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Sebastian Coe als IOK-Präsidentschafts-Kandidat abgeschmiert

causasportnews.com – 28/2025, 22. März 2025

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(causasportnews / red. / 22. März 2025) «Wer könnte Sebastian Coe gefährlich werden?», titelte «causasportnews» vor dem Präsidentschafts-Wahlgeschäft des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) am 20. März 2025 (vgl. causasportnews vom 18. März 2025). «Nur die IOK- und Sport-Gesetzmässigkeiten», wäre wohl die richtige Antwort. Unter rationalen Gesichtspunkten wäre der Brite Sebastian Coe der «logische», neue Präsident des IOK gewesen. Als Nachfolger des scheidenden Thomas Bach wollte er wohl aber zuviel Neues ins oberste Sportamt der Welt tragen, und wohl ebenso zuviel niederreissen, was der abtretende Deutsche Sport-Apparatschik Thomas Bach während seiner Präsidentschaft aufgebaut hatte. So war Sebastian Coe auch nicht der «Kronfavorit» und wurde wohl bei der Präsidentschaftswahl Nahe von Olympia anlässlich der 144. IOK-Session vor allem ein Opfer der Bach’schen Macht- und Machterhaltungsspiele. Nüchtern betrachtet war die Nicht-Wahl des Britischen Ex-Leichtathleten eine Sensation. Mit lediglich 8 Stimmen schmierte er geradezu brutal ab. Das Rennen um das oberste Sportamt der Welt machte die favorisierte Kandidatin von Thomas Bach, die 41jährige Sportministerin aus Zimbabwe, Kirsty Coventry, die zweifache Olympiasiegerin im Schwimmen. Vordergründig zeigte sich das oft als Altherren-Club bezeichnete IOK mit der Wahl einer für diesen Zirkel jungen Frau aufgeschlossen und den Trends der Zeit folgend. In Wahrheit wird der formell als Präsident scheidende Deutsche Thomas Bach mit der Wahl seiner Nachfolgerin und Favoritin weiterhin seinen Einfluss im Olympia-Geschäft geltend machen können. Etwas, was mit einer Nomination des selbstbewussten Sebastian Coe nicht mehr möglich gewesen wäre.

So kam es, dass Kirsty Coventry in der IOK-Session schon im ersten Wahlgang mit 49 von 97 Stimmen als erste Frau in der Geschichte des IOK zur Präsidentin des Schweizer Vereins IOK (mit Sitz in Lausanne) gewählt wurde. In den nächsten zwölf Jahren wird sie Gelegenheit haben, der Olympischen Familie und der Welt zu zeigen, dass das Herausragendste an ihr nicht das Geschlecht ist. Der gewiefte Strippenzieher Thomas Bach hat es mit der Wahl der ehemaligen Erfolgs-Schwimmerin geschafft, seine eigene Macht nach der formellen Präsidiums-Beendigung im Spannungsfeld von Sport, (Sport-) Politik und Wirtschaft zu zementieren und zu perpetuieren. Der ehemalige Deutsche Olympiasieger im Fechten steht mit seinen nicht einmal 72 Jahren geradezu im Olympischen Novizenalter. Er wusste genau, dass derzeit Frauen in Spitzenämtern so gesellschaftsfähig sind wie noch nie. Die Wahl der Afrikanerin, die wegen ihrer politischen Aktivitäten in Simbabwe nicht unumstritten ist, war eine Meisterleistung des sport-politischen Taktierens durch Thomas Bach zwecks eigener Machterhaltung, frei auf den ehemaligen Olympiasieger anwendbaren Grundsatz: «Es spielt keine Rolle, wer unter mir Präsident, bzw. nun Präsidentin ist». US-Präsident Donald Trump dürfte an dieser Wahl wenig Freude haben. Die grundsätzlich gezielte Förderung von Frauen widerspricht in seinen Augen dem Leistungsprinzip. Das Wort «Diversität» ist ihm ein Gräuel. Das alles stört Thomas Bach nicht im Geringsten. Seine Sympathien gehören bekanntlich eh Russland.

IOK-Präsidentenwahl: Wer könnte Sebastian Coe gefährlich werden?

