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Der Sport und Amerikas Demokratie

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(causasportnews / red. / 11. Januar 2021) Was ist der Unterschied zwischen einem Fussball-WM-Final, der (erst) knapp in der Verlängerung entschieden wird (wie etwa das Finale 2014 in Brasilien) und Amerikas Demokratie? –  Der Verlierer eines WM-Endspiels akzeptiert die Niederlage, auch wenn sie zufällig und erst im letzten Moment Tatsache wird; dem siegreichen Gegner wird fair gratuliert. Nicht so in Amerikas Demokratie: Der amtierende Präsident Donald Trump akzeptiert seine Nicht-Wiederwahl nicht, ebensowenig gratuliert er seinem siegreichen Gegner und lässt nun in der Endphase der Präsidentschaft jedes «Fairplay» vermissen. Ja, viel schlimmer: Er bläst zum Sturm auf das Kapitol in Washington, den Sitz des Kongresses. Und seine aufgehetzte Gefolgschaft erledigt den Rest. Das Positive an den Ereignissen: Hollywoods Filmindustrie wird so schnell der Stoff für dramatische Film-Epen nicht ausgehen. Das alles wird dann wohl unter dem Generaltitel «Angriff auf die Demokratie» abgehandelt werden. Dabei ist alles viel schlimmer. In den letzten Tagen wurde die Welt nicht Zeugin der Erschütterung der mundial bedeutendsten Vorzeige-Demokratie; das war kein überraschender Angriff auf die Demokratie oder deren beginnende Zersetzung, sondern der visualisierte Kollaps des Systems. Wenn sich in einer Demokratie die Kräfteverhältnisse permanent die Waage halten, dann wird das System zur Farce. Joe Biden hat die Präsidentenwahl zwar (knapp) gewonnen, doch der Sieger hätte (erneut) Donald Trump heissen können; immerhin rund 75 Millionen Amerikaner/innen stimmten im November 2020 für den Polit-Quereinsteiger von 2016 (etwa 81 Millionen Stimmen entfielen auf Joe Biden). In jenem Jahr hätte die Siegerin auch Hillary Clinton heissen können; sie unterlag Donald Trump nur aufgrund des speziellen US-Elektoren-Wahlsystems. Die Wahl Donald Trumps 2016 war auch kein politischer Betriebsunfall. Permanente Pattsituationen mit Zufallsresultaten sind der Tod einer jeden Demokratie. Diese funktioniert nur, wenn Entscheidungen von der Mehrheit der Wählenden getragen werden. Beispiel Deutschland: Niemand wird wohl ernsthaft behaupten wollen, dass die erst nach Monaten gebildete, aktuelle Patchwork-Regierung von Angela Merkel Gewaltiges zustande gebracht hätte; schon vergessen ist offenbar, dass vor einem halben Jahr auch der Deutsche Reichstag in Berlin gestürmt wurde (nicht derjenige von 1945). Der Beispiel Schweiz: Praktisch jede brisante Abstimmung endete in den letzten Jahren mit Minimalmehrheiten und bewirkt politische Lähmung und politischen Unfrieden. Sowohl in den USA, in Deutschland und in der Schweiz weisen die Meinungen und die politischen Meinungsäusserungen polarisierende Züge auf. Gut gegen Böse, moralisch richtig gegen moralisch unrichtig sowie links gegen rechts und Establishment gegen Establishment-Gegner (und umgekehrt) prallen permanent aufeinander. So funktioniert Demokratie nicht (mehr), und der Sturm des Kapitols war eine Neuauflage sowie eine Perpetuierung der Zustände im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts, als der Bundesstaat erst eine Idee war, aktuell mit ein paar Toten und kruden Milizen, die von einem Narzissten angetrieben wurden. Hollywood wird sich des Themas annehmen, denn im waffenverliebten Amerika sind mit Pistolen und anderem Kriegsmaterial herumfuchtelnde und schiessende Horden (auch) ein dankbares Filmthema. Ebenso das Faktum, dass die potenteste Streitkraft der Welt nicht im Stande war, das Kapitol vor diesen Kohorten der aktuellen Staatszersetzung zu schützen. Alleine, es fehlt bezüglich vieler entsprechender Erklärungsversuche der Glaube… »Die Spinnen, die Amerikaner», wäre eine zu schönfärberische Qualifikation der Ereignisse um das Kapitol, dem Sitz der Legislative, der Hochburg der US-Demokratie.

PS 1: Der Kollaps der Demokratien in den genannten drei Ländern hat beispielsweise zur Folge, dass die Bekämpfung der «Corona»-Pandemie nicht funktioniert. Die Krise wird durchwegs demokratisch unwirksam verwaltet und scheitert beispielsweise zudem in der Schweiz krass am Föderalismus.

