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Die Olympische Flamme in Tokio ist erloschen

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(causasportnews / red. / 9. August 2021) «Hoffnung, Solidarität und Frieden» beschwor IOK-Präsident Dr. Thomas Bach die Welt zum Ende der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Nichts davon, dass das die «besten Spiele waren, welche die Welt je gesehen hat» oder ähnliche Floskeln gab der oberste Olympische Schirmherr im praktisch leeren Nationalstadion in der japanischen Metropole anlässlich der Schlussfeier von sich. Bei der Zeremonie nach mehr als zwei Wochen Sport am laufenden Band atmeten die in Tokio Anwesenden und die ganze (Sport-)Welt auf: Glücklicherweise sind die Spiele nun zu Ende; ein Sportfest der Weltjugend sieht eben wohl anders aus, als das, was in Japan ablief. Die «Blase», in welcher der Gross-Anlass stattfand, hielt zwar bis zum Schluss: Aber die Olympischen Spiele 2021 wurden erfolgreich durchgezittert – dank Politik (in Japan) und Sport-Politik (seitens des IOK). Wegen «Corona» wird diese Veranstaltung, auch «Corona»-Spiele genannt, zufolge des Publikums-Ausschlusses wohl als einer der denkwürdigsten Gross-Anlässe in die Sportgeschichte eingehen. Es waren zweifellos etliche herausragende, Leistungen der Athletinnen zu verzeichnen, doch absolute, sportliche Höhepunkt prägten diesen Anlass nicht. Dafür wird anderes nachhaltig in Erinnerung bleiben, so die vereitelte Entführung der weissrussischen Athletin Kristina Timanowskaja, die den Häschern des Diktators Alexander Lukaschenko durch die Flucht nach Polen entkam. Kaum vergessen werden dürfte auch das Polit-Statement der schwarzen Amerikanerin Raven Saunders auf dem Podest. Die Manifestation gegen jede Form von Unterdrückung auf dieser Welt brachte das IOK, das seine apolitische Grundhaltung immer wieder, meist unglaubwürdig, zu unterstreichen versucht, in Nöte. Weniger Aufmerksamkeit erregte hingegen die Olympia-Mannschaft Russlands, die wegen des Russland-Ausschlusses von den Spielen als Mannschaft «Russisches Olympisches Komitee» (ROK) in Japan dabei war; auch (Sport-)Politik macht eben erfinderisch. Umgehungs-Tatbestände kennt offensichtlich auch der organisierte Welt-Sport.

Kaum vergessen wird die Welt das Drama um die moderne Fünfkämpferin Annika Schleu (Deutschland). Nicht einmal die vom IOK gesteuerte Television konnte verhindern, dass rund um den Erdball ein Reit-Drama schockierte: Auf Goldmedaillen-Kurs malträtierte die 31jährige Deutsche das ihr für den Parcours zugeloste, bockende Pferd «Saint Boy» unter Tränen derart, dass sich der Medaillen-Traum der Fünfkämpferin im Nu auflöste. Die unsensible Reiterin schlug das Pferd, das einfach nicht wollte, brutal und wurde von der Bundestrainerin Kim Raisner («hau mal richtig drauf») noch «scharf» gemacht; die Trainerin versetzte der bemitleidenswerten Kreatur zusätzlich einen Faust-Hieb. Es wird sich weisen, ob dieser Vorfall in der Endphase von Olympia 2021 das Ende dieser tierquälerischen Sportart einleutete. Wahrscheinlich nicht – angebracht wäre es. Dumm nur für das IOK, dass die ganze Welt zusehen musste, was mit dem «Sportgerät Pferd» alles so angestellt wird. Meist geschieht dies im Verborgenen (vgl. dazu auch den Tierquälerei-Fall aus dem Pferdesport in der Schweiz: Causa Sport 1/2021, 82 ff.), doch nun entlädt sich über der im wahrsten Sinne des Wortes dämlichen Sportlerin ein Shitstorm; ihre Brutalo-Trainerin wurde sofort gesperrt, wegen des nahenden Ende der Olympischen Spiele allerdings nur für ein paar Stunden…

Schlechter erging es zuvor dem Sportdirektor des Deutschen Radfahrer-Bundes, Patrick Moster, der seinen Schützling im Einzel-Zeitfahren unzulässig, rassistisch anfeuerte: «Hol die Kameltreiber!». Der Funktionär wurde zügig aus Tokio verbannt; weiter Sanktionen hat er zu gewärtigen. Fazit nach den Vorfällen mit Annika Schleu und Patrick Moster: Worte sind einschneidender als Taten. Oder müssen sich Annika Schleu und Kim Raisner doch noch vor dem Strafrichter wegen Tierquälerei verantworten? Verdient hätten sie es.