causasportnews.com – 26/2025, 18. März 2025

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(causasportnews / red. 18. März 2025) Die Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgerin des langjährigen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), Thomas Bach, wird am 20. März 2025 stattfinden. Nach zwölf Jahren an der Spitze des IOK, einem Schweizer Verein mit Sitz in Lausanne, geht die Ära des bald 72jährigen Funktionärs alter Schule definitiv zu Ende. Das ist eine Überraschung, denn in den Augen vieler Menschen auf dem Planeten galt der Deutsche als Funktionär, der nicht loslassen kann. Mit einer IOK-Statutenänderung hätte Thomas Bach, der Mannschafts-Olympiasieger im Fechten von 1976 in Montreal, die Amtsverlängerung durchsetzen können. Der mehrheitlich ungeliebte und umstrittene Deutsche dürfte jedoch erkannt haben, dass seine Zeit als IOK-Präsident definitiv abgelaufen ist. Thomas Bach war ein gewiefter Taktiker; er galt als Funktionärs-Apparatschik, der sich in der Sport-Weltpolitik allerdings immer wieder verhedderte und dem vorgeworfen wurde, Sportliches (als IOK-Präsident), Berufliches (als promovierter Jurist und Wirtschaftsanwalt) sowie Privates (als gewiefter Strippenzieher) zumindest unangebracht zu vermengen. Seit 2013 bekleidete er das höchste Amt im Weltsport. Seine Amtszeit war geprägt von etlichen Peinlichkeiten, vor allem mit Bezug auf Russland. 2014 lobte er die Olympischen Spiele in Sotschi (vom 7. bis 23. Februar 2014) und Putin-Russland über den grünen Klee, um dann miterleben zu müssen, wie eben dieses gelobte Russland im März 2014 die Krim annektierte und so den Krieg gegen die Ukraine lostrat. Sein Umgang mit dem russischen Staatsdoping bewirkte, dass Thomas Bach Naivität und Einfältigkeit nachgesagt wurde. Wäre nun die Amtsdauer des oft tollpatschig daherkommenden, ehemaligen Fecht-Olympiasiegers nicht so oder so zu Ende gegangen, wäre Thomas Bach wohl der Präsident gewesen, der über Russland stolperte. Nach dem Kriegsbeginn Russlands gegen die Ukraine anfangs 2022 fuhr der IOK-Präsident mit dem Ausschluss, bzw. Nicht-Ausschluss, bzw. mit dem ein bisschen-Ausschluss russischer Sportlerinnen und Sportler einen eher russenfreundlichen Kurs. Wie dem auch sei. Mit dem Abgang von Thomas Bach wird wohl das Kapitel des Apparatschik-Funktionärstums im IOK in der bisherigen Form ein Ende haben.

Als Favorit für das höchste Präsidentenamt im Weltsport gilt der ehemalige britische Mittelstreckenläufer Sebastian Coe. Als ehemaliger, erfolgreicher Sportler, der insgesamt zwei Olympische Goldmedaillen gewann, der in der Politik aktiv war und als langjähriger Sportfunktionär Erfahrungen sammelte, verfügt der 68jährige Brite das Rüstzeug, um den globalen Sport durch die tosenden Stürme dieser Zeit zu führen. Alles andere als eine Wahl von Sebastian Coe in dieser Woche wäre eine Sensation. In der Nähe von Olympia, in Griechenland, steigen neben Lord Coe nur zwei weitere, ernstzunehmende Kandidaten, bzw. eine Kandidatin, in den Ring. Da wäre einmal die Favoritin des abtretenden Thoms Bach, die Sportministerin Simbabwes, Kirsty Coventry. Sie gehört dem IOK-Zirkel seit längerer Zeit an und holte als ehemalige Schwimmerin zwei Olympische Goldmedaillen. Ihr Handikap: Mit 41 Jahren ist sie für das Amt etwas gar jung. Chancen werden zudem dem 65jährigenm Spanier Juan Antonio Samaranch junior eingeräumt. Seinen Vater kennt die Welt als langjährigen, teils nicht unumstrittenen IOK-Präsidenten (1980 – 2001).

Die Wahl der neuen IOK-Präsidentin oder des IOK-Präsidenten wird nicht nach dem Slogan «Wahltag ist Zahltag» erfolgen. Im IOK heisst es in dieser Hinsicht eher: «Die Karten werden neu gemischt». So schaut die Welt einigermassen gebannt und gespannt nach Griechenland, wenn nun in der Nähe von Olympia das höchste Sport-Funktionärsamt zu vergeben ist.

Wird Sebastian Coe Nachfolger von IOK-Präsident Thomas Bach?

causasportnews / Nr. 1183/09/2024, 22. September 2024

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(causasportnews / red. / 22. September 2024) Er hat es nach Abschluss der Olympischen Sommerspiele in diesem Sommer in Paris verkündet, und nun wird es konkret: Der amtierende Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), der Deutsche Olympiasieger von 1976, Dr. Thomas Bach, wird einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin Platz machen. Der 70jährige Wirtschaftsanwalt aus der Fecht-Hochburg Tauberbischofsheim (Baden-Württemberg), dem es oft schwerfiel, persönliche, wirtschaftliche und sportliche Interessen auseinanderzuhalten und der sich zuletzt insbesondere wegen seiner Nähe zum russischen Sport im IOK und in der Sportwelt immer mehr isolierte, will nach zwei Präsidial-Amtsperioden nicht mehr kandidieren (was aufgrund der Satzungen und mit Blick auf das Alter des Top-Funktionärs auch kaum mehr möglich wäre). Damit ebnet er wohl den Weg für den ehemaligen Leichtathleten Sebastian Coe ins IOK-Präsidium.

Wie es so ist, wenn man aus einer wichtigen Position ausscheiden will oder muss, oder auch einen Rückzug ins zweite Glied vorbereitet, liegen die Dinge bei Thomas Bach, der als gerissener Anwalt und im Sport als globaler Strippenzieher gilt, nicht anders: Man ist in jeder Hinsicht und vor allem gesellschaftlich «abgemeldet». So verhält es sich auch mit Thomas Bach, über dessen Rücktritt nun kaum mehr ein Wort verloren wird.

