causasportnews / Nr. 1130/04/2024, 11. April 2024

(causasportnews / red. / 11. April 2024) Der Grasshopper Club Zürich (GCZ), Fussball-Sektion, war bis vor 20 Jahren das Aushängeschild des Schweizerischen Klub-Fussballs im In- und Ausland. Es war die Zeit, als der Klub-Fussball, eben mit GCZ als Leader-Klub, im Vergleich zur Schweizer Nationalmannschaft, eine Klasse höher eingestuft war als das National-Team. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. International ist der Schweizer Klubfussball praktisch inexistent und wird kaum mehr beachtet. Anders die National-Mannschaft, die in internationalen Turnieren nicht nur mitspielt, sondern, wie jetzt dann anlässlich der Fussball-Europameisterschaft in Deutschland in diesem Sommer, mit Ambitionen antritt. Der Captain des Teams, Granit Xhaka, steht mit seinem aktuellen Verein, dem Bayer 04 Leverkusen, immerhin vor dem Gewinn der prestige-trächtigen Deutschen Fussball-Meisterschaft. Die Leistungsträger der Nationalmannschaft spielen bei Klubs im Ausland.
Zurück zu GCZ: Bildete früher die Rivalität auf dem Platz Zürich zwischen GCZ und dem FC Zürich (FCZ) permanenten Stoff für Stadtgespräche, so bewegt sich GCZ nun nicht einmal mehr im Schatten des FCZ. Es herrscht in Zürich etwa der selbe sportliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zustand wie in München im Vergleich zwischen dem FC Bayern München und 1860 München, letzterer zwischenzeitlich in der 3. Liga angelangt. Die Medien hätschelten während Jahrzehnten den GCZ, jetzt haben auch sie den ehemaligen Nobelklub aufgegeben. Ein Abgesang folgt dem andern, auch in den in Zürich und Umgebung bedeutenden Medien «Neue Zürcher Zeitung», «Tages-Anzeiger» und «Blick». Seit dem letzten Meistertitel 2003 hat GCZ Hunderte von Spielern verbraucht, Trainer zuhauf verschlissen, unzählige Präsidenten zerrieben und Hunderte von Millionen Franken verbrannt. Solange es den Banken gut ging und diese bereit waren, gewaltige Mittel in den Klub zu pumpen, ging fast alles gut. Seit die Geldinstitute bestrebt sind, vor allem die eigenen Manager zu vergolden und sich Bankenpleite an Bankenpleite reiht, darbt auch der Fussball. Erfolgsgeschichten schreibt der GCZ auf dem Platz Zürich schon längst nicht mehr. Es ist nur noch der untaugliche Versuch, Fussball zu machen. Geld ist bekanntlich nicht alles im Fussball; doch ohne Geld funktioniert Fussball nicht, auch wenn Geld keine Tore schiesst, wie es Otto Rehhagel einmal gesagt hat: Nur Geld auf zwei Beinen schiesst eben Tore. Bei GCZ geben sich derzeit undurchsichtige Geldgeber, sog. «Investoren», die Klinke in die Hand. Vor wenigen Jahren kreuzten Chinesen auf und überliessen kürzlich desillusioniert Amerikanern das wirtschaftliche und sportliche Spielfeld in Zürich. Im Management sollen es derzeit die Deutschen richten – und werden scheitern wie die Zauberlehrlinge des professionellen Fussballs vor ihnen. Auch sportlich steht GCZ derzeit das Wasser derart am Hals wie schon lange nicht mehr. Es droht der Fall in die Bedeutungslosigkeit der zweiten Liga. In einem Verzweiflungsakt ist Trainer Bruno Berner entlassen worden. Mit einem neuen Mann, Marco Schällibaum, soll der drohende Abstieg verhindert werden. On verra. Jedenfalls redet der neue Trainer das schwächelnden und schwache GCZ schon einmal stark. Aber sonst herrscht Tristesse. Konzeptlos, hilflos, mutlos – so könnte die Lage beim einstigen Flaggschiff des helvetischen Fussballs zusammengefasst werden. Trotz allem scheint die Stimmung im Klub besser zu sein als die Lage. Für gute Stimmung garantieren die Präsidenten, die in ihren angestammten Berufen (als Unternehmer, Banker, Wirtschaftsanwälte) offenbar erfolgreicher sind als im Fussball. Wenigstens das. Der «Tages-Anzeiger» schreibt aktuell von «20 Jahren Gewurstel und wieder einmal am Abgrund», vom «Durchlauferhitzer für Mittelmass» und prognostiziert, dass es noch schlimmer kommen könnte. «Schauen wir mal», würde Franz Beckenbauer sagen. Es stellt sich die Kardinalfrage, weshalb sich GCZ derart schwertut, an die glorreichen Zeiten anzuknüpfen. Fussball ist doch derart einfach; das «Runde» muss ins «Eckige». Letztlich müssen mehr eigene «Runde» ins gegnerische «Eckige» als andersherum. Oder wie es Giovanni Trapattoni auf den berühmten Punkt (er meinte nicht den Elfmeter-Punkt) brachte: Fussball ist nicht nur «dong», sondern «ding, dang, dong». Das sollte an sich auch bei den Grasshoppers in Zürich zu verstehen und machbar sein.






