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Vor 20 Jahren: «Red Bull» lanciert Fussball-Klubs als Marketing-Vehikel

causasportnews.com – 36/2025, 19. April 2025

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(causasportnews / red./ 19. April 2025) Dieser Tage sind es 20 Jahre her, seit sich im Professional-Fussball fast Revolutionäres ereignete. Anfangs April 2005 erreichte die österreichische und europäische Sportwelt eine Meldung, die es in sich hatte und den kommerziellen, organisierten Fussball grundlegend erschüttern sollte. Der in argen Finanznöten steckende «SV Austria Salzburg» teilte mit, dass sich der Getränkekonzern «Red Bull» aus Salzburg nun auch in der österreichischen Bundesliga, im Klub «SV Austria Salzburg», engagieren werde. «Wunderbar», dachten damals vor allem die eingefleischten «Fans» des sportlich und wirtschaftlich in Bedrängnis geratenen Vereins. Doch es war nicht alles nur eine «wunderbare Rettung». Der Einstieg des Getränkekonzerns bedeutete eine Radikalveränderung im fussballerischen Sport-Marketing. «Red Bull» wurde nicht nur Sponsor des Vereins, sondern es war der Beginn eines Total-Umbaus des Salzburger Traditions-Klubs. «SV Austria Salzburg» wurde zum integralen Marketing-Vehikel des Konzerns aus Fuschl am Seer, einem malerischen Weiler in der Nähe von Salzburg. Der Klub erlebte eine Neu-Organisation und -Konzeption. Der Traditions-Klub «SV Austria Salzburg» wurde zum sportlichen Brause-Event. Dabei war die Namensänderung noch der minimste Sargnagel beim Begräbnis des konventionellen Sponsorings im Spitzen-Fussball. Aus dem Verein «SV Austria Salzburg» wurde das Marketing-Tool «Red Bull Salzburg». Der «SV Austria Salzburg» wurde, ungeschminkt betrachtet, in den ersten Tagen des Monats April 2005 regelrecht zu Grabe getragen und verlor nicht nur seine Identität, beweinten bald einmal die eingefleischten Fans des Traditions-Vereins, nachdem ihnen klar wurde, was mit «ihrem» Verein geschah. Mit «Red Bull Salzburg» entstand ein neuer Klub, ein Marketingvehikel, wie es danach noch einige in Europa und rund um den Globus geben sollte. «Red Bull» wurde in diesem Segment mit unzähligen «Red Bull»-Klubs zur eigenen Fussball-Welt, in der Synergien in wirtschaftlicher und sportlicher Hinsicht geschaffen und gepflegt wurden. Dies etwa im Bereich der Fussball-Akteure, in dem heute innerhalb der «Red Bull»-Gruppe ein regelrechtes «Spieler-Karussell» am Laufen gehalten wird. Auch die wirtschaftlichen Synergien unter den Klubs nehmen gigantische Ausmasse an.

Was 2005 mit «SV Austria Salzburg» geschaffen und anderorts nachgeahmt wurde (etwa in Leipzig mit «RB Leipzig»,»RasenBallsport Leipzig e.V. -, «RB» steht zufälligerweise für «Red Bull»), stiess und stösst nicht überall auf Begeisterung. Ob Klubs im Fussball ihre «Seele» verlieren, wenn sie sich als «Red Bull»-Wirtschaftsmacht im Sport positionieren, ist eine Grundsatz-Frage, die ebensowenig schlüssig beantwortet werden kann wie die offenbar nebensächliche Frage, ob das Getränk «Red Bull» überhaupt schmeckt und die Gesundheit fördert. Man mag das Getränk «Red Bull» – oder man mag es nicht. Ob die «Red Bull»-Sportkonzeption goutiert wird, ist nochmals eine andere Frage. Einige Hardcore – Fans von «SV Austria Salzburg» konnten sich mit dem 2005 begonnen Umbau des Klubs, bei dem diesem Verein ihrer Meinung nach die sportliche Seele ausgehaucht wurde, nicht abfinden. Sie wandten sich vom «Brause-Klub» «Red Bull Salzburg» ab, gründeten den «SV Austria Salzburg» neu und nahmen den Wettspielbetrieb ganz unten in der Amateur-Liga auf. Aktuell stehen die «Red Bull»-Dissidenten aus Salzburg mit dem wieder auferstandenen Verein «SV Austria Salzburg» in der Regionalliga West an erster Stelle und peilen den Aufstieg in den professionellen Bundesliga-Betrieb an. Eigentlich, so die Fans, die mit Stolz erzählen, dass der Verein derzeit gegen 2000 eingeschriebene Mitglieder habe, sei der Klub nie untergegangen. Das Identifikationspotential mit dem Verein weise gigantische Züge auf.-

Fussball ist eben offenbar letztlich eine Herzensangelegenheit, im Rahmen von Sportkapitalgesellschaften werden Beteiligungspapiere z.B. als «Herz-Aktien» bezeichnet. Fussball ist vor allem nicht Dasselbe wie etwa der Formel 1-Rennsport, der insbesondere nur noch eine Marketing-Plattform abgibt. Die in der Formel 1 fahrenden «Red Bull»-Dosen auf vier Rädern sind dem hehren Sport derart entrückt, dass die Persönlichkeit des einzelnen Fahrers und das fahrerische Können nicht mehr viel zählen, die «Autos» im hoch-komplexen, automatisierten Ingenieurs-Wettbewerb somit auch von Schimpansen bewegt werden könnten, wie der frühere Rennstall-Eigentümer Peter Sauber einmal ausgeführt hat…