Das Interesse konzentriert sich derzeit vielmehr auf seine Nachfolge. Die Wahl des neuen IOK-Präsidenten oder -Präsidentin soll im März 2025 erfolgen. Der Präsident oder die Präsidentin wird das Amt am 24. Juni 2025 antreten. Es dürfte wohl keine Frau sein, die auf Thomas Bach folgen wird und das wichtigste und höchste Amt im Weltsport übernehmen soll. Im Rennen um das höchste IOK-Amt scheint der Brite Sebastian Coe über die besten Karten zu verfügen. Der smarte «Lord» gewann in jüngeren Jahren sogar eine Olympische Goldmedaille mehr als Thomas Bach. In der Disziplin 1500 Meter-Lauf war er 1980 und 1984 nicht zu schlagen. Unter anderem ist der Londoner derzeit Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF). Bei Sebastian Coe stimmt an sich alles, doch ein Wermutstropfen ist auch bei ihm auszumachen: Er wird am kommenden Sonntag, 29. September 2024, bereits 68 Jahre alt. Bis vor kurzem war das fortgeschrittene Alter so etwas wie eine unabdingbare Basis für eine erfolgreiche Funktionärs-Karriere. Das war insbesondere im IOK so. Noch jetzt sind die über 100 Mitglieder durchwegs eher altgediente Funktionäre des Vereins IOK, das seinen Sitz in Lausanne hat. Schön an den Vereins Satzungen auch des IOK ist es, dass sie sich leicht ändern und allenfalls den realen Gegebenheiten anpassen lassen. In der «Causa Sebastian Coe» müssten insbesondere Altersbestimmungen angeglichen werden. Sonst spricht nichts gegen einen neuen Präsidenten Sebastian Coe, der das Rennen um den Top-Posten wohl so eindrücklich für sich entscheiden wird, wie er als Aktiver in der Leichtathletik brillierte.

Doch zuerst muss auch diese Wahl über die Bühne gehen. Es kandidieren neben Sebastian Coe der 60jährige Prinz Feisal bin al-Hussein aus Jordanien, der Sohn des ehemaligen IOK-Präsidenten Juan Antonio Samaranch, Juan Antonio Samaranch Junior (64jährig) aus Spanien, der französische UCI-Radsport-Verbandspräsident, David Lappartient (51jährig), aus dem Turn-Sport Morinari Watanabe (65 jährig, aus Japan) sowie der schwedisch-britische Geschäftsmann und Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), Johan Eliasch (62jährig). Der bisher einzigen Frau auf der Kandidaten-Liste, der 41jährigen Sportministerin Kirsty Coventry aus Simbabwe, werden lediglich Aussenseiter-Chancen eingeräumt. Klar: Bis in einem halben Jahr kann noch vieles geschehen…

Doping und Medaillenverluste – und eine Dopingjagd auf Tote

causasportnews / Nr. 1178/09/2024, 6. September 2024

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(causasportnews / red. / 6. September 2024) Zwischenzeitlich hat sich die Sport-Community daran gewöhnt, dass Dopingfälle durchwegs zu regelrechten Komödien verkommen; eigentlich sind es Tragödien. Eine Farce bildet die Medaillen-Satire um die frühere russische Leichtathletin Tatjana Tomaschowa. Die heute 49jährige Sportlerin belegte im Olympia-Finalrennen in London 2012 (!) über 1500 Meter den vierten Platz, wurde dann aber auf den zweiten Platz hochgestuft, nachdem den Türkinnen Asli Cakir Alptekin (2. Platz) und Gamze Bulut (3. Platz) ihre Olympia-Medaillen wegen Dopings aberkannt wurden. Nun ist auch Tatjana Tomaschowa ihre vor 12 Jahren «geerbte» Silbermedaille wieder los, wie der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof TAS (Tribunal Arbitral du Sport) in Lausanne mitteilte. Die ehemalige Russin wurde gleich wegen mehrfacher Dopingvergehen schuldig gesprochen, für zehn Jahr gesperrt, und es wurde ihr auch die Silbermedaille von London aberkannt. Diese Groteske ist den Medien, wohl kalkuliert, nur noch eine Randnotiz wert. Kein Wunder, denn der dopingverseuchte Sport in Russland schadet dem Image des Weltsports noch immer und immer wieder, auch wenn Russland in der Welt-Gemeinschaft kaum mehr Kredit geniesst. Mit dieser Angelegenheit muss sich eventuell auch noch das Schweizerische Bundesgericht befassen. Im Moment präsentiert sich die Schlussrangliste des 1500 Meter-Laufs der Frauen anlässlich der Olympischen Spiele in London 2012 wie folgt (ohne Gewähr):

Goldmedaille               Maryam Yusuf Jamal (Bahrein)

Silbermedaille             Abeba Aregawi (Äthiopien)

Bronzemedaille           Shannon Rowbury (USA)

Ein Fachexperte aus der Leichtathletik: «Für die Glaubwürdigkeit des Sports ist es unabdingbar, dass das Publikum am Ende eines Wettbewerbes weiss, wer diesen gewonnen hat und wer die weiteren Plätz belegt.».

