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Lewis Hamilton: Lockt nur der Ferrari-Mythos?

causasportnews / Nr. 1106/02/2024, 2. Februar 2024

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(causasportnews / red. / 2. Februar 2024) Fahrerwechsel in der Königsklasse des Automobil-Rennsports gehören zum Sport-Business wie die anfangs Jahr praktizierten Vorstellungen der im Winter überarbeiteten oder neu konstruierten Formel 1-Autos. Doch das, was soeben bekannt gegeben wurde, versetzt nicht nur die Rennsport-Sachverständigen und -Fans ins Staunen: Der britische Rekord-Weltmeister (sieben WM-Titel) Lewis Hamilton verlässt nach elf Jahren «Mercedes» das deutsche Nobel-Team und wechselt im kommenden Jahr zu «Ferrari». Über die entsprechenden Beweggründe des geadelten Rennfahrers wird eifrig spekuliert, zumal sich der Brite mit dem Wechsel persönlich und fahrerisch entwerten wird: Wer im «Ferrari» siegt oder verliert, siegt oder verliert für die Marke; sonst, und in den anderen Rennställen, ist es der Pilot, wohlgemerkt im Rahmen einer Fahrer-Weltmeisterschaft (die Konstrukteuren-Wertung ist in dieser Rennsport-Kategorie grundsätzlich sekundär). Wurde Lewis Hamilton vom «Ferrari»-Mythos gelockt oder stecken andere Beweggründe hinter dieser Entscheidung? Der Wechsel des erfolgreichen Briten vom Stuttgarter Rennstall zum immer noch berühmtesten Motorsport-Team der Welt ist zumindest erklärbar.

Solange Max Verstappen im «Red Bull» wohl weiterhin Titel an Titel reihen wird, dürfte der Wechsel Sinn machen. Lewis Hamilton wird in seinem letzten «Mercedes»-Jahr und danach in den nächsten Jahren im «Ferrari» kaum je nochmals Weltmeister. Letztlich dürfte sich der Rekord-Champion, der also zweifelsfrei nicht aus sportlichen Gründen den Rennstall-Wechsel vornehmen wird, das Hinterherfahren im «Ferrari» ab 2025 einfach noch optimaler vergolden lassen. Es werden gewaltige Summen genannt, die von den Italienern bezahlt werden sollen; sie lassen aufhorchen: Von einer Jahres-Entschädigung von bis zu 70 Millionen Euro wird gesprochen; und das bei einem Fahrer-Kontrakt, der wohl gesamthaft drei Jahre laufen dürfte. Sir Lewis Hamilton wird demnach in Berücksichtigung des bis heute angehäuften Vermögens am Ende seiner Laufbahn mindestens eine halbe Milliarde Euro «schwer» sein. Bei Arbeitsbeginn im «Ferrari» im Frühjahr 2025 wird er das vierzigste Altersjahr bereits beendet haben. Sicher will der Brite dann nicht primär beweisen, dass die Formel 1 eine Plattform für altersgerechten Sport abgibt. Die Formel 1-Autos sind heute so komplexe und technisch hochgezüchtete Sportgeräte, dass sich die Weissagung in der «Causa Lewis Hamilton» bewahrheiten könnte, was schon vor Jahren von einem Formel 1-Teamchef mit Überzeugung in geradezu philosophischer Manier zum Besten gegeben wurde: «In einen modernen Formel 1-Wagen mit der ganzen Technik, Automatik und allen Sensoren könnte man statt eines Piloten auch eine Schimpanse setzen».

Seine Arbeit im «Ferrari» wird Lewis Hamilton also in etwas mehr als einem Jahr aufnehmen. Durch den bereits jetzt bekannt gewordenen Wechsel zum italienischen Traditions-Rennstall hat er wohl auch bereits zumindest konkludent eingestanden, dass der WM-Titel 2024 mit «Mercedes» nicht zu gewinnen sein wird.

