causasportnews / Nr. 1163/07/2024, 22. Juli 2024
(causasportnews / red. / 22. Juli 2024) Werden ausserordentliche, sportliche Leistungen vollbracht, wird in der heutigen Zeit, die von Lug und Trug befallen ist, postwendend die Grundsatzfrage gestellt: Kann das sein – oder: Wie kann das sein? So ergeht es derzeit dem Spanischen Sport, der aktuell das Mass aller sportlichen Dinge zu sein scheint. Nachdem Carlos Alcaraz ganz locker das berühmteste Tennis-Turnier (in Wimbledon) gewonnen hatte, doppelte die Spanische Nationalmannschaft am Abend des 14. Juli nach und sicherte sich souverän den Fussball-Europameisterschafts-Titel. Das war wohl ein bisschen gar viel für die übrige Sportwelt, vor allem für Deutschland, das anlässlich des Kontinental-Turniers im eigenen Land eine veritable Bruchlandung hinlegte, zufälligerweise mit einem Ausscheiden im Viertelfinale gegen … Spanien (vgl. auch causasportnews vom 18. Juli 2024). Rein zufällig wird nun eine ausgedehnte Ursachenforschung mit Blick auf das Sportwunder in Spanien betrieben, die Brisantes zu Tage fördert: Spanische Erfolge im Sport sind nicht nur das Resultat intensivsten Trainings seitens der Athletinnen und Athleten, sondern es soll Doping im Spiel sein; sog Staatsdoping sogar. Diese Ungeheuerlichkeiten sind der ARD-Dokumentation «Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele» zu entnehmen. Die Deutschen sind bekannt, berühmt und berüchtigt für Undercover-Recherchen, welche jeweils nicht nur die Sport-Welt aufschrecken. Jetzt haben sie kurz vor Olympia in Paris wieder zugeschlagen. Diesmal sind die Recherche-Ergebnisse besonders Aufsehen erregend, jedoch nicht sakrosankt. Die Hintergrund-Reportage stützt sich auf Aussagen, ja Enthüllungen, des als «Doping-Arzt» bekannt gewordenen Eufemiano Fuentes, einen 69jährigen Sport-Mediziner aus … Spanien, der immer wieder mit Dopingskandalen in diversesten Sportarten in Verbindung gebracht worden ist. Der «Doping-Gehilfe» aus der Medizinal-Branche soll einem Undercover-Recherche-Team auf den Leim gekrochen sein und packte soeben rücksichtslos aus. Der äusserst umstrittene und auch vorbestrafte Mediziner hat in der ARD-Dokumentation angegeben, dass er gleichsam als Agent des Spanischen Staates agiert habe. Sein Auftrag habe gelautet: Er solle tun, was er tun müsse; das Ziel sei zu helfen, Medaillen und Titel für Spanien zu erringen.
Die ganzen, neuen Enthüllungen aus der Alchemisten-Küche des Doping-«Gehilfen» Eufemiano Fuentes muten einigermassen sonderbar an. Für die Glaubwürdigkeit des Arztes, der in den letzten Jahren in unzählige Verfahren verwickelt war, spricht der Umstand, dass er von der Justiz Spaniens immer wie ein rohes Ei behandelt worden ist. Doch das alleine macht Eufemiano Fuentes nicht a se glaubwürdig(er). Dagegen, dass die ganzen Doping-Enthüllungen, über die der Arzt spricht, regelrechte Räubergeschichten sind, spricht ebenfalls einiges. So beispielsweise, sagt Eufemiano Fuentes heute, sei er schon vor 1992 als Beauftragter Spaniens dafür auserkoren worden, mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 1992 in Barcelona alles (medizinisch Mögliche?) zu tun, um am Grossanlass im eigenen Land für eine ansehnliche Medaillenausbeute der Sportlerinnen und Sportler Spaniens zu sorgen. Dies, nachdem der Medaillenertrag vier Jahre zuvor in Seoul mit einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze recht kümmerlich war. In Barcelona ging mit Spanien ein neuer Stern am Olympischen Himmel auf: Spanische Athletinnen und Athleten gewannen 13 mal Gold, sieben Mal Silber und zweimal Bronze. War das (auch) die Wirkung des staatlich geförderten Dopings, wie es Eufemiano Fuentes behauptet? Imitierte Spanien das, was die Staatsdoper früher in der damaligen DDR und in der zerbrochenen UdSSR inszenierten? Nobody knows – oder fast niemand weiss es. Übrigens weist das Nationale Olympische Komitee Spaniens alle Anschuldigungen, welche darauf abzielen, die Sauberkeit, Integrität und Transparenz des Spanischen Olympia-Sports in Frage zu stellen, zurück. Das Thema wird die Welt wohl bis nach Abschluss der Spiele in Paris (11. August) dennoch beschäftigen.