Dass es bei der Dopingbekämpfung noch grotesker zu- und hergehen kann, belegt eine Meldung aus Norwegen. Vor einem Nations-League-Spiel leisteten eifrige Dopingfahnder ganze Arbeit und luden Jorgen Juve und Einar Gundersen zu Dopingkontrollen vor. Die beiden ehemaligen Top-Fussballspieler sind allerding längst tot. Sie verstarben 1983 (Jorgen Juve), bzw.1962 (Einar Gundersen). Der gute Wille der Fahnder, die Dopingsünder unter Lebenden und Toten aufzuspüren, macht Mut mit Blick auf die global anzustrebende Total-Integrität des Sports…

IOK-Mitgliedschaft kann Betreibungsfähigkeit in der Schweiz begründen

causasportnews / Nr. 1171/08/2024, 15. August 2024

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(causasportnews / red. / 15. August 2024) Festzustellen, der ehemalige Vorsitzende Geschäftsleiter der inzwischen Pleite gegangenen, ehemaligen Renommier-Bank «Credit Suisse», Tidjane Thiam, sei in jeder Hinsicht ein «Volltreffer» gewesen, dürfte wohl leicht übertrieben sein. Neben seiner nicht gerade überzeugenden Management-Aktivitäten tat er sich auch im privaten Umfeld einigermassen schwer. Kurz: Der Staatsbürger der Elfenbeinküste und Frankreichs hinterliess während seiner Tätigkeit in der Schweiz bis 2020 einen «schillernden» Eindruck (vgl. dazu auch causasportnews vom 10. August 2024). Erstaunlich mutet der Umstand an, dass Tidjane Thiam schon während seiner Zeit als «CS»-Top-Manager, nämlich 2019, ins Internationale Olympische Komitee (IOK) gewählt wurde. Diesem Verein nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Lausanne gehören mehr als 100 Mitglieder an, allesamt natürliche (Individual-)Personen. Bis zur Wahl als IOK-Mitglied ist der ehemalige «CS»-Mann sportlich nicht sonderlich aufgefallen, auch wenn er in seinem sportlichen CV u.a. festhält, Affinitäten für den Judosport, für das Rudern und die Leichtathletik zu haben. Bekanntlich sind für IOK-Mitglieder neben der Liebe zum Sport insbesondere auch andere Fähigkeiten und gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Vernetzungen von entscheidender Wichtigkeit. In dieser Hinsicht braucht sich der 62jährige Sportfunktionär selbstverständlich nicht zu verstecken.

Das Vereins-Mitgliedschaftsverhältnis zwischen dem IOK und Tidjane Thiam, das sich nach Schweizerischem Recht richtet, könnte dem Ex-«CS»-Mann nun aber zum Verhängnis werden. Die Haushalthilfe, mit der sich Tidjane Thiam in strafrechtlicher Hinsicht zofft (vgl. causasportnews vom 10. August 2024), hat, wie nun bekannt geworden ist, vor geraumer Zeit ein zwischenzeitlich rechtskräftig gewordenes Zivilurteil vor Schweizer Gerichtsinstanzen gegen Tidjane Thiam erstritten, gemäss dem der ehemalige Banker und heutige Sportfunktionär seiner ehemaligen Angestellten einen Betrag von über 200 000 Schweizer Franken zu bezahlen hat bzw. hätte. Tidjane Thiam denkt allerdings nicht daran, diese Schuld zu begleichen. Nun droht ihm zufolge Betreibungsfähigkeit in der Schweiz die Zwangsvollstreckung (vgl. in diesem Zusammenhang auch den Bundesgerichtsentscheid vom 24. September 1973, BGE 99 III 4 ff.). Aufgrund des Mitgliedschaftsverhältnisses IOK – Tidjane Thiam und darauf basierender, zweifelsfrei bestehender Ansprüche des Ex-Bankmanagers gegenüber dem Verein IOK kann er nun, gestützt auf das rechtskräftige Zivilurteil, nach erfolgter Betreibung ausgepfändet werden, falls er nicht noch zur Vernunft kommt und die Schuld gezwungenermassen freiwillig bezahlt. Affaire à suivre also auch hier…

Schillerndes IOK-Mitglied zofft sich mit ehemaliger Hausangestellten

causasportnews / Nr. 1169/08, 10. August 2024

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(causasportnews / red. / 10. August 2024) Tidjane Thiam ist vor allem bekannt geworden durch seine Funktion als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Pleite-Bank «Credit Suisse» (CS). Dort wirkte er von 2015 bis 2020. Selbstverständlich ist der 62jährige Staatsbürger Frankreichs und der Elfenbeinküste nicht schuld oder verantwortlich am Zusammenbruch der ehemals renommierten Bank in der Schweiz – allenfalls ein bisschen. Wie dem auch sei, die Dienste des ehemaligen Unternehmensberaters, Versicherungs-Managers und Bankers, letzteres in der Schweiz (ohne einschlägige Erfahrungen im Banken-Business), wurden ihm für seine Tätigkeit in Zürich gemäss verschiedenen Quellen mit 62 Millionen Schweizer Franken abgegolten. Über die Leistungen des ehemaligen CS-Managers, der vom Universallexikon «Wikipedia» explizit als «schillernder Manager» bezeichnet wird, gehen die Meinungen auseinander – man sagt dies, und man sagt das. Sicher wäre es falsch, Tidjane Thiam für seine CS-Aktivitäten in irgendeiner Form zu schelten. Die Schelte gebührt, wenn schon, eher den Personen, welche den Mann aus Côte d’Ivoire 2015 ohne jegliche Branchenkenntnisse und -erfahrungen bei der CS installiert haben; es sind weitgehend dieselben Akteure, welche die CS zumindest mit in den Ruin getrieben haben. Tidjane Thiam wurde bei seinem Engagement in der Schweiz weder geliebt noch gefeiert; gehasst und schliesslich gefeuert wurde er allerdings auch nicht.

