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WEKO-Schlittschuhfahren mit Spieleragenten

causasportnews / Nr. 1066/10/2023, 1. Oktober 2023

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(causasportnews / red. / 1. Oktober 2023) Wie heisst es so schön: Von Gerichten und Behörden bekommt man Entscheidungen und Urteile, aber selten Gerechtigkeit; ab und zu ist das allerdings deckungsgleich. An dieses Bonmot dürften sich die Schweizer Spieleragenten erinnert haben, als vor ein paar Tagen die Entscheidung der Schweizerischen Wettbewerbskommission (WEKO) bekannt wurden, keine vorsorglichen Massnahmen gegen den Fussball-Weltverband (FIFA) bezüglich der neuen Spielervermittler-Regelung vom 16. Dezember 2022 zu erlassen. Was heisst, dass die umstrittene, an sich weltweit geltende Branchen-Berufsregulierung der FIFA marktwirtschftsrechtlich kaum mehr abzuwendend sein wird (vgl. auch causasportnews vom 31. Juli 2023). Somit wird der Weltverband die Vermittler und Berater im globalen Kontext unter seine Fittiche nehmen und deren Geschäftsaktivitäten weitgehend kontrollieren können – vor allem auch die Geldflüsse bei der Abwicklung von Fussball-Transfers. Das ärgert zwar die Swiss Football Agents Association (SFAA), doch hat sich dieser Branchenverband der Agenten mit dem Begehren bei der WEKO selber ins juristische Abseits manövriert. Der WEKO-Entscheid, die Vermittlerregelung der FIFA auf vorsorglichem Wege nicht zu unterbinden, sondern nun eine Vorabklärung vorzunehmen, bedeutet nichts anderes, als die WEKO, die vor allem aus Beamten, Politikern und linientreuen Juristen besteht, jetzt mit den Spieler-Agenten Schlittschuh fährt. Oder anders: Diese Schweizer Bundesbehörde, welche u.a. Markt-Missbräuche, schädliche Kartelle, usw. verhindern sollte und allgemein für die Sicherstellung des Marktes sorgen müsste, wird nun während Jahren vor sich hinwerkeln und letztlich kaum etwas, konkret, zuungunsten der FIFA entscheiden. Oder dann vielleicht ein paar laue Empfehlungen abgeben. So gesehen ist die Nicht-Gewährung vorsorglicher Massnahmen präjudizierend und bedeutet, dass die FIFA seitens der WEKO dereinst nichts zu befürchten hat. Dies, obwohl Experten davon ausgehen, dass die FIFA-Regelung in vielen Punkten wettbewerbswidrig ist; und allgemein rechtswidrig. Es wäre nicht auszumalen, wenn die WEKO in zehn Jahren die FIFA-Reglung als unhaltbar qualifiziert würde und so Schadenersatzbegehren etwa der Spielervermittler-Gilde auslösen würde. Bedeutend ist der WEKO-Entschied dieser Schweizer Behörde (die WEKO ist kein Gericht) im Rahmen der abgewiesen vorsorglichen Massnahmen vor allem deshalb, weil die FIFA ihren Sitz in der Schweiz, in Zürich, hat und diese Berufsreglung des Internationalen Verbandes auf die ganz Welt und den globalen Fussball ausstrahlt.

Was nun noch bleibt, sind juristische Schritte, welche Betroffene in den einzelnen Ländern vornehmen können. So hat die Zivilkammer des Landgerichts Dortmund im Rahmen des einstweiligen Rechtsschutzes am 24. Mai 2023 die im Dezember 2022 beschlossen Spielervermittler-Regelung der FIFA ausgesetzt. In Deutschland darf die FIFA-Regelung also vorderhand und bis auf Weiteres nicht angewendet werden, was das Gericht der FIFA und dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) unter Androhungen verboten hat. Das ist insofern beachtlich, als Deutschland kein Fussball-Zwergstaat und nicht nur ein unbedeutendes Mitglied der FIFA mit 211 nationalen Verbänden ist und das Gericht in Dortmund im Reglement zudem auch europa-rechtswidrige Elemente erblickte. Das Reglement wird also einer europarechtlichen Überprüfung unterzogen. Das wäre also ein Fingerzeig, um in den einzelnen Ländern die FIFA-Regelung doch noch zu Fall zu bringen. Es verwundert, dass die Schweizer Spieleragenten nicht gleich an die zuständigen Gerichte gelangt sind, sondern das «Spiel» mit der WEKO aufgenommen haben – und nun kläglich gescheitert sind.

