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Weisser Rauch über der Säbener Strasse: «Heureka»! «Habemus Trainer»!

causasportnews / Nr. 1147/06/2024, 3. Juni 2024

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(causasportnes / red. / 3. Juni 2024) Endlich, endlich, ist die Sportwelt geneigt festzustellen. Der FC Bayern München hat einen neuen Trainer. Damit ist das Trauerspiel der letzten Monate beendet, als Thomas Tuchel in die Wüste geschickt wurde, es sich kein renommierter Übungsleiter antun wollte, auf dem Schleudersitz in München Platz zu nehmen, Thomas Tuchel seine Reintegration in den Münchner Verein abgelehnt hat und sich über Wochen kein Trainer fand, der diese sportliche und menschlich Strafaufgabe zu übernehmen bereit war. Unglaublich, wie sich die Zeiten ändern. Während Jahren setzte es ein gewaltiges Gerangel ab, wer den hoch-dotierten Job an der Säbener Strasse in München würde übernehmen dürfen. In den letzten Jahren wechselten die Übungsleiter praktisch im Jahrestakt, was Negativ-Spuren in jeder Hinsicht auf dem Trainermarkt hinterliess. Nach der Beendigung der Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel war in der Führungsetage der Bayern Verzweiflung und Resignation spürbar, als Kandidat um Kandidat absagte. Bis vor ein paar Tagen verkündet werden konnte, dass der neue Cheftrainer des FC Bayern München Vincent Kompany heissen würde. Vincent Kompany who? In Fachkreisen verfügt der 38jährige Belgier, der sich in München drei Jahre vertraglich absichern liess, über einen gewissen Bekanntheitsgrad. In der Öffentlichkeit kennt man den ehemaligen belgischen Internationalen, der zwar erfolgreicher Spieler bei Manchester City war, kaum; zuletzt stieg er als Trainer in England mit dem Burnley FC in die höchste Spielklasse auf, um ein Jahr später wieder abzusteigen. Trotz dieser nicht gerade berauschenden sportlichen Trainer-Meriten wird der jetzt installierte Bayern-Coach als Hoffnungsträger und Fussball-Messias gefeiert, obwohl nicht anzunehmen ist, dass der neue-verpflichtete Mann die drei Vertragsjahre bis Juni 2027 an der Isar durchstehen wird. Die Ankündigung von Vincent Kompany erinnerte etwa an den überlieferten Ausspruch «Heureka», der im Zusammenhang mit dem Mathematiker Archimedes von Syrakus getätigt worden sein soll und frei übersetzt bedeutet: «Wir haben ihn (hier gemeint den Trainer), endlich gefunden»! Das Resultat von «Zangengeburten» also. Im katholischen Bayern werden aktuell allerding eher Analogien zur Papstwahl im Vordergrund gestanden haben, wenn nach der Beendigung eines Pontifikates (Amtszeit des Papstes) nach unter Umständen einem langen Konklave über dem Vatikan weisser Rauch aufsteigt und die geglückte Papstwahl angezeigt und entsprechend und freudig verkündet wird: «Habemus Papam» (wir haben einen Papst). An der Säbener Strasse darf nun ähnlich wie nach einer erfolgten Papstwahl jubiliert werden: «Habemus Trainer»!

Übrigens ist es ein Gerücht, dass im FC Bayern München mit einer gewissen Genugtuung der Champions League-Erfolg vom Wochenende von Real Madrid über Borussia Dortmund zur Kenntnis genommen worden sei. Wie auch unlängst der Final-Erfolg in der Europa League von Atalanta Bergamo, als das Italienische Team die beste Bundesliga-Mannschaft dieser Saison, Bayer Leverkusen, besiegte…

(K)ein Nachspiel nach dem «Spiel der Schande» von Madrid?

causasportnews / Nr. 1141/05/2024, 14. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 14. Mai 2024) Bereits sind einige Tage verstrichen, seit der FC Bayern München im Champions League-Halbfinale in Madrid an den Königlichen gescheitert ist. Das Spiel der unglaublichen Emotionen mit Dramatik vor allem in der Endphase der Begegnung gibt vor allem in Deutschland nach wie vor zu reden. An die Adresse des Schiedsrichters gerichtet, spricht die «Bild»-Zeitung vom «grössten Tor-Betrug seit Wembley» (womit der immer noch vieldiskutierte Referee-Entscheid des Schweizers Gottfried Dienst gemeint ist, der nach Rücksprache mit dem Linienrichter ein Tor der Engländer im WM-Finale 1966 gab, obwohl nicht klar war, ob nach einem Latten-Abpraller der Ball die Torlinie ganz überquert hatte oder nicht; der Vorgang war und bleibt ungeklärt).