Speziell war nach seinem Abgang in Zürich, dass Tidjane Thiam in Côte d’Ivoir umgehend politisch aktiv wurde und sich Ende 2023 zum Vorsitzenden der rechtsliberalen demokratischen Partei der Elfenbeinküste wählen liess. Offensichtlich will der Ex-Banker 2025 Präsident des afrikanischen Landes werden. Seine Verbindungen zur Schweiz bestehen teilweise immer noch. Zum Beispiel zofft er sich mit einer Hausangestellten herum, von der er sich genötigt fühlt, weil sie von ihm einen hohen Geldbetrag verlangt haben soll, um allfällige personelle Missstände beim Dienstpersonal in der von Tidjane Thiam bewohnten Villa in Herrliberg bei Zürich nicht öffentlich zu machen. Vom Bezirksgericht Meilen ist die 43jährige Rumänin soeben wegen Nötigung freigesprochen worden; was der ehemalige CS-Mann nicht akzeptieren will. Soeben hat er aus Paris, wo derzeit die Olympischen Spiele ausgetragen werden und sich die Mitglieder des IOK in einem der besten Hotels der Stadt einquartiert haben und es sich dort gutgehen lassen, der Welt mitgeteilt, dass er in dieser Sache das Zürcher Obergericht anrufen wolle. Das hat seinen Grund, und hiermit wäre der Faden von Tidjane Thiam zum Sport gesponnen. Seit 2019, als sich der Ex-Manager noch in den Diensten der CS befand, wurde er ins Internationale Olympische Komitee (IOK) gewählt – weshalb eigentlich, weiss wohl ausser den Mitgliedern des IOK, das seinen Sitz in Lausanne hat und als Verein nach Schweizerischem Recht organisiert ist, kaum jemand. Vor allem hat sich der Mann von der Elfenbeinküste in sportlicher Hinsicht bis zur Wahl in den erlauchten Kreis der Ober-Olympioniken keine Meriten verdient. Doch im IOK dabei sein und in diesem Kreis mitwirken zu können, ist für ambitionierte Menschen unserer Zeit alles. So wohl auch für Tidjane Thiam, für den die Mitgliedschaft im IOK, das so etwa wie das Politbüro des Weltsportes angesehen werden kann, für das persönliche Zukunfts-Glück weichenstellend ist. Dieser Verein mit über 100 Vollmitgliedern (natürlichen Personen) sieht sich auch als Gralshüter der Weltmoral. Da fühlt es sich schlecht an, wenn ein IOK-Mitglied in Verfahren bezüglich Arbeitsbedingungen von Bediensteten verwickelt ist, wie eben das IOK-Mitglied Tidjane Thiam an Zürcher Gerichten. Mit der Schweiz hat der Mann mit neu politischen Ambitionen in Afrika jedenfalls noch nicht abgeschlossenen. Dabei bleibt seine Beziehung zum IOK in Lausanne einmal ausgeklammert. Affaire à suivre also.

Wie sich die Schweiz einen Olympiasieger machen möchte

causasportnews / Nr. 1153/06/2024, 23. Juni 2024

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causasportnews / red. / 23. Juni 2024) Die Fussball-Europameisterschaft in Deutschland hat die (Sport-)Welt, zumindest auf dem Kontinent, voll im Griff. Dennoch wird der Fokus nach vorne gerichtet und bereits der nächste Grossanlass, der in diesem Jahr stattfindet wird, ins Auge gefasst: Die Olympischen Sommerspiele, die vom 26. Juli bis am 11. August 2024 in Paris durchgeführt werden. Wer wird in welchen Sportarten Olympiasiegerin oder Olympiasieger werden? – Das ist die zentrale Frage. Aber auch: Wie könnte man sich z.B. einen Olympiasieger machen, wenn es Mensch und Material sonst nicht zulassen? Die Thematik beschäftigt und bewegt derzeit die Schweiz.
Da hält sich seit ungefähr fünf Jahren Dominic Lobalu, ein bald 26jähriger Flüchtling aus dem Südsudan, in der Schweiz auf und erbringt sportliche Leistungen, die Appetit auf mehr wecken. Der Ausnahmeathlet hat an den kürzlich zu Ende gegangenen Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom überlegen die Goldmedaille im 10 000 Meter-Lauf gewonnen. Zuvor lief er sich im 5000 Meter-Rennen warm und holte Bronze. Alles für die Schweiz natürlich. Einen Monat vor den Wettkämpfen in Rom erhielt Dominic Lobalu die Startberechtigung und die Erlaubnis, um in Rom für die Schweiz starten zu können. Der Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) erachtete es als unproblematisch, dem Leichtathleten die Starterlaubnis für die Schweiz mit Blick auf die Europameisterschaften zu erteilen, was auch sportrechtlich nicht zu beanstanden war. Die Schweiz bekam nach den Erfolgen des Athleten in Rom Lust auf mehr und wurde beim Internationalen Olympischen Komitee (IOK) vorstellig, um dem in der Schweiz gut integrierten Südsudanesen nun auch einen Start für die Schweiz an den Olympischen Spielen zu ermöglichen. Für ein kleines Land, das nicht als Leichtathletik-Hochburg bekannt ist, wachsen potentielle Olympiasiegerinnen und -sieger nicht gerade an den Bäumen; die Medaillen-Aussichten von Athletinnen und Athleten in dieser Sportart sind aus Optik der Schweiz eher bescheiden. Da kam Dominic Lobalu gerade recht, um für Paris Schweizer Medaillen-Hoffnungen in der Leichtathletik zu schüren. Es wurde ein Gesuch an das Internationale Olympische Komitee (IOK) in Lausanne gerichtet, um den Flüchtling aus dem Südsudan für die Schweiz starten zu lassen. Doch das IOK wies das Ansinnen zurück und untersagte den Start des Athleten in Paris als Staaten-Vertreter der Schweiz mit der Begründung, die Teilnahme eines Athleten an den Spielen sei an den Nationalitäts-Status geknüpft (die Nomination der Sportlerinnen und Sportler für Olympia erfolgt durch die Nationalen Olympischen Komitees und nicht durch die Internationalen Fachverbände), was bedeute, dass der aus Südsudan geflüchtete Top-Sportler die Schweizerische Staatsbürgerschaft schlicht und ergreifend nicht besitze, es also an einem nationales Anknüpfungskriterium fehlt. Dominic Lobalu könne zwar gemäss nationaler Rechtsordnung dereinst den Schweizer Pass erwerben, doch im Moment unterstehe er dem Flüchtlings-Status. Der Versuch der Schweiz, sich mit einem Sondergesuch vielleicht eine Leichtathletik-Goldmedaille an den Sommerspielen an der Seine zu sichern, scheiterte veritabel. Das Wehklagen vor allem der Schweizer Medien an die Adresse des IOK, man wolle mit diesem Entscheid die Schweiz abstrafen, ihr einen Denkzettel verpassen, usw., ist natürlich blanker Unsinn, auch wenn das Verhältnis zwischen der Schweiz und dem IOK auch schon besser war. Die Funktionäre am Lac Leman konnten letztlich gar nicht anders entscheiden. Dominic Lobalu wird in der Stadt der Liebe dennoch an den Spielen antreten können, in einem «Refugee Team», was für die Schweiz allerdings keine Olympischen Lorbeer-Siegeskränze bringt. Ein Olympiasieger Dominic Lobalu würde also nicht als Repräsentant der Schweiz in den Olympia-Himmel eintreten, sondern als natürliche Person Dominic Lobalu. Knapp eine Woche nach Beendigung der Sommerspiele in Paris wird der hoch-talentierte Athlet am 16. August seinen 26. Geburtstag feiern. Der Schweiz wird er kein entsprechendes Geburtstagsgeschenk z.B. in Form einer Olympia-Medaille präsentieren können.