Der kurze Prozess der Wettbewerbskommission mit dem FC Sion

(causasportnews / red. / 14. Juni 2020) Es war zu erwarten, doch es ging nun alles viel schneller und „schmerzloser“ als gedacht. Kurz vor Beginn der Wiederaufnahme der Meisterschaft in der obersten Spielklasse im Schweizer Fussball am kommenden Wochenende gab die Wettbewerbskommission „grünes Licht“ für die Fortsetzung und den Abschluss des Championnats 2019/2020: Der FC Sion hatte versucht, die Wiederaufnahme des Spielbetriebs mittels begehrter Massnahmen seitens der Wettbewerbshüter zu verhindern (vgl. auch causasportnews vom 6. Juni 2020), natürlich fühlte sich der Klub benachteiligt und durch das Fussball-Monopol geschädigt. Dieses Unterfangen erlebte nun ein jähes Ende; die Kommission watschte den Walliser Klub bzw. dessen Präsidenten, Christian Constantin, ab und sah im Beschluss der Swiss Football League (SFL) von Ende Mai, die Meisterschaft fortzusetzen, kein von der SFL zu verantwortender, wettbewerbswidriger Tatbestand. Es gehe dem FC Sion lediglich um Individualinteressen, verlautete nüchtern und sachlich aus Bern. Zwischenzeitlich hat der streitbare Präsident eingesehen, dass dem bevorstehenden Meisterschaftsbeginn mit juristischen Mitteln nicht beizukommen ist. Er werde die entsprechenden „Akten“ schliessen, liess er Medienvertreter wissen. Apropos Medien: Diese tragen zu einem grossen Teil Verantwortung dafür, dass das permanente allgemeine und juristische Querulieren aus dem Wallis immer wieder zu Unruhen und Gezänk im Schweizer Fussball führt. Das könnt auch zumindest eingeschränkt werden, wenn dem Präsidenten mit den speziellen Allüren nicht stets Plattformen zur Ausbreitung seiner kruden Weltanschauung, nicht nur in juristischer Hinsicht, geboten würden. Die Print-Medien füllen so in dieser auch für den Sport einschneidenden Phase der Ereignislosigkeit im Zuge von „Corona“ ihre Spalten. Letztlich alles zum Image-Schaden des Schweizer Professional-Fussballs.-

Auch wenn der Präsident des FC Sion nach diesem letzten juristischen „Dämpfer“ inzwischen temporär kleinlaut geworden ist, hat er bereits (nun noch weitere, bescheidene) juristisch Schritte gegen die im Zuge der Pandemie notwendig Spieler-Qualifikationspraxis der Verbände angekündigt (der Klub will nun für die Fortsetzung der Meisterschaft neue Spieler qualifizieren lassen). Gegen den FC Sion unpässliche Qualifikationsentscheide will Christian Constantin an das Rekursgericht der SFL ziehen; danach werde das Sport-Schiedsgericht in Lausanne (TAS) angerufen, droht er – so sieht allerdings juristische Hilflosigkeit im Moment auch aus Walliser Sicht aus…