Defekte Wasserschacht-Abdeckung, Fussball-Pleiten und eine Sportler-Tragödie

(causasportnews / Nr. 1083/11/2023, 22. November 2023

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(causasportnews / red. / 22. November 2023) Formel 1-Rennen sind bekanntlich nicht ungefährlich, auch wenn sich tödliche Unfälle oder Unfälle mit schweren Verletzungen dank der Sicherheits-Bauweise der Autos nur noch höchst selten ereignen. Das Auftakttraining zum Formel 1-GP in Las Vegas hat jedoch vor Augen geführt, dass im Rennsport die Gefahren – auch für das Publikum – durchaus anderweitig lauern können, etwa auf dem Asphalt. So musste das erste Training zum Grand Prix in der Spieler- und Zocker-Metropole bereits nach 19 Minuten abgebrochen werden. Die defekte Abdeckung eines Wasserschachts auf dem Circuit war die Ursache. Die Weiterführung des Trainings hätte wegen dieses Streckenmangels in eine Katastrophe ausmünden können. Das zweite Training konnte erst viel später, nach erfolgter Reparatur an der schadhaften Abdeckung, absolviert werden, allerdings vor leeren Tribünen. Was nach dem von Weltmeister Max Verstappen gewonnenen Rennen vermutet und wohl teils auch erwartet wurde, traf umgehend ein: Eine US-Anwaltskanzlei reichte ein paar Stunden nach Rennschluss am Bundesgericht in Nevada eine Sammelklage gegen den Organisator des Rennens im Namen von 35 000 Zuschauerinnen und Zuschauern ein. Diese seien durch die lange Trainingspause um den Rennsportgenuss gebracht worden, was einen Schadenersatz von 30 000 Dollar pro Person begründe, so die findigen Juristen. Es geht nun also um knapp eine Milliarde Schweizer Franken, welche verlangt wird. Eine Forderung, die nicht bagatellisiert werden darf, sondern ernst genommen werden muss, denn in der amerikanischen Micky Maus-Justiz ist alles möglich. Ausgang offen, könnte in dieser «Causa» prognostiziert werden.

Gewissheit herrscht nun auf jeden Fall bezüglich wichtiger Teilnahme-Entscheide mit Blick auf die im kommenden Jahr in Deutschland stattfindende Fussball-Europameisterschaft. Gastgeber Deutschland ist gesetzt; hätte die Qualifikation gespielt werden müssen, wäre die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann unter Umständen schon in dieser Phase gescheitert. Statt Qualifikationsspiele zur Heim-EM trugen die Deutschen eben Freundschaftsspiele aus, die, wie es sich gezeigt hat, allerdings im Fiasko endeten. Nach der Pleite vor wenigen Tagen gegen die Türkei verlor Deutschland gegen Österreich nun blamabel gleich 0:2. Deutschland befindet sich wieder einmal im Fussball-Jammertal. Der Stern des aktuellen Heilsbringers Julian Nagelsmann verglühte am Fussball-Himmel schon im Vorfeld des in Deutschland ausgetragenen Kontinental-Turniers.- Eine Pleite erlebten auch die Schweizer Fussballer, die den Rumänen unterlagen, sich aber dennoch mit Ächzen und Stöhnen für das Turnier im nördlichen Nachbarland qualifizierten. Das war es dann wohl für den Nationaltrainer Murat Yakin. Die Schweiz darf an die EM nach Deutschland reisen, jedoch ziemlich sicher angeführt von einem neuen Übungsleiter.