Oft ist es (zu) einfach, in einem Fussballspiel den Schiedsrichter zum (alleinigen) Sündenbock zu stempeln. Das ist auch mit Blick auf das Spiel des FC Bayern München gegen Real Madrid nicht anders. Die Deutschen scheiterten primär an sich selber und bei Weitem nicht am Schiedsrichter alleine. Fussball ist zudem nicht nur ein Team-Sport, sondern «lebt» von den Stärken und Schwächen der Individuen. Torhüter Manuel Neuer hielt prächtig, versagte aber in den entscheidenden Sekunden. Die Tor-Maschinerie, angeführt vom an sich genialen Harry Kane, kam ins Stottern, und so bewahrheitete sich wieder einmal eine alte Fussball-Weisheit: Wer die Tore nicht macht, bekommt sie. Alles in allem hatten die Münchner kein Glück – und dann kam noch Pech dazu (Jürgen Wegmann). Kein Glück hatte der FC Bayern München in der Tat mit Schiedsrichter Szymon Marciniak. Der 43jährige Pole verpfiff in Madrid wohl das Spiel seines Lebens. Was diesem Weltklasse-Referee an Fehlern und Unzulänglichkeiten unterlief, muss als arbitraler Super-GAU bezeichnet werden. Bei soviel Dilettantismus und Unerklärlichem wäre es für den Champions League-Veranstalter UEFA geradezu eine Pflicht (gewesen), die Aussetzer aller Art des Polen in dieser hart umkämpften Partie zu untersuchen. Dass der europäische Kontinentalverband kein Interesse an einer gründlichen Aufklärung der Schiedsrichterleistung hat, liegt allerdings auf der Hand, weil Szymon Marciniak ein UEFA-Funktionär ist und der Kontinentalverband, je nach Ausgang einer Untersuchung bezüglich der «Schande von Madrid» oder dem «Spiel der Schande» (deutsche Medien) und aufgrund der Schiedsrichter-Tätigkeit des Polen, in eine Verantwortlichkeit geraten könnte. In punkto Untersuchung der unerklärlichen Ereignisse in der Spanischen Hauptstadt hält sich die UEFA bedeckt und versucht, den Vorgang «auszusitzen» und so die Gemüter zu beruhigen. Ein allenfalls auch juristisches Nachspiel nach dem «Schocker» von Madrid dürfte es eher nicht geben. Vielleicht ist das auch gut so. Wie sagte es jeweils der ehemalige FIFA-Präsident Joseph Blatter: «Wenn im Fussball alles kalkulierbar wäre, würde er an Attraktivität verlieren.». Wie schade wäre es doch, wenn über das «Wembley»-Tor von Geoff Hurst auch nach über 50 Jahren nicht mehr diskutiert und spekuliert werden könnte…

Von Angebot und Nachfrage: Oder wer hat Lust auf ein Münchner-Himmelfahrtskommando?

causasportnews / Nr. 1134/04/2024, 23. April 2024

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(causasportnews / red. / 23. April 2024) Beim FC Bayern München wechseln die Trainer der 1. Mannschaft wie die «Allianz Arena» die Farben. Mit dem amtierenden Chef-Trainer Thomas Tuchel will, bzw. wollte es auch nicht so recht, weshalb es längst entschieden ist, dass dieser nach Ablauf der Saison 2023/24 das Heil in der Flucht aus München suchen wird. Fürwahr, der 50jährige Fussball-Lehrer, nicht gerade der Inbegriff für Fröhlichkeit («aus einem traurigen Arsch kommt kein froher Furz» – Martin Luther), harrt in München einfach noch ein wenig aus. Natürlich wurde Thomas Tuchel weder als Komiker noch als Heilsbringer angestellt, weshalb er das gut bezahlte Amt bis zum Schluss der Saison aussitzt. Aber vielleicht ereignet sich in der deutschen Hochburg des Katholizismus’ doch noch ein Wunder, und der FC Bayern München gewinnt die Champions League! Dies, nachdem die Meisterschale wie ein Kelch in der Leidensgeschichte Jesu an den Münchnern vorbeiging. Gefeiert wird aktuell in Leverkusen. Thomas Tuchel erträgt derzeit in München alle Erniedrigungen eines Fussball-Trainers bis zum bitteren Ende. Es wird offenbar mit Krethi und Plethi verhandelt, wer auf den unglücklichen Trainer, der zuvor beim FC Chelsea bewiesen hatte, dass er nun beim FC Bayern München unter Wert geschlagen worden ist, folgen soll. Bei den Protagonisten des Klubs macht sich allmählich Ernüchterung breit. Denn bisher war es so, gestützt auf die Marktgleichgewichts-Theorie von Angebot und Nachfrage, dass sich die Nachfrage nach dem Trainer-Job in München gar nicht mehr steigern liess. So meinte man. Real ist die Nachfrage nach Fussball-Lehrern, die das Himmelfahrtskommando an der Isar übernehmen sollten, in der Gegend des Gefrierpunktes angekommen. Die Bayern gehen immer noch davon aus, dass der Job um die Selbstdarsteller in der Münchner Fussball-Teppichetage zum Begehrtesten auf dieser Welt zählen würde. Weit gefehlt! Seit der aktuelle Bundestrainer Julian Nagelsmann dankend abgelehnt hat, nach seinem bitteren Ende vor einem Jahr in München die Nachfolge seines Nachfolgers an der Säbener Strasse anzutreten und Meister-Trainer Xabi Alonso einen Wechsel von Leverkusen nach München diskussionslos ausschloss, kehrt Ernüchterung ein, bzw. werden nun von den Millionen Fussball-Sachverständigen in und um München die Möglichkeiten der zweiten nationalen und internationalen Trainer-Ebene sondiert. Die zentrale Frage in München lautet, trotz «Mia San Mia», so: «Wer soll nun angefragt werden, wenn sich schon kaum jemand mehr für diesen Job interessiert?». Nachdem das Marktgleichgewicht von Angebot und Nachfrage bei Bayern München nachhaltig gestört ist, herrscht an der Isar in der Trainerfrage des FC Bayern München mehr Frust als Lust.

Mit der Personalpolitik ist es in München und seinem liebsten Kind, dem «FC Bollywood», wie in der Politik: Vieles wird richtig gedacht, aber kaum etwas richtig gemacht. So ist aktuell an den Schweizer Yann Sommer zu denken, der zwar mit dem FC Bayern München Meister in der letzten Saison Meister wurde, aber dann regelrecht nach Italien weggemobbt wurde. Der Torhüter der Eisgenossen, der in München als Verlegenheitslösung galt und die Überheblichkeit und den Misanthropismus der Münchner Klubs-Verantwortlichen schmerzhaft zu spüren bekam, erlebte in Italien eine wundersame Satisfaktion. Mit Inter Mailand feiert der Nationalmannschafts-Torhüter souverän den «Scudetto», die Italienische Fussball-Meisterschaft. Mit Bayern München wäre er heuer nur der erste Verlierer in der Deutschen Meisterschaft geworden. Nein, natürlich nicht. Mit Yann Sommer hätten die Bayern aktuell wohl (auch) die Deutsche Meisterschaft gewonnen…Manchmal ist der Fussball eben auch gerecht!

