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Showdown um das oberste Schweizer Sport-Funktionärsamt

causasportnews / 1199/11/2024, 11. November 2024

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(causasportnews / red. / 11. November 2024) Da waren es nur noch zwei (eine Kandidatin und ein Kandidat). Am 22. November 2024 wird das Schweizer Sportparlament von Swiss Olympic Association (Swiss Olympic) eine neue Präsidentin oder einen neuen Verbands-Präsidenten wählen (vgl. auch causasportnews vom 2. März 2024). Seine Amtszeit beenden wird Präsident Jürg Stahl, ein bürgerlicher Politiker, der während acht Jahren das oberste Funktionärsamt im Schweizer Sport bekleidete. Wird nun erstmals eine Frau, die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler, diese Funktion übernehmen oder der ehemalige CEO des Skiverbandes (Swiss Ski), Markus Wolf? Nachdem der ehemalige Judoka-Olympia- und WM-Medaillengewinner Sergei Aschwanden seine Präsidentschafts-Kandidatur zurückgezogen hat, kommt es in wenigen Tagen zum Showdown zwischen der 60jährigen Ruth Metzler und dem 50 Jahre alten Skiverbands-CEO Markus Wolf. Swiss Olympic Association ist der Dachverband des privatrechtlich organisierten Schweizer Sports und zugleich das Olympische Komitee der Schweiz; der Verband ist gemäss Art. 60 ff. des Schweizer Zivilgesetzbuch organisiert. Mehr als 2,2 Millionen Sportlerinnen und Sportler in mehr als 18 000 Vereinen und Verbänden sind unter dem Dach von Swiss Olympic vereint. Mit Ruth Metzler und Stefan Wolf prallen zwei Sport-Welten aufeinander: Die ehemalige Magistratin, die von 1999 bis 2003 der Landesregierung angehörte (und danach nicht mehr gewählt wurde), gilt als Repräsentantin des Polit-Sport-Funktionärswesens, Stefan Wolf entstammt dem Sport-Management. Das Schweizer Sportparlament wird also entscheiden müssen, ob Swiss Olympic am bisherigen, präsidialen Kurs im Spannungsfeld von Sport und Politik festhalten will oder eher auf die Karte des stringenten Sportmanagements setzen möchte.

Der Ausgang der Präsidentenwahl ist ungewiss. Leicht im Vorteil scheint Markus Wolf zu sein, auch wenn soeben der in der Schweiz bedeutende Fussballverband (SFV) erklärt hat, Ruth Metzler unterstützen zu wollen; das ist allerdings nichts Aussergewöhnliches, weil vor allem die Sparte Fussball mit seiner Organisation ein Abbild des politischen Sport-Funktionärswesens darstellt. Man könnte fast Parallelen zum soeben entschiedenen amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf ziehen. Bis zum Wahltag wurde ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump prognostiziert. Die Amerikanerinnen und Amerikaner entschieden sich dann nicht erstmals für eine Frau im obersten Amt in den USA, sondern letztlich siegte Donald Trump mit deutlichem Vorsprung.

Der Kampf um’s höchste Schweizer Sportamt: Sport-Manager c. Polit-Funktionärin

causasportnews / Nr. 1145/05/2024, 26. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 26. Mai 2024) Am 22. November dieses Jahres erfolgt auf höchster Ebene im Schweizer Sport eine bedeutende Weichenstellung. Der Präsident des Schweizer Sport-Dachverbandes «Swiss Olympic» (gleichzeitig das Nationale Olympische Komitee), Jürg Stahl, ein strammer SVP-Politiker und Vertreter des Scheizer Polit- und Wirtschafts-Establishments, wird einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin Platz machen müssen. Nachdem bisher eine einzige Kandidatur angekündigt worden ist, nämlich diejenige der ehemaligen Bundesrätin Ruth Metzler, ist der Kampf um das prestige-trächtigste Amt im Schweizer Sport mit der nun kommunizierten Kandidatur von Markus Wolf, dem ehemaligen Direktor des Schweizerischen Skiverbandes («Swiss Ski»), so richtig lanciert worden. Gegenüber Ruth Metzler, der glücklosen, jüngsten Bundesrätin, die 1999 35jährig in die Landesregierung einzog und nach nur vier Amtsjahren dem SVP-Übervater Christoph Blocher Platz machen musste, schlug seit Bekanntgabe ihrer Kandidatur keine grosse Begeisterungswelle entgegen. Die 60jährige galt und gilt als Verlegenheitslösung, die für eine Perpetuierung der bisherigen Sportpolitik unter Jürg Stahl steht. Soeben 60 Jahre alt geworden, hat die damalige CVP-Politikerin nach ihrer Tätigkeit als Bundesrätin im Sport keine grossen Stricke zerrissen und sich mit Mandaten aus der Wirtschaft den Lebensunterhalt verdient. Ihr sportliches Hauptverdienst war ein kurzes Intermezzo als Präsidentin der Stiftung Schweizer Sporthilfe. Sie steht für das klassische, traditionelle Sport-Funktionärstum in der Schweiz, das auf Beziehungsnetzen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gründet.

