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Aktiv im Sportwettengeschäft – Gefahr für die Integrität des Sportes

causasportnews / Nr. 1140/05/2024, 12. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 12. Mai 2024) Spätestens seit dem «Fall Robert Hoyzer», der vor bald 20 Jahren den Deutschen Fussball und danach den globalen Fussballsport erschütterte (vgl. etwa weiterführend Urs Scherrer, Remus Muresan, Kai Ludwig, Sportrecht, Eine Begriffserläuterung, 3. Aufl., 2014, 175 f.) ist es klar, dass Sportwetten geeignet sind, die Integrität des Sportes mehr als nur zu beeinträchtigen. Dies trifft immer dann zu, wenn der Sport dazu missbraucht wird, um das Verhalten der Wetterinnen und Wetter in diesem Sinne zu beeinflussen. So damals in der «Causa Robert Hoyzer», als der Schiedsrichter Robert Hoyzer mit Manipulationen auf dem Sportfeld versuchte, von der Sportwetten-Mafia zuvor beeinflusste oder herbeigeführte Konstellationen Realität werden zu lassen. Wird also bspw. von Sportwettenbetrug gesprochen, werden grundsätzlich der Sport und sportliche Sachverhalte manipuliert und beeinflusst, um etwa Ergebnisse, auf die gewettet worden sind, Realität werden zu lassen. Nicht die Wette wird also beeinflusst, sondern der Sachverhalt mit Blick auf sportliche Wettkämpfe, die ergebnisorientiert in eine unlautere Richtung gelenkt werden. Vor allem das (illegale) online-Sportwettengeschäft hat die Gefahren des Sportbetrugs im Zusammenhang mit Wettkämpfen massiv verschärft. Werden bspw. in China online-Wetten auf Fussballspiele unterer Ligen in Europa abgeschlossen, ist die Gefahr von Manipulationen derartiger Spiele im Sinne und gemäss Wettabschlüssen der Wettenden zumindest tatsächlich vorhanden. Eine besondere Gefahr mit Blick auf die Integrität des Sportes bilden die sog. «Live-Wetten» (hier können Wetten auf laufende Wettkämpfe abgeschlossen werden). Kurz vor der Fussball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland («Sommermärchen»), sass der Schock tief, als die Tragweite des «Falles Robert Hoyzer» bekannt wurde, und nicht nur die in die WM-Endrunde direkt involvierten Verbände (FIFA, DFB) eine Beeinflussung des Turnierbetriebs in Deutschland befürchteten. Selbstverständlich ist es eher ein theoretischer Fall und zudem tendenziell unwahrscheinlich, dass ein WM-Finalspiel im Zusammenhang mit getätigten Sportwetten manipuliert werden könnte. Seit bald 20 Jahren sind Sportverbände und das Internationale Olympische Komitee (IOK) bestrebt, den Integritätsschutz im Sport mit Blick auf Sportwetten zu optimieren. Vorfälle à la «Fall Robert Hoyzer» sind nicht mehr oft bekannt geworden, doch ist davon auszugehen, dass die Gefahren für den Sport und seiner Integrität im Zusammenhang mit Sportwetten weiterhin vorhanden sind. Der organisierte Sport unternimmt durchwegs einiges, um diesen Integritätsschutz zu optimieren. So bestehen etwa Regulative, gemäss denen es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Sportwettkämpfen nicht gestattet ist, direkt oder indirekt an Sportwetten teilzunehmen, welche diesen Sport betreffen.

Obwohl sich die Lage um Betrügereien und Manipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten in letzter Zeit beruhigt hat, werden doch immer wieder Vorkommnisse aus diesem Segment bekannt. Wie jetzt prominent der Fall des Amerikaners Jontay Porter, der in der National Basketball Association (NBA) bei den Toronto Raptors spielt, bzw. spielte. Der bald 25jährige Professional–Sportler ist soeben lebenslang von allen Spielaktivitäten der Basketball-Liga ausgeschlossen worden. Er habe u.a., so die Begründung, auf NBA-Spiele, an denen er teilgenommen hatte, gewettet und auch Informationen aus diesem sensiblen Bereich, verbreitet. Dieses Verhalten ist gemäss NBA-Kodex verboten. Bezüglich der sanktionierten Aktivitäten hat die NBA die Taten des Spielers als schwere Reglementsverstösse qualifiziert und den Spieler mit einer drastischen Sanktion, dem Ausschluss aus dem NBA-Sportbetrieb, sanktioniert. In der Tat ist dieses Berufsverbot für Jontay Porter hart («dura lex sed lex» – «das Gesetz ist hart, aber es ist das Gesetz»). Gehe es um die Integrität des Sportes seien nur härteste Sanktionen hart genug, begründete die NBA den Sanktionsentscheid.