Ein Sportwetten-Thema: Wer fliegt zuerst – Thomas Tuchel oder Christian Horner?

causasportnews / Nr. 1118/03/2024, 4. März 2024

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(causasportnews / red. / 4. März 2024) Die Sportwetten-Brache boomt, und bekanntlich werden in diesem Segment die wildesten Wett-Themen angeboten: Welcher Fussballspieler kassiert in einem bestimmten Match in welcher Minute eine «rote Karte»? Gibt es in der nächsten Skiabfahrt einen Renn-Unterbruch zufolge eines Sturzes? Welcher Trainer verliert in der Fussball-Bundesliga demnächst seinen Job?

Apropos Fussball-Trainer. Ein ganz heisses Wett-Thema dürfte der sich anbahnende, vorzeitige Abgang des Trainers des FC Bayern München, Thomas Tuchel sein. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen dem Münchner Nobelklub und Thomas Tuchel zum 30. Juni 2024 offiziell und vorzeitig beendet sein wird, dürfte der Trainer in der aktuellen Situation kaum mehr lange überleben. In der Bundesliga lassen die Bayern permanent Federn, sprich Punkte (aktuell sind es 10 Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen), und die Saison kann nur noch auf europäischer Ebene gerettet werden. So lautet die aktuelle Frage, welche nicht nur die Wett-Industrie interessiert: «Wann fliegt Thomas Tuchel – noch vorzeitiger als vorzeitig»?

Etwas komplizierter präsentiert sich die «Causa Christian Horner» in der Formel 1: Nach dem Saisonstart in Bahrain und dem erwarteten Auftakt-Sieg von Weltmeister Max Verstappen interessiert vor allem das nicht so ganz transparente Thema um den Red Bull – Teamchef Christian Horner. Der Ehegatte von Ex-Spice-Girl Geri Halliwell sieht sich unappetitlichen Vorhalten ausgesetzt: Ist Kollege Christian Horner als Ober-Bulle einer Team-Kollegin an die Wäsche gegangen – oder noch mehr? Who knows?, wäre das interessierte Publikum geneigt zu fragen. Genaues weiss natürlich nur der erfolgreiche Teamchef von der britischen Insel selber, doch kürzlich hat ihn eine Anwaltskanzlei reingewaschen. Anwaltskanzleien werden heute zuhauf beigezogen und beauftragt mit «unabhängigen Untersuchungen», die natürlich alles andere als unabhängig sind. Wo geschmuddelt, betrogen, gelogen und betrogen wird, kommen heute Anwälte zum Zug, die sich mit «unabhängigen» Untersuchungen die Taschen füllen und ihren Auftraggebern moralische Feigenblätter verschaffen (sollen). So ist es in der katholischen Kirche, in der Politik, in Sportvereinen und Sportverbänden (wenn es um Übergriffe aller Art geht), wenn Missbräuche in Staat und Gesellschaft untersucht werden sollen, und natürlich in der Formel 1, wenn abgeklärt werden soll, ob die Moralkeule geschwungen werden kann oder darf. So kam es, dass sich auf Vermittlung des Ex- Formel 1- Machers Bernie Ecclestone (93) eine Anwaltskanzlei des Wirtschafts- und Sportfilzes daran machte, den «Fall Christian Horner» (völlig unabhängig natürlich) zu untersuchen, nachdem die betroffene Team-Kollegin entsprechende Vorwürfe deponiert hatte und der Vorgang einer Klärung bedurfte. Die plumpe, anwaltliche Reinwaschung gelang jedoch nicht. Die Vorwürfe gegen den Teamchef wurden noch lauter, als nun anonyme Nachrichten und Bilder, die offenbar einiges unter der Gürtellinie (von Christian Horner oder der Kollegin?) zu Tage förderten, die Runde machten. Nicht lustig findet dies alles der Internationale Automobil-Verband (FIA). Dieser sorgt sich wegen der angeblichen Verfehlungen des Red Bull-Managers um den moralischen Schaden, der dem Automobilsport durch diese Affäre zugefügt werden könnte. Die FIA spricht von Werten, um die es geht.

Klar, die «Grid-Girls», die leicht bekleideten Hostessen, die bis 2018 zu den Formel 1-Rennen gehörten wie heute immer noch die ebenfalls rarer gewordenen «Boxenluder», waren nicht mehr zeitgemäss opportun, vor allem deshalb nicht, weil immer mehr Araber in den Formel 1-«Zirkus» drängten und dies vor allem den Moralvorstellungen diesen Menschen guten Willens widersprach. Mit den «Grid-Girls» und der Wiederherstellung der Moral-Fassade im Motorsport verhält es sich wie 1992 mit den Drogensüchtigen auf dem «Platzspitz» in Zürich, die teils unmenschlich in den Untergrund gedrängt wurden, aber dennoch weiter dahinvegetierten.

Offenbar wird nun aber die Formel 1-«Luft» nach den jüngsten Enthüllungen für den Bullen-Teamchef immer dünner. Weshalb nun auch das Sportwetten-Thema in den Vordergrund rückt: «Wann fliegt Christian Horner»? So geht’s dann selbstverständlich leichter beim Fliegen: Red Bull verleiht schliesslich Flügel!