Ganz anders nun der 50jährige Markus Wolf, der sich im einflussreichen und erfolgreichen Schweizer Skiverband während Jahren als gewichtiger Sportmanager und CEO des Verbandes einen Namen gemacht und sich vor allem mit dem nicht ganz unkomplizierten Top-Funktionär und ehemaligen Ski-Abfahrtsweltmeister Urs Lehmann (Präsident von Swiss Ski) bestens arrangiert hat. In den letzten Jahren und bis Ende 2023 führte der Bündner mit grossem Erfolg die Touristik-Unternehmung «Weisse Arena» (Flims – Laax – Falera). Das Präsidium von «Swiss Olympic» käme ihm auch beruflich entgegen. Signifikant ist das Wahlkampfmotto von Markus Wolf: «Aus dem Sport, für den Sport». Seit der Bekanntgabe der Kandidatur des Skisport-Managers aus dem Kanton Graubünden sind die Wahlchancen der ehemaligen Politikerin zumindest nicht gestiegen. Im modernen, globalen Sport taugen Vertreter/innen aus der Politik und ohne sportliche Leistungen je länger desto mehr höchstens als Verlegenheitslösung. Das war mit Ruth Metzler bis zur Bekanntgabe der Kandidatur von Markus Wolf nicht anders.

Doch könnte die Wahl vom 22. November 2024 noch spannender werden, vielleicht nach dem Motto: Wenn sich zwei streiten, lacht ein Dritter. Soeben ist nämlich bekannt geworden, dass der ehemalige Judo-Kämpfer Sergej Aschwanden ebenfalls für das Präsidium von «Swiss Olympic» kandidieren wolle. Der 48jährige Judoka gewann zahlreiche, auch internationale Auszeichnungen und sicherte sich an den Olympischen Spielen 2008 die Bronze-Medaille.

Jedenfalls wird man bei der Wahl im November nicht sagen können, es mangle an fähigen Kandidaten (aktueller Stand: Eine Kandidatin und wohl zwei Kandidaten) für das wichtigste Amt im Schweizer Sport.

Nun ein juristischer Kampf um das FIS-Präsidium

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(causasportnews / red. / 22. Juni 2022) In den nationalen und internationalen Sportverbänden und -organisationen stehen die Präsidenten (und wenige Präsidentinnen) immer wieder im Fokus auch einer breiten Öffentlichkeit. Präsidenten gebärden sich durchwegs als Sonnenkönige und Alleinherrscher, denen die Macht so wichtig wie die Omnipräsenz auf den verschiedensten Bühnen dieser Welt. Das Präsidentenamt ebnet den Zugang zu den Honigtöpfen, die materiellen Belange sind den Präsidenten oft so wichtig wie der Lobbyismus, der die Türen zur Politik, zur Wirtschaft und Gesellschaft öffnet. Oft geht das Präsidentenamt einher mit Verflechtungen und Korruption. Nicht selten stehen Präsidenten synonym für Pleiten, Pech und Peinlichkeiten. In keinem Amt wird die Vertrottelung der obersten Chefs der Verbände und Organisationen ab und zu so manifest wie in den höchsten Ämtern im organisierten Sport. Kein Wunder, dass es bei der Besetzung von Präsidentenämtern immer wieder zu Dissonanzen, Reibereien und zu einem Hauen und Stechen kommt; wenn nicht in dieser Wahl-Phase, dann ist das Präsidentenamt stets nach dem Amtsantritt des Gewählten meist mehr als nur eine Diskussion wert. Das oben Erwähnte weist selbstverständlich keinen direkten Zusammenhang mit Johan Eliasch, dem Ende Mai gewählten Präsidenten des Internationalen Skiverbandes (FIS) mit Sitz in Oberhofen am beschaulichen Thunersee in der Schweiz, auf.

