt werden. Das effizienteste Mittel scheint auch in dieser säkularen Welt – das Gebet zu sein und der Glaube daran, «dass es schon gut kommt». Die Hoffnung stirbt jedenfalls zuletzt.

Rund sechs Wochen, nachdem der neue Fussball-Europameister bekannt sein wird, trifft sich die Sportwelt in Paris. An der Seine werden die Olympischen Spiele vom 26. Juli bis zum 11. August ausgetragen. Die Sicherheitsaspekte bezüglich der Wettkämpfe in 32 Sportarten sind immens. Was könnte in den Zuschauerbereichen geschehen, wenn sich nur schon ukrainische und russische Sportlerinnen und Sportler mit ihren Anhängern in der Stadt der Liebe aufhalten, da kaum anzunehmen ist, dass Paris russische und weissrussische Athletinnen und Athleten letztlich von den Spielen ausschliessen wird? Es ist beispielsweise auch einleuchtend, dass ein Marathon-Lauf ungemein schwieriger zu überwachen ist als ein Fussballspiel in einem geschlossenen und gesicherten Stadion.

Wahrscheinlich wäre es den Organisatoren und insbesondere den Sicherheits-Verantwortlichen, welche die beiden Sport-Grossveranstaltungen in Deutschland und in Frankreich in diesem Sommer abzusichern haben, nicht unrecht, es würde eine Fee mit Zauberstab auf die Zeit einwirken und es wäre auf einen Schlag der 11. August 2024…

IOK stützt Frankreich ins Olympia-Dilemma

causasportnews / Nr. 1089/12/2023, 10. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 10. Dezember 2023) Anne Hidalgo, seit 2014 Bürgermeisterin von Paris, ist nicht so leicht zu beeinflussen oder sogar zu verbiegen – dies im Gegensatz zu vielen ihrer männlichen Kollegen in der Politik. Anfangs Jahr hat die 64jährige Juristin mit Spezialgebiet «Sozialrecht» mit Blick auf den von Russland entfesselten Krieg gegen die Ukraine erklärt, dass sie an den Olympischen Spielen, die im kommenden Sommer in einer der schönsten Städte der Welt, eben in Paris an der Seine ausgetragen werden, keine Athletinnen und Athleten aus Russland und Weissrussland in «ihrer» Stadt dulden wolle, auch wenn diese als «neutrale Sportlerinnen und Sportler» dabei sein würden. Nun hat das Internationale Olympische Komitee (IOK) genau das ausgeblendet und soeben entschieden, dass russische und weissrussische Aktive als «neutrale Athleten» an den Olympischen Spielen in Paris grundsätzlich teilnehmen dürften, sofern sie die Qualifikationsvoraussetzungen erfüllen; die Teilnahme von Aktiven aus den beiden Ländern muss letztlich von den Sportverbänden beurteilt und entschieden werden. Damit hat das IOK, ein Verein nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Lausanne, dem weitgehend bejahrte Funktionäre teils mit zweifelhaftem Ruf angehören, die heisse Olympia-Kartoffel den Verbänden weiter gereicht – und Paris sowie Frankreich in ein Dilemma gestürzt. Auch wenn die Gradlinigkeit und der Mut von Anne Hidalgo, der Bürgermeisterin von Paris, welche im kommenden Jahr dieses Amt zehn Jahre ausgeübt haben wird, bekannt ist, wird es für sie schwierig werden, den opportunistischen Wendehälsen im IOK, die nicht nur vor Russland kuschen, Paroli zu bieten. Ein Grund dafür, dass in Paris im Sommer sowohl russische als auch weissrussische Athletinnen und Athleten dabei sein werden, dürfte allgemein in Frankreich zu orten sein, vor allem beim Staatspräsidenten der Französischen Republik und dem Kofürst von Andorra in Personalunion persönlich. Emmanuel Macron gilt als Polit-Strippenzieher, der auch eifrig im internationalen Sport mitmischt und sich gerne mit den Grössen aus der Sport-Politik umgibt. So ist es ihm dank seiner besten Beziehungen zu seinen besten Freundinnen und Freunden im IOK gelungen, die Olympischen Winterspiele 2030 nicht in die Schweiz, sondern nach … Frankreich vergeben zu lassen (vgl. auch causasportnews vom 22. Juni 2023 und vom 1. Dezember 2023). Innerhalb von sechs Jahren wird Frankreich also Olympische Sommer (2024)- und Winterspiele (2030) austragen.

