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Schachverbot – weil im Spiel eine Frau den Ton angibt?

causasportnews.com – 47/ 2025, 22. Mai 2025

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(causasportnews / red. / 22. Mai 2025) Auf dem Schachbrett gibt eine Frau den Ton an, die «Dame». Sie ist bekanntlich die stärkste Figur im Schachspiel; und das bleibt ab und zu nicht ohne Folgen. Zum wiederholten Mal ist nun in Afghanistan das Schachspiel verboten worden. Es gebe religiöse Bedenken mit Bezug auf den Denksport im Banne der 64 Felder, verlautete aus Kreisen der afghanischen Sportdirektion. Das Land steht unter der Scharia, dem islamischen Rechtssystem, in dem die Frauen, milde ausgedrückt, höchstens eine zweite Rolle spielen (dürfen). Diese Anschauung steht eben im krassen Widerspruch zum Schachspiel, in dem eine Frau die stärkste Figur abgibt. Doch dies ist offenbar lediglich ein Vorwand, um das Schachspiel in Afghanistan zum wiederholten Male zu verbieten. Offiziell sieht die Sportdirektion im islamischen Staat und gestützt von den Taliban, religiöse Bedenken bezüglich des Brettspiels. Weil auf Schachspiele, bzw. auf Spielausgänge, gewettet werden kann, wird das Brettspiel als Glücksspiel qualifiziert. Diese sind jedoch gemäss Koran, die heilige Schrift des Islams, verboten. Inoffiziell verlautet, dass die Figur «Dame» das Problem bildet, nicht nur deshalb, weil sie sich (auf dem Brett) gleichsam in alle Richtungen, also einigermassen emanzipiert, bewegen kann.

Die «Dame» im Schach scheint eine europäische Erfindung zu sein. Die zentrale Figur dieser Frau, im Englischen «Queen» (Königin) genannt, soll nach Überlieferungen seit etwa 1000 Jahren im (Schach-)Spiel sein. Das etwa 1500 Jahre alte Brettspiel, heute eine anerkannte Sportart», hat den Ursprung in Indien und gelangte über Persien und die arabische Welt nach Europa. In zahlreichen Ländern, so eben auch in Afghanistan, verfügen die Frauen in der Realität über untergeordnete Bedeutungen. Die Brillanz oder die Bedeutung der Frau, oder eben der Dame, auf dem Brett, wird ein geradezu revolutionäres Potential zugeschrieben. Es muss alles verhindert werden, was ein Glücksspiel zur Realität werden lassen könnte. Dass in Afghanistan die Frau in der Gesellschaft wenig bis nichts, auf dem Brett aber sehr viel oder fast alles, bedeutet, manifestiert in eklatanter Weise den Widerspruch zwischen Realität und Spiel. Schach als Glücksspiel abzuqualifizieren und das Spiel zu verteufeln, ist deshalb nachvollziehbar. Der «Zufall» ist schliesslich der Ursprung alles Unseriösen – dicitur. Eines ist gewiss: Solange Schach unter der Ägide des Schach-Weltverbandes (FIDE – Fédération Internationale des Échecs) ist eine starke Frau mit von der Partie. Auf dem Brett gibt sie den Ton an. Auch in Afghanistan; oder eben dort vorzugsweise nicht…

Im Wahn der 64 Felder – Läuft der Denksport aus dem Ruder?

causasportnews.com – 2/2025, 5. Januar 2025

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(causasportnews / red. / 5. Januar 2025) Man weiss es seit geraumer Zeit: Schach ist alles andere als lediglich ein simpler Denksport. Diese Betätigung, auf einem Brett mit 64 Feldern, auf dem 32 Figuren hin- und hergeschoben werden, ist weit mehr als nur Sport und Spiel. Schach verkörpert Exzentrisches, Ausserordentliches und Mystisches, was vor allem mit den Protagonistinnen und Protagonisten der Szene zu tun hat. An der Schach-Spitze sind geniale Menschen, meist mit hohen Intelligenz-Quotienten ausgestattet, tätig, welche der konventionellen, geistigen Ebene normal sterblicher Menschen weit entrückt sind. Weshalb der «Durchschnitts»-Mensch die Schach-Welt auch nur bedingt zu erfassen in der Lage scheint. Die Protagonisten dieser Denksport-Art werden vor allem als schusselig, wirrköpfig, exaltiert, schräg wahrgenommen. Die Genialität der Schachspielenden äussert sich eben anders als es die Vorstellung von «Otto Normalverbraucher» ahnen lässt. Die Geschichte des Schachs ist eben auch eine Geschichte von Menschen, deren Genialität sich in anderen Sphären auswirkt und sich eben auch in unkonventionellen Eruptionen äussert; auch im Verhalten der Spielerinnen und Spieler untereinander und gegenüber Dritten.