In die Kategorie Unappetitliches gehört zweifelsfrei die Meldung zu Jan Ullrich, dem ehemaligen Ausnahmekönner auf dem Rennrad. Erstmals hat der heute 49jährige aus dem ehemaligen Osten zum Thema Doping im früheren Telekom-Team gesprochen. Den Griff zu verbotenen Substanzen begründet er heute mit der damals fehlenden Chancengleichheit in dieser Disziplin. Ein persönliches, schnörkelloses Doping-Geständnis ist vom Radsport-Champion, der nach seinen grandiosen Erfolgen tief gefallen war (es war ein Totalabsturz im Alkohol- und Drogensumpf, eine Tragödie für den grossen Ex- Sportler und sein Umfeld) und nun «hungrig aufs Leben» ist, allerdings (im Moment?) nicht zu vernehmen. Vielleicht wird er dazu mehr offenlegen, wenn Ende Monat die Dokumentation «Jan Ullrich – der Gejagte» erscheint. So wäre dann mit Blick auf Künftiges in dieser Angelegenheit wieder einmal Ex-Kaiser Franz Beckenbauer zu bemühen: «Schaun mer mal»…

Tödliche Langweile als sportlicher Wirtschaftskiller

causasportnews / Nr. 1068/10/2023, 10. Oktober 2023

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(causasportnews / red. / 10. Oktober 2023) Eigentlich sieht sich die Geldmaschine Formel 1 mit einem Luxusproblem konfrontiert – würde man meinen: Mit dem holländisch-belgischen Ausnahmekönner Max Verstappen verfügt die Serie über einen der besten Rennfahrer aller Zeiten. Soeben hat der gerade 26 Jahre alte Sohn des ehemaligen Formel 1-Rennfahrers Jos Verstappen den dritten Formel 1-Weltmeistertitel in Serie ins Trockene gefahren; und der Pilot des Österreichischen «Red Bull»-Teams, das über Geld ohne Ende zu verfügen scheint, ist drauf und dran, alle Rekorde in der Formel 1 zu brechen. Dafür werden ihm wohl noch etwa zehn Jahre bleiben. Noch stehen in der Saison 2023 sechs Rennen aus, doch mit der Sicherstellung des WM-Titels Nummer 3 am Wochenende in Katar ist der Königsklasse des Motorsports heuer jegliche Spannung genommen. Max Verstappen ist also für die Formel 1, vor allem in sportlicher Hinsicht, ein Segen, in wirtschaftlicher Hinsicht nun eher ein Fluch. Keine Spannung mehr, die Domination der Formel 1 durch den Motorsport-Superstar in den nächsten Jahren scheint vorgezeichnet, was die Formel 1-Community zu nerven beginnt. Tödliche Langweile ist mehr als ein Wirtschaftshemmnis auch in dieser Sportart, die nicht nur vom hoch-technisierten Sportgerät «Auto» lebt, sondern auch von fahrerischen Ausnahmekönnern. Nun also das: Spannung weg, keine Renn-Emotion mehr und in den kommenden Jahren dürfte sich Max Verstappen todsiegen. Er könnte auch den Rekord von Lewis Hamilton und Michael Schumacher, die je sieben Mal Formel 1-Weltmeister wurden, brechen, wenn das Erfolgspaket «Red Bull» (mit dem Technik-Genie Adrian Newey) / Max Verstappen noch ein paar Jahre zusammenwirkt, was vertraglich bis 2028 festgeschrieben ist.

Seit die US-Mediengruppe Liberty Media Corporation die Serie 2016 vom Formel 1-Urgestein Bernie Ecclestone übernommen hat, konnte zusätzliches Formel 1-Interesse bei jüngeren Sportkonsumenten und bei Frauen geweckt werden. Vor allem die Netflixserie «Drive to Survive» hat einen zusätzlichen Beachtungsboom ausgelöst. Dieses Interesse scheint nun zu bröckeln, wie Medienberichten zu entnehmen ist. Statt «aufregend», «cool» und «attraktiv», wird die aktuelle Formel 1, wohl auch wegen des Überfliegers bzw. Überfahrers Max Verstappen, nun als «langweilig», «blutarm» und «emotionslos» beurteilt. Der Holländer ist zwar sportlich herausragend unterwegs, das Charisma eines grossen Champions geht ihm jedoch eher ab. Je erfolgreicher der dreifache Weltmeister unterwegs ist, desto mehr Anhänger dieser Sportart schauen sich die Rennen gar nicht mehr an, wollen Max Verstappen beim Siegen also gar nicht mehr zusehen. So hofft die Formel 1, dass bald ein neuer, junger Übergott auf vier Rädern Max Verstappen Paroli bieten kann. Im Moment scheint die sportliche Lage in der Formel 1 zum sportlichen Wirtschaftskiller zu verkommen.