(Quellen: Verschiedene Medienberichte; zuletzt insbesondere «Sonntags-Zeitung» Zürich, 6. April 2025)

Auch «Red Bull Zero» verleiht Flüüügel

causasportnews.com – 11/2025, 4. Februar 2025

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(causasportnews / red. / 4. Februar 2025) Die Fachzeitschrift «Nature Medicine» hat es gemeldet, das entsprechende Ergebnis einer Studie, auch von den aktuellen Medien aufgenommen, schreckte auf: Für jede zehnte Diabetes-Erkrankung weltweit sollen zuckerhaltige Süssgetränke verantwortlich sein. Das Resultat dieser Studie befeuert die Bestrebungen zur flächendeckenden Eindämmung des Zuckerkonsums. Notfalls solle dies mit politischen Mitteln geschehen, fordert die englische Zeitschrift.

Zucker, bzw. zuviel Zucker, ist für den Menschen schädlich, auch für Sportlerinnen und Sportler. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt pro Mensch höchstens 25 Gramm Zucker am Tag. Aufgrund der Studie, über die «Nature Medicine» berichtete, sind die Süssgetränke besonders gefährdend. Die «Red Bull»-Getränke beispielsweise scheinen, sowie diverse andere Süssgetränke auch, mit Vorbehalten behaftet zu sein. Eine 250 ml-Dose «Red Bull» soll immerhin 27 Gramm Zucker enthalten. «Red Bull» ist weltweit flächendeckend beliebt und global ein Verkaufsschlager erster Klasse. Vor allem ist der Getränkekonzern aus Österreich werblich im Sport omnipräsent, sei es anlässlich von Sport-Events oder als Sponsor von Individual-Sportlerinnen und -Sportlern sowie von Sport-Teams oder Motorsport-Rennställen. «Red Bull» verleiht vor allem den Top-Athletinnen und -Athleten Flüüügel, insbesondere in pekuniärer Hinsicht. Kaum ein bekannter Sportler oder eine bekannte Sportlerin verschmäht das Geld des «Red Bull»-Konzerns. Obwohl die zweifelsfrei nicht gerade gesundheitsfördernde Wirkung auch von «Red Bull» eine notorische Tatsache ist, hält es die von den Sponsoren-Geldern aus Fuschl am See, wo sich die Konzern-Zentrale von «Red Bull» befindet, gut alimentierte Sport-Community an das Bonmot «pecunia non olet» (Geld stinkt nicht). Diese Redewendung geht auf den römischen Kaiser Vespasian zurück, der im ersten Jahrhundert n. Chr. in Rom eine Latrinensteuer (Latrine bedeutet eine Einrichtung zur Verrichtung der Notdurft) einführte. Modern(er) würde man sich eher an Bertold Brecht (1898 – 1956) orientieren: «Erst das Fressen, dann die Moral».

Selbstverständlich dürfen Süssgetränke wegen ihrer hohen Zuckergehalte nicht pauschal verteufelt werden. Ebenso ist es opportun, dass der Sport und seine Protagonistinnen und Protagonisten dem wohl berühmtesten Süssgetränk «Red Bull» die Stange halten und sich werblich für das Kult-Produkt auf dem Werbemarkt einsetzen. Zumal es durchaus Alternativen zum konventionellen «Red Bull» gibt. So haben die «Red Bull»-Macher zum zuckerintensiven, konventionellen «Red Bull» die Kreation «Red Bull Zero» auf den Markt geworfen. Auch wenn hier, wie bei «Coca Cola» und «Coca Cola Zero», ein Glaubenskrieg zwischen «Red Bull» und «Red Bull Zero»-Konsumentinnen und -Konsumenten entbrannt ist, bestehen keine Zweifel, dass auch «Red Bull Zero» Flüüügel verleiht. Das zählt schliesslich.

Dass dennoch das gegenüber «Red Bull Zero» beliebtere, zuckerhaltige «Red Bull» etwa aus medizinischer Sicht nicht völlig unproblematisch ist, scheint evident zu sein. «causasportnews» hat die Konzernzentrale von «Red Bull» diesbezüglich um eine Stellungnahme, auch zum von «Nature Medicine» betreffend der Zucker-Thematik Verbreitete, ersucht. Eine Antwort ist bis zum Erscheinen dieser Zeilen ausgeblieben; daraus lässt sich selbstverständlich nichts ableiten…

Ein «Super-Hirn» ausserhalb des Schachsports?

causasportnews / Nr. 1135/04/2024, 28. April 2024

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(causasportnews / red. / 28. April 2024) Ist von der Kombination von Hirn und Sport die Rede, steht das Schachspiel im Vordergrund. Zwischenzeitlich ist unbestritten, dass «Schach» ein Sport ist und auch rundherum als solcher qualifiziert wird. Als 1996 der IBM-Computer «Deep Blue» aufgrund gewaltiger Rechenleistungen gegen das Schach-Genie Garry Kasparow ein solches Spiel gewann, bedeutete dies keine Entzauberung der Schachkunst, die neben der Spiel-Technik von Bluff, Taktik, Überraschung, Unberechenbarkeit und Ideenvielfalt geprägt ist, mithin also mehr als nur eine Unterart von künstlicher Intelligenz bildet. Dem legendären, 1941 verstorbenen Deutschen Emanuel Lasker, der während 27 Jahren Schach-Weltmeister war, haftete etwas Geniales, Übermenschliches, Surreales an. Auch der erwähnte, 61jährige Garry Kasparow wird dieser Kategorie zugeordnet wie natürlich das Genie aller Genies, Bobby Fischer, ein Mensch, der sich auch zwischen Genie und Wahnsinn bewegte und 2008 verstarb. Der aktuelle Weltmeister Magnus Carlsen gehört ebenfalls in diese Kategorie. Ein guter Schachspieler (oder eine Spielerin) ist zweifelsfrei einer anderen Sphäre zuzuordnen als Menschen konventioneller Prägung.