FC Sion inszeniert erneut ein juristisches Gemetzel

(causasportnews / red. / 6. Juni 2020) Bekanntlich gibt es diverseste Möglichkeiten, um sich lächerlich zu machen. Oder um aufzufallen, oder um zu querulieren. Authentische Beispiele hierfür liefert regelmässig der FC Sion, der von einem schillernden Präsidenten (manchmal auch ins Elend) geführt wird. Im organisierten Fussball kursiert längst das Bonmot, dass nur ein verrückter oder irgendwie in Not geratener Spieler beim Klub im Wallis einen Vertrag unterschreibt. Der Präsident ist dann auch dafür bekannt, mit Angestellten des Klubs, Spielern, Trainern, engen Mitarbeitern, „ruppig“ umzugehen. Des liebstes Feindbild des FC Sion sind aber die Organisationseinheiten im Fussball. Da legt man sich nicht nur mit der Swiss Football League (SFL) und dem nationalen Verband (SFV) an, sondern zwischendurch auch einmal mit den internationalen Verbänden UEFA oder FIFA (vgl. auch causasportnews vom 1. Juni 2020). Allerdings praktisch immer erfolglos. Nun hat der unberechenbare Präsident wieder einmal ein juristisches Gemetzel angezettelt, das letztlich allerdings schlicht rechtsmissbräuchlich ist und wohl auch von den Adressaten der juristischen Botschaften aus dem Wallis so qualifiziert werden könnte. So hat die Generalversammlung der SFL vor einer Woche über die Fortsetzung der Fussball-Meisterschaft 2019/2020 im Zuge von „Corona“ entschieden und mit deutlicher Mehrheit beschlossen, die Meisterschaft am 19. Juni 2020 fortzusetzen. Weil Professional-Verträge in der Regel bis jeweils 30. Juni befristet sind, die Meisterschaft nun aber über dieses Datum hinaus weitergeführt wird, kann es durchaus sein, dass einigen Klubs die Spieler ausgehen. Sicher dem FC Sion, der noch im März immerhin neun Spieler ausserordentlicherweise auf die Strasse gesetzt hat. Der Klub hat dann alles getan, um eine Weiterführung der Meisterschaft – in seinen Augen eine veritable Wettbewerbsverzerrung – zu verhindern, so auch im Rahmen der Liga-Versammlung. Nun moniert der FC Sion Nachteile für kleine Klubs, weil die Spieler oft auf Leihbasis verpflichten und etliche solcher Leihverträge im Walliser Klub per 30. Juni 2020 beendet sind. Die FC Sion fordert nun von der Schweizerischen Wettbewerbskommission eine Untersuchung gegen die SFL, der Liga, welcher er als Mitglied selber angehört. Als marktbeherrschendes Unternehmen habe die SFL mit dem Beschluss betreffend Weiterführung der Meisterschaft unfaire, wettbewerbsverzerrende Wettkampfbedingungen geschaffen und die Monopolstellung missbraucht, argumentieren die Anwälte aus dem Wallis. An sich gäbe es für solche Eingaben nur eine Erledigungsart: Ab in den Papierkorb. Doch die Wettbewerbskommission ist selbstverständlich gehalten, derartige Eingaben formell zu behandeln, auch wenn sie inhaltlichen Nonsens bilden. Allerdings hat sie die Möglichkeit, derartiges, juristisches Querulantentum mit einem „Nichteintreten“ zu erledigen. Auch wenn der FC Sion juristisch einmal mehr auf dem Holzweg herumirrt, erreicht er zumindest ein Ziel: Für Unruhe, Zoff und provozierte Publizität ist gesorgt. Es kann ja auch Freude und Genugtuung bereiten, Gerichte, Behörden und die Liga, der man angehört, zu piesacken und zu beüben. Und der unberechenbare Präsident des Klubs ist bekannt dafür, durchwegs auch auf den „Mann“ zu spielen, wenn seinen kruden Ideen Substantielles gegenüber gestellt wird. Es entspricht einer notorischen Tatsache, dass sich jeweils mindestens die halbe Welt einschüchtern lässt, wenn der FC Sion zu juristischen Amok-Läufen ansetzt. Doch irgendwann könnt das Fass auch zum Überlaufen gebracht werden: Es mehren sich die Stimmen innerhalb und ausserhalb der SFL, welche wohl aufgrund dieser Aktivitäten eine Ausschliessung des FC Sion aus der Liga und somit aus dem organisierten Fussball befürworten. Es fragt sich nur, wer den Mut hat, einen solchen Antrag einzubringen.