Der Kaiser ist tot – es lebe der Kaiser!

causasportnews / Nr. 1099/01/2024, 11. Januar 2024

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(causasportnews / red. err. / 11. Januar 2024) Nach dem Tod von Franz Beckenbauer wird einer der berühmtesten Fussballspieler, der mit dem Ball am Fuss auf dem weit grösseren Erdball schnörkellos perfekt umzugehen wusste, wie ein «Gott» gewürdigt und von diesem Planeten durchaus adäquat verabschiedet. Nach Beendigung seiner irdischen Reise hat er sich gleichsam unsterblich gemacht, und die Medien überschlagen sich nach seinem Tod in Superlativen. De mortuis nihil nisi bene – nein, das passt nicht zu Franz Beckenbauer, der korrekterweise durchwegs authentisch-positiv dargestellt wird. Eigentlich ist über die am 11. September 1945 in München geborene und am 7. Januar 2024 in Salzburg verstorbene Lichtgestalt der Sportwelt seit dem Bekanntwerden seines Ablebens alles gesagt worden, weshalb die Würdigung des «Kaisers» in diesem Forum an sich überflüssig wäre. Doch der Respekt vor einer grossen Figur der Sport-Weltgeschichte rechtfertigt, ja verlangt ein paar Zeilen – gleichsam als Hommage gegenüber diesem aussergewöhnlichen Sportler und Menschen.

Apropos «Kaiser Franz»: Abgewandelt vom Bonmot «Der König ist tot – es leben der König» war Franz Beckenbauer eben mehr als ein König, und der Umstand, dass damit die Kontinuität der französischen Erbmonarchie – auf einen König folgte bei dessen Abgang umgehend ein neuer König – fokussiert wurde, galt für die Münchner Sport-Legende diese Redewendung eben gerade nicht. Der Deutsche König des Fussballs war eben mehr als ein König, eine Persönlichkeit, die zu Lebzeiten der Normal-Sterblichkeit eines Königs entrückt war, und sich eben in der Adels-Rangordnung als höherer «Kaiser» mit Gott annähernden Zügen etablierte. Der Verstorbene wird als Lichtgestalt gewürdigt, die – dicitur – aber auch Schattenseiten aufwies. So etwa im Zusammenhang mit der Vergabe der WM-Endrunde an Deutschland 2006, um die sich zahlreiche Mythen rank(t)en und die das «Sommermärchen» ermöglichte.

Franz Beckenbauer war keinesfalls ein «Geldmensch», dieses Fazit darf der Schreibende, der den Ausnahmekönner am Ball auch persönlich gekannt hat, durchaus ziehen. Auf «Geld» angesprochen, meine Franz Beckenbauer, in ärmlichen Verhältnissen im Nachkriegs-Deutschland aufgewachsen, einmal: «Ja mei, das liebe Geld, davon gibt es immer wieder, wenn man arbeitet oder sonst Glück hat». Für ihn stand trotz der Aura, die ihn und sein Leben neben und ausserhalb des Sportes umgab, stets der Fussball im Zentrum; in seinen Funktionärsrollen, etwa im Rahmen des Fussball-Weltverbandes FIFA, fühlte er sich offensichtlich nicht durchwegs wohl. Das Münchner Urgestein spielte den Fussball nicht; er zelebrierte ihn, eben wie ein «Kaiser». Mit der legendären Nummer 5 dirigierte Franz Beckenbauer das Spiel. Dieses «las» er, die Augen selten am Ball, sondern magistral-kaiserlich auf das Spielfeld gerichtet. Neben und ausserhalb des Sportes trifft für ihn die Qualifikation als «Lichtgestalt» durchaus zu. Nur schon mit seiner Anwesenheit leuchtete «Kaiser Franz» auch in dunklen Räumen, meinte ein enger Freund des Verstorbenen, der Sportreporter Marcel Reif. Stets bescheiden und umgänglich, nie ausfällig oder verletzend, sagte Franz Beckenbauer einmal, es sei schon ein Privileg, in einem Sport, der so leicht zu erfassen sei, sich Respekt und Gehör zu verschaffen. Und weiter: «Mit seinen wenigen Grundregeln und mit dem einfachsten Sportgerät, dem Ball, sei Fussball für alle verständlich, deshalb sei er wohl derart beliebt». Deshalb sei auch jeder Zuschauer prädestiniert, als Bundestrainer zu wirken. Heute verfügt Deutschland immerhin weit über 80 Millionen Bundestrainerinnen und -trainer. Die Lockerheit im Spiel, die Nonchalance am Ball, die Gabe, als Akteur das Spiel zu «lesen» und die Leichtigkeit des fussballerischen Seins sowie die Vollkommenheit als Sportler bewirkten dennoch nicht, dass Franz Beckenbauers Sportler- und Trainerkarriere nicht auch Druck bedeutete. Wie er denn mit diesem Druck umgehe, wurde er einmal gefragt. «Indem ich ihn hinten ablasse», meinte er mit einem verschmitzten, charmanten Lächeln. Mit seinem Humor dürfte mit Franz Beckenbauer der nun wohl prominenteste Münchner im Himmel angekommen sein – wohl etwa so, wie dies schon der Schriftsteller und Satiriker Ludwig Thoma 1911 skizziert und u.a. der Münchner Komiker Karl Valentin grundsätzlich inszeniert hatte.