Kein Schadenersatz für Schach-Professional Hans Niemann

causasportnews / Nr. 1032/06/2023, 29. Juni 2023

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(causasportnews / Red. / 29. Juni 2023) Der ehemalige Schach-Weltmeister und immer noch unbestrittenermassen Beste am Brett mit den 64 Feldern, Magnus Carlsen, ist nebst seiner genialen Schach-Kunst auch sonst in jeder Hinsicht herausragend und extravagant. Vor allem ist er gradlinig und von einem Gerechtigkeitssinn sondergleichen beseelt – insbesondere, wenn es um die Integrität im Schachspiel geht. Das hat ihm nun eine Schadenersatzklage eingetragen, wobei, nach Ansicht des 32jährigen Norwegers, im Gerichtssaal die Gerechtigkeit gesiegt hat.

Dass sich ein ehemaliger Schach-Weltmeister in diesem Alter, der den Titel, auf dessen Verteidigung er vor ein paar Monaten freiwillig verzichtet hat, früher oder später wieder zurückholen wird und sich so die Krone in dieser Disziplin erneut aufsetzen wird, scheint vorgezeichnet. Der Beste seines Fachs darf sich auch in allen Belangen dieser Disziplin einbringen und äussern, so auch, wenn es um mögliche Betrügereien im Schach-Sport geht. Zumindest hat Magnus Carlsen eine Diskussion entfacht, als er entsprechende Vorwürfe gegen den schillernden US-amerikanischen Schachspieler Hans Moke Niemann, seit 2021 Grossmeister, thematisiert hat (vgl. auch causasportnews vom 9. Oktober 2022). Im vergangenen Jahr wurde die Szene aufgescheucht, als Betrugsgerüchte um den jetzt 20jährigen, aufstrebenden US-Amerikaner die Runde machten. Die Manipulations- und Betrugs-Verdächtigungen betrafen nicht Live-Spiele, sondern Online-Partien, welche Hans Niemann teils äusserst spektakulär gewonnen hatte. Das digitale Schachspiel ist mit Blick auf Manipulationen und Betrügereien prädestiniert. Wenn solche Verdächtigungen vom Besten Spieler der Welt mitgetragen werden, ist das jedenfalls bemerkenswert. Auch auf der Online-Schach-Seite «chess.com» wurden Vermutungen in den Raum gestellt, Hans Niemanns Erfolge seien teils nicht auf konventionelle, übliche Weise zustande gekommen. Jedenfalls sah sich Hans Niemann, für den nach wie vor die Unschuldsvermutung gilt, veranlasst, Magnus Carlsen wegen dieser unappetitlichen Angelegenheit zu verklagen. Ein Bundesrichter im Staat Missouri hat nun aber die Klage des US-Amerikaners auf Schadenersatz in der Höhe von 100 Millionen gegen Magnus Carlsen abgewiesen. Zur Begründung des Entscheids verlautete noch nichts, auch nicht diesbezüglich, wie die von Magnus Carlsen mitgetragenen Betrugs- und Manipulationsgerüchte im Zusammenhang mit dem digitalen Schachspiel zu werten sind. Eines ist in der «Causa Hans Moke Niemann» aktuell aber sicher: Affaire à suivre – und: Die amerikanische «Micky Maus-Justiz» ist unberechenbar.