Wenn der Teufel in der Formel 1 Fliegen frisst

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(causasportnews / red. / 7. März 2023) Mit dem Rennen in Bahrain hat am Wochenende die Formel 1-Saison 2023 begonnen. Von den Resultaten her, mit Überraschungen (Altmeister Fernando Alonso, der auf Platz 3 fuhr), nichts Neues im Vergleich zum vergangenen Jahr, als Max Verstappen im «Red Bull» (wiederum) überlegen Weltmeister wurde: Der Weg über den Titel in diesem Jahr wird zweifellos erneut über den 25jährigen Niederländer führen. Trotz der zementierten Fahrer-Hierarchie in der Formel 1 sind beim Saison- Start auch in diesem Jahr Neuerungen und Neuigkeiten zu vermelden. Eine dieser Motorsport-News betraf und betrifft das Schweizer, von Rennsport-Legende Peter Sauber gegründete und seit 1993 geführte Formel 1-Team, das aktuell und letztmals in dieser Saison unter dem Namen «Alfa Romeo» antritt. Der Rennstall aus dem beschaulichen Zürcher Oberländer Ort Hinwil fährt in der Königsklasse des Automobil-Rennsports seit Jahren leidlich mit; bis dato resultierte immerhin ein Grand Prix-Sieg, eingefahren 2008 für das damalige «BMW Sauber-Team» vom Polen Robert Kubica. Zum Saisonstart heuer in Bahrain fuhr das Zürcher Team einen schönen achten Platz (durch Valtteri Bottas) heraus.

Dass die Formel 1 eine Geldvernichtungs-Maschine ist oder sein kann, dürfte einer notorischen Tatsache entsprechen. Vor allem die «Mitfahrer-Teams», zu denen «Alfa Romeo» gehört, hat in den letzten Jahren zufolge des immensen Kapitalbedarfs in der Automobilsport-Königsklasse in finanzieller Hinsicht Höhen und Tiefen erlebt und auch unangenehme Erfahrungen mit «Investoren» und «Sponsoren» aller Art gemacht. Die Formel 1 ist eben (auch) für viele Selbstdarsteller, Hochstapler und schillernde Persönlichkeiten die gesuchte Plattform, um sich im medialen Rampenlicht in Szene zu setzen. Bei der Präsentation des neuen Autos für die nun begonnene Formel 1-Saison fiel ein Sponsor auf dem «Alfa Romeo» auf, der zumindest als speziell zu qualifizieren ist. Die Rede ist vom Hauptsponsor «Stake», was soviel heisst wie «Einsatz». Mit diesem Einsatz im höchsten Motorsport-Segment ist nicht etwa ein sportlicher Einsatz, der zur Erzielung von Erfolg unabdingbar ist, gemeint, sondern der Wetteinsatz, wie er im Rahmen etwa von Sportwetten erforderlich ist. «Alfa Romeo» bewirbt demnach eine Sportwetten-Unternehmung, die sich im online-Casino-Business (Stake.com) bewegt. Die Gesellschaft, die Milliarden welcher Währung auch immer umsetzen soll (eingesetzt werden dabei im Casiono-Geschäft insbesondere Crypto-coins), firmiert unter «Stake Crypto Casino & Sports Betting» und soll vom kroatischen Geschäftsmann Mladen Vuckovic geführt werden, der als CEO tätigt ist und als Schlüsselperson des Projektes gilt. Das Unternehmen ist gesellschaftlich u.a. implementiert in Serbien, in den Niederlanden, in Australien, auf Zypern und auf Malta und verfügt über Ableger weltweit. Mit dem Angebot von Sportwetten im Internet und mit dem Betrieb von online-Casinos agiert der neue «Alfa Romeo»-Titelsponsor «Stake» auch teils im juristischen Graubereich. So ist es beispielsweise eher unsicher, ob diese Form der «Stake»-Werbung, welche anlässlich der Formel 1-Rennen rund um den Globus auch in den Schweizer Stuben mitverfolgt werden kann, gemäss dem aktuellen Geldspielgesetz zulässig ist. Zumindest unschön mutet zweifelsfrei die auf den Formel 1-Boliden aus Hinwil angebrachten Schriftzüge «CryptoDATA» an. Die Einsätze im online-Casino-Geschäft erfolgen eben vor allem in der umstrittenen Krypto-Währung.