Wer in der Sparte «Schach» zuoberst mitwirkt, gehört in die Kategorie der «Super-Hirne», auch «Super-Gehirne» (Lateinischen «Cerebrum») genannt. Diese Spezies wird nun auch in wenigen, anderen Sportarten geortet – überraschenderweise in der Formel 1, welche gemeinhin als «Krone des Motorsports» bezeichnet wird. Kaum zu glauben, denn das Wichtigste in dieser Kategorie bildet das Sportgerät «Auto». Auch dem Piloten kommt entscheidende Bedeutung zu, denn er hat dieses Sportgerät Auto möglichst schnell ins Ziel zu bringen. Der ehemalige Rennstall-Besitzer Peter Sauber hat die Auto- / Piloten-Diskussion auf den Punkt gebracht, als er meinte, sogar ein Schimpanse könne in einem Top-Auto Weltmeister werden. In der Formel 1 gibt es allerdings nur einen Mann, der ein solches weltmeisterschafts-taugliches Fahrzeug und Sportgerät konstruieren kann: Der Brite Adrian Newey, aktuell im Weltmeister-Team von «Red Bull» tätig. Der 65jährige Ingenieur gilt seit jeher als Garant für Weltmeistertitel, was er in seiner Karriere mehrmals bewiesen hat, eben auch aktuell wieder. Wie ein Schachspieler bewegt er sich teils zwischen Genialität und Wahnsinn und wirkt überdies etwas schusselig und soll oft sogar Mühe haben, den Weg von der Rennstrecke ins Hotel zu finden. Dafür sind seine Auto-Konstruktionen eben genial. Adrian Newey ist nicht nur das Non plus ultra in der Formel 1, sondern ihm ist offenbar auch Harmonie nicht unwichtig. Seit sich im Weltmeister-Team von «Red Bull» nach dem Tode der Integrationsfigur und «Red Bull»-Mit-Eigner Dietrich Mateschitz die Querelen und Machtkämpfe mehren, scheint sich nun auch das Ende des Weltmeister-Machers Adrian Newey im österreichisch-britischen Team abzuzeichnen. Der Garant auf WM-Titel wird zweifelsfrei im kommenden Jahr wohl zu Ferrari oder Mercedes wechseln – nur weg vom Querelen-Stadel «Red Bull», wird sich das Ingenieurs-Genie sagen. Es bestehen keine Zweifel, dass «Red Bull» mit Max Verstappen in diesem Jahr den vierten Titel im Auto, (noch) konstruiert von «Superhirn» Adrian Newey, einfahren wird. Danach wird mit grösster Sicherheit dasjenige Team den Fahrer-Weltmeister stellen, für das sich der Brite entschieden hat.

Ein Sportwetten-Thema: Wer fliegt zuerst – Thomas Tuchel oder Christian Horner?

causasportnews / Nr. 1118/03/2024, 4. März 2024

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(causasportnews / red. / 4. März 2024) Die Sportwetten-Brache boomt, und bekanntlich werden in diesem Segment die wildesten Wett-Themen angeboten: Welcher Fussballspieler kassiert in einem bestimmten Match in welcher Minute eine «rote Karte»? Gibt es in der nächsten Skiabfahrt einen Renn-Unterbruch zufolge eines Sturzes? Welcher Trainer verliert in der Fussball-Bundesliga demnächst seinen Job?

Apropos Fussball-Trainer. Ein ganz heisses Wett-Thema dürfte der sich anbahnende, vorzeitige Abgang des Trainers des FC Bayern München, Thomas Tuchel sein. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen dem Münchner Nobelklub und Thomas Tuchel zum 30. Juni 2024 offiziell und vorzeitig beendet sein wird, dürfte der Trainer in der aktuellen Situation kaum mehr lange überleben. In der Bundesliga lassen die Bayern permanent Federn, sprich Punkte (aktuell sind es 10 Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen), und die Saison kann nur noch auf europäischer Ebene gerettet werden. So lautet die aktuelle Frage, welche nicht nur die Wett-Industrie interessiert: «Wann fliegt Thomas Tuchel – noch vorzeitiger als vorzeitig»?