Spionage im Weltfussball – jetzt hilft nur noch der Fussball-Schutzpatron

Der Heilige Luigi Scrosoppi ist der Schutzpatron des Fussballs («franziskus 4/2021»)

(causasportnews / red. / 2. November 2022) In wenigen Tagen, am 20. November, wird in Katar die Fussball-WM-Endrunde 2022 mit dem Auftaktspiel Katar gegen Ecuador angepfiffen. Das Fussball-Ereignis (erstmals) im Winter, in einem allgemein eher unbeliebten Land (Katar) und eine WM-Endrundenvergabe, die von übelsten Gerüchten und negativen Gegebenheiten aller Art begleitet wurde. Wurde? Es ist offenbar alles viel schlimmer, was das Austragungsland Katar anbelangt. Soeben ist bekannt geworden, dass offenbar der Staat Katar verschiedenste Aktivitäten (Spionagen, Überwachungen, fragwürdiges Lobbying, Druck auf Personen, welche in der Politik, in der Wirtschaft und im Sport etwas zu sagen haben) seit Jahren finanziert hat, um die Gefährdung der WM-Endrundenaustragung im Wüstenstaat abzuwenden. Unter dem Projektnamen «Gnadenlos» (sic!) sollen Bespitzelungen, nicht nur von hochrangigen Fussball-Funktionären, stattgefunden haben und Entscheidträger aller Art entsprechend «gefügig» gemacht worden sein. Generell wurden offenbar Kritiker der WM-Endrunde und des Austragungsortes Katar beeinflusst. Das Ausmass des «Projektes Gnadenlos» ist zur Zeit noch unklar; und wird es wohl weitgehend auch bleiben. An Geld fehlt es in Katar bekanntlich nicht, sonst wäre der Zuschlag für die WM-Endrunde in diesem Staat auch ausgeblieben. Gegen 400 Millionen Dollar soll Katar in den letzten Jahren ausgegeben haben, um mit allen erdenklichen Mitteln die Gefahr zu bannen, dass dem weitgehend ungeliebten Wüstenstaat die WM-Endrunde wieder entzogen werden könnte. Das alles scheint gefruchtet zu haben, denn in etwas mehr als zwei Wochen wird die WM-Endrunde, die am 18. Dezember mit dem Finalspiel beendet werden soll, in jedem Fall beginnen. Ziel erreicht also, darf in Katar bilanziert werden.

Doch vor dem Beginn des wichtigsten internationalen Sport-Events, der WM-Endrunde, fehlt es vor allem an einem: An der Vorfreude auf den Anlass, der sonst zum Fussballfest mutiert. Nach dem Bekanntwerden des «Projektes Gnadenlos» wünscht sich ein Teil nicht nur der Fussballwelt, dass der Anlass baldmöglichst (Fussball-)Geschichte werde. Es ist umgekehrt mit Blick auf das Weihnachtsfest, das von den Christen in aller Welt nur eine Woche nach Abschluss der WM-Endrunde in Katar gefeiert wird: Auf Weihnachten freut man sich meistens; die Pleiten folgen dann in der Regel unter den Christbäumen. Bezüglich der WM-Endrunde im Wüstenstaat ist die Vorfreude kaum feststellbar, aber vielleicht ändert sich das mit dem Anpfiff zum Eröffnungsspiel. In der modernen TV- und Digital-Welt ist es an sich irrelevant, wo ein grosses Sportereignis ausgetragen wird.

Die WM-Endrunde in Katar lässt sich nicht mehr ungeschehen machen, aber vielleicht hilft der Schutzpatron des Fussballs, der für gute Stimmung und ein schönes Fussballfest sorgen könnte. Diesen gibt es in der Tat, wie der Zeitschrift «franziskus» der Franziskaner-Minoriten zu entnehmen ist (Heft 4/21). Vor der WM-Endrunde 2010 in Südafrika recherchierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ethikinstituts der Universität Jena unter 13 000 Heiligen, wer als Schutzpatron des Fussballs in Frage kommen könnte. Im Vordergrund stand bald einmal ein Heiliger, der in seinem Leben (1804 – 1884) in Udine sozial engagiert und, positiv zu verstehen, ein Kinderfreund war. Fündig wurden die Forscher bei Luigi Scrosoppi, der am 22. August 2010 mit einer in Pörtschach aufgebauten Statue mit allen notwendigen, kirchlichen Autorisationen zum Schutzpatron des Fussballs ernannt wurde. Seine Heiligsprechung erfolgte 2001.