When Harry met Uli

causasportnews / Nr. 1047/08/2023, 13. August 2023

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(causasportnews / red. / 13. August 2023) Eine Sommer (nicht betreffend Yann Sommer) – Komödie im europäischen Fussball auf höchster Ebene, die nun einen vorläufigen Abschluss gefunden hat, ist final der sportlichen Realität gewichen. Die Rede ist von Harry Kane, dem englischen Top-Stürmer, der nach monatelangem Gezerre zwischen Engländern und Deutschen mit immer neuen Schlagzeilen und begleitet von Gerüchten am Wochenende vom englischen Klub Tottenham Hotspur zum FC Bayern München transferiert worden ist; so einschneidend können die Auswirkungen des «Brexit» also nicht sein. Endlich ein von den Protagonisten des Münchner Nobel-Klubs der so sehr herbeigesehnte Höhepunkt einer Kooperations-Anbahnung also, gleichsam wie in der Komödie «When Harry met Sally» (1989) – nur heisst es nun: «When Harry met Uli». Kein Zweifel besteht, dass der offenbar teuerste Transfer im Deutschen Fussball dem Über-Vater des Münchner Fussballs zuzuschreiben ist. An der Säbener Strasse erfolgte die fussballerische Schöpfungsvollendung durch den nach wie vor faktischen Machthaber im FC Bayern München, Uli Hoeness. Nun ist der Fussball-Messias aus England also in Deutschland angekommen. Die Euphorie an der Isar war riesengross nach bekanntgegebener Verpflichtung des Captains der Englischen Nationalmannschaft, der in München das seit dem Abgang von Robert Lewandowski offenkundig gewordene Stürmerproblem lösen soll. Was den Amerikanern Prinz Harry und Herzogin Meghan nach deren Übersiedlung in die USA bedeutete, soll nun der Fussball-Prinz Harry von der Insel für die Bayern nachhaltig verkörpern: Die Garantie für Erfolg und Fussball-Hollywood; in München mit Bezug auf die Bayern auch gerne «Bollywood» genannt. Eine Entwicklungs-Parallelität zwischen dem Blaublüter Harry und dem Fussball-Harry wünscht sich nun wohl allerdings niemand, auch wenn dem Prinzenpaar zu Beginn der US-Übersiedlung die Herzen zuflogen. Der Fussball-Messias kam also in München an, um gleich auf dem harten Boden der Realität aufzuprallen. Der Niedergang von Prinz Harry und Herzogin Meghan dauerte bekanntlich etwas länger und hält immer noch an.

Nach dem Transfercoup die Ernüchterung, als der gleichentags nach der definitiven Verpflichtung im Deutschen Supercup eingesetzte Harry Kane die Blamage der Bayern gegen die Red Bull-Mannschaft aus Leipzig auch nicht abwenden konnte. 0 : 3 für RB Leipzig hiess es nach 90 Minuten in der «Allianz»-Arena zu München. Eine Schmach für Uli & Co (trotz «Mia San Mia»). Was Harry Kane den Münchnern Wert sein wird, dürfte sich bald weisen. Zeit wird man dem Fussball-Prinzen von der Insel kaum einräumen; er hat aus dem Stand heraus zu funktionieren.

Immerhin soll dem FC Bayern München die Verpflichtung von Harry Kane mehr als 200 Millionen Euro Wert sein. Es ist dies kein konventioneller Fussball-Transfer, sondern ein sog. «Vertrags-Auskauf», weil der Rekord-Torschütze des Englischen Nationalteams aus einem laufenden Arbeitsvertrag mit Tottenham Hotspur herausgekauft werden musste. Mit seinen mehr als 30 Jahren wäre der zweifelsfrei begnadete Stürmer bei Beendigung seines Vertrags in England ablösefrei zu haben gewesen. Indem Tottenham Hotspur für Harry Kane eine Auskaufszahlung von mehr als 100 Millionen Euro einstreicht, dürfte der unspektakuläre Klub aus dem Norden Londons das Geschäft der Klubgeschichte getätigt haben: Für einen Stürmer in diesem Alter derart viel Geld zu vereinnahmen, ist ein sport-wirtschaftliches Meisterstück!

Zurück zum Spiel der Bayern gegen die Bullen aus Leipzig: Man durfte natürlich am ersten Arbeitstag von Harry Kane keine Wunder vom Neu-Zuzug erwarten – oder doch? Dass die Bayern ohne Torerfolg blieben, lässt tief blicken. Yann Sommer, der zu Inter Mailand abgeschobene Schweizer Nationaltorhüter und anfangs Jahr von den Bayern als Ersatz des immer noch verletzten Manuel Neuer verpflichtet (auch dieser Transfer war ein «Vertrags-Auskauf»), dürfte nicht unglücklich sein, am Wochenende nicht im Bayern-Tor gestanden zu haben. Der von Uli Hoeness und seinen Claqueuren mit mässigem Fussball-Sachverstand gedemütigte Schweizer, dem in München von Anfang an die «Mia San Mia»-Welt verschlossen blieb, dürfte aus der Ferne miterlebt haben, dass die alte Fussball-Weisheit immer noch zutrifft: Wer ein Spiel gewinnen will, muss mindestens ein Tor mehr schiessen als der Gegner – und eines weniger kassieren als dieser. Ein 0 : 3 sagt nicht alles, aber doch einiges, auch mit Blick auf das derzeitige Torhüter-Kapitel beim FC Bayern-München.