Etwas komplizierter präsentiert sich die «Causa Christian Horner» in der Formel 1: Nach dem Saisonstart in Bahrain und dem erwarteten Auftakt-Sieg von Weltmeister Max Verstappen interessiert vor allem das nicht so ganz transparente Thema um den Red Bull – Teamchef Christian Horner. Der Ehegatte von Ex-Spice-Girl Geri Halliwell sieht sich unappetitlichen Vorhalten ausgesetzt: Ist Kollege Christian Horner als Ober-Bulle einer Team-Kollegin an die Wäsche gegangen – oder noch mehr? Who knows?, wäre das interessierte Publikum geneigt zu fragen. Genaues weiss natürlich nur der erfolgreiche Teamchef von der britischen Insel selber, doch kürzlich hat ihn eine Anwaltskanzlei reingewaschen. Anwaltskanzleien werden heute zuhauf beigezogen und beauftragt mit «unabhängigen Untersuchungen», die natürlich alles andere als unabhängig sind. Wo geschmuddelt, betrogen, gelogen und betrogen wird, kommen heute Anwälte zum Zug, die sich mit «unabhängigen» Untersuchungen die Taschen füllen und ihren Auftraggebern moralische Feigenblätter verschaffen (sollen). So ist es in der katholischen Kirche, in der Politik, in Sportvereinen und Sportverbänden (wenn es um Übergriffe aller Art geht), wenn Missbräuche in Staat und Gesellschaft untersucht werden sollen, und natürlich in der Formel 1, wenn abgeklärt werden soll, ob die Moralkeule geschwungen werden kann oder darf. So kam es, dass sich auf Vermittlung des Ex- Formel 1- Machers Bernie Ecclestone (93) eine Anwaltskanzlei des Wirtschafts- und Sportfilzes daran machte, den «Fall Christian Horner» (völlig unabhängig natürlich) zu untersuchen, nachdem die betroffene Team-Kollegin entsprechende Vorwürfe deponiert hatte und der Vorgang einer Klärung bedurfte. Die plumpe, anwaltliche Reinwaschung gelang jedoch nicht. Die Vorwürfe gegen den Teamchef wurden noch lauter, als nun anonyme Nachrichten und Bilder, die offenbar einiges unter der Gürtellinie (von Christian Horner oder der Kollegin?) zu Tage förderten, die Runde machten. Nicht lustig findet dies alles der Internationale Automobil-Verband (FIA). Dieser sorgt sich wegen der angeblichen Verfehlungen des Red Bull-Managers um den moralischen Schaden, der dem Automobilsport durch diese Affäre zugefügt werden könnte. Die FIA spricht von Werten, um die es geht.

Klar, die «Grid-Girls», die leicht bekleideten Hostessen, die bis 2018 zu den Formel 1-Rennen gehörten wie heute immer noch die ebenfalls rarer gewordenen «Boxenluder», waren nicht mehr zeitgemäss opportun, vor allem deshalb nicht, weil immer mehr Araber in den Formel 1-«Zirkus» drängten und dies vor allem den Moralvorstellungen diesen Menschen guten Willens widersprach. Mit den «Grid-Girls» und der Wiederherstellung der Moral-Fassade im Motorsport verhält es sich wie 1992 mit den Drogensüchtigen auf dem «Platzspitz» in Zürich, die teils unmenschlich in den Untergrund gedrängt wurden, aber dennoch weiter dahinvegetierten.

Offenbar wird nun aber die Formel 1-«Luft» nach den jüngsten Enthüllungen für den Bullen-Teamchef immer dünner. Weshalb nun auch das Sportwetten-Thema in den Vordergrund rückt: «Wann fliegt Christian Horner»? So geht’s dann selbstverständlich leichter beim Fliegen: Red Bull verleiht schliesslich Flügel!

Lewis Hamilton: Lockt nur der Ferrari-Mythos?

causasportnews / Nr. 1106/02/2024, 2. Februar 2024

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(causasportnews / red. / 2. Februar 2024) Fahrerwechsel in der Königsklasse des Automobil-Rennsports gehören zum Sport-Business wie die anfangs Jahr praktizierten Vorstellungen der im Winter überarbeiteten oder neu konstruierten Formel 1-Autos. Doch das, was soeben bekannt gegeben wurde, versetzt nicht nur die Rennsport-Sachverständigen und -Fans ins Staunen: Der britische Rekord-Weltmeister (sieben WM-Titel) Lewis Hamilton verlässt nach elf Jahren «Mercedes» das deutsche Nobel-Team und wechselt im kommenden Jahr zu «Ferrari». Über die entsprechenden Beweggründe des geadelten Rennfahrers wird eifrig spekuliert, zumal sich der Brite mit dem Wechsel persönlich und fahrerisch entwerten wird: Wer im «Ferrari» siegt oder verliert, siegt oder verliert für die Marke; sonst, und in den anderen Rennställen, ist es der Pilot, wohlgemerkt im Rahmen einer Fahrer-Weltmeisterschaft (die Konstrukteuren-Wertung ist in dieser Rennsport-Kategorie grundsätzlich sekundär). Wurde Lewis Hamilton vom «Ferrari»-Mythos gelockt oder stecken andere Beweggründe hinter dieser Entscheidung? Der Wechsel des erfolgreichen Briten vom Stuttgarter Rennstall zum immer noch berühmtesten Motorsport-Team der Welt ist zumindest erklärbar.