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Eigentlich weiss niemand so genau, weshalb der schwerreiche britische Geschäftsmann vielerorts in Ungnade gefallen ist. Vielleicht ist es das Problem, dass sich der 60jährige Milliardär ziemlich unabhängig gebärdet und sein Amt so ähnlich wie eine Axt im Wald versieht. Demnach dürften es die Machtgelüste und die individuell geprägte Ausübung dieser Macht sein, welche Johan Eliasch zum Buhmann des Skisports gemacht haben. Jedenfalls ist die erneute Wahl des damaligen Nachfolgers von Gian Franco Kasper (Schweiz) ein Desaster geworden. Zwar wurde der Brite mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Einen Gegenkandidaten für den Briten gab es nicht, doch das Wahlprozedere ist umgehend in die Kritik geraten. Offensichtlich war es in der geheim durchgeführte Wahl nicht möglich, mit «Nein» abzustimmen. Diese vereinsrechtliche Nuss wird nun das Internationale Sport-Schiedsgericht (TAS) in Lausanne zu knacken haben. Die Verbände Deutschlands, Österreichs und Kroatiens sowie der Schweiz haben die Wahl zwischenzeitlich angefochten. Nicht ganz ohne Hintergrund gilt der Umstand, dass der Schweizer Verbandspräsident, Urs Lehmann, damals Nachfolger des verstorbenen Gian Franco Kasper werden wollte, in der Kampfwahl gegen Johan Eliasch aber scheiterte. Der juristische Kampf um das FIS-Präsidium wird nun also in der Schweiz entschieden (das TAS urteilt als echtes Schiedsgericht an Stelle des an sich für Anfechtungsklagen, Art. 75 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, zuständigen ordentlichen Gerichts). Eine Erfolgsprognose bezüglich der Aussichten der Wahl-Anfechtung fällt derzeit schwer. Aufgrund der bekannten Fakten scheinen die Chancen, den ungeliebten ehemaligen CEO der Skimarke «Head» aus dem Präsidentenamt zu kippen, durchaus intakt zu sein. Da im Moment keine gegenteiligen, vorsorglichen Massnahmen erwirkt worden sind, amtet Johan Eliasch im Moment weiterhin als FIS-Präsident.