Erst kürzlich hat sich der 18jährige Inder Dommaraju Gukesh zum Welt-Schach-König krönen lassen. Der zweite indische Weltmeister wird derzeit in seiner Heimat wie ein Pop-Star gefeiert. Spektakulär unspektakulär gewann er gegen den chinesischen Titelhalter Ding Liren (vgl. auch causasportnews vom 13. Dezember 2024). Jetzt kürten die Denksport-Asse ihren Weltmeister im «Blitz-Schach». Titelverteidiger Magnus Carlsen und der Russe Jan Nepomnjaschtschi sind zusammen die neuen Titelträger. Die beiden Schach-Giganten einigten sich letztlich auf ein Unentschieden, was auch der Entstand dieser WM bedeuten sollte. Nur sehen die Regeln dieser Schach-Disziplin einen einzigen Weltmeister vor. Die beiden-Finalspieler hatten jedoch in New York keine Lust mehr, weiter zu spielen und beantragten dem Wettkampf-Gericht, sie beide als Co-Weltmeister anzuerkennen; andernfalls würden sie endlos auf «remis» spielen. So kam es auch, und während des Spiels wurden letztlich schlicht die Wettkampfregeln geändert. Während dieser Weltmeisterschaft, von der sich Magnus Carlsen zwischenzeitlich zurückgezogen hatte, weil es ihm verboten war, in Jeans zu spielen, manifestierte einen Wahn nicht nur auf dem Brett mit 64 Feldern, sondern auch daneben.

Der ungewöhnliche Ausgang der «Blitz-Schach-WM» mit einer Regeländerung während des Titelkampfes und die Nebenkriegsschauplätze um Kleidervorschriften und Verhaltensweisen der Akteure liessen die Grundsatzfrage in den Vordergrund treten, ob der Denksport auf höchstem Niveau nun aus dem Ruder läuft. Dem ist in der Tat so, wenn es nach dem US-Amerikaner Hans Moke Nieman geht, der sich seit geraumer Zeit mit Magnus Carlsen auf verschiedenen Ebenen und aus diversen Gründen zofft. «Die Schachwelt ist ein Witz», sagte der selber nicht unumstrittene Schach-Spieler, der Magnus Carlsen nun mit Vehemenz vorwirft, mit diesem Blitzschach-WM-Ende und dem Regel-Verstoss die Schachwelt ins Chaos zu stürzen. Wohl nicht ganz zu Unrecht meint Hans Moke Nieman, die Spiel- und Sportregeln während eines laufenden Wettkampfs zu ändern, sei ein Verstoss gegen eine vorherrschende Maxime des Sportes. Die WM-Sieger-Absprache zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi nehme dem Schachsport jede Glaubwürdigkeit.- Das wird wohl nicht gerade so sein, jedoch dürfte der übliche Bann bezüglich der 64 Felder, in den die Welt bei grossen Schach-Wettkämpfen gezogen wird, wohl derzeit eher vom Wahn auf und neben dem Schach-Brett beherrscht werden.

Ding Liren patzert und ebnet Dommaraju Gukesh den Weg in die Schach-Unsterblichkeit