Solange Max Verstappen im «Red Bull» wohl weiterhin Titel an Titel reihen wird, dürfte der Wechsel Sinn machen. Lewis Hamilton wird in seinem letzten «Mercedes»-Jahr und danach in den nächsten Jahren im «Ferrari» kaum je nochmals Weltmeister. Letztlich dürfte sich der Rekord-Champion, der also zweifelsfrei nicht aus sportlichen Gründen den Rennstall-Wechsel vornehmen wird, das Hinterherfahren im «Ferrari» ab 2025 einfach noch optimaler vergolden lassen. Es werden gewaltige Summen genannt, die von den Italienern bezahlt werden sollen; sie lassen aufhorchen: Von einer Jahres-Entschädigung von bis zu 70 Millionen Euro wird gesprochen; und das bei einem Fahrer-Kontrakt, der wohl gesamthaft drei Jahre laufen dürfte. Sir Lewis Hamilton wird demnach in Berücksichtigung des bis heute angehäuften Vermögens am Ende seiner Laufbahn mindestens eine halbe Milliarde Euro «schwer» sein. Bei Arbeitsbeginn im «Ferrari» im Frühjahr 2025 wird er das vierzigste Altersjahr bereits beendet haben. Sicher will der Brite dann nicht primär beweisen, dass die Formel 1 eine Plattform für altersgerechten Sport abgibt. Die Formel 1-Autos sind heute so komplexe und technisch hochgezüchtete Sportgeräte, dass sich die Weissagung in der «Causa Lewis Hamilton» bewahrheiten könnte, was schon vor Jahren von einem Formel 1-Teamchef mit Überzeugung in geradezu philosophischer Manier zum Besten gegeben wurde: «In einen modernen Formel 1-Wagen mit der ganzen Technik, Automatik und allen Sensoren könnte man statt eines Piloten auch eine Schimpanse setzen».

Seine Arbeit im «Ferrari» wird Lewis Hamilton also in etwas mehr als einem Jahr aufnehmen. Durch den bereits jetzt bekannt gewordenen Wechsel zum italienischen Traditions-Rennstall hat er wohl auch bereits zumindest konkludent eingestanden, dass der WM-Titel 2024 mit «Mercedes» nicht zu gewinnen sein wird.

Muss es denn immer «Red Bull» sein?

causasportnews / Nr. 1102/01/2024, 21. Januar 2024

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(causasportnews / red. / 21. Januar 2024) Wie betitelte der am Neujahrstag 2009 in Luzern verstorbene Bestseller-Autor Johannes Mario Simmel einen seiner berühmtesten Romane? Klar: «Es muss nicht immer Kaviar sein». Wirklich nicht? So fragte sich das Publikum nach der Lektüre des 1960 erschienenen Erfolgsromans. Die Thematik steht bis heute unbehandelt im Raum; die Frage ist nach wie vor ungeklärt. Allerdings erfährt die Fragestellung heute in anderem Zusammenhang eine spezielle Aktualität. Zum Beispiel im alpinen Skisport. Da halten die Athletinnen und Athleten bei Interviews demonstrativ und aufdringlich vor allem Soft-Drinks in die TV-Kameras. Sie tun das gegen Geld («pecunia non olet») und suggerieren durchwegs, dass sie sich mit den den mittelbar Zuschauenden entgegengestreckten Produkten identifizieren. Es ist dies letztlich allerdings eine platte Schleichwerbung durch Produkteplatzierung.

Zum Beispiel «Red Bull». Überall wo es kracht, knallt und unbeschwerte Lifestyle-Fröhlichkeit zelebriert wird, ist der Österreichische Getränkekonzern dabei, am aktuellen Rennwochenende in Kitzbühel natürlich auch flächendeckend (vgl. die Abfahrt vom Samstag; «Red Bull» ist schliesslich ein Österreichisches Produkt). Vor allem sind die besten Sportlerinnen und Sportler Werbeträger des Getränks, das für Gesundheit, ewiges Leben, Glückseligkeit und aufbauenden Koffeingenuss steht. Wenn die Brause-Macher des verstorbenen Marketing-Genies Dietrich Mateschitz aus Fuschl am See mit offensichtlich unbeschränkten Werbegeldern locken, verleiht dies auch den stärksten Charakteren «Flügel» (Werbe-Slogan), die Garanten sind, um in andere, bessere Sphären zu entfliehen. So war und ist es auch beim Schweizer Ski-Überflieger Marco Odermatt, der durch ausserordentliche Leistungen die werbliche Basis dafür gelegt hat, dass ihm «Red Bull» nun zu geradezu goldenen Flügeln verhilft. Dass der 26jährige Innerschweizer mit dem Kopfsponsor «Red Bull» auftritt, wird ihm noch nachgesehen, aber dass er nun die aggressive Produkteplatzierung in den Zielgeländen mitmacht, kostet ihm zwar kaum Sympathien, aber Verständnis hierfür hat aber eigentlich auch kaum jemand. Denn die gekünstelt platzierte Dose bei den Interviews auf Mikrofonhöhe beginnt zu nerven. Die Medien murren deswegen, wenn auch zurückhaltend; schliesslich will niemand die eigenen, medialen Werbeeinnahmen durch «Red Bull» gefährden.

Grundsätzlich findet der Sport in einem Werbeumfeld statt, das heute niemanden mehr gross ärgert und emotional in den Abgrund reisst. Das war vor Jahrzehnten ganz anders. Als die Scientologen-Sekte einst in der Formel 1 werblich mit «Dianetik» in Erscheinung treten wollte, wurde das Ansinnen der Jünger von L. Ron Hubbard, welche die religiöse Herrschaft über die Welt anstreben wollten, gleich im Keime erstickt. Das half auch Tom Cruise («Top Gun») nicht weiter. Noch dramatischer war es, als Beate Uhse (gestorben 2001) der Menschheit die Lust an der Liebe und am Sex auf sportlichen Werbeplattformen näher zu bringen gewillt war. Diese Disziplinen hatten mit Sport schliesslich nichts – oder wenig – zu tun; vor allem nicht in der Öffentlichkeit, und schon gar nicht in der Werbung.