Schauen wir mal, was dieser Heilige der katholischen Kirche als Schutzpatron des Fussballs im Land, in dem der Islam die Staatsreligion ist, bewirken kann…

Gipfel-Betrug? Schach-Betrug? Segel-Betrug? Und was noch?

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(causasportnews / red. / 9. Oktober 2022) Derzeit wird der Sport von einer Betrugs-Welle erfasst. Um die Verdächtigungen im Bergsport, die vor allem immer wieder und regelmässig in den Sommermonaten vom Berg-Chronisten Eberhard Jurgalski erhoben werden (vgl. causasportnews vom 29. Juli 2022), ist es derzeit wieder still(er) geworden; stattdessen bebt die Erde im Schachsport, seit der erfolgreichste Spieler der Gegenwart und fünffache Weltmeister Magnus Carlsen massive Betrugsverdächtigungen gegen den 19jährigen US-amerikanischen Schachspieler Hans Moke Niemann geäussert hat (vgl. causasportnews vom 29. September 2022); direkt hat er Vorwürfe allerdings nicht erhoben, jedoch zielgerichtet eine entsprechende Diskussion entfacht. Die Annahmen betreffen nicht Live-Spiele, sondern Online-Partien des Amerikaners, der in jedem Fall über Ausnahmefähigkeiten verfügt und in einem Live-Wettkampf den mehrmaligen Weltmeister immerhin niedergerungen hat. Im Zusammenhang mit Online-Spielen werden allgemein immer wieder Manipulations- und Betrugsverdächtigungen bekannt; die «Causa Hans Moke Niemann» sorgt wohl deshalb für derzeit permanente Schlagzeilen, weil das digitale Schachspiel eher Betrügereien ermöglicht als das Live-Duell der Kontrahenten am Brett. Aber auch im Online-Wettkampf stellt sich vorab die Definitionsfrage, was unter «Betrug» zu verstehen ist und wie er zu bewerkstelligen ist oder wäre. In dem aktuellen, auf höchster Ebene anzusiedelnden, in den Raum gestellten Betrugsfall streiten sich nun die Experten im Rahmen des in jedem Fall unschönen Vorgangs. Die Online-Schach-Seite «chess.com» hat die Spiele von Hans Moke Niemann analysiert und kommt in einem «The Hans Niemann Report» zum Resultat, dass der Amerikaner möglicherweise in mehr als hundert Spielen betrogen habe. Die «Möglichkeit» eines Betrugs ist selbstverständlich alles andere als ein Beweis. Experten, welche die Vorgänge ebenfalls untersucht haben, weisen darauf hin, dass dem 19jährigen Talent nichts nachzuweisen sei. Die Debatte um diesen möglichen Betrugsfall wird nicht nur die Schachwelt weiter im Atem halten. Für Hans Moke Niemann gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Seine Glaubwürdigkeit ist durch den ganzen Rummel in jedem Fall angeschlagen. So rasch wird dieser Vorgang nicht zu klären sein – wenn überhaupt.

Derweil ist im Zusammenhang mit einem Strafverfahren in Frankreich, in dem es um Vorwürfe der Lüge geht, eine angebliche Schummelei im Segelsport bekannt geworden. Betroffen ist der erfahrene und erfolgreiche Schweizer Hochsee-Segler Yvan Bourgnon. Der 53jährige Abenteurer will vor ein paar Jahren die berühmte Nordwestpassage (ein etwa 6000 Kilometer langer Seeweg, der den Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean verbindet) mit einem Sport-Katamaran ohne Kajüte und Assistenz durchquert haben, was so offenbar nicht den Tatsachen entspricht. Eine Seglerin, die Deutsche Susanne Huber-Curphey, hat erklärt, Yvan Bourgnon habe auf seiner Durchquerung mehrfach fremde Hilfe in Anspruch genommen, unter anderem auch von ihr. Es dürfte noch einige Zeit vergehen, bis auch dieser Vorgang geklärt sein wird.

Womit das Bonmot von Franz Beckenbauer wieder einmal bestätigt wäre: «Bschissen worden ist immer». Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Und es fragt sich allenfalls wann, wo und warum?