causasportnews / 1210/12/2024, 13. Dezember 2024

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(causasportnews / red. / 13. Dezember 2024) Die letzte Schach-Partie der Weltmeisterschaft in Singapur hatte es in sich: Der amtierende Weltmeister, der Chinese Ding Liren, und sein indischer Herausforderer, der erst 18jährige Dommaraju Gukesh, gingen mit Punktegleichstand (6,5 : 6,5) in die finale und alles entscheidende, 14. Partie. Der 32jährige Chinese zeigte Nerven, patzerte und ebnete seinem indischen Antipoden den Weg in die Schach-Unsterblichkeit. Der am 29. Mai 2006 geborene Dommaraju Gukesh ist der jüngste Schach-Weltmeister aller Zeiten und gewann das Championat, das in Singapur ausgetragen wurde (vgl. auch causasportnews vom 5. Dezember 2024) gekonnt und glücklich. Seine 1,5 Milliarden Landsleute versetzte er mit seiner ausserordentlichen Denksport-Leistung in einen Ausnahmezustand, derweil China mit knapp weniger Bewohnerinnen und Bewohner als Indien nach dem Untergang des geschockten Ding Liren in kollektive Trauer taumelte. Fast müssig zu sagen, dass sich Indiens Staatspräsident, der Regierungschef sowie Würdeträger aus den verschieden staatlichen und gesellschaftlichen Bereichen umgehend nach Beendigung des WM-Turniers beim neuen Weltmeister meldeten, der von den Medien nun in der ganzen Welt als «Wunder-Inder» gefeiert wird. Dommaraju Gukesh wird mit seinem Erfolg das Schach-Spiel in Indien noch populärer als zuvor machen. Die ersten Schuljahre genügten dem jungen Champion bereits; dann konnte ihm die Lehr- und Lernanstalt nicht mehr viel bieten, hingegen schon die «Schach-AG», die er besuchte. Bereits mit 13 Jahren wurde Dommaraju Gukesh Schach-Grossmeister, nun, nur fünf Jahre später, ist er der jüngste Schach-Weltmeister aller Zeiten. Der legendäre Amerikaner Bobby Fischer musste 29 Jahre alt werden, um 1972 gegen den Russen Boris Spasski nach einer der intensivsten Denk-Schlachten im Banne der 64 Felder am Schach-Tisch, die je im Schach geschlagen wurden, den WM-Titel zu holen. Das Schachspiel, bzw. der Schach-Sport wird nach dieser WM in Indien und in China weiter boomen. Was allgemein nicht als schlechte Entwicklung zu qualifizieren ist…

Kein Schachsport-Glamour der Superhirne, aber dennoch WM-Spannung

causasportnews / 1208/12/2024, 5. Dezember 2024

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(causasportnews / red. / 5. Dezember 2024) Seit dem 25. November 2024 duellieren sich die aktuellen Superhirne im Rahmen der Schach-Weltmeisterschaft 2024 auf der zu Singapur gehörenden Insel Sentosa. Spätestens am 13. Dezember sollte klar sein, wer sich als alter oder neuer Schach-Weltmeister inthronisieren lassen kann: Der Titelverteidiger Ding Liren aus China oder der Newcomer in der Szene, der Inder Dommaraju Gukesh. Soeben wurde die Turnierhalbzeit erreicht, und der Ausgang dieses WM-Kampfes ist absolut offen. Beide Kontrahenten errangen bis jetzt je einen Sieg und totalisieren gleich viele Punkte (4). Der Schach-Weltmeister wird heuer nach dem «Best of 14»-Austragungsmodus erkoren. Der Kampf um die Schach-Krone ist auch ein Aufeinandertreffen der Generationen, verkörpert durch das 18jährige, indische Schach-Wunderkind Dommaraju Gukesh und durch den 32 Jahre alten Titelträger Ding Liren. Bis jetzt wurde in Singapur ein ansprechender, teils auch spannender Denksport gezeigt, doch fehlt bei diesem Aufeinandertreffen der Repräsentanten aus China und Indien zweifelsfrei die Extravaganz mit Blick auf die Spieler-Persönlichkeiten, die sich im Banne der 64 Felder einen intensiven, spektakulären Schach-Kampf liefern würden. Ding Liren ist natürlich beispielsweise nicht mit dem exzentrischen Magnus Carlsen zu vergleichen, Bobby Fischer agierte am Brett (auch) engagiert politisch und bewegte sich nicht nur im Schach-Leben zwischen Genie und Wahnsinn. Spektakulär in Erinnerung blieben die Auseinandersetzungen zwischen Gut und Böse, bzw. zwischen West (Amerika) und Ost (Russland): Die Kämpfe am Brett zwischen Boris Spaski (Sowjetunion) und Bobby Fischer (USA) zogen die Menschen auf dem ganzen Planeten in den Bann; es ging mehr als nur um das Spiel. Die derzeitige Schach-WM auf Sentosa findet zwar statt und verläuft spannend, aber Denksport-Glamour versprühen die beiden Akteure am Brett kaum. Wer letztlich Schachweltmeister wird (Dommaraju Gukesh) oder bleibt (Ding Liren) ist kaum abzuschätzen. Die Vorteile der Jugend sprechen für den Inder, Titelverteidiger Ding Liren könnten die nach dem Gewinn des WM-Titels (2023) durchlebten psychischen Instabilitäten einen Strich durch die Erfolgsrechnung machen, auch wenn im Schach der Erfahrung grosse Bedeutung zukommt.