PS 2: Der aktuelle Präsident ist ein passionierter Golfspieler. Seine Polit-Niederlage hat er auf dem Golfplatz erfahren (vgl. dazu causasportnews vom 9. November 2020). Mit dem «Faiplay» hatte er offenbar schon immer Mühe (vgl. causasportnews vom 17. August 2020). Der Golfspiel bedeutet ihm viel. Auch im Sport ist das Verlieren nicht sein «Ding». Dass zur sportlichen Betätigung auch die Niederlage gehört, hat Donald Trump nie gelernt oder begriffen. «Fairplay» oder «Fairness» geht auf das englische Wort «fair» (anständig, gerecht, billig, redlich) zurück. Dass sollte ein Demokrat englischer Muttersprache eigentlich verstehen. Aber Donald Trump ist bekanntlich Republikaner…

US-Präsidentenwahl: Überraschung auf dem Golfplatz

© Steve Jurvetson

(causasportnews / red. / 9. November 2020) Der Sport bildet eine wichtige Komponente im US-Wahlkampf, der nun offensichtlich zu Gunsten von Joe Biden ausgegangen ist – nachdem Amerika eher mehr gezählt, denn gewählt hat. Bekanntlich ist der amtierende Präsident Donald Trump ein begeisterter Golfspieler. Dabei erträgt diese Sportart für ihn, wie allgemein die Facetten des Lebens, keinen Spass. Wenn der Präsident auf dem Golfplatz steht, will er gewinnen. Um jeden Preis; und dabei soll er auch zu unorthodoxen Mitteln Zuflucht nehmen – d.h., er schummelt offenbar, wenn es den Sieg (nur so) bringt. Der Mann also, der nicht verlieren kann (vgl. dazu auch das entsprechende Buch, causasportnews vom 17. August 2020). Jetzt scheint es trotzdem geschehen zu sein, dass Donald Trump nach vier Amtsjahren im Januar 2021 aus dem «Wissen Haus» ausziehen muss. Unter Vorbehalt, falls die vor allem juristischen Aktivitäten von Donald Trump nicht noch Erfolg haben sollten. Das Intermezzo des deutschstämmigen, 74jährigen Polit-Quereinsteigers dürfte bald Geschichte sein. Aber eben, der Mann kann einfach nicht verlieren. Das zeigte sich schon mal in seinem offiziellen Statement, als er sich schon in der Wahlnacht zum Sieger der Wahl erklärte (es scheint eine amerikanische Eigenheit zu sein, dass die Kandidaten über Sieg und Niederlage entscheiden, oder aber auch die TV-Stationen). Die schlechte Nachricht dann nach erfolgter Auszählung der abgegebenen Stimmen ereilte Donald Trump am Samstag – auf dem Golfplatz. Die Parallelen zwischen amerikanischer Politik und dem Golfsport liegen auf der Hand: In beiden Disziplinen gibt es (offensichtlich) keine «Schiedsrichter». Der Mann, der immer gewinnen will, dürfte den Kampf um die Position des wichtigsten Mannes der Welt in diesen Tagen erst richtig lancieren, nachdem der Zählvorgang im Land der unbegrenzten Möglichkeiten abgeschlossen worden ist. Von einer Gratulation des momentan Unterlegenen, als Ausdruck sportlicher Fairness, selbstverständlich keine Spur. Wenigstens verkörpert Donald Trump einen gewissen Unterhaltungswert, was die Hollywood-Filmbranche beflügeln wird, die «Causa Donald Trump» künftig filmisch gebührend abzuhandeln. Dabei wird auch der Sport eine wichtige Rolle spielen – nicht nur der für Donald Trump zentrale Golfsport. Der Mann hat es auch mit grösseren Bällen. Schliesslich erhielten die USA, Kanada und Mexiko während seiner Amtszeit den Zuschlag für die gemeinsame Ausrichtung der Fussball-WM-Endrunde 2026. Zwischenzeitlich ist allerdings der angekündigte Mauerbau zwischen den USA und Mexiko noch nicht Tatsache geworden. Stoff für einen Film gibt dieses Thema dennoch ab. Auch das Treffen zwischen Donald Trump und FIFA-Präsident Gianni Infantino anlässlich des Weltwirtschaftsforums anfangs 2020 in Davos natürlich. Diese Episode dürfte dann eher in die Filmsparte «Komödie» Eingang finden. Wie hiess es schon damals im Schweizer Tourismus-Ort in den Bergen mit Blick auf das Antichambrieren des FIFA-Präsidenten (von Donald Trump «Johnny» genannt)? «Johnny und Donny» ist Historie – früher lief so etwas ab z.B. unter «Dick und Doof»…Gianni Infantino wird sich nun bemühen, bald eine Audienz bei Joe Biden zu bekommen; weshalb auch immer. Es muss ja nicht immer um Fussball gehen. Ein paar Wochen wird allerdings auch er noch warten müssen.