Zurück zu den ungeliebten Olympia-Teilnehmenden im kommenden Jahr in Paris aus Russland und aus Weissrussland: Es darf nur gemutmasst werden, was geschehen könnte, wenn dann die bisher 60 qualifizierten Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine auf acht Russinnen und Russen sowie drei Teilnehmende aus Weissrussland treffen werden – Zahlen Stand heute. Nicht nur aus diesem Grund hat Frankreich die Sicherheit als Hauptproblem des im kommenden Jahr stattfindenden Grossanlasses auf die To-do-Liste gesetzt. Jedenfalls ist es für die Betrachter des Sportgeschehens klar: Affaire à suivre…

Olympische Spiele – Wunschträume und Realitäten

causasportnews / Nr. 1079/11/2023, 12. November 2023

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(causasportnews / red. / 12. November 2023) In einer aus den Fugen geratenen Welt erscheinen Olympische Spiele mit den bekannt hehren Ideen wie Anachronismen. Ziemlich aktuell: In etwa acht Monaten messen sich im Rahmen von Olympia über 10 000 Athletinnen und Athleten in 32 Sportarten in 41 Wettkampfstätten. Erstmals seit 1924 wird Paris Austragungsort des Grossanlasses sein. Die Welt schaut skeptisch und teils besorgt auf die Stadt an der Seine. Geht es um die Spiele, die zwischen dem 26. Juli und dem 11. August 2024 ausgetragen werden sollen, schaudert es die Sicherheits-Verantwortlichen. Standen 1924 bezüglich dieses Grossanlasses Logistikthemen im Vordergrund, sind es 100 Jahre später vor allem die in den Vordergrund gerückte Sicherheit, die im Rahmen einer derartigen Grossveranstaltung gewährleistet sein muss. Das beginnt bereits bei der Teilnahme der Wettkämpferinnen und Wettkämpfer, wenn sich Staatsangehörige Russlands, Weissrusslands, der Ukraine, Israels, der USA, Palästinas, Libanons, Irans, Syriens, Afghanistans, Somalias, des Südsudans, Serbiens, Kroatiens, Chinas, Nord- und Südkoreas, usw. in natürlich friedlichen und freudvollen Wettkämpfen messen. Vielleicht sind es nicht einmal nur die Athletinnen und Athleten, die sich vor Ort ins Gehege kommen (das gemeinsames Duschen aller Teilnehmenden nach den Wettkämpfen ist längst abgeschafft), aber eventuell werden die Fans, die im Sport in vielerlei Hinsicht zu «Problem-Fans» geworden sind, zum Sicherheits-Generalthema. Die Stadt der Liebe könnte zur Kapitale der Hiebe werden. Frankreich ist seit Jahren extrem «Attentats-gefährdet»; vor allem die jüdische Gemeinde fühlt sich bedroht. Religions- und andere Kämpfe finden in der heutigen Zeit durchwegs exterritorial statt: Zwar nicht in Paris, aber in Brüssel hat vor einigen Wochen ein Tunesier, ein Anhänger des «Islamischen Staates», am Rande eines Fussballspiels zwischen Belgien und Schweden zwei schwedische Fans erschossen. Solches könnte sich auch in Frankreich ereignen. Schlechte Erinnerungen an das Olympia-Attentat von München 1972 werden wach.

In acht Monaten kann viel geschehen, jedoch lässt sich der Schirmherr über die Spiele, das Internationale Olympische Komitee (IOK), mehrheitlich von Träumereien treiben und blendet die Realitäten gekonnt oder gezwungenermassen aus. Nur schon muss die «Causa Russland» mit Blick auf Olympia 2024 geregelt und gelöst werden, weil Frankreich und die Bürgermeisterin von Paris sich gegen die Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Weissrussland ausgesprochen haben. Anne Hidalgo will in ihrer Stadt auch keine Teilnehmenden aus diesen Ländern unter neutraler Flagge dulden (ein bewährter Taschenspieler-Trick des IOK, um Unmögliches doch möglich zu machen). Irgendwann wird in den nächsten Monaten eine Entscheidung in der Russlandfrage fallen müssen, denn das opportunistische IOK ist tendenziell pro Russland und pro Weissrussland eingestellt. Bemerkenswert ist die Position Deutschlands in dieser sport-politisch brisanten Frage. Seit Kriegsausbruch im Februar 2022 waren Deutsche Sportpolitiker und Funktionäre strikte gegen eine Teilnahme Russischer Athletinnen und Athleten in Paris. Diese unverrückbare Haltung bekommt nun Risse, und Deutschland muss wohl auf einen Schmusekurz mit dem IOK, das von einem angepassten und beugsamen Deutschen (Thomas Bach) angeführt wird, einschwenken, sonst verbauen sich die Deutschen Sommermärchen-Anhänger die Chance, den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2036 im eigenen Land zu bekommen. Wieder einmal bewahrheitet sich Bertold Brechts Feststellung: «Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral».