Schachweltmeister Magnus Carlsens 64 Felder-Trauma

causasportnews / Nr. 1156/06/2024, 30. Juni 2024

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(causasportnews / red. / 30. Juni 2024) Darüber, dass Schach (k)ein Sport sei, wird schon lange nicht mehr ernsthaft diskutiert. Dass die Schachwelt zudem ein spezielles Universum abgibt, ist auch kein Gesprächs-Thema mehr. Spitzen-Schachspieler(innen) bewegen sich in einer besonderen Welt; die Akteure sind im Bereich von Genialität und Wahnsinn einzuordnen. Seit Jahren beherrscht und prägt der 33jährige Magnus Carlsen den Welt-Schachsport. Von 2013 bis 2023 war er Weltmeister (auf ihn folgte der Chinese Ding Liren), aktuell wird er als Weltmeister im Schnell- und Blitzschach geführt. Der Mann mit einem Intelligenzquotienten (IQ) von 190 (Albert Einstein und Stephen Hawking wird ein IQ von 160 nachgesagt) gilt im Schach als «homme à battre» (der Mann, den es zu schlagen gilt).

Am 4. September 2022 fand Magnus Carlsen im US-amerikanischen Grossmeister Hans Moke Niemann einen Bezwinger. Völlig überraschend schlug der soeben 21 Jahre alt gewordene, gebürtige Däne den Maestro dieser Disziplin, eben Magnus Carlsen. Im Saint Louis Chess Club spielte der etwas ungehobelte Aussenseiter Hans Niemann die brillanteste Partie seiner noch jungen Schach-Karriere und demontierte den zwölf Jahre älteren Weltmeister sensationell und spektakulär. Der Amerikaner kostete seine geistige Überlegenheit, die er an jenem Sonntag im Saint Louis Chess Club an den Tat legte, aus; wohl etwas provokativ zu stark. Die Öffentlichkeit war erstaunt und bewunderte das noch sehr junge Schach-Genie, Magnus Carlsen erholte sich in der Folge nicht mehr von diesem Schock und sprach bald einmal, an die Adresse von Hans Niemann gerichtet, von Unregelmässigkeiten. Was nicht sein kann, durfte nicht sein. Bald machten Manipulations- und Betrugsgerüchte die Runde. Es entstand der Eindruck, Magnus Carlsen sei ein schlechter Verlierer. Das Nachspiel der Partie vom 4. September 2022 verlagerte sich in die Gerichtssäle. Ein Betrug konnte Hans Niemann aufgrund der Verdächtigungen von Magnus Carlsen niemand beweisbar vorwerfen, weshalb die juristische Auseinandersetzung bald ein Ende fand. Signifikant war in dieser Hinsicht, dass der im Herbst 2022 unbeschwert aufspielende Hans Niemann an der auch pekuniär bedeutenden «Institution Magnus Carlsen» kratzte und damit auch das ganze Schach-Establishment gegen sich aufbrachte. Der Maestro wird nun, nachdem sich die Betrugsvorwürfe gegen den 21jährigen Newcomer, die sich übrigens nicht nur auf diese einzelne Partie bezogen, nicht erhärten liessen, auch wieder gegen Hans Niemann antreten; das 64 Felder-Trauma wird er zweifelsfrei nicht so schnell loswerden. Die ungestüme Schach-Jugend, verkörpert durch Hans Niemann, und das etablierte, universelle Schach-Milieu von Magnus Carlsen haben die Auswirkungen der krachenden Niederlage von Magnus Carlsen 4. September 2022 wohl auf diese Weise am sinnvollsten für beendet erklärt. Was wäre wohl, wenn Hans Niemann Magnus Carlsen (nochmals) besiegen würde?

Kein Schadenersatz für Schach-Professional Hans Niemann

causasportnews / Nr. 1032/06/2023, 29. Juni 2023

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(causasportnews / Red. / 29. Juni 2023) Der ehemalige Schach-Weltmeister und immer noch unbestrittenermassen Beste am Brett mit den 64 Feldern, Magnus Carlsen, ist nebst seiner genialen Schach-Kunst auch sonst in jeder Hinsicht herausragend und extravagant. Vor allem ist er gradlinig und von einem Gerechtigkeitssinn sondergleichen beseelt – insbesondere, wenn es um die Integrität im Schachspiel geht. Das hat ihm nun eine Schadenersatzklage eingetragen, wobei, nach Ansicht des 32jährigen Norwegers, im Gerichtssaal die Gerechtigkeit gesiegt hat.