Der neue Sauber-Hauptsponsor für 2023 aus der schillernden online-Casino-Branche mit Krypto-Einsätzen hat vor dem Formel 1-Saisonstart nicht nur für juristische und ausser-juristische Diskussionen und Kontroversen gesorgt. Vielmehr dürften nun auch die Schweizer Spielbankenkommission aktiv werden und den «Alfa Romeo»-Sponsor genauer unter die Lupe nehmen. Irgendwie widersprüchlich mutet jedenfalls auch der Umstand an, dass das Schweizer Team mit einem Gross-Sponsor paktiert, für den in einigen Ländern, in denen Formel 1-Rennen ausgetragen werden, nicht geworben werden darf. So ist es auf der britischen Insel nicht erlaubt, für Glücksspiele zu werben und in online-Casinos mit Krypto-Währungen zu spielen. Ob die Team-Verantwortlichem mit diesem Deal wohl dem Sprichwort nachleben wollten, dass der Teufel in der Not Fliegen frisst? Affaire à suivre jedenfalls…

Vom Wert von Sanktionen im Sport

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(causasportnews / red. / 31. Oktober 2022) Nur wenige Tage nach dem Tod des Österreichischen Milliardärs, Unternehmers und «Red Bull»-Eigners Dietrich Mateschitz (vgl. auch causasportnews vom 23. Oktober 2022) gab es gute Nachrichten für das Team des Verstorbenen, «Red Bull Racing»: Wegen Verstössen gegen die Budgetobergrenzen im Jahr 2021, als Max Verstappen souverän den Fahrer-Weltmeistertitel in der Formel 1 im «Red Bull» holte, wurde das Team von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) in Paris mit sieben Millionen US-Dollar gebüsst. Sieben Millionen sind natürlich auch in diesem Sport, in dem gesamthaft pro Saison Milliarden umgesetzt werden, nicht nichts. Aber «Red Bull» dürfte diese Busse mit einem Augenzwinkern aus der Portokasse bezahlen. Bis zur FIA-Entscheidung war man sich bei «Red Bull» noch nicht ganz sicher, dass der Titel im letzten Jahr auf sicher sei. Die Sanktion hätte auch massiver ausfallen und das sportliche Ergebnis des letzten Jahres tangieren können. Allerdings war es realistischerweise unvorstellbar, dass das sportliche Resultat durch eine Sanktion wegen Missachtung der Budgetobergrenze noch umgestossen würde. Immerhin holte Max Verstappen im Auto dieses Teams erstmals den WM-Titel; den Triumph wiederholt er in dieser Saison und brillierte soeben im Rennen vom Wochenende in Mexiko mit dem 14. Laufsieg (!) in dieser Saison. Doch nun ist alles paletti. Die FIA erkannte, dass der Dietrich Mateschitz’ Rennstall die Budget-Obergrenze von erlaubten 148,6 Millionen nicht einmal um 5% überschritten habe, nämlich um 2,15 Millionen. Ein solches Vergehen wird als «geringfügig» qualifiziert. Die ausgefällte Sanktion durfte demnach als durchaus angemessen gewertet werden. Neben der Busse von sieben Millionen wird «Red Bull Racing» im Sinnen einer Zusatzsanktion mit zehn Prozent weniger aerodynamischen Entwicklungsressourcen auskommen müssen. Auch das dürfte für das auch heuer überlegene Renn-Team verschmerzbar sein, auch wenn die Aerodynamik die Grundlage für sportliche Erfolge in der Königsklasse des Automobilrennsports bildet. Diese den Sport tangierende Strafe dürfte grundsätzlich eher schmerzen als die auferlegte Millionen-Busse. Die FIA-Entscheidung hat (vor allem bei der «Red Bull»-Konkurrenz) die Diskussionen um den Wert von (Geld-)Sanktionen mit Blick auf deren Art und Ausfällung befeuert und auch Kritiken ausgelöst. Vor allem im Milliardengeschäft Formel 1 dürfte die Devise lauten: «Was mit Geld zu regeln ist, tangiert den Sport nicht und ist mit Geld zu regeln». Und ebenso gilt zweifelsfrei auch der immer wieder bemühte Rechtsgrundsatz: «Geld hat man zu haben». Das trifft für die Formel 1 zweifelsfrei zu. Wohl auch für das natürlich nicht so begüterte Team Aston Martin: Wegen des gleichen Vergehens wurde der Rennstall von Sebastian Vettel ebenfalls gebüsst.