Die Olympischen Sommerspiele in Paris stehen also vor der Türe, und männiglich wäre wohl nicht unglücklich, es gäbe einen Knall, und das Kalenderblatt würde den 12. August 2024 anzeigen. Doch die weitsichtigen Franzosen schauen schon in die entferntere Zukunft und haben soeben verlauten lassen, im gallischen Raum 2030 Olympische Winterspiele organisieren zu wollen! Falls sich die Welt dann überhaupt noch (einigermassen vernünftig) dreht, dürfte das Thema «Sicherheit» auch dann zentrale Bedeutung erlangen. Schon längst vergessen ist selbstverständlich das Jahr 1992, als Olympische Spiele in Albertville ausgetragen wurden, in einem Jahr, als der Terminus «Nachhaltigkeit» weder bekannt war noch vielseitig verwendet wurde. Die Sportanlagen und Unterkünfte im Departement Savoyen sind längst nur noch Bauruinen. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen, so auch das IOK, dem die akzeptablen Austragungsstätten für Olympische Spiele wegbrechen. Deshalb werden für die Austragung der Winterspiele 2030 auch Salt Lake City, Stockholm und die Schweiz (!) genannt.

So schauen die Welt und die globale Sport-Gemeinde so gespannt wie unsicher in die Zukunft. Die zentrale Frage bleibt: Welche Wunschträume lassen sich in diesem universalen Chaos überhaupt (noch) realisieren?

Den Mutigen gehört die (Sport-)Welt – wirklich?

causasportnews / Nr. 1065/09/2023, 29. September 2023

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(causasportnews / red. / 29. September 2023) Die Haltung des globalen Sportes gegenüber Russland, bzw. gegenüber dem, was Russland vor über eineinhalb Jahren angezettelt hat und was immer noch andauert, ist heterogen. Die internationale Sportfunktionärskaste, angeführt von den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), gibt und verhält sich opportunistisch; Sportlerinnen und Sportler möchten die Politik und das Geschehen in der Ukraine ungeschehen machen und ausblenden. Doch nur selten kommen von Sportler(innen)-Seite klare Statements gegen den Angriffskrieg, der sobald nicht vorbei sein wird, vor allem, solange die Kriegstreiber vom Kreml aus wüten.

Für eine Ausnahme sorgt nun der bei den Calgary Flames spielende Eishockey-Professional Nikita Zadorow, der seit über zehn Jahren im kanadischen Eishockey tätig ist. In einem weltweit verbreiteten Video-Interview mit dem russisch-deutschen Journalisten Juri Dud spricht der 28jährige Klartext und tritt in aller Schärfe den Verantwortlichen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges entgegen. Seine kernigen Aussagen lassen aufhorchen. Der amtierende Präsident habe durch seine Tat die ganze Wirtschaft zurückgeworfen. Anstatt die Jungen wirtschaftlich, politisch, kulturell und sportlich zu fördern, werde die junge Generation in den Tod geschickt. Perspektiven ortet der Eishockey-Star in seiner Heimat keine mehr: Wer Perspektiven haben möchte, müsse dieses Land verlassen. Er wehrt sich auch gegen die Staatspropaganda und das Fernsehen («man sollte überhaupt keine Fernsehen schauen»), das die Massen manipuliere. Nikita Zadorow hofft, dass die Putin-Ära baldmöglichst zu Ende gehen möge. Ohne den Abgang des Sowjet-Herrschers sei an eine starke Wirtschaft in Russland nicht zu denken; die Kleptokratie (Herrschaftsform, in der sich einige wenige bereichern) verhindere jede Demokratie, die es herzustellen und dann zu bewahren gelte.

Auch wenn der Eishockey-Star, der bis jetzt in Kanada gesamthaft über 20 Millionen Dollar verdient hat, seine Stimme gegen das kriegerische Russland von Übersee und aus dem friedlichen und sicheren Kanada aus erhebt, kann bei ihm von mutigen Äusserungen gesprochen werden. Nach seinen ungeschminkten Worten wird er sich in seinem Heimatland, das er seit Kriegsausbruch nicht mehr besucht hat, nicht mehr zeigen können. Mit seiner Familie in Russland, die den Krieg gutheisst, hat er gebrochen. Sich gegen den Krieg und das Regime in Moskau zu wenden, erfordert in jedem Fall Mut. Mit seinem aktuellen Auftritt und seinen pointierten Äusserungen gegen den Krieg und die Kriegstreiber will er auch anderen Sportlerinnen und Sportlern Mut machen, sich gegen das enthemmte Land im Kriegsrausch zu stemmen. Er ist überzeugt, dass den Mutigen die (Sport-)Welt gehört. Ob dem so ist, ist allerdings im Moment aufgrund der Situation in der Ukraine wohl eher fraglich. Dazu braucht es wohl mehr Verteidiger von Demokratie, Recht, Verfechter der Menschenrechte und Gerechtigkeit vom Schlag des ausserhalb Russlands erfolgreichen, aktiven Eishockey-Verteidigers Nikita Zadorow.

Asienspiele ohne Russland und Weissrussland

causasportnews / Nr. 1056/09/2023, 7. September 2023

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(causasportnews / red. / 7. September 2023) Es entspricht einer notorischen Tatsache, dass sich das Internationale Olympische Komitee (IOK) schwer tut, Sportlerinnen und Sportler aus den Kriegstreiber-Ländern Russland und Weissrussland vom internationalen Sport fernzuhalten. Insbesondere der IOK-Präsident Thomas Bach (Deutschland) gilt als wankelmütiger Opportunist in der Frage, wie in sportlicher Hinsicht mit den Schurkenstaaten Russland und dem Russland-Steigbügelhalter Weissrussland umzugehen sei. Die Meldung, welche vor ein paar Tagen verbreitet wurde, erregte deshalb Aufsehen: Die Asienspiele, die vom 23. September 2023 bis zum 8. Oktober 2023 in der Chinesischen Stadt Hangzhou stattfinden werden, erfolgen ohne russische und weissrussisch Beteiligungen! Zuvor hatte der Olympische Rat Asiens (OCA) noch entschieden, Athletinnen und Athleten beider Länder als neutrale Teilnehmer des Multisport-Events antreten zu lassen. Nun verlautete aus Lausanne, dem Sitz des IOK, dass die Sportlerinnen und Sportler der beiden Länder in China nicht teilnehmen könnten. Wahrscheinlich fürchtet das IOK als oberster Schirmherr der Spiele, Nachteile, etwa mit Blick auf Sponsoringerträge und der Werbeindustrie. Viele Unternehmen und Weltkonzern wollen sich bei grossen Sportanlässen nicht in irgendeinem Zusammenhang mit Russland und Weissrussland positionieren. Zudem ist China als Austragungsort von Sportveranstaltungen alles andere als unproblematisch. Die Teilnahme-Entwicklung und der Ausschluss des russischen und des weissrussischen Sportes mit Bezug auf die diesjährigen Asienspiele lassen erahnen, in welche Zwickmühle das IOK etwa mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele im kommenden Jahr in Paris geraten könnte. Frankreich lehnt die Teilnahme russischer und weissrussischer Athletinnen und Athleten ab, das IOK gebärdet sich tendenziell wankelmütig und willfährig.

Nicht nur die ukrainische Propaganda befeuert die Bestrebungen mit Blick auf den Ausschluss Russlands und Weissrussland vom globalen Sport – aber auch. So sind Zahlen genannt worden, mit denen die Grausamkeit vor allem Russlands in diesem Krieg untermauert werden soll: Nicht zu erhärten ist selbstverständlich, wieviele Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine in dieser von den Russen angerichteten Tragödie bisher ums Leben gekommen sind. Im Frühjahr gab das Sportministerium der Ukraine bekannt, seit Beginn des Angriffskrieges seien 287 Sportlerinnen, Sportler und Trainer getötet worden. Viele von ihnen überlebten als Angehörige der ukrainischen Armee das Grauen nicht. Dass zudem gegen 350 Sportstätten in der Ukraine zerstört wurden, verschlimmert das Bild des Schreckens im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskriege noch mehr. Evident ist, dass diese Zahlen nicht dazu angetan sind, die Integration des russischen und des weissrussischen Sportes in den globalen Sport zu vereinfachen.

Ein Hauen und Stechen für einmal unter Box-Funktionären

causasportnews / Nr. 1051/08/2023, 23. August 2023

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(causasportnews / red. / 23. August 2023) Der Boxsport ist bekanntlich nichts für zartbesaitete Naturen. In den Ringen dieser Welt wird oft wirksam und nachhaltig zugeschlagen. Dass es in dieser Sparte neben dem sportlichen Geschehen auch unter Funktionären zu heftigen Kontroversen kommen kann, zeigt sich aktuell im Schweizerischen Boxverband (SwissBoxing). Grund für das Hauen und Stechen unter helvetischen Box-Sportfunktionären ist ursprünglich der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Zufälligerweise – oder auch nicht ganz zufällig – wird die International Boxing Association (IBA) mit Sitz in Lausanne (!) von einem Russen und Putin-Freund geführt und von ihm und weiteren Putin-Claqueuren beherrscht. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) mit Sitz in…Lausanne (!) hat die IBA wegen des russischen Ukraine-Feldzuges suspendiert, was den Schweizerischen Verband (SwissBoxing, mit Sitz in Bern), bzw. den Verbandsrat dazu bewogen hat, den Austritt aus der IBA anzustreben. Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Verbandes hat nun aber dem Verbandsrat von SwissBoxing einen vereinsrechtlichen KO-Schlag versetzt und den Verbandsrats-Beschluss betreffend Austritt aus der IBA für nicht haltbar erklärt; ebenso wurde für die Weiterführung der Mitgliedschaft von SwissBoxing in der IBA votiert. Der Hintergrund dieser Entwicklung dürfte sein, dass der Weltverband vom IOK nicht weiter alimentiert wird, jedoch der Internationale Verband der Faustkämpfer dennoch im Geld zu schwimmen scheint. Offenbar macht es die Putin-freundliche Bank «Gazprom» möglich; «pecunia non olet» (Geld stinkt nicht), lautet das Motto also (auch) in der IBA – und bei allen, die von diesem Geldsegen profitieren möchten.

Das alles ist nun zuviel geworden für den langjährigen, als sehr gradlinig bekannten Schweizer Verbandspräsidenten Andreas Anderegg, der nach der Delegiertenversammlung von SwissBoxing und in Anbetracht des finalen Bekenntnisses der Schweizer Funktionäre gegenüber der russischen Machtelite in der IBA nicht als Sympathisant und mittelbarer Unterstützer der russischen Kriegsmaschinerie im Ring bleiben wollte. Der 66jährige Thurgauer, vor Jahren selber äusserst erfolgreicher Professional-Boxer und danach Medien-Schaffender, wollte mit seinem Rücktritt vom Amt, das er seit 2006 innehatte, ein «Zeichen» gegen den von den Russen angezettelten Wahnsinn setzen und vom durch Russland verursachten Elend nicht noch profitieren, wie er sagte. Der Respekt ist dem ehemaligen Faustkämpfer mit dieser konsequenten Haltung sicher, der sich über das Präsidentenamt im Schweizer Verband nicht mit der Russen-Clique in der IBA verbandeln wollte. Zusammen mit Andreas Anderegg traten aus demselben Grund weitere Spitzenfunktionäre des Schweizerischen Verbandes zurück, so etwa die nicht immer unbestrittene Box-Funktionärs-Legende Peter Stucki (dieser führte für den Verband z.B. vor bald 30 Jahren den damals Aufsehen erregenden Prozess gegen den Boxer Enrico Scacchia, der trotz gesundheitlicher Bedenken seitens der Lizenzbehörde gerichtlich eine Boxlizenz erstreiten wollte: Urteil des Appellationshofes Bern vom 18. April 1995, 774/III/94). Nur der guten Ordnung halber ist an dieser Stelle nachzutragen, dass das Präsidentenamt im Schweizer Verband nach dem überraschenden Rücktritt von Andreas Anderegg nicht lange verwaist blieb. Auf den Thurgauer folgte umgehend der ehemalige Amateur-Boxer Amir Orfia.