Dass sich ein ehemaliger Schach-Weltmeister in diesem Alter, der den Titel, auf dessen Verteidigung er vor ein paar Monaten freiwillig verzichtet hat, früher oder später wieder zurückholen wird und sich so die Krone in dieser Disziplin erneut aufsetzen wird, scheint vorgezeichnet. Der Beste seines Fachs darf sich auch in allen Belangen dieser Disziplin einbringen und äussern, so auch, wenn es um mögliche Betrügereien im Schach-Sport geht. Zumindest hat Magnus Carlsen eine Diskussion entfacht, als er entsprechende Vorwürfe gegen den schillernden US-amerikanischen Schachspieler Hans Moke Niemann, seit 2021 Grossmeister, thematisiert hat (vgl. auch causasportnews vom 9. Oktober 2022). Im vergangenen Jahr wurde die Szene aufgescheucht, als Betrugsgerüchte um den jetzt 20jährigen, aufstrebenden US-Amerikaner die Runde machten. Die Manipulations- und Betrugs-Verdächtigungen betrafen nicht Live-Spiele, sondern Online-Partien, welche Hans Niemann teils äusserst spektakulär gewonnen hatte. Das digitale Schachspiel ist mit Blick auf Manipulationen und Betrügereien prädestiniert. Wenn solche Verdächtigungen vom Besten Spieler der Welt mitgetragen werden, ist das jedenfalls bemerkenswert. Auch auf der Online-Schach-Seite «chess.com» wurden Vermutungen in den Raum gestellt, Hans Niemanns Erfolge seien teils nicht auf konventionelle, übliche Weise zustande gekommen. Jedenfalls sah sich Hans Niemann, für den nach wie vor die Unschuldsvermutung gilt, veranlasst, Magnus Carlsen wegen dieser unappetitlichen Angelegenheit zu verklagen. Ein Bundesrichter im Staat Missouri hat nun aber die Klage des US-Amerikaners auf Schadenersatz in der Höhe von 100 Millionen gegen Magnus Carlsen abgewiesen. Zur Begründung des Entscheids verlautete noch nichts, auch nicht diesbezüglich, wie die von Magnus Carlsen mitgetragenen Betrugs- und Manipulationsgerüchte im Zusammenhang mit dem digitalen Schachspiel zu werten sind. Eines ist in der «Causa Hans Moke Niemann» aktuell aber sicher: Affaire à suivre – und: Die amerikanische «Micky Maus-Justiz» ist unberechenbar.

Chinese schlägt Russen im WM-Schach-Duell!

causasportnews, Nr. 1013/05/2023, 1. Mai 2023

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(causasportnews / red. / 1. Mai 2023) Die Ausgangslage für den Kampf um die höchste Krone im Schachsport war mehr als brisant: Da trat der Chinese Ding Liren in Astana (Kasachstan) gegen den unter neutraler Schach-Flagge für Russland spielenden Jan Nepomnjaschtschi an – und gewann! Das Ergebnis ist eine Sensation, nicht nur deshalb, weil «causasportnews» den 30jährigen, neuen Titelhalter in der Vorschau zumindest ansatzweise in den Bereich des sportlichen «Fallobstes» geschrieben hatte (causasportnews vom 10. April 2023). Alle Vorzeichen vor dem WM-Turnier sprachen für den Russen Jan Nepomnjaschtschi, der von der im Internationalen Schachverband (FIDE) mit seinen Landsleuten durchsetzten internationalen Organisation auf Erfolgskurs in Richtung WM-Titel gebracht worden ist. Russland wollte mit dem Triumph eines Russen beweisen, dass das Land durchaus befähigt ist, auch mit sportlichen Erfolgen Flagge zu zeigen, auch wenn der Russe am Brett, wegen der Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine, unter einer solchen neutralen Flagge anzutreten hatte. Nach dem Sieg von Jan Nepomnjaschtschi, der vor zwei Jahren im letzten WM-Kampf gegen den Besten seines Faches, Magnus Carlsen, kläglich gescheitert war, sollte die Russische Propagandawalze über die Schach- und die übrige Welt hereinbrechen. Es kam in Abwesenheit des derzeit unbestritten besten Schachspielers der Welt alles anders: Die 14 WM-Partien in Astana verliefen ausgeglichen. Es wurde gewonnen, verloren und auch unentschieden gespielt. Ding Liren triumphierte letztlich, weil er weniger schwach war als sein Gegner aus Russland. Es war deshalb keine Überraschung, dass sich der Chinese die WM-Krone (zwar) nach 14 konventionellen Lang-Partien und nach einem 7:7-Gleichstand erst nach vier Tie-Break-Partien aufsetzen lassen konnte. Natürlich sprachen die FIDE unter dem Russischen Präsidenten (!) und die Schachwelt nach dem WM-Titelkampf in Astana trotz des Sieges eines Chinesen vom besten WM-Turnier, das die Welt je erlebt hatte; dies in Anlehnung an FIFA-Präsident Gianni Infantino und an IOK-Präsident Thomas Bach, die jeweils nach jeder Fussball-WM-Endrunde, bzw. nach Olympischen Spielen vom besten Turnier oder den besten Wettkämpfen aller Zeiten sprachen.