Torhüter-Schicksale und weiteres Unkalkulierbares im Sport

causasportnews / Nr. 1021/05/2023, 29. Mai 2023

© Marco Verch

(causasportnews / red. / 29. Mai 2023) Was macht das Prickelnde am Sport aus? Natürlich die Unkalkulierbarkeit – und daraus folgend die Emotionen, welche insbesondere im professionellen Sport durchwegs prägend sind; und sich hervorragend verkaufen lassen: Der Sport, die kommerziell verwertete Emotion, wäre man geneigt zu sagen. Ein aktuelles Beispiel dieses Phänomens liefert gerade die Endphase der Deutschen Fussball-Bundesliga. Da war in Dortmund und Umgebung alles angerichtet, um die Deutsche Meisterschaft endlich wieder einmal ins Bundesland Nordrhein-Westfalen zu holen, aber eben. Noch eine Runde war zu spielen, der FC Bayern München mit Punkte-Rückstand nur auf Vizemeister-Kurs. Doch das Unkalkulierbare traf ein, die Münchner sicherten sich dank der für sie sprechenden Tor-Differenz zum elften Mal in Folge doch noch die Meisterschale. Aus der Sicht der Bayern war die Rückrunde der Meisterschaft 2022/23 ein Torhüterdrama. Ikone Manuel Neuer katapultierte sich als Ski-Unfallopfer nach der WM-Endrunde in Katar gleich selber aus dem Münchner Tor. Der Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer, als Neuer-Ersatz seit seinem Einstand an der Isar ungeliebt und stets im Diskussions-Mittelpunkt, hielt zwar mehr recht als schlecht, doch auch nach dem dramatischen Last Minute-Meisterschaftserfolg der Mannschaft von der Säbener Strasse wird er das Bayern-Tor kaum mehr je hüten. Als Torhüterschicksal lässt sich das bezeichnen. Auch neben dem Platz setzte es in München ein anderes Torhüter-Drama ab: Noch vor dem alles entscheidenden, letzten Bundesliga-Spiel flog der Ex-Torhüter und Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Oliver Kahn, vom Funktionärspodium. Was die Torhüter-Legende Oliver Kahn, auch Torhüter-Titan (ohne Anführungsstriche) genannt, natürlich nicht einfach so hinnimmt. Im Moment zoffen sich der cholerische Ex-Vorstand und die aktuellen Bayern-Funktionäre in der Öffentlichkeit wegen des Rauswurfs des ehemaligen Übermenschen im Bayern-Tor und in der Deutschen Nationalmannschaft. Der FC Bayern München war schon immer auch ein bisschen Hollywood, aber nicht einfach Denver-, sondern Hoeness-Clan. Jedenfalls verkörpern die Bayern eine permanente Erfolgsgeschichte. Die Emotionen rund um den Klub sowie die sportlichen Erfolge en masse lassen die Kasse des FC Bayern. Auch wenn es nach dem jüngsten Erfolg weiterhin gut aussieht und obwohl etwa Spieler-Legende Thomas Müller das «Prinzip Hoffnung» bemüht, ist klar, dass im Klub in der Saison 2022/23 nicht alles schief lief. Im Sport zählt vor allem das Resultat, konkret in der «Causa Bayern München» aktuell der 11. Meistertitel in Serie. Dafür, dass die Borussen aus Dortmund (mit dem Schweizer Gregor Kobel im Tor) zu dödelig waren und sich mit den Nerven schwer taten statt zu spielen, um den Meistertitel heuer nach Dortmund zu schaukeln, dafür können die Bayern in der Tat nichts. Aber zur gleichen Zeit zwei Torhüter-Schicksale in der Bundesliga mit Schweizer Hauptdarstellern in den beiden Spitzen-Klubs – das kommt doch nicht in jeder Spielsaison vor. Borussia Dortmund kann sich mit der Champions League-Teilnahme trösten, wie auch überraschend Union Berlin, das Team von Urs Fischer, das die Hände nun nach den Honigtöpfen im Europäischen Fussball ausstrecken darf. Wie in München (Torhüter Yann Sommer) also auch in Berlin (Trainer Urs Fischer) ein wenig Swissness in der Bundesliga. Dabei darf auch Gregor Kobel nicht vergessen werden; am Borussia Dortmund-Super-GAU ist er übrigens ziemlich unschuldig. Oder anders: Ein Torhüter ist immer schuldig; nicht nur, weil er prädestiniert ist, um zu verhindern.

Entschieden wurde soeben auch der Giro d’Italia. Vor dem alles entscheidenden Zeitfahren feierten die Medien den Briten Geraint Thomas als Sieger der zweitwichtigsten Rad-Rundfahrt der Welt («Thomas vor Gesamtsieg», und ähnl.). Doch auch hier kam alles anders: Der Slowene Primoz Roglic fuhr dem voreilig und vorzeitig angekündigten Gesamt-Sieger im Bergzeitfahren vor der letzten Etappe nach Rom um die Ohren und streifte sich die Maglia Rosa 2023 definitiv über. Ein schicksalhaftes Radsport-Drama besonderer Art also.

Merke: Prognosen im Sport haben (fast immer) kurze Beine. Unkalkulierbarkeiten machen ihn zu dem, was er ist: Zum unwiderstehlichen, emotionalen Phänomen. Und selbstverständlich zur Geld-Maschine.