Monza: Die Antwort auf Indianapolis wird 100 Jahre alt

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(causasportnews / red. / 10. September 2022) Der Formel 1-Grand-Prix in Monza ist immer etwas Spezielles, In diesem Jahr ist alles noch spezieller, denn der Hochgeschwindigkeitskurs in einem Aussenbezirk von Monza in der Lombardei wird heuer 100 Jahre alt. Die Strecke, auf der Juan Pablo Montoya mit einem BMW-Motor und 19 000 Umdrehungen 2005 in einem «Williams» mit 372,6 km/h einen immer noch gültigen Top-Speed-Rekord schaffte, war die Antwort Europas vor allem auf die «Nudeltopf»-Strecke von Indianapolis. Ausgedacht hatte sich diese Variante des Strassenkurses mit Steilkurven als Abkehr von den Rennstrecken-Ovals in USA und in England der Architekt Alfredo Rosselli. Der Kurs mit 11 Kurven, welche bekannte Namen wie «Lesmo», «Parabolica» und «Curva Grande» tragen, beträgt heute noch 5,793 Kilometer. Bald bildete sich um Monza Mythen in vielerlei Hinsicht; dies vermehrt, seit ab 1950 der Formel 1-Grand-Prix von Italien auf diesem Kurs ausgetragen wird. Gewinnt Ferrari in Monza, läuten in diversen Kirchen Italiens noch immer die Kirchenglocken. A propos Ferrari: Seit 75 Jahre ist Ferrari als Renommier-Marke im Formel 1-Rennsport dabei. Wenn ein Fahrer mit einem Ferrari-Boliden Weltmeister wird, ist vor allem Ferrari Weltmeister, obwohl der Wettbewerb offiziell «Fahrer-Weltmeister» genannt wird. Es ist die einzige Marke, bei der diese alles zählt, der Fahrer eher weniger. Das war selbst bei Michael Schumacher so, als dieser dem Werk in Maranello von 2000 bis 2004 fünf Weltmeistertitel in Serie bescherte. Es kristallisierte sich das Bonmot heraus, dass selbst ein Schimpanse in einem Ferrari Weltmeister werden könne – Hauptsache, und nur das zählt, er sitzt in einem Ferrari. Derzeit lahmt das springende Pferd aus Maranello (wieder einmal). Unbedeutend ist dabei, dass aktuell kein Fahrer aus Italien in einem Ferrari-Cockpit sitzt. Max Verstappen im «Red Bull» wird auch in diesem Jahr nicht beizukommen sein. Der «Autodromo Nazionale di Monza» hat in seiner 100jährigen Geschichte Sensationen, Dramen und Tragödien erlebt. Aber auch viel Unerwartetes. So ist es durchaus möglich, dass an diesem Renn-Wochenende auf dieser Geschwindigkeitsstrecke, welche mutige Spätbremser klar bevorteilt, trotz der nicht optimalen Ausgangslage ein Ferrari als erster die Ziellinie kreuzen wird. «Niente è impossibile» (nichts ist unmöglich) wird das Prinzip Hoffnung in Monza genannt.