Der erste Schach-WM-Titel eines Chinesen geht sportlich in Ordnung. Dafür, dass der weltbeste Schachspieler seinen Titel nicht verteidigen wollte, kann er nichts. Falls in Astana alles mit rechten Dingen zugegangen ist, blieb der (Schach-)Welt wenigstens die Peinlichkeit eines Russen-Triumphs erspart. Mit einem Sieg von Ding Liren kann Russland wohl «leben», auch wenn der Mann aus den eigenen Reihen nicht reüssierte. Immerhin sind Russen und Chinesen bekanntlich Freunde…

Königliches Spiel ohne den König: Magnus Carlsen räumt den Thron

causasportnews, Nr. 1005/04/2023, 10. April 2023

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(causasportnews / red. / 10. April 2023) Das war alles kein Zufall, sondern eiskaltes Kalkül. Kurz, nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOK) den internationalen Sportverbänden die Entscheidung überlassen hat, ob russische Sportlerinnen und Sportler als «neutrale» Aktive in den jeweiligen Sportarten zuzulassen seien (causasportnews vom 2. April 2023) hat sich im Schach das ereignet, was so oder so nicht mehr abzuwenden war, nachdem diese «heisse Kartoffel» vom Lausanner Olymp den Verbänden weitergereicht wurde: In der nun bis zum 1. Mai 2023 dauernden Schach-WM wird sich wohl ein Russe die Krone im königlichen Spiel auf den 64 Feldern aufsetzen – und so den Kriegstreibern im Kreml nach über einem Jahr des Mordens und Zerstörens in der Ukraine eine mehr als willkommene Propaganda-Plattform gewähren. Denn es ist voraussehbar, dass der Russe Jan Nepomnjaschtschi den Titel von Magnus Carlsen, der auf die Titelverteidigung verzichtet, erben wird. In Astana (Kasachstan) misst sich der 33jährige Russe mit dem 30jährigen Chinesen Ding Liren, den man in der Boxersprache vielleicht sogar als «Fallobst» bezeichnen würde; in maximal 14 Partien soll der neue Schach-Champion ermittelt werden. Es wären die Folgen (fast) nicht auszumalen, wenn Jan Nepomnjaschtschi dem Chinesen unterliegen würde. Der Russe macht aus seiner Sympathie für das russische Regime kein Geheimnis, und hinter dem Krieg Russlands steht er mit der Mehrheit seiner Landsleute, auch wenn er sich in einem offenen Brief schon einmal gegen den Krieg ausgesprochen hat. Das nennt das IOK sport-politische Neutralität. Der Anwärter auf den WM-Titel bedauert, dass er in Astana gleichsam als «Neutraler» antreten muss; konkret heisst das unter der Flagge des Schach-Weltverbandes. «Leider kann ich nicht unter der russischen Flagge spielen», lässt sich der haushohe Favorit auf den WM-Titel in den Medien zitieren. Das zum Thema «Neutralität» von Aktiven aus Russland. Dass das alles in der Sportart «Schach» geschieht, ist allerdings kein Wunder. Diese Sportart ist in Russland etwa so beliebt wie das Rodeln oder der Biathlonsport in Deutschland, das Schwingen in der Schweiz oder das Skifahren oder der Fussball in Österreich. Von Russland durchsetzt ist auch der Internationale Schachverband (FIDE, mit Sitz in Lausanne), in dem, wen wundert’s, ein Russe sogar als Präsident amtet! Die allgemein wirksame Öffnungsanordnung des IOK für russische Sportlerinnen und Sportler dürfte Russland als Geschenk des Himmels erscheinen. Diese Durchsetzung des internationalen Schach-Sports durch Russland und der Umstand, dass nun ein Russe wohl das bevorstehende WM-Schach-Duell gewinnen wird, bedeutet gleichzeitig die Kapitulation des Weltsports vor den hehren Werten des Sportes im Allgemeinen. Diese Sportart wird nun wohl als Missbrauchsdisziplin für die Kriegstreiber-Nation Russland in die Sport-Geschichte eingehen und erinnern zumindest im Ansatz etwa an die Propaganda-Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und in Berlin. Das alles hat aktuell mit dem Umstand zu tun, dass der beste Schachspieler der Welt, der Norweger Magnus Carlsen, keine Lust mehr verspürt, den Titel erneut zu verteidigen. Wäre es anders, würde Jan Nepomnjaschtschi die Schach-Arena nun in Astana, wie schon vor zwei Jahren in Dubai, mit grosser Wahrscheinlichkeit als Verlierer verlassen (causasportnews vom 14. Dezember 2021). Das königliche Spiel findet demnach ohne den unbestrittenen König in dieser Disziplin statt. Doch was soll’s: Ein Titel ist ein Titel – und die Abwesenden haben immer Unrecht… Alles spielt Russland in die Hände. Sollte dennoch, was eine Weltsensation wäre, der Chinese obenaus schwingen, würde immerhin ein Angehöriger aus China, dem Lande der Russen-Freunde, reüssieren.