Fussball-Soziologie à la Münchner Säbener Strasse

causasportnews, Nr. 1008/04/2023, 19. April 2023

© Marco Verch

(causasportnews / red. / 19. April 2023) Wenn’s nicht läuft, läuft’s nicht. So liesse sich derzeit die Situation an der Münchner Säbener Strasse, unmittelbar neben dem Machtzentrum des FC Bayern München, bilanzieren. Das derzeitige Elend der 1. Mannschaft beginnt auf dem Trainerposten. Zwar hat der Fussball-Globetrotter und -Heilsbringer Thomas Tuchel das unglücklich agierende Trainer-Wunderkind Julian Nagelsmann, das man unbedingt haben wollte und schliesslich mit Blick auf den Saisonstart 2021/22 teuer verpflichtete, abgelöst und gleich die beiden aktuellen Chancen auf einen Pokalsieg und den Champions League-Titel in kürzester Zeit versiebt (was Julian Nagelsmann sicher auch geschafft hätte; nun bezahlt man dem Ex-Leipziger ohne Gegenleistung das Salär noch bis zum 30. Juni 2026), und im Kampf um den elften Meistertitel in Serie tun sich die Bayern heuer schwer. War es so, dass die Millionäre in kurzen Hosen von der Säbener Strasse in dieser Saison einfach kein Glück haben und nun auch noch Pech dazugekommen ist? Die Bayern-Krise hat allerdings mehr endogene als exogene Ursachen. Da wurde schon einmal der unersetzbare Torjäger Robert Lewandowski ersetzt, und dann kam Manuel Neuers Fehltritt mit Verletzungsfolgen im Schnee dazu. Dessen unfallbedingter Ausfall machte das sofortige Engagement des Schweizer Nationaltorhüters Yann Sommer, notwendig, der im Moment dafür den Kopf hinhalten muss, dass der Bayern-Sturm nach dem Abgang von Robert Lewandowski so zahnlos wie ein frischgeborenes Kind wirkt. Wie lautet doch eine andere Fussball-Weisheit: Wer die Tore nicht schiesst, bekommt sie halt. Oder anders: Wenn die Bayern-Offensive gegen den TSG 1899 Hoffenheim lediglich ein Tor zustande bringt, sind die Vorwürfe gegenüber Yann Sommer, der einen haltbaren Ball passieren liess, ziemlich ungerecht. Obwohl die Stürmer des Münchner Klubs regelmässig versagen, werden die Rufe zunehmend lauter, den Schweizer Nationaltorhüter, der auch für die Fehler seiner Vorderleute verantwortlich zeichnet, aus dem Münchner Tor zu nehmen. Das fordern bereits ehemalige Fussballer, die heute als TV-Kommentatoren im Einsatz sind (etwa Dietmar Hamann: «Mir ist Wurst, was er sonst an Bällen hält. Er muss einfach sein Tor rein halten.»). Wetten, dass der Schweizer die laufende Saison beim FC Bayern nicht überleben wird, obwohl er an der Misere weder Schuld trägt noch etwas dafür kann, dass die Kollegen im Sturm zwar verschiedentlich auffallen, aber weniger durch genügende Leistungen auf dem Spielfeld? So wird dann das Urgestein des FC Bayern München, Manuel Neuer mit grosser Wahrscheinlichkeit Ende Saison den Torhüter-Job in München von Yann Sommer wieder übernehmen. Lob der Schuldigen, Tadel der Unschuldigen, so lautet derzeit ein weiteres Motto in der Isar-Stadt («mia san mia»). Geradezu krude wird derzeit erklärt, weshalb ein Trainer keine Tore schiessen kann und dennoch ausgewechselt wird – und weshalb Geld keine Tore schiesst. So verhält es sich mit der Fussball-Soziologie an der Münchner Säbener Strasse. Man macht falsch, was man kann, und Gutes, das auch getan wird, wird zumindest schlecht kommuniziert…Das alles wird unter den Begriff des Zusammenwirkens von Menschen im Fussball-München subsumiert. Das zur Fussball-Soziologie, gelebt, gehegt und gepflegt an der Isar.

Manuel Neuer – oder die Angst des Tormanns vor der Konkurrenz

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(causasportnews / red. / 6. Februar 2023) Keine Frage, Manuel Neuer ist ein grossartiger Fussball-Torhüter, seine Erfolgsbilanz ist so eindrücklich wie erdrückend. Nebst unzähligen Erfolgen im Klub-Fussball setzte er 2014 in Brasilien seiner Karriere als Torwart der Deutschen Nationalmannschaft mit dem Gewinn des Fussball-WM-Titels die Krone auf. Apropos WM-Endrunden: In Katar 2022 kam Deutschland auch mit Manuel Neuer als Keeper nicht über die Gruppenspiele hinaus. Wohl aus Frust und um nach dem Katar-Debakel Deutschlands auf andere Gedanken zu kommen, suchte das Urgestein des FC Bayern München das Heil auf der Skipiste – und scheiterte bei der Ausübung dieser Disziplin noch kläglicher als in seiner angestammten Betätigung in Katar. Die Fortsetzung der Geschichte ist bekannt: Der FC Bayern München machte sich sofort auf die Suche nach einem Ersatz für Manuel Neuer und fand ihn im Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer, der von den Bayern aus einem laufenden Vertrag in Mönchengladbach herausgekauft wurde (vgl. auch causasportnews vom 27. Januar 2023). Auch wenn sich das «Sommer»-Märchen beim FC Bayern München zu Beginn der Tätigkeit von Yann Sommer in München noch nicht ganz eingestellt hat- die Tendenz zeigt nun allerdings aufwärts -, bestehen keine Zweifel, dass der Nobel-Klub von der Säbener Strasse auch diese Saison ziemlich erfolgreich beenden wird, zumindest mit dem Gewinn des elften nationalen Meistertitels in Serie. Doch was wird dann sein? Wer wird dann das Bayern-Tor hüten? Diese Fragen stellt sich derzeit vor allem der durch die mehr als unglücklich erlittene Verletzung von seiner Fussball-Professionaltätig ausgeschlossene, bald 37jährige Torhüter, der im Sommer um seinen Stammplatz, der ihm von Yann Sommer streitig gemacht werden wird, bangen dürfte. Manuel Neuer ist im Schweizer massive Konkurrenz erwachsen. Das manifestiert sich in seinem Verhalten, das abgewandelt an Peter Handkes Roman zur «Angst des Torwarts beim Elfmeter» wie folgt zusammengefasst werden könnte: «Die Angst des Tormanns vor der Konkurrenz». Allerdings übertreibt es der in einer regelrechten Angst-Psychose befindliche Modell-Athlet derzeit gewaltig. Er weiss natürlich, dass dieses Axiom nicht greift: Der FC Bayern München ohne Manuel Neuer ist wie das Oktoberfest mit nur alkoholfreiem Bier. Der erfahrene Sportsmann sollte es allerdings in den bisher immerhin zwölf Bayern-Jahren mitbekommen haben, dass die Millionarios in der Münchner Fussball-Hochburg dem Erfolg und einem erfolgreichen Fussball-Kollektiv alles unterordnen; eben auch individuelle, persönliche Bedürfnisse und Empfindlichkeiten. So werden die derzeitigen, verbalen Verzweiflungsrundschläge des rekonvaleszenten Torhüters rein gar nichts bewirken. Wenn Yann Sommer bis zum Abschluss der Meisterschaft 2022/23 ansprechend hält, wird er auch in der kommenden Saison im Bayern-Tor stehen.