Max Verstappens Weltmeistertitel 2021 auch juristisch definitiv

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(causasportnews / red. / 19. Dezember 2021) Nach manifest gewordener Wut und entsprechenden   Frustbewältigungsversuchen erfolgte die Einsicht: «Mercedes» verzichtet auf weitere, rechtliche Schritte gegen Max Verstappen nach dem «Herzschlag-Finale» zum Ende der Formel 1-Saison 2021 in Abu Dhabi. Diese wären so oder so aussichtslos gewesen (vgl. causasportnews vom 15. Dezember 2021) und hätten der Nobel-Marke aus Stuttgart letztlich nur noch grösseren Image-Schaden, den Makel des schlechten Verlierers, zugefügt. Es war vor allem die Wut über das eigene Unvermögen – insbesondere «Mercedes»-Motorsportchef Toto Wolff gab sich als schlechter Verlierer -, die dazu führte, dass das Team von Ex-Weltmeister Lewis Hamilton gleich nach Rennschluss in der Wüste alle möglichen Schritte gegen das Verdikt von Abu Dhabi ankündigte, vor allem mit Blick auf die ins Feld geführte, mangelhafte Renn-Schiedsrichterleistung von FIA-Funktionär Michael Masi (Australien). So wurde ein Gang vor das Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes (FIA) angekündigt und danach, falls notwendig, auch der Gang vor das Internationale Sport-Schiedsgericht in Lausanne (TAS, Tribunal Arbitral du Sport) erwogen. Nachdem sich nun die Wut gelegt hat und klares Denken an Stelle des Frustes getreten ist, verlautete jetzt seitens der Stuttgarter relativ kleinlaut, auf angedachte, rechtliche Schritte in der «Causa WM-Titel 2021» zu verzichten. Weitere Verfahren hätten wohl nur noch klarer manifest werden lassen, dass «Mercedes» die Weltmeisterschaft nicht im letzten Saisonrennen verloren hat und das Versagen der Rennstrategie in der Endphase des Rennens in Abu Dhabi nur noch peinlicher geworden wäre. «Red Bull» war 2021 in den entscheidenden Momenten einfach besser und agierte im entscheidenden Moment in Abu Dhabi cleverer als «Mercedes». Mit dem erklärten Verzicht auf weitere juristische Schritte hat «Mercedes» Max Verstappen nun auch juristisch zum neuen Formel 1-Weltmeister gemacht. 

Die Angst des Rennsport-Schiedsrichters vor Fehlentscheidungen

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(causasportnews / red. / 15. Dezember 2021) Die Wogen sind nach dem WM-Finale in der Formel 1 in Abu Dhabi noch nicht geglättet; die Emotionen gehen immer noch hoch. Die Entscheidung nach einer spannenden Saison im letzten Rennen und auf den letzten Metern in den Emiraten war allerdings  spektakulärer als die Diskussionen, die nun immer noch anhalten. Eine Safety-Car-Phase ermöglichte es dem Niederländer Max Verstappen, seinen ersten WM-Titel ins Trockene zu bringen. Dank Cleverness, der neue Champion holte sich in dieser Renn-Neutralisationsphase umgehend frische Reifen, die es ermöglichten, den Rivalen um den Titel, Lewis Hamilton, zu überholen und definitiv zum Verlierer zu machen. Vor allem im «Mercedes»-Team herrschte nach der Niederlage des Titelverteidigers Heulen und Zähneknirschen, und «Mercedes»-Motorsportchef Toto Wolff wütete in seiner Rennleiter-Lounge wie ein Berserker. An sich hätte er über sich und seine Fehlstrategie in dieser Safety-Car-Phase erbost und frustriert sein müssen (Max Verstappen war und agierte einfach klüger), doch verlief alles nach dem hehren Motto: Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen.