Was sagen letztlich die Rechtsgelehrten zur neusten Produkteplatzierungs-Kampagne insbesondere von «Red Bull» in den Zielräumen im alpinen Skisport? Die ARD-Juristen halten solches Tun schlicht für unzulässig. Toleranter geben sich die Schweizer und Österreicher. Nicht von ungefähr. Deutschland repräsentiert insbesondere ein Volk der Dichter, Denker, Biathleten sowie Dart- und Handball-Spieler. Mit den Alpin-Skinationen Schweiz und Österreich («Red Bull»-Land) kann sich Deutschland in der Tat nicht messen. Deshalb ist die Einschätzung der Staatssender ARD und ZDF zu dieser Form von Schleichwerbung durch Produkteplatzierung nachvollziehbar. Und wie begründen Schweizer Juristen diesen Genie-Streich aus den modernen Werbe-Küchen? Es würden die Athletinnen und Athleten so abgebildet, wie sie vor die Kameras treten – mit oder ohne «Red-Bull»-Büchsen. Nichts anderes. Jedermann darf sich also auch seine juristische Wahrheit nach seinem Gusto zurechtzimmern. Konklusion: Es muss ja auch nicht immer «Red Bull» sein, vor allem nicht im alpinen Skisport. «Flügel» brauchen vor allem die Skispringer, die aber sportlich eher «unter ferner liefen» ihren Sport ausüben. Von den in Deutschland hochgejubelten «Bundesadlern» gibt es auch immer weniger. Ihre Flügel bleiben seit Jahren lahm. Eine Besserung wäre nicht einmal aus Österreich durch das Klamauk-Getränk «Red Bull» zu erwarten.

Tödliche Langweile als sportlicher Wirtschaftskiller

causasportnews / Nr. 1068/10/2023, 10. Oktober 2023

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(causasportnews / red. / 10. Oktober 2023) Eigentlich sieht sich die Geldmaschine Formel 1 mit einem Luxusproblem konfrontiert – würde man meinen: Mit dem holländisch-belgischen Ausnahmekönner Max Verstappen verfügt die Serie über einen der besten Rennfahrer aller Zeiten. Soeben hat der gerade 26 Jahre alte Sohn des ehemaligen Formel 1-Rennfahrers Jos Verstappen den dritten Formel 1-Weltmeistertitel in Serie ins Trockene gefahren; und der Pilot des Österreichischen «Red Bull»-Teams, das über Geld ohne Ende zu verfügen scheint, ist drauf und dran, alle Rekorde in der Formel 1 zu brechen. Dafür werden ihm wohl noch etwa zehn Jahre bleiben. Noch stehen in der Saison 2023 sechs Rennen aus, doch mit der Sicherstellung des WM-Titels Nummer 3 am Wochenende in Katar ist der Königsklasse des Motorsports heuer jegliche Spannung genommen. Max Verstappen ist also für die Formel 1, vor allem in sportlicher Hinsicht, ein Segen, in wirtschaftlicher Hinsicht nun eher ein Fluch. Keine Spannung mehr, die Domination der Formel 1 durch den Motorsport-Superstar in den nächsten Jahren scheint vorgezeichnet, was die Formel 1-Community zu nerven beginnt. Tödliche Langweile ist mehr als ein Wirtschaftshemmnis auch in dieser Sportart, die nicht nur vom hoch-technisierten Sportgerät «Auto» lebt, sondern auch von fahrerischen Ausnahmekönnern. Nun also das: Spannung weg, keine Renn-Emotion mehr und in den kommenden Jahren dürfte sich Max Verstappen todsiegen. Er könnte auch den Rekord von Lewis Hamilton und Michael Schumacher, die je sieben Mal Formel 1-Weltmeister wurden, brechen, wenn das Erfolgspaket «Red Bull» (mit dem Technik-Genie Adrian Newey) / Max Verstappen noch ein paar Jahre zusammenwirkt, was vertraglich bis 2028 festgeschrieben ist.

Seit die US-Mediengruppe Liberty Media Corporation die Serie 2016 vom Formel 1-Urgestein Bernie Ecclestone übernommen hat, konnte zusätzliches Formel 1-Interesse bei jüngeren Sportkonsumenten und bei Frauen geweckt werden. Vor allem die Netflixserie «Drive to Survive» hat einen zusätzlichen Beachtungsboom ausgelöst. Dieses Interesse scheint nun zu bröckeln, wie Medienberichten zu entnehmen ist. Statt «aufregend», «cool» und «attraktiv», wird die aktuelle Formel 1, wohl auch wegen des Überfliegers bzw. Überfahrers Max Verstappen, nun als «langweilig», «blutarm» und «emotionslos» beurteilt. Der Holländer ist zwar sportlich herausragend unterwegs, das Charisma eines grossen Champions geht ihm jedoch eher ab. Je erfolgreicher der dreifache Weltmeister unterwegs ist, desto mehr Anhänger dieser Sportart schauen sich die Rennen gar nicht mehr an, wollen Max Verstappen beim Siegen also gar nicht mehr zusehen. So hofft die Formel 1, dass bald ein neuer, junger Übergott auf vier Rädern Max Verstappen Paroli bieten kann. Im Moment scheint die sportliche Lage in der Formel 1 zum sportlichen Wirtschaftskiller zu verkommen.