Das Wundenlecken in der Schweiz nach Emmanuel Macrons Olympia-Coup

causasportnews / Nr. 1098/01/2024, 7. Januar 2024

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(causasportnews / red. / 7. Januar 2024) Allmählich wird gewahr, wie der Französische Staatspräsident Emmanuel Macron der Schweiz die Olympischen Winterspiele 2030 wegschnappte – oder sich die Schweizer Sport-Funktionärskaste sowie die Sportministerin vom begnadeten Strippenzieher aus dem westlichen Nachbarland übertölpeln liessen (vgl. auch causasportnews vom 1. Dezember 2023).

Vorspiel I: Das Internationale Olympische Komitee (IOK), ein Schweizer Verein mit Sitz in Lausanne, bekundet immer grössere Mühe, um valable und unumstrittene Ausrichter-Destinationen für Olympische Sommer- und Winterspiele zu finden. Mit Blick auf die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2030 wurde der Sitzstaat des IOK, die Schweiz, vom IOK lange Zeit mit allen Mitteln umgarnt und bekniet, die Olympia-Wettkämpfe (dezentral) in der Schweiz auszutragen. Mit Hängen und Würgen erklärten sich die obersten helvetischen Sport-Funktionäre bereit, den Grossanlass 2030 hier durchzuführen. Auch die Schweizer Regierung schaltete die Olympia-Ampeln auf «grün». Die vereinigte Schweizer Sport- und Polit-Prominenz feierte sich und den Olympia-Zuschlag bereits ausgiebig, in Verkennung der Ereignisse, die sich am 15. November 2023 zutrugen und wie sie zum Jahresende 2023 von der Boulevard-Zeitung «Blick» (Sonntags-Blick vom 31. Dezember 2023) nachgezeichnet wurden.

Vorspiel II: An jenem Tag traf Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron zu einem Staatsbesuch in der Schweiz (!) ein. Die Schweiz fühlte sich ob des französischen Antichambrierens geehrt und huldigte dem Staatsoberhaupt. Man war beste Freunde; der Champagner floss in der Bundeshauptstadt Bern in Strömen. Doch Emmanuel Macrons Besuch hatte vor allem einen Zweck, nachdem die Gelüste der Franzosen auf Olympia auch im Winter nicht mehr verborgen blieben: Die Winterspiele 2030 nach Frankreich zu holen. Man ahnte es – nur die Schweiz glaubte weiterhin an das Gute in den Menschen; und an das Faktum, dass nach der Vergabe der Olympischen Sommerspiele in diesem Jahr an Paris alles in trockenen Tüchern sei.

Hauptakt I: Während Emmanuel Macron anlässlich seines Staatsbesuches vorwiegend in Bern hofiert wurde, begab sich seine Entourage zur gleichen Zeit nach Lausanne, um am Sitz des IOK für Frankreich 2030 zu lobbyieren. IOK-Präsident Thomas Bach und der Französische Staatspräsident waren sich schon vorher grundsätzlich einig geworden, dass die Olympischen Winterspiele 2030 in den französischen Alpen durchzuführen seien.