Wie immer in solchen Momenten im Sport braucht es, um vom eigenen Versagen abzulenken , zumindest einen Schuldigen. Im Fussball ist es der Schiedsrichter, im entscheidenden Formel 1-Rennen der zu Ende gegangenen Saison fokussierte sich die Wut auf den Schiedsrichter des Rennens, den Australier Michael Masi. Diesem wurde von Mercedes-Seite vorgeworfen, bezüglich der Safety-Car-Phase und was damit zusammenhing, falsch entschieden zu haben, was adäquat kausal gewesen sei für den Coup des neuen Weltmeisters. Klar, Max Verstappen im «Red Bull» war vom Rennglück begünstigt, tat aber, im Gegensatz zu Lewis Hamilton, im richtigen Moment das Richtige. Zwar begleitet den Schiedsrichter auch im Rennsport die Angst vor Fehlentscheiden. Diese Angst ist allerdings relativiert zu betrachten in dieser technischen Sport-Disziplin, in der das Auto und nicht der Sportler an erster Stelle steht.

Dass die Titelverteidigung schief gehen könnte, konnte vor dem Saison-Finale nicht ausgeschlossen werden, schliesslich hatte Max Verstappen vor dem letzten Rennen vorgelegt und hatte während der Saison 2021 des öfteren von umstrittenen Rennentscheidungen von Michael Masi profitiert. «Mercedes» fuhr letztlich in die Schicksals-Falle. War dieses Ende einer spannenden WM-Saison also irgendwie vorauszusehen? Wohl schon, denn es ist bezeichnend, dass die beiden Teams «Red Bull» und «Mercedes» mit einer Armada von Anwälten zum letzten Saison-Rennen in Abu Dhabi einfuhren. Die Advokaten-Zunft wurde dann auf «Mercedes»-Seite nach dem Herzschlag-Finale auch aktiv. Was für das deutsche Werk auf der Rennstrecke verloren ging, sollte am grünen Tisch zurückerobert  werden. Erfolglos, wie es sich zeigte. «Mercedes» entpuppte sich vielmehr als schlechter Verlierer (was bezüglich Lewis Hamilton gar nicht gesagt werden kann), und erwägt allenfalls noch den Gang vor das Internationale Sport-Schiedsgericht (Tribunal Arbitral du Sport, TAS) in Lausanne. Auch eine solche, juristische Attacke würde das auf dem Sportplatz Versäumte nicht mehr ändern können. «Mercedes» arbeitet bekanntlich immer wieder daran, auch jetzt, das nicht allerbeste Image noch nachhaltig ein wenig mehr zu schädigen.

Sich auf den Schiedsrichter einzuschiessen ist im Motorsport noch weniger erfolgsversprechend als beispielsweise im Fussball. Oft geht es bei Zwistigkeiten in der Vollgas-Branche um das «Sportgerät Auto» und seine Reglements-Konformitäten, selten um den Rennverlauf. Grundsätzlich ist zu konstatieren, dass das, was auf der Rennstrecke geschieht, letztlich auch die objektive Wahrheit bildet. Oder anders: Rennen werden mehrheitlich definitiv auf dem Sportplatz entschieden. Das wird auch in der «Causa Verstappen / Hamilton» nicht anders sein. Der Schiedsrichter am vergangenen Sonntagabend, Michael Masi, mag allenfalls im einen oder anderen Punkt diskutabel oder sogar umstritten entschieden haben; es waren jedoch Tatsachenentscheide, die er fällte, die nicht justiziabel sind. Das würde wohl sogar auch das TAS, eine bekanntermassen juristische Wundertüte, so sehen.

Letztlich kann niemand etwas dafür, dass sich «Mercedes», Fahrer und Motorsport-Chef, im Finale in Abu Dhabi einfach geistig und renn-sportlich zumindest etwas unbeweglich verhielten. Dafür kann der clevere, mit Renninstinkt versehene Max Verstappen allerdings reichlich wenig.