Vom Wert von Sanktionen im Sport

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(causasportnews / red. / 31. Oktober 2022) Nur wenige Tage nach dem Tod des Österreichischen Milliardärs, Unternehmers und «Red Bull»-Eigners Dietrich Mateschitz (vgl. auch causasportnews vom 23. Oktober 2022) gab es gute Nachrichten für das Team des Verstorbenen, «Red Bull Racing»: Wegen Verstössen gegen die Budgetobergrenzen im Jahr 2021, als Max Verstappen souverän den Fahrer-Weltmeistertitel in der Formel 1 im «Red Bull» holte, wurde das Team von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) in Paris mit sieben Millionen US-Dollar gebüsst. Sieben Millionen sind natürlich auch in diesem Sport, in dem gesamthaft pro Saison Milliarden umgesetzt werden, nicht nichts. Aber «Red Bull» dürfte diese Busse mit einem Augenzwinkern aus der Portokasse bezahlen. Bis zur FIA-Entscheidung war man sich bei «Red Bull» noch nicht ganz sicher, dass der Titel im letzten Jahr auf sicher sei. Die Sanktion hätte auch massiver ausfallen und das sportliche Ergebnis des letzten Jahres tangieren können. Allerdings war es realistischerweise unvorstellbar, dass das sportliche Resultat durch eine Sanktion wegen Missachtung der Budgetobergrenze noch umgestossen würde. Immerhin holte Max Verstappen im Auto dieses Teams erstmals den WM-Titel; den Triumph wiederholt er in dieser Saison und brillierte soeben im Rennen vom Wochenende in Mexiko mit dem 14. Laufsieg (!) in dieser Saison. Doch nun ist alles paletti. Die FIA erkannte, dass der Dietrich Mateschitz’ Rennstall die Budget-Obergrenze von erlaubten 148,6 Millionen nicht einmal um 5% überschritten habe, nämlich um 2,15 Millionen. Ein solches Vergehen wird als «geringfügig» qualifiziert. Die ausgefällte Sanktion durfte demnach als durchaus angemessen gewertet werden. Neben der Busse von sieben Millionen wird «Red Bull Racing» im Sinnen einer Zusatzsanktion mit zehn Prozent weniger aerodynamischen Entwicklungsressourcen auskommen müssen. Auch das dürfte für das auch heuer überlegene Renn-Team verschmerzbar sein, auch wenn die Aerodynamik die Grundlage für sportliche Erfolge in der Königsklasse des Automobilrennsports bildet. Diese den Sport tangierende Strafe dürfte grundsätzlich eher schmerzen als die auferlegte Millionen-Busse. Die FIA-Entscheidung hat (vor allem bei der «Red Bull»-Konkurrenz) die Diskussionen um den Wert von (Geld-)Sanktionen mit Blick auf deren Art und Ausfällung befeuert und auch Kritiken ausgelöst. Vor allem im Milliardengeschäft Formel 1 dürfte die Devise lauten: «Was mit Geld zu regeln ist, tangiert den Sport nicht und ist mit Geld zu regeln». Und ebenso gilt zweifelsfrei auch der immer wieder bemühte Rechtsgrundsatz: «Geld hat man zu haben». Das trifft für die Formel 1 zweifelsfrei zu. Wohl auch für das natürlich nicht so begüterte Team Aston Martin: Wegen des gleichen Vergehens wurde der Rennstall von Sebastian Vettel ebenfalls gebüsst.

Max Verstappens Weltmeistertitel 2021 auch juristisch definitiv

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(causasportnews / red. / 19. Dezember 2021) Nach manifest gewordener Wut und entsprechenden   Frustbewältigungsversuchen erfolgte die Einsicht: «Mercedes» verzichtet auf weitere, rechtliche Schritte gegen Max Verstappen nach dem «Herzschlag-Finale» zum Ende der Formel 1-Saison 2021 in Abu Dhabi. Diese wären so oder so aussichtslos gewesen (vgl. causasportnews vom 15. Dezember 2021) und hätten der Nobel-Marke aus Stuttgart letztlich nur noch grösseren Image-Schaden, den Makel des schlechten Verlierers, zugefügt. Es war vor allem die Wut über das eigene Unvermögen – insbesondere «Mercedes»-Motorsportchef Toto Wolff gab sich als schlechter Verlierer -, die dazu führte, dass das Team von Ex-Weltmeister Lewis Hamilton gleich nach Rennschluss in der Wüste alle möglichen Schritte gegen das Verdikt von Abu Dhabi ankündigte, vor allem mit Blick auf die ins Feld geführte, mangelhafte Renn-Schiedsrichterleistung von FIA-Funktionär Michael Masi (Australien). So wurde ein Gang vor das Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes (FIA) angekündigt und danach, falls notwendig, auch der Gang vor das Internationale Sport-Schiedsgericht in Lausanne (TAS, Tribunal Arbitral du Sport) erwogen. Nachdem sich nun die Wut gelegt hat und klares Denken an Stelle des Frustes getreten ist, verlautete jetzt seitens der Stuttgarter relativ kleinlaut, auf angedachte, rechtliche Schritte in der «Causa WM-Titel 2021» zu verzichten. Weitere Verfahren hätten wohl nur noch klarer manifest werden lassen, dass «Mercedes» die Weltmeisterschaft nicht im letzten Saisonrennen verloren hat und das Versagen der Rennstrategie in der Endphase des Rennens in Abu Dhabi nur noch peinlicher geworden wäre. «Red Bull» war 2021 in den entscheidenden Momenten einfach besser und agierte im entscheidenden Moment in Abu Dhabi cleverer als «Mercedes». Mit dem erklärten Verzicht auf weitere juristische Schritte hat «Mercedes» Max Verstappen nun auch juristisch zum neuen Formel 1-Weltmeister gemacht. 