Hauptakt II: Als die Schweizer Sport- und Politelite auch an jenem 15. November 2023 immer noch vom Zuschlag der Spiele 2030 träumte und dieses Ereignis feierte, platzte am 29. November 2023, zwei Wochen nach dem Staatsbesuch von Emmanuel Macron in der Schweiz, die «Bombe». Aus Paris (!), nicht aus Lausanne, verkündete das IOK, dass Frankreich die Olympischen Winterspiele 2030 austragen könne. Die Schweiz, so das IOK, dürfe aber bezüglich der Winterspiele 2038 in einen «privilegierten Dialog» treten, was bedeutet, dass der Schweiz die Ehre zukommen wird, ernsthaft, gnädigst und beinahe konkurrenzlos mit dem IOK sprechen zu dürfen…

Fazit: Das IOK liess die Schweizer Sport- und Polit-Elite von Olympischen Winterspielen träumen, die eigentlich keine unumstrittene Destination austragen wollte – bis Frankreich, das in punkto Sport im globalen Kontext derzeit alles aufsaugt, was möglich ist, das IOK zu umgarnen begann. Aus welchen Gründen auch immer! Die Schweiz liess sich übertölpeln und erlitt in diesem Olympia-Poker eine schmähliche Niederlage. Die trägen Verbands-Funktionäre und insbesondere eine naive, unbedarfte und beratungs-immune Sportministerin ohne jegliches diplomatisches Geschick, die übrigens in diesem Jahr sogar als Bundespräsidentin amtet, waren den taktischen, ja hinterlistigen Spielen von Emmanuel Macron und Thomas Bach nicht gewachsen. Diesen IOK-Nackenschlag versuchen die geprügelten Verbands-Amateure der helvetischen Sportpolitik nun in einen Sieg umzudeuten, indem sie den «privileged dialogue» mit dem IOK als grosse Errungenschaft darzustellen versuchen. Dass Sport und Politik in der Schweiz trotz dieses «Privilegs» fähig sind, die Winterspiele 2038 in die Schweiz zu holen, glauben wohl lediglich diese selber. Nur weil sie dann in diesem Poker dem gewieften Gegner Emmanuel Macron nicht mehr gegenüberstehen werden, heisst das noch lange nicht, dass «es» mit der Vergabe 2038 klappen wird! Die Realität stirbt zuletzt: Eigentlich hat es die Schweiz aber auch nicht nötig, zum globalen Spielball der Sport-Politik zu werden. Doch diese Erkenntnis geht den federführenden Protagonistinnen und -en in der Schweiz ab. Im Moment ist trotz schönfärberischer Rhetorik insbesondere aus Bern und nach der Umdeutung der Vergabe-Niederlage in einen Sieg ein breitgefächertes Wundenlecken angesagt.

IOK stützt Frankreich ins Olympia-Dilemma

causasportnews / Nr. 1089/12/2023, 10. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 10. Dezember 2023) Anne Hidalgo, seit 2014 Bürgermeisterin von Paris, ist nicht so leicht zu beeinflussen oder sogar zu verbiegen – dies im Gegensatz zu vielen ihrer männlichen Kollegen in der Politik. Anfangs Jahr hat die 64jährige Juristin mit Spezialgebiet «Sozialrecht» mit Blick auf den von Russland entfesselten Krieg gegen die Ukraine erklärt, dass sie an den Olympischen Spielen, die im kommenden Sommer in einer der schönsten Städte der Welt, eben in Paris an der Seine ausgetragen werden, keine Athletinnen und Athleten aus Russland und Weissrussland in «ihrer» Stadt dulden wolle, auch wenn diese als «neutrale Sportlerinnen und Sportler» dabei sein würden. Nun hat das Internationale Olympische Komitee (IOK) genau das ausgeblendet und soeben entschieden, dass russische und weissrussische Aktive als «neutrale Athleten» an den Olympischen Spielen in Paris grundsätzlich teilnehmen dürften, sofern sie die Qualifikationsvoraussetzungen erfüllen; die Teilnahme von Aktiven aus den beiden Ländern muss letztlich von den Sportverbänden beurteilt und entschieden werden. Damit hat das IOK, ein Verein nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Lausanne, dem weitgehend bejahrte Funktionäre teils mit zweifelhaftem Ruf angehören, die heisse Olympia-Kartoffel den Verbänden weiter gereicht – und Paris sowie Frankreich in ein Dilemma gestürzt. Auch wenn die Gradlinigkeit und der Mut von Anne Hidalgo, der Bürgermeisterin von Paris, welche im kommenden Jahr dieses Amt zehn Jahre ausgeübt haben wird, bekannt ist, wird es für sie schwierig werden, den opportunistischen Wendehälsen im IOK, die nicht nur vor Russland kuschen, Paroli zu bieten. Ein Grund dafür, dass in Paris im Sommer sowohl russische als auch weissrussische Athletinnen und Athleten dabei sein werden, dürfte allgemein in Frankreich zu orten sein, vor allem beim Staatspräsidenten der Französischen Republik und dem Kofürst von Andorra in Personalunion persönlich. Emmanuel Macron gilt als Polit-Strippenzieher, der auch eifrig im internationalen Sport mitmischt und sich gerne mit den Grössen aus der Sport-Politik umgibt. So ist es ihm dank seiner besten Beziehungen zu seinen besten Freundinnen und Freunden im IOK gelungen, die Olympischen Winterspiele 2030 nicht in die Schweiz, sondern nach … Frankreich vergeben zu lassen (vgl. auch causasportnews vom 22. Juni 2023 und vom 1. Dezember 2023). Innerhalb von sechs Jahren wird Frankreich also Olympische Sommer (2024)- und Winterspiele (2030) austragen.