Der «Sündenfall» des IOK vor der russischen Aggression ist im Moment aber (noch) nicht vollständig bis zu allen internationalen Sportverbänden durchgedrungen. So hat der Internationale Pferdesportverband (FEI, mit Sitz in Lausanne), trotz der IOK-Empfehlung soeben entschieden, Aktive aus Russland und Weissrussland weiterhin vom internationalen Sport auszuschliessen. Dem Verband ist es nicht möglich, die Neutralität dieser Sportlerinnen und Sportler mit Blick auf die Aggression Russlands begrifflich und thematisch zufriedenstellend zu realisieren. Wie sich Russinnen und Russen sowie Weissrussinnen und Weissrussen, die kraft ihrer Staatsbürgerschaften Staatsangehörige einer kriegsführenden Nation (Russland) neutral auf den Sportarenen dieser Welt sollen bewegen können, bleibt für die FEI schlicht ein Rätsel, wie aus der FEI-Zentrale in Lausanne verlautete. Dem ist an sich nichts beizufügen.

Was nach dem IOK-Opportunismus zu Gunsten Russlands noch alles auf die Sportwelt kommen soll, bildet ein Mysterium dieser Chaos-Zeit, vor der eben der internationale Sport nicht gefeit ist.

(Vermeintlicher) Betrugsfall wird zum bizarren Rechtsstreit

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(causasport / red./ 23. Oktober 2022) Der (vermeintliche) Betrugsfall um den US-amerikanischen Schach-Spieler Hans Moke Niemann erreicht die nächste Eskalations-Stufe. Der 19jährige Grossmeister will die Verdächtigungen, Verleumdungen und Angriffe auf seine Person und seine Integrität nicht weiter dulden und bemüht die Justiz. Ein Gericht im US-Bundesstaat Missouri muss sich mit einer 100 Millionen-Klage, die sich gegen den besten Schachspieler der Welt, Magnus Carlsen und dessen Unternehmen «Play Magnus» richtet, befassen. Betroffen, bzw. beklagt, sind auch die beiden US-Schachspieler Danny Rensch und Hikaru Nakamura, denen, wie dem Weltmeister Magnus Carlsen, vorgeworfen wird, falsche (Betrugs-)Vorwürfe erhoben (und teils verbreitet) zu haben. Der bald 32jährige Norweger Magnus Carlsen hat die Verdächtigungen unlauteren Verhaltens gegen Hans Moke Niemann zumindest ins Rollen gebracht (vgl. auch causasportnews vom 9. Oktober 2022). Weitere Spieler, wie nun die ebenfalls verklagten Amerikaner, haben nach Auffassung des Klägers Hans Moke Niemann diese zumindest (mit-)verbreitet. Seit geraumer Zeit halten sich die Vorwürfe des Betrugs am Brett durch den US-Grossmeister, für die es bis anhin allerdings keine Beweise gibt, hartnäckig (so gilt für alle involvierten Protagonisten die Unschuldvermutung). Das amerikanische Gericht wird letztlich, falls es zu keiner Einigung zwischen den Betroffenen und Verfahrensparteien kommt, vorweg zu klären haben, ob Hans Moke Niemann in über 100 Schach-Partien betrogen hat, darunter auch an Turnieren, an denen Preisgelder geflossen sind; oder ob die Anwürfe der Niemann-Gegner in der Tat Verleumdungen sind. Eine Klage vor einem amerikanischen Gericht kann zwar in der Regel rein juristisch nicht so ernst genommen werden, ist aber in den Auswirkungen grundsätzlich nicht zu unterschätzen, weil das Rechtssystem einigermassen verschoben ist. In der «Micky Maus-Justiz» in den USA muss deshalb mit allem gerechnet werden – auch mit Überraschungen. Das ist auch in diesem bizarren Rechtsstreit, in dem es unter anderem um eine gewaltige Streitsummen geht, nicht anders. Wie sich die Justiz mit diesem Hauen und Stechen der Schach-Heroen schlagen wird, dürfe auch eine breite Öffentlichkeit interessieren. Die Vorgänge aus dem Schach-Sport, dessen Protagonisten oft krude und verschoben wirken, sind in dieser Form auch für die Justiz ohne Beispiel.