Männiglich herrscht Ratlosigkeit und Unverständnis, wie sich Manuel Neuer derzeit in der Öffentlichkeit äussert; und dadurch seine künftigen Ambitionen gleich selber untergräbt. «Ich hatte das Gefühl, mir wird das Herz herausgerissen», äussert er sich mit Blick auf die Anordnung des Klubs, den engsten Vertrauten des Weltmeister-Torhüters, Goalietrainer Toni Tapalovic, nicht mehr in dieser Funktion zu beschäftigen. Relativ offen wirft der Erfolgstrainer den Klub-Verantwortlichen in München menschliches Versagen, unloyales Verhalten gegenüber einem Mitarbeiter und Störung der «Familien-Idylle» im Klub vor. Dass es Manuel Neuer nicht behagt hat, dass Yann Sommer aus Gladbach geholt wurde, ist klar. Einigermassen verklausuliert äussert er sich diesbezüglich, dass ihn der Bayern-Torhüter Sven Ulreich ebenfalls ausreichend hätte ersetzen können.

Was beim FC Bayern München mit Blick auf die Torhüterposition Nummer 1 geschieht, ist eine kleine Hollywood-Tragödie- oder -Komödie im Spannungsfeld von Sport, Kommerz und Medienaktivismus. Es geht um Sentimentalitäten, die im kommerziellen Fussballgeschäft keinen Platz (mehr) haben. Die Zeiten, in denen elf Freunde gewinnen oder verlieren, sind längst vorbei. Heute treten im Spiel pro Mannschaft elf Geschäftsleute an; auf der Stufe des FC Bayern München alles Millionäre in kurzen Hosen, wie man es zu nennen pflegt. Manuel Neuer hat es (noch) nicht verstanden, dass im hochgezüchteten, professionellen Fussball Rührseligkeiten aller Art der Vergangenheit angehören.

Nun ein «Sommer»-Märchen in München?

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(causasportnews / red. / 27. Januar 2023) Letztlich hat es doch noch geklappt, dass der Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer beim FC Bayern München (FCB) untergekommen ist. Der Grund dafür ist, dass der Stamm-Keeper des FCB, Manuel Neuer, verletzungsbedingt bis auf weiteres ausfällt und der Klub von der Münchner Säbener Strasse zum Meisterschafts-Neustart anfangs 2023 eine valable Ersatzlösung für diese zentrale Position brauchte, auch mit Blick auf den Champions League-Gegner des FCB, Paris Saint-Germain, frei nach dem Motto: «Yann Sommer muss her, dann sind wir immer noch wer». Schon bald fokussierte sich die verzweifelte Suche der Münchner zum Jahreswechsel auf eben Yann Sommer, der bei Borussia Mönchengladbach während der letzten achteinhalb Jahren das Tor hütete und dabei in der Bundesliga, aber auch immer wieder als Torhüter der Schweizer Nationalmannschaft, glänzte. Die Krux an der Geschichte war lediglich, dass der 34jährige Eidgenosse bei den Borussen noch in einem Arbeitsvertragsverhältnis stand. Mönchengladbach wurde rasch gewahr, dass ein abwanderungswilliger Spieler trotz eines laufenden Vertrages nicht mehr zu halten ist. Also hiess es, sich wenigstens in finanzieller Hinsicht schadlos zu halten. Es begann, wie üblich in solchen Fällen, konkret ein Poker um den Schweizer. Die ersten Reaktion auf das Werben des FCB um Yann Sommer (Gladbach: «Der Spieler wird in keinem Fall abgegeben») folgten immer höhere Forderungen seitens der Borussen, nachdem die Bayern für’s Erste schon mal vier Millionen Euro für diesen Vertragsauskauf geboten hatten (der Schweizer musste aus dem laufenden Vertrag herausgekauft werden; es war dies also keine «Transfersumme», um die es in diesem Fall ging, wie vor allem die Medien fälschlicherweise berichteten). Bei knapp zehn Millionen Euro war Gladbach dann bereit, Yann Sommer aus dem Vertrag freizugeben.

Die Bayern wollen in der laufenden Bundesliga-Saison den elften Meistertitel in Serie sicherstellen. Dass das gelingen wird, steht ausser Frage. Das einzig Prickelnde von nationalem Fussball-Interesse bildet nur die Unbekannte, wer wohl in der laufenden Saison 2022/23 hinter dem FCB Vize-Meister werden wird. «Schauen wir mal», heisst es in der Deutschen Fussball-Community exklusive FCB. Ob es am fehlenden Konkurrenzdruck fehlt, dass der Saison-Start des FC Bayern München in diesem Monat, natürlich mit Yann Sommer im Tor, alles andere als berauschend ausfiel? Ein Märchen wird es wohl heuer in München, wie damals das «Sommermärchen» anlässlich der Fussball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland, nicht geben, obwohl der FCB einen Meisterschafts-Serien-Rekord erreichen wird. Zum «Sommer»-Märchen wird die Geschichte wohl einzig für Yann Sommer, der im fortgeschrittenen Fussball-Alter mit den Münchnern zu unerwarteten Titel-Ehren kommen wird (und in der Champions League gegen den Katar-Klub Paris Saint-Germain erstmals am 14. Februar 2023 ran darf). In der Tat ist diese Torhüter-Konstellation speziell: Des einen Leid (Manuel Neuer), des andern Freud (Yann Sommer).

PS: Der ernüchternde Rückrunden-Start von Borussia Mönchengladbach ohne Yann Sommer, eine eigentliche Winter-Tragödie, beweist natürlich die Torhüter-Qualitäten des zum FCB abgewanderten Schweizer National-Torhüters.