Zurück zu den ungeliebten Olympia-Teilnehmenden im kommenden Jahr in Paris aus Russland und aus Weissrussland: Es darf nur gemutmasst werden, was geschehen könnte, wenn dann die bisher 60 qualifizierten Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine auf acht Russinnen und Russen sowie drei Teilnehmende aus Weissrussland treffen werden – Zahlen Stand heute. Nicht nur aus diesem Grund hat Frankreich die Sicherheit als Hauptproblem des im kommenden Jahr stattfindenden Grossanlasses auf die To-do-Liste gesetzt. Jedenfalls ist es für die Betrachter des Sportgeschehens klar: Affaire à suivre…

Frankreich – Schweiz bald 2:0

causasportnews / Nr. 1086/11/2023, 1. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 1. Dezember2023) Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Am vergangen Wochenende sagte das Schweizer Sportparlament überwältigend Ja zu Olympischen Winterspielen 2030 in der Schweiz, drei Tage später die Ernüchterung: Das Internationale Olympische Komitee (IOK) vergibt die Spiele nach … Frankreich! Es tönte für die helvetische Sport-Funktionärs-Kaste an sich alles gut, und die Sport-Politiker, sekundiert von der Schweizerischen Sportministerin Viola Amherd, gaben sich siegessicher. Der Olympia-Zuschlag für 2030 wurde als gleichsam vollendete Tatsache dargestellt und medial entsprechend «verkauft». Denn offensichtlich wurde mit dem IOK alles vorbereinigt; dann kam der Hammer … aus Paris – nicht aus der IOK-Zentrale in Lausanne. Eine französische Alpen-Region wird 2030 die Olympischen Spiele durchführen. Die Meldung liess den Schweizer Traum vom dezentralen Sporterlebnis an verschiedenen Orten der Schweiz zum sport-politischen Albtraum (hier wäre wohl auch die Schreibweise Alptraum angebracht) werden. Innerhalb weniger Tage platzten Träume, Visionen und Hoffnungen. Feierte die Schweizer Sportelite den Entscheid des Schweizer Sportparlamentes vor nicht einmal einer Woche noch überschwänglich, und konnte sich die Sportministerin im Zustand grösster Erregung der grenzenlosen Freude hingeben («Diese Winterspiele in der Schweiz sind ein Riesen-Booster für unser Land»), herrscht nun bei Funktionären und der unbedarften Sportministerin dennoch Genugtuung und Hoffnung (Viola Amherd: «Es herrscht Freude»). Weshalb? Das IOK liess durchblicken, dass die Schweiz mit Blick auf die Olympischen Spiele 2038 in einen «privilegierten Dialog» mit den Gralshütern der Olympischen Idee in Lausanne, dem Sitz des IOK, treten dürfe. So viel Gnade versetzte die Sportministerin also trotz des erlebten sport-politischen Super-GAU in freudige Ekstase, während die rührigen Funktionäre, denen jegliches diplomatisches und Verhandlungs-Geschick abgeht, die Zuschlags-Schlappe wohl erst verdauen müssen. Sie gebärden sich diplomatisch vermeintlich klug und trösten sich über die vom IOK zugefügte Schmach des Nicht-Zuschlags bezüglich Olympia 2030 hinweg getreu dem Motto: «Wir sind immer oben, und wenn wir nicht oben sind, ist unten oben». Nüchtern betrachtet haben die Schweizer im weltpolitischen Sport-Pokerspiel wieder einmal versagt – so, wie das in der Globalpolitik längst zur Usanz geworden ist. Hier könnten sie von den Franzosen lernen, die sowohl in der Politik und in der globalen Sportpolitik geschickt(er) taktieren und letztlich immer wieder die Früchte ihrer cleveren Bemühungen ernten können, während die Schweizerinnen und Schweizer noch immer blauäugig an das Gute im Menschen glauben. Notfalls schicken die Gallier ihr bestes Pferd aus der Politik ins Rennen, wie derzeit Staatspräsident Emmanuel Macron, der sich als moderner Sonnenkönig gebärdet und die Olympia-Pläne Frankreichs zur Chefsache erklärte. Dem hatte die Schweiz mit ihrem unsäglichen Funktionärs-Filz und einer unbedarften Sportministerin im Gefolge nichts entgegenzusetzen. In der Welt hat sich die vom IOK übertölpelte Schweiz wieder einmal richtig blamiert. Mit dem IOK-Zuschlag von Olympia 2030 an Frankreich, der noch formalisiert werden muss, sind die Gallier gegen die Schweiz 1:0 in Führung gegangen.

Eigentlich steht der Wettkampf Frankreichs gegen die Schweiz schon fast 2:0. Frankreich (mit Emmanuel Macron) unternimmt derzeit vieles, um den Welt-Fussballverband (FIFA) von Zürich nach Paris zu lotsen. «Wetten, dass?» ist zwar Geschichte, aber die Wette gilt dennoch: Frankreich wird gegen die Schweiz früher oder später auch diesbezüglich gewinnen (vgl. auch causasportnews vom 21. November 2023).