Der Sport und Amerikas Demokratie

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(causasportnews / red. / 11. Januar 2021) Was ist der Unterschied zwischen einem Fussball-WM-Final, der (erst) knapp in der Verlängerung entschieden wird (wie etwa das Finale 2014 in Brasilien) und Amerikas Demokratie? –  Der Verlierer eines WM-Endspiels akzeptiert die Niederlage, auch wenn sie zufällig und erst im letzten Moment Tatsache wird; dem siegreichen Gegner wird fair gratuliert. Nicht so in Amerikas Demokratie: Der amtierende Präsident Donald Trump akzeptiert seine Nicht-Wiederwahl nicht, ebensowenig gratuliert er seinem siegreichen Gegner und lässt nun in der Endphase der Präsidentschaft jedes «Fairplay» vermissen. Ja, viel schlimmer: Er bläst zum Sturm auf das Kapitol in Washington, den Sitz des Kongresses. Und seine aufgehetzte Gefolgschaft erledigt den Rest. Das Positive an den Ereignissen: Hollywoods Filmindustrie wird so schnell der Stoff für dramatische Film-Epen nicht ausgehen. Das alles wird dann wohl unter dem Generaltitel «Angriff auf die Demokratie» abgehandelt werden. Dabei ist alles viel schlimmer. In den letzten Tagen wurde die Welt nicht Zeugin der Erschütterung der mundial bedeutendsten Vorzeige-Demokratie; das war kein überraschender Angriff auf die Demokratie oder deren beginnende Zersetzung, sondern der visualisierte Kollaps des Systems. Wenn sich in einer Demokratie die Kräfteverhältnisse permanent die Waage halten, dann wird das System zur Farce. Joe Biden hat die Präsidentenwahl zwar (knapp) gewonnen, doch der Sieger hätte (erneut) Donald Trump heissen können; immerhin rund 75 Millionen Amerikaner/innen stimmten im November 2020 für den Polit-Quereinsteiger von 2016 (etwa 81 Millionen Stimmen entfielen auf Joe Biden). In jenem Jahr hätte die Siegerin auch Hillary Clinton heissen können; sie unterlag Donald Trump nur aufgrund des speziellen US-Elektoren-Wahlsystems. Die Wahl Donald Trumps 2016 war auch kein politischer Betriebsunfall. Permanente Pattsituationen mit Zufallsresultaten sind der Tod einer jeden Demokratie. Diese funktioniert nur, wenn Entscheidungen von der Mehrheit der Wählenden getragen werden. Beispiel Deutschland: Niemand wird wohl ernsthaft behaupten wollen, dass die erst nach Monaten gebildete, aktuelle Patchwork-Regierung von Angela Merkel Gewaltiges zustande gebracht hätte; schon vergessen ist offenbar, dass vor einem halben Jahr auch der Deutsche Reichstag in Berlin gestürmt wurde (nicht derjenige von 1945). Der Beispiel Schweiz: Praktisch jede brisante Abstimmung endete in den letzten Jahren mit Minimalmehrheiten und bewirkt politische Lähmung und politischen Unfrieden. Sowohl in den USA, in Deutschland und in der Schweiz weisen die Meinungen und die politischen Meinungsäusserungen polarisierende Züge auf. Gut gegen Böse, moralisch richtig gegen moralisch unrichtig sowie links gegen rechts und Establishment gegen Establishment-Gegner (und umgekehrt) prallen permanent aufeinander. So funktioniert Demokratie nicht (mehr), und der Sturm des Kapitols war eine Neuauflage sowie eine Perpetuierung der Zustände im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts, als der Bundesstaat erst eine Idee war, aktuell mit ein paar Toten und kruden Milizen, die von einem Narzissten angetrieben wurden. Hollywood wird sich des Themas annehmen, denn im waffenverliebten Amerika sind mit Pistolen und anderem Kriegsmaterial herumfuchtelnde und schiessende Horden (auch) ein dankbares Filmthema. Ebenso das Faktum, dass die potenteste Streitkraft der Welt nicht im Stande war, das Kapitol vor diesen Kohorten der aktuellen Staatszersetzung zu schützen. Alleine, es fehlt bezüglich vieler entsprechender Erklärungsversuche der Glaube… »Die Spinnen, die Amerikaner», wäre eine zu schönfärberische Qualifikation der Ereignisse um das Kapitol, dem Sitz der Legislative, der Hochburg der US-Demokratie.

PS 1: Der Kollaps der Demokratien in den genannten drei Ländern hat beispielsweise zur Folge, dass die Bekämpfung der «Corona»-Pandemie nicht funktioniert. Die Krise wird durchwegs demokratisch unwirksam verwaltet und scheitert beispielsweise zudem in der Schweiz krass am Föderalismus.

PS 2: Der aktuelle Präsident ist ein passionierter Golfspieler. Seine Polit-Niederlage hat er auf dem Golfplatz erfahren (vgl. dazu causasportnews vom 9. November 2020). Mit dem «Faiplay» hatte er offenbar schon immer Mühe (vgl. causasportnews vom 17. August 2020). Der Golfspiel bedeutet ihm viel. Auch im Sport ist das Verlieren nicht sein «Ding». Dass zur sportlichen Betätigung auch die Niederlage gehört, hat Donald Trump nie gelernt oder begriffen. «Fairplay» oder «Fairness» geht auf das englische Wort «fair» (anständig, gerecht, billig, redlich) zurück. Dass sollte ein Demokrat englischer Muttersprache eigentlich verstehen. Aber Donald Trump ist bekanntlich Republikaner…