Gipfel-Betrug? Schach-Betrug? Segel-Betrug? Und was noch?

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(causasportnews / red. / 9. Oktober 2022) Derzeit wird der Sport von einer Betrugs-Welle erfasst. Um die Verdächtigungen im Bergsport, die vor allem immer wieder und regelmässig in den Sommermonaten vom Berg-Chronisten Eberhard Jurgalski erhoben werden (vgl. causasportnews vom 29. Juli 2022), ist es derzeit wieder still(er) geworden; stattdessen bebt die Erde im Schachsport, seit der erfolgreichste Spieler der Gegenwart und fünffache Weltmeister Magnus Carlsen massive Betrugsverdächtigungen gegen den 19jährigen US-amerikanischen Schachspieler Hans Moke Niemann geäussert hat (vgl. causasportnews vom 29. September 2022); direkt hat er Vorwürfe allerdings nicht erhoben, jedoch zielgerichtet eine entsprechende Diskussion entfacht. Die Annahmen betreffen nicht Live-Spiele, sondern Online-Partien des Amerikaners, der in jedem Fall über Ausnahmefähigkeiten verfügt und in einem Live-Wettkampf den mehrmaligen Weltmeister immerhin niedergerungen hat. Im Zusammenhang mit Online-Spielen werden allgemein immer wieder Manipulations- und Betrugsverdächtigungen bekannt; die «Causa Hans Moke Niemann» sorgt wohl deshalb für derzeit permanente Schlagzeilen, weil das digitale Schachspiel eher Betrügereien ermöglicht als das Live-Duell der Kontrahenten am Brett. Aber auch im Online-Wettkampf stellt sich vorab die Definitionsfrage, was unter «Betrug» zu verstehen ist und wie er zu bewerkstelligen ist oder wäre. In dem aktuellen, auf höchster Ebene anzusiedelnden, in den Raum gestellten Betrugsfall streiten sich nun die Experten im Rahmen des in jedem Fall unschönen Vorgangs. Die Online-Schach-Seite «chess.com» hat die Spiele von Hans Moke Niemann analysiert und kommt in einem «The Hans Niemann Report» zum Resultat, dass der Amerikaner möglicherweise in mehr als hundert Spielen betrogen habe. Die «Möglichkeit» eines Betrugs ist selbstverständlich alles andere als ein Beweis. Experten, welche die Vorgänge ebenfalls untersucht haben, weisen darauf hin, dass dem 19jährigen Talent nichts nachzuweisen sei. Die Debatte um diesen möglichen Betrugsfall wird nicht nur die Schachwelt weiter im Atem halten. Für Hans Moke Niemann gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Seine Glaubwürdigkeit ist durch den ganzen Rummel in jedem Fall angeschlagen. So rasch wird dieser Vorgang nicht zu klären sein – wenn überhaupt.

Derweil ist im Zusammenhang mit einem Strafverfahren in Frankreich, in dem es um Vorwürfe der Lüge geht, eine angebliche Schummelei im Segelsport bekannt geworden. Betroffen ist der erfahrene und erfolgreiche Schweizer Hochsee-Segler Yvan Bourgnon. Der 53jährige Abenteurer will vor ein paar Jahren die berühmte Nordwestpassage (ein etwa 6000 Kilometer langer Seeweg, der den Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean verbindet) mit einem Sport-Katamaran ohne Kajüte und Assistenz durchquert haben, was so offenbar nicht den Tatsachen entspricht. Eine Seglerin, die Deutsche Susanne Huber-Curphey, hat erklärt, Yvan Bourgnon habe auf seiner Durchquerung mehrfach fremde Hilfe in Anspruch genommen, unter anderem auch von ihr. Es dürfte noch einige Zeit vergehen, bis auch dieser Vorgang geklärt sein wird.

Womit das Bonmot von Franz Beckenbauer wieder einmal bestätigt wäre: «Bschissen worden ist immer». Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Und es fragt sich allenfalls wann, wo und warum?