Die Angst des Rennsport-Schiedsrichters vor Fehlentscheidungen

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(causasportnews / red. / 15. Dezember 2021) Die Wogen sind nach dem WM-Finale in der Formel 1 in Abu Dhabi noch nicht geglättet; die Emotionen gehen immer noch hoch. Die Entscheidung nach einer spannenden Saison im letzten Rennen und auf den letzten Metern in den Emiraten war allerdings  spektakulärer als die Diskussionen, die nun immer noch anhalten. Eine Safety-Car-Phase ermöglichte es dem Niederländer Max Verstappen, seinen ersten WM-Titel ins Trockene zu bringen. Dank Cleverness, der neue Champion holte sich in dieser Renn-Neutralisationsphase umgehend frische Reifen, die es ermöglichten, den Rivalen um den Titel, Lewis Hamilton, zu überholen und definitiv zum Verlierer zu machen. Vor allem im «Mercedes»-Team herrschte nach der Niederlage des Titelverteidigers Heulen und Zähneknirschen, und «Mercedes»-Motorsportchef Toto Wolff wütete in seiner Rennleiter-Lounge wie ein Berserker. An sich hätte er über sich und seine Fehlstrategie in dieser Safety-Car-Phase erbost und frustriert sein müssen (Max Verstappen war und agierte einfach klüger), doch verlief alles nach dem hehren Motto: Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen.

Wie immer in solchen Momenten im Sport braucht es, um vom eigenen Versagen abzulenken , zumindest einen Schuldigen. Im Fussball ist es der Schiedsrichter, im entscheidenden Formel 1-Rennen der zu Ende gegangenen Saison fokussierte sich die Wut auf den Schiedsrichter des Rennens, den Australier Michael Masi. Diesem wurde von Mercedes-Seite vorgeworfen, bezüglich der Safety-Car-Phase und was damit zusammenhing, falsch entschieden zu haben, was adäquat kausal gewesen sei für den Coup des neuen Weltmeisters. Klar, Max Verstappen im «Red Bull» war vom Rennglück begünstigt, tat aber, im Gegensatz zu Lewis Hamilton, im richtigen Moment das Richtige. Zwar begleitet den Schiedsrichter auch im Rennsport die Angst vor Fehlentscheiden. Diese Angst ist allerdings relativiert zu betrachten in dieser technischen Sport-Disziplin, in der das Auto und nicht der Sportler an erster Stelle steht.

Dass die Titelverteidigung schief gehen könnte, konnte vor dem Saison-Finale nicht ausgeschlossen werden, schliesslich hatte Max Verstappen vor dem letzten Rennen vorgelegt und hatte während der Saison 2021 des öfteren von umstrittenen Rennentscheidungen von Michael Masi profitiert. «Mercedes» fuhr letztlich in die Schicksals-Falle. War dieses Ende einer spannenden WM-Saison also irgendwie vorauszusehen? Wohl schon, denn es ist bezeichnend, dass die beiden Teams «Red Bull» und «Mercedes» mit einer Armada von Anwälten zum letzten Saison-Rennen in Abu Dhabi einfuhren. Die Advokaten-Zunft wurde dann auf «Mercedes»-Seite nach dem Herzschlag-Finale auch aktiv. Was für das deutsche Werk auf der Rennstrecke verloren ging, sollte am grünen Tisch zurückerobert  werden. Erfolglos, wie es sich zeigte. «Mercedes» entpuppte sich vielmehr als schlechter Verlierer (was bezüglich Lewis Hamilton gar nicht gesagt werden kann), und erwägt allenfalls noch den Gang vor das Internationale Sport-Schiedsgericht (Tribunal Arbitral du Sport, TAS) in Lausanne. Auch eine solche, juristische Attacke würde das auf dem Sportplatz Versäumte nicht mehr ändern können. «Mercedes» arbeitet bekanntlich immer wieder daran, auch jetzt, das nicht allerbeste Image noch nachhaltig ein wenig mehr zu schädigen.

Sich auf den Schiedsrichter einzuschiessen ist im Motorsport noch weniger erfolgsversprechend als beispielsweise im Fussball. Oft geht es bei Zwistigkeiten in der Vollgas-Branche um das «Sportgerät Auto» und seine Reglements-Konformitäten, selten um den Rennverlauf. Grundsätzlich ist zu konstatieren, dass das, was auf der Rennstrecke geschieht, letztlich auch die objektive Wahrheit bildet. Oder anders: Rennen werden mehrheitlich definitiv auf dem Sportplatz entschieden. Das wird auch in der «Causa Verstappen / Hamilton» nicht anders sein. Der Schiedsrichter am vergangenen Sonntagabend, Michael Masi, mag allenfalls im einen oder anderen Punkt diskutabel oder sogar umstritten entschieden haben; es waren jedoch Tatsachenentscheide, die er fällte, die nicht justiziabel sind. Das würde wohl sogar auch das TAS, eine bekanntermassen juristische Wundertüte, so sehen.

Letztlich kann niemand etwas dafür, dass sich «Mercedes», Fahrer und Motorsport-Chef, im Finale in Abu Dhabi einfach geistig und renn-sportlich zumindest etwas unbeweglich verhielten. Dafür kann der clevere, mit Renninstinkt versehene Max Verstappen allerdings reichlich wenig.