„Akklamation“ – ein Begriff als Evergreen

(causasportnews / red. / 6. Juni 2019) „Der Fifa-Präsident wurde am Mittwoch von den Kongress-Delegierten per Akklamation im Amt bestätigt, auf eine Abstimmung wurde verzichtet“, schreibt heute die „Neue Zürcher Zeitung“.- Seit gestern geistert das Wort „Akklamation“ wieder durch den Blätterwald und durch die Welt. „Akklamiert“ wurde zur Zeit der Hochblüte des Römischen Reiches vor allem dann, wenn Kaiser wohlwollend installiert wurden; gleich verhält es sich heute, wenn Despoten in einem Amt akustisch wahrnehmbar vollumfängliche Legitimation seitens der Basis erfahren sollen. Im Nationalen Volkskongress in China werden beispielsweise vor allem personelle Entscheide mit „Akklamation“ besiegelt. Der Terminus bedeutet zustimmender Beifall in einer Versammlung und ersetzt ein formelles Abstimmungsprozedere mit mehreren Varianten. So gesehen ist „Akklamation“ ein uniformer Ersatz für formell demokratische Beschlussfassung. Weil Personalentscheide schon vor Jahrhunderten mit „Akklamation“ besiegelt wurden, stammt das Wort selbstverständlich aus dem Lateinischen und bedeutet „ausrufen“, z.B. jemanden zum Kaiser „ausrufen“.

So erging es am gestrigen Wahltag auch dem alten und neuen Präsidenten des Welt-Fussballverbandes FIFA in Paris. Wie sein Vorgänger, Joseph Blatter, legt auch Gianni Infantino Wert darauf, vom Stimmvolk nicht gewählt, sondern zum höchsten Würdenträger des Verbandes ausgerufen zu werden. Das geht vor allem immer dann, wenn eine Person ohne Gegenkandidat(in) in einem Amt bestätigt werden und in einem solchen Fall zur unumstösslichen Macht-Installierung eine widerspruchsfreie Zustimmungsbezeugung erreicht werden soll. Wer durch „Akklamation“ bestätigt werden will, erwartet eine geschlossene, gleichförmige störungsfreie Huldigung des „Demos“, des Volkes – ein bis heute gängiger Begriff aus dem Altgriechischen (der sich im Wort „Demokratie“ als „Herrschaft des Volkes“ wiederfindet).

Wenn es um derartigen, zustimmenden Beifall im Rahmen einer Versammlung geht, lassen sich Formalien relativieren. Brandet dem Herrscher Beifall entgegen, werden sie zur Makulatur. Wie gestern anlässlich des FIFA-Kongresses in Paris. Bis anhin fand sich in den Statuten des Verbandes keine an sich notwendige Grundlage für eine Zustimmung durch „Akklamation“. Das sollte der Verband an der selben Versammlung, an der auch die Präsidentenwahl erfolgte, korrigieren. Im Vereinsrecht ist es allerdings unumstritten, dass die Implementierung einer solchen Bestimmung bereits bei früherer Gelegenheit, anlässlich einer bereits abgehaltenen Versammlung (Kongress) hätte erfolgen müssen. Oder konkret wäre eine Präsidentenwahl durch „Akklamation“ vereinsrechtskonform erst nach Abschluss des gestrigen Kongresses möglich gewesen. Formalistisch gesehen hätte der FIFA-Präsident also gestern nicht rechtsgenüglich durch „Akklamation“ bestimmt, bzw. ausgerufen werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass die so erfolgte Präsidentenwahl von einem Mitgliedsverband der FIFA angefochten wird, ist natürlich gleich null. Gegen diese Form der Beschlussfassung hat sich dann auch niemand gestemmt – weshalb hätte das auch jemand tun sollen, bei soviel Einigkeit, Freude und materiellem Wohlstand? In der jetzigen Situation ist es letztlich auch irrelevant, wer Präsident der FIFA ist; der Fussball verkauft sich grundsätzlich automatisch. Die Mitglieder bekommen ihr Geld so oder so – derzeit viermal mehr als zur Zeit des Amtsantritts des alten und neuen Präsidenten. Das darf aber alles in allem schon mal mit „Akklamation“ gewürdigt werden.