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Zunahme von Sportmanipulationen im Zusammenhang mit Wetten

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(causasportnews / red. / 12. Oktober 2020) Seit geraumer Zeit ist es eher ruhig um das Thema Sportmanipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten geworden. COVID-19 und das weltweit reduzierte sowie eingeschränkte Sportangebot haben nun aber dazu geführt, dass die Vorgänge aus dem Ruder laufen. Das will heissen: Verknappter Sport – verwildertes Sportwettenangebot. Bei den soeben zu Ende gegangenen French Open der Tennisspieler/innen untersuchen die französischen Strafverfolgungsbehörden derzeit zumindest eine Partie im Frauendoppel. Seit «Corona» wütet, spielt auch der Sportwettenmarkt verrückt. Will heissen: Es wird mehr manipuliert im Sport – mit Blick auf Sportwetten. Nicht die Wetten werden dabei beeinflusst, sondern der Sport, auf den dann gezielt gewettet wird. Die abgekarteten Spiele haben einen umtriebigen Schweizer Politiker dazu bewogen, mit einer Eingabe an den Europarat zu gelangen. Nationalrat Roland Rino Büchel ist stets präsent, wenn es gilt, die Integrität des Sportes zu schützen; er gehört zu den grössten Kritikern der «alten» FIFA unter Joseph Blatter. Notiz am Rande: Der St. Galler Politiker der Schweizerischen Volkspartei (SVP) nennt sich auch «Sportmanager»; allerdings ist für ihn seine frühere Tätigkeit bei der Zuger Rechte-Vermarktungsgesellschaft «Infront», zur Zeit von Roland Rino Büchel etwa als «ISL» auftretend, kein Ruhmesblatt. Aber in diesem vom Blatter-Neffen Philippe Blatter geführten Unternehmen, das wegen Unregelmässigkeiten soeben das langjährige, äusserst lukrative Mandat des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) verloren hat (vgl. auch causasportnews vom 23. Juni 2020), ist er wohl bezüglich dieses «heiklen» Segmentes im Sport sensibilisiert worden.

Der Aktionismus von Roland Rino Büchel in Strassburg dient dem ehrgeizigen Ostschweizer wohl am meisten persönlich. Die Situation im Sportwettenbereich bietet ihm auch in «Corona»-Zeiten die Gelegenheit zur Selbstdarstellung. Dass der Europarat das Problem wird lösen können, glaubt Roland Rino Büchel wohl selbst nicht. Wer denn? Sicher nicht die Sportverbände und -organisationen. Nach grossen Bestrebungen zum Integritätsschutz nach der Affäre «Robert Hoyzer» in Deutschland (2005, ein Jahr vor der Fussball-WM-Endrunde in Deutschland, das als «Sommermärchen» in die Sportgeschichte einging), hat der Integritätsschutz seitens des organisierten Sports in den letzten Jahren an Bedeutung und Aufmerksamkeit verloren. Nur die staatlichen Strafverfolgungsbehörden sind offensichtlich in der Lage, dieser für den Sport gewaltigen Bedrohung Herr zu werden. Aber das scheint aufgrund der Entwicklungen, die sich im Zeitalter von «Corona» noch akzentuiert haben, zu wenig zu sein. Der Ruf aus der politischen Schweiz nach Europa, und das aus dem Munde eines Anti-Europa-Parteivertreters, lässt den Schluss zu, dass der Kampf gegen den Integritätsverlust im Sport nur auf europäischer Ebene effizient geführt werden kann. Nach Auffassung von Roland Rino Büchel sind in diesem Segment längst die grossen, international aktiven Verbrechersyndikate tätig. Mit dieser Feststellung liegt er sicher nicht falsch – nur: Wie lässt sich diese Gefahr letztlich vom Sport abwenden?

Sanel Kuljic: Die „Kurve“ im Leben verpasst

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Sanel Kuljic © Steindy

causasportnews / red. / 11. Dezember 2019) Es gibt Sportler, an die erinnert man sich vor allem wegen den früheren, sportlichen Leistungen. Und es gibt Fussballspieler, an die Erinnerungen als Sportler wach werden, obwohl sie aktuell in anderem Zusammenhang für Schlagzeilen sorgen. So geschehen bezüglich des ehemaligen Österreichischen Internationalen Sanel Kuljic, der in der Schweiz zweimal in der höchsten Leistungsklasse aktiv war (beim FC Sion und bei Neuchâtel Xamax FCS) und seine Karriere 2018 in der Unterklassigkeit bei der Sportunion Schönbrunn in Wien beendete. In den letzten Tagen wurde wieder über den heute 42jährigen Sanel Kuljic gesprochen und berichtet – vornehmlich über den Mensch Kuljic mit Schwächen, kaum über den ehemaligen Leistungssportler. Und das alles in negativem Zusammenhang. In Wien ist der ehemalige Österreichische Internationale soeben mit einer Haftstrafe von einem Jahr unbedingt belegt worden, weil er mit Kokain-Geschäften in Zusammenhang gebracht worden war. Im September wurde Sanel Kuljic in Wien verhaftet und sass seither in Untersuchungshaft. An mehrere Abnehmer soll der geständige ehemalige Fussball-Star von 2017 bis 2019 Kokain weitergegeben haben. Das Urteil könnte, wenn es denn rechtskräftig wird, dazu führen, dass Sanel Kuljic um einen Gefängnisaufenthalt herumkommt, weil er, ebenfalls süchtig, als therapierfähig qualifiziert worden ist und sich einer solchen Therapie auch unterziehen will.

Die „Causa Kuljic“ ist auch ein Beispiel dafür, dass Sportler – glücklicherweise eher selten – in ihrem Leben insbesondere nach der sportlichen Karriere die „Kurve“ nicht mehr richtig bekommen. Konkret hat der ehemalige Fussballer die Justiz schon früher beschäftigt. 2014 kassierte er nach der Verwicklung in einen Wettskandal eine Gefängnisstrafe und wurde vor zweieinhalb Jahren wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Trotz dieser erneuten Verfehlung ist der Name „Sanel Kuljic“ mit äusserst positiven, sportlichen Erinnerungen verbunden. Für die Nationalmannschaft Österreichs absolvierte er 20 Länderspiele, und in der Saison 2006/07 schoss er für den FC Sion in 22 Spielen 12 Tore; ebensoviele Treffer realisierte er 2010 für den